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Ein Dialogus/des inhalt/ein argument der Römischen/wider das Christlich heiiflein/den Geytz/auch ander offenlich laster etc. betreffend.

Ephesios. v.
Hùrerey und unrainigkait/oder geytz/laßt nit von euch gesagt werden/wie den heyligen zù steet.

Dem achtparn Hans Odrer zu Preisla
wünscht Hans Sachs Genad und Frid
in Christo Yesu unserm
lieben Herren. Amen.

Geliebter Bruder in dem Herren, ich bin durch vilfaltig Pit unsers lieben Mitbruders Ulrich Lauthi angelanget dir zu dienen mit der Gab, so ich empfangen hab, nach der Ler 1. Petri 4 auf dass ich aber nicht wie der faul Knecht (Matthei 25) erfunden werd, bin ich im zu Willen worden mit einem Dialogo, den ich dir hiemit überschick, des Inhalt ist ein Argument, so unsere Römische mit hoher Stimm aufsschreien auf der Kanzel und wo sie Raum haben, die evangelischen Ler zu lestern, fürnemlich mit dem verfluchten Geiz, nachmals mit andern offenlichen Lastern, welche noch (Got erbarms) in vollem Schwank bei uns gent von den, so Christum noch nicht wahrhaftig im Geist erkent haben als wer darumb die Ler falsch. Mit Disputieren und Schreiben haben sie wenig Er erlanget, noch vil weniger mit iren ungezelten Hinderdücken, fallen nun auf das sündig Leben, welches ich hoff werd kurzer Zeit fallen durch den Hal der evangelischen Pusaun, wie die Statmaur Hiericho (Yosue 6). Alsdann haben sie nichts wider uns, dann sie villeicht die Hend in dem christlichen Plut waschen, auf dass die Zal der Mitbrüder, so um des Gottes Worts willen erwürgt werden, erfült werd (Aporalipsis 6), wie dann angefangen ist. Got sterk uns alle in seinem Wort zu verharren bis ans End und selig werden. Amen. Matthei 24.

 

Geben zu Nürnberg, am Tag Michaelis, im 1524 Yar.
Matthei 26.
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

Romanus.

Pax vobis, lieber Junker Reichenburger!

Reichenburger.

Seit mir Got wilkum zu tausent Malen, wirdiger Vater Romanus Romanus, soll hier »Römling« heißen.! Euer Zukunft Zukunft, Ankunft (Besuch). in mein Haus bedeut warlich ein Schne, seit ir mein Haus nun bei drei Jaren gemiden habt. Was gebiet ir?

Romanus.

Zwar nit vil. Ich hab mit euch zu reden eines Geschefts halb, vor dreien Jaren geschehen, darin seit ir ein Vormund.

Reichenburger.

Ich wolt fürwar wenen, ir wöltet euer Kleid der Geizigkeit (Geistlichkeit solt ich sagen) hierin bei mir abziehen, und wolt ein Christ werden, seit ir also unversehens und einig zu mir hereinschleicht.

Romanus.

Ich wil mein Kutten noch wol lenger tragen der Miltigkeit halben, so ir neuen Evangelischen übet und treibet under einander, und ir seit mir nur zu lieb darzu, wölt euch sunst anders antwurten.

Reichenburger.

Sagt an, wirdiger Vater, was ir wißt, iedoch die Warheit; bedurft mein nicht verschonen.

Romanus.

So schaut in Spiegel euers Herzen, wie rein ir seit des Geiz halb, und nicht allein euch, sunder sehet an alle dise Welt vom Minsten biß zu dem Meisten, so findet irs alles überschwembt mit Geizigkeit, daß Esaias wol war sagt am vj. Capitel »von dem Minsten biß zu dem Meisten all gent sie nach der Geizigkeit.« Ir neuen Evangelischen wendet aber euer Augen allein auf uns Münich und Pfaffen, sam seien wir allein geizig, und vergeht die weil euer selb darbei. Ir aber werdt mit uns nit entschuldigt, Christus spricht Luce am xiij »meint ir, daß die Achtzehen, auf welche der Turn in Siloa fiel und erschlug sie, seien schuldig für alle, die zu Jerusalem wonen? Ich sag nein darzu, sundern so ir euch nicht beßern, werdt ir all also umbkummen.« Darumb, ir lieben Evangelischen, tut vor den Palken auß dem Aug, darnach das Bechtlein Bechtlein, Splitter. auß euers Bruders Aug (Matthei am vij).

Reichenburger.

Ei wo betriegen wir die Leut also geiziglich als ir Geistlichen uns eine lange Zeit her betrogen habt, als mit Ablaß, Ban, Opfer, Vigil, Selmess, guten Werken, mit sampt den Sacramenten, die ir uns umb Gelt verkauft habt, das übrig mit Betlen und andern Alfenzen abgewunnen.

Romanus.

Ei so betrüget aber ir einander in Kaufhendeln, Gerichshendeln, Wucher und in Summa durch und durch. Wer wil die Handtierung all erzelen, darin der Geiz regiert? Mir ist noch unvergeßen, was mir oft in der Beicht fürkummen ist, wenn ichs reden dürft.

Reichenburger.

Wirdiger Vater, sagt mirs beichtweis hie under der Rosen under der Rosen, im Vertrauen ( sub rosa).! Ich mag die Warheit wol hören, wie pitter

Romanus.

Von wannen kumbt das Fürkaufen, als Wein, Getreid und Salz und alles, was man erdenken mag? Kumbt es nicht auß dem Geiz?

