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Neunzehntes Capitel.

In welchem die schon schwer erschütterte Situation sich noch weiter verschlimmert.

Das Vorhandensein eines furchtbaren Raubthieres auf der Insel Phina mußte die durch unglücklichen Zufall hierher verschlagenen Schiffbrüchigen natürlich mit nicht geringer Sorge erfüllen.

Godfrey glaubte – es blieb unentschieden, ob er daran recht that oder nicht – Tartelett das eben Geschehene nicht verhehlen zu sollen.

»Ein Bär! rief der Professor, sich erschrockenen Auges umsehend, als ob die Umgebung des Will-Tree schon von einer ganzen Bande dieser Raubthiere belagert worden wäre, »Warum denn ein Bär? Bisher gab es doch noch keinen Bär auf unserer Insel! Wenn ein solcher da ist, können sich auch mehrere finden, vielleicht eine große Menge anderer wilder Thiere, wie Jaguare, Panther, Tiger, Hyänen und Löwen!«

Tartelett sah schon die Insel Phina einer großen, aus dem Käfig gebrochenen Menagerie preisgegeben.

Godfrey bedeutete ihm, daß er nicht gleich übertreiben solle. Er hatte einen Bären gesehen, das stand fest. Warum er bei seinen zahlreichen Streifzügen durch die Insel noch nie einen solchen wahrgenommen, das konnte er freilich nicht erklären und es schien wirklich fast unerklärlich. Von dieser Thatsache aber bis zu dem Schlusse, daß wilde Thiere jeder Art nun in den Wäldern und auf den Wiesen umherschweifen sollten, war es doch ziemlich weit. Immerhin empfahl es sich, auf der Hut zu sein und niemals unbewaffnet auszugehen.

Unglücklicher Tartelett! Von jenem Tage begann für diesen eine Existenz voller Unruhe, Aufregung, voller Angst und sinnloser Befürchtungen, welche ihm in hohem Grade die in seinem Geburtslande so häufige Nostalgie zuzog.

»Nein, platzte er wiederholt heraus, nein! Wenn hier auch noch wilde Thiere sind ... dann hab' ich's satt und trage kein anderes Verlangen mehr, als von hier wegzugehen.«

Das mußte man freilich können.

Godfrey und seine Gefährten hatten indeß alle Ursache, vorsichtig zu sein. Ein Angriff konnte nicht allein von der Seite der Küste und der Wiese her, sondern auch inmitten der Sequoiagruppe erfolgen. Aus diesem Grunde wurden wohlerwogene Maßregeln getroffen, um die Wohnung wenigstens gegen unvermutheten Ueberfall einigermaßen sicher zu stellen. Die Thür erhielt eine solche Verstärkung, daß sie dem Eindringen eines wilden Thieres widerstehen konnte. Für die Hausthiere hätte Godfrey gerne einen festen Stall gebaut, um sie darin, wenigstens für die Nacht, einschließen zu können: doch das war keine leichte Sache. Man begnügte sich also, sie soviel wie möglich in der Nahe des Will-Tree zusammenzuhalten, wo eine Hürde aus großen Zweigen hergerichtet wurde, aus der sie nicht heraus konnten. Diese Umzäunung war freilich weder fest, noch hoch genug, um einen Bär oder eine Hyäne zu hindern, sie zu durchbrechen oder zu überspringen.

Immer, wenn Carefinotu trotz alles Zuredens nicht davon abzubringen war, während der Nacht draußen zu bleiben, glaubte Godfrey, daß es ihm nur darauf ankomme, bei einem etwaigen Angriffe gleich bei der Hand zu sein.

Gewiß setzte sich Carefinotu einer nicht geringen Gefahr aus, wenn er sich so zum Bewachen des Will-Tree erbot, aber er hatte ebenfalls begriffen, daß er seinen Befreiern damit einen nicht unwichtigen Dienst leiste, und er blieb, was Godfrey auch dagegen einwenden mochte, unbeirrt dabei, wie gewöhnlich für die Sicherheit Aller zu wachen. Eine Woche verstrich, ohne daß einer jener furchtbaren Besucher in der Umgebung erschienen wäre, Godfrey entfernte sich übrigens, außer im Falle der Noth, nicht von der Wohnung. Während Lämmer, Ziegen und andere Thiere auf der benachbarten Wiese weideten, verlor man sie nie aus dem Auge.

