Ludwig Thoma
Peter Schlemihl
Ludwig Thoma

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Die Märtyrer

            Wie habe ich doch den Leutenant
In meinem Innern so sehr verkannt!
Ich hielt ihn so für ein junges Blut,
Mit wenig Weisheit, voll Übermut,
Ordentlich hinter den Mädels her,
War 's Geld zu Ende, gedankenschwer,
Doch sonst nicht immer gewissenhaft.
Ein frischer Bengel im vollen Saft.
Schoß so einer zu stark ins Kraut,
Hat er über die Schnur gehaut,
Ei, so hat man den Herrn der Welt
Wohl ein bißchen auf Eis gestellt,
Hat sich über ihn lustig gemacht,
War er gesund, hat er mitgelacht.
Herr von Einem[Karl von Einem (1853–1934), preuß. Kriegsminister.] hat uns bekehrt,
Hat uns eines Bessern belehrt,
Er verfluchte den leichten Spott
Über den Leutnant, den Schlachtengott.
Und er sagte, der Leutenant
Sterbe noch einmal fürs Vaterland,
Sagte, wie er es ruchlos fänd',
Daß man die künftige Leiche schänd'!
Schauert in Ehrfurcht, wenn ihr ihn seht,
Wenn er schäkernd beim Mädchen steht,
Gönnt ihm die Weiber, gönnt ihm den Sekt,
Morgen wird er dahingestreckt.
Ach, wie ist er so larmoyant,
Herrn von Einem sein Leutenant,
Der im Frieden vom Krieg klimbimt
Und den Lorbeer auf Vorschuß nimmt!

 


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