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Dreizehntes Kapitel

1.

Von da an wurde der Himmel über Renate dunkel und dunkler.

Am Abend, nachdem beide von Nymphenburg zurückgekehrt waren, mußte Gudstikker nach Nürnberg reisen. Sein Aufenthalt dort sollte, einer Erbschaftsangelegenheit halber, acht Tage dauern. Als Renate in die schmutzige, schlecht erleuchtete Straße einfuhr, diese Schwindstraße, die draußen am Westrand der Stadt liegt, kam die Traurigkeit. Da waren die hohen, finstern Häuser, und fast aus jedem Fenster blinzelte eine ärmliche Lampe. Der vorher so azurne Himmel schien grau und weinerlich; vor allen Thoren lungerten schlecht gekleidete Menschen, die in faulem Geschwätz begriffen waren, und hinüber und herüber rannten Kinder und schrieen zum großen Aergernis von Angelus. Auch Damen gingen auf und ab, sich bezahlt zu machen für den abendlichen Gang, und sie wohnten alle in diesen Gebäuden, denen sie erst entkrochen, wenn die Sonne sank, um sie wieder aufzusuchen, wenn der Tag nahte. Als Renate mit schwindender Kraft die vielen Stufen emporstieg, die finster waren und bei jedem Schritt unwillig knarrten, befiel sie eine fast brennende Sehnsucht nach jener eben vergangenen Stunde im sonnigen, erblühenden Park. Angelus eilte voraus, kam zurück, eilte wieder voraus, wartete auf dem Treppenabsatz und begriff nicht, wie seine Herrin so langsam aufwärts steigen mochte in solch unwirtlichem Haus. Nein, dachte Angelus, das ist nichts, hier ziehe ich wieder aus, sobald es angeht. Renate sah, wie ein Gesicht sich aus der Mauer schob, es war das verdächtig und wissend grinsende Gesicht des Kutschers, der Renate gefahren, und es verfolgte sie förmlich, daß er mißtrauisch das Markstück ganz nahe den Augen gemustert, das ihm Renate gegeben.

Endlich oben angelangt, öffnete sie zuerst das Fenster, denn die Luft war unerträglich dumpf. Dann entledigte sie sich der Taille, riß das Mieder herunter und fiel lautlos auf die Ottomane, wo sie liegen blieb; ihre Arme hingen schlaff herab. Sie wußte nicht, was sie denken sollte; es bemächtigte sich ihrer eine völlige Ratlosigkeit des Denkens. Die Stiefel drückten an ihren Füßen, doch wieder aufzustehen, um sie loszuwerden, das wollte sie nicht. Wanderer hatte ihr immer diesen Dienst erwiesen, den er als eine Pflicht erachtet hatte. So wie Renate lag, konnte sie die Sterne sehen, die sich unter ihren Augen vermehrten, als ob einer zehn andre ausstreuen würde. Es ist ja Mai, dachte sie unvermittelt, und die feuchtlaue Luft, die hereinströmte, strich kühl um ihre Schläfen gleich einer geisterhaften Hand. Dann schlief sie plötzlich ein, und war sich fast des Moments bewußt, wo sie die Besinnung verlor. Es drängten sich viele Menschen ins Zimmer, aber kein Gesicht war zu unterscheiden. Alle murmelten, schienen verstimmt oder erregt und wagten nicht, dem Ausdruck zu geben. Einer ging hin und drehte Angelus mit Seelenruhe den Hals ab, und der Droschkenkutscher schnitt Renates Haar mit einer Scheere herunter. Darauf kamen die nächtlichen Damen und tanzten auf den Händen, und eine Alte legte Renates Haar wie eine Boa um den Hals. Sie erwachte, und die Traum-Leute waren fortgegangen. Kein surrendes Geräusch kam mehr von unten, die Straße schlief, die ganze Welt schlief schon, ausgenommnen Renate.

Sie hatte vergessen, die Thüre des kleinen Flurs zu versperren; das that sie jetzt. Sie machte Licht, zog die Stiefel aus und legte ein Nachtgewand an. Neben dem Fenster hing ein kleiner Spiegel; sie nahm ihn, setzte sich hin und betrachtete mit Ausdauer, halb müde, halb neugierig ihr Gesicht. Ein fremdes Gesicht. Fast hätte sie wie die Kinder hinter das Glas geschaut. Angelus schlich heran, nach Schmeicheleien lüstern; sie willfahrte ihm. Dann schaffte sie Nähzeug herbei, besserte an ihren Kleidern aus, befestigte einen Saum oder eine lose Rüsche und währenddem krochen die trägen Stunden weiter, und mit dem Schlaf war es vorbei. Da sie noch nicht zu Abend gegessen hatte und Hunger empfand, holte sie Aepfel und Brot, beides war im Haus, und aß. Doch fror sie und da kroch sie ins Bett, lag mit wachen Augen, von dürren Phantasieen gequält.

Bis weit in den Tag hinein blieb sie liegen, denn die Glieder, die so müde waren, wollten die Ruhe nicht entbehren. Endlich aber, da schon die leere Luft zu sprechen begann in all der Einsamkeit, erhob sie sich, machte sich zum Ausgehen fertig, obwohl sie nicht wußte, wohin. Gerade auf der Treppe begegnete ihr der Bote mit einem Brief von Gudstikker. Es waren wenige Zeilen, die er aus Nürnberg schrieb, ein wenig sentimental, ein wenig überlegen und unterschrieben waren sie mit einem »sehnsüchtigen Gruß«. – »Komm Angelus,« sagte Renate, »wir wollen spazieren gehn, mein braver Hund.«

Mit überaus langsamen Schritten wanderte sie gegen die Ludwigstraße hinunter, und unterwegs blieb sie aus Ermattung stehen und sah zu, wie die Soldaten im Kasernenhof exerziert wurden. Der Nachmittag lag vor ihr wie eine lange Landstraße, und so der Abend und so die Nacht. Unerträglich dünkte ihr dies Alleinsein, und ihr Herz begann zu stocken, wenn sie dachte, es könne fortdauern durch Tage und Wochen. Sie verfiel darauf, Helene Brosam zu besuchen und war beglückt, als sie den Vorsatz gefaßt hatte. Es würde gut sein, wenn sie Helene alles erzählte, dachte sie, doch als sie oben war und die kleine, zu kurz geratene Frau ihr gegenüber saß, entstand eine gewisse Verwunderung in ihr darüber, daß sie hier war, und mehr noch, daß sie geglaubt hatte, Worte dafür zu finden, was ihr Sinnen umnachtete. Bürgerstubenluft; die Dinge standen noch wie vor Monaten. Das Bild des schönen Gatten mit dem verantwortungsvollen Gesichtsausdruck hing droben, und es wird hängen bleiben bis über den Tod seines Originals hinaus. Dann lag das Buch mit dem geschriebenen Motto Gudstikkers wie ein kostbarer Hausrat auf dem Tisch. Offenbar sollten Freunde und Fremde sehen, welch' berühmte Leute hier verkehrten. Renate zuckte zusammen. Die Worte schimmerten durch den Deckel wie Feuer: die Seele, die in dir gelebt, wandert auf fernen Höhen, um dort, was du gelitten hast, erst deutlich zu verstehen. Frau Helene war so kühl und gemessen, daß Renate unwillkürlich wie ein furchtsames Kind leiser sprach.

