Rudolf von Tavel
Gueti Gschpane
Rudolf von Tavel

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XIII.

Im Chlapperlöubli unden isch sit dem Allerheilige-Tag, im süeßischte Fride mit dem Spruchbuech vom Renatus Urghend, wo mit ganz apartig schöne Buechstabe vorne drin gstanden isch: «Laß dir an meiner Gnade genügen», en Ablaßzedel mit mene verguldete Sigel under der Madonna ghanget. Eigetlech het der Meischter Sterr nume für nes wächsigs zalt; aber der Samson het ne du — so hei emel di böse Müüler gwüßt z’brichte — nes guldigs Sigel dra ghänkt, me het nid sicher gwüßt, öb’s isch gsi wäge de vile glesige Heilige, wo der Meischter afange het gmalet gha, oder wäge de schöne bruunen Ouge vo syr Tochter. Item, der Zedel isch da ghanget, und di ganzi Familie het sech la wohl sy am Gedanke, daß alli ihri Sünde bis wyt hinderen abzalt sygen und daß sogar alles Möntschleche, wo eim öppe fürderhi sötti passiere, o scho berichtiget sygi.

Sowyt hätti alles chönne guet sy; aber mit dem Husfriden isch es einewäg nid am beschte gstande. Ds spurlose Verschwinde vom Renatus Urghend, wo natürlech i der Stadt o het gä z’rede — der Renat isch ja sit der Gschicht bi Barfüeßeren uf sy Art e berüehmte Ma gsi — het nid juscht ghulfe, dem Junker Claudius Bei mache. I den erschte Tage nadäm er vo Lyon ume cho isch, het me 214 natürlech o im Chlapperlöubli a syr Glorie wohl gläbt; aber nachhär isch er bi ds Sterrs eso ne sältene Gascht worde, daß me sech würklech het afa frage, was me von ihm sölli dänke. Es het alli Gattig gha, der Herr Claudius heigi einschtwyle geng no meh uf schöne Roß als uf nere schöne Frou. Er isch im Land umeghüschteret. Di halbi Zyt het me ne niene gwüßt, und wenn er öppen einisch ga Bärn cho isch, so isch er nume so cho z’schießen und wider zum Tor uus gsi, gäb men ihm nume rächt het chönne «grüeß di» säge. Scho weiß kei Möntsch wi mängisch het der Meischter Sterr d’Wort zwäg gchöuet gha, für ihm bi der nächschte Glägeheit z’säge, so gang das nid wyters, entweder söll er jitze ds Meitschi näh, oder de söll er ihm sys Wort umegä. Aber so gwüß der Junker sech einisch zueche gla het, so gwüß sy dem Meischter d’Wort im Hals blybe stecke. Und de het de d’Muetter Sterr ihrem Ma ne Wuche lang gchuppet, der Meischter het sech über sich sälber g’ergeret, und ds Veronika het briegget. So isch das Monete lang gange, ja, es het sech vo eim Jahr i ds anderen yne zoge.

Für ne junge, chriegstüechtige Ma het’s aber i dene Jahre meh als gnue Glägeheit gä, sech vüre z’tue. Jede Summer het’s e größeren oder chlynere Fäldzug gä, oder me het e Gsandtschaft gha z’begleite. Nie, weder vorhär no nachhär, het d’Eidgenosseschaft i der Wält meh gha z’sägen als dennzumal. Wo der Cheiser Maximilian gstorben isch, 215 hei sech alli Parteie z’ringsetum um d’Gunscht vo den Eidgenosse gstritte. Vo Paris uus het der Albrächt vom Stein eismal über ds andere gschribe, me söll sech doch ja uf d’Syte vom Chünig Franz schla; aber sy eigete Gvattersma, der Ludwig von Erlach, het ihm z’Bärn etgäge g’arbeitet, damit emel ja der Widerstryt vo de Länder z’ringsetum nid ufhöri und d’Eidgenosseschaft descht meh Figgen und Müli heigi. E Zytlang het’s usgseh, wi wenn der Papscht und der Chünig Karl i der Schwyz i Vorsprung chäme. Nah-ti-nah het aber doch der Franzos d’Oberhand gwunne. Chuum isch der Chünig Karl uf e Cheiserthron cho, so isch der Chrieg an allnen Orten usbrochen und dermit i der ganzen Eidgenosseschaft es Chriegsfieber, wi me’s no nid het erläbt gha. Huuffeswys sy si dem Cheiser, dem Papscht und dem französische Chünig z’Hülf zoge, und nid vil hätti gfählt, so wären i der Lombardei unden Eidgenosse gägen Eidgenossen i ds Gfächt grate. Me het’s nume mit Müej und Not chönne verhüete. Über allem däm isch Mailand dem Papscht und dem Cheiser, wo sech verbündet gha hei, wider i d’Händ gfalle. Und du isch e Winter cho, wo-n-es derwähret änet de Bärge still bliben isch; aber z’Bärn isch alles hinderenand gsi und das eso giechtig, daß es i de Wystuben ei Chlopfeten über di anderi gä het. Im Wettstryt vo de Fürschte het der Chünig Franz meh und meh obenuus gschwunge, und mit dem Neujahr isch es 216 en usgmachti Sach gsi, daß me de Franzose z’Hülf gangi, für Mailand wider z’erobere.

Es het i der Stadt Bärn wenig Familie gä, wo nid under dene Verhältnisse hätte gha z’lyde. Vorewäg het es natürlech die troffe, wo ds große Wort hei gha z’füehre. Aber niemerem isch es übler gangen als der Familie vom Meischter Sterr. Dem Veronika sy früecher so fründleche Blick isch geng trüeber worde. Es het gspitzet, und um sys Muul ume het sech nah-ti-nah öppis i di fyni Hut ygrabe, wo nid na heiterem Gmüet usgseh het. Sälte het e Brut ihre Härzliebschte so mängisch gseh usrücke, wi i de letschte Jahre ds Veronika. Di erschte Mal isch ihm d’Zyt gruusam läng vorcho, und es het sech no rächtschaffe chönne freue, wenn der Junker wider hei cho isch. Er isch nie mit lääre Hände cho, het jedesmal öppis meh gschine z’bedüten under em Mannevolk, und ds Veronika het geng meh Ursach gha, stolz z’sy uf sy schöne, ritterleche Brütigam. Wenn es ihm de alben aghalte het, er söll doch jitze z’Bärn blybe, daß si einisch chönne hürate, so het er doch allimal ihns wider gwüßt z’erwerme für syni große Plän, und es het sech la tröschte mit der Ussicht, wi-n-es de einisch schön wärdi sy, wenn er de z’Bärn e Rolle spilti wi jitze der Albrächt vom Stein, und wi si de z’Rörswyl ussen es großes Huus chönnte füehre.