Meist versah Carefinotu den Dienst als Schäfer. Er nahm keine Flinte mit, denn er schien die Handhabung einer Feuerwaffe noch nicht begriffen zu haben, aber ein großes Jagdmesser steckte er in den Schurz und eine Axt hing ihm zur rechten Hand herunter. So bewaffnet, hätte der kräftige Schwarze nicht gezögert, sich einem Tiger oder einem Thiere der schlimmsten Art entgegen zu werfen.

Da sich jedoch seit dem letzten Zusammentreffen kein Bär oder einer seiner Anverwandten gezeigt hatte, fing Godfrey an, sich allmählich zu beruhigen. Er nahm gelegentlich seine Jagdzüge wieder auf, ohne diese jedoch zu weit in's Innere der Insel auszudehnen. Tartelett, der sich im Will-Tree fest verschlossen hielt, hatte sich noch nicht hinausgewagt, nicht einmal, wenn es sich etwa darum gehandelt hätte, eine Tanzstunde zu ertheilen. Ein andermal ging Godfrey wohl auch allein aus, und der Professor hatte dann einen Gesellschafter, dessen Belehrung er sich hartnäckig annahm.

Ja, Tartelett hatte zuerst den Gedanken gefaßt, Carefinotu die gewöhnlichsten Worte der englischen Sprache beizubringen; aber er mußte darauf verzichten, weil der Schwarze ein für diese Art der Aussprache ganz ungeeignetes Gehörorgan zu besitzen schien.

»Nun gut, hatte sich Tartelett gesagt, wenn ich nicht sein Lehrer sein kann, so will ich sein Schüler werden.«

So hatte er sich in den Kopf gesetzt, mit aller Gewalt das Idiom, welches Carefinotu sprach, zu lernen.

Godfrey konnte noch so viele Mal sagen, daß das von keinem großen Nutzen sein werde – Tartelett ließ sich nicht davon abbringen. Er grübelte also darüber, Carefinotu verständlich zu machen, daß er den Gegenstand, auf welchen er mit der Hand wies, in seiner Sprache nennen möchte.

Man muß wahrlich glauben, daß Tartelett große Energie besaß, denn nach Verlauf von vierzehn Tagen kannte er wirklich schon – vierzehn Wörter! Er wußte, daß Carefinotu »Binsi« sagte für Feuer, »Aradu« für Himmel, »Mervira« für Meer, »Dura« für Baum u. s. w. Darüber war er aber ebenso stolz, als wenn er bei einem großen Preisausschreiben den ersten polynesischen Preis erworben hätte.

Aus einer Regung von Dankbarkeit wollte er für das, was der Lehrer ihm genützt – nicht etwa sich wieder verlorne Mühe geben, ihm einige englische Worte radbrechen zu lehren, wohl aber ihm die guten Manieren und die wahren Principien der europäischen Choreographie einimpfen.

Godfrey konnte nicht umhin, darüber aus vollem Herzen zu lachen. Immerhin verging dabei die Zeit, und des Sonntags, wenn er nichts mehr zu thun hatte, wohnte er mit Vergnügen dem Unterrichte des berühmten Professor Tartelett von San Francisco bei.

Das hätte Einer sehen müssen! Der unglückliche Carefinotu schwitzte Blut und Wasser, wenn er die elementarsten Tanzübungen nachahmte! Er war zwar gelehrig, voll guten Willens, aber wie alle seine Namensgenossen hatte er vortretende Schultern, etwas aufgetriebenen Leib, die Kniee nach innen stehend und die Füße nicht minder! Aus einem so gebauten Wilden soll nur Einer versuchen, einen Vestius oder Saint Leon zu machen!

Jedenfalls ging der Professor mit allem Eifer an sein Vorhaben, und auch Carefinotu, obgleich er sich dabei quälte, ließ es an solchem nicht fehlen. Es könnte sich Niemand vorstellen, was er allein leiden mußte, um die Füße in die erste Position zu bringen! Und wenn er dann in die zweite und darauf in die dritte übergehen sollte, da wurde es noch weit schlimmer!

