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Traumfieber

(1919)

 

DDer Sommer lastete weißglasig und mit fiebrig-feuchten Dünstungen über der Steinwüste. Es war eine Strafe fast für Elias, an solchen Sonntagen in den Stadtwald zu fahren. Denn hier hinaus hatte sich alles erbrochen, was Mensch hieß und ein feiertägliches Gesicht noch besaß, den Nachbarn und Freunden den neuen Hut zeigte oder den modernen Schnitt der Kleider. Oder Zigarren paffte, die um einen Grad besser waren, als an den Werktagen, oder weißeingeschnürte Kinder wasserlassend hinter Stämmen abhielt, die in den armseligen Kronen kaum noch einen Vogel schaukelten. Tausende lagerten da in trotzig geballten Haufen zwischen den gelbgedorrten Grasbüscheln und Fetzen Strauch. Tausende beschlugen in paternosterhaften Karawanen den Sandgurt der Wege. Und das schielte wundertrunken nach den Hakenflügen einer Krähe und biß in das Brot, tauschte seine klebrigen Erbärmlichkeiten miteinander, diskutierte über Lebensmittelpreise, schwelgte in Hundeanekdoten, Streikparolen und Kinodramen, fuchtelte wild mit heißeren Blutwallungen, erschrak vor einem Zwillingsstamm bis in das Geschlecht hinein und sang den Text eines exotischen Tanzes, von der trockenen Hitze scharf gebürstet.

Elias haßte dieses Sonntagsvolk in seiner myriadenhaften Vielheit, wie die Unzahl der Einzelligen in der Pflanzen- und Tierwelt. Er krümmte sich im Erlebnis solcher Art-Verwandtschaft, ihrer Freßlust, ihrer viehischen Instinkte, ihrer Fülle von Spermatozoen, die wie Sandkörnerwolken unendlicher Wüsten das Weltall überstreuen und neuen Unrat formen. War nicht irgendwo Rettung vor diesem Rauchgang widerlicher Säuren, gesprungenen Retorten entlaufen? Waren nicht irgendwo wirkliche, wahrhaftige Menschen vorhanden, um die es sich lohnte zu leben und über das Leben hinaus zu denken? Menschen, deren Anblick schon ein beglückendes Wunder war?

Wo waren an solchen Sonntagen Menschen jung aus Gottes Schöpferhänden? Lagen sie stumm in den verdunkelten Zimmern der Stadt? Knieten sie vor Altären verschwiegener Kapellen? Saßen sie um einen Tisch, zwölf versammelt, und brachen das Brot und schenkten den Wein?

Oder waren es die, die da ruderten, segelten auf einsamen Flußläufen? Vielleicht auch Tennis spielten hinter undurchsichtigen Taxushecken, Gespräche übten, geistvoll temperierte, unter moosigen Buchenschatten am Rand weicher Rasenteppiche …

Es ist ein Elend um die Notwendigkeit, um das geschwellte Dasein der Masse!

Elias sah sein Herz verschwimmen vor seinen lustlosen Augen, indes sein erschlaffter Fuß durch den Sand stapfte, der jetzt am flachen Ufer eines langgestreckten Sees sich trostlos hindehnte. Aus dem scharfen Dunst des Schilfs, den ein Windstoß ihm zuwarf, Nase und Gaumen trocknete, die Schläfen sengte und die Knie lähmte, sog er noch tiefer die Qual des Alleins. Mit zitternden Fingern formte seine Seele an dem Bilde, das sie schmerzhaft suchte, um zu überstehen. Es nahm die Gestalt einer Frau an. Blond, hoch und klingend wie Birken im Mai. Kinderfüße, die an dünnen Fesseln aus den Kleidern sprangen wie Staubgefäße aus dem Kelch der Lilien. Die Seide klang und gebar die Linie, die in leichter Kurve über Stirn und Nase und Kinn hinglitt. Die keuschen Wölbungen der Lippen bluteten. Unter dem kühnen Vorsprung des Haarknotens tastete sich edel und dunkel der Sprung des Nackens und schwoll, wie der Ton einer Geige, verlangend über die weißen Wölbungen der Schultern herab zu der gerundeten Figur der Hüften. Die ummauerten wachsam das schwarze Tal der Scham, aus dem es kein Entrinnen mehr gab für einen Strom, der dort münden durfte.

Wer kann das armselige Wort von dem Rauschfeuer der Andacht von allen heiligen Abenteuern der Seele aussprechen, wer weiß um das Stigma jener Welle, die Elias trieb?

Seine Gefühle hatte er mit keinem gemein, seine Empfindungen zitterten durch kein zweites Herz. Seiner Seele Musik ist noch nie ausgesagt worden in Wort, Bild, Ton oder Stein. Seht diesen Narren doch an, der wissend ist und seine Seele als grobe Form abzutasten wünscht. Der ohne Ende grübelt und zerlegt, warum Sehnsucht ist, wenn doch niemals Erhörung wird.

Vielleicht liegt sie drüben jenseits des Sees hinter den weißen Villen-Wänden. Vielleicht ängstet sie auch dort durch eine kalte Leere …

Es führt keine Brücke hinüber. Und das Wasser ist tief.

Aber da ist wieder die Menge mit dem Geschrei eines Biergartens. Mit der frechen Musik eines Karussells. Es knallen die Luftgewehre. Ein Tanzsaal öffnet und zeigt Domestiken und Bürogehilfen in den gezierten und geilen Bewegungen einer Polka.

Elias trug seinen erschöpften Körper durch übelriechende Straßen wieder in die Wohnung hinauf, dessen Dach noch hundert anderen Menschen Schlaf- und Wohnraum gewährte … Die Straßen, die ganze Stadt eine riesenhafte Millionenkaserne, umwölbt vom heißen Leibergestank, ekelhaft, würgend und das Blut wässernd.

Elias ist endlich allein. Zu Hause? Nein! Denn es ist niemand da, der auf ihn gewartet hat, niemand, der sich sehnt, sein Herz mit einer Zärtlichkeit zu betauen.

Er schluckte sein Abendbrot hastig und gleichgültig hinunter. Sein Auge, das Freiheit suchte, senkte sich in den kargen Grünklecks des Hofes hinunter und zerbrach an den Mauerfronten. Statt der Bilderfolge beglückender Landschaft, umklammert ihn die Gebundenheit an Erde, Wohnung und Bauch. Statt beseligten Fluges war ihm nur ein schrittweises Vorrücken vom Heute zum Morgen, das gleich dem Heute war, gewährt. Nicht Neues konnte für diesen durstgequälten Menschen, der seine Gedanken wie riesenhafte Blöcke um und um warf wie wenn ein Gott mit Gewitterwolken spielte, sich lösen, sichtbar und mit dem Hall der Wirklichkeit begnadet.

Ob für Elias das Gemeinsamsein bekömmlicher sein konnte als die mönchische Karrenz?

Lohnt es sich, diese Frage zu untersuchen?

Er konnte in kultivierter Gesellschaft in eine Ungebundenheit geraten, die etwas Kindhaftes hatte. Er konnte für Minuten ein Lachen formen, das echt war und mit suggestiver Kraft weiterrollte. Aber plötzlich dunkelte eine Wolke über seine Seele, murrte sein Mund und wandelte Freunde zu Feinden.

Kind und Weiser, freundlicher Nachbar und einsam Ausgeschlossener gingen in ihm eine sonderliche und letzten Endes doch unerquickliche Mischung ein. Er war außerstande einen von diesen Kräftekreisen hochzuschleudern als Turm. Zudem zweifelte er daran, ob solch ein Wille, falls er wirklich manns wurde, herrisch oder zweckhaft gewesen wäre.

Elias hatte keine außerordentlichen Erlebnisse bisher aufzuweisen gehabt. Gewiß: er war einmal verlobt gewesen. Das Mädchen hatte ihn durch eine gewisse Sanftheit der Augen gereizt. Die betäubte ihn einige Wochen mit dem blauen Mohn der Lüge. Ihr Wesen war aber in den vielerlei Flächen kantiger. Frei und selbständig im Tun und Handeln, selbstlos manchesmal und nervös und hastig im Affekt, bestrickend in Stunden glutvoller Hingabe, schön im weichbeschatteten Licht der Lampe, doch wieder fahl und ausdruckslos unter der Folter des Berufs im grellen Tag, oft krank und von Reizzuständen auf- und niedergeworfen, erschien sie in gesammelter Formung als eine gewürzte Mischung aus Weib und Katzentier, Hausmutter und Hure, Gattung und Geschlecht.

Sie bot ihm Formate, deren ein sinnlich-frohes Weib nur fähig ist, aber er fand keine Ruhe und beglückende Stetigkeit in ihr. War sie ihm für etliche Tage fern, so gestalteten sich seine Briefe in eigenartiger Weise von harter Wahrheit zu einer schön gestaffelten Lüge um. Das erste Schreiben war hilflos in seiner Phrasenhaftigkeit und betrübte die Leserin durch die unverhüllte Mühsal der Entstehung.

Aus der Antwort erklangen aufgewühlter Schmerz, bittere Verzweiflung und dorniges Bekenntnis. Durch welches Gemisch in ihm nun eine von Mitleid und sinnlicher Brutalität erhitzte Gier hochbrach und sich grenzenlos austoben mußte.

