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Trip – trip – trip – klitsch – klatsch – klitsch – so hopsen die Regentröpfchen gegen das Kinderstubenfenster. Ei – das ist lustig. Aber Klein-Evchen sieht kein bißchen lustig aus. Trip – trip – Tröpfchen – da laufen die Tränen über ihre dicken Bäckchen.
»Evchen, warum heulst du denn bloß?« fragt die Mama.
»Evchen ada gehen – Evchen zum Spielplatz gehen«, weint das kleine Mädchen.
»Aber Evchen, es regnet doch draußen, da müssen alle Kinderchen zu Hause bleiben, komm, spiele mit deinen schönen Spielsachen«, sagt die Mama.
Evchen bleibt am Fenster stehen, sie guckt zu, wie die Regentröpfchen trip – trip – trip gegen die Scheiben springen. Kommt denn die liebe Sonne noch immer nicht zum Vorschein?
»Evchen, zieh' uns an, wir haben noch keine Höschen an, keine Strümpfchen und kein Kleidchen«, weinen die Püppchen.
Klein-Evchen läßt ihre Kinder schreien.
»Evchen, baue einen großen Turm, sieh nur, wie fest wir stehen«, rufen die Bausteine und stellen sich auf.
Evchen hört nicht.
»Hops – wir wollen um die Wette springen, Evchen«, quietscht der große Ball und kullert aus seiner Ecke herbei.
Aber Evchen will heute nichts von ihm wissen.
Trip – trip – trip – kullern die Tränchen und trip – trip – trip hopsen die Regentröpfchen gegen das Fenster. »Mutti, bitte Fenster aufmachen, daß Evchen die Regentröpfchen fangen kann«, weint das kleine Mädchen.
Da macht die gute Mama das Fenster auf.
Evchen streckt ihre kleine Hand aus – trip – trip – trip – da hat sie drei Regentröpflein gefangen.
»So, nun könnt ihr die Straße nicht mehr naß machen, Tröpfchen, nun kann Evchen bald ada gehen«, sagt die Kleine. Aber das größte Regentröpfchen tut den Mund auf und spricht: »Laß mich los, kleines Evchen, die Blümchen draußen im Garten haben solchen Durst, die wollen mich trinken.«
Und das andere Regentröpfchen sagt: »Halte mich nicht fest, Evchen, die Straße ist so schmutzig, die muß ich waschen.«
Das kleinste Regentröpfchen aber spricht: »Ich will bei dir bleiben, kleines Mädchen, du kannst Seifenblasen mit mir machen.«
»Au fein«, ruft Evchen und klatscht in die Händchen, daß die beiden großen Regentröpfchen schnell fortspringen. Nur das kleinste Regentröpfchen bleibt bei Evchen und läßt sich mit in die Kinderstube nehmen. Evchen holt ein Näpfchen und tut das Regentröpfchen hinein. Dann schleppt sie Seife und ein kleines Röhrchen herbei und – fff – da fliegt die erste Seifenblase durch die Kinderstube.
Ei – ist die groß und bunt! So schön ging's noch nie wie heute mit dem kleinen Regentröpfchen.
Immer noch größere, immer noch buntere Seifenblasen – fff – fff – fff – die fliegen bis an die Decke.
Trip – trip – trip – draußen fallen die Regentröpfchen, aber drinnen in der Kinderstube kullern keine Tränchen mehr.
Evchen lacht jetzt über das ganze Gesicht.
Und als die liebe Sonne Evchen wieder lachen hört, da guckt sie schnell aus ihrem Wolkenhaus heraus und gerade in die Kinderstube. Von einem Ohr bis zum andern lacht nun auch die liebe Sonne. Sie freut sich über die schönen Seifenblasen.
Jetzt hopsen keine Regentropfen mehr trip – trip – Tröpfchen gegen die Fensterscheiben. Die Blümchen haben genug getrunken, und die Straße sieht wieder schön sauber aus. Klein-Evchen kann ihr Hütchen aufsetzen und ada gehen.
Ja, wenn die Kinder artig sind, scheint gleich die liebe Sonne.