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Die Blumen, die Christine pflückte, Womit sie Knörrje hochbeglückte, |
Sie hängen auf dem Fensterbort Und sind verdorrt. |
Herr Knörrje nimmt und legt sie nieder Und preßt sie in sein Buch der Lieder, |
Wo diese treuen Seelen nun Auf ewig beieinander ruhn. Vom Kirchenturme tönt es zehn, |
Wo schon Christine harrend weilt Und ihrem Freund entgegeneilt. – |
Doch horch! Was hör' ich dort sich regen? Es ist ein Dieb auf bösen Wegen. – |
Der Bienenraub ist sein Gewerbe; Nur schnell hier in die großen Körbe!! |
»Ja«, spricht der Dieb, »da ist's am besten, Ich nehme gleich den allergrößten!« |
Er packt sich richtig Knörrjen auf Und eilt davon im Dauerlauf. |
»Hoho!« – schreit Knörrje – »Wart, du Tropf!« Und stülpt den Korb ihm übern Kopf. |
Vergebens sucht er sich zu sträuben, Er muß im Korbe sitzenbleiben. – |
Doch ach! Was muß Christine schau'n?! Der Zottelbär steigt übern Zaun, |
Riecht in den Korb, und mit Geblase Steckt er durchs Spundloch seine Nase. |
Hier diesen Pflock, nur flink, nur flink! Quer durch des Bären Nasenring! |
Ja, brülle nur! Die Nase geht nicht mehr retour! – |
So wär' nun alles wohl gelungen; Die Liebenden stehn fest umschlungen. |
Da naht Hans Dralle. – Die Geschichte Sieht er mit staunendem Gesichte. |
Er steht und staunt und wundert sich: »Ne Kinders, düt verstah eck nich!« |
Doch Knörrje, der das Wort genommen, Erzählt, wie alles so gekommen. |
»No ja!« – spricht Dralle – »Minetwegen!« Und gibt dem Paare seinen Segen. – |
Schon stehn umher voll Schreckensfreude Des Dorfes wackre Biederleute. |
Der Förster will den Bären schießen, Wenn sie ihn nur zufrieden ließen. |
Die Wache naht. – Sie trägt sofort Den Dieb an einen stillen Ort. |
Und auch der Bärenführer kommt Und nimmt den Bären, welcher brommt. |
Der Anton stößt in die Trompete Und »Vivat!« schreit die alte Grete; |
Und »Vivat!« schreien sie nun alle, »Vivat, es lebe unser Dralle!!« |