»Was macht Herr Gudstikker? Wie gehts ihm denn?« fragte Helene mit verächtlichem Nasenrümpfen und baumelte seltsam ungeduldig mit den Beinen. »Sie verkehren ja viel mit ihm, fahren gemeinschaftlich spazieren.«

»So? Weiß man denn das schon?« erwiderte Renate unschuldig und überrascht.

»Alles weiß man,« sagte Frau Helene herb, und ihre Stirne rötete sich langsam. »Alles. Und Sie sollten sich in Acht nehmen, Renate, ja, gerade Sie!«

»Gerade ich?«

Helene sprang auf und griff sich mit beiden Händen ins Haar. »Dies Leben ist mir widerwärtig bis in den Tod,« stieß sie heiser hervor, mit zischenden Lauten. Aber nun wurden die knarrenden Stiefel des Doktors hörbar, und mit Virtuosität gewann Helene ihre Ruhe wieder. Der Doktor trat ein, erblickte Renate, schien betroffen, zog die Brauen hoch und grüßte dann, kurz und hochmütig. Darauf setzte er sich in Bewegung, schritt im Zimmer auf und ab wie die sittliche Weltordnung. Renate blickte unschlüssig in eine Ecke, wollte aufstehen, um sich zu empfehlen, blieb aber wie gekettet sitzen unter dem frostigen Blick des Doktors, der sich ihr näherte und in anscheinend respektvoller Haltung vor ihr stehen blieb: »Mein Fräulein,« sagte er sanft und kreuzte die Arme über der Brust, »ich führe ein Leben, welches scharf von der Gesellschaft kontrolliert wird. Ich habe leider darauf zu achten, daß in meinem Haus keine Personen verkehren, die sich bloßgestellt haben, sei es durch eigene Lebensführung, sei es durch den Verkehr mit Geächteten. Beides muß ich Ihnen –«

»Um Gotteswillen, sprechen Sie nicht weiter, ich gehe ja, ich gehe ja schon,« flüsterte Renate kreidebleich.

Mit stürmisch atmender Brust floh sie und fand sich gepeitscht bis aufs Blut. Wollte denn diese lästige Sonne immerzu scheinen? Und jetzt erst fingen die Bäume an zu grünen? Man sollte glauben, daß der Winter kam, denn eigentlich war es kalt. Bin ich denn so, daß man mich beschimpft? dachte sie, als sie an einer Ecke stehen blieb und die Hand an den Hals preßte. Es ist wirklich nicht angenehm, zu leben, dachte sie bekümmert.

Eine Stunde lang irrte sie herum. Nach Hause gehen wollte sie nicht. Der Aufenthalt in jener Wohnung erschien ihr wie mit Gefahren verknüpft. Als sie am Hoftheater vorbeiging, schaute sie auf den Zettel, ging an die Kasse und kaufte ein Billet, obwohl sie schon wieder vergessen hatte, welches Stück gespielt werden sollte. Doch sie hatte Eile; um sechs Uhr begann die Vorstellung, und es war dreiviertel. Sie hatte Eile, den Hund irgendwo unterzubringen, der so treulich hinter sie hertrabte, in bester Laune, ein Zukunftsfroher. Sie hoffte, wenn sie Musik hörte, würden die Wunden der Peitschenschläge vielleicht zuheilen. Sie gab dem Portier des gegenüber liegenden Hotels Maximilian ein Geldstück und bat, auf das Tier zu achten. Angelus, als verstehe er alles, fügte sich in großmütiger Gelassenheit.

Es war eine Vorstellung von Tristan und Isolde. Renate war ein wenig enttäuscht, denn sie erinnerte sich wohl, daß sie sich einst dabei gelangweilt hatte. Aber es geschahen zauberische Dinge mit ihr. Diese Musik wirkte auf sie wie Wein, den man aus einem unsichtbaren Pokal genießt. Ihr bangte vor ihrem eigenen Leben; mit doppelter Deutlichkeit empfand sie ihre Leiden. Und doch verging das alles wieder, um einem glühenden Verlangen nach Selbstentäußerung Raum zu geben und das zu finden, was zu suchen sie ausgezogen war. Es schien so, als ob kein Eckchen ihres Herzens unbeleuchtet bleiben würde; jetzt erst verstand sie die tiefste und charakteristische Sehnsucht ihres Wesens, und sie grüßte den fernen Schöpfergeist im Stillen, der ihr solche Wissenschaft geschenkt.

2.

Als Gudstikker nach seiner Rückkunft zu Renate kam, wußte er viel zu erzählen von seiner Heimat, und wie er von Ehren und Auszeichnungen schier belästigt worden war. Es habe ihn unwiderstehlich hinausgelockt in die düstere, aber friedliche Ebene, und eines Nachmittags habe er sich aufgemacht und sei zu Fuß über die alte Veste nach Zirndorf gegangen, obwohl jetzt schon eine Eisenbahn im Betrieb sei. Er habe an den jungen Agathon Geyer gedacht, der die Luft dort förmlich reiner gemacht habe mit seinem schwärmerischen Wesen.

»Wer ist das?« fragte Renate.

»Habe ich Ihnen nicht erzählt von ihm?«

"Ich erinnere mich dunkel. Es war ein junger Fantast oder Prophet oder so?«

»Jaja. Gott weiß, wo er jetzt sein mag. Da war alles für einen rechten Mann. Man munkelt, daß er sich in Galizien aufhält, weiß Gott, wozu. Ich sehe ihn noch vor mir wie einen jungen David. Inzwischen wird er wohl auch seine Uriasthat begangen haben, sollte mich nicht wundern. An einem Mann bleibt nichts rein heutzutage.«

Renate blickte überrascht auf und erwiderte: »Und an einer Frau gewiß nicht.«

»Mag sein, Renate.«

»Sie sind so melancholisch, find ich.«

»Ja, das find ich auch. Der Frühling liegt mit wie Blei in den Knochen. Sagen Sie, Renate, können Sie mich, ein wenig leiden?«

»O ja,« machte Renate mit einem furchtsamen Lächeln.

»Wollen wir nicht Freundschaft schließen?«

»Aber das haben wir doch ohnehin gethan.«

»Natürlich. Aber denken Sie, ich habe so wahnsinnige Lust, Ihnen auch einen Freundschaftskuß zu geben.«

"Nein, das nicht,« erwiderte Renate hastig und stand auf, trat zum Fenster, lehnte die Stirn ans Glas. Weit drunten, weit drüben sah sie eine schwarze Gestalt stehen oder kauern. Das ist mein Schicksal, dachte sie; es geht auf der Gasse, schlägt die Augen auf und sieht mich mit festem Blick an.

Dann lud Gudstikker etwas kleinlaut Renate ein, mit ihm zu gehen, und sie, die nicht allein bleiben wollte, folgte ihm. Sie gingen zusammen in das Cafehaus an der Amalienstraße, wo sich Gudstikker als der berühmte Stammgast gern ans Fenster setzte, besonders mit diesem schönen Mädchen, welches Aufmerksamkeit erregte. Der Zahlkellner Franz lächelte verschwiegen. Er war ein Gentlemen, tadelloser als der beste seiner Gäste. Er hatte ein schwermütiges Kellnerleben gelebt, und verstand es, die Menschen zu beurteilen. Doch liebte er auch Spiel und Tanz und heitere Weisen.