War das wirkliche Bild der Geliebten tiefer und tiefer gedunkelt und hatte es alle Umrißhärten, daran er gelitten, abgestreift, so stieg ein gestaltloses Wunschgebilde, eine imaginäre Geliebte aus seiner Seele auf, der er Briefe von unsagbarer Innigkeit und Süße schrieb. Bei ihrer Wiederkehr sah er kaum das körperliche Weib vor sich, sondern es umarmten sich, im Hochzeitsfest der Sinne, im Krampf der Geschlechter, die zur wesenhaften Reinheit emporgeläuterten Herzen.

Aber den Fanalen des Fleisches folgten Übersättigung und jäher Gefühlssturz, so daß seine Seele an Ekel und Haß wider die Brunst fast erstickte. Durch das Schweigen, das zwischen ihnen sich wie Eisblöcke türmte, brach doch die weiße Flamme der Erkenntnis, das solcher Art Liebe nur grauer Alltag sei.

Das Abbrechen der Beziehungen geschah nicht jäh. Es war vielmehr ein unendlich schmerzhaftes, periodisches Abreißen Stück für Stück.

Manchesmal durchfuhr Elias der Gedanken an den letzten, endgültigen Schnitt wie ein frischer Wind. Zweifellos mußte ja auch für sie diese Endung eine Erlösung sein. Er spürte insgeheim, wie sehr sie darunter gelitten hatte, da er sie immer nur als Bild, als Situationsanregung nahm. Nie verzieh sie ihm, wie er sie kalt gemieden hatte, als sie eine Woche lang das Bett hüten mußte. Umsonst hatte er ihr klar zu machen versucht, wie der Spiegel der Schönheit blind werde, wie er die Urheberin darum hasse und wie der Grund solchen Gefühles doch nicht eitle Eigenliebe sein könne, sondern in lichteren Bezirken wurzeln müsse.

Sie aber vermochte hinter seinen fast mathematisch gesetzten Worten nur einen verschleierten Egoismus wahrzunehmen und ekelte sich vor seiner hohen Stirn, hinter der das kalte Feuer solcher Gedankengänge sich bildete.

Oft schoß ihr in der Erinnerung ein Strahl Galle durchs Herz, wenn sie daran dachte, wie er sie als kostbaren Gegenstand betastet und wie einen seltsamen Fetisch angebetet, nie aber als Menschen umsorgt und umströmt hatte.

Elias, der ihre Empfindungen und Gründe gegen ihn durchaus berechtigt anerkannt hatte, sah nach einigen Monaten die Trennung als theoretisierenden Unsinn an. Sein Verhältnis zu der Frau schien ihm unverändert zu sein. Ihre Vorwürfe entbehrten der Stichhaltigkeit vor seinem Subjektivismus, erschienen ihm hausbacken, kindisch, ja, pöbelhaft. Seine Gefühle gestalteten sich täglich um. Wurden zu erweiterten, fast undurchdringlichen Seeleninhalten voll brennender Qual.

Tage- und nächtelang schüttete er sich in Tagebuchblättern aus. Nichts aber teilte er ihr mit. Er wollte nicht schwach werden. Hatte er sich gedanklich mit Willkür endgültig von ihr getrennt, wurde ihm diese Mädchenseele in dem sensiblen, schillernden Körpergefäß zum einzigen Lebenssymbol seiner eigenen. Fast ward er so der Trennung froh. Dann wieder war er nahe daran, umzukehren, sich in ihre Liebe wie in einen reißenden Strom zu stürzen und im Schaum der Brandung heilig zu enden.

Grell beleuchtete sein Verstand nun die Wiederkehr und Pein aller realen Alltagsqual und nüchternen Lebenstrottes. Voll Ingrimm zog er die Summe, die keine war, daß Leben und Liebe nie Ziel, sondern stets Weg und Sehnsucht sei.

Nichts Gewisses, Endgültiges ließ sich über die Liebe geloben oder aussagen. Man wußte nicht, wann sie angefangen oder wann sie aufgehört hatte. War sie Rausch, so dauerte sie wohl einen Sommer. War sie Erlebnis der Seele, so gab sie sich gleich einem Vulkan, der zeitweilig in feurigen Ausbrüchen erbebte, dann aber schlummerte und in Pausen einen schmutzigen Rauch hochließ.

Liebe war Blüte und Fruchtfülle und geruhige Gewißheit der Ernte.

Liebe war noch öfter Irrung und Selbstbetrug, Dunst und Ekel.

Wollte es Elias auch scheinen, daß er sich wohl nie an eine Frau werde ganz verlieren können –: die Wanderungen zu ihren Rätseltiefen gab er nicht auf. Denn in ihr war die Summe aller Einzelfülle versammelt, die All-Einheit, das Absolut-Weibliche.

Diesem Wesen wollte er wie Gott dienen, in solchem Dienst gedachte er zu blühen, tausendfach sich auszubreiten und sich selbst zu einer Gottheit vollenden.

Seine Augen begehrten neue Sterne, indes die Flüsse sich wundstießen am Geröll. Seine Segel standen, geschwellt von Fernen-Inbrunst, vom Morgenrot zum Morgenrot.

 

II.

Elias hatte beschlossen zu reisen. Es war für ihn keine einfache Sache. Geld war, wenn auch nicht im Überfluß vorhanden, die geringste Hemmung. Aber das Unternehmen selbst mit der Fülle seiner Unannehmlichkeiten und Beschwerden, dem Wust von Besorgungen, Möglichkeiten von Mißgeschicken und Gefahren türmte sich in seinem Gehirn zu einem grauenhaften Berg von Gedanken. Er vermochte sich nicht klar zu werden über das psychische Gewirr von Vorstellungen, Querwegen, Reflexen, automatischen Akten und willkürlichen Handlungen, welches als brauchbares Ergebnis den Besitz einer Fahrkarte dritter Klasse nach dem Badenschen zeitigte. Freudestrahlend und mit einem nicht unbeträchtlichen Respekt betrachtete er das kleine, braune Papierstück, das es fertigbringen sollte, die Bewegung seines Körpers und des Gepäckes zum Bahnhof zu vollziehen.

Die qualvollen Einzelheiten des Transportes waren ihm allerdings nicht zum Bewußtsein gekommen. Er wäre sonst schon vor dem Reiseantritt zermürbt worden. Er kam sich vor, wie von Wolken leicht und stetig geschoben.

Da es noch lange nicht so weit war, abfahren zu dürfen, mußte er den Betrieb des Bahnhofs über sich ergehen lassen. Man hatte sich mindestens eine Stunde vor Abgang des Zuges anzustellen, wünschte man einen Sitzplatz zu erlangen.

Elias stand mit stoischer Geduld. Er gab sich dem Betrachten von gleichgültigen Menschen und Dingen hin, die ihm immerhin als zu den Reiseerlebnissen gehörig und deshalb auch wertvoll dünkten. Da gab es feiste, dürre, trotzige, blöde, zarte, bedeutende, würdige und lächerliche Gesichter. Da gab es ferner seltsame Gepäckstücke: Säulen, Türen, Wagenräder, Achsen, Schrauben, Körbe, Koffer, Schienen, Schirme und Geflügelkäfige. Schon geriet er in Gefahr, in seinen Betrachtungen zu zerfließen, als der Beamte die Sperre öffnete und das Wettrennen der Masse begann. Obwohl ihm das Bewegungstempo ergötzlich und widerwärtig zugleich vorkam, sah er sich doch genötigt, sich mit ihm zu verschmelzen, wenn er nicht um den sächlichen Erfolg des »Anstehens« geprellt sein wollte.

Nachdem er einen zugfreien Fensterplatz mit Licht von links erobert, seine Gepäckstücke über sich aufgestapelt und sich wiederholt vergewissert hatte, daß sie nicht herunterfallen konnten, weidete er sich mit spießiger Schadenfreude an der Hast und Angst ächzender Nachläufer. Doch diese verächtliche Regung schwand schnell und gab einer kindlichen Freude der Erwartung breiten Raum. Fünfmal innerhalb einer Minute zog er die Taschenuhr, verglich sie mit dem Zeigerstand der Bahnzeit und berührte die Stellschraube, ohne daran gedreht zu haben. Mit geheimem Schauer stellte er das Zucken seiner Nerven und die Bewegtheit seines Herzens fest, deren Gewalt er wie eine unerwartete Gnade des Schicksals erlebte.

Noch lange nach seiner Rückkehr von dieser Reise in ein befreienderes Leben gestand er sich, daß die Minuten von der Platzeroberung bis zum sanften Anrücken des Zuges das Spannendste und Inhaltreichste, ja, durch den unbestimmten Glanz und die Weite ihrer Versprechungen, das Beglückendste der ganzen Geschehnisse gewesen seien. Das fast auffällig und sicher zur Schau getragene Gefühl des fahrenden Weltbeherrschers, der durch bloßes Stillsitzen große Entfernungen überwindet, löste Elias spielend von der Erinnerung des Stadtlebens. Er vergewisserte sich, daß das alles nicht er selbst gewesen war und darum auch nicht schmerzte, würde es von der Ferne weggeschnitten.

Schon tauchte seine Seele kühl in das Niegesehene und eine freudige Bangnis warf unruhige Lichter über sein empfindsames Blickfeld, das ebenso wie die unendliche unfruchtbare Ebene da draußen vor den Fenstern des Zuges zur Riesenfläche sich weitete. Dörfer und Städte, an denen er vorüberflog, erschienen ihm zwar noch wie schmutzige Kinder des Ungeheuers, dessen Bauch er entschlüpft war. Erst das Land der Bergwälder umfing ihn mit den zartsamen Armen einer Frau.

