Friedrich Theodor Vischer
Nicht I, a
Friedrich Theodor Vischer

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Anmerkungen zur Sprache.

Das Lustspiel kann nur von einem Personal aufgeführt werden, dessen sämmtliche Mitglieder mit einziger Ausnahme dessen, welcher den Vetter aus Berlin spielt, geläufig schwäbisch reden, denn der Inhalt ist hier durchaus untrennbar vom Dialekte. Für den Leser, der des Schwäbischen unkundig, folgen einige Erläuterungen, die er notwendig lesen muß; warum nothwendig, wird sich sogleich zeigen. – Die wenigen nöthigen Bemerkungen über das deutsch des Berliner Vetters sollen am Schlusse folgen.

Laute und Schriftzeichen.

Das Zeichen  ̑, häufig über a, bedeutet den aus a und o gemischten Laut, wie ihn der Engländer bei what und all spricht. So in (für: da), emȃl (einmal), und dernȃ (beides für: darnach, dann). Der O-Laut schlägt für das Gehör eigentlich vor, aber es ist ein getrübtes a.

Das Zeichen  ̆ bedeutet Nasenlaut. Meistens ist es ein verschlungenes n, was demselben zu Grunde liegt (wie im französischen). So z. B. (für Mann), (für kann), ămuethig (für anmuthig), sĕi (für sein), (für hinan, hinzu), (für nun), ŭgspitzt (für ungespitzt), ŭsittlich (für unsittlich). Man beachte dies Zeichen wohl, sonst wird man Vieles mißverstehen, man wird ăb'halte, ămelde, ărichte, ăspreche, ăziehe, Ăsicht lesen, als hieße es: abhalten, abmelden, abrichten, absprechen, abziehen, Absicht, da es vielmehr heißt: anbehalten, anmelden, anrichten, ansprechen, anziehen, Ansicht; man wird sĕi (sein) für: sei, mĕist (meinst) für meist lesen. – Ein andermal liegt diesem Nasenlaut ein verschlungenes r zu Grunde, so mĕh für mehr, für nur; aber auch ein ch ist zu subintelligiren wie in für noch; so denn z. B. nŏ nŏ: nur noch. Das schwäbische neigt häßlich stark zu diesem Laut, er erscheint auch ganz unmotivirt und dennoch auch dann scharf unterscheidend. Ein solcher Fall, wo aber wesentliche Accent-Unterscheidung hinzukommt, findet sich im III. Aufzug, 1. Auftritt. Hier steht Hắă, Hăhằ, Hahà. Das erste dieser drei Wörter, mit zwei nasalen a und Accent auf dem ersten a, heißt nein, das zweite, ebenfalls mit zwei nasalen a, einem h dazwischen und Accent auf dem zweiten a heißi ja; das dritte mit zwei reinen a und Accent auf dem zweiten ist die allbekannte Interjektion aha (Sinn: richtig, wie zu erwarten). – Viele Schwaben können von der Neigung zum Nasenton auch da nicht lassen, wo sie hochdeutsch reden. Dieser Ton ist bekanntlich physiologisch begründet, wo auf einen Vokal ein m oder n folgt; kaum Jemand spricht in den Wörtern Mann und kann, wenn, denn, das a und e rein; dennoch gilt für richtige Aussprache allgemein die Regel, dieser Versuchung zum Näseln zu widerstehen bei den Vokalen i und u (weniger beim o, die Mehrzahl spricht es in Mond nasal); der Schwabe aber widersteht ihr nicht und so spricht er (eben also auch wo er hochdeutsch sprechen will) bĕn für bin, Dĕnst für Dienst, Kŭnst, Mŭnd für Kunst, Mund (was dann ganz gleich Mond lautet), Bĕhne für Bühne. I wird also in ein nasales e, u wird in ein nasales o herabgedrückt. So konnte Schiller in seiner Jugendzeit vergnüglich reimen: Miene, Bühne, Scene, Mund und Mond, – er las: Mĕne, Bĕhne, Scene, rŭnd, Mond. – Ich habe dieser letzteren Gewohnheit nicht mit Schriftzeichen folgen können, das Bild des Druckes wäre allzu scheckig geworden; nur wo der Schwabe im Dialekt zudem das n verschlingt, habe ich mitunter annähernd bezeichnet, z. B. bĭ für bin, wobei nicht ausgedrückt ist, daß das i hier in ein e entstellt wird; doch in dem Worte dĕent, worüber nachher, mußte auch das e für i gesetzt werden.

