Richard Wagner
Das Rheingold
Richard Wagner

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Donner
Kaum halt' ich mich: schäumende Wut
weckt mir der schamlose Wicht!
Hierher, du Hund! Willst du messen,
so miss dich selber mit mir!

Fafner
Ruhig, Donner! Rolle, wo's taugt,
hier nützt dein Rasseln dir nichts!

Donner
Nicht dich Schmähl'chen zu zerschmettern?

Wotan
Friede doch!
Schon dünkt mich Freia verdeckt.

Loge
Der Hort ging auf.

Fafner
Noch schimmert mir Holdas Haar:
dort das Gewirk wirf auf den Hort!

Loge
Wie, auch den Helm?

Fafner
Hurtig, her mit ihm!

Wotan
Lass ihn denn fahren!

Loge
So sind wir denn fertig.
Seid ihr zufrieden?

Fasolt
Freia, die schöne, schau' ich nicht mehr:
so ist sie gelöst? Muss ich sie lassen?
Weh! Noch blitzt ihr Blick zu mir her;
des Auges Stern strahlt mich noch an:
durch eine Spalte muss ich's erspähn!
Seh' ich dies wonnige Auge,
von dem Weibe lass' ich nicht ab.

Fafner
He! Euch rat' ich,
verstopft mir die Ritze!

Loge
Nimmersatte! Seht ihr denn nicht,
ganz schwand uns der Hort?

Fafner
Mitnichten, Freund! An Wotans Finger
glänzt von Gold noch ein Ring,
den gebt, die Ritze zu füllen!

Wotan
Wie! Diesen Ring?

Loge
Lasst euch raten!
Den Rheintöchtern gehört das Gold:
ihnen gibt Wotan es wieder.

Wotan
Was schwatzest du da?
Was schwer ich mir erbeutet,
ohne Bangen wahr' ich's für mich.

Loge
Schlimm dann steht's um mein Versprechen,
das ich den Klagenden gab.

Wotan
Dein Versprechen bindet mich nicht:
als Beute bleibt mir der Reif.

Fafner
Doch hier zur Lösung musst du ihn legen.

Wotan
Fordert frech, was ihr wollt:
alles gewähr' ich,
um alle Welt
doch nicht fahren lass' ich den Ring!

Fasolt
Aus dann ist's, beim Alten bleibt's:
nun folgt uns Freia für immer!

Freia
Hilfe! Hilfe!

Fricka
Harter Gott, gib ihnen nach!

Froh
Spare das Gold nicht!

Donner
Spende den Ring doch!

Wotan
Lasst mich in Ruh! Den Reif geb' ich nicht.

(Erda wird sichtbar)

Erda
Weiche, Wotan, weiche!
Flieh des Ringes Fluch!
Rettungslos dunklem Verderben
weiht dich sein Gewinn.

Wotan
Wer bist du, mahnendes Weib?

Erda
Wie alles war, weiss ich;
wie alles wird, wie alles sein wird,
seh' ich auch:
der ew'gen Welt Ur-Wala,
Erda, mahnt deinen Mut. Drei der Töchter,
ur-erschaffne, gebar mein Schoss:
was ich sehe, sagen dir nächtlich die Nornen.
Doch höchste Gefahr führt mich heut
selbst zu dir her:
Höre! Höre! Höre!
Alles, was ist, endet.
Ein düstrer Tag dämmert den Göttern:
dir rat' ich, meide den Ring!

Wotan
Geheimnis-hehr
hallt mir dein Wort:
weile, dass mehr ich wisse!

Erda
Ich warnte dich, du weisst genug:
sinn in Sorg' und Furcht!

(Erda verschwindet)

Wotan
Soll ich sorgen und fürchten,
dich muss ich fassen, alles erfahren!

Fricka
Was willst du, Wütender?

Froh
Halt ein, Wotan!
Scheue die Edle, achte ihr Wort!

Donner
Hört, ihr Riesen! Zurück, und harret:
das Gold wird euch gegeben.

Freia
Darf ich es hoffen?
Dünkt euch Holda wirklich der Lösung wert?

Wotan
Zu mir, Freia! Du bist befreit.
Wieder gekauft kehr' uns die Jugend zurück!
Ihr Riesen, nehmt euren Ring!

Fafner (breitet sogleich einen ungeheuren Sack aus und macht sich über den Hort her, um ihn da hineinzuschichten)

Fasolt
Halt, du Gieriger! Gönne mir auch was!
Redliche Teilung taugt uns beiden.