So fing dies Leben an. Nicht bei Spiel und Tanz und ohne Heiterkeit. An den Vormittagen war Renate allein, und wenn es ein Uhr war, brachte ein Mädchen aus einem Gasthaus der Nähe das Essen im gedeckten Korb. Da gab es Nierenbraten, Gratbraten, Brustbraten, immer vom Kalb, gab es Kartoffel und grünen Salat, grünen Salat und Kartoffel. Kaum einige Bissen brachte Renate hinunter, denn alles war schal und schmeckte nach Kneipe. Später kam Gudstikker, und sie ging spazieren mit ihm, wenn es schönes Wetter war: in die Isar-Auen oder gegen Freiman, oder gegen das Forstenrieder Schloß oder gegen Thalkirchen. Da sprach Gudstikker von seinen Schicksalen, und es war bisweilen, als liefen seine Worte auf geölten Schienen glatt und rasch dahin. Er sprach von seiner Mission, oder wenigstens von der, die ihn einstmals erfüllt hatte, sprach von seinen Plänen, seinen Erfahrungen, seiner Weltanschauung, seiner Verstimmung oder frohen Laune, seiner Einsamkeit, seinen Enttäuschungen. Für ihn ging die Natur der Blüte entgegen, für ihn rauschte der Strom, lauschte der Kuckuck in den tiefen Wald, kroch die Ameise, strahlte der Himmel in blausommerlicher Glut. Und Renate hörte und hörte, wußte alles zu nehmen wie er es nahm, erschien sich klein wie ein betrübter Wurm im Sand. Wie, wenn es so vieles gab, wozu ein Mann sich in Beziehung zu setzen hatte, was blieb dann übrig für sie?

War es hingegen schlechtes Wetter, dann ging es ins Gasthaus. Dort kamen Leute an Gudstikkers Tisch, aufdringliche und neugierige, die über dies und jenes ein bleiernes Wort fallen ließen und mit vielem Anstand ihren Schnurrbart in die Länge zogen. Renate lernte diese Männer kennen, und sie hatte sich dafür ein Kopfnicken angewöhnt, welches so viel sagen wollte, als: ich habe ja nichts dagegen. Gudstikker sagte ihr, daß es lauter gebildete und in ihrer Art bedeutende Menschen seien. Da war ein Kleiner, Blasser, der sich unglücklich fühlte aus Vornehmheit; ein Schwarzer, Geräuschvoller, der stolz war wie ein polnischer Seiltänzer; ein Maler mit absyntfarbenem Teint, dem Müdigkeit aus allen Poren strömte; ein Andrer, der eine leidenschaftliche Figur machte, so, als könne er bei dem geringsten Anlaß in Dampf aufgehen, und als sei das ein Verdienst und seine Originalität. Sie alle kamen Renate weder komisch, noch traurig vor. Das sind also die Männer, dachte sie, denen wir gefallen wollen, so lange wir sie nicht kennen. Männer, die von den Frauen sprachen, wie man von einem Sonntagsvergnügen spricht, das man auch an Werktagen erlangen kann. Und sie hatten für gewisse Dinge ein Lächeln wie Jemand, der nicht aus der Schule plaudern will.

Das Abendessen nahm Renate mit Gudstikker gemeinsam ein, entweder in einem Gasthaus oder im Atelier. Dann kaufte Gudstikker nämlich, was gut und teuer war in den Delikatessen-Handlungen zusammen, und er blieb stundenlang bei ihr und las ihr vor, aus Büchern oder aus einem Manuscript. Anfangs ging er immer schon um zehn Uhr, später wurde es eins, zwei Uhr, drei Uhr nachts. Es kam dabei zu abliegenden Gesprächen, denn der worterfahrene Mann wußte Sehnsucht zu erwecken nach Dingen, die vielleicht weit oben im Firmament ihren Sitz hatten, wenn sie überhaupt von dieser Welt waren. So lief der Mai seinem Ende zu. Für die Leute, das ist klar, war Renate die Geliebte Gudstikkers; Blicke und Mienen, die darauf Bezug hatten, waren unzweideutig genug. Sie wußte es, und es war ihr gleichgiltig. Sie dachte auch, daß es ihm gleichgiltig sei, doch derlei in Worten zu berühren, lag ihr fern. Doch nun war Gudstikker selbst auf das Thema gekommen und Renate saß da, öffnete die Lippen ein wenig und schwieg.

»Was soll man da thun,« fuhr Gudstikker fort. "Ich für meinen Teil kann nur sagen, es wäre hübsch, wenn die Leute Recht hätten.«

»Das kommt mir vor, wie wenn einer stiehlt, nur weil er im Verdacht steht,« erwiderte Renate herb.

»Sonst nichts? Sonst empfinden Sie dabei nichts, Renate?«

»Nein.«

Gudstikker legte das Buch weg, aus dem er hatte lesen wollen. Renate beobachtete sein verfinstertes Gesicht mit Angst und tiefer Enttäuschung. Daß sie Angst davor empfand, er möchte die Freundschaft mit ihr brechen, das ließ sie zitternd ihre eigene Schmach betrachten und den jäh abschüssigen Pfad, auf dem sie wanderte. Das Abendessen hatte er bezahlt, Gudstikker; die Wohnung zahlte er, wenn auch nur in Irenes Namen; und Renate brauchte bald ein neues Kleid, was sollte dann werden? Indessen war Gudstikker aufgestanden und hatte den Arm um die Schulter der Fassungslosen gelegt. Renate blieb wie erstarrt sitzen. Sie dachte: es wird eine freundschaftliche Liebkosung sein. Aber er bog ihren Kopf zurück, und sie sah seine Augen so nahe, daß sie seine Wimpern hätte zählen können, daß sie Falte für Falte auf seiner erhitzten Stirn und eine bläuliche, dicke Ader auf seiner Schläfe genau sehen konnte. Doch es war nicht ihr Mund, der Küsse empfing und nicht ihr Arm, der die anpressende Brust mit ungestümer Gewalt zurückstieß.

3.

Nur wenige Minuten darauf nahm Gudstikker, also zurückgestoßen, seinen Hut, strich die feuchten, verwirrten Haare glatt, stand unter der Thüre und sagte Lebewohl.