Seit seiner Kinderzeit, da er mit dem blauen Handwagen die abschüssige Landstraße hinabgesaust war, bis zu dieser Fahrt –: bedünkte ihm Reisen eine Steigerung des Lebensgefühls, ein göttliches Theatrum, eine höchstwillkommene Beschleunigung des Erfahrungsprozesses, ja, die reinste Herzensfreude schlechthin. Wie hätte er auch so undankbar, so roh sein können: in den Stunden der Erfüllung durch die Scheinwelt eines Buches seiner Seele ein schwarzes Tuch über die Augen zu werfen! Sehen und immer wieder sehen, trinken und sammeln, Bild auf Bild, Eindrücke vertiefen, Spur um Spur, damit Korn darein falle und zu beglückender Frucht für kümmerliche Tage reife …

In seinem Gehirn blitzte ein dünner Gedankenstreif auf: ob letzten Endes nicht doch alles aneinander grenze, nichts verloren sei und nichts einen Ausgang habe, eins dem andern ähnlich wäre, sich ihm anschlösse zu Vieren, in Hunderten und großen Heeren … beständig und unaufhörlich? Mit einem leisen Schütteln des Kopfes versuchte er diese aufdämmernde Erkenntnis auszudrücken. Sie gab einen Augenblick nach, schwelte aber mit sanfter Bohrung fort.

Als er am Abend spät, nach wechselvollen Zuständen der Ermattung, nach Wartepausen, Umsteigen und wieder Warten, durch ängstende Dämmerung und beklemmende Ungewißheit, endlich ein sauberes Bett im ersten Hotel der südlichen Residenz gefunden hatte, und nun die Glocken neu und süß die Stunden messen hörte, witterte er mit erregten Sinnen in die laue Nacht, sog mit vegetabiler Lüsternheit die ungewohnte Luft ein und schlief tief und fest.

Früh warteten neue Geschehnisse auf ihn, um mit dem zarten Knospentum ihrer Erscheinungen sein Herz zu berücken. Das bescheidenste Bürgerhaus, die bedeutungsloseste Fassade, das alltägliche Treiben des Schloßmarktes, das Glockenspiel des Münsters und das gewichtig-komische Gebaren buntbemützter Studenten nahm er mit der Sinnenfreude eines reinen Toren in sich auf. In seine Anteilnahme mischte sich ein fast kindischer Trotz gewollter Beschränkung ins Zwergenhafte, Solide und Beschauliche. Die Erlebniswelle eines Urahnen unterm Nußbaum, das stille Glück des Straßenkehrers, der heiter seine Pfeife schmauchte, dünkten ihm Spiegelbild himmlischen Daseins. Es kam in seine Augen und leitete sie hypnotisch in sein tieferes Bewußtsein.

Unruhe jedoch trieb ihn am selben Tage noch tief in das waldige Gehege hin zum Hügelort.

Er hieß Friedberg. Schon aus der Ferne herübergetönt, hatte ihm dieser Name irgendwie wohlgetan. Die Magie eines zartsamen Streichelns floß hinüber in sein Blut. Ahnungen von etwas besonders Gütigem, Göttlichem und Heilsamem dämmerten auf. Friedbergs rote und blaue Landhäuschen, der steile und nadelspitze Schieferkirchturm und besonders das weiße, puppenhaft zierliche Schloß auf Roßhalde sangen laut das hohe Lied eines in froher Heiterkeit der Seele abgerundeten Lebens.

Nachdem Elias das Außen, den Duft und das sanfte Licht dieses Städtchens getrunken hatte mit einer feierlichen Inbrunst, mußte er das Reale des Wohnungssuchens noch schmecken. Viele Ablehnungen stießen sich ihm entgegen. Manches sah er in den niedrigen Stuben, das ihn nicht zum Längerweilen lockte. Endlich fand er in einer Fremdenpension ein Zimmer, das ihn fesselte. Es war mit einer tiefblauen, blumenlosen Tapete ausgeschlagen und zeigte durch zwei niedrige, aber breite Fenster die Laubmasse des Hochwaldes. Helle Birkenmöbel im Biedermeier waren sparsam, aber mit fabelhaftem Geschmack im Raum verteilt. Eine Mücke singelte. O Sommergeräusch! Er faltete die Hände. Er sehnte sich nach Läuterung. Über der Bettlade hing ein geschnitzter Christus … Nein, den wollte er noch nicht. Kuhglocken läuteten fern. Im Hof plätscherte ein Brunnen.

Elias erhoffte mit heißer Gier ein Geschenk bei der, wie er glaubte, gemeinsamen Mittagstafel. Schmerzlich erfuhr er nun, daß hier jedes auf seinem Zimmer für sich aß. Im Nebenraum wohnte ein ältliches Ehepaar, kühl und ohne Lärm. Im obersten Stockwerk hockte eine vielgliedrige Judenfamilie mit Vertretern aus uralter Generation, und von irgendeinem Zimmer sonst noch her krochen zwei bebrillte Damen, anscheinend Lehrerinnen.

Das war der ganze Inhalt an Fremden in diesem Hause. Diese Feststellung wirkte auf Elias niederschmetternd, ja, brachte ihn schließlich in eine gallige Dumpfheit. Und als gar am frühen Nachmittag der Himmel sich plötzlich einen grauen Sack überhing, und einen dichten und eiskühlen Regen ausschüttete, kauerte er sich zusammen, wie eine Kröte, die man aus fauligem Sumpf in die Reinheit des Lichtes stößt.

Nun saß er am Fenster und haderte mit sich und den Dämonen, die über sein Schicksal gestellt waren. Das Licht ballte sich um ihn mit einem trüben Schein, verfinsterte seine Augen und preßte sein Blut.

Tag um Tag strichen so vorüber, grießgrämig schauten die Menschen aus grauen Kapuzen und finster und Böses gebärend duckte sich der Wald an die Steinbrust des Hügels. Nachdem Elias alle Zustände von Raserei bis zur besinnungslosen Resignation durchlitten hatte, entdeckte er im verstaubten Wandschrank eine Goethe-Ausgabe vom Jahre 1830. Da ging ein Ruck durch sein Gehirn. Die Stirn glättete sich und aus den Augen brach ein warmer Glanz. Nun erging es ihm wie weiland dem geliebten »Grünen«, er übersprang das Nervtötende des Regens, die Bedrücktheit des Gemütes und schwebte aus stumpfen Niederungen in lichtere Bezirke. Seine Seele lag wie im Feuer. Glühend, aber doch nicht verbrennend.

Wenn er so durch die Wolke des Zigarrenqualmes um sich, durch das Fenster blinzelte und auf den grausamen Trauerchor der Regentraufen horchte, brachen hellere Töne aus seinem Herzen, schlugen nach außen und stimmten die Quellen auf Dächern und von den Bäumen herab zu einer großen, gütigen Musik der Ewigkeit um. Und es geschah, daß die Verworrenheit in ihm sich löste und eine glückvolle Ruhe der Reinheit, eine still schwebende Fülle des Friedens breite Kreise zog. Ja, eine Erhabenheit ohnegleichen hob seine Schultern und die Brust wölbte sich dem Wunsch: aus diesem friedsamen Meere gottgleicher Harmonie herausgerissen zu werden.

Als der Wunsch fast endliche Erfüllung werden sollte und die Stimme des Blutes tönte: es möge in alle Ewigkeit draußen nur Regen treiben, schoben sich die Wolken auseinander, Bläue äugte und die Sonne erwachte mit einem reinweißen Gesicht aus dem Scheintod. Die Dächer zeigten frischere Farben und in den Bäumen war plötzlich eine Saftgerundetheit, wie in warmen Maitagen. Elias rieb sich die Augen. Die Pupillen schmerzten tief nach innen hinein. Aber immer wieder wurden sie herausgezogen von der Intensivität des Lichtes und den hellen Geräuschen des Unscheinbaren in der Welt. Das Glück wuchs empor aus den Bogengängen von Wind und Geruch. Stein schmolz und Wasser ward hart wie Stein. Blütendolden vom Wesen Gottes legten sich um Mensch und Tier, Fruchtbeeren platzten.

Jetzt erst lernte Elias die Wunderwirkung der Sonne verstehen, weil er neu erlebte, woher der Wein Feuer hole, Glut, Farbe, Bilderfülle und Tanz. Und mit eins hatte er Lieder auf der Zunge. Zuerst summte er nur, aber doch schon beglückt und träumend von süßeren Wundern des Lebens.

Und wenn die Sonne in das Tal hinunterbrannte, stieg er den Wald hinan, damit seine Augen am Berghang über die Ebene sich ergössen. Er fühlte, wie aus dem tiefsten Brunnen seiner Seele herauf sich eine Frische hob, wirbelnd bis zum Rand und überströmend Körper, Lied und Umwelt, bis der Glutball hinter üppigen Fruchtgärten, froh qualmenden Dächern langsam in das uferferne Bett des Stromes am Rand der rauchblauen Ebene versank.

Immer wenn Elias nach solchen Abendfeiern heimkam, stießen sich die Menschen verwundert an seiner heiterfrohen Beglückung. Ihnen war das Erlebnis der Abendwunder schon eine stille Gewohnheit geworden. Sie wärmten sich daran wie an der Behaglichkeit eines Kachelofens. Sie schmeckten die Verzauberung wie man Brot bricht, täglich, gewohnheitsmäßig. Durch ihre Munde lief der leichte Plauderton des Alltags. In ihrem Blut wurde keine Sünde, keine Gier, kein Überschwang groß. Elias ging daran vorüber in einem Schlafwandel des unbefleckten Ichs. Sein Haar glänzte üppiger und über sein Gesicht rieselte eine leichte Gebräuntheit.