Das e bedeutet das dumpfe e. Es ist der Laut, den alle Deutschen sprechen z. B. in der Endungssilbe er (Maler, Müller), in den untrennbaren Partikeln er und ver (erreichen, verschlingen). Das englische schreibt ihn, z. B. im unbestimmten Artikel, mit a, ebenso findet man es häufig in unserer schwäbischen Dialekt-Literatur geschrieben; Schmeller (Bayer. Wörterbuch) und nach ihm Adelb. Keller druckt ein umgekehrtes e, also ǝ. Durchaus steht dieser Laut bei uns für die Flexions-Endung en; also z. B. Infinitiv: komme, glaube u. s. w., Accusativ-Endung en: en große Mă u. dergl.; hier und sonst liegt also auch diesem Laut, wie man sieht, ein verschlungenes n zu Grunde, so auch in Flädle, Mädle (Pluralis) in strengem Unterschied von Flädle, Mädle (Singularis), denn unser Diminutiv le hat kein n, der Plural aber wird vorgestellt, als träte ein solches an die Endung (– die Mädlen wie: die Sachen) und dieses verschlungene n begründet den Laut e. Bei der Infinitiv-Endung e für en wirkt wohl außerdem ein Nachklang des althochdeutschen a in an mit. Bei Wingert, Stuegert ist das e in der zweiten Silbe wohlbekannte Trübung von a (Weingart, Stuttgart). ferner ist der zweite Laut des mittelhochdeutschen uo in diesen Laut e versunken, wie eben in der ersten Silbe von Stuegert (Stuotgart) oder in: Zuekunft (Zuokunft). In Madele ist das e der zweiten Silbe nie mit einem e zu verwechseln; das zweite a in Magdalena wird hier ohne erkennbares Motiv (da das erste rein bleibt) in e getrübt und darauf streng gehalten. –

Bei zwei Wörtern könnte der Leser leicht irre werden, wenn er die Regel anwenden will, daß  ̆ häufig ein verschlungenes n bedentet und i vor n gern in e getrübt wird. In I. Aufzug, 6. Auftritt steht ent (gedient). Hier steht das ĕe für ien, danach sollte das n verschwinden und das Wort lauten et, es wird trotzdem das n nicht immer weggelassen, weil das Wort sonst allzu formlos würde. – Ein kurioses Wort steht I. Aufzug, 10. Auftritt: »verschĕegt«. Es bedeutet: krumm getreten, schĕege ist entstand aus schief gehen; der Schweizer sagt hiefür schiege, dem Schwaben schien das nicht bezeichnend genug, der Laut i mußte, obwohl kein n um den Weg ist, in ein nasales e zerquetscht und so das Wort selbst krumm getreten werden.

Unser Dialekt spricht durchaus ü und ö wie i und e, eu und äu wie ei. Dies ist auch im übrigen Süddeutschland herrschend, ich hielt nicht für nöthig, es zu bezeichnen. – Unbezeichnet blieb auch der Unterschied in Länge und Kürze, der vielfach den Dialekt vom Neuhochdeutschen trennt; die Zeichen durften, wie schon gesagt, nicht zu sehr gehäuft werden.

Zur Aussprache der Konsonanten mag die Bemerkung genügen, daß ich das in Schwaben bekanntlich herrschende sch für das mit einem andern Konsonanten verbundene s am Silbenschluß nicht bezeichnet habe, ebenfalls um dem Sprachbild nicht zu viel fremdartiges anzuhängen. Man merkt sich leicht von selbst die Regel, daß konsequent ist als ischt, Faust als Fauscht u. s. w. gelesen werden muß.

Umlaute und Lautverschiebungen, Formkürzungen (Abschneiden, Schleifen und dergl.). Hierüber im Wesentlichen zunächst hier Folgendes; der Umlaut ist auch für das Dialektverständniß natürlich besonders in der Konjugation wichtig, über Eigenheiten dieser muß aber nachher eine spezielle Bemerkung folgen.