Reichenburger.

Ei nicht redt also! Solt man bei gemeiner Stat nicht solche Leut haben, wurd es oft in Teurungen, Kriegslasten oder andern Nöten klein zu gen. Stet nicht Proverbiorum vj »o Dreger, sihe zu der Ameißen   und merk ire Weg und lern die Weisheit, sie bereitet ir Speis im Summer und samlet im Schnit Schnit, Ernte., das sie eß.«

Romanus.

Ich red nit von Fürkaufen, da man Nutz sucht einer ganzen Gemein und gleich einen zimlichen Pfenning zu Gewin nimbt, und noch vil weniger, wo ein Oberkeit fürkauft und gemeinen Nutz sucht, sonder allein red ich von den Fürkaufern von Eigennutz und Gewins halb, und dem Fürkaufer leid wer, daß nachmals Wein, Getreid und anders wol geriet, frolocken in dem ungeraten Jar, verbergen den Fürrat in der Not, wo sie verhoffen mer Gelts daran zu erhalten. Von denen stet Proverbiorum xj »der da verbirgt sein Getreid, der ist verflucht under den Völkern.« Und Levitici xxv »du solt dem Armen dein Speis nit mit Uebersatz Uebersatz, Wuchergewinn. auftun.« Und Deuter. xxiij »du solt an deinem Bruder nicht wuchern weder mit Gelt, noch mit Speis, noch mit all dem, damit man wuchern kan.« Und Amos viij »höret das, ir zeknischet zeknischen, erdrücken. den Armen und machet manglen die Dürftigen der Erd, saget: so der Schnit verget, verkaufen wir die Lon, und den Sabath wir tun auf das Getreide, wir mindern die Maß und meren den Seckel und verkaufen die Spreuer des Getreids, das wir besitzen, den Durstigen im Silber. Und der Herr schwur: ich wird nit vergehen aller irer Werk biß ans End.«

Reichenburger.

Fürkaufen in solcher Maß ist nicht ein christlicher Handel, es tu gleich wer da wöl.

Romanus.

Auch regiert der Geiz in Geselschaftern, also daß sie etlich War zu Hauf aufkaufen andern auß den Henden und dann zu sich bringen, als Spezerei und was dann ir Handel und Gewerb ist, machen damit ein Aufschlag, wenn sie wöllen, beschweren also Land und Leut. Ist das gut evangelisch?

Reichenburger.

Es ist auch unrecht, wann alles, das ir wölt, daß euch die Leut tun, das tut in auch widerumb (Matth. vij)

Romanus.

Auch regiert der Geiz mit böser War, schwert sie oft eim mit Gewalt ein schwert sie ein, drängt sie auf., darob oft ein Armer verdirbt; das ist verboten Levitici xix »ir solt nit stelen, liegen noch felschlich handeln einer mit dem andern«, und Ecclesia. xxxiiij »der den Armen betreugt ist ein Man des Pluts«, und j. Thessalon, iiij »niemant greif zu weit noch vervorteil sein Bruder im Handel, dann der Herr ist ein Recher über das alles.« Wo bleiben dann die so gute War erst in irem Gwalt felschen? Ist das gut evangelisch?

Reichenburger.

Ei das seint unchristlich Hendel. Es spricht Malachias j »verflucht sei der betrieglich handelt.«

Romanus.

Auch regiert der Geiz mit falscher Wag, Maß, Zal, Ueberschnellen in Rechnung, Anschreiben, ist verboten Levitici xix »ir solt nit ungleich handeln am Gericht mit Elen, mit Gewicht, mit Maß etc.«, und Proverbiorum xj »ein triegliche Wag ist ein Fluch bei Got«, und Luce vj »mit was Maß ir meßt wirt euch widerumb gemeßen.« Ist solchs gut evangelisch?

Reichenburger.

Ei wer heißt es gut, was wider Got und die Lieb des Nechsten ist?

Romanus.

Weiter regiert der Geiz gewaltiglich under den Kaufherren und Verlegern, die da drucken ire Arbeiter und Stückwerker; wenn sie inen ir Arbeit und Pfenwert Pfenwert, Ware ( pennyworth, derrata) was einen Pfennig wert ist. bringen oder heim tragen, da tadeln sie in ir Arbeit aufs hinderst aufs hinderst, aufs äußerste., dann stet der arm Arbeiter zitrend bei der Tür mit geschloßnen Henden, stilschweigend, auf daß er des Kaufherren Huld nit verlier, hat etwann vor Gelt auf die Arbeit entlehent, alsdann rechent der Kaufherr mit im wie er wil. Büßt der Arm sein eigen Gelt ein zu seiner Arbeit, dann freut sich der Reich des guten wolfeiln Kaufs, meint er hab im recht getan. Hört aber was stet Levitici xxv »wenn du deinem Nechsten verkaufst oder abkaufst, solt du in nit schinden.« Und Deutero. xxiiij »nicht vervorteil den Lon des Benötigten und Armen, auf daß er nicht den Herren über dich anrüf, und sei dir Sünd.« Und Ecclesia. xxxiiij »der da vergeußt das Plut und betreugt den Arbeiter, seint Brüder, und der da abnimbt das Prot im Schweiß, ist als der da töt den Nechsten.«

Reichenburger.

Ir sagt aber nicht darbei, wie stolz die Arbeiter seint. So man ir bedarf, kan man ins nicht gnug bezalen und kan dannocht niemant nichts von in bringen.

