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Zweiter Akt

Erste Szene

Helena und Menelaos

Helena
So schlief ich denn seit zwanzig bösen Jahren
Zum ersten Male sanft im eignen Haus
Ohne die Angst des Stundenschlags der Nacht,
Zum ersten Male unbegehrt den müden
Körper dem Schlaf nur und mir selbst gegeben.
Ich fragte nicht dein Auge, deine Arme
Und nicht mein Herz, ob ich noch schön geblieben,
Und selig, in erneuter Treue fühlte
Ich alle Süße dieses Müdeseins.
Nun bin ich dein und will dir ewig danken,
Daß du den Körper der Begier der andern,
All dieser Städte nahmst und ihm aufs neu
Den Glanz des königlichen Namens schenktest.

Menelaos
Helenas Schicksal war – zu groß für mich –
Längst schon die Ehrenprobe Griechenlands;
Das ganze Volk, empor aus Tal und Städten,
Bot seine Kraft wie einen großen Willen
Verschwenderisch für deine Rettung auf.
Denn du warst Hellas' Schönheit, die man raubte,
Der Name warst du, der die Brust ihm schwellte,
Sein Stolz warst du, sein Fieber, seine Sehnsucht,
Und alle Schiffe trotzten wild den Winden,
Sobald es galt, dich wieder heimzuholen.

Helena
Mahn nicht an diesen trauervollen Ruhm,
Den ich mich scheue wieder zu besinnen;
Schon welkt mein Körper, und die Hütrin Nacht
Trägt ihn bald ganz in ihre Dunkelheiten.
Mein Blick will nur mehr in die heimatlichen
Himmel sich heben, und in dem Kristall
Gekühlter Luft will ich den Körper baden.

Menelaos
Die Abende von einst und ihre Süße
Sollst du aufs neu bei unsern Quellen finden,
Die schluchzend durch die ernsten Wälder streifen.

Helena
Winde, von Argos her und Thrakien fliehend,
Trugen mir oft in Troja Träume zu:
Plötzlich sah ich die Schwelle, die Terrasse,
Die Tür, den hellen Garten des Palastes,
Wo die noch Strahlende du einstens grüßtest,
Die Hunde hört ich, wie sie zornig murrten,
Der Hirten Gehen auf der moosgen Erde –
All das ward abends wach, und ein Gedenken
An dich befiel mein heimgekehrtes Herz ...

Menelaos
Nie bist du Trojerin, nie fremd gewesen.

Helena Menelaos hinführend.
Da noch der Rosenstrauch, den ich gepflanzt,
Als Agamemnon neu Mykene baute!
Der Stolze, sieh, er glüht im Sonnenbrand,
Doch kühl sind seine Rosen, sanft sein Blut.
Und hier der Efeu, o er kennt mich noch,
War ich es doch, die seine dunkle Winde
Den Füßen dieser Faunsfratze umschlang.
Nun ist der Faun in seinem Blühn verschwunden,
Die Flöte seh ich kaum mehr und die Stirn.

Menelaos
Alles gedenkt noch dein, und die Natur
Bewahrt das Echo deiner heißen Schreie,
Als du, am Rand der Wasser, nackt und stark
Die Bändiger meiner Pferde niederzwangst.

Helena
O wieviel Tränen sind seitdem auf die
Von Stolz erhellten Stunden hingesunken!
Nichts will ich mehr, als hier am eignen Herd
Nur ausruhn, ruhn und Frieden, Frieden fühlen.
So viele Gluten sah ich flackern, daß
Ich Herdglut nur mehr liebe und die Lampe!
Oh, fern von allen, ohne Überschwang
Uns herzlich liebend, laß uns beide still
Die täglich dumpfre Last der Jahre tragen.

Menelaos
Mir bleibst du stets die stolze Herrscherin,
An deren Stirn der Jahre Zorn zerbricht.

Helena
Ich sah zu oft schon in das Abendsinken,
Und müde ist mein Leib all seiner Qualen.
Doch heute weiß ichs erst, die Heimgekehrte,
Wieviel an sicherm Glück ich frevelnd hingab,
Als ich die Schwelle deines Hauses ließ.
Nun bring ich mich wie eine Neubeseelte
Als neue Frau dir in dein Haus zurück.