Renate blickte wie befremdet auf ihre Hände und rieb die Handflächen aneinander, als suche sie etwas wegzuwischen. Plötzlich gewahrte sie, daß sie allein sei, und ein Frösteln lief ihr über die Haut. Sie wünschte, schlafen zu können, doch das Bett erschien ihr wie ein Schneefeld, und sie wagte nicht, sich zu entkleiden. Sie begann eine ruhelose Wanderung, an allen Mauern des Raums entlang, querüber und im Kreis. Der Ofen war kalt, und es regnete draußen; ein kalter Mai-Abend. Und die kleine Eisenbüchse von Ofen, wie sollte sie, selbst im Winter, Wärme spenden können? Das lange Umhergehen ermüdete sehr, und vor dem Spiegel war endlich Station. Noch immer fand sich Renate schön. Das blasse erwartungsvolle Gesicht, das so fremd im Glas entstanden, war noch voller Jugend. Die beiden Furchen an der inneren Wangenkontur gaben einen edlen Ausdruck des Wissens und Erlittenhabens. Immer waren die Lippen ein wenig geöffnet wie vor Durst, besonders wenn die Augäpfel in den Winkeln lagen mit Blicken selbstvergessenen fatalistischen Nachsinnens. Nun war es einsam, drückend einsam, und der Regen pochte aufs Dach. Wenn nur Gudstikker wiederkäme, dachte sie und hatte das Vorgefallene vergessen.

Als am andern Tag die Stunde nahte, wo er zu kommen pflegte, lag sie scheinbar teilnahmslos auf der Ottomane. Doch horchte sie angstvoll jedem Tritt und Geräusch förmlich voraus. Und er kam, trat ins Zimmer, – draußen war nicht abgesperrt gewesen, – und Renate war von der Anstrengung des Wartens und Lauschens so erschöpft, daß sie ihn kaum begrüßen konnte. Er kniete neben sie hin und legte den Arm um ihren Hals, um die Schulter. Sie duldete es. Er küßte sie. Sie duldete es. Nichts empfand sie dabei, nicht einmal eine freundschaftliche Regung mehr, während er ihre Lippen berührte, nur Furcht vor Einsamkeit und Verlassenheit, ja sogar vor Not. Denn nun wußte sie um den Begriff Geld, und während sie die Augen schloß und wie leblos liegen blieb, dachte sie mit brennender Deutlichkeit, ob ihr auch Gudstikker ein neues Kleid kaufen würde. So wie sie war, konnte sie in den Sommertagen nicht auf die Straße gehen. Doch wurde es ihr bitter in der Kehle. Ein verspätetes Schluchzen wollte sich melden, dann war wieder alles vorbei.

Und nun ging es so weiter. Wenn Gudstikker da war, wurde nichts mehr gelesen und wenig mehr gesprochen. Er beschäftigte sich mit Liebkosungen, und da sich Renate in der leidenschaftlichsten Weise gegen eine Hingabe gesträubt hatte und er alle Hoffnung darauf verlor, wandte er jedes Mittel an, um mit entflammten Sinnen eine That der Bewußtlosigkeit daraus zu machen. Vergebens. Bald erschien es ihm wie eitle Berechnung, bald wie herbe Sprödigkeit. Bald glaubte er sich gehaßt, bald übermäßig geliebt, doch mit Vorliebe das letztere. So gingen Stunden des Nachmittags, des Abends, der Nacht mit fruchtlosen Eroberungen hin, mit fieberhaften Schmeicheleien, mit unerwiderten Küssen, mit tauben Liebkosungen. Und je mehr sich Renate versinken sah in diesen Schlamm, je mehr verlor sie das Urteil darüber, und es war, als ob sie selbst und ihr Körper, der so zum Spiel einer elenden Grimasse der Liebe gemacht wurde, zwei ganz verschiedene Sachen wären. Was sie da mit diesem Mann verbrachte, war kein Leben mehr zu nennen, nur ein dumpfes Nebeneinander-Wanken: der eine blind von erhitzten Wünschen, die andre untergehend aus Angst vor dem Untergang.

Viele Leute kamen jetzt oft, eine oder zwei Nachmittagsstunden lang. Gudstikker hatte Renate dazu veranlaßt, eine Art von Empfangstag einzurichten, und da wurde Thee und Backwerk gereicht. Angeblich zur Zerstreuung Renates, doch nicht so sehr, als weil Gudstikker am Benehmen seiner Freunde gegen Renate die Fortschritte messen wollte, die er darin gemacht, sie völlig in seinem Wesen aufzulösen. Und dann aus Prahlerei. Er fragte einen der jungen Männer, den Renate gar nicht einmal kannte: »Finden Sie sie eigentlich schlecht aussehend, lieber Weber?« Nur, um die Wirkung zu beobachten, die der Gedanke an Renate auf irgend einen andern Mann hervorbrachte. Der liebe Weber jedoch und ein glattrasierter Mensch mit einem schmutzigen und hündischen Glanz der Augen, lächelten zuvorkommend und verlegen. Sie waren arme Teufel, die überall eine Tasse Thee nahmen und wenn es gar Brot mit Schinken gab, so war das ein köstlicher Tag gewesen. Es lagen Wunder in der Luft, denn auch Stieve kam herauf und das Neueste war, daß er mit Anna Xylander vollständig gebrochen hatte. Er brachte eine Dame mit, die in Champagner-Laune war und bei jeder Gelegenheit das Kleid bis an die Kniee hob. Zwei Andere hatten auch ihre Geliebten mitgebracht, die nun einen kollegialen Ton gegen Renate anschlugen und deren Leibwäsche zu besichtigen wünschten. Ueber einer kleinen Holzsäule hing Renates neues Kleid, – ein heller, feiner Stoff mit Spitzen aus dem besten Atelier der Stadt. Es blieb ein Gegenstand der Bewunderung. Stieve schien verändert. Er spielte den Frivolen, oder war es. Es nahm sich aus, als demonstriere er: seht, wie köstlich es ist, übermütiger Laune zu sein. Aber der Treffer Gudstikkers kam noch, sein Verleger, ein reicher Kapitalist aus Leipzig, der »das Leben da unten im Süden« kennen lernen wollte. Der Mann war so voll Wohlwollen, daß damit einige Familien hätten versorgt werden können. Er hatte einen Witzblattverstand und trug das neugierig-lüsterne Wesen des bürgerlichen Vergnügungsreisenden zur Schau, der das Wort Abenteuer mit schnalzender Zunge ausspricht. Er traf hier an, was er zu finden erwartet hatte, und sein Bestreben, mitzuthun, war bis zur That gediehen. Ihm auf dem Fuß folgte nämlich ein Dienstmann, welcher einen Korb mit Weinflaschen brachte, und das war das Zeichen, in dem der Ausflügler aus dem Norden alle Sympathien gewann. Schien er vorher unnötig erheitert, so bekam jetzt seine Lustigkeit etwas Froschhaftes, und er begann damit, seines dicken Bauches ungeachtet auf den Tisch zu steigen und eine Rede in Ausrufungen zu halten. Stieve hatte nach kurzer Zeit einen Kopf, rot wie ein Hahnenkamm. Er nahm die ganze Misere seines Lebens und steckte sie in eine Champagnerflasche. Der Glattrasierte warf sich auf die Philosophie und führte Epikur ad absurdum, und der liebe Weber fand es gut, sich seines Rocks zu entledigen, zog einen Kreidestrich durch das Zimmer und sagte, das sei der Aequator. Die drei Damen flammten in einem dumpfen sinnlichen Feuer und führten beißende Worte gegen Renate, die vollkommen regungslos an einem Wandschrank lehnte. Bisher hatte Niemand daran gedacht, Licht zu machen, obwohl es finster wurde. Plötzlich ging die Thür auf und Irene Puntschuh stand im Zimmer, anscheinend völlig erstarrt vor Erstaunen. Bei dem verschwimmenden Glanz, den der West-Himmel noch hereinwarf, sah Renate oder glaubte es zu sehen, Irenes Blick durchdringend auf sich gerichtet. Dann blickte sie in die Augen ihres Angelus, die wie vorwurfsvoll aus dem Dunkel schillerten. Sie stieß einen Schrei aus, machte einige Schritte, ergriff Irene bei den Schultern, biß die Zähne fest zusammen, und die Stirn an das Haar des Mädchens lehnend, begann sie herzzerreißend zu weinen. Das dauerte lange Minuten, während die Helden der lächerlichen Orgie in blöder Bestürzung ringsumher standen.