So sah ihn an einem Abend Barbara. Und sie erschrak nicht, machte keinen Bogen um ihn und legte ihre Augen auch nicht unter die Lider vor Scham.

Sie begrüßten sich ganz schlicht, dörflich sicher und froh wie zwei, die sich schon irgendwo einmal getroffen haben mußten. Gewachsen in Sommer und reiner Luft wie die Trauben, wie die Edelkastanien und Mandelbäume, war Barbara erdgebunden an diese Landschaft. In ihren waldbraunen Augen war Keckheit und Sentimentales zugleich. Ihre Stimme hatte in den Untertönen etwas Volksliedhaftes und ihr ganzes Gesicht zeigte gesammelt jene simple Lauterkeit, die der Deutsche Hans Thoma seinen Menschen- und Landschaftsbildern einflößt.

Elias konnte sich erst ganz langsam in diese Erscheinung einer gemütvollen Gewachsenheit hineinfinden. Seine Erinnerungen barsten und aus den Schlacken hervor brach der Strom der Zuneigung.

Sie gingen die breite Allee zu der Pension hinunter, Wort fügte sich zu Wort, glich sich einander an und fand aus anfänglicher Verhaltenheit den frischen, von keinen Hinterhalten beschwerten Ton.

Und doch war es nur ein Plaudern, wie Menschen in diesem Ort miteinander von der Obsternte oder den Hühnern und Tauben sprachen. Keine Diskussionen, keine Rhetorik, kein Blenden mit Geistigkeiten.

Nur Elias spürte zuletzt eine stärkere Erregtheit seines Blutes, einen schnelleren Puls durch sein Herz jagen. Er sperrte sich zwar dagegen, knirschte in unbeachteten Augenblicken mit den Zähnen und mußte es doch sich gefallen lassen, daß Barbara sich von ihm trennte mit einem leichten Spaß, einem schalkhaft hingeworfenen Wort über seine großstadtmäßige Kleidung, seine Unbeholfenheit auf dem spitzen Steinpflaster und seine schwielenlose Hand.

Beide aber fühlten, da ihre Hände ineinander lagen zum Gruß, daß man sich wiedersehen würde nicht von ungefähr, sondern gerufen von dem Gleichklang einer Blutwelle.

Elias war wieder in seinem Zimmer. Er sah sich um. Die Dinge standen grau und regungslos. Er bekam einen stechenden Schmerz von Schläfe zu Schläfe. Er schlang das Essen mit Heißhunger hinunter. Wie ein entspannter Bogen streckte sich sein Körper auf dem Ruhebett. Sand rann auf die Lider. Und ein Nebel verwischte die Umrisse der Dinge.

Früh um sieben stand er im Hof unter dem Brunnen und ließ den eiskalten Strom über seinen hemdfreien Oberkörper springen, ließ sich den Kaffee auf dem Flur reichen und schritt auf schmalem Fußpfad weit in die Wiesen hinaus. Das Gras stand reif zum zweiten Schnitt. Minz und Salbei schäumten in Silberflocken über den Duftwellen. Das Pfauenauge taumelte. Die Lerche hielt unverdrossen die lichtblaue Leiter des Lobgesanges.

Elias kniete nieder nach einer Mohnstaude. Der reife Flaum der Blüte goß sich über seine Hand mit einem schweren roten Getropf. Davor erschrak er und sprang wieder hoch. Wie er aber die Wiese verließ und in eine Allee trat, atmete er schon freier und riß den Hut vom Kopf. Ein schräger Windstoß faßte sein Haar und trieb es fast in die Augen hinein.

In seinen Flanken die Laubkronen wiegten sich samenschwer, die Stämme standen leicht gebogen wie Schenkel einer heißhungrigen Frau.

Kurz vor dem Chausseehäuschen begegnete Elias ein Kind von sechs oder sieben Jahren. Ein Mädchen strohblond. Sein marienfrommes Gesicht war gerahmt von einem blauen Häubchen. In beiden Händen schaukelten Spankörbe. Es wünschte Elias freundlich einen guten Tag. Er blieb stehen und begehrte ihren Namen zu wissen. Und da sah er, daß dieses Kind der Barbara sehr ähnelte. Es hatte ihren kirschrunden Mund und die offenen Schalkaugen.

Es antwortete ihm mit einer vogelhellen Stimme. Da streichelte er dieses unbefangene Gesicht und wollte es küssen. Besann sich aber schnell. Und, wie um einen häßlichen Gedanken auszulöschen, griff er in die Tasche und zog ein Geldstück hervor. Das Mädchen sah ihn etwas beklommen an. Er steckte die Münze in das Täschchen der Schürze. Ohne Dank zu sagen, lief dieser Sommerspuk davon.

Das Antlitz aber blieb Elias. Es stand unverwischbar vor seinen Augen und lächelte unentwegt. Der Körper aber, der es trug, war miteins der einer Erwachsenen. Nahm die Formen Barbaras an und wurde mit stärkeren Herzschlägen der Erinnerung zu ihr die Formel Evas und aller unsterblichen Frauen. Elias war ermüdet. Er setzte sich auf einen Chausseestein und roch in das Gehölz hinüber. Die Pilze goren mit herben Gewürzwolken aus dem Moos. In der Fäule überjährigen Laubes scharrten Rehe.

Zuweilen kamen Glocken auf Elias zu wie Weltengebirge, umspülten ihn und verebbten mit Wind und Blattgeräusch in der jenseitigen Ferne. Die Welt des Wesenlosen begann. In diesem Augenblick fühlte der Mensch seinen Körper, der alles, was er gut hieß, wie eine Heimat umhegte, als eine unklare Hemmung. Vielleicht hatte er nun nichts als den Wunsch, diesen Leib der Erde zurückzugeben. Seine Sinne waren ganz wach und empfindlich. Aber hinter den Sinnen, da wollte etwas ganz still sein, sich dehnen und das Leben über sich hingleiten lassen …

Ein Wagen rollte heran und stieß mit einer harten Staubwolke Elias auf. Da entschloß er sich zu einer Waldwanderung und hielt durch, bis der rote Abend durch die Tannen funkelte.

Wie mit einer ungewohnten Last beladen, keuchte er die Treppen hoch. Mußte Licht zünden, um das von Staub und Schweiß gescheckte Gesicht in der Wasserschale unter dem Spiegel reinzubaden. Dann nahm er das Essen ein und ließ noch einen Krug Wein heraufbringen. Irgendein Gefühl spornte ihn, das Tagebuch aufzuschlagen und das fruchtträchtige Erlebnis dieses Tages einzutragen. Er blätterte in dem Heft, wie wenn ein Spieler über die Tastatur eines Klaviers fährt und kam endlich zu den Seiten, wo das letzte Erlebnis aufgezeichnet war. Er las diese Sätze wie eines Fremden Spiegelschrift: »Für uns aber ist die Welt nur ein Haus der Langeweile. Haben wir Leidenschaften, kehren sie sich gegen uns und beißen uns ins Herz. Haben wir ein Narkotikum, schmeißt es unsere Phantasie wie einen Berg auf uns. Trinken wir einen Südwein, haben wir bald Katzenjammer und schneiden uns vor Raufsucht die Hälse ab … Was ist der Mensch eigentlich? Ist er klein: eine dumme Klappermühle. Ist er groß: sieht er manchmal Gipfel, steigt hinauf, hält sich für einen Gott. Meist ist er aber nur das Tier, das sein Leben ebenso weiter trödelt und am Ende seines blöden Weges unabänderlich in ein unlichtbares Dunkel der gemeinsten Vernichtung hinabstolpert. Sag nicht, was Du sagen willst! Ich weiß es und habe es früher mit Tränen der Hoffnung bedacht. Und mit Tränen der Wut und Verzweiflung verworfen …«

Da entstand eine gallige Häßlichkeit in Elias und bohrte sich seltsam in seine Augen hinein, als beuge sich dort seine Seele hinaus, weit und gespannt und begehrte nach dem Berg der Erlösung und langte mit frostigen Fingern in Leere und Finsternis.

Mit einem Ruck riß er die Blätter heraus. Und auf das erste weiße Blatt schrieb er in großen Buchstaben nichts als den Namen Barbara.

 

III.

Er traf sie vier Tage später in der kleinen Drogerie, wo er versuchte Veronal zu bekommen. Sie begrüßten einander mit unbekümmerter Freiheit vor dem Verkäufer. Sie gingen miteinander hinaus und Barbara ließ es ruhig geschehen, daß Elias sie begleitete zu ihrem Hause. Auf dem Schild war das Handwerkszeichen eines Böttchers gemalt und durch den offenen Flur sah man bis auf den Hof hinein und da standen Stapel zugerichteten Holzes und zwei Männer hantierten auf den Schnitzbänken. Der Grauhaarige, das war Barbaras Vater und der Junge ihm gegenüber ihr Bruder.

Elias sah in das Vorgärtchen hinein und liebkoste die lila und rosa Tupfen der Stockrosen. Er schmeichelte sich mit verwunderten Augen in das Fenster hinein, das nach innen geöffnet war und den Schnee des zum Lüften ausgespreiteten Bettzeuges preisgab. Sein Blick schnellte zurück und umklammerte Barbara. Ihres Plauderns Wesenheit hatte er nur so von oben her folgen können. Da er nun ihre Augen scharf in seine gebohrt fühlte, ging ein Riß durch sein Denken.