Romanus.

Ir Puchen puchen, pochen, trotzen. kan nicht lang weren. Alsdann wirts inen zwifelig eingedrenkt, so der Handel steckt, oder im Winter, so es allenthalben klem ist, da müßen sie euch wolfeiler geben. Im Summer habt ir im die Haut abgezogen, im Winter saugt ir im das Mark auß den Beinen. Ist das gut evangelisch, daß die Armen also Tag und Nacht über und über arbeiten und sich doch des Hungers mit Weib und Kind kaum erneren mögen? Gedenkt ir nit, Got erhör das Weklagen, wie Exodi vj »ich hab erhört das Weklagen der Kinder Israel, die die Egiptier mit Fronen beschwerten.«

Reichenburger.

Sölches Schinden hat mir mein Lebenlang nie gefallen. Es ist aller ding unchristenlich.

Romanus.

Weiter regiert der Geiz in dem Wechsel, der so mancher Gestalt ist on Zal. Weiter regiert der Geiz: verkauft einer umb Pargelt Pargelt, bar Geld. ein War umb hundert Gulden, sol man borgen ein halb Jar, muß man fünf oder sechs Gulden mer geben. Diß ist nit evangelisch.

Reichenburger.

Ei Lieber, der Verkaufer gewunne die weil mit dem paren Gelt wol so vil, als im der Kaufer hinüber gibt.

Romanus.

Wie, wenn er so vil verlur oder die Haubtsumm gar? Darumb wil man borgen, sol man on Aufsatz borgen, wann es stet Matthei am v »wer von dir borgen wil, von dem ker dich nit.«

Reichenburger.

Ich hör wol. Wenn einer von mir wölt borgen umb hundert Gulden und ich hets zu borgen, wer ichs im schuldig zu borgen? Nein, sunder allein bin ichs schuldig zur Noturft und nit zum Ueberfluß zu borgen, also auch mit dem Leihen. Luce vj »leihet da ir nicht für hoffet.« Ist nur auf die Noturft des Nechsten und nit zum Ueberfluß. Solt man iedem leihen nach seinem Begeren, man fund manchen Schlüffel Schlüffel, armer Teufel, Vagabund., vordert mer dann drei gewunnen mit Spilen, Brassen und anderm; also hulf man im darzu, und wer wider Got.

Romanus.

Es mag villeicht also sein. Auch regiert der Geiz im Lehen unerzelt mit vil Aufsetzen, wann gewonlich sucht der Lehenherr seinen Eigennutz mit des Armen Schaden: da leicht leicht, leiht. er böse Münz für gute, böse War für gute, oder leicht ein Summa Gelt ein Jar umb ein Gulden zwen hinüber, das ist ie Wucher, es sei dann die Schrift falsch, Exodi xxij »wenn du Gelt leichest meinem Volk, das arm ist, soltu dich nicht als ein Wuchrer gegen im halten und keinen Wucher auf in treiben.« Und Levitici xxv »wenn dein Bruder verarmet und abnimbt bei dir, soltu in aufnemen und nit Wucher von im nemen, noch zu vil, sunder solt dich vor deinem Got fürchten, auf daß dein Bruder neben dir leben künne, dann du solt im dein Gelt nicht auf Wucher tun.«

Reichenburger.

Darf man dann kein Liebung nemen für Müe und Arbeit, so man groß Summa Gelt außleicht, das der Müe wert ist?

Romanus.

Es leidet sich weder Schenk, Trinkgelt oder wie mans nennen mag, wann Christus spricht stracks Luce vj »ir solt leihen, da ir nichts für hoffet, so wirt euer Lon groß sein und werdet Kinder des Allerhöchsten sein.« Wil man aber dem Spruch ein Nasen drehen, also »man sol nit hoffen, gibt man aber die Haubtsumm und schenket etwas darneben, so mag mans nemen«, so leit aber der Spruch hart am Weg Ezechielis xviij »ein Man, der da tut die verfluchten Werk, der da leicht zum Wucher und mer dann das Haubtgut einnimbt, wirt er dann leben, so er tut die verfluchten Ding? Er wirt nit leben, er stirbt des Tods und bleibt sein Sünd auf im, spricht der Herr.« Hie hört ir klerlich, was über das Haubtgut eingenummen wirt, es sei wenig oder vil, die Haubtsumm sei groß oder klein, man geb im Namen wie man wöl, so stet die Schrift hie und heißt es Wucher. Mer dem Lehen oder Zinskauf auf Weinberg, Gerten, Ecker, Wisen, Welde, Vischwaßer, Heuser, Stedel oder wie solche ligende Güter genant werden laß ich den Titel und Namen, den im der Prophet Neemias am v. Capitel gibt. Der Rein wirt in nit abwäschen.

Reichenburger.

Es ist nicht weniger, ein großer Misbrauch ist im Lehen und leider ser eingerißen.

Romanus.

Ja ie eingerißen, daß der Spruch redlich erfült ist zu unser Zeit Psal. liiij »es hört der Wucher und Betrug nit auf in iren Gaßen.« Diß aber alles get über die Armen, wie Proverbiorum am xxviij »der da samelt die Reichtumb mit Wucher und mit freiem Wucher, der samelt sie wider die Armen.« Darumb droet Got dem Wuchrer durch Ezechielem am xxij »du hast genummen den Wucher und die Ueberflüßigkeit, und geiziglich hastu genöt deine Nechsten, und du hast mein vergeßen, spricht der Herr Got, und ich schlug zusamen mein Hend ob deiner Geizigkeit, die du hettest.« Und Amos iiij »ir feißten Kü, höret das Wort des Herren, die ir seit an den Bergen Samarie, die ir tut Zwanksal dem Durstigen und zerknischet den Armen«, wie man dann täglich sicht, daß die Wuchrer feißt werden vom Plut der Armen.