4.

Gudstikker's Notizen.

Mai.

Nichts Rätselhafteres als mein Verhältnis zu R. F. Wahrscheinlich ist sogar, daß mich das Rätselhafte allein mit Ausdauer erfüllt. Wenn ich neben ihr sitze, fühle ich, daß ich ihr gleichgiltig bin, doch wenn ich ins Zimmer trete, glänzen ihre Augen zu mir auf. Es giebt nicht viele Menschen, denen die Vergangenheit so sehr im Blick liegt. Auch scheint es, als ob sie, unbewußt im Dienst einer Mission, immer nur für den kommenden Tag leben würde. Ich bin ihr offenbar nur ein Etwas, woran sie ihre Empfindungen erprobt. Das Geschwätz von der züchtig waltenden Hausfrau wird bald um Beispiele verlegen sein. Sie fangen an zu leben, diese Frauen und wollen wissen, daß sie es thun. Das hat nichts zu schaffen mit der thörichten Phrase von freier Liebe, welche schon ein Backfischthema geworden ist. Es giebt kein »gefallenes Weib« außer jenem, das sich wissentlich verkauft. Eine Frau kann nicht fallen durch die Liebe. Mit solchem Zugeständnis werden die Fantastereien jenes dritten Geschlechts ein Ende nehmen, das der Natur abtrünnig wurde aus einem Mißverständnis heraus. Ich fange an, mich untergeordnet zu fühlen gegenüber einem Wesen wie R. F. Ich glaube, sie ist ein Genie. In andrer Weise kann ein Weib diese Eigenschaft nicht darstellen. Man sollte sich damit beschäftigen; es ist etwas Neues. Was bin dagegen ich? Man sinkt zur Rolle eines Spions herab. Ich wüßte überhaupt keinen Mann, der einem solchen Geschöpf gleichwertig wäre. Wir treten in ein Zeitalter neuer Maßstäbe für die Beurteilung der Frau. Tiefe innere Revolutionen melden sich an. Es ist unmöglich, Klarheit zu erlangen. Wohin man sich auch wendet, überall unverstandene Frauen, unglückliche Ehen, verhaltene Sehnsucht, unterirdische Flammen. Das bürgerliche Haus schützt sich mit den zersetzten Begriffen von Anstand und Tugend, von hundert Dichtern werden neunundneunzig und ein halber zu Lohnschreibern im Dienst der Familie und der Mode, und was übrig bleibt, ist Verwesung. Der Mann geht herum, stets »seiner Aufgabe eingedenk«, schlägt sich auf die Schenkel und proklamiert nach wie vor seine göttliche Sendung. So ist die Frau, die nicht uns gehört oder nach der wir nicht Jagd machen, jenen Sternen gleich geworden, von denen unser komischer Egoismus nicht annehmen will, daß auch sie bewohnt, belebt seien. Ich muß an den armen Bojesen denken, – längstvergangene Zeit! – der zu sagen pflegte: der Mann hört da zu suchen auf, wo das Weib erst anfängt. Da wo sie aufwacht, schläft er ein. All das ist festzuhalten für meine Arbeit.

Ebenderselbe.

Eine etwas ungeschickt inscenierte Gesellschaft mit dem Verleger. Der Herr hatte Casanova-Gelüste. Aber ich hoffe damit einen günstigen Kontrakt zu erzielen. Wenn ich nicht Gudstikker wäre, möchte ich ein Schwein sein. Dann wäre der Kot doch nichts Widerwärtiges. R. F. war ganz verwandelt. Sie sagte mir am Abend in finsterm Ton, daß bald eine Veränderung in ihrer Lage eintreten würde und machte geheimnisvolle Andeutungen wegen eines Briefes. Schließlich sagte mir Irene, daß R. F. noch in derselben Nacht einen verzweiflungsvollen Brief an einen früheren Freund der Familie geschrieben habe, er möge ihr helfen, eine Stelle zu erlangen. Selbst der härtesten Arbeit wollte sie sich nicht schämen. Ich hatte ein langes Gespräch mit ihr, das erfolglos blieb. Wir gingen am Abend zu Heck, und die Maler machten ihr den Hof. Einem, der ihr den Antrag machte, sie zu portraitieren, lachte sie ins Gesicht. Dann kam ein Auftritt, der mir unvergeßlich bleiben wird. Schon am Nachmittag hatte sie mir gesagt, daß sie von ihrem Elternhaus geträumt habe. Auf der Straße sprach sie von ihrem Vater, beschrieb dessen Eigenschaften. Personen, die sie schildert, weiß sie mit wenigen Worten plastisch zu machen. Wir sitzen also da und R. F. springt plötzlich auf und ihr Gesicht wird ganz grau. Sie hält die Arme vor sich hin, und an den Händen streckt sie die Finger aus. Der Kreis von schwatzenden Männern um den Tisch wird stumm. Ich bemerke vier Personen, die durch die Arkadenthür eingetreten sind. Den Fabrikanten F. kannte ich vom Sehen. Die zwei jungen Damen in seiner Gesellschaft mußten wohl R. F.'s Schwestern sein. Die ältere, hübschere ging am Arm eines stattlichen jungen Mannes, offenbar ihres Verlobten. Sie sieht aus wie eine matte Kopie von R. F. Der Fabrikant sah, wie diese sich erhoben hatte, verlor alle Farbe, seine blauen Augen schienen schwarz zu werden, er spuckte zwei Mal auf den Boden, und mit einer Geberde des Abscheus befahl er den Andern, ihm zu folgen, worauf er das Lokal verließ. Die jüngere lief gleich hinterher wie ein erschrecktes Hühnchen, die ältere blickte noch eine Weile halb teilnahmslos, halb unschlüssig zu R. F. herüber, wurde rot über das Aufsehen der Leute und entfernte sich mit dem jungen Mann. R. F. setzte sich langsam wieder hin, strich mit der Hand über das Haar, was wie ein sichtbarer Seufzer wirkte, trank rasch hintereinander drei Gläser Wein aus und wurde nun lustig. Ich erschrak. Ich versuchte sie seitab in ein ernstes Gespräch zu ziehen. Dem Maler S. schlug sie jetzt selbst vor, ihm für ein Bild zu sitzen. S. war beglückt. »Wenn Sie wollen, sogar Halbakt,« fügte R. F. hinzu. Ich erhob mich und griff nach, meinem Mantel. Sie sah mich an, als suche sie sich zu erinnern, wer ich sei. Ihre Augen waren naß. Ich fühlte mich erschüttert. Sie ließ sich ihren Umhang von mir um die Schultern legen, eilte hinaus, und als ich gezahlt hatte und auf die Straße trat, war sie verschwunden. Ich konnte sie nicht mehr einholen.