Er suchte einen Ausweg und ging fehl auf der Spur, die sein Begehren vorlegte. Nun kam ihm Barbara zu Hilfe und fragte, was er an den Abenden so tue … Vielleicht stellte sie sich vor, daß er sie gern habe und nur das Wort, das dies aussagen könne, ihm noch fehle.

Elias war jetzt alles klar. Und das Nebensächliche wurde ihm Hauptsache und die Hauptsache Nebensache. Mit großen rücksichtslosen Schritten ging er auf ihr Herz zu und konzentrierte sich auf das eine, daß er ihren Leib haben wolle. Es wurde ein Zusammentreffen um sechs Uhr vereinbart. Barbara lächelte still, lief aber mit heißgerötetem Gesicht in das Haus hinein.

Elias ging irgendwo die Straße weiter hinauf mit gesenktem Kopf und bedachte sich: Es kann auch wieder eine Dummheit sein, eine Gedankenlosigkeit. Aber auch das ist ein Taumel. Immerhin ist es etwas, das mich gefaßt hat, das ich gefaßt habe, sichtbar und unsichtbar. Denn so schwer das Leben auch ist, schwer mit den Menschen und seiner Last, die er zu tragen hat hierhin und dorthin mit der Erde, die an seinen Schuhen haftet –: auf eine unsichtbare Weise, auf eine geheime ist es dennoch eine leise Beschwingtheit und wird eine Musik haben, zu der wir noch nicht die Tänzer sind, weil wir ihren Rhythmus noch nicht geprobt haben …

Ab und zu begegneten Elias Fremde. Obstgärten rundeten sich. Vor manchem Zaun blieb er stehen und wenn eine Frau darin war, band sie ihren Rock fester auf und grüßte den Mann, den sie nicht kannte. Der Weg war von Birken überhangen. Vögel flogen ein und aus mit kreischendem Gelärm. Die Zweige strichen Elias durch das Gesicht. Und es war eine Lust für ihn, die zarten Ruten manchmal bis auf die Hand herunter zu fühlen wie einen Käfer mit zierlichen Zangen. Und ein Eichhorn und wieder ein anderes schaute mit seinen Wachholderbeeraugen den Menschen an, wie er so verloren unter den Bäumen ging und die Umwelt schmeckte und das Herz weit machte und die Seele hoch. Nun ging Elias den Weg wieder zurück und streifte mit scheuen Augen das Böttcherhaus und hörte Barbaras Stimme durch ein Zimmer singen zum Takt der flinken Hämmer auf schwarze Faßreifen hinten im Hof.

Wie lange war das schon her, daß spannendes Herzklopfen ihm die Stunden unerträglich in die Länge zog!? Er spürte dieses Warten mit körperlichen Schmerzen und betäubte es mit schweren, schlechten Zigarren. Er saß in seinem Zimmer am Fenster und in seinen Kniescheiben bohrte das Blut mit einem dumpfen rheumatischen Reißen. Er klingelte das Mädchen herauf und bestellte einen Kirsch. Der Alkohol machte seinen Kopf noch unfreier. Er blätterte nun im Werther und gähnte. Legte das Buch wieder fort. Sah hinaus und dehnte sich mit einem Seufzer der Waldhöhe zu. Es war draußen froher und besonnter denn je. Aber – ob es nun ein Querschläger in seinen Gedanken war oder sonst was –: schal und unnachgiebig lag ein Widerstand darüber, als sähe er durch eine schaumgraue Flüssigkeit hindurch und dahinter nichts als schwarze Riffe von qualligen Ungeheuern umstürmt.

Da sprang er die Treppen hinunter und war eine halbe Stunde vor der Zeit am Wassertor. Da lief ein schmaler Bach in die Felder hinaus und wo der Pfad ihn besprang, lagen dicke Eichenbohlen. Darauf setzte sich Elias, neigte den Kopf vor und betrachtete das flügge Flossenspiel junger Fische. Um seine Ohren rankten sich Weidenruten und vermittelten das Spiel der Windharfe. Dazwischen ging das Siebengestirn der Mücken auf und im Baß antwortete ein Großvater aus dem Froschreich.

Plötzlich schlugen sich von hinten her Hände um seine Augen und es war nicht schwer, Barbara aus dem zarten Fleisch zu erraten. Sie hatte ein mattblaues Leinenkleid angezogen und das Haar leicht gebrannt.

Diese Überrumpelung ärgerte ihn. Denn von fern wollte er Barbara kommen sehen, mit jedem Schritt, den sie vorsetzte und ihm näher zuflog, die Glutwellen des Herzens bezwingen, zum Sieger sich aufsteilen, Mund und Stirn mit seinem Kuß erobernd.

Nun war es fast wie eine Gewohnheit, dieser Händedruck, dessen Blut nicht ausreichte zu einem Kuß.

Barbara aber setzte die Spule eines leichten Lachens und ungezwungenen Plauderns in ihren Mund und wies Elias den Weg, der sich mit breiten Laubarmen öffnete.

Da taute Elias auf und legte seinen Arm um Barbaras Hüfte. Wo die Stämme am dichtesten standen und mit den glatten Rinden sich berührten, suchte er des Mädchens Mund und fühlte ihn feucht und begehrlich seinem Verlangen entgegenschwellen, als wären sie beide schon ein ineinandergerückter Kreis der Natur und Atem und Sprache mit ihr.

Sie schritten, beseligt von Geschenken hin und her, die langsam anschwellende Kurve des Pfades bis zur Kuppe hinauf. Zwischen den Stämmen seufzte die Müdigkeit des Tages und mischte sich dem Ahnen der Nacht, das seltsam und geisterhaft sich ansagte mit Glühwürmern und Unkenrufen. Es stand ein Mauerrest auf dem Plateau, die Ruine eines Turmes. Und da, wo eine Lichtung den Blick in das Städtchen freigab, war eine Bank, roh gezimmert aus Birkenholz.

Mit sanfter Gewalt zog Elias Barbara auf seinen Schoß. Sie rankte sich um seinen Hals wie ein Geflecht aus weißen, kühlen Rosen. Ihre Küsse lagen fast leblos auf seiner Haut. Ihr Herz schlug mit dreifach schnelleren Pulsen in sein Herz hinüber. Sie wußte, was von ihr gefordert wurde, sie hielt es wie eine frohe Opferkerze bereit und erschauerte doch vor der Zeremonie der Handlung.

Elias spürte den Kampf und biß sich die Lippen wund, indes seine Hände durch Barbaras Haar gingen. Er zwang die Erregung des Fleisches zurück, irgendeine Untiefe klaffte vor seinem Gewissen. Er war sich noch nicht klar darüber, wo die Ursache gebettet lag. Er erschrak vor dem Heute und vertröstete sich mit dem sicher schon ruhigeren Morgen. Es war ihm schon fast mechanische Gewohnheit geworden, vor Entscheidungen zu einem ungewöhnlichen Sprunge in ein besonderes Erlebnis hinab, eine Nacht zu stellen. Eine schlaflose, hundert Spannungen sezierende Nacht. Und wie er sich davor immer mehr und mehr einzog wie eine dünne Haut und die lautlose Angst, an sich zuerst zu denken, in den Fingerspitzen spürte und ihre Empfindungen wie Tropfen an ihm hingen und ihre Gefühle wie Sand herab rieselten –: formte sich eine Lüge in seinem Mund zu kühlen Worten und schnitt das Band entzwei. Barbara schauerte zusammen. Ihr war, als hätte sie sich schon aufgetan vor ihm und er müßte etwas gesehen haben, das unrein war und abstoßend. Das warf sie in ein Schluchzen, in die blinde Riesenhaftigkeit eines leeren Raumes.

Die Nacht war schon völlig aufgerollt, als sie hinabstiegen. Elias mit süßen Gelöbnissen, Barbara mit einem angestrengt tiefen Hineinhorchen in den Ursprung seiner Stimme. Sie schmiegte sich wie ein leise rieselnder Schnee in ihn hinein. Sie ließ sich von ihm fast tragen.

Auf dem Brunnenplatz unter der vierarmigen Laterne stieß sie jäh und schnell ihren Mund in sein Gesicht empor, biß seine Unterlippe und rannte fort.

Elias drehte sich einmal um seine Achse und suchte mit gesenktem Kopf sein Haus.

Er wachte lampenlos die ganze Nacht am Fenster. Er saß wegen der Kühle mit dem Rücken dagegen. Seine Gedanken projizierten das Bild Barbaras auf die freie Fläche der Tür. Er hob sich aus einem tiefblauen Schleier heraus und war fahl wie grauer Sand. Die Augen aber brannten gelb und groß in seine hinein und es war ihm, als überbrückte die kurze Entfernung ein Doppelband, gewebt aus Milliarden Staubteilchen. Nun empfand er die Festigkeit in diesem Geschehen, wie selbstverständlich sich eins ins andere hakte und da war, fest und ruhig wie eine einfache ungeheure, steinern gefügte Gewalt. Er bedachte sich, daß Barbara kein außergewöhnliches Geschöpf sei. In den Schmiegsamkeiten ihres Geschlechts sicher so tänzerisch heiter, wie ihre Genossinnen in der Hauptstadt auch. Vielleicht nur etwas gesünder im Muskelkrampf und natürlicher in den Erschütterungen der Schwächung.

Und doch mußte in ihr etwas anderes, erdhaftes, ehrlicheres und darum ausdauerndes sein … Ein Turmbau aus Mädchentum und Mutterglück gefügt. Der Fruchtboden eines Sohnes, den er wider den Verfall der Welt stellen mußte.

