Else Ury
Babys erstes Geschichtenbuch für die Kleinen von 2-5 Jahren
Else Ury

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Pansch-Lisel

Da steht das Lisel. Sauber gewaschen, schön gekämmt, mit feinem rosa Kleidchen und weißen Schuhchen. Denn heute kommt die liebe Tante zu Besuch. Karo, Lisels bester Freund, bellt laut vor Freude: »Wau – wau – Lisel, bist du aber fein!«

»So, nun lauf' mit Karo in den Garten, Lisel. Aber sieh dich vor. Nicht etwa wieder panschen, daß ich mich nicht vor der Tante schämen muß«, sagt Mama.

Lisel und Karo springen vergnügt in den Garten.

Da bückt sich der Kirschbaum bis zur Erde hinunter, um das kleine Mädchen besser sehen zu können. Und all die roten Kirschlein springen vor Freude hin und her, weil das Lisel so sauber und schön aussieht. Die Hühnerchen kommen mit gluck – gluck – gluck herbeigelaufen, nur der Gockelhahn im Hof ruft laut: »Kikeriki – kikeriki – ich bin ja noch viel feiner als die!« Die Ferkelchen aber im Stall grunzen »nusch – nusch – nusch« und verstecken den Kopf mit den langen Wackelohren. Sie schämen sich, daß sie so schmutzig sind, und das Lisel so schön sauber.

In der großen Regenpfütze panschen die Gänse und Enten herum. Hurra – da muß Pansch-Lisel dabei sein!

»Wau – wau« macht Karo und packt seine kleine Freundin an dem rosa Kleidchen, »du machst dir deine schönen Schuhchen schmutzig, Lisel.« »Ach was,« sagt Lisel, »die Enten und Hulegänschen haben ja auch feine, gelbe Schuhe an und panschen damit.« Und pitsch – patsch – gehen Lisels weiße Schuhchen in das schmutzige Wasser.

Ei – das ist fein! Aber als das Pansch-Lisel wieder herauskommt, sieht es gar nicht mehr fein aus. Erschrocken blickt es auf seine neuen, weißen Schuhchen. Die sind pechrabenschwarz!

O weh, da gibt's Haue von Mama.

»Ga – ga – ga – gack« machen die Hulegänschen und blicken bedenklich auf Lisels Füßchen. Karo aber will nichts mehr von dem Pansch-Lisel wissen.

Flink setzt sich Lisel auf die Erde und – hast du nicht gesehen – zieht es Schuh und Strümpfchen aus. Mitten auf den Hof stellt es die nassen Schuhchen und ruft: »Ach, liebe Sonne, komm doch hervor und scheine meine Schuhe trocken!«

Da steckt die gute Sonne den Kopf aus den Wolken heraus. Aber schnell wirft sie ihr Wolkenfenster wieder zu. Denn das Lisel sieht doch gar zu garstig aus! Das rosa Kleidchen hat große, häßliche Flecke von der schmutzigen Erde bekommen. Das sauber gewaschene Gesichtchen ist schwarz bespritzt, und die schön gekämmten Löckchen ganz wüst und zerzaust.

Nun rennt das Pansch-Lisel zu dem großen Brunnen, um sich zu waschen. Schwipp – schwapp ist das Lisel von oben bis unten pitschenaß.

Rrrrrrrr – da kommt der Wagen von der Tante angerollt.

»Wau – wau« macht Karo und springt zur Gartentür. Lisel barfuß hinterher.

»Pansch-Lisel!« ruft Mama und ist sehr böse.

»Pansch-Lisel«, nickt der Kirschbaum ärgerlich.

»Gluck – gluck – gluck«, die Hühnerchen stecken den Kopf unter die Flügel, um das nasse Pansch-Lisel nicht zu sehen.

Nun rennt das Pansch-Liesel zu dem großen Brunnen, um sich zu waschen.

»Kikeriki – kikeriki – ich bin ja tausendmal sauberer als die!« ruft der Gockelhahn stolz.

»Nusch – nusch – nusch«, grunzen die Ferkelchen im Stall. Selbst denen ist das Pansch-Lisel zu schmutzig.

Mutti aber steckt das unartige Lisel ins Bett. Da muß es den ganzen Tag liegen bleiben, weil sein rosa Kleidchen naß ist.

Draußen im Hof aber wackelt die große Hulegans umher und hat Pansch-Lisels weiße Schuhchen an.

 

 


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