Aber nah-ti-nah isch dem Veronika di Sach doch uheimelig worde. Es het wohl no am Junker Claudius ufe gluegt, aber es het ne je länger descht 217 meh afa förchte. Früecher het er eso gäbig mit sech la brichte, wenn si öppen es Stündli ungstört hei chönne binenandere sitze. Jitze hingäge het es ihns geng meh dunkt, der Claudius sygi doch eigetlech für ne Wält gmacht, wo’s der eifache Meischterstochter nid rächt wohl wäri drinne, ja, es het sogar ds Gfüehl übercho, es sygi im Härz vo däm Ma nid ganz daheime. Und doch, wenn er de alben i syr schöne Chriegstracht vor nere gstanden isch, se-n-a sy mächtigi Bruscht drückt und nere Müntschi über Müntschi gä het, so het se de das übermächtige Wäse wider azoge. Sogar sy chriegerischi Rüüchi het nere wohlta. Aber chuum isch er wider furt gsi, so het si der Abstand afa gspüre, und der Muet isch nere zsämegschrumpfet. Wäri nüt anders derby gsi, so hätt si das villicht no lang usghalte. Aber i dene stille Stunden isch nere je länger descht meh der Renatus Urghend wider i Sinn cho, und das het nere-n-alli Freud am Junker dürta. Ds Veronika het sech lang chönne wehre gäge Verstand, wo-n-ihm vo Afang a gseit het, es hätti vil ehnder zum Renatus ghört als i ds Huus vom Junker von Römerstall. Mit dem Verstand het sech sys Gwüsse verbündet, wo-n-ihm geng wider vorgha het, es sygi nid uschuldig am Unglück vom Renat. Und das isch öppis gsi, wo-n-es nid het chönne vor em Bychtstuehl vom Chorherr vo Wattewyl ga abschüttle. Lang, lang het’s es niderzwunge, het nüt derglyche ta; aber ändlech isch es ihm nümme Meischter worde, und sy Jammer isch 218 eso mächtig usbroche, daß syni Eltere gmeint hei, es heig sech völlig hindersinnet.

Vatter und Muetter hei nid vil über di Sach mitenand gredt. Jedes het vom andere gwüßt, was es dänkt. D’Muetter het i den Ouge vom Meischter Sterr scho lang gläse gha, daß är eigetlech ihre d’Schuld git und nume schwygt, wil mit Ufbegähre niemerem wäri ghulfe gsi. Ändlech het du d’Muetter ds Veronika ghörig z’Red gstellt und probiert, ihm bis uf sy Härzesgrund abe z’luege. Da isch nere du ds Liecht drüber ufgange, daß ihri Tochter in ere furchtbare Gwüssesnot gsi isch. Vom Renatus het frylech ds Veronika nüt gseit. Da het es kei Möntsch welle la dry luege. Da isch geng no im Tiefinnerschten e Räschte vo läbiger, heiliger Liebi vorhande gsi, wo’s nid het mögen ertrage, daß irged e frömdi Hand dra rüehrt. «I ha mi versündiget. I ha mi eifach versündiget», het’s eismal über ds andere gseit, «und da cha mer niemer druus hälfe. Das bringt mi no i ds Grab.»

Jitz het d’Muetter afa schmähle, das sygi dumm gmacht, si wüßti nid, mit was äs sech sötti versündiget ha. Und wenn o! Für was me de eigetlech mit schwär Gäld Ablaß erstande hätti, wenn er nid mögti grecke für öppis eso?

«Das nützt mir nüt», het ds Veronika gjammeret, «und wenn i Ablaß hätti bis i d’Ewigkeit, so cha mir niemer my Rueh umegä.»

Vatter und Muetter hei chehrium ds Liebschten und Letschte vorbracht, was ne z’Sinn cho isch, 219 trotzdäm beidi wohl gmerkt hei, daß si nid vil mögen usrichte.

So isch es gstande, wo me verno het, i de nächschte Tage wärdi e neuen Uszug gmuschteret, und der Junker Claudius gangi als Lütiner mit. Ds Veronika isch dem Meischter drüber cho, daß er im Sinn het, der Junker ga z’Red z’stelle, und das het ihm du Chraft gä zu menen Etschluß. Wenn der Chummer ihns scho übel zwäg gno het, so isch derfür i sym Härz und Gmüet doch öppis nah-ti-nah feschter worden und het ihm der Muet gä, d’Fäde vo sym Schicksal, so guet es ihm müglech gsi isch, i di eigete Händ z’näh. Drum isch es jitze zum Vatter gangen und het ihm gseit, es chönn ihm nüt derwider ha, wenn er zum Junker welli, aber er sölli bhuetsam mit ihm umgah. Am liebschte wär’s ihm, wenn es sälber mit ihm chönnti rede. Der Vatter het nid vil druuf g’antwortet, er het dänkt, er welli luege, wi’s chömi und parat blybe, für dem Herr Claudius sy Meinung de o no z’säge.

Drü Härz hei ghämmeret i ds Meischters Huus, wo am Tag vor der Muschterig der Junker mit schwäre Schritte d’Stägen uuf cho isch; aber eis dervo isch tapfer gsi. Me het der Herr Claudius mit suursüeße Blicken empfangen und i di vorderi Stube gfüehrt, wo ds Veronika wi ne Bildsüüle gstanden isch und sich sälber im stille zuegredt het, dasmal well es sech dür kei Galanterie vom Vorsatz la abbringe. Me het ihm das eso guet agseh, 220 daß der Junker sech juscht no über di stolzi Haltung gfreut und dänkt het, ds Veronika macht sech vo Mal zu Mal besser. D’Meischterstochter het ihrem Brütigam schicklech und artig d’Hand dargstreckt, het sech ohni Widerstand i syni starken Arme gä und syni Zärtlechkeite sogar mit mene Müntschi quittiert; aber es isch ihm nid unerwünscht cho, daß i däm Ougeblick synen Ouge d’Tränen ertrunnen und dem Junker uf di herte, bruune Backe gfalle sy. Er het gspürt, wi ds Veronika am ganze Lyb zsämezuckt, wi-n-es schwärer wird und het ihns descht feschter gha, ohni nes Wort z’säge. Was het er bruucht z’frage? Er het gwüßt, daß es en Abschid für geng chönnti sy, und so hert isch er doch de no nid gsi, daß ihn der Chummer vo syr schöne Brut nid grüehrt hätti. Sobald ds Veronika der feschter Druck vo synen Arme gspürt het, isch es wider meh zue sech cho und het sech von ihm los gmacht. Es isch uf ne Stuehl nider gsunke, het der Ellbogen uf e Tisch gstützt und der Chopf dry gleit. Mit füechtglänzigen Ouge het es zum Junker ufe gluegt und ne gfragt: «Mueß jitz das sy, daß du wider mitgeisch?» Mit der andere Hand het es ne vo sech abgwehrt, wo-n-er probiert het, mit neue Zärtlechkeiten über d’Antwort wäg z’cho. Dem Veronika syni Ouge hei aber en Antwort ghöische, und so het er probiert, d’Sach i ds Luschtige z’zieh. «Du channsch ja mitcho», seit er, «wenn du’s vor Längizyti nümme masch erlyde!»

221 Jitz luegt ds Veronika uf d’Syte, uf di lääri Tischplatte, und seit: «Es isch mer nid um ds Gspasse. — I wott jitz einisch wüsse, woran i bi.»