»Zieh' die Schultern zurück, Dummhut! – Den Kopf gerade in die Höhe! ... Die Arme runder halten! ...

– Sie verlangen von ihm aber Unmögliches, bemerkte Godfrey.

– Einem intelligenten Menschen ist nichts unmöglich, antwortete unwandelbar Tartelett.

– Seine ganze Körperbildung eignet sich nicht dazu.

– Nun, sie wird sich anpassen lernen, diese Körperbildung! Ja, sie muß es, und später wird dieser Wilde es mir zu danken haben, daß er sich in einem Salon manierlich bewegen kann.

– Doch niemals, Tartelett, niemals wird er Gelegenheit haben, sich in einem Salon vorzustellen.

– Ach, wie können Sie das wissen, Godfrey, entgegnete der Professor, sich auf den Fußspitzen umdrehend. Seine Zukunft ist Keinem mit in's Wickelbett gebunden!«

Das war und blieb das Endwort aller derartigen Einwürfe Godfreys. Dann ergriff der Professor allemal die Geige, und sein Bogen kratzte einige scharfe Tonfiguren herunter, welche Carefinotu die größte Freude bereiteten. Da brauchte er ihn nicht weiter anzufeuern! Ohne sich um choreographische Regeln zu kümmern, machte er die tollsten Sätze, Verrenkungen und Luftsprünge.

Nachsinnend betrachtete Tartelett dann das ausgelassene Kind Polynesiens und fragte sich, ob diese vielleicht etwas gar zu charakteristischen Pas nicht dem menschlichen Wesen eigentümlich selen, wenn sie auch gegen alle Principien der Kunst verstießen.

Doch wir überlassen den Lehrer des Tanz- und Anstandsunterrichts seinen Philosophischen Grübeleien, um uns praktischeren und zeitgemäßeren Fragen zuzuwenden.

Während seiner letzten Ausflüge in den Wald oder über die Wiesen hatte Godfrey, wenn er allein oder in Gesellschaft Carefinotus ging, kein anderes Raubthier zu Gesicht bekommen. Nicht einmal Spuren von solchen waren ihm aufgefallen. Das Flüßchen, aus dem sie doch ihren Durst löschen mußten, zeigte an seinem Ufer keinerlei Klauenabdrücke. Ebenso hörte man während der Nacht niemals ein Geheul oder ein verdächtiges Brummen; auch die Hausthiere ließen kein Zeichen von Beunruhigung merken.

»Das ist auffallend, sagte sich Godfrey, und doch hab' ich mich nicht getäuscht; Carefinotu aber ebenso wenig. Es war bestimmt ein Bär, den er mir zeigte, und ein Bär war es, auf den ich gefeuert habe. Angenommen, ich hätte ihn getödtet, so wäre das der letzte Repräsentant jener Familie der Plantigraden gewesen, der sich auf der Insel aufhielt?«

Das war völlig unerklärlich! Wenn Godfrey jenen Bären übrigens erlegt hatte, so hätte man doch den Cadaver an der Stelle, wo er ihn schoß, wiederfinden müssen. Sollte er glauben, daß das tödtlich getroffene Thier sich noch fortgeschleppt hätte und in einer entfernten Höhle verendet war?

Das war wohl möglich; dann mußten sich doch mindestens an der betreffenden Stelle, am Fuße jenes Baumes, Blutspuren finden, und das war nicht der Fall.

»Wie dem auch sei, dachte Godfrey, es ändert nichts an der Hauptsache, daß wir uns in Acht nehmen müssen.«

Mit den ersten Tagen des Novembers konnte man sagen, daß in diesen unbekannten Breiten die schlechte Jahreszeit angefangen habe. Schon fielen während mehrerer Stunden recht kalte Regen. Später mußten höchst wahrscheinlich jene endlosen Niederschläge kommen, welche gleich Wochen hintereinander dauern und die Winterregenperiode in der Höhe dieser Parallelkreise kennzeichnen.

Godfrey mußte nun wohl oder übel daran denken, im Innern des Will-Tree selbst eine Feuerstatt herzurichten – den unentbehrlichen Herd, der ebenso zur Heizung der Wohnung während des Winters dienen, wie die Küche gegen die Wassergüsse und Windstöße schützen sollte.

