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18

Ich glaube an dich, meine Seele! Was ich sonst bin, darf sich vor dir nicht erniedrigen,
Noch darfst du vor ihm erniedrigt sein.

Streck dich mit mir ins Gras, löse den Verschluß deiner Kehle;
Nicht Worte, noch Musik oder Reim brauch ich, nicht das Gewohnte brauche ich, nicht Vortrag, und selbst den besten nicht,
Nur das Einlullen mag ich, das Summen deiner Stimmritze nur.

Ich sinne, wie wir einst an solch einem ganz hellen Sommermorgen im Grase lagen,
Wie du dein Haupt quer über die Hüfte mir legtest und dich lieb über mich wandest
Und mir das Hemd vom Brustknochen wegzogst, und deine Zunge in mein bloßgelegtes Herz tauchtest,
Und langtest herauf, bis du meinen Bart fühltest, und langtest hinab, bis du meine Füße hieltest.

Rasch erhob sich da und breitete sich um mich der Friede und Wissen, das über alle Beweise der Erde geht,
Und ich weiß, daß die Hand Gottes das Versprechen meiner eigenen Hand ist,
Und ich weiß, daß der Geist Gottes der Bruder meines eigenen Geistes ist,
Und daß alle die Männer, je geboren, auch meine Brüder sind und die Frauen meine Schwestern und Geliebten,
Und daß eine Kielschwinne der Schöpfung Liebe ist,
Und unbegrenzt Blätter sind straff oder welk auf dem Gefilde,
Und braune Emsen in den kleinen Gruben darunter,
Und moosiger Schorf auf dem gewundenen Zaun, gehäufte Steine, Holunder, Königskerzen und Kermesbeeren.

 


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