Menelaos
Die Götter sind die Zeugen solcher Worte.

Helena
Damals, als ich zum erstenmal als Braut
Hinschritt zu deiner wandellosen Liebe,
Als ich mich ganz dir weihte, damals sprachst
Du hier auf dieser Bank, auf ebendieser:
Die Beeren meiner Reben sind voll Flammen,
Die Hürden schwer, gefüllt sind meine Kelter.
Kein Krieger bin ich, der die Wollust nur
Im Spiel um Leben oder Sterben findet,
Mein Herz ist nichts als eine sichre Leuchte,
Die über deiner Jugend wachen will;
Doch meine Liebe ist dir rastlos treu,
Liebst du mich, stet Geliebte, manchmal nur.
Damals hört ich dies nur mit Widerstreben,
Allein der Klang der Worte blieb mir treu.

Menelaos
Wie ich dirs sagte, ist es heut noch wahr
Und wird es bis zur Todesstunde bleiben.

Helena
Was du mir sagst, laßt mich ganz friedvoll sein.
Wie edel ist dein Herz, daß es sogar
Noch lauter spricht als meine Reue, die
Nur zu gerecht in meiner Seele droht.
Jetzt bin ich endlich vor mir selbst gerettet
Und darf vergessen, einen Leib zu haben. –
Dank dir! O Dank! Doch auf nun zur Beratung,
Verkürzt schon sinkt der Schatten vor dein Haus.

Menelaos
Dies Haus, als Königin sollst du es hegen!
Hilf ihm mit Kraft zu einem hohen Schicksal.

Helena
Jetzt ists an dir, fest und gefaßt zu sein,
Das Volk erwartet dich und deinen Rat.
Leb wohl! Auch ich will meiner Pflicht gedenken
Und dich erst grüßen, wenn die Mittagsstunde
Die weißen Herden zu der Tränke führt.

Menelaos ab zur Versammlung, die hinter dem Palast stattfindet.

 

Zweite Szene

Kastor tritt mit Edelleuten zur Versammlung auf. Plötzlich hält er inne, wie er Helena bemerkt, und löst sich hastig von den andern los.

Kastor zu den Edlen.
Lebt wohl! Ich seh euch dann in der Versammlung.

Zu Helena.

Helena, hör mich an! Mein Herz ist toll,
Dein Name hat in mein erregtes Blut
Jählings den Tod, die Gier, den Sturm gestürzt.
Gestern, als ich dich sah im Wald der Arme,
Die jubelnd zu dir hin die Menge hob,
Da riß es mich, durch diesen Strom zu stürzen
Und dich zu rauben, fort mit mir zu reißen.
Die Nacht war heute voll von deinen Träumen,
Ich griff nach dir und glühte deine Stirne
Mit meiner Inbrunst heiß, als viel zu früh
Mir das Erwachen deinen Körper stahl.

Helena entsetzt.
Du! Kastor, du! Götter, der eigne Bruder!

Kastor
Ja, ich begehre dich, ich muß dich haben,
Ich kann nicht heucheln, nicht die Worte drehen,
Wenn ich begehre. Wenn ich lieb und hasse,
So wird es Schrei! Und so schrei ich nach dir,
Ich reiß dich fort und dann in meine Arme.

Helena
Nie! Niemals! Nie!

Kastor wegstürzend.
Und doch, ich fasse dich!

 

Dritte Szene

Helena, Elektra

Helena
O meines Schicksals stet erneute Schmach,
Verfluchte Woge, die sie alle anfaßt!
Ihr Götter, wohin noch, für welche Qual
Spart ihr noch diesen müdgehetzten Leib?
Ich hoffte friedlich heimzukehren in
Des Atreus Haus, an meine Brust den Mantel
Beschützend angeschmiegt. Und immer wieder
Wie Messerstöße jäh das Zucken einer
Niemals begehrten, nie ersehnten Liebe.

Zu Elektra, die sich nähert.