Ebenderselbe.

Ein Nachtspaziergang im Gasteig mit R. F. Sie sprach kein Wort. Ich erzählte ihr, Jemand hätte mich gefragt, ob ich sie schön fände, und ich hätte es nicht gewußt. Es war heller Mondschein und eine außerordentliche Ruhe. Die ganze Anlage hinauf schimmerte der Strom wie blasses Gold.

Ich fragte, was sie denn beginnen wolle, denn sie hat das Kleid zurückgeschickt, das ich ihr gekauft, und will nicht, daß ich irgend etwas bezahle. Aber sie spricht nicht. Sie ist völlig jene Stumme des Himmels, die in entscheidender Stunde nichts zu reden weiß. Den Tag vorher kam sie in der Dämmerungsstunde furchtgeschüttelt zu mir ins Haus. Warum, erfuhr ich nicht. Jetzt suchte ich ihr mit dem Hinweis auf Vergangenes beizukommen. Ich recitierte ein etwas öliges Gedicht von mir. Sie nahm ihren Schirm und schrieb mit langsamen Bewegungen, den einen Arm aufs Knie gestützt, ein paar Worte in den Sand. Ich achtete nicht darauf. Dann gingen wir weiter, und sie fragte mich, ob ich an ein ewiges Leben glaube. Es war rührend und hilflos, mit welchen Gründen sie die Möglichkeit einer Fortdauer bezweifelte. Ich umarmte sie, preßte sie an mich und küßte sie. Es war an einer einsamen Uferstelle. Den ersten Kuß ließ sie sich geben, doch sah ich ihren Mund zucken und dachte erst, es sei der Gram. Aber es war ein Lächeln. Ah, du hast mich zum Narren gemacht, wochenlang, sagte ich. Sie lachte. Ein seltsam gebrochenes, fast schluchzendes Lachen. Das war an einer einsamen Uferstelle, wie gesagt. Am Morgen trieb mich der Teufel wieder allein dorthin und an jener Bank vorbei. Im Sande stand noch unausgelöscht: Ich habe dich durchschaut. So? Nun, man kann mich immerhin durchschauen. Weshalb sollte mir das nahegehen? Ich bin eine einfache Natur. Es ist ein Wort meiner Mutter: Sei wie Glas, doch zerbrich nicht.

Juni.

R. F. ist fort. Sie hat eine Gesellschafterinnenstelle bei einer Familie Samassa in Bruck. Es sind vermögliche Leute, aber der Alte und seine Gattin sind Figuren im Gartenlaubenstil. Aber was ist mir von alledem verblieben? Es ist vielleicht die letzte derartige Episode meines Lebens. Liebte ich R. F.? Ich liebte ihren sanften Gang, ihr Schweigen, ihr Lächeln, ihren erwartungsvollen Blick und vor allem ihr Schicksal. Das andere für die Andern. Es bewegt mich tief, wenn ich mich frage, wohin ihr Weg geht. Wogegen ich anfange, mich selber wieder zu achten, seit ich nicht mehr mit ihr beisammen bin. Sie hat mich klein gemacht.

5.

Herr Samassa und Frau Samassa fanden an der neuen Gesellschafterin vielerlei auszusetzen. »Ich finde, sie ist zu stolz, lieber Gregor,« sagte Frau Samassa, die ihre Nägel putzte.

Gregor hieß eigentlich Georg, – ein zu plebejisch klingender Name. Herr Samassa, der gleichfalls seine Nägel putzte, erwiderte dienstwillig: »Ja und ein wenig mager.«

»Eine unerhörte Antwort, mein Lieber!«

»Aber es ist meine Meinung.«

»Oh, c'est le ton qui fait la chanson,« antwortete Frau Samassa mit gebildetem Augenaufschlag. "Ich finde sie nicht nur stolz, sondern auch kopfhängerisch.«

»Natürlich. Das Personal ist da, um uns aufzuheitern.«

»Sieh mal, Gregor, wie herrlich heute wieder die Sonne aufgeht.«

»Gut, was kümmert mich das.«

»Du hast keinen Funken Poesie in dir. Ich bin doch neugierig, ob dieses Fräulein Fuchs heute pünktlich zum Frühstück erscheinen wird. Ich sagte ihr: jeden Morgen frühstücken wir punkt sechs Uhr. Wir bitten auch Sie, pünktlich zu sein. Dann sagte ich ihr, morgens und abends wird bei Tisch englisch gesprochen, mittags französisch, d. h. wenn keine Gäste da sind.«

»Sehr gut. Du hast mir übrigens etwas erzählen wollen von ihr.«

»Ja, denk nur, sie macht Nachtspaziergänge im Garten. Fanny-Elisa hat mirs erzählt. Sie ist ja gewissermaßen eine große Reklame für uns, bei ihrer Vergangenheit. Es wird nicht alles wahr sein, was der Major Stahleck da erzählt. Aber immerhin sehr pikant. Schau mal, da kommt schon Horovitz vom Bahnhof. Früh genug.«

»Er ist halt verliebt, der alte Hamster.«

»Was war seine letzte Forderung gestern?«

»Hundertfünfzig Tausend. Darunter heiratet er nicht, sagte er.«

»Hundertfünfzig ist zu viel. Fanny-Elisa bekommt noch immer einen Mann. Sie ist schön.«

»Seien wir froh, daß wir den haben. Daß er so viel verlangt, ist er seiner Familie schuldig. Außerdem fragt er nicht, was früher mit dem Mädchen war.«

»Sprich nicht so, Gregor. Du verwundest das Herz einer Mutter.«

Renate fand sich beim Frühstückstisch, ein. Doch ihre Augen blickten müd in die ungewohnte Stunde. Rechts und links von ihr saßen die beiden Töchter, –Fanny-Elisa bleich, mit dunkel umränderten Augen, von südlichem Typus, mit unruhigen Zügen; Gretchen übertrieben gerötet, übertrieben liebenswürdig, neugierig, mit Augen, die stets auf der Lauer waren, mit lüsternem Mund und prüden Geberden. Fanny-Elisa war eine Lügnerin; ihr schwermütig thuendes Wesen war im Grunde eitel Verdrossenheit. Sie belebte sich nur, wenn sie verleumden konnte. Sie erzählte schwere Träume, die sie nie gehabt, that reizbar und zerstreut, um sich zum Mittelpunkt des Gesprächs zu machen, berichtete von interessanten Büchern, deren Titel ihr gerade bekannt waren, und trug mit großen Worten die Sehnsucht nach einer »großen Liebe« herum, obwohl sie gegenwärtig nichts wünschte, als von dem halbtauben Horovitz geheiratet zu werden. Sie behandelte Renate hochnäsig und ironisch, während Gretchen von der neuen Gesellschafterin nichts wissen wollte, als wie man Kinder bekommt. Damit plagte sie Renate stundenlang unter dem Mantel zuckersüßer Vertraulichkeit. Sie hatte sich elende Bücher zusammengetragen, die ihr den Schlaf vertrieben; doch wenn sie einem jungen Mann auf der Straße begegnete, wurde sie rot und schlug die Augen nieder. Renate hatte unter ihren Sachen die Radierung von einem Adam und Evabild, einem Meisterwerk der italienischen Schule. Gretchen hatte es zufällig entdeckt und so lange zu betteln gewußt, bis Renate es ihr geschenkt. Das war am Tag vorher gewesen. Als das Frühstück vorüber war, verschwand Gretchen. Frau Samassa, die mit ihr einen Morgenspaziergang durch das Dorf machen wollte, suchte sie. Sie schickte in das Zimmer der Mädchen, rief in den Garten, und da sie in der Laube fern etwas Weißes schimmern sah, faßte sie einen unbestimmten Verdacht und watschelte die gewundenen Kieswege entlang. Gretchen lag auf dem Grasboden der Laube, die mit wildem Wein umwachsen war, und stierte, beide Ellbogen auf die Erde gestützt, bestrickt auf das Bild. Frau Samassa entriß es ihr mit einem Entsetzensschrei, kam damit ins Frühstückszimmer zurück, und es begann ein Verhör. »Woher hast du das unanständige Bild, Margarete?« fragte Frau Samassa, bleich vor Zorn. Wenn sie im Zorn war, sagte sie Margarete.

