Richard Wagner
Das Rheingold
Richard Wagner

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Loge
Immer ist Undank Loges Lohn!
Für dich nur besorgt sah ich mich um,
durchstöbert' im Sturm alle Winkel der Welt,
Ersatz für Freia zu suchen,
wie er den Riesen wohl recht.
Umsonst sucht' ich und sehe nun wohl,
in der Welten Ring nichts ist so reich,
als Ersatz zu muten dem Mann
für Weibes Wonne und Wert.
So weit Leben und Weben,
in Wasser, Erd' und Luft,
viel frug ich, forschte bei allen,
wo Kraft nur sich rührt und Keime sich regen:
was wohl dem Manne mächt'ger dünk'
als Weibes Wonne und Wert?
Doch so weit Leben und Weben,
verlacht nur ward meine fragende List:
in Wasser, Erd' und Luft
lassen will nichts von Lieb' und Weib.
Nur einen sah ich, der sagte der Liebe ab:
um rotes Gold entriet er des Weibes Gunst.
Des Rheines klare Kinder
klagten mir ihre Not:
der Nibelung, Nacht-Alberich,
buhlte vergebens um der Badenden Gunst:
das Rheingold da
raubte sich rächend der Dieb:
das dünkt ihm nun das teuerste Gut,
hehrer als Weibes Huld.
Um den gleissenden Tand,
der Tiefe entwandt,
erklang mir der Töchter Klage:
an dich, Wotan, wenden sie sich,
dass zu Recht du zögest den Räuber,
das Gold dem Wasser wieder gebest,
und ewig es bliebe ihr Eigen.
Dir's zu melden gelobt' ich den Mädchen:
nun löste Loge sein Wort.

Wotan
Törig bist du, wenn nicht gar tückisch!
Mich selbst siehst du in Not:
Wie hülf ich andern zum Heil?

Fasolt
Nicht gönn' ich das Gold dem Alben,
viel Not schon schuf uns der Niblung,
doch schlau entschlüpfte unserm
Zwange immer der Zwerg.

Fafner
Neue Neidtat sinnt uns der Niblung,
gibt das Gold ihm Macht.
Du da, Loge! Sag' ohne Lug:
was Grosses gilt denn das Gold,
dass dem Niblung es genügt?

Loge
Ein Tand ist's in des Wassers Tiefe,
lachenden Kindern zur Lust:
doch ward es zum runden Reife geschmiedet,
hilft es zur höchsten Macht,
gewinnt dem Manne die Welt.

Wotan
Von des Rheines Gold hört' ich raunen:
Beute-Runen berge sein roter Glanz,
Macht und Schätze schüf' ohne Mass ein Reif.

Fricka
Taugte wohl des goldnen Tandes
gleissend Geschmeid
auch Frauen zu schönem Schmuck?

Loge
Des Gatten Treu' ertrotzte die Frau,
trüge sie hold den hellen Schmuck,
den schimmernd Zwerge schmieden,
rührig im Zwange des Reifs.

Fricka
Gewänne mein Gatte sich wohl das Gold?

Wotan
Des Reifes zu walten,
rätlich will es mich dünken.
Doch wie, Loge, lernt' ich die Kunst?
Wie schüf' ich mir das Geschmeid!

Loge
Ein Runenzauber zwingt das Gold zum Reif.
Keiner kennt ihn;
doch einer übt ihn leicht,
der sel'ger Lieb' entsagt.
Das sparst du wohl; zu spät auch kämst du:
Alberich zauderte nicht;
zaglos gewann er des Zaubers Macht:
geraten ist ihm der Ring.

Donner
Zwang uns allen schüfe der Zwerg,
würd' ihm der Reif nicht entrissen.

Wotan
Den Ring muss ich haben!

Froh
Leicht erringt ohne Liebesfluch er sich jetzt.

Loge
Spottleicht, ohne Kunst wie im Kinderspiel!

Wotan
So rate, wie?

Loge
Durch Raub!
Was ein Dieb stahl, das stiehlst du dem Dieb:
ward leichter ein Eigen erlangt?
Doch mit arger Wehr wahrt sich Alberich;
klug und fein muss du verfahren,
ziehst den Räuber du zu Recht,
um des Rheines Töchtern den roten Tand,
das Gold, wiederzugeben;
denn darum flehen sie dich.

Wotan
Des Rheines Töchter? Was taugt mir der Rat?

Fricka
Von dem Wassergezücht mag ich nichts wissen:
schon manchen Mann – mir zum Leid –
verlockten sie buhlend im Bad.