Reichenburger.

Ei, ei, ei! Was sol ich antwurten? Die Warheit ist zu augenscheinlich am Tag.

Romanus.

Wie gewaltig regiert dann der Geiz mit den armen Schuldigern, die nit zu bezalen haben! Da nimbt er in was sie haben, würft sie in die Türn. Ist das evangelisch?

Reichenburger.

Wenn man fert nach Ordnung des Rechten, ist das unrecht?

Romanus.

Ir wölt evangelisch sein? Nun lobt ie Sant Paulus das Gericht nit ser under den Christen, j. Corinth. vj, und nicht unbillich, wann es oft gar unchristlich daran zu get mit falschen Zeugen, Eid schweren, das Recht lenken, biegen, appelieren, das Recht verlengen; da gets: weil Gelt, weil Procurator, nimmer Gelt, nimmer Procurator; da regiert der Geiz mit vollem Schwank, da werden die Juristen reich von den Schenken und Helküchlein Ueber Helküchlein, das bei Sachs häufiger vorkommt, zog ich die Wörterbücher vergeblich zu Rate. Da hel (hehlen) aber verheimlichen heißt, wird es wohl in der Bedeutung von heimlich, also unrechtmäßig bei Seite gebrachten Verdienstes zu nehmen und Helküchlein soviel wie unser vulgäres Schmu-Geld (sinn- und wortverwandt mit schmuggeln) sein.. Dise falsche Juristen malet Got ab durch Hieremiam am v. Capitel »die Gotlosen seint erfunden under meinem Volk verborgen als die Vogler, sie legen die Strick und die Kloben zu fahen die Man. Als ein Fall ist vol Vögel, also ist ir Haus vol Falsch, darumb seint sie großmechtigt und gereicht Großmechtigt und gereicht, wörtlich nach der Vulgata: magnificati sunt et ditati., und übergangen böslich meine Wort, sie urteilen nicht die Sach der Witwen und richten nicht die Sach des Weisen und urteilen nicht das Urteil der Armen. Heimsuch ich dann nicht dise Ding?« Und Deutero. xxvij benedeit Got dise falsche Juristen, spricht »verflucht sei wer das Recht des Frembdlingen, des Weisen, der Witwen beuget und alles Volk sagen: Amen.« Darumb solt ir die Armen nicht am Gericht umbziehen, sunder mit inen handeln nach Laut des Wort Gottes Proverbiorum am xxij »nicht tu Gewalt dem Armen darumb daß er arm ist, noch zerknisch den Durstigen vor Gericht, wann der Herr urteilt sein Sach und peiniget die da haben peiniget sein Sel.«

Reichenburger.

Wie muß man dann mit den Schuldnern leben, daß christlich wer, es sei für Schuld wie sie genant mag werden?

Romanus.

Es stet Deutero. xxiiij »wenn du deinem Bruder borgest, soltu nit in sein Haus gen und im ein Pfand nemen, sunder solt vor dem Haus sten, und der dem du borgest sol sein Pfand herauß zu dir tragen, ist er aber benötigt, so soltu dich nicht schlafen legen ob seinem Pfand, sunder solt im sein Pfand wider geben, e die Sunn under get, daß er in seinem Kleid schlaf und gesegen dich. Das wirt dir vor Got deinem Herren zu einer Gerechtigkeit gerechnet werden.« Und Esaie lviij »das ist das Fasten, das ich erwelt hab: lös auf die Zusamenbindung, zerreiß die Schuldzettel, laß die frei die schwach seint.« Und Ezechielis xviij »widergib das Pfand dem Schuldner, nim nichts mit Gewalt.« So ist das neu Gesetz allenthalb vol Lieb, Lieb, Lieb.

Reichenburger.

Man findt aber vil böser Zaler, die es wol hetten, dergleichen vil trunkner Pölz Pölz, Bold (Trunkenbold)., Spiler, Hurer, die also das Ir unnütz on werden on werden, verlieren (los werden). und schuldig seint, kan doch mit Lieb und Güten niemant nichts von in bringen, liegen und vertrösten für und für, halten kein Glauben: sol mans dann nicht rechtlich erfordern?

Romanus.