E für I (auch ohne das Motiv der Verschlingung eines n)
se für sie, en, em, ene für ihn, ihm, ihnen, er für ihr, e, me, de für i, mi, di = ich, mich, dich, mer (oder mer) für wir (mit Lautverschiebung von w in m.) de für die (Artikel), net für nicht (eigentlich zunächst für nit.) Man verwechsle ja nicht net und nett!

E und Ĕ für A. So des für das (im Artikel und Demonstrativum, dies auch bayerisch und schon im Mittelhochdeutschen deser für dieser). mer oder mer für man (mit Lautverschiebung von n in r; so daß nun also wir und man oft gleich lauten). Ĕ erscheint auch für un in es für uns, (das dumpfe e schiebt sich hier für den das n verschluckenden Nasenlaut ein).

Ö (gesprochen e) für o. Konsequent in wölle für wollen.

Von Abschneidung (Apokope) erwähne ich: au– für auch. i, di, mi für ich, dich, mich (schon vorher beim Umlaut erwähnt, weil oft auch e, me, de); mĕh für mehr, für nun, für noch und nur s. oben beim Nasenlaut. In Wortanfang: em für dem. Das e am Schluß weiblichen Hauptworts wird stets abgeworfen: Sach, Sag, Kist für Sache, Sage, Kiste. Der bestimmte weibliche Artikel lautet stets nur d' (d' Arbeit, d' Klag u. dergl.).

Anderes auch hieher gehöriges s. nachher bei den grammatischen Formen.

Zusammenziehungen (Synkope und Verwandtes). e beständig für ein (unbestimmter Artikel); mitem für mit ihm. ebber, ebbes für etwer, etwas, wemmer für wenn man und wenn wir, aneme, voneme (auch nur vome), miteme für an einem, von einem, mit einem; isch öfters für ist es, descht für das ist (schon mittelhochdeutsch: deist).

Grammatische Formen in Deklination und Konjugation.

Zu der Deklination sei nur bemerkt: das schwäbische liebt in der Deklination des starken Neutrum die R-Bildung im Plural, so: Hemeder für Hemden.

Nach einem r im Dativ und Ablativ Plural wird das n stets abgestoßen, so de Männer, von de Männer (den Männern, von den Männern).

Das Schwäbische kennt keine Genitiv-Beugung bei dem unbestimmten Artikel, also nie: eines Manns, einer Sache, sondern stets: voneme Mann, vonere Sach.

Im Accusativ Plural wird der bestimmte Artikel immer apokopirt: d' Sache. d' Büecher im Dativ und Ablativ lautet er immer de statt den: von de Sache, in deecher (welches letztere von Fremden fälschlich für einen unrichtigen Accusativ gehalten wird; der Schwabe irrt nie in der Anwendung der Kasus.)

Zur Konjugation.

Das Imperfektum fehlt ganz (immerhin nicht so schlimm, als die wachsende grobe Abstumpfung des Sinnes für den Unterschied des Imperfektum und Perfektum im modernen Schriftdeutsch). Daher z. B. III Aufzug, 2. Auftritt gwe gwe: dies ist Plusquamperfektum und müßte eigentlich heißen: Sie waren (schon vorher grob gegen mich) gewesen; da nun das Schwäbische kein war kennt, so heißt das Plusquamperfektum: Sie sind (schon vorher u. s. w.) gewesen gewesen. Gewesen wird gwe; hierüber nachher.

Das Schwäbische zieht (ein Hauptmerkmal) gern der schwachen Konjugation die starke vor, also

glitte– für gelang,
ăditte– für angedeutet,
ĕiboße– für eingebüßt.

Haben. Der Schwabe gebraucht noch die alte Zusammenziehung in Han. Singular erste Person I han. Im Plural lautet das a in e um: wir (mer) hent, ihr hent, sie hent.

Gehen – oft statt: i geh: i gang (mittelhochdeutsch), ebenso wir ganget, ihr ganget, sie ganget. Imperativ (ebenfalls mittelhochdeutsch) gang.

Sein: zweite Person Präsens Plural statt ihr seid: ihr sind. In gewesen wird das sen oft abgestoßen, wie im vorhin erwähnten: gwe (das Alemannische hat: gesin; dies ist scharfe Sprachgrenze gegen das Schwäbische. – Der Schweizer hat auch noch den alten Imperativ bis für sei.)

Stehen – der Dialekt wechselt zwischen steh, stehst, steht, Plur. stehet und zwischen i stand, du stȃhst, er stȃht, Plur. wir, ihr, sie standet.