«Das weisch du so guet wi-n-ig. Was weiß i doch, wo’s mi hi verschlat! Mys Wort hesch ja. Und das, dunkt mi, sött dr gnue sy!»

«Es dunkt mi, du heigisch jitz dy Sach afange gmacht. Es isch ja di Jahr düre niene nüt gange, oder du sygisch derby gsi. Höischen i z’vil, wenn i möcht wüsse, wi lang daß du mi no wottsch la beite? Söll i no ganz ds Gspött vo de Lüt wärde?»

Dem Junker isch jitze scho chly der Erger i ds Gsicht gstige. «Das muesch halt über di la ergah. Es söll di nid reue. Oder söll i öppen uf halbem Wäg blybe stah, jitz, im Ougeblick, wo-n-es erscht rächt gilt, sy Ma z’stelle? Das wär doch dy eigete Schade. Chumen i dasmal mit heiler Hut ume, so hei mer’s de gwunne, und mer chönnen is es de la wohl sy.»

«Das hesch du no jedesmal gseit, wenn d’ usgrückt bisch. Und hütt sy mer geng no uf em glyche Tupf.»

Der Junker zieht d’Achslen ufen und seit: «Ja, es bitzli Geduld muesch mer halt opfere!»

Da steit ds Veronika uuf, luegt der Claudius fescht a und seit: «Es bitzli Geduld!» Mächtig isch sy Bruscht uuf und nider gange, wo-n-es furtfahrt: «I ha dir meh g’opferet, i ha...» Es het nid chönne säge, was es het welle, isch wider abgsässen 222 und het der Chopf zwüsche den Armen uf e Tisch gleit.

«Was?» seit der Junker und zieht, wo-n-er ekei Antwort überchunnt, dem Veronika di einti Hand vom Gsicht ewäg. Ändlech het’s der Chopf uuf und seit under Tränen und wüetigem Härzchlopfe: «I ha dir my Liebi zu Eim g’opferet, wo für mi alles dra gä hätti.»

Der Herr Claudius het syni schwarzen Ougsbraue höch ufzoge, aber nüt über d’Läfzge bracht, bis ds Veronika sy Chlag het la ustöne: «Und du hesch mer’s nid gschänkt, müeße zuez’luegen und zuez’lose, wi du ne z’Bode trappet hesch.»

Der Junker het e Schritt hindertsi ta und sech zu mene gääle Lache zwunge. «Du hesch es weichs Härz. Wenn du das nid masch verlyde! Han i’s nid dir z’lieb ta? — Oder bin i dr öppe nid guet gnue, für daß de-n-ob mir dä ufgläse Fündlig chönntisch vergässe?»

«I ha gschwige — dir z’lieb», antwortet trotzig ds Veronika. «Jitz isch es doch ds Mindischte, wo du mir schuldig bisch, mi nid länger z’plage.»

Der Junker müeßti nid bim Herr Albrächt vom Stein i d’Schuel gange sy, wenn er’s nid verstande hätti, der Spieß umz’chehre. Er sitzt mit eim Bei uf e Tischeggen und seit: «Meinsch du, i sygi no keinere dir z’lieb uswäg gange? — I hätti an es paarnen Orte schön chönnen yne sitze, wenn i hätt welle.»

223 Sobald der Junker uf e Tischegge gsässen isch, isch ds Veronika ufgschosse. Es het nid übel Füür i den Ouge gha, wo-n-es höch ufgrichtet vor em Junker steit und ihm i ds Gsicht wirft: «Ja, i bi numen e Burgerstochter, es Handwärkerschind; aber, was Liebi heißt, weiß i de so guet wi irged es Sydedöggeli und besser als die, wo nid wüsse, was ne meh wärt isch, es rächtschaffes Möntschechind oder e Chronesack.»

Der Junker hätti dä Usfall gärn i ds Lächerleche zoge; aber ds Veronika het ihm nid Zyt gla zu neren Antwort. Mit dem resolutischte Ton, wo-n-es zwägbracht het, seit es: «Wenn dir a mir öppis lyt, so blybsch z’Bärn.»

Di lute Wort hei der Muetter Sterr, wo i der hindere Stuben uf en Usgang vo ds Junkers Visite passet het, der Geduldsfade verschnellt. Si isch yne cho und het dem Meischter hinder sech d’Türen offe gla. Ds Ynecho vo den Eltere het dem Veronika sy Feschtigkeit wider gno, und es isch i d’Fänschternische ga briegge, währeddäm Vatter und Muetter nid rächt gwüßt hei, öb si dem Junker sölle der Balg stryche, oder öb si ne sölle z’Red stelle. Jedes het natürlech d’Situation uf sy Art usgleit, und jedes het druuf gwartet, daß ds andere redi. Der Junker het du der toppe Stilli nes Änd gmacht, sech zu mene fründleche Gsicht zwungen und gseit: «Es geit nere schwär z’Härze, der Arme, daß i se scho wider mueß dahinde la. Das isch jitz halt üses 224 Gschick. Mer wei hoffe, es heig’s de nachhär für ne Chehr.»

«Mueß es de würklech sy?» fragt der Meischter. Und derby het er eso eigets mit dem Chopf gwaggelet, daß der Junker wohl gmerkt het: es chönnti no öppis Unagnähms nachecho. Er het nid begährt di Gschicht mit dem Meischter o no z’erörteren und schnydt allem Wytere der Faden ab mit dem Verspräche, er chömi de hütt oder morn no einisch vorby, jitz müeß er uf sy Poschte. Mit läbigem Schritt isch er uf ds Veronika zue und het ihm, gäb wi-n-es sech dergäge gwehrt het, no nes Müntschi uf d’Stirne drückt. Du het er den Eltere fründlech d’Hand gä und isch gange.

Wo si under sich gsi sy, fragt du d’Muetter: «Was heit dir eigetlech zsäme gha?»

Da het ds Veronika der Chopf uuf und seit: «Wenn er mer nid meh druffe het, daß i synetwäge so vil usgstande ha, so söll er’s ohni mi mache.» Der Meischter het’s ganz mit syr Tochter gha und het sech vorgno, er welli de hinecht, wenn er umechömi, dem Junker ärnschthaft gä z’überlege, öb es nid gschyder sygi, er suech sech e Frou, wo besser zue-n-ihm passt. Für das syg ihm doch de sy Tochter z’guet, daß me se zum Gspött vo de Lüte machi. Für aber doch sicher z’sy, daß er nüt Ungschickts astelli, fragt er du no: «Hesch ne-n-eigetlech gärn?»

«Er gfiel mer ja scho», seit ds Veronika, «aber...» Meh het der Meischter hinecht us syr Tochter nid usebracht.

225 Ob es dem Junker ärnscht isch gsi mit dem Verspräche, hinecht no umez’cho, het nüt meh gha z’bedüte. Für d’Offizier het’s am Abe vor em Ufbruch Arbeit gnue gä, und der Herr Claudius het nümme chönnen abcho, für no einisch sy Brut ga z’bhüete.