Und da übermannte ihn jäh ein undeutbarer Begriff von sich. Leicht, wie der grünbraune Schaum auf einem Fabrikteich, glaubte er in der Dunkelheit vor Barbara zu schwimmen. Er fühlte, daß sie sich ekeln würde vor der Berührung mit diesem Pfuhl, aber doch hineinspringen müsse um der Erlösung willen. Er fühlte ihre Stimme ganz dicht über seinen Augen und seinen Mund in dem vertieften Innenraum einer großen Erschöpfung kauernd.

Lang schlug er auf den Teppich hin. Schwer und regungslos weiß hob sich sein Gesicht ab. Alles Leben in den Zügen schien erloschen. Nur die Hände bewegte er leise, als müsse er sie hindrehen in den Reflex eines Lichtstrahls, der von irgendwoher in das Zimmer fiel, kreisrund wie die Ziffernfläche einer Sonnenuhr. Und seine Hände waren der Schatten, der die Zeit maß und mit ihr verrann.

Barbaras Bild in der Tür aber triumphierte und wuchs weit über diesen Raum hinaus, füllte den Himmel und zog alle Sterne in ihre Gewalt hinein.

Sie rührten sich nicht, Gott rührte sich nicht, Welten lagen da, als wären sie nichts anderes, als gegen den Himmel aufgeworfene Schanzen. Jeder Berg bäumte sich kohlschwarz. Und die Nacht schloß die Eisentore zu mit einem Donner, als müßten die Riegel in Ewigkeit halten.

Elias wachte erst auf, als es an der Tür klopfte und die Sonne mit breiter Behäbigkeit im Zimmer stand. In seinem Gehirn drehte sich minutenlang der Raum, ehe er ihn bezwang. Sein Körper schmerzte in den Gelenken, als seien die Glieder mit eisernen Stangen zerschlagen. Er fühlte eine bekrustete Trockenheit in seinem Gesicht. Er schämte sich, in den Spiegel zu blicken, oder das Fenster zu öffnen. Er sah das Bett unberührt sich räkeln. Eine Wut hämmerte durch seine Schläfen. Da riß er die Kleider ab, stieß die Decke zurück, löste von der Tür den Riegel und spürte nun die Kühle des Leinens frisch um seines Leibes fahle Haut spülen. Nicht sehr fern mehr, meldete sich der Schlaf mit schwer betäubenden Gerüchen.

Das Mädchen trat nach nochmaligem Klopfen ein und runzelte Mitleid über ihr Gesicht. Elias begehrte Milch und Kognak. Das Mädchen fragte, ob nicht etwa der Arzt vonnöten sei. Er lachte schallend, verbesserte sich aber schnell und meinte, ein plötzlicher rheumatischer Anfall hätte ihn behindert, froh in den Tag hinein zu baden.

Nun schüttete er den Kognak in die Milch hinein und trank dieses Gemisch schnell hinunter. Riegelte die Tür ab und schlief bis zum anderen Morgen durch, leicht und traumlos.

Das Erlebnis der ersten durchheulten Nacht war nun zu Stein erstarrt. Das Blut sehnte sich nach Barbara. Wo würde er sie finden, heute? Es war Sonntag und wie er aus dem Hause trat, war die Straße mit Kirchgängern gefüllt, die heimkehrten, froh durchglutet von den Gütigkeiten der Gotteslegende. Er mischte sich in den feierlich schleppenden Strom und trieb mit ihm bis zur Gastwirtschaft zum weißen Roß. Mit einer Schar junger Männer trat er hinein und nahm an einem offenen Fenster Platz. Ob er dies eigentlich tat, um nach Barbara auszuschauen, war ihm nicht klar. Wer weiß, ob sie überhaupt im Hochamt gewesen war. Die Friedfertigkeit dieses Vorüberzuges von Menschen aber, die eine erdverwurzelte Festigkeit in allem zeigten, taten ihm wohl. Er mußte mit eins an den Trubel der Sonntagsspazierer in der Hauptstadt denken, an die lächerliche Gespreiztheit ihrer Kleidung, an die Wäßrigkeit ihrer Gefühle für das Natürliche, an ihre Lügenstirnen und ihre verkrüppelten Füße, die nicht aufstampfen, aber auch nicht schweben konnten.

Nur nicht daran denken jetzt, daß man wieder hinein muß in die flachen Bodengänge ihrer Welt!

Elias zwang sich, seine Augen so auf diese geruhige Kleinstadtstraße zu konzentrieren, daß kein Nebending mehr in das Gehirn hinaufschlüpfen konnte.

Die Waller waren schon spärlicher geworden. Alte Frauen humpelten nach und ein paar Männer dann und wann, gehalten von einem breiten gewichtigen Gespräch.

Der Gastwirtsgehilfe störte Elias nun zum dritten Male. Da bestellte er ein Glas Rotwein, … ein Schinkenbrot. Die Gäste lärmten verhalten an den Billards und in Spaßen zu viert und fünft an den schweren Tischen.

Da sah Elias eine Gruppe von sechs oder sieben in der Kirche gewesener Menschen dicht vor seinem Fenster stehen bleiben. Es waren zwei Frauen darunter. Und die biegsamste war Barbara. Der Mann, in dessen Arm sie sich gehängt hatte, war ihr Vater.

Elias sah vorerst nur die Rücken der Beiden. Dann drehten sich aber bald die klobigen Schultern herum und zeigten ein scharf aus braunem Stein gehauenes Gesicht. Elias erkannte es sofort wieder, wenn auch die Steifheit des weißen Kragens einen anderen Schnitt hineingebracht hatte als den, der ihm im Gedächtnis war von jenem kurzen Blick durch den Flur auf den Arbeitshof.

Nach einer Weile hakte sich Barbaras Vater los aus der Vetternschaft und stieß seine Tochter fast unwillig beiseite, um den Weg zum Gasthof freizubekommen …

Und wie Barbara sich nun nach dem Vater umdrehte, prallten ihre Augen mit Elias zusammen. Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln, straffte sich dann aber schnell und trat zu ihm an das Fenster heran, als sei das eine ganz selbstverständliche Sache. Und wie offen und geradezu sie sprach und lächelte, während auf Elias eine seltsame Beklommenheit lastete.

Elias dachte: o diese Sicherheit, diese natürliche Spannung! Wie gegensätzlich –: Ich, der ich doch alle Geschicklichkeiten des Sicherscheinens gelernt haben mußte im ewigen Labyrinth der Stadt und sie dagegen, die keine andere Welt kennt als diese kleinliche, handwerkerruhige und von Bekannten-Augen beengte!

Blitzschnell kam ihm der Gedanke, Barbara in die Pension zu bestellen für den Nachmittag. Es war gewiß nichts Ungewöhnliches. Schon häufig zum Kaffee bei den Fremden in der Pension waren Mädchen aus diesem Ort gewesen. Man saß da auf der Diele in unschuldigem Beieinander wie in einer großen Familie.

Als Elias nun damit herausplatzte, verfärbte sich Barbara. Sie suchte für dieses Ungewöhnliche eine Gleichgewichtsform zu finden. Besann sich und reckte nun ganz einfach die Hand herüber und lächelte: »Ja!«

In Elias zerbrach etwas. Er hatte Widerstand gehofft und nun …? Die Welt drehte ihm ihre schwärzeste Seite zu.

In welchem Sternbild wird ihm Barbara diese Nacht aufhellen? Verflucht! Diese Frau verlangte viel Gehirn und Nerven.

Nun mußte er ihr die Stunde nennen. Aufs Geradewohl bestellte er sie um sechs. Barbara nickte. Beugte sich vor und an seinem Gesicht vorbei und suchte ihren Vater. Der saß mit dem Goldschmied und dem Sattler auf der Estrade und zeigte das vom Rauch verschleierte Profil. Es hatte in dieser Beleuchtung den Schnitt von Cäsaren auf alten Münzen.

Wie Barbara den Kopf wieder zurückzog, streifte eine Haarwelle den Mund von Elias. Er küßte den blonden Vorüberhusch. Rosiger Wangenhauch wölbte sich wie die Sonnenseite eines Pfirsichs aus bräunlichem Unterton und die aufschießende Sinnlichkeit seines Blutes sprang heftig zu dem Mädchen herüber. In ihren Augen brannte lichterloh das Herz, da sie sich von Elias rissen, die Straße fanden und auf einen geistlichen Herrn stießen.

Elias fror, bei dieser jähen Abschwenkung der erotischen Kurve ins Bizarre, bis ins Mark. Verspürte nebenbei auch Hunger nach gebratenem Fleisch und bezahlte den Wein und das Brot.

Die Straße war fast leer. Er schritt mitten auf dem Damm. In seinen Mienen lag nun etwas Festes, Vorwärtsgerichtetes. Er hatte sichtlich für diesen Tag einen besonderen Schwerpunkt vorbereitet.

Elias stand vor dem Spiegel, hemdärmlig und glättete das Haar. Er überlegte, ob er nicht auch eine hellere Kravatte umtun müsse. Sah nach der Uhr. Es waren noch zehn Minuten vor der Zeit.

Mit einem Male hörte er verheimlichte Schritte, ein Knarren der Treppe, ein Stehenbleiben … Vor seiner Tür ein gespanntes Horchen.

Seine Augen stießen gegen die Tür. Es berührte ihn merkwürdig, daß hinter dieser Wand harten Holzes jemand stehen könne und gespannt war, etwas von ihm zu erfahren. Es irritierte ihn, er spürte ein Kratzen im Hals und bezwang sich mit äußerster Anstrengung, nicht husten zu müssen. Sein Gehirn konzentrierte sich mit einer ungemein scharfen Spitze auf den Drücker, um dessen beiden Klinken sich Erregungen einander unfindbar stauten.

