Ludwig Thoma
Peter Schlemihl
Ludwig Thoma

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Trübe Christen

            Die Tempel, welche Gott bewohnt,
Woselbst der Allerhöchste thront,
Entstehen meist, man weiß ja wie –
Vermittelst einer Lotterie

Ob ihm das viele Freude macht?
Hab' ich schon oft bei mir gedacht.
Er schätzt doch, wie ein braver Christ,
Was ehrlicher erworben ist.

Allein ich seh' in Preußen jetzt,
Was mich noch mehr in Staunen setzt.
Dort nahm dem Kirchenbau zulieb
Die Mittel man von einem Dieb.

Man baute dort – und ward nicht rot –
Für unsern Herrn Gott Zebaoth,
Den Schöpfer dieser ganzen Welt,
Die Häuser mit gestohlnem Geld.

Der Hochaltar, das Kirchenschiff
Entstammen einem Kassengriff.
Der hohe Turm, vom Wind umbraust,
Und auch die Glocken sind gemaust.

Ach ja, das ist wohl wunderbar,
Ach ja, ich werde mir nicht klar,
Der liebe Gott geht ein und aus
In einem sonderbaren Haus.

 


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