Ja, die sol die weltlich Oberkeit darzu halten, wann sie tregt das Schwert zu Rach der Bösen, Rom. xiij. Ich sag allein von den Armen, die Ires nicht zu Unnutz on werden, sunder in Krankheit und ander Unfal arm seint worden. Und dannocht findt man manchen Geizwurm, ders nicht notturftig ist und dannocht einen Armen von heuslichen Eren treibet. Von denen spricht Micheas ij »sie haben begert die Ecker und haben sie gewaltiglich genummen und die Heuser beraubet. Darumb spricht der Herr: ich gedenk böse Ding über diß Volk, und ir werdt euer Hels nicht darvon abnemen.« Und Proverbiorum xiiij »der da peiniget den Prestenhaftigen der lestert seinen Schöpfer.« Weiter am xxij »der da peiniget den Armen, daß er sein Reichtumb mer, der wirt es geben dem Reichern und er wirt durstig werden.« Diser Spruch rint manchen Unbarmherzigen in Busen oder aufs wenigst seinen Kindern, denn nach des Alten Tod das Gut verschwindt wie der Reif vom Zaun, obgleich der alt Karg im Reichtumb bleibt sitzen sein Lebenlang, kratzt und schart stets herzu mit oben angezeigten Stücken und Dücken (wann der Bauch der Geizigen ist unersetlich, Proverbiorum am xiij) und braucht doch der Reichtumb nicht, wie dann stet Sapientie v »der Geizig wirt nicht erfüll mit Gelt und der lieb hat die Reichtumb wirt nit nemen die Frücht auß in.« Und Amos v »darumb daß ir habt betrübet den Armen und nembt von im den erwelten Raub, ir werdet bauen mit Quadersteinen Heuser und werdt nit wonen darinnen, ir werdt pflanzen die allerlieblichsten Weinberg und werdt nicht trinken den Wein auß in«, wie dann dem reichen Man geschach, Luce xij, der sprach: iß und trink, liebe Sel, du hast ein großen Fürrat auf vil Jar, sei frölich! Got sprach aber: du Nar, dise Nacht wirt man dein Sel von dir fordern, und wes wirts sein, das du bereit hast? Also get es (spricht Christus), wer im Schetz samelt und ist nicht reich in Got. Darumb spricht Christus Matthei xvj »was hulfs den Menschen, daß er die ganz Welt gewunn und lid doch Schaden an seiner Sel?« Auch stet Ecclesia. v »nicht wöllest sorgsam sein in den ungerechten Reichtumbern, dann sie nützen dir nicht in dem Tag deiner Begrebnüs und an dem Tag der Rach.« Und Ezechielis vij, Sophonie j »ir Silber und ir Gold mag sie nit helfen am Tag des Zorns des Herren.« Darumb, lieber Junker Reichenburger, wer vil beßer, wie Proverbiorum xv »wenig mit der Forcht Gottes dann vil Schetz und unersetlich«, wann es spricht Abacuck ij »we dem der zusamen samlet die bösen Geizigkeit«, und Ecclesi. x »nichts ist übeltetigers dann der Geizig, nichts ist böser dann lieb haben das Gelt, wann der hat feil sein Sel.« Und Christus Luce xij »hütet euch vor dem Geiz, wann niemant lebt darvon, daß er volle Genüge hab an seinen Gütern.«

Reichenburger.

Ein warhafter Christ weiß wol, daß er nur ein Schafner ist über das zeitlich Gut und daß man nichts mit im eingrebt, wie Ecclesiastes v »als er ist außgangen von dem Leib seiner Muter, also kert er wider und nimbt nichts mit im von seiner Arbeit.« Und j. Timothei vj »wir haben nichts in die Welt bracht, darumb offenbar ist, wir werden nichts drauß bringen.« Derhalb ein warer Christ nicht sorgfeltig ist umb das Zeitlich, daß er vil Schetz samel, wie Matthei vj, sunder wie j. Timoth. vj »wenn wir Futer und Deck haben, so laßt uns benügen, dann die da reich werden wöllen die fallen in Versuchung und Strick und vil schedliche Lust, welche versenken den Menschen in Verderben und Verdamnüs.« Warumb wölt dann ein Rechtgläubiger sich mit solchen von euch vor angezeigten Stücken und Dücken besudeln? Wo aber einem recht gewunnen Gut zustet in Erbfal, Heirat oder mit gerechten Kaufhendeln, solt derselbig darumb nicht Got anhangen mögen?

Romanus.

Christus spricht Matth, am vj »wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz«, und »niemant kan zweien Herren dienen, eintweder er wirt den einen haßen und den andern lieben. Ir könt nicht Got dienen und dem Reichtumb«, wann »der Samen des Wort Gottes, so under die Dörner der Reichtumb felt, wirt durch Sorgfeltigkeit ersteckt, get nie auf, daß er Frücht bring« (Matth. xiij). Darumb get es hart zu, wie Christus spricht Matth. xix, Marci x, Luce xviij »wie schwerlich werden die Reichen ins Reich Gottes kummen! Leichter ist, daß ein Camel durch ein Nadelör ge.«

Reichenburger.

Es stet Marci x mit den Worten »wie schwer ist, daß die so ir Vertrauen in die Reichtumb setzen ins Reich Gottes kummen.« Also waren Abraham, Isaak, Jacob, David, Job und vil Väter reich, setzten aber kein Hofnung darein. Ists nit noch möglich, daß man reich sei und doch das Herz nit auf die Reichtumb setz, wie Paulus lert j. Corinth. vij »die da kaufen sollen tun als behielten sies nit, und die sich diser Welt gebrauchen, als brauchten sie ir nit«, wo das Herz also frei ledig von den zeitlichen Gütern gelaßen stet, sein Zuversicht in Got und nit in die Güter setzt, im benügen leßt, nit geiziglich darnach strebt, sunder bereit ist sie zu laßen, wenn Got wil, und sich sein christlichen braucht gen den Armen, wie Luce xvj »macht euch Freund von dem unrechten Mammon, auf daß sie euch, wenn ir darbet, in ir ewige Hütten nemen.«

Romanus.