* * *

E Wuche später isch ds eidgenössisch Heer vo Bellenz, wo sech d’Bärner under em Albrächt vom Stein und d’Innerschwyzer under em Arnold von Winkelried troffe hei, ufbrochen und i d’Lombardei abe marschiert. Zur Rächte vom Herr Albrächt isch sy Fäldschryber, der Niklaus Manuel, gritte, zur Lingge der Junker von Römerstall. Der Ritter het us em Marsch, wenn er nid grad öppis het gha z’überdänke, mit syne beide Begleiter gärn sy Gspaß tribe. Daß ihm der Herr Manuel zueteilt worden isch, het ihm’s eigetlech im Afang nid rächt chönne; aber er het sech bald mit Humor dry gfunde, und wenn der Herr Manuel mitcho isch, für z’zeige, daß er im Fäld o sy Ma chönni stelle, so het’s der Fäldoberscht druuf agleit, z’zeige, daß er Gspaß verstandi und dem Maler sys böse Muul nid schüüchi. Der Herr Claudius isch hütt bsunders schwygsam gsi und het Gattig gmacht, gar nid z’losen uf das, was di beiden andere zsäme brichtet hei. Da seit der Fäldoberscht zum Lütiner: «Junker, Junker! Warum so still?» Der Junker het wi us mene Troum ufgluegt und gschinen über 226 sich sälber z’lache. «I ha mys Härz dahinde gla», seit er.

Der Ritter lachet hälluuf und seit: «Das isch e schöni Gschicht. Me mueß dänk der Profoß zrügg schicke, ’s ga sueche. Wo heit Dr’s verlore?»

«He, am alten Ort», antwortet der Herr Claudius, «im Chlapperlöubli.»

«Ja so!» meint der Oberscht, «syd Dir geng no a däm?»

Jitz mischlet sech der Maler i ds Gspräch und seit: «Ds Härz hätt i by mer; aber i ha öppis anders dahinde gla, wo mi reut.»

«Und das wär?» fragt der Ritter.

«Mys Fasnachtsspil. Jitz chan i de nid emal derby sy, wenn si’s uffüehren a der Chrüzgaß.»

Der Herr vom Stein het gfunde, das schadi jitze grad nüt, und villicht gseje si de i der Lombardei no di luschtigeri Fasnacht. «I wetti dä gseh, wo i Chrieg usrückt und gar nüt daheime lat.» Di beiden andere hei der Fäldoberscht agluegt, wi wenn si-n-ihm nid wette gloube, daß är o öppis dahinde gla heigi, wo-n-ihm am Härz ligi. Er het di Blicke verstanden und gseit: «Meinet dir öppe, i heigi nüt dahinde gla? Wenn scho gar nüt anders hinder mer zrück blibe wär, so weiß i doch ganz sicher eis: der Nyd und d’Mißgunscht vo myne Mitbürger. Und das tuet mer eso wohl, daß i alles anderen o no mit liechtem Härz dahinde gla ha. E brave Chriegsma luegt nume vüretsi, und drum machen i mer keini Sorge.» Druuf het der Herr Albrächt es 227 Liedli vor sech ane pfiffen und du syne Begleiter gseit, si sölle luege, wi das schön sygi z’ringsetum, me ryti ja nume so i Früehlig yne.

Z’Monza sy d’Eidgenosse zu de Franzosen und Venezianer gstoße. Di ganzi Armee het under em Befähl vom Marschall Lautrec vo hie söllen usrücke gäge Mailand, wo der Georg von Frundsberg mit de cheiserleche Lanzchnächte gstanden isch. Der Herzog Franz Sforza und sy Oberfäldherr, der Prosper Colonna, e Ma, wo so alt gsi isch wi schlau, sy o umewäg gsi, und drum het der Marschall Lautrec für guet gfunde, uf syr Syten o no zueche z’zieh, was er het mögen errecke, bevor er z’grächtem uf d’Mailänder z’dorf gangen isch. Er het vo Genua här e starke Zuezug erwartet, und für däm der Wäg uf Monza offe z’bhalte, het er der Baron Montmorency mit viertuused Italiäner und dreituused Eidgenosse dür d’Lombardei ab gschickt. Der Befähl über die Eidgenosse het der Herr Albrächt vom Stein gfüehrt. Jitz sy aber no verschideni Stedt vo de Cheiserlechen und de Mailänder bsetzt gsi, und die hei müeßen usgruumt sy, bevor me wyter abe chönne het. Vor allem uus isch me gäge Novara marschiert. Da isch den eltere Chriegslüt wider z’Sinn cho, daß d’Novarese nam früechere Fäldzug di französischi Bsatzung überfallen und nidergmacht hei, und jitz het’s gheiße, däm Mordpack well me ga uszale, was es verdienet heigi. De Füehrer isch di Rachsucht grad rächt cho, si hei di Münz nid vo beidne Syten 228 agluegt und der füürig Geischt vo ihrer Mannschaft für purluteri Chriegsluscht la gälte.

So isch me vor de Muure vo Novara aglanget, het se-n-aber starch bsetzt gfunden und e längeri Geduldsprob müeßen ushalte. Das het du d’Gmüetsverfassung vo de Chriegslüt o nid grad verbesseret. Aber ändlech isch es dem Tischmacher Hans Rösch vo Bärn grate, ne Kartoune so z’richte, daß en einzigi Stückchuglen e großi Breschen i d’Muure gleit het. Mit nes paar wytere Schütz het me dem Loch no nacheghulfen und d’Verteidiger use bürschtet, und nachhär het me ds Fueßvolk zum Sturm agla. Es het se niemer bruucht z’hetze. Wi wüetig sy si i di unglücklechi Stadt yne gstürmt und hei alles nidergmacht, was nen under d’Händ cho isch. Und du isch es a ds Plündere gange. Me het weder Chilche no Chlöschter gschonet. Het öpper probiert, sy Sach z’verteidige, so het er’s mit dem Läbe zalt. Sogar ds Bluet vo Frouen und Chinder isch dür di änge Gäßli grunne. Kei Füehrer het syni Lüt meh i der Gwalt gha. Wär no chly bim Verstand bliben isch, het mit de Händ a Chopf griffen und sech gfragt, öb das würklech Eidgenosse syge, wo däwäg huse.