Seine Schläfen beutelten sich zum Platzen. Er sah, unfähig zu einem Entschluß, im Zimmer umher. Er bemerkte ein messingnes Schloß, das schief von der Kommode herabhing. Er dachte plötzlich an den Geruch, der vorhin von Barbaras Haar ausgegangen war. Merkwürdig: er schmeckte ihn wieder ganz deutlich auf der Zunge. Es war nicht Sinnlichkeit, sondern etwas, das wie ein Wind heulte oder wie ein Kind schrie.

Es schwirrte schwindelnd in ihm auf, mit einem jähen Ruck die Tür aufzustoßen.

Er tat es endlich.

Und da … stand Barbara.

Einen Augenblick standen sie sich wie Tiere mit stoßgesenkten Hörnern gegenüber. Sie maßen sich stumm mit groß geweiteten Augen. Sie fühlten sich beide wie Messer im Körper des anderen.

Das ging minutenlang.

Endlich siegte das Blut. Und Elias nahm ihre rechte Hand, wortlos, und zog sie mit einem festen Ruck in das Zimmer.

Sie rührte noch immer nicht das Gesicht. In der aufrechten Haltung ihres schlanken, geschmeidigen Körpers war etwas Starkes, fast Knabenhaftes, das in seltsamem Gegensatz stand zu dem leisen Rhythmus ihrer atmenden Brust und dem leichten Zucken ihrer Schultern. Sie trug jetzt ein mohnrotes Tüllkleid mit kurzen Ärmeln. Ihre glatten, bloßen Arme waren blau belaufen, als hätte sie eben mit heißem Wasser und dampfenden Kochtöpfen zu tun gehabt.

Mit plötzlicher Heftigkeit fühlte er all sein Verlangen ihr zustreben. Hier in dem abgedämpften Licht sah er sie lebendig gemacht kraft seiner Wünsche.

Und miteins sprang es über seine Zähne hinaus, laut und heiß: »Warum?«

Da warf sie ihre Arme um seinen Hals und schluchzte.

Elias durchtobte eine knirschende Lust und, geworfen von diesem Tempo, riß er Barbara hoch und schleppte sie auf das Ruhebett. Er drehte seine Arme um ihren Nacken und küßte ihre Brüste durch das Kleid hindurch. Und weil sein Kuß an ihr forthaftete, bog sie sich empor und umklammerte seinen Hals. Das Glück war übergroß, die Seele metallisch und schluchzend. Sie schenkte sich ihm mit einem heißen Ächzen und wurde erst lange nach ihm ruhig und tief. So oft er aber in den folgenden Viertelstunden an ihr trank, fielen die hellroten Fieberflecken seines Wesens in ihr weißes Weihnachtsherz. Und ihre Augen waren wach, wachsam die seinen bewachend.

Da fiel Elias von ihr, ohne Übergang, schwach herab. Eine gequälte Grimasse verzerrte seinen Mund.

Barbara blickte scheu und ratlos zu ihm hinüber, die Arme an die Brust gedrückt. Ein dunkler, leidenschaftlicher Schmerz erschütterte sie.

»Ich muß jetzt gehen«, lispelte sie.

Elias nickte und seine Hand tastete nach ihrer Schulter. Sie trat aber rasch zur Seite, wich ihm aus und fand die Tür.

Die Sonne war untergegangen und Barbara ging auf Umwegen nach Hause, zwischen den Gärten und breiteren Feldern. Wie aus einer zerbrochen am Boden liegenden Hülle war ihr aus diesem Abschied ein Gefühl von sich emporgestiegen. Eine seltsame Sieghaftigkeit begann sie zu tragen wie eine leichte, grausame Luft, die sie mit bebenden Wittern einatmete, die sie erfüllte und hob und in der ihre Gebärden ausfuhren, in die Ferne griffen, in der sich ihre Schritte mit einem leisen Aufklang vom Boden lösten und über die Wälder hoben.

Es war ihr fast übel vor Leichtigkeit und Glück. Dieses Gefühl sprang erst ab von ihrem Blut, als sie die Hand auf die Gartenpforte legte. Es war eine im spitzem Bogen gewölbte Tür; als sie das Schloß aufsperrte, rann das Dunkel um ihren Körper wie schwere Wellen schwarzen Wassers. Sie schritt, in Pausen horchend, vorwärts und verspürte schon das Saugen der Wände. Es brannte in keinem Zimmer Licht. Sie dehnte sich die Stiege zur Kammer hinauf und fröstelte in einer scharfen Zugluft und spürte endlich, daß sie bei sich war.

Dann tat sie fast mechanisch was noch zu tun war und die Nacht lief nicht anders zu Ende, als tausend Nächte vorher.

Und noch drei Tage in der nächsten Woche endeten so, wie dieser erste Sonntag, da sie erkannte, wohin Männer zielen müssen, um sich zu schwächen an schwachen Frauen.

Elias aber wußte schon nach dem Taumel der ersten Einswerdung, daß auch dieses Mädchens Schoß kein Endziel war. Ihm graute vor der Trennung, die in dem Augenblick ausgesprochen war, da ihm nur Lust gegeben wurde, wo er Heiligung ersehnte.

Vielleicht war sein Blut viel zu alt: trügerisch über Abgründen schweben zu können.

Er machte an den Vormittagen noch lange Spaziergänge, quälte sich mit Gewalt in den frischen Geruch der Landschaft, redete sich ein: Das Auge würde obsiegen über Gehirn und Verkalkung des Blutes. Immer aber verdarben ihm Menschen die Weihe der Sättigung. Kein Gehölz war so dicht, daß nicht ein Holzarbeiter plötzlich auftauchte und mit schlechtem Tabak den lederherben Brodem des Dickichts verschweinte, kein Weg schnellte soweit hinaus, daß ihn nicht ein Wagen überholte und die Knechte roh auf die Tiere schlugen.

Da packte Elias eine Wut wider die Ausgemergeltheit seines Erlebnisvermögens. Und über Nacht packte er seine Koffer und reiste, ohne Brief, Wort und Dank an Barbara, heim.

Früh beschlug ihn das Steingetöse der Hauptstadt wieder. Er lachte, als er in die Untergrundbahn stieg wie ein Irrer. Er trat mit rücksichtsloser und fast heimtückischer Besessenheit eine gefärbt blonde Dame auf den Lackschuh.

 

IV.

... und der Schwanz eines Teufels schlug das Rad.

Im Spiegel stieß Elias auf ein altes Gesicht mit schlaff hängenden Muskeln, tief umschatteten Augenhöhlen und unregelmäßig verteilten Bartstoppeln. Eine feindliche Gewalt kochte aus seinem Blut empor und dampfte Bosheit und gallige Ironie. Mit einem Schauer stoppte er die gedankenlose Hantierung ab. Dieses zweite Etwas um ihn, das sich wandelte in Minuten, Tagen und Jahren und doch immer dasselbe blieb: Gott oder Baal, mußte endlich entlarvt werden.

Heute noch!

Er bückte sich, um seine Stiefel unter dem Bett hervorzuziehen. Seit Monaten hatte er das Fehlen der Zugbänder bemerkt und an diese Entdeckung jeden Morgen die Absicht geknüpft, das Schuhzeug zum Schuster zu bringen. Er nahm eine Zange und zerrte die Stiefel keuchend über die Füße. Er dachte an seinen Vater, lächelte still, hauchte auf die Kappen und rieb sie blank. Dann fuhr er in den Mantel, dessen Kragen abgeschabt war, obschon ein neuer zum Ersatz lange bereit lag, langte nach der Ledermappe und stelzte mit Storchbeinen aus der Tür. Mit ungelenker Wucht warf er seinen Körper nach rechts, passierte scharf die Hausecke mit dem riesigen, leerstehenden Laden und war im Begriff, die letzte schnurgerade, unendlich langweilige Strecke nach Norden zu nehmen, an deren Ende die Haltestelle der Tram lag.

Er schlug den Mantelkragen hoch, weil ihm der böige Wind fast wagerecht ins Gesicht stieß. Tiefer schob er die Fäuste in die Taschen. Die schwere Mappe drohte nach hinten abzurutschen. Unwillig zog er sie nach vorn. Sein Arm erlahmte, es stach ihm die linke Seite. Das Herz schlug matter, Achselhöhlen und Rücken wurden feucht.

Er beobachtete seine Füße, es war häßlich, nach innen zu gehen, darum versuchte er, die Fußspitzen nach außen zu werfen. Er warf sie wie Fremdkörper von sich, so daß sein Gang eine steife Arbeit und keine rhythmische Selbstverständlichkeit war.

Er kannte aber jeden Grasbüschel, jedes Loch im Pflaster, jeden Buckel und bog dem schlängelnden Regenwurm aus, vermied Pfützen und vernahm dennoch besorgt die Nässe, die durch die schadhaften Sohlen eindrang.

Nun schrie ihn wieder der orthographische Fehler eines Straßenschildes an. Der Briefbote streifte ihn hart. Der Zettelankleber warf mit Handwerkergrazie den Kinospektakel an die Säulen.

Die Bahn rollte heran. Neun Personen drückten sich hinein und verstopften den Gang.

Elias wurde in die äußerste Ecke gequetscht, empfing Püffe und erwiderte sie, flog von einem Körper zum anderen und an der siebenten Haltestelle auf die Straße.