Du, endlich du, die mich mit Haß verfolgt:
Dein Vater starb durch mich mit einem Fluch
Auf seinen Lippen, Angst und Greuel bin ich
Für deinen Bruder, endlich du sei die,
Die mich verflucht, die unbarmherzgen Worts
Mein Herz mit Vorwurf und mit Haß bewirft.

Elektra
Wie könnt ich hassen, siehst du mich so an,
Ich werde schwach, sobald ich dir nur nahe.

Helena
Ich hab mit diesen Händen da dein Leben
Zerfetzt, ich, ich nur zeugte deine Tränen.
Ich schleife hinter mir die Greueltaten,
Verbrechen, Mord, den schleichenden Verrat.
Ich bin die Nacht, die Trauer und der Schauer,
Der nachts dein Haus umkreist. Und sieh,
Ich darf noch leben, bin noch Königin,
Wäre ich nicht, es lebte in Mykene
Dein Vater noch, nie hätte deine Mutter
Agisthos sich gegeben, dein verstoßner
Bruder Orest wär noch in eurem Kreise.
Dein Tod bin ich!

Elektra
Nein, du bist all mein Leben!
Ich weiß nichts mehr von all dem, Mord
Und Stolz und Rache, alles schwand dahin,
Ich weiß dies eine nur: ich liebe dich!

Helena entsetzt.
Auch du? Auch du?

Elektra
O wie ich nach dir hungre,
Wie ich dein Wort, selbst das, das mich verstößt,
Als Süße gierig in die Brust einsauge!

Helena
Zurück! Fort! Fort!

Elektra
O dieser süße Brand,
Dies Fieber, oh, dein nur zu schöner Zorn!
Was für ein Schauer schmettert durch mich hin,
Hör ich nur deine Stimme, Helena!
Der Wind, die Wälder, Berge, Tal und Feld,
Die ganze Welt ist unsrer Liebe voll.

Helena
Zurück! – Der Himmel schauert, dich zu hören!

Elektra
Nein, nein, der Himmel kennt nicht unser Fühlen.
Die Flamme ist sein Herz, die Winde sind
Sein Schauer, wenn sie in den Lüften wühlen,
Die Blumen sind seine erstarrten Küsse,
Des Meeres Sturm ist seine Leidenschaft,
Sein Ringen und verzweifeltes Umschlingen.
Und selbst die Sterne, die sich golden neigen,
Lieben wie Götter sich im Himmelsreigen.

Helena
O welches Unheil, heimkehren zu müssen!

Elektra
Hör mich, Geliebte! Gestern haßt ich dich,
Doch seit dein Licht hin in mein Dunkel strahlte,
Fühl ich mich dein, ganz dir nur hingegeben,
Die zu viel litt, um Mitleid nicht zu kennen.

Helena
Unselige!

Elektra
Mein Schicksal hängt an deinem,
Auch ich voll Unheil, einsam, führerlos
Hinirrend auf der Erde, ich wie du
Gejagt von furchtbaren Erinnerungen.
Nichts lernte ich als Furcht und Todesschauer
Im Elternhause, lernte von den Himmeln
Die Rache nur, den Todeshaß der Götter.

Helena
Ja, ganz wie Helena, von Tag zu Tag
Enttäuscht, entsetzt! Wozu sind wir geboren!

Elektra
Das ist mein Schicksal, immer nur als Brand
Mein Herz zu fühlen, von den Furien nachts
Emporgepeitscht den fahlen Leib, und nun
Zum ersten Male Liebe so zu fühlen,
Liebe, die zu dir heult und weinend fleht.

Helena
Jag es aus dir, dies rasende Gelüst,
Wie eine Meute Wölfe, tritt es tot,
Dieses Verlangen, das uns beide schändet!

Elektra
Nein, nein, ich kann nicht, nein, ich will es nicht,
Die Gier ist stärker als mein Wille. Ich
Berausche mich an diesem Gift, das glühend
In meinen Adern wühlt. Des Atreus Tochter
Fühl ich mich ganz, und meine Leidenschaft
Stürmt über alles hin. Fort, Tränen! Fort
Ihr Leichen überm Weg! Ich hör euch nicht,
Stimmen der Toten, aus der Erde drohend!
Fort Stolz und Rache, ich will eines nur,
Nur dich, Helena! Nimm mich hin, ich bin
Jungfräulich dir gegeben, nimm mich hin!