I däm furchtbare Dürenand, wo jede syr Nase nah gloffen isch und uf niemer meh glost het, isch der Heiri Harsädel anere Kuppele Chriegslüt nachegloffe; die hei uf nes Gäßli zeigt und grüeft, dert, dert, syge si. Voruus sy Wältschi gsi, und der Heiri 229 het nid verstande, was si gwaschlet, no gwüßt, was si eigetlech welle hei. Er het dänkt, wo der gröscht Huuffe hi rochli, wärd’s wohl öppis gä, wo für ihn o sygi. Er het nid gmerkt, daß di Wältsche d’Hüser vo dene gsuecht hei, wo nam vorige Fäldzug der Anschlag uf di französischi Bsatzig gmacht hei. Wo si i däm Gäßli aglanget sy, het sech der Huuffen ufglöst, und d’Lüt sy z’dreine, vierne höch i d’Hüser yne gstürmt. Meh vom Gwunder als vo öppis anderem tribe, isch er o so in es Huus yne, dür nen offene Torbogen in e Hof, mit mene Süülegang z’ringsetum. Ihrere-n-es paar syn ihm nache gstürmt, und juscht, wo si i Hof chöme, gseht er e Türen und geit dert yne, i der Meinung, er findi dert z’ässen und z’trinke. Es isch o öppis wi ne Chuchi gsi mit nere Füürstatt. Da blybt aber der Heiri erschrocke stah. Es isch ihm grad gsi, wi wenn er dä Ougeblick i mene Troum daheim i d’Chuchi vo syr Muetter würdi luege. Isch dert nid näbe der Füürstatt en alti Frou gchnöilet mit dem Rosechranz i de Händ? — Grad eso het er sy Muetter o einisch daheim gfunde, und ihri truurigen Ouge vo dennzumal het er no nid vergässe gha. Die Muetter da het ne mit nere settige Todesangscht agluegt, daß nere d’Ouge fascht us em Chopf use cho sy. Und wo si d’Händ gägen ihn usstreckt und Erbarme höischt, isch er mit usgspreiteten Arme zrückgfahre, wi wenn er wetti dervor sy, daß no öpper hinder ihm här da yne chömi. Er het o würklech d’Türe wider welle zuetue und di 230 Frou im Fride la. Aber der Heiri Harsädel isch so wenig Herr und Meischter gsi wi irged eine vo synen Offizier. Im Hof usse het me schon es wilds Brüel vo syne Kameraden und vo de Huslüte ghört, wo ihrer Muetter hei welle z’Hülf cho. Er het o nid chönne d’Türe zueschla, so hei si ne scho uf d’Syte drückt, und im nächschten Ougeblick isch di alti Frou mit gspaltenem Chopf zu syne Füeße gläge. Vo obe bis unde mit Bluet versprützt, isch er a der Wand gstanden und het, bleich wi der lybhaftig Tod, grediuse brüelet: «Herrgott, was machet dir?» Er isch dür e Hof use gstürmt, wo scho anderi Lüt i ihrem Bluet gläge sy, währed di wüetige Chriegslüt Türen und Fänschter ygschlage hei, für z’plündere. Wi-n-er under e Torboge chunnt, fascht vo Sinne, gseht er dussen anderi Kamerade vorby stürmen und der Herr Niklaus Manuel, wi-n-er juscht eine vo dene Plünderer mit der Fuuscht vor d’Bruscht schlat, daß er hindertsi uf ds Pflaschter nider fallt. Er stürmt uf ne zue und rüeft ne-n-yne, er söll cho luege, cho wehre: «Si morde, si morde, si sy ganz verrückt!»

Der Herr Manuel isch mit ihm yne cho und het di Plünderer use gjagt; aber z’retten isch nüt meh gsi.

So isch es a mängem Ort i der Stadt gange, aber erscht, wo-n-es fyschter worden isch, het das wüeschte Tryben e chly nahgla. Ds Chriegsvolk isch erschöpft gsi und het sech du ändlech vo den 231 Offizier la z’Paare trybe. Mit dem Roub under de Chittle sy si i ds Lager usen und hei dert gluegt z’verstecke, was si gstole gha hei.

D’Sunnen isch undergange gsi, und derzue hei d’Rouchschwade vo der Stadt här ds Lager verfyschteret. Mängs Huus het hinder de Stadtmuure z’glanzem brönnt, und zwüschem Chrachen und Sprätzle het me ds Jammergschrei vo denen unglückleche Novarese ghört.

Uf mene Hubel ussehär dem Lager isch es großes Huus gstande mit mene flache Dach vo Hohlzieglen und dervor, mit mächtige Schlingräben überwachse, e Cyschtärne. Dert sy d’Lüt vom Lager här ab und zue gloffe, für cho Wasser z’reiche, und nid wyt dervo isch der Herr Albrächt vom Stein vom Roß abgstige gsi, het Mäldungen agno und Befähle gä. Da isch under den Offizier o der Herr Manuel erschine, für cho z’luege, was men eigetlech da usse vo däm Tryben i der Stadt dänki. Der Herr vom Stein het wild dry gluegt und syni Lüt linggs und rächts agschnouzt. Aber wo-n-er sy Fäldschryber gseht derhär cho, het er nid welle dä sy, wo sech öppis lat la amerke. Er het ds Muul zum Spott verzogen und seit zum Maler: «Was säget Dr jitz zu däm Fasnachtspil?» Der Herr Manuel antwortet ihm schlagfertig: «Das wird de Lüte z’Bärn d’Ouge nid minder uftue, als was mer daheim hei wellen uffüehre.» Jitz gseht der Fäldoberscht, daß sy Schryber d’Hand verbunde het und daß ihm ds Bluet dür e Verband düre 232 sickeret. No einisch macht er es spöttisches Gsicht und fragt ne: «Heit Dir Ech mit der Fädere d’Hand eso zuegrichtet?»

«Nei», antwortet der Maler, «aber d’Schamröti zündtet mer sogar dür dä Hudel düre. Söll i öppen o uf Bärn schrybe, was dä halb Tag gangen isch?»

«Schrybet Dir hei», git der Oberscht ume, «es sygi no liechter, es Loch dür di dickschti Stadtmuure z’schießen als nes böses Muul z’stopfe.» Dermit het sech der Herr vom Stein umgchehrt und nüt meh gseit. Aber me het ihm a syr ganze Haltung agseh, daß es ihm so wenig um ds Gspasse gsi isch wi dem Herr Manuel. Hie und da het er es paar Wort vor sech ane brummlet, sech uf d’Läfzge bissen und d’Füüscht ballet, wi wenn er öppis drinne wetti verchrose. Wär nid absolut öppis von ihm het müeße wüsse, het sech nid zueche gla. Er het sech uf nes Müürli gsetzt, und syni Offizier sy stumm und still i mene wyte Kreis um ihn ume gstanden und hei der Brunscht zuegluegt, wo sech hinder der Ringmuuren ustobet het. Eint und andere het sech schließlech a Bode gleit oder es stills Eggeli gsuecht, für ga z’löue. A ds Schlafe het no niemer dänkt.

