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II.

Worin der Miterbe Antifer's in gewohnter Weise vorgestellt wird.

 

Auf der Rhede in Tunis angekommen, ist man noch nicht in Tunis. Vorher muß man sich der Boote vom Schiffe bedienen oder sich den einheimischen »Mahomes« anvertrauen, um nach La Goulette zu gelangen.

Dieser Hafen ist in der That kein Hafen in dem Sinne, daß Schiffe, selbst von mittlerem Tiefgange, einfahren und sich festlegen könnten; das ist höchstens den Küstenfahrzeugen und den Fischerbooten möglich. Alle übrigen müssen draußen vor Anker liegen bleiben und wenn die Bergkette sie auch vor den Stürmen aus Osten schützt, so sind sie doch den aus Westen und Norden vollständig preisgegeben, und Frankreich sucht deshalb auch entweder den Hafen von Biserta an der Westküste der Regentschaft zu erweitern, oder durch einen zehn Kilometer langen Canal durch den Bahira-See dahin zu gelangen, um Handels- und Kriegsschiffen einen sichern Platz zu schaffen.

Wenn Antifer und seine Begleiter aber in la Goulette waren, so waren sie damit noch nicht in der Stadt Tunis. Sie mußten erst die von einer italienischen Gesellschaft erbaute Schmalspurbahn benützen, die längs des Hügels von Karthago den Bahira-See umkreist.

Auf dem Quai angelangt fanden unsre Reisenden eine breite Straße mit dem Hotel des Gouverneurs, der katholischen Kirche, mit Cafés und Privathäusern, kurz, alles vereinigt, was es hier Europäisches und Modernes giebt. Man muß bis nach dem Strandpalast hinausgehen, den der Bey zur Seebadezeit zuweilen bewohnt, um das erste Zeichen von orientalischer Färbung zu entdecken.

»Die orientalische Färbung« – darum bekümmerte sich Pierre-Servan-Malo freilich ebensowenig, wie um die hier spielenden Sagen und geschichtlichen Merkwürdigkeiten von Regulus, den Scipionen, Cäsar, Marius und Hannibal! Die Namen dieser großen Persönlichkeiten kannte er gewiß nur so vom Hörensagen, denn, wie den guten Tregomain, befriedigte der Ruhm seiner Vaterstadt die Eigenliebe des Mannes schon vollständig. Nur Juhel hätte sich historischen Erinnerungen hingeben können, wenn die Gegenwart für ihn nicht gar so sorgenvoll gewesen wäre. Von ihm konnte man dasselbe sagen, was in der Levante von einem zerstreuten Menschen gesagt wird: »Er sucht seinen Sohn, den er auf den Schultern trägt.« Er freilich suchte seine Verlobte, bekümmert, sich noch weiter von ihr entfernen zu sollen.

Nach schneller Wanderung durch la Goulette, kamen Meister Antifer, der Frachtschiffer und Juhel, in der Hand den Reisesack – den sie in Tunis wieder zu füllen gedachten – nach dem Bahnhof, um den nächsten Zug abzuwarten. Ben Omar und Nazim folgten ein kleines Stück hinter ihnen. Da Meister Antifer die Zähne fest zusammengebissen hielt, wußten sie noch nichts von jenem Banquier Zambuco, den die Laune Kamylk-Paschas ihnen noch zugesellen sollte. Das war ja ärgerlich, wenn auch nicht für den Notar, der seine Provision jedenfalls einheimste, wenn er nur bei der Gesellschaft ausharrte, so doch für Saouk, der es dann mit zwei Erben statt mit einem zu thun bekam. Und was für ein Mann würde der neue wohl sein?