Den Herd selbst konnte man zwar bequem in einer Ecke des Zimmers errichten, indem man größere Steine aufschichtete, von denen die einen flachgelegt, die anderen auf die hohe Kante gestellt wurden. Es entstand nur die Frage, wie der Rauch nach außen geführt werden sollte, denn ihn einfach durch die lange Aushöhlung im Kern der Sequoia ausströmen zu lassen, erschien eben nicht rathsam.

Godfrey kam auf den Gedanken, zur Herstellung eines Rauchrohrs einige der langen und dicken Bambus zu verwenden, welche am Ufer des Baches an einigen Stellen wuchsen.

Wir müssen gestehen, daß er bei dieser Gelegenheit von Carefinotu sehr wirksam unterstützt wurde. Der Schwarze begriff, wenn auch erst nach einiger Bemühung, was Godfrey wollte. Er war es, der ihn begleitete, wenn er gegen zwei Meilen weit vom Will-Tree wegging, um die Bambus unter den stärksten auszuwählen. Er half ihm auch bei der Errichtung des Herdes. Die Steine wurden auf dem Erdboden gegenüber der Thür verlegt, die von ihrem Mark befreiten und an ihren Knoten durchstoßenen Bambus bildeten, ein Rohr an das andere gesteckt, einen Schlauch von hinreichender Länge, der durch eine in die Rinde der Sequoia gebrochene Oeffnung mündete. Diese Anordnung konnte ja genügen, wenn man nur darauf sah, daß die Bambusrohre nicht selbst Feuer fingen. Godfrey hatte bald die Genugthuung, ein tüchtiges Feuer aufflammen zu sehen, ohne daß der Rauch davon das Innere des Will-Tree verpestete.

Er hatte sehr recht daran gehandelt, diese Einrichtung zu treffen, und noch mehr recht, sich mit der Vollendung derselben zu beeilen.

Vom 3. bis zum 10. November nahm ein wahrer Platzregen gar kein Ende. Das Feuer unter freiem Himmel zu erhalten, wäre ganz unmöglich gewesen. Während dieser traurigen Tage mußten Alle in der Wohnung bleiben; nur die dringendsten Obliegenheiten, wie die Besorgung des Federviehes und der anderen Hausthiere, erforderten einen kurzen Ausgang.

Unter diesen Umständen fing der Vorrath von Camas an auszugehen. Gerade diese Wurzeln aber vertraten die Stelle des Brotes, und der Mangel derselben machte sich recht fühlbar.

Godfrey erklärte also Tartelett eines Tages, am 10. November, daß, wenn die Witterung sich einigermaßen aufklären sollte, er mit Carefinotu zur Einsammlung von Camas ausgehen werde. Tartelett, welcher sich niemals aufdrängte, einen Weg von zwei Meilen durch aufgeweichtes Wiesenland zu machen, übernahm es, das Haus während Godfreys Abwesenheit zu bewachen.

Im Laufe des Abends fing der Himmel an, sich von den schweren Wolken zu entlasten, welche der Westwind seit Anfing des Monats zusammengetrieben hatte; der Regen ließ ein wenig nach, und die Sonne sandte zur Zeit der Dämmerung noch einzelne freundliche Strahlen herab. Das gab Hoffnung, daß der folgende Tag sich etwas besser gestalten werde, wovon man sofort Nutzen ziehen wollte.

»Morgen, sagte Godfrey, brech' ich früh morgens auf, und Carefinotu wird mich begleiten.

– Einverstanden!« erwiderte Tartelett.

Am Abend, nach Vollendung des Nachtessens, als der dunstfreie Himmel einige Sterne durchschimmern ließ, wollte der Schwarze seinen gewöhnlichen Posten draußen wieder einnehmen, den er während der vergangenen regnerischen Nächte hatte aufgeben müssen. Godfrey bemühte sich zwar, ihm zu verstehen zu geben, daß er besser thue, in der Wohnung zu bleiben, daß nichts eine strengere Bewachung erheische, da sich kein weiteres wildes Thier gezeigt hatte; doch Carefinotu bestand auf seiner Idee. Man mußte ihn eben gewähren lassen.