Der Fäldoberscht het sech mit syne Bedienten i ds Huus verzoge. Me het ihm dert Spys und Trank uftreit; aber er het nüt agrüehrt. Er het chuum mit Gnuß möge der Ate zieh. Er het d’Fänschter ufgrisse; me chönni ja nid schnuufe da inne. 233 Aber vo dussen isch nüt Bessers yne cho. E dumpfi schwäri Luft voll Brandgruch und Lagergstank isch um ds Huus ume gläge, und was me gseh und ghört het, isch o nid gsi, für eim wohlz’tue. Ds Beschte no, was ds Ohr verno het, isch öppe ds Schnarchle gsi vo mene Soldat, wo, a Lyb und Seel halb tot, mit sym Wyruusch z’Bode cho isch. Derzwüsche het men aber us der Fyschteri use Verwundeti ghört stöhnen und anderi ghöre flueche. Lang isch der Oberscht am Fänschter gsässen und het ghoffet, der Schlaf mög ne doch de no. Aber er isch nid cho, und Mitternacht isch vorby gsi, ohni daß ihm d’Ouge zuegfalle wäre. Da fahrt ihm undereinisch öppis dür March und Bei, daß er zsämefahrt — är, wo i so vilne Fäldzüge syni Närve het abghertet gha, wi villicht nid gschwind eine. «Mörder, Mörder!» So het’s us mene fyschteren Egge vom Hof ufe gschroue, wi us nere Mannsbruscht, wo öpper druff chnöilet. — Es isch der Heiri Harsädel gsi, wo sit sym Erläbnis i der eroberete Stadt völlig um e Verstand cho und wi sturmgschlagen überall hinder em Herr Manuel här gloffen isch. Nid wyt vom Maler isch er nidergläge gsi und het ändlech d’Ouge zueta gha, da isch ihm alles wider vorcho, wo-n-er het erläbt gha, und het ihm der Ate gno. — Der Oberscht het natürlech nid gwüßt, us weler Gurgle das Brüel cho isch. Es het grad tönt, wi wenn’s us der fyschtere Lääri use chäm und ihm sälber gälte würdi. Er het sech villicht, sitdäm er us der Wiegle gsi isch, nie meh 234 gförchtet gha, er isch’s gwanet gsi, daß d’Lüt ihn förchte; aber sit dem letschten Abe, wo alles anders gangen isch, als är’s het welle, het’s ne dunkt, er sygi vo Gott und Möntschen abgschnitte.

Wenigi Minute nachhär isch der Niklaus Manuel im Huli, wo-n-er sech uf mene Huuffe Maisstrou a der Hofmuure het gmacht gha, zwäggschosse. Es het ne dunkt, er heigi sy Name halblut ghöre rüefen und es heig ne-n-öpper a d’Füeß gstüpft. Wo-n-er d’Ougen ufmacht, het er sech e Momänt müeße bsinne, wo-n-er eigetlech sygi, und es isch ne-n-e Gruusen acho, wo ne schier glähmt het. Zu syne Füeße gseht er e Gharnischte stah, und dä Harnisch het rötlech glüchtet, bald heiterer, bald fyschterer. Und us em Gsicht vo däm Ma hei ne großi schwarzi Ouge gruusig agluegt. Es isch ihm grad z’Sinn cho, daß es der Albrächt vom Stein sygi. Wo-n-er sech halb ufgrichtet het, winkt ihm der Oberscht und geit, ohni nes Wort z’säge, gäge ds Huus zue. Der Herr Manuel isch zvollem ufgstanden und het jitze gseh, daß der Füürschyn vo der Stadt här der Ritter so uheimelig belüüchtet. Er isch hinder ihm här i ds Huus yne, und dert het der Oberscht sech plump und schwär in e Stuehl la falle. Der Maler isch erschrocke, wo-n-er jitze bim Cherzeliecht i ds verstörte Gsicht vo sym Oberscht luegt. Er het grad gseh, daß hinder dene stöberen Ougen öppis vor sech geit, wo nid nume der Widerschyn isch gsi vo dene wüeschten Uftritte vom Abe.

235 «Was git’s?» fragt der Maler.

«Es chunnt nid guet», antwortet der Oberscht, «jitz isch der Tüüfel dry gfahre. Es isch öppis los cho, wo-n-i nümme ma ebha. Es frißt um sech und verbrönnt mer der Chopf.»

«Ritter», seit der Maler, «Dir syd nid zwäg. Leget doch emel e chly d’Rüschtung ab, so chömet Dr zu Ate!» Er het ihm d’Rieme glöst, und der Oberscht het sech der Harnisch la abnäh, ohni sech z’wehre. Aber du fahrt er im glyche verzwyflete Ton furt wi vori: «I gseh, i han es Füür azündtet, wo niemer meh cha lösche. Es isch alles bsässe vo der glyche Sucht, wo mi nah-ti-nah uffrißt, und jitze het’s niemer meh i der Hand, däm Züüg en anderi Richtung z’gä. Es isch fertig. Mir fahren alli i Abgrund.»

«Wenn i d’Wahrheit söll säge», seit der Herr Manuel, «i ha das gseh cho; aber i Abgrund z’fahre bruuche mer wäge däm nid. Es git no ne Rettung, Ritter: jitz gilt’s dem Wort der Wäg frei z’mache, so chan e neue Geischt über ds Bärnervolk cho.»

Dem Oberscht sys Gsicht het sech grimmig verzoge. Er het mit der Hand abgwehrt und hässig glachet: «E neue Geischt! — Für dä isch es z’spät. Der alt Geischt tobet sech uus. Der Gyz het is ds Läbesmark agfrässe.» — Der Herr Albrächt lähnt sech wyt vüren und boret syni Blicken uf e Maler: «Han i nid alles ta, was d’Chilche befole het? Han i nid mys Läben ufbruucht, für nere z’diene, 236 für ds Volk in Egi z’ha? Han i nid Ablaß übercho für alli Fählgriffe? Wenn’s na däm gierig, was üs d’Prieschter säge, so müeßt i jitzen e glückleche Ma sy und wär myr Säligkeit sicher. Statt däm versohret mer ds Härz im Lyb. Wi söll i’s büeße? Es het niemer hinderha, niemer mi gwarnet!» — Mit beidne Händ a de Schläfe richtet sech der Oberscht bolzgrad uuf und seit: «I ryßen alles mit mer i d’Höll abe.»

Der Herr Niklaus isch e Momänt, vom Gruusen erschütteret, blybe stah. Jitz het ne der Oberscht i der Seel duuret, und drum het er sech zsämegno und überwunde, was ne von ihm zrück gha het. Er probiert ne wider uf e Stuehl zrück z’stoßen und seit ihm so rüejig, als er’s het möge z’standbringe: «Es isch nid so. Wir sind allzumal Sünder und ermangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten.»

Hülflos und verwunderet luegt ne der Oberscht a und fragt: «Wär seit das? — Wi söll i’s büeße? Was söll i mache?»

«Umchehre!»

«Wie umchehre? I ds Chloschter? D’Höll lief mer nache.»

«Nei, nume das nid! Hälfet der Wahrheit Wäg mache. Es isch alles verchehrt und verdräjt; aber im Wort isch Liecht. Dert git’s Chraft, für d’Sach wider guetz’mache.»

Der Oberscht schüttlet truurig der Chopf. «I verstanden Ech nid», seit er und fahrt sech mit der 237 Hand i d’Haar. Und du het er lang i ds Fyschteren yne gluegt und nümme gschine z’lose, gäb wi der Maler ihm wyter zuegredt het. «Loset, loset!» seit er bald druuf, wo me vor em Fänschter wider eine het ghöre brüele.