Nach halbstündigem Warten nahmen die Reisenden in einem Zuge Platz, hielten bald einige Minuten an einer nahen Station, von wo aus die Rückseite des Hügels von Karthago und das wegen seines archäologischen Museums berühmte Kloster der Weißen Brüder zu sehen war, erreichten dann binnen vierzig Minuten Tunis und begaben sich durch dessen Marine-Allee nach dem im Europäerviertel gelegnen Hôtel de France. Hier erhielten sie drei etwas nackte Zimmer, nach denen man auf sehr breiter Treppe gelangte und deren Betten mit Moskitonetzen überspannt waren. Im Restaurant des Erdgeschosses konnten sie in einem geräumigen Saale mit recht guter Ausstattung zu beliebiger Zeit ihr Frühstück und Mittagbrod einnehmen. Das Haus machte in der That einen großstädtischen Eindruck. Unsre Malouins dachten freilich nicht daran, hier längere Zeit zu verweilen.

Meister Antifer scheute sogar die Mühe, sich erst einmal nach seinem Zimmer hinauf zu begeben.

»Ich hoffe, Euch hier wieder zu finden, sagte er zu seinen Begleitern.

– Geh' nur, alter Freund, antwortete der Frachtschiffer, mache Deine Geschäfte gleich bei der Landung ab!«

Diese »Landung« beunruhigte Juhels Oheim freilich ein wenig. Gewiß fiel es ihm nicht ein, seinen Miterben überlisten zu wollen, wie es Ben Omar bei ihm versucht hatte. Als ehrlicher Mann und, trotz seiner Eigenheiten, von vollendeter Geradheit, stand es für ihn fest, keine Winkelzüge zu machen. Er wollte vor den Banquier treten und zu ihm sagen:

»Hier sehen Sie, was ich Ihnen bringe ... wir wollen nun sehen, was Sie dafür zu bieten haben, und dann: Vorwärts!«

Was das auf dem Eiland gefundene Document betraf, mußte genannter Zambuco ja davon unterrichtet sein, daß ein gewisser Antifer, ein Franzose, ihm die Länge bringen würde, die zur Lagebestimmung des Eilandes mit dem verborgenen Schatze nothwendig war ... der Banquier konnte sich über sein Erscheinen also nicht besonders wundern.

Eine Furcht bedrückte Meister Antifer aber doch – die Furcht, daß sein Miterbe des Französischen nicht mächtig wäre. Sprach Zambuco wenigstens englisch, so war ja mit Hilfe des jungen Kapitäns zur Noth auszukommen. Verstand er aber keine dieser beiden Sprachen, so mußte man einen Dolmetscher in Anspruch nehmen. Und dann war das Hundertmillionen-Geheimniß schon einem Dritten bekannt ...

Beim Verlassen des Hôtels hatte Meister Antifer, ohne zu sagen, wohin er wolle, einen Führer verlangt, und bald verschwand er mit diesem um die Ecke einer auf dem Marine-Platze ausmündenden Straße.

»Da er uns nicht braucht ... hatte der Frachtschiffer hingeworfen.

– ... Gehen wir eben spazieren, fiel Juhel ein, und schaffen zuerst meinen Brief nach der Post.«

Von dem nahe beim Hôtel gelegnen Postgebäude aus schleuderten sie dann nach Bab-el-Mandeb, dem Thore des Meeres, um von hier aus um die, Tunis in der Länge von zwei Lieues umschließende, zinnengekrönte Mauer zu lustwandeln.

Kaum hundert Schritte vom Hotel aber hatte Meister Antifer zu seinem Führer-Dolmetscher gesagt:

»Sie kennen doch wohl den Banquier Zambuco?

– Den kennt hier jedes Kind.

– Und er wohnt ...?

– In der untern Stadt, im Malteserviertel.

– Zu ihm sollen Sie mich führen.

– Ganz zu Ihrem Befehl, Excellenz.«

Hierzulande sagt man »Excellenz«, wo man bei uns nur »Herr« gebraucht.