Helena
Fort! Fort! Solang die Götter mich beschützen,
Beschreitest nie du dieses Körpers Schwelle.

Elektra, weicht zurück und stützt sich auf die Sank. Sie sieht Pollux nicht, der eintritt, ohne sie zu bemerken.

 

Vierte Szene.

Pollux zu Helena.
Mit Schauern hör ich, Schwester, was für Glut
Kastor zu dir gefaßt. Hat er vielleicht
Dir sein Verlangen selbst schon eingestanden?

Elektra aufstehend.
O noch verruchter selbst als mein Begehren!

Zu Helena.

Stößt du um seinetwillen mich zurück,
Taugt dir nur ehebrecherische Lust
Und nur der Männer mörderische Liebe?

Pollux erschreckend.
Elektra!

Helena
O endlich, endlich schmäht sie mich!

Elektra
Ihr Männerarme, wirre, heiße Klammern,
Die unsre jungfräulichen Körper brechen,
Ihr Männerherzen, die ihr Tollheit glüht,
Gebärden, die ihr schändet, rohe Lippen,
Die unsre Qual, den Notschrei unsrer Scham
In wilde Zähne unter Küssen beißen,
Ihr Männerhände, die ihr uns erbeutet
In Krieg und Blut, in Mord und Niedertracht,
Ihr Männer, die ihr Troja nur entflammtet,
Um seine Glut in unserm Blick zu spiegeln
Ich hasse euch, ihr nahmt mir Helena,
Ihr habt in euren Armen müdgequält,
Die mich verstößt und die ich ewig liebe!

Sie stürzt verzweifelt fort.

Helena
Ahnst du nun, Pollux, meine Angst und wie
Bebürdet ich in dieses Haus eintrete?
Du, Ältester der Meinen, dessen Rat
Von je mich auf mich selbst besinnen half,
Siehst du die Schauer: wer mich schaut, begehrt,
Der nahe Mund verbrennt in Durst nach mir,
Die hingehaltne Hand will mich ergreifen,
Und selbst der Wind des Abends, er selbst scheint
Mit heißen Lippen meine Brust zu rühren.
Wenn mich die Menge Schritt an Schritt umdrängt,
Scheint mir ein Dankeswort Gefahr, weil ich
Den Aufsprung niedriger Begierde fürchte.
Du siehst, wie sehr ich mich auch wehre, immer
Entzündet meine Nähe finstre Glut,
Sie faßt die Brust, oh, meines eignen Bruders
Und dieser Jungfrau, die bislang sich sparte,
Um ihre Liebe gegen mich zu schleudern!
Oh, wird das Schicksal immer noch nicht müd
Trotz meines Widerstands, bis in den Tod
Mit neuen Stößen mördrisch mich zu jagen?

Pollux
Ich fühle wohl, wie du verzweifelt bist.

Helena
Und denk, ich hatte schon gehofft, nun hier
In meiner Heimat, meinem Griechenland
Geschützt zu sein. Bot dieses Land denn nicht
Mir sanfte Kindheit, schien der Quell, der Wald,
Die Sonne, alles, hier mich nicht zu hüten?
O wie ich freudig war, zu nahn, mein Schritt,
Mein ganzer Körper zitterte vor Freude,
Neu diesen wiesenfrohen Grund zu fühlen,
Den Ströme und die Quellen hell durchbändern.
Und nun, ein einzger Tag, und von den Giebeln
Der Traumpaläste stürzen schon die Blöcke
Zerschmettert hin auf mein verratnes Herz.
Oh, lieber Troja noch, die roten Opfer,
Lieber die mörderischen Nächte und
Das schwüle Bett, wo fühllos sich mein Leib
Der fremden Wollust fügte. Lieber das,
Als jetzt der Schauer und der bittre Ekel;
Denn hier in meiner Heimat, hier im Haus
Hab ich von einem Weib, von einem Bruder
Entsetzlicheres angehört, als selbst
Die Tiere brünstig unter sich begehren.