Der Herr Manuel het gseh, daß mit Reden und Raten einschtwyle dem Ritter nid isch gsi z’hälfe; aber er het ne doch du derzue bracht, abz’ligen und het ihm di ängi Rüschtung z’vollem abgno. Sobald er gmerkt het, daß er stiller und rüejiger wird, isch er hübscheli zum Huus uus gange. Da isch’s ihm gsi, wi wenn er sälber us mene Bann erlöst würdi. Über em Dunscht, wo uf em Lager glägen isch, het er höch am Himmel es paar Stärne gseh flimmeren und het e schwäre Süüfzer dert ufe gschickt. Mit dem Schlafen isch es für ihn o wider uus gsi. Er het sech im Hof ussen an e Boumstamm glähnt und gäge ds Fänschter ufe gluegt, wo dem Oberscht sys Cherzeliecht urüejig gflackeret het. Es isch nid lang gange, so het er sy Schatte wider gseh über d’Wänd und d’Dili loufe.

Der Maler isch chuum zur Türen use gsi, so isch der Oberscht ufgsässen und bald wider i der Stuben ume gloffe. Er isch überhoupt nume nidergläge, für der Maler los z’wärde. Er het wohl gspürt, daß i syne Worte Wahrheit steckt; aber was er gseit het, isch syr Gedankewält frömd gsi, und er het’s nid über sech bracht, sech däm Ma z’ergä, dem erschte, wo sech nie vor ihm duckt het. Er het zu keier Rueh chönne cho und het no stober 238 i ds Land use gluegt, wo über em flache Horizont e bleiche Morgeschyn ufgangen isch. Uf syr Stirne sy d’Runzle wi versteineret gsi, und d’Ouge hei hert und chalt glänzt, wo-n-er nam erschte Hornstoß gäge ds Lager zue gangen isch. Di wenigschte hei ne gseh vorby gah, wil erscht mit dem früschere Morgeluft der Schlaf über se cho isch. Es het scho di völligi Tagheiteri bruucht, für d’Lüt ume z’wecke.

Wo sech der Schwyzer Oberscht bim Herr de Montmorency gmäldet het, het er geng no düschter und übernächtig usgseh, und der Herr de Montmorency het nid rächt gwüßt, was er druus söll mache. Er het es spöttisches Lachen i sym fyne Gsicht verbisse, und das isch dem Herr vom Stein scho nid etgange. Er het sym junge Fäldherr kei Blick i sys Härz yne gönnt und sech ufgchlepft, so guet es gangen isch. Einisch wider im Sattel, het er sogar mit nere stille Soldatefreud d’Sunnen uf de guldige Leuechöpf und Niete vo syr Rüschtung gseh blitze. Er het nume no mit verstecktem Erger a sy Uftritt mit dem Fäldschryber zrück dänkt und sech bald im Befälen und Organisiere verlore. Aber di lysischti Müedigkeit het ihm im Louf vom Tag der Luun wider verdorbe, und er het ganz guet gspürt, daß es mit sym Humor und mit der Seelerueh uus isch. Mit dem Nachtschatten isch es wider schwarz über ihn yne cho, und er het zum Etsetze vo synen Offizier und sünschtigen Undergäbene nie meh sy alte heitere Muet umegfunde. La gah het er sech einewäg nid. Klar und rüejig 239 het er syni Befähle gä und alles düregsetzt, was er welle het. Aber zu der Urueh vo sym Gwüsse het sech e neue Find gschlage. Sit der Eroberung vo Novara isch der Geischt vo den Eidgenosse fascht mit jedem Tag uwirscher worde, und me het bald nümme gwüßt, wie mit nen umgah, für d’Sach no binenand z’bhalte. Si hei no Vigevano eroberet und sy vor Pavia aglanget; aber dert het’s ne nümme welle grate, und währed der verunglückte Belagerung het’s du no schlächt Wätter und höchs Wasser gä, und es isch nüt meh anders vürblibe, als uf Monza z’retiriere. Underwägs sy si über ds Schlachtfäld vo Marignano marschiert und hei sech du dert no vo ihrne französische Waffegfährte müeße la zäpfle. So isch me, ohni irged e chriegerischi Freud erläbt z’ha, hungerig und gnietig bi Monza wider zum französische Houptheer gstoße.

Der Junker Claudius von Römerstall isch währed der ganze Zyt geng i der Nächi vom Herr vom Stein bliben und het im Afang nid welle la gälte, daß mit sym Oberscht öppis lätz sygi. «Es isch öppe nid z’verwundere, wenn e Befählshaber uf mene settige Fäldzug schlächter Luun wird», het er zu syne Kamerade gseit. Aber nah-ti-nah het er doch du müeßen ygseh, daß sys große Vorbild sech ganz veränderet het. Und ändlech het ne der düschter Sinn vom Herr Albrächt eso agsteckt, daß er sälber meh und meh sy chriegerische Humor verlore het. D’Fründschaft, wo der Oberscht bis jitze für ihn gha und o offe zeigt het, het gar kei Würkung 240 meh ta, und däm guete Junker isch es je länger descht meh vorcho, wi wenn ihm sys Liecht und sy Sunneschyn völlig erlösche wäri.

Im Lager vo Monza het es bös usgseh. Eismal über ds andere het me müeße Chriegsrat ha, bald für di eidgenössische Soldate z’betädige, bald für mit dem Marschall Lautrec z’underhandle. So mache si nümme wyter, hei d’Eidgenosse gseit. Entweder welle si ihre Sold und hei, oder me söll se-n-uf d’Mailänder und di Cheiserleche los la. Z’gueter Letscht het sech der Marschall nümmen anders gwüßt z’hälfen und het di beide Schwyzer Oberschte, der Albrächt vom Stein und der Winkelried, wo um alli Gwalt e Schlacht hei wellen erzwänge, usgschickt, so sölle si halt d’Stellung vom Find ga uskundschafte, si wärde de sälber gseh, daß es e gwagti Sach sygi. Mit mene Trupp vo französische Rüter sy du di beide gäge Mailand zue gritten und hei der Find im Jagdpark a der Bicocca gfunde. Dert het sech der Frundsberg mit syne Lanzchnächte mächtig verschanzet und e großi Zylete vo schwärem Gschütz ufgfüehrt gha. D’Schwyzer Oberschte het’s dunkt, mit däm Züüg welle si scho fertig wärde, und hei nid lugg gla, bis ne der Marschall nahgä und befole het, ds morndrisch zur Schlacht usz’rücke. Der Plan isch eifach gsi. D’Länder hei sölle der Vortrupp mache, d’Bärner und di übrigen Eidgenossen us de Stedt der Gwalthuuffen und d’Franzose d’Generalresärve. 241 Der Marschall Foix het mit dem genuesische Zuezug dem Find söllen i d’Flanke falle.

Der Prosper Colonna isch aber underdessen o nid uf der fuule Hut blibe. Er het z’beidne Syte vo syr Houptstellung viertuused spanischi Schützen i ds Gstrüpp und i ds höche Gras gleit.