Die untrennbare Partikel ge wird konsequent entweder um das e verkürzt oder einfach abgeworfen. Dies letztere erscheint motivirt, wenn durch das Auslassen des e zwei g zusammenstoßen würden, wie in gegeben oder ein g und k wie in gekommen (also hiefür: gebe, komme), allein es geschieht auch ohne dies Motiv: z. B. trotzt für getrotzt.

In folgendem Punkte wird man meine Schreibung nicht folgerecht finden: die schwäbische Mundart hat noch das mitteldeutsche t (freilich weich wie ein d gesprochen) in der dritten Person Präsens Pluralis: sie (se) kommet, sie wollet (wöllet); sie dehnt dies aber auch auf die erste Person aus: wir (mer) kommet, wir (mer) wöllet u. s. w. Dieser Anschluß an das Mittelhochdeutsche und diese weitere Ausdehnung ist jedoch nicht Regel, man wechselt häufig zwischen sie kommet, mer kommet und sie komme, mer komme. Ich habe öfters die letztere Form gesetzt, um auch hier das Auge und Verständniß des Unbewanderten so wenig als möglich mit Fremdem zu belasten.

Das Schwäbische hat verschiedene Stufen oder Grade der Abweichung vom Hochdeutschen. Der Dialekt wird durch alle Stände gesprochen, doch von Gebildeten relativ feiner, von Ungebildeten gröber. Jene Form spricht der Pfarrer und seine Familie, der Vikar und der Lieutenant, diese die Dienstmagd Madele und die Bauern, auch die Gemeindebeamten mit Ausnahme des Schulmeisters. Ich gebe folgende Beispiele.

In der etwas feineren Form ĕi, in der gröberen ŏi. So wird sĕi (sein) sŏi, nĕi (nein) wird nŏi.

ai für ag und für ö: g'sagtg'seit (schon mittelhochdeutsch, so Gejaid für Geiagede, Getreide für Getragede; letzteres geblieben) g'hörtg'hairt.

ei aus ib – geit (für gibt).

ău – aus aben und assen – hău für han (haben) lău für lassen.

ȃ statt eines in der feineren Form belassenen ahŏt für hat.

e als Zusammenziehung der zweiten und dritten Silbe in dem Wort: gegeben, also ge, III. Aufzug, 18. Auftritt. Hier wäre eigentlich zu drucken gewesen: gë und darüber noch Dehnungszeichen – für die Länge, also gë̅. Aber hier wie bei dem oben angeführten gwe für gewesen hätte die Zeichenhäufung den Unbewanderten verwirrt. – Uf für auf kommt promiscue bei Gebildeten und Ungebildeten vor.

In der gröberen Form des Dialekts kann man noch einmal unterscheiden, zwischen gröber und gröbst: auf der letzteren Stufe wird z. B. ŏi zu ŏa. Also z. B. Stufenleiter: nĕi, nŏi, nŏa (nein); gmĕi (gemein), gmŏi, gmŏa; eu (altes iu) wird ui, z. B. neu heißt nui. Diese breiteste Stufe habe ich selten, ja nur ein paarmal angewendet; auch wur für werde und füe wo gehört derselben an.

Wohl zu beachten ist ferner, daß der Pfarrer und Vikar, wo die Situation eine gewisse Haltung fordert, also z. B. einander gegenüber im ernsten Gespräch, oder der Gemeinde, ab und zu auch dem Vetter aus Berlin gegenüber eine gewisse Mischung von Hochdeutsch und Schwäbisch sprechen. Diese ist nicht näher zu definiren und wechselt ohne Regel zwischen reiner und zwischen Dialekt-Form. Ein gewisser Spielraum ist dem Schauspieler hier freizugeben um so mehr muß er ganz im Elemente zu Hause sein. Sonst gehen gerade in diesen Scenen gute komische Wirkungen verloren. Der Lieutenant bedient sich mitunter ebenfalls dieser Mischung, außerdem, daß er einmal absichtlich stark wechselt.

Ausdrücke, ungewöhnliche Wörter.