»Von Fräulein Fuchs,« erwiderte Gretchen mit verbissenem Aerger.

»Was sagst du dazu, Gregor!« Das Bild wanderte von Herrn Samassa zu Herrn Horovitz. Jener schüttelte besorgt den Kopf, doch seine Blicke waren zärtlich auf den üppigen Körper der Eva gerichtet; dieser grinste freundlich vor sich hin.

»Das ist ja ein unzüchtiges Bild, Fräulein Fuchs,« sagte Frau Samassa. »Es ist ein unsittliches Bild!«

Alle Augen waren auf Renate gerichtet; diejenigen Fanny-Elisas begierig und schadenfroh.

»Es ist ein Kunstwerk, ich bitte,« sagte Renate halblaut. Unter den strafenden Richterblicken der vier verstummte sie. Gretchen begann zu schluchzen, als sie fand, daß die Angelegenheit für sie günstig stand. Ihre Mutter streichelte ihr besänftigend die Wangen, – eine feindselige Handlung gegen Renate. Fanny-Elisa zerriß das Bild und sagte: »So, damit ist die Sache aus der Welt geschafft. Kunstwerk oder nicht Kunstwerk, alles, was nackt ist, ist gemein.«

»Sie sind ein kluges Mädchen,« girrte Horovitz. Frau Samassa aber fügte hinzu: »Ich bitte dich, Fanny-Elisa, sprich das schreckliche Wort nicht aus. Man sagt nicht nackt, sondern man sagt unbekleidet. Und wenn in der Kunst so etwas gestattet ist, dann ist die Kunst eben unmoralisch und für einen gebildeten Menschen verderblich.«

Später saß Fanny-Elisa mit Renate auf einer Bank im Garten. Renate las mit eintöniger, verschleierter und gepreßter Stimme aus einem schlechten französischen Roman vor. Plötzlich aber unterbrach Fanny-Elisa, die, den Kopf zurückgelehnt, in die Baumwipfel geblickt hatte, die Lektüre und sagte wehmütig: »Und in derartig engen Verhältnissen soll ich existieren! Fräulein Renate, ich weiß, daß Sie mit mir fühlen, lassen Sie uns Freundinnen werden.«

Renate blickte scheu in das unwahre Gesicht, das in seinem hastigen Mienenspiel kaum für ein Lächeln Platz zu haben schien. »Ich werde Sie schützen,« fuhr Fanny-Elisa fort und ergriff Renates Hand. Dann setzte sie ihr mit elegischer Weitschweifigkeit auseinander, wie der Mann beschaffen sein müsse, dem sie sich fürs Leben verbinden würde.

Am Abend fand die Verlobung mit Horovitz statt. Man schickte Renate das Essen auf ihr Zimmer. Doch, um halb zehn Uhr ging schon alles schlafen. Als Renate die Gasflamme anzünden wollte, entdeckte sie, daß die vorsorgliche Hausfrau den Gasometer abgeschraubt hatte. Da sie weder Kerze noch Lampe hatte, mußte sie im Finstern bleiben. Am Fenster saß sie, den Oberkörper hinausgebeugt in die warme Sommerluft, hörte das Wasser der Amper glucksen, fühlte sich den Sternen wunderlich nahe. Die Grillen zirpten und die Frösche quakten, und die schwarze Linie der Hügelketten zeichnete sich sanft ab vom mild erleuchteten Himmel. Dieser Himmel war wie ein leeres, totes Haus für Renate, die in tiefem Grübeln selbst die Glocken der Mitternacht überhörte.

Doch es schob sich etwas an ihren Körper an, daß das Kleid raschelte. Das war der treue Angelus. Seinetwegen hatte Renate in der ersten Zeit manchen Kampf ausgefochten, denn nach Frau Samassas Ansicht schickte es sich nicht, daß eine Gesellschafterin einen Hund besaß. Und jetzt noch mußte Angelus sich ducken und die meiste Zeit im Zimmer bleiben. Er nahm es mit Gelassenheit und innerer Ruhe. Nun drängte er sich im Dunkeln an seine Herrin, als wollte er sie bitten, endlich den Schlaf zu suchen. Renate nahm seinen Kopf zwischen beide Hände und flüsterte ihm zu: »Ja mein braver Hund! was wird das noch werden mit uns zwein!«

Sie legte die Wange auf Angelus' Kopf, dessen verständig-braune Augen dankbar und dienstbereit aus der Dunkelheit schimmerten.

6.

Der Bessemer Bauer auf der Holzhöhe, ein stern- und wetterkundiger Mann, behauptete, es habe nicht seine Richtigkeit mit der unerhörten Hitze, die Tag und Nacht hindurch, wochenlang sich gleich blieb. Nämlich er, der sich mit den geheimnisvollen Wissenschaften befaßte, die an das Gebiet teufelswürdiger Zauberei grenzten, könne nur sagen, daß er keinen beneide, der das Ende des Jahrhunderts miterleben müsse. Er wolle darum seine Sargbretter gern vorher schneiden lassen, auch wenn er sich dieserhalb an den windigsten Tischlergesellen wenden müßte. Auch Renate hörte davon und erzählte es Gretchen, als sie den Abhang herunter gegen Bruck zugingen. Gretchen lachte. »Die alten Bauern machen sich alle so wichtig,« sagte sie, erfreut über ihre unbefangene Auffassung einer immerhin nicht geheuerlichen Sache. Und sie erzählte sofort mit flüsternder Stimme, daß sich beim Bessemer jetzt ein unheimlicher Mensch einlogiert habe, der wie ein Hexenmeister aussähe.

Renate blieb nachdenklich. Voll unbestimmter Sehnsucht weilte ihr Blick im Thal, das schon in leiser Dämmerung lag, und auf den bleichen Lichtern, mit denen der Himmel die Hügelkämme säumte. »Wer jetzt fliegen könnte,« sagte sie, und machte mit matten Armen eine halbe Geberde.