Ja das gieng hin solcher maß reich zu sein. Wo aber der Armen vergeßen wirt, sunder zu im zeucht, wie vor gesagt, oder aber die Reichtumb verzert mit großem Bracht und Wollust des Leibes, wie der reich Man (Luce xvj), herlich bekleid, aß und trank alltag scheinparlich, ließ den armen Lazarum manglen der Prösemlein, vor der Tür sitzen elend, zu solchen Reichen wirt auch in jener Welt mit dem reichen Man gesagt: Sun, gedenk, du hast Gutes entpfangen in disem Leben, die Armen aber Böses, nun aber werden die Armen getröst und du aber wirst gepeiniget.

Reichenburger.

Ei man findt, Got sei Lob, vil Reicher, seit das Wort Gottes also klar gepredigt wirt, die Hausarmen und andern miltiglich Handreichung tun, leihen und geben.

Romanus.

O die Armen werden bei etlichen Reichen saur entpsangen, wie Proverbiorum xviij »der Arm redt mit Bittungen, der Reich aber spricht hertiglich auß.« Nun stet j. Johannis iij »wer diser Welt Güter hat und sicht sein Bruder mangeln und schleußt sein Herz vor im zu, wo bleibt die Lieb Gottes in im.« Weiter am iiij »wer sein Bruder nit liebet, den er sicht, wie kan er Got lieben, den er nit sicht?« Darbei spürt man, daß ir nur habt das evangelisch Wort und nicht die Werk. Seit man die Lieb so klein spürt, so seit ir allein ein klingende Schell, wie euch Paulus nent j. Corinthiorum xiij.

Reichenburger.

Sölt man iedem geben nach seinem Beger, verließ sich mancher darauf und lege auf der Betlerei und arbeitet nit, sie seint nit all noturftig die betlen, darumb ist man in nit allen schuldig zu geben, wann wer nit arbeit, der sol nit eßen, ij. Thessalon. iij.

Romanus.

Welche also wol arbeiten mögen, tunts aber nit, legen sich auf den faulen Bettel, die solt man strafen, daß nit andere Arme ir entgelten müsten, iedoch seit ir etwas den Armen zu hert hert, hart.. So ein Armer etwann seltzamer Zeit Wein trinkt (dem es villeicht auch not tut), sprecht ir Reichen dann »was sol man Armen geben? sie verfreßens, versaufens alls.« Sollich Außzug Auszug, Ausflucht. und dergleichen sucht allein der verborgen Geiz im Herzen. Seit ir nun im Geringsten nit treu seit, wer wil euch das merer vertrauen? (Luce xvj) Darbei erkent man auch, daß ir Kinder diser Welt und nit Kinder des Liechts seit. Paulus heißt den Geiz ein Abgötterei, Ephes. v, und ist eben recht, wann im dienen nit allein die Reichen an Gütern, sunder allerlei Stend. Secht wie Pauren, Haudwerksleut so eigennützig seint, und zeucht ieder in sein Sack und ist des Neiden, Haßen, Rechten, Fechten kein End bei in, wöllen dannocht all gut evangelisch sein, und ist alles vol Geiz (wie vor geredt) vom Minsten biß zum Meisten, bedarf nit vil Probierens, der täglich Brauch zeigt es augenscheinlich mit den neu Fünden, Liegen, Triegen, Entragen, Verraten, Stelen, Rauben, Mörden, falsch Spilen, sich selbs Henken, Trenken, daß Paulus wol war sagt j. Timothei vj »Geiz ist ein Wurzel alles Nebels.« Wie dunkt euch nun, lieber Junker, ob ir Laien wol gleich Waßer mit uns Geistlichen an einer Stangen trüget des Geiz halben? Welcher under euch ist on Sünd, der werf den ersten Stein auf uns (Johannis viij).

Reichenburger.

Ich bekenn, daß leider vil eigennütziger karger Reichen under uns seint, wie von euch angezeigt, dargegen aber auch gute Christen, die Ueberschwal Almusen geben in der Stil, nit wie die Phariseer, daß man vor busaun, sunder, wie Matthei vj, daß die link Hand nit weiß was die recht tut. Darnach meint ir Closterleut, darumb daß man euch nimmer vil geb, schenk, stift, es geb niemant kein Almusen mer und sei den Armen hert; die rechten Armen klagen nicht, allein die faulen Sterzer Sterzer, Umhertreiber (Landstörzer).. Darumb dürft ir die evangelischen Ler nit mit dem Geiz besudlen von etlicher Geizwürm wegen, so mer heidnisch dann christlich leben. Wes das Herz vol ist, get der Mund über, Luce vj, also ist euch auch.

Romanus.

Ich red wie ich weiß, wann euer der meist Teil, die sich evangelisch rümen, ligen im Geiz biß über die Oren.

Reichenburger.

Ich bin guter Hofnung, das Wort Gottes werd den Geiz mit sampt bösen Hendeln und offenlichen Lastern zu Boden stoßen mit der Zeit, wann Got spricht durch Esaiam lv »als der Regen und Schne nidersteigt vom Himel und kert nit wider dar, sunder begeußt die Erd und macht sie grünen und gibt den Samen den Seenden und das Prot dem Eßenden, also ist mein Wort, das da außget von meinem Mund. Es kert nit wider zu meinem Mund, sunder es wirt glücklich faren in all dem darzu ich es außsende.«

Romanus.

Ir habt das Wort Gottes (wie irs nent) lang predigt, ich sich aber noch kein Enderung, dann was ir mit uns Geistlichen mutwilt.

Reichenburger.