Fafner
Mehr an der Maid als am Gold
lag dir verliebtem Geck:
mit Müh' zum Tausch vermocht' ich dich Toren.
Ohne zu teilen, hättest du Freia gefreit:
teil' ich den Hort,
billig behalt' ich die grösste Hälfte für mich.

Fasolt
Schändlicher du! Mir diesen Schimpf?

(Zu den Göttern)

Euch ruf' ich zu Richtern:
teilet nach Recht uns redlich den Hort!

Loge
Den Hort lass ihn raffen:
halte du nur auf den Ring!

Fasolt
Zurück, du Frecher! Mein ist der Ring;
mir blieb er für Freias Blick.

Fafner
Fort mit der Faust! Der Ring ist mein!

Fasolt
Ich halt' ihn, mir gehört er!

Fafner
Halt ihn fest, dass er nicht fall'!

(Er streckt Fasolt mit einem Streiche zu Boden, dem Sterbenden entreisst er dann hastig den Ring)

Nun blinzle nach Freias Blick:
an den Reif rührst du nicht mehr!

(Fafner steckt den Ring in den Sack und rafft dann gemächlich den Hort vollends ein)

Wotan
Furchtbar nun erfind' ich des Fluches Kraft!

Loge
Was gleicht, Wotan, wohl deinem Glücke?
Viel erwarb dir des Ringes Gewinn;
dass er nun dir genommen, nützt dir noch mehr:
deine Feinde, sieh, fällen sich selbst
um das Gold, das du vergabst.

Wotan
Wie doch Bangen mich bindet!
Sorg' und Furcht fesseln den Sinn;
wie sie zu enden, lehre mich Erda:
zu ihr muss ich hinab!

Fricka
Wo weilst du, Wotan?
Winkt dir nicht hold die hehre Burg,
die des Gebieters gastlich bergend nun harrt?

Wotan
Mit bösem Zoll zahlt' ich den Bau!

Donner
Schwüles Gedünst schwebt in der Luft;
lästig ist mir der trübe Druck:
das bleiche Gewölk
samml' ich zu blitzendem Wetter;
das fegt den Himmel mir hell.
He da! He da! He do!
Zu mir, du Gedüft! Ihr Dünste, zu mir!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer.
Auf des Hammers Schwung schwebet herbei:
dunstig Gedämpf, schwebend Gedüft!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
He da! He da! He do!

(zu Froh)

Bruder, hieher! Weise der Brücke den Weg!

Froh
Zur Burg führt die Brücke,
leicht, doch fest eurem Fuss:
beschreitet kühn ihren schrecklosen Pfad!

Wotan
Abendlich strahlt der Sonne Auge;
in prächtiger Glut prangt glänzend die Burg.
In des Morgens Scheine mutig erschimmernd,
lag sie herrenlos hehr verlockend vor mir.
Von Morgen bis Abend in Müh' und Angst
nicht wonnig ward sie gewonnen!
Es naht die Nacht: vor ihrem Neid
bietet sie Bergung nun.
So grüss' ich die Burg,
sicher vor Bang' und Graun, folge mir, Frau:
in Walhall wohne mit mir!

Fricka
Was deutet der Name?
Nie, dünkt mich, hört' ich ihn nennen.

Wotan
Was mächtig der Furcht,
mein Mut mir erfand,
wenn siegend es lebt,
leg' es den Sinn dir dar!

Loge
Ihrem Ende eilen sie zu,
die so stark im Bestehen sich wähnen.
Fast schäm' ich mich, mit ihnen zu schaffen;
zur leckenden Lohe mich wieder zu wandeln,
spür' ich lockende Lust.
Sie aufzuzehren, die einst mich gezähmt,
statt mit den Blinden blöd' zu vergehn,
und wären es göttlichste Götter!
Nicht dumm dünkte mich das!
Bedenken will ich's: wer weiss, was ich tu'!

Die drei Rheintöchter
Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
Wie lauter und hell leuchtest hold du uns!
Um dich, du klares, wir nun klagen!
Gebt uns das Gold!
O gebt uns das reine zurück!

Wotan
Welch Klagen dringt zu mir her?

Loge
Des Rheines Kinder beklagen des Goldes Raub.

Wotan
Verwünschte Nicker! Wehre ihrem Geneck!

Loge
Ihr da im Wasser, was weint ihr herauf?
Hört, was Wotan euch wünscht.
Glänzt nicht mehr euch Mädchen das Gold,
in der Götter neuem Glanze
sonnt euch selig fortan!

Die Rheinröchter
Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
O leuchtete noch in der Tiefe dein lautrer Tand!
Traulich und treu ist's nur in der Tiefe:
falsch und feig ist, was dort oben sich freut!


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