Fafner
Glaub' mir, mehr als Freia
frommt das gleissende Gold:
auch ew'ge Jugend erjagt,
wer durch Goldes Zauber sie zwingt.
Hör', Wotan, der Harrenden Wort!
Freia bleib' euch in Frieden;
leichtren Lohn fand ich zur Lösung:
uns rauhen Riesen genügt
des Niblungen rotes Gold.

Wotan
Seid ihr bei Sinn?
Was nicht ich besitze,
soll ich euch Schamlosen schenken?

Fafner
Schwer baute dort sich die Burg:
leicht wird dir's mit list'ger Gewalt,
was im Neidspiel nie uns gelang,
den Niblungen fest zu fahn.

Wotan
Für euch müht' ich mich um den Alben?
Für Euch fing ich den Feind?
Unverschämt und überbegehrlich
macht euch Dumme mein Dank!

Fasolt
Hieher, Maid! In unsre Macht!
Als Pfand folgst du uns jetzt,
bis wir Lösung empfahn.

Freia
Wehe! Wehe! Wehe!

Fafner
Fort von hier sei sie entführt!
Bis Abend, achtet's wohl,
pflegen wir sie als Pfand:
wir kehren wieder; doch kommen wir,
und bereit liegt nicht als Lösung
das Rheingold licht und rot –

Fasolt
Zu End' ist die Frist dann,
Freia verfallen:
für immer folge sie uns!

Freia
Schwester! Brüder! Rettet! Helft!

(Sie wird von den hastig enteilenden Riesen fortgetragen)

Froh
Auf, ihnen nach!

Donner
Breche denn alles!

Freia
Rettet! Helft!

Loge
Über Stock und Stein zu Tal
stapfen sie hin;
durch des Rheines Wasserfurt
waten die Riesen:
fröhlich nicht hängt Freia
den Rauhen über dem Rücken!
Heia! hei! Wie taumeln die Tölpel dahin!
Durch das Tal talpen sie schon:
wohl an Riesenheims Mark
erst halten sie Rast!
Was sinnt nun Wotan so wild?
Den sel'gen Göttern wie geht's?
Trügt mich ein Nebel?
Neckt mich ein Traum?
Wie bang und bleich verblüht ihr so bald!
Euch erlischt der Wangen Licht;
der Blick eures Auges verblitzt!
Frisch, mein Froh, noch ist's ja früh!
Deiner Hand, Donner, entsinkt ja der Hammer!
Was ist's mit Fricka? Freut sie sich wenig
ob Wotans grämlichem Grau,
das schier zum Greisen ihn schafft?

Fricka
Wehe! Wehe! Was ist geschehn?

Donner
Mir sinkt die Hand.

Froh
Mit stockt das Herz.

Loge
Jetzt fand ich's: hört, was euch fehlt!
Von Freias Frucht genosset ihr heute noch nicht:
die goldnen Äpfel in ihrem Garten,
sie machten euch tüchtig und jung,
asst ihr sie jeden Tag.
Des Gartens Pflegerin ist nun verpfändet;
an den Ästen darbt und dorrt das Obst:
bald fällt faul es herab. Mich kümmert's minder;
an mir ja kargte Freia von je
knausernd die köstliche Frucht:
denn halb so echt nur bin ich wie, Selige, ihr!
Doch ihr setztet alles auf das jüngende Obst:
das wussten die Riesen wohl;
auf euer Leben legten sie's an:
nun sorgt, wie ihr das wahrt!
Ohne die Äpfel
alt und grau, greis und grämlich,
welkend zum Spott aller Welt,
erstirbt der Götter Stamm.

Fricka
Woran, Gemahl, unsel'ger Mann!
Sieh, wie dein Leichtsinn lachend uns allen
Schimpf und Schmach erschuf!

Wotan
Auf, Loge, hinab mit mir!
Nach Nibelheim fahren wir nieder:
gewinnen will ich das Gold.

Loge
Die Rheintöchter riefen dich an:
so dürfen Erhörung sie hoffen?

Wotan
Schweige, Schwätzer!
Freia, die gute, Freia gilt es zu lösen.

Loge
Wie du befiehlst,
führ' ich dich gern
steil hinab:
steigen wir denn durch den Rhein?

Wotan
Nicht durch den Rhein!

Loge
So schwingen wir uns durch die Schwefelkluft?
Dort schlüpfe mit mir hinein!

Wotan
Ihr andern harrt bis Abend hier:
verlorner Jugend erjag' ich erlösendes Gold!

Donner
Fahre wohl, Wotan!

Froh
Glück auf! Glück auf!

Fricka
O kehre bald zur bangenden Frau!


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