Behrich – mit knapper Noth, nur nothdürftig zureichend. Wohl aus bar, jetzt baar (unbedeckt, nackt blos); ein Zureichen ohne den allergeringsten Ueberschuß ist als ein nacktes Zureichen gefaßt.

beim Beiliche – ungefähr. Wird von einigen erklärt als Kürzung von: beim Beiliegenden. Vielmehr ist beilich wohl aus der Präposition bei gebildetes Adjektiv: was dabei, in der Nähe, Nachbarschaft (von dieser Zahl, Größe) liegt. Das vorgesetzte bei (beim) ist gemeint, wie wenn man sagt: bei Fuß und Zoll, oder wie in beinahe (bei der Nähe).

b'häb – behäbe, fest zusammenhaltend (nicht mit behäbig zu verwechseln).

dȃnumzue – dahinumzu, – was in dieser Richtung liegt.

Flädle (Plur. Flädle) sehr dünne Pfannkuchen, die in die Suppe geschnitten werden.

g'schuckt – schucken, stoßweise fortbewegen, gewaltsam schieben; nie einfach = stoßen, z. B. es soll ein Gegenstand an einen andern Ort versetzt werden und schieben reicht nicht hin, dies zu bewirken, so sagt man: gieb em en Schucker.

Hairle – Herrle – katholischer Geistlicher.

Jest – Hitze, Aufregung (auch außer Schwaben bekannt; von jesen = gähren.)

letz (sprich: lëtz), übel, gefehlt. Das Hochdeutsche hat von dieser Wurzel noch: Letze, Verletzen, letzt.

Sel, wege Sellem, derseltwege – dasselbe Wort, das in den Formen: »selber, selbander, derselbe, selbst« im Schriftdeutschen erhalten ist. Sel, seller, selle ist demonstratives Pronomen, meist im Sinne von jenes, jener, jene; nur wenn nicht genauer unterschieden wird, auch im Sinne von dieser gebraucht. »Wege Sellem« ist eine Redensart, welche bedeutet: darüber wäre erst noch viel zu reden, das ist nicht so einfach zu behaupten. Aus sel wird das Pronominaladverb selt = dort. Derseltwege – wegen dessen.

sterch – starr, unbiegsam.

verdaddert – daddern zittern.

Verzwazle, verzweifeln.

Zum Schluß noch etwas über die Sprache des Vetters aus Berlin. Ich hatte schon angefangen. so drucken zu lassen, wie er spricht, mußte es aber aufgeben aus demselben Grunde, den ich in diesen Anmerkungen mehrfach für nicht völlige Genauigkeit der Bezeichnungen im Druck angeführt habe: dieser hätte ein gar zu seltsames Bild gegeben. Um so nachdrücklicher ist nun zu bemerken, daß hier folgende spezifische Sprachfehler durchgängig einzuhalten sind:

F für Pf (Flanzschule, Farrer u. dergl.)

R am Silbenschluß wird immer a; also z. B. mia, dia für mir, dir; wo dem r ein e vorgeht, wird die ganze Silbe in ein a verderbt, also z. B. Vata, Mutta, asehnta (ersehnter) u. dergl.

Im Französischen, das er häufig gebraucht, ist zu merken: der französische Nasenlaut wird durchaus zu einem ng verdichtet, also z. B.

frangschmang, sürmang für franchement, surement
Momang – moment
bieng – bien
pardong – pardon
angfäng – enfin
Correspongdangs – correspondence
bongs angfang – bons enfants.

Das l mouillé wird zu einem lch verdichtet: detalch für détail u. ähnl.


Diese wenigen Bemerkungen mögen dem anspruchlosen dramatischen Idyll als Geleite ausreichen. Ich war im Zweifel, ob ich es veröffentlichen solle. Auf großen Theatern kann es nie aufgeführt werden, weil keines, auch die Stuttgarter Hofbühne nicht, genug Mitglieder zählt, die schwäbisch können. Wandernde süddeutsche Bühnen haben vielleicht eher das genügende Personal, gesichert ist richtige Aufführung nur auf schwäbischem Liebhabertheater. Doch könnte es vorkommen, daß man sich Kürzungen und Abweichungen vom Text erlaubte. Dieser Gefahr gegenüber habe ich mich entschlossen, denselben authentisch zu publiziren. So mag er nun auch Lesern einige Unterhaltung gewähren, zugleich aber als Anhalt für die Kontrole etwaiger Verstümmelungen und Entstellungen bei der Aufführung dienen.

 


 


 << zurück