Da tut es auch am nötsten, wann euer lügenhaftige Ler und Menschengebot haben zu hart eingewurzelt. Da hat man noch lang außzureuten, und pflanzt almit das lauter Wort Gottes neben auf, Got wirt das Gedeien wol geben, wie j. Corinth. iij, wie auch Christus spricht Marci iiij »wie der geseet Samen on alle Zutuung des Baumans Baumann, Bauer. selber aufget, bringet von ersten Gras, darnach Eher Eher, Aehren., darnach volkummen Frücht des Weizen«, also auch dürf wir nit sorgen, wenn die Frucht volg, wo das Evaugeli recht predigt wirt: sie kumbt von ir selbs.

Romanus.

So hör ich wol, man muß nur predigen »glaub, glaub, lieb, lieb« und die hellisch Grundsup des Geiz, Ebruch und ander offenlich Laster schweigen, die wider   Gottes Gesetz täglich im Schwank gent. Da wirt sich die falsch Vernunft fein außwicklen und ir Sach gerecht glosieren. Got aber spricht durch Hieremiam lj »nicht wöllet schweigen irer Missetat, wann die Zeit irer Rach ist von dem Herrn.« Und durch Ezechielem xxij »du Sun des Menschen, urteilstu dann nit die Stat der Sünden und zeigest ir all ir verfluchte Werk?« So aber solches geschech, glaub ich, euer wenig wurden herfür treten mit Zacheo, Luce xix, und sprechen »sihe Herr, den halben Teil meiner Güter gib ich den Armen, und so ich einen betrogen hab, gib ichs vierfeltig wider«, sunder vil mer wurden euer vil hinder sich treten und sprechen »das ist eine harte Red, wer mag die hören?« Wie die Junger (Johannis vj), wurdt villeicht zu letzt selber mit Feusten darein schlagen, wo euch darunder abgieng oder euer Schand und Laster vor allermeniglich an Tag kem. Wol hört irs gern, weil es über Münich und Pfaffen get, wie Herodes Hort Johannem auch Christum predigen und gehorcht im in vil Sachen, do er im aber sein eigen Missetat anzeiget der Herodie halb, do must Johannes in Kerker und den Kopf verlieren. Das schmecken auch euer evangelisch Prediger und halten fein hinder dem Berg.

Reichenburger.

Ei verziecht, es wirt mit der Zeit alls an Tag kummen, wann das Gesetz Gottes muß alweg neben dem Evangeli erklärt und angezeigt werden, dem Menschen sein boshaftig Herz, welchs von Jugend auf zu Bosheit geneigt ist, Genesis am viij, erschrecken und demütig zu machen, alsdann wirt er begirig der Gnad, so im durch Christum im Evangelio fürgetragen und angeboten wirt. Also macht das Gesetz das Herz nicht rechtfertig vor Got, sunder bereit das Herz zu der Rechtfertigung, das durch das Evangelium geschicht. Das verendert das Herz mit einem lebendigen Vertrauen in Christo, wo Got mit würkt, Coloss. ij. Alsdann volgen rechtgeschafne Frücht hernach.

Romanus.

Der guten Frücht spür ich noch keine under euch, sunder wo es dem Leib wol tut, als nit Beichten, Fasten, Beten, Kirchengen, Opfern, Wallen und mit Fleischeßen, auß den Clöstern laufen und der gleichen ist im Brauch, und über das bleibt ir unverschampt in vorigen heidnischen Lastern, als Geiz, Ebruch, Hurerei, Feindschaft, Aufrur, Zorn, Zank, Neid, Haß, Nachreden, Mord, Untreu, Spilen, Gotslestern, Zutrinken, Saufen, Tanzen, Hoffart, Stechen, Rennen, Ungehorsam. Auß disen Früchten man euch Heiden und nit Christen urteilet, wann Christus spricht Matthei am vij »bei iren Früchten solt ir sie erkennen.«

Reichenburger.

Sie seint leider den wenigsten Teil Christen, die sich schon des Evangelion rümen, wann der Spruch bleibt war, Matthei xxij »vil seint berufen, wenig aber außerwölt.« Dise haben nur einen gedichten Won Won, Wahn (Argwohn)., auß Fleisch und Plut erschöpft, und wenden die evangelische Freiheit zur Lust und Raum des Fleisch, darvor Paulus warnet (Galat. v), treten also die edlen Margariten ins Kot wie die Schwein (Matthei vij), bleiben also in iren vorigen heidnischen Lastern ersuffen und verstockt, dem Evangelio zu großer Schmach und Ergernüs. Mit der Zeit wirt aber gegen solchen und andern dergleich gehandelt nach der Ler Pauli j. Corinth. v. Got erbarm sich ir und unser aller, wann wir seint alle Sünder und ist keiner der nicht sündigt, iij. Regum viij.

Romanus.

So hör ich wol, die rechten Christen leben auch nit on Sünde.

Reichenburger.