Pollux
Furchtbar muß dein Entsetzen sein, und wenn
Ich je dir helfen kann, ich bin bereit.
Doch Menelaos, was hat er beschlossen?

Helena
Vor ihm verschweig ich alles, selbst auch dies.
Er altert schon. Sacht schwindet seine Kraft.
Und als ich sah, wie sich sein Auge netzte,
Als es vom Schiff die Heimatberge schaute,
Da schwur ich mir, vor Sorge ihn zu hüten.
Vertrauend soll er durch sein Alter schreiten.
Doch du, der du allein mich nicht begehrst,
Du sei mein Helfer in all dieser Trübnis.

Pollux
Glaub nicht, mein Herz sei tot. Auch ich
Kann nicht ganz fühllos deine Augen sehn;
Doch hab ich Kraft genug, daß sich mein Herz
Dem Willen immer unterwürfig zeige.

Helena
Ich traue dir. Mein Gott, wen hätt ich sonst,
Wer wäre Freund mir, wärest du es nicht,
Wären all deine Worte Trug und List!
Ich will ja nichts von dir, will es nur wissen,
Daß mich dein Bruderarm vor jenen schützt.
Ich bin zu stolz, mich immer zu beklagen,
Und keiner wiß es, wie ich müde bin
Der zwanzig Jahre unbegehrter Liebe.

 

Fünfte Szene

In diesem Augenblick stürmt die Menge, Menelaos umringend, ungestüm auf die Szene.

Ein Edler
O glaub es, König, mir, er wußte nicht,
Wie grausam seine Rede war.

Ein Zweiter
Er schien
Fast wahnsinnig vor Zorn, kaum konnte er
Die Schreie in der Kehle niederpressen.

Ein Dritter
Die seiner Ansicht waren, fühlten Scham,
Daß er ihr Sprecher war.

Pollux
Was ist geschehn?

Ein Edler
Kastor schmähte den König vor dem Rate.
Wie Sturm brach sein entfesseltes Geschmähe
Röchelnd und rauh aus der verstörten Brust.
Er ballte seine Faust, hieb in die Luft,
Und nichts, des Königs Ruhe nicht, nicht wir
Vermochten seine Raserei zu zügeln.

Menelaos
Die Schmähung Kastors konnte mich nicht schrecken.
Zu teuer sind mir nun des Friedens Tage,
Daß fremder Zorn sie mir zerstören dürfte.

Pollux
König, du bist noch milder als gerecht.
Ich aber kann ihm nicht mehr so wie einst
Die tollen Launen seines Zorns verzeihn.

Menelaos
Helenas Bruder ist er und dein eigner.

Pollux
Wohl sind wir alle drei aus Ledas Schoß,
Doch Helena und ich allein sind Sprossen
Des, der von Wolkenhöhn im Schwanenkleide
Zu unsrer Mutter zärtlich niederstieg.
Zeus dank ich meinen Willen und die Kraft,
Gleich stark zu sein im Dienen und Gebieten;
Doch Kastor weiß nicht, in der eignen Faust
Wie einen jungen Zweig den Wunsch zu biegen.
Voll Unrast ist die ihm zu enge Brust,
Und daß er Rechte nie verstand, nie ehrte,
Ist Erbteil seines Vaters Tyndarus.

Menelaos
Auch er wird bald, zu seiner Zeit, es lernen
Das Leben zu verstehn, wird früh bemerken,
Daß Glück sparsam, Unheil verschwendrisch ist,
Und rasch der Schwung von Haß zu Liebe hin.
Darum vergesse ich, verzeih ich ihm.

Helena
Ich weiß wohl, wie gefährlich Kastor ist,
Welch Stürme heiß in seiner Tollheit wehn.
O daß die Götter deiner Güte Licht,
Mein König, in sein Herz eindringen ließen
Und er sich beugte vor Gebot und Pflicht.

Zu Pollux.

Was er jetzt plant, laß es sofort uns wissen,
Sobald du es erfährst.

Pollux
Es soll geschehn.

 


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