Gretchen schlug vor, zu baden. Als Renate ängstlich zögerte und die nahende Nacht erwähnte, umschlang sie das Mädchen und küßte sie mit glühenden Lippen. Renate erschrak, denn die Sinnlichkeit dieses Geschöpfes hatte etwas Gefährliches und Beängstigendes. »Der Fluß ist unheimlich abends,« wandte Renate ein.

»Aber heute sind wir frei, Fräulein Renate, und mit dem Nachtschnellzug kommen erst die Eltern. Bitte, bitte!« In allem, was dieses Mädchen sagte, atmete eine verderbte Fantasie. Fanny-Elisa kam den Hang herauf; sie hatte bis jetzt Blumen gepflückt. Sie ging mit vorsätzlicher Verträumtheit einher. Sie zögerte nicht, einzuwilligen, da auch sie das Unternehmen romantisch fand. Renate schlug also den Heimweg ein, um die Badekleider zu holen. Doch Gretchen wurde immer wilder. Die heiße Luft hatte ihr Blut berauscht. Nach Hause sei eine halbe Stunde, dann sei es zu spät. »Wir wollen nackt bleiben,« raunte sie erregt. »Und Sie müssen sehen, ob ich auch so schön bin wie die auf Ihrem Bild, Fräulein. Bis wir hinkommen, ist es dunkel, und dort geht nie ein Mensch und hohe Bretter sind auch um die Anstalt. Fanny-Elisa, denk doch, ganz ohne Kleider in der Nacht! Und wie schwül es ist.«

Es war wirklich etwas Neues, Ungewöhnliches, und Fanny-Elisa. willigte ein. Schweigend folgte Renate, um es mit den Beiden nicht zu verderben. Es kam ihr vor, als ob sie in Ketten wandelte, und jeder Schritt war schwer dadurch, und schwül und schwer wuchs der Abend vom Thalboden in die Höhe. Fanny-Elisa erzählte mit ihrer vibrierenden Stimme, daß ihr eine Zigeunerin geweissagt habe, sie werde einst bei einem Bad im Meer ertrinken. Es war natürlich eine Lüge, – Reminiszenz aus einer Zauber-Oper.

Renate blieb ein wenig zurück. Jeder Stein, an den ihr Fuß stieß, erschien ihr verletzt, und jeder unbewegte Halm lebte auf in Dämmerung und Dunkelheit. Dabei hörte sie fortwährend Stimmen aus den Wiesen, und die Töne eines weitentfernten Kuhhorns flossen gleich einer Farbe mit den verblassenden Flammen des Westens zusammen. Es wurde nicht kühler. Keine Wolke erhob sich. Kein Lüftchen regte sich. Gretchen und Fanny-Elisa waren verstummt.

Im Umkreis des Flusses war kein Mensch zu sehen. Nur auf der Landstraße drüben ging ein Bauer mit einem zottigen Hund. Beide gaben eine unsichere Silhouette, sodaß es auch ein rastloser Fremdling hätte sein können mit einem fabelhaften Untier an der Seite.

Mit leidenschaftlicher Hast entkleidete sich Gretchen und stand bald nackt im warmen Sand. Fanny-Elisa entfernte sorgfältig jedes einzelne Kleidungsstück. In derselben schwärmerischen Weise konnte sie Butter auf das Brot streichen. Gretchen reckte sich lachend, drehte sich mit erhobenen und verschlungenen Armen wie eine Tänzerin. Auch Fanny-Elisa war jetzt fertig, ging mit jenem Versteckenspiel der Bewegungen, das dem Bewußtsein der Nacktheit entspringt, zum Ufer und legte sich ins Gras. Den schöneren Körper hatte Fanny-Elisa, doch bei Gretchen kam der Reiz des Unfertigen hinzu und eine kindlich runde Fülle. Die Haut leuchtete fast rostbraun in der Dämmerung, während die Fanny-Elisas ganz gelb war.

"Ich finde es herrlich,« jauchzte Gretchen.

»Sie haben wohl Angst vor dem Wasser, Fräulein Fuchs?« fragte Fanny-Elisa spöttisch und schnappte nach einem Grashalm. Dann bedeckte sie mit den Händen beide Brüste und seufzte. Gretchen lachte; sie fand es stets komisch, wenn die Schwester seufzte, die im Uebrigen ein Gegenstand scheuen Respekts für sie war.

Renate wurde vor Scham rot. Sie langte nach einem Zweig, der über die Bretterwand herunterhing und pflückte ein paar Kirschen ab. Die Kerne schnellte sie wie Geschosse in die murmelnde Amper. Eine trübe Erinnerung an einen Fiebertraum erwachte. Sie begann sich auszukleiden.

»Wenn uns jetzt ein Mann sähe,« flüsterte Gretchen. »Dein Bräutigam z. B., Fanny-Elisa...!«

»Rede nicht solchen Kohl, Kleines,« erwiderte Fanny-Elisa verdrießlich und stieg gravitätisch die Treppe zum Wasserspiegel hinunter. Gretchen folgte ihr. Das Wasser schien nur widerwillig ihren Körpern zu weichen und gurgelte dumpf an der Wand entlang. Gretchen fand es wunderbar »warm und kühl«, doch es ging kaum bis an die Brust. Fanny-Elisa hielt sich drüben am Gitter fest, als käme die rasche Strömung, um sie zu zerfleischen. Renate hatte wirklich das Gefühl, als würde jene von einer Gefahr bedroht und empfand eine rätselhafte Freude darüber. Schon blinkten Sterne am Himmel, und ein flammender Schein war im Osten, wo der Mond aufging.

»O Fräulein Renate!« rief plötzlich Gretchen hingerissen aus und starrte zu Renate empor, die abgewandten Gesichts, regungslos dastand. Wie weißer Marmor sah der Körper aus, und alle Linien waren scharf, geheimnisvoll belebt. Fanny-Elisa stand lautlos auf der Treppe, blickte finster auf Renate.

Eine nie gekannte, drängende Freiheitslust überfiel Renate. Unruhig wie eine Schwalbe, erfüllte sie ein neuer Durst nach Glanz, Macht, Reichtum, nach Triumphen, nach dem Leben. Es war, als ob sie mit den Kleidern alle Ketten, die sie vorhin noch geschleppt, alle Fesseln der Vergangenheit mühelos von sich abgeworfen hätte. Heftig schlug ihr Herz, und sie schloß die Augen, wie um sich zu schützen vor der Ueberzahl der Gesichte. Einem Traum glich es, so dazustehn in der Schwüle des Juli-Abends und zu warten ...

In dem Augenblick, als der Fluß schon Renates Füße benetzte, stieß Gretchen einen furchtbaren Schrei aus, duckte sich bis an das Kinn unters Wasser und schaute mit entsetzten Augen in die Ecke, wo irgend Jemand unhörbar ein loses Brett zur Seite geschoben hatte. Und es wurde ein Gesicht wahrnehmbar, bei dessen Anblick Renate wie von eiskalter Luft berührt, zusammenschauderte. Trotz der Dunkelheit und trotz der starren, fast blöden Verwunderung, welche die Züge nahezu unkenntlich machte, erkannte sie Peter Graumann.


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