Am nächsten Morgen hatte es, wie Godfrey vorausgesehen, wirklich seit dem vorigen Tage nicht wieder geregnet, und als er gegen sieben Uhr den Will-Tree verließ, vergoldeten die ersten Strahlen der Sonne die dichten Kronen der Sequoias.

Carefinotu befand sich auf der Stelle, wo er die Nacht verbracht. Er wartete. Sofort nahmen Beide, wohl bewaffnet und mit Säcken versehen, von Tartelett Abschied und begaben sich nach dem Bache zu, an dessen linkem Ufer sie bis zu den Camabüschen hinwandern wollten.

Eine Stunde, später waren sie ohne jedes gefährliche Rencontre an Ort und Stelle angelangt.

Schnell wurden die Wurzeln ausgezogen und zwar in solcher Menge, daß sie die zwei Säcke füllten. Das erforderte drei Stunden, so daß es etwa um elf Uhr Vormittags war, als Godfrey und sein Begleiter den Rückweg nach dem Will-Tree einschlugen.

Sie gingen nebeneinander, begnügten sich umherzublicken, da sie mit einander nicht sprechen konnten, und waren so an eine Biegung des kleinen Wasserlaufes gekommen, über welchen sich hier die Baumkronen in Form einer Laube von einem Ufer zum andern vereinigten, als Godfrey plötzlich stehen blieb.

Dieses Mal war er es, der Carefinotu ein unbewegliches Thier wies, das am Fuße eines Baumes stand, und dessen beide Augen in wahrhaft unheimlichem Glanze leuchteten.

»Ein Tiger!« rief er.

Er täuschte sich nicht. Es war ein sehr großer, auf den Hintertatzen stehender Tiger, der sich mit den Krallen an einen Baumstamm stützte und zum Sprunge bereit schien.

In einem Augenblicke hatte Godfrey seinen Sack mit den Wurzeln fallen lassen. Die geladene Flinte glitt in seine rechte Hand, er spannte das Schloß, schlug an, zielte und gab Feuer.

»Hurrah! Hurrah!« rief er.

Dieses Mal war nicht daran zu zweifeln. Der von der Kugel getroffene Tiger hatte einen Satz nach rückwärts gemacht. Vielleicht war er aber doch nicht tödtlich verwundet, vielleicht konnte er, durch die Verletzung gereizt, nur desto wüthender hervorbrechen ....

Godfrey hatte das Schloß in Ruhe gestellt, hielt aber immer einen zweiten Schuß für das Raubthier fertig.

Ehe Godfrey ihn davon zurückhalten konnte, stürzte Carefinotu mit dem Jagdmesser in der Hand, nach der Stelle, wo der Tiger verschwunden war.

Godfrey rief ihm zu, einzuhalten, zurückzukehren ... vergeblich! Entschlossen, selbst auf die Gefahr seines Lebens hin, dem Thiere, welches vielleicht nur verwundet war, den Garaus zu, machen, hörte er ihn nicht, oder wollte er überhaupt nicht hören.

Godfrey eilte ihm also nach. Am Uferabhang angelangt, sah er Carefinotu im Kampfe mit dem Tiger, den er am Halse gepackt und gegen dessen Tatzenschläge er sich wahrhaft heldenmüthig wehrte, bis es gelang, der Bestie mit starker Hand das Messer in's Herz zu rennen.

Der Tiger kollerte jetzt nach dem Wasserlaufe hinunter, der durch die vorhergehenden Regengüsse angeschwollen war und den Cadaver mit der Schnelligkeit eines Bergstromes hinabführte. Nur wenige Augenblick noch schwamm der todte Körper auf der Oberfläche, dann wurde er in's Meer hinausgeschwemmt.

Ein Bär! Ein Tiger! Wer hätte noch daran zu zweifeln gewagt, daß die Insel reißende Thiere barg?

Als Godfrey zu Carefinotu herantrat, überzeugte er sich zum Glück, daß dieser bei dem ungleichen Ringen nur einige leichtere Verletzungen davongetragen hatte, dann schlug er, sehr besorgt über die möglichen Unfälle, welche die Zukunft ihnen bringen konnte, den Weg nach dem Will-Tree wieder ein.

 


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