Meister Antifer ging nach der Untern Stadt. Den Merkwürdigkeiten des Weges schenkte er freilich keinerlei Beachtung, weder hier einer der Moscheen, von denen es in Tunis Hunderte giebt, die alle von schlanken Minarets überragt werden, noch den Ueberresten aus der Römer- oder Saracenenzeit; noch weiterhin einem schönen, von Feigenbäumen und Palmen beschatteten Platze, den engen Straßen mit ihren Auge in Auge gegenüberliegenden Häusern, die hier steigen, dort fallen und von düstern Läden besetzt sind, welche Lebensmittel, Stoffe und Schmuckwaaren enthalten, je nachdem sie das Quartier der Franken, der Italiener und der Juden oder der Malteser versorgen. Pierre-Servan-Malo dachte nur an seinen bevorstehenden Besuch, den ihm Kamylk-Pascha aufgenöthigt hatte, und an den Empfang, den er finden würde ... Nun, er meinte, wenn man einem Manne so fünfzig Millionen ins Haus trägt, darf man sich eines freundlichen Empfanges wohl versichert halten.

Nach halbstündigem Marsche war das Malteserviertel erreicht. Es ist nicht gerade das sauberste der hundertfünfzigtausend Einwohner zählenden Stadt, die sich, vorzüglich in den älteren Theilen, überhaupt nicht durch Reinlichkeit auszeichnet. Jener Zeit wehte übrigens das Banner Frankreichs noch nicht von ihren Zinnen.

Am Ende einer Straße, vielmehr eines Gäßchens in diesem Handelsviertel, blieb der Führer vor einem, von außen recht mittelmäßig erscheinenden Hause stehen. Nach dem Muster aller tunesischen Wohnungen erbaut, bildete es einen würfelförmigen Block mit Terrasse, ohne äußere Fenster, und mit einem Hofe, einem jener »Patios« nach arabischer Mode, von dem aus die Zimmer Licht erhalten.

Der Anblick dieses Bauwerkes erregte in Meister Antifer nicht den Gedanken, daß sein Inhaber in Ueberfluß schwimmen – er sagte: »seinen Kiel eintauchen« – könnte, und das hielt er für den Ausgang seines Vorhabens für um so besser.

»Hier haust also der Banquier Zambuco? fragte er den Führer.

– Allerdings, Excellenz.

– Das ist sein Bankhaus ...?

– Gewiß.

– Eine andre Wohnung hat der Mann nicht?

– Nein, Excellenz.

– Gilt er denn für reich?

– Der besitzt Millionen!

– Sapperment! stieß Meister Antifer hervor.

– Ist aber ebenso geizig, wie reich.

– Tausendsapperment!« platzte Meister Antifer heraus.

Hiermit entließ er den »Excellenz«-Burschen, der nach dem Hôtel umkehrte.

Natürlich war Saouk den beiden nachgegangen, ohne sich sehen zu lassen. Jetzt wußte er, wo Zambuco wohnte, und überlegte, ob er, vorzüglich wenn die beiden Erben etwa in Uneinigkeit geriethen, daraus nicht Nutzen ziehen könnte. Ja, hätte Antifer, als sie sich alle auf dem Eiland Nummer eins befanden, neben dem Namen Zambuco auch die neue Längenangabe fallen lassen, so würde er ihm vorausgeeilt sein und sich mit dem Tunesier – unter oder ohne Zusicherung eines Antheils an dem zu hebenden Schatze – verständigt haben. Dabei fiel ihm freilich wieder ein, daß das Document nicht ihn, sondern den Meister Antifer als Erbberechtigten bezeichnet ... doch – gleichgültig, er wollte sein Ziel verfolgen, und wenn der Malteser und der Malouin erst in Besitz ihrer Legate waren, hoffte er sie beide berauben zu können.

Pierre-Servan-Malo trat in das Haus des Banquiers und Saouk wartete draußen.

Das linke Hintergebäude enthielt das Comptoir. Im Hofe befand sich niemand. Dieser schien ebenso verlassen, als ob das Bankhaus an demselben Morgen in Folge von Zahlungseinstellung geschlossen worden wäre.

Der Banquier Zambuco hatte aber nicht falliert.

