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Und was dich, Tod, betrifft, und dich, bittre Umarmung der
Sterblichkeit: vergeblich ist der Versuch, mich zu erschrecken.

Zu seiner Arbeit tritt ohne Zögern der Geburtshelfer;
Ich sehe die Vorhand drücken, empfangen, unterstützen,
Ich biege mich nieder bei den Schwellen der feinen elastischen Türen,
Und merke den Auslaß, und merke die Erleichterung und das Entweichen.

Und du, Leiche, ich denke, du bist ein guter Dünger. Aber das kränkt mich nicht.
Ich rieche die weißen Rosen, die süß duftenden, schwellenden.
Ich greife die laubigen Lippen, ich greife die blanke Brust der Melone.

Und du, Leben, ich meine, du bist das Überbleibsel von vielen Toden.
(Sicherlich bin ich selber schon tausendmal vordem gestorben.)

Ich höre euch flüstern oben, Sterne des Himmels,
O Sonnen, o Gras auf Gräbern, o unaufhörender Übergang und Förderung!
Wenn ihr nichts sagt, wie könnte ich etwas sagen?

Von dem trüben Pfuhl, der im Herbstwald liegt,
Von dem Monde, der niedersteigt in die Abgründe des sausenden Morgendämmers,
Sprüht auf, ihr Funken des Tages und des Dämmers, sprüht auf aus den schwarzen Stämmen, die im Schlamme faulen,
Sprüht auf beim ächzenden Knarren der trockenen Äste!

Ich steige vom Monde aufwärts, ich steige aufwärts von der Nacht,
Ich sehe, der geisterhafte Flimmer ist eines mittaglichen Sonnenstrahls Abglanz,
Und er ergießt sich in das Dauernde und Zentrale, vom Ursprung des Großen und des Kleinen her.

 


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