Ja es stet j. Johannis j »so wir sagen, wir haben kein Sünd, so verfiern wir uns selbs und die Warheit ist nit in uns«, wann weil Fleisch und Plut lebet, sucht es alle Zeit das Sein wider den Geist, wie Galat. v »das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch.« Da dienet das Kreuz und Leiden zu, wie j. Petri iiij »wer im Fleisch leidet, der hört auf von Sünden.« Auch leßt Got seine Außwelte fallen zu Zeiten in äußere Laster, als David in Ebruch (ij. Regum xj) und Petrum in die Verlaugnung (Matthei am xxvj), und kumbt inen doch alles zu gut, werden nach getaner Sünd durstig nach Gottes Barmherzigkeit, schreien »Abba, lieber Vater, vergib uns unser Schuld« (Rom. viij, Matthei vj), werden alsdann von Got gnediglich angenummen, wie der verloren Sun (Luce am xv), und fester im Glauben, dann vor. Das Fallen und Aufsten wert für und für, wie Proverbiorum am xxiiij »der Gerecht felt im Tag siben mal«, biß doch endlich im Tod der alt Adam, Fleisch und Plut, gar underget; alsdann kumbt ein volkummen geistlich Leben, des durf wir hier mit nichte warten in dem Leib der Sünden.

Romanus.

Ich hab Sorg, lieber Junker, wenig Leut nemen dise Ler der maßen an, wie ir saget. Man spürt ie weder Gotsdienst, noch die Werk der Lieb etc.

Reichenburger.

Ir saget immer »spüren, spüren«, wißt ir nicht, das Reich Gottes kumbt nicht mit Aufmerken, daß man möcht sprechen »sihe hie oder da«, sunder es ist inwendig im Herzen (Matthei am xvij). Der wäre Gottesdienst get nicht mit eußern Geberden, die waren Anbeter beten Got im Geist und in der Warheit an (Johannis am iiij). So gent die Werk der Lieb gegen den Nechsten ganz einfeltig in der Stil on allen Bracht. Derhalb meinen die Werkheiligen, es diene niemant Got, wie zu der Zeit Helie (iij. Regum am xix), meint auch er dient allein dem waren Got in Israel, waren doch wol siben tausent, die ire Knie nit vor dem Abgot Baal gebogen hetten und Got dienten. Also auch meint ir Geistlosen, es beßer sich der heilsamen evangelischen Ler niemant, seit die außwendigen Sünd noch im Schwank gent, vorauß von den, die sich evangelisch rümen, mit sampt andern Weltkindern. Also muß es aber gen: wie die Philistiner, Cananiter, Zidoniter, Hettiter under Israel wonten (Judicum iij), also muß Gut und Bös under einander wonen, Got aber weiß die Gotseligen auß der Versuchung zu lösen, die Gotlosen aber zum Tag des Gerichts zu peinigen, ij. Petri ij. Also erhelt Got die Seinen in der boshaftigen Welt, wie die drei Kinder im feurigen Ofen (Danielis am iij), wachsen also under den Weltkindern aus, in der Stil, veracht, vervolgt und verschmecht, unachtsam wie die Lilig under den Dörnern (Canticorum ij), der Welt ganz unbekant biß zu der Zeit der Ernt, alsdann werden die Weltkinder mitsampt dem Unkraut ins Feur geworfen und die Kinder Gottes mitsampt dem Weizen in die ewig Scheuren behalten.

Romanus.

Hört, hört, man leutet Vesper! Wie sein wir in das Gezenk kummen? Mein fürgenummen Sach ist noch unaußgericht.

Reichenburger.

Ir habt uns zwar gnug bestochen bestochen, beredet (durchgehechelt).; ich glaub, seit ir uns der Ler nicht schenden kündet, so wölt ir sie schmehen mit unserm sündigen Leben.

Romanus.

Ei, so tut euch des heidnischen Leben ab (j. Petri am iiij), lebet nach dem Willen Gottes christlich! Alsdann spricht man: Dise neue Ler ist auß Got, wann das Volk wirt gotselig darvon, wann ein guter Baum kan ie kein böse Frücht bringen. Ein guter Mensch bringt guts herfür auß dem guten Schatz seines Herzen (Luce am vj. Capitel).

Reichenburger.

Ir seit übersichtig, secht nur in die Höhe auf den großen weltlichen Haufen, der dann (wie vor) alle mal mit lesterlichen Sünden herein fert. Daran werdet ir dann gar starnblind starnblind, starblind (daher: den Star stechen), falt wider zu ruck auf euer zierliche Gleisnerei, halt die für heilig. Wo ir aber recht wolt, solt ir in die Schrift schauen, was Got geboten, verboten oder freigelaßen het. Wann ir durch Gnad das ergrift, alsdann wurdt ir der Kutten und aller Aufsetz Aufsetz, Satzungen. nicht hoch achten.

Romanus.

Ich hab noch kein Lust zu euerm Haufen, weil also Rutzigs und Reudigs durcheinander get. Wenn aber ein Hirt und ein Schafstal wurd, alsdann wölt ich mein Kutten an Zaun henken und zum Haufen treten. Es hat auch sunst noch ein Grif, ist der fel Noch ein Grif, ist der fel, es gibt noch andere Mittel, wenn dies fehlgeschlagen ist., ist es noch hohe Zeit.

Reichenburger.

Ir seit des Volks, da Got von sagt (Esaie am lxv) »den ganzen Tag hab ich mein Hend außgereckt zum Volk, das im nicht sagen leßt und widerspricht mir.« Darumb schaut, daß euer Flucht nit zu spat im Winter oder Sabath geschehe (Matthei am xxiiij).

Romanus.

Ein ander Mal mer, ich scheid mit Wißen, lieber Junker Reichenburger, Got sei mit euch!

Reichenburger.

Amen.

Psalmo. j.

Selig ist der Man der sich Tag und Nacht übet im Gesetz des Herrn. Er wirt sein wie ein Holz, gepflanzt zu den Flüßen der Waßer, das da gibt sein Frücht zu seiner Zeit.


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