Der tunesische Geldhändler war ein mittelgroßer, etwa sechzigjähriger Mann, mager und nervös, mit lebhaften, stechenden, doch unsteten Augen, bartlosem Gesicht, gelblichem Teint, grauem Haar, das wie eine Filzmütze auf seinem Schädel geleimt saß, mit leicht gekrümmtem Rücken und faltigen Händen, die in lange Hakenfinger ausliefen. Er besaß noch ein volles Gebiß, das gern zwischen den dünnen Lippen hervorschimmerte. Wenn auch kein erfahrner Beobachter, erkannte Meister Antifer doch, daß er in Zambuco keine sympathische Persönlichkeit vor sich hatte, mir der in Beziehung zu treten, für ihn kein Vergnügen sein würde.

In der That war der Banquier mehr ein Wucherer, ein Pfandleiher, der ebenso gut als Jude wie als Malteser hätte geboren sein können. Solcher Malteser giebt es in Tunis übrigens zwischen fünf- und sechstausend Exemplare.

Von Zambuco sagte man, daß er durch allerhand nicht ganz reinliche Bankoperationen – durch solche, die man mit »Vogelleim an den Fingern« ausführt – ein beträchtliches Vermögen zusammengescharrt habe. Reich war er in der That und bildete sich auch etwas darauf ein. Seiner Meinung nach konnte man aber nie reich genug sein, um nicht noch reicher werden zu können. Die Leute erklärten ihn für einen mehrfachen Millionär und irrten hierin nicht, trotz des mehr als bescheidenen Aussehens seines Hauses – das ja auch den Meister Antifer getäuscht hatte. Jedenfalls sparte dieser Zambuco an allen Ecken und Enden und hatte sich wohl vieler Bedürfnisse entwöhnt, um nur Gold zusammenzuhäufen. Bei seinem Geize hatte er es denn zu mehreren Millionen gebracht, die fast zinslos im Cassenschranke ruhten.

Daß ein solcher Knauser Hagestolz bleiben mußte, liegt am Ende auf der Hand, und wenn das Cölibat in irgend einem Falle eine gewisse Berechtigung hat, so ist es in dem der Leute dieses Schlages. Zambuco war es auch niemals eingefallen, sich verehelichen zu wollen, und das sei »ein wahres Glück für seine Frau« – so spotteten die Witzbolde des Malteserviertels. Von näheren Verwandten, außer einer Schwester des Mannes, wußte man auch nichts. Die früheren Generationen Zambuco's liefen in ihm zusammen. Er lebte als Einsiedler in seinem Hause, eigentlich in seinem Comptoir, oder noch richtiger, in seinem »Feuerfesten«, und hatte nur eine alte Tuneserin zur Bedienung, die ihm an Nahrung und Lohn blutwenig kostete. Was einmal in diese Höhle hineintrat, das kam nicht wieder heraus. Meister Antifer bekam es hier also mit einem etwas eigenthümlichen Rivalen zu thun, von dem man sich fragen durfte, welchen Dienst er Kamylk-Pascha einst wohl geleistet haben könnte.

Und doch läßt sich das in einigen Zeilen klar machen.

Mit siebenundzwanzig Jahren und vater- und mutterlos – wozu hätten ihm Eltern, um die er sich doch nicht bekümmert haben würde, auch genützt? – hatte Zambuco in Alexandria gewohnt. Daselbst betrieb er, mit Scharfsinn und unermüdlicher Ausdauer, allerlei Courtagegeschäfte, nahm von Käufern und Verkäufern Aufträge entgegen und spielte also vorläufig den Geldvermittler, um später Geldhändler zu werden – nebenbei gesagt, das einträglichste Handwerk für die menschliche Intelligenz.

Im Jahre 1829 kam, wie erinnerlich, Kamylk-Pascha, der für sein von seinem Vetter Murad begehrtes Vermögen fürchtete, der Gedanke, seinen Besitz zu realisieren und seine Schätze nach Syrien zu schaffen, wo er sie für sichrer als in irgend einer Stadt Aegyptens hielt. Zu dieser umfänglichen Operation brauchte er einige Agenten, als welche er nur vertrauenswürdige Landesfremde wählen wollte. Diese Leute setzten dabei selbst viel aufs Spiel, mindestens ihre Freiheit, wenn sie den reichen Aegypter gegen den Vicekönig unterstützten. Der junge Zambuco gehörte zu ihnen. Mit Feuereifer, der auch genügend belohnt wurde, ging er an die Sache, reiste wiederholt nach Aleppo und trug überhaupt am meisten dazu bei, die Schätze seines Klienten in Sicherheit zu bringen.