Bis zur Schule waren nur noch wenige Schritte. Hinein durch das Scheunentor! Ein breiter Streifen Kinder schwatzte. Das Klingelzeichen trillerte.

Revision durch den Mann, um dessen Gunst der ganze Organismus arbeitete, buhlte und log, war der Klasse angesagt. Darum war jetzt keine Zeit, Entwicklungen zu fördern oder auf stumpfe Gemüter anregend zu wirken. Wirksame Ergebnisse, auf Effekt und Blendung klug komponiert, mußten zurecht gezimmert werden.

Seine Worte wurden unpersönlich leer; er stand vor den Knaben wie ein Wurststopfer, wie eine automatische Figur.

Die Kinder dauerten ihn wahrhaftig, wenn er, von der Hetzpeitsche der Revisionsvorstellung gejagt, über das Versagen der pflanzenhaft zarten Denkfunktionen wütend wurde.

Von einem Flegel gereizt, schlug er mit der Faust auf das Pult, exaltiert bis zum Äußersten, wimmernd, brüllend, betend. Seine Hände krampften sich ineinander, seine Blicke liefen mit stummen Bestürmungen zum Himmel, Hohn pfiff auf sein Gesicht herab, gelles Lachen dröhnte, in Wut tobte er auf, stürzte sich auf grinsende Buben, packte sie, schlug ihre Gesäße blau, bemitleidete sie jäh, warf mit Ekel den Knüppel in die Ecke und kam sich vor wie jemand, der sich selbst befleckte. Sein Herz stach bedrohlich.

Er sank um. Ermannte sich. Wurde wieder gütig, geduldig und ergeben.

Sein Gesicht zeigte die Larve des Erlösers.

In den Pausen mit Kollegen zu verkehren, hatte er längst aufgegeben. Man hatte ihn immer achselzuckend angehört, unverstehend, unwillig. Sie empfanden nicht wie er und was er empfand, fühlten nicht einmal mit derselben Erschütterung das Weltleid, den schrillen Gegensatz zwischen Beruf und Berufensein. Worüber sie murrten und diskutierten, das war nur die Unbequemlichkeit der Arbeit überhaupt.

Die fünf Stunden des Vormittags wechselten zwar im Stoff, waren aber gleich in ihrer Wirkung auf Elias. Matter wurden die Gehirnbahnen; die mangelnde Zufuhr von Energie aus der Psyche ließ die Physis schnell erschlaffen und als es ein Uhr schlug, war er völlig verbraucht.

Wieder rannte er neben fremden Menschen über die Straße, deren protzige Häuserfronten ihn erdrückten, tief innen zerkratzt, einsam, ohne Zusammenhang, Ziel, Klarheit, Inhalt.

Die Bäume auf der breiten Avenue aber fühlten mit ihm, waren ihm verwandt. Kurzlebig war ihre Farbe und Blüte, frierend und wurzelseufzend [verschmachteten] sie ihre Gefangenschaft unter Lüge, Lärm und Gestank.

Elias horchte in den lauten Raum hinaus auf die Äußerungen des Lebens. Der Ton war lau und abgeschmackt. Alle Körper starrten übergossen von grauer Farbe. Verzerrte Wesen zuckten in sinnlosen Erregungen. Die Welt war das Gehirn einer Giraffe. Es gab keine Zeit, es war nicht Tag und nicht Nacht, nicht Gegenwart: darin heiter zu atmen, nicht Vergangenheit, dämmernd zu vergessen, nicht Zukunft: empor zu schweben. Man lebte nicht, man funktionierte nur.

Das Zimmer hatte den Sarg schon aufgeklappt. Hinein! Schlaf ohne Aufwachen …

Da gellte anhaltend spitzer Klingelton. Schnitt Messerscharf in Gehirn und Herz. Eine Faust puffte von innen gegen die Rippen. Von der rechten Schläfe aus trieb jemand einen langen glühenden Nagel quer durch den Kopf und aus der linken Seite wieder heraus. Denken war schäumender Wassersturz.

Er bäumte sich empor, brach wie ein erlegtes Wild zusammen, wimmerte und bettelte einen Götzen um Nachsicht an.

Dann nahm er einen dünnen Kork aus der Tasche, feuchtete ihn an und drehte ihn in den Gehörgang. Es schmerzte. Doch was verschlug das?! Man gewöhnte sich an Schlimmeres. Und den Kork konnte er nicht mehr entbehren. Dumpf sauste es in ihm, außer ihm. Trotz des schmerzhaften Luftabschlusses hörte er doch leiseste Geräusche. Die Nerven ahnten die Erregung des Blutes. Er nahm wahr, wie beim Atemholen die Bartstoppeln auf das Kissen kratzten, wie die große Wanduhr eine neue Stunde mit kurzem Anrücken meldete und wie sein Herz auf den Sprungfedern hämmerte. Seine Nervenfäden dünkten ihm dünner wie Spinnwebfäden ausgezogen.

Er mußte ruhen. Mit dem Willen zusammengebissener Zähne mußte es erzwungen werden. Er zählte und zählte. Die Sehnen seiner Beine waren bogenhaft gestrafft. Er nahm sich vor, nichts mehr zu wollen. Doch auch das Nichtswollen war Wollen.

Er stand wieder auf. Es hatte keinen Zweck mehr, auf den Schlaf zu warten. Er ließ die Beine schwer wie eiserne Säulen herabfallen. Riß den Kork aus dem Ohr, sah sich im Zimmer um. Seine Augen glühten wie Krater, die junge Erde hochzischen. Er rasierte sich. Irgend ein Dunkles mahnte ihn zu Verwandten zu gehen. Nein, heute nicht. Nie mehr. Wozu auch?! Lieber zu Tieren.

Draußen war schon ungewisses Licht der Dämmerung. Kalte Luft salbte seine Schläfen. Das tat gut. Herunter mit dem Hut! Seine Füße schleppten freies Feld herzu. Eine Stunde lang hallten die Schritte naß und dumpf. Schwärze drückte tiefer herab. Keine Laterne funkelte hier. Einsamkeit graute grenzenlos.

Wieder zurück. Menschen wollte er jetzt. Seine Augen wurden rund und bohrten sich zwischen beginnenden Laternen ins Dunkel. Suchten Form und Farbe hinter Ungewissem. Seine Nasenflügel weiteten sich, witterten tierhaft. Eine Gestalt strich vorüber. Schwarzer Mantel, glockenförmig, pelzverbrämt oben und unten; eine umgestülpte Tulpe auf Staubgefäßen vorwärtsschwingend.

Er folgte ihr. Sie spürte das, blieb stehn und bewegte die Gelenke wie eine Katze vorm Sprung. Ging weiter.

Elias taumelte. Dachte: diese Dritte wird vielleicht stärker sein als die erste und Barbara … Nimm sie!

Auf den Steinplatten klang ihr Schritt im Federn wie metallischer Diskant. Dumpf schlugen seine Stiefel. Er ärgerte sich. Die Nägel knackten hart. Das Ohr der Frau hörte den Schlag und wertete ihn. Damit war er ihrer Lust erledigt.

Lächerlich.

Er biß die Zähne auf die Unterlippe. Überflüssig, diese Gemse noch zu überholen.

Weg damit!

Sein Denken lief in flachen Rinnsalen auseinander. Die Schläfen bebten wie Membrane, Drähte surrten, die Augenlider flimmerten unter Reflexen. Irgendwo schlug von Zeit zu Zeit eine Uhr.

Ein Haus schlief schon tief. Der ganze Menschenkasten schlief. Nacht war auf der Erdhälfte. Zufall, in diesem kleinen Bezirk lokalisiert zu sein.

Das All ist Licht. Aber der Mensch mit dem All im Gehirn, diesem lügenhaften Narrengeschenk, dieser Mond mit dem erborgten Lichthof, klebte wie eine Raupe an der Rinde eines Planeten, schmarotzend, sinnlos.

Die Straßenlaternen brannten weich und gütig.

Für wen?

Wozu?

Elias hörte wieder Schritte. Sah aber noch keinen Körper, der sie warf. Er eilte. Die Schritte flogen im gleichen Tempo vorauf.

Endlich.

Aber das war ja kein Mensch … Oder mindestens zwei über- und nebeneinander. Der breite Rücken füllte die ganze Lichtöffnung der Straße. Es war Elias unmöglich, das Manöver dieser Gestalt zu erkunden. Er fand es nicht zweckmäßig, von hintenher einzugreifen. Ungewollt aber sprang ihm doch dieses Wort aus der Kehle: »Halt!«

Keine Antwort.

Der Riese griff noch weitbeiniger aus. Elias holte tief Atem und setzte ihm nach.

Er war unbestreitbar der Schwächere, denn sein Herz stand schon hoch in der Gurgel und ballte sich zum Erbrechen.

Plötzlich regnete es Blätter.

Der Riese knickte die Stämme wie Zündhölzer. Häufte sie um sich herum, als sollten sie Spreu sein für ein Nachtlager. Elias zog den Mantel aus und warf ihn hinter sich. Diese Weißglut des Blutes –: nicht auszuhalten.

Ein Wasser schäumte, hinein sprang der Riese.

Gut, dachte Elias. Dort unten werden wir schon einig werden. Und da hob sich auch schon die Faust, die ihn unter der Bangnis von Kiefern und irr zuckenden Sternen in die Tiefe des schwarzen, kleinen, tückischen Sees sinken ließ.

In dieser Stunde begann die dritte Reise des Elias.

Und die Schienenspur hatte kein Ende mehr.


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