Das ging nicht ohne Schwierigkeiten und Gefahren ab, und nach dem Weggange Kamylk-Paschas wurden einige Agenten desselben, darunter Zambuco – die der Polizei Mehemet Ali's verdächtig erschienen waren – gefangen gesetzt. Wegen Mangels an Beweisen mußte man sie zwar wieder laufen lassen, bestraft waren sie für ihre Ergebenheit aber doch.

Sowie der Vater des Meister Antifer also Kamylk-Pascha 1799 einen großen Dienst erwiesen hatte, als er ihn halbtodt aus der Klippe von Jaffa rettete, so hatte sich dreißig Jahre später auch Zambuco ein Anrecht auf dessen Erkenntlichkeit erworben.

Kamylk-Pascha sollte seiner nicht vergessen.

Das erklärt also sehr einfach, warum Thomas Antifer einerseits und der Banquier Zambuco andrerseits, der eine in Saint Malo, der andre in Tunis, im Jahre 1842 einen Brief erhalten hatten, der ihnen ankündigte, daß sie eines Tages ihren Antheil an einem Schatze von hundert Millionen auf einem Eilande zu erheben haben würden, von dem jeder die Breitenangabe empfing, während sie die Länge einander seiner Zeit mitzutheilen hätten.

Daß die Wirkung dieser Mittheilung auf eine Persönlichkeit wie diesen Zambuco die gleiche war, wie auf Thomas Antifer und später auf dessen Sohn, ist ja leicht zu vermuthen. Natürlich äußerte der Banquier hierüber gegen keinen Menschen auch nur ein Wörtchen. Er verschloß die Ziffern seiner Breite im Tresor des dreifach gesicherten Geldschrankes, und seitdem verfloß keine Minute, wo er nicht dem Eintreffen des von Kamylk-Pascha angekündigten Antifer entgegensah. Vergeblich bemühte er sich, das Schicksal jenes Aegypters auszukundschaften. Von seiner Gefangennahme an Bord der Brigg-Goelette, 1834, von seiner Ueberführung nach Kairo, seiner achtzehnjährigen Einkerkerung und von seinem 1852 erfolgten Ableben war nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen.

Jetzt schrieb man 1862. Zwanzig Jahre waren seit 1842 verflossen, ohne daß der Malouin erschien, und die Länge hatte sich der Breite noch nicht zugesellt. Zambuco verlor die Hoffnung darauf jedoch nicht, daß die Absichten Kamylk-Paschas sich schon früher oder später erfüllen würden. Seiner Ueberzeugung nach mußte sich genannter Antifer ebenso sicher noch in der Malteserstraße zeigen, wie ein von allen Sternwarten angekündigter Komet am Himmel aufzieht. Der Nimmersatt bedauerte nur, die Erbschaft mit einem Zweiten theilen zu müssen, und in Gedanken schickte er diesen zu allen Teufeln. An den Verfügungen des dankbaren Aegypters vermochte er freilich nichts zu ändern. Die hundert Millionen zu theilen, erschien ihm aber immer entsetzlich. Jahrelang hatte er deshalb schon gegrübelt und die unsinnigsten Pläne entworfen, wie er wohl die ganze Erbschaft einstecken könnte. Jedenfalls war er auf den Empfang jenes Antifer, wenn dieser ihm die versprochene Länge brachte, gebührend vorbereitet.

Natürlich hatte der vom Schiffahrtswesen nicht unterrichtete Banquier Zambuco sich erklären lassen, wie man mittelst einer Länge und einer Breite, d. h. durch Kreuzung zweier nur gedachter Linien, die Lage eines Punktes auf der Erdkugel bestimmen könne. Jedenfalls hatte er aber begriffen, daß die Zusammenwirkung der beiden Legatare dazu unerläßlich sei, daß er nichts ohne Antifer, und Antifer nichts ohne ihn ausrichten könne.


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