Am Abe vom 26. Aprillen isch der Befähl usgä worde, alles parat z’mache zum Angriff. Jitz isch me läbig worde, me het sech gfreut, daß ändlech öppis Rächts gah söll; aber es isch uscho gsi, daß eigetlech der Marschall syr Sach nid rächt sicher sygi und daß alles druuf achömi, wi sech de d’Schwyzer im Kampf würde stelle. Jitz het me gwüßt, daß es ds morndrisch um Läben und Tod geit, und da het mänge, wo bis jitze sech nie nüt het la amerken und im Lager mit den andere druuflos gjuheiet het, a die daheim afa dänke, und mängem Großhans isch i der Nacht e Tränen i Schnouz grunne. Us de Proviantseck sy wider Rosechränz zum Vorschyn cho. Wäre Bychtstüehl umewäg gsi, so wäre si di ganzi Nacht umlageret blibe.

Zu Tränen isch es bim Claudius von Römerstall frylech nid cho. Derfür aber het er a d’Träne vo syr schöne Brut müeße dänken und het sech gseit, was er bis jitz i däm Fäldzug erläbt heigi, sygi der Ysatz eigetlech nid wärt. Aber das alles isch i sym Härz verstummet, sobald er dra dänkt het, was ihm ändlech der morndrig Tag wärdi bringe. Abetüür het er afange mängs erläbt gha; 242 aber e großi Fäldschlacht! Isch das nid sy Troum gsi vo Chindsbeinen a? Und was ihn und syni Kameraden am meischten ufguslet het, isch gsi, daß me ds morndrisch under den Ouge vom höche französischen Adel het chönne zeige, was mit eim isch. Der Junker het ganz es apartigs Füür i den Ouge gha, wo-n-er i der erschte Morgefrüechi sym Abgott, dem Herr Albrächt vom Stein, begägnet isch. Dä het hütt scho wider ganz anders dry gluegt, aber doch o nid wi i früechere Zyte. Sy sünsch so läbige Blick isch ganz ärnscht und fescht, aber ehnder truurig gsi. Er het sy junge Fründ uf d’Syten use zoge, und scho het da druuf grächnet, daß er ihm en apartigi Glägeheit welli gä, hütt z’zeige, was er wagi und chönni. Statt däm seit ihm der Oberscht: «Junker, Dir blybet hütt bim Troß. I wott Ech nid i myr Nächi ha!»

Da het der Claudius aber großi Ouge gmacht. Zu andere Zyte hätt er dörfen anäh, der Ritter trybi Gspaß mit ihm; aber hütt het eim der Gedanke da dra gar nid chönne cho. Ganz verschmeiet wartet er uf ne wyteri Erklärung. Es het doch nid chönne sy, daß dä Ma, wo ihm bis jitze so vil Gunscht erwisen und ne-n-überhoupt zu mene fäldtüechtigen Offizier gmacht het, ihn undereinisch uf ne Poschte stellt, wo-n-ihm alli Reputation gno hätti.

«Es isch mer ärnscht», seit der Oberscht. «Dir heit no nes Läbe vor Ech und chönnet no Guets usrichte. Chehret um! I cha nümme, für mi chunnt 243 hütt d’Abrächnung, und i bi froh drüber. I wott nid z’unnutz no meh Lüt mit mer i ds Verderbe ryße, drum sägen ig Ech: Chehret um! Dir syd dem Lätze nache gloffe. Daheim wartet e schöni Brut uf Euch und e prächtige Landsitz und, wär weiß, no mängi schöni Ufgab. — Dert isch dä, wo-n-Ech zum gueten Änd cha der Wäg zeige.» Mit däm het er der Claudius zum Herr Manuel gfüehrt, wo nid wyt vo ne gstanden isch. Und zum Herr Manuel seit er: «Da heit Dr eine, wo’s wärt isch, daß me Sorg zue-n-ihm het. Tüet ihm d’Ougen uuf und arbeitet mitenand. Euch, Manuel, wünschen i guet Glück zu däm, was Dr vorheit. Jitz läbet wohl! — Heit d’Nase hütt nid z’wyt vüre, damit Dr mit gsunde Glidere hei chömet. Euch hei si z’Bärn no nötig.» Der Ritter het gwunke, me söll ihm sys Roß zueche bringe. Er het ds Sattelzüüg nachegluegt und der Fueß i Bügel gsetzt, für ufz’sitze. Di beiden andere sy derby gstanden und hätten ihm gärn no zuegredt. «Das cha doch nid Gottes Wille sy», het der Herr Manuel agfange. Aber der Oberscht het ihm ds Wort abgschnitte. Er isch ufgsässen und het gseit: «Es isch guet. I weiß, was i mache!»

«Aber, Ritter!» probiert jitz o der Junker no zu Wort z’cho.

«Was i gseit ha, han i gseit. Euch befilen i, daß Dr bim Troß blybet, gschej was well!» Der Oberscht het sym Roß e Druck gä und isch dervo gritte.

244 Derwylen isch ds Lager gruumt worde, und di verschidene Fähnli hei sech zsämegstellt. ’s het undereinisch so pressiert, daß di halbe Lüt mit nüechterem Mage dervo müeße hei. Sobald di verschidene Truppen uf ihri Sammelplätz cho sy, het der Marschall Lautrec syni Fäldoberschte no einisch zsämegrüeft und nen a ds Härz gleit, si sölle sech wohl überlege, was si machen und ja nid agryffe, bevor ds grobe Gschütz vorg’arbeitet heigi und der Marschall Foix parat sygi, für dem Find i d’Syte z’falle. De Schwyzer het er no bsunders zuegredt, si sölle nid vorschützig dry fahre. Uf si chömm’s hütt z’allererscht a, und wenn’s ihne sötti mißrate, so sygi alles verlore. Der Winkelried und der Stein hei beidi dänkt, das heig me no jedesmal gseit, und d’Eidgenosse heigen emel no geng ihre Ma gstellt, si wüsse besser als der Lautrec sälber, wi me d’Sach müeß i d’Finger näh.

Wo du der Herr de Montmorency mit syr ganze suite, luter vornähme Lüten i de prächtigschte Rüschtunge, de Marschcolonne nache gritten isch und gluegt het, wi di beide Schwyzer Oberschten ihri Gvierthüüffe formiere, het’s us de Reie vo den Eidgenosse gar eigets use tönt. Si sölle sech jitz o chly vüre la, het me da ghört ufbegähre, di Herre, wo drü- und vierfache Sold zieh, statt geng nume hinder em große Huuffen umenandere z’hüschtere! Verstande hei das nume di schwyzerischen Offizier, und die hei sech nüt druus gmacht, wil si dänkt hei, es gang se nüt a. 245 Ufz’begähren isch überhoupt nüt gsi. Di ganzi Ritterschaft isch usenanderen und het sech vornen a di drei große Heerhüüffe verteilt.

Im Vormarsch isch dem Herr Albrächt vom Stein der Junker Claudius wider under d’Ouge cho, wo ganz ungeniert näbem Gwalthuuffe här gritten isch. Da rüeft er ihm no einisch zue: «Römerstall, Dir wüsset, was Dr z’tüe heit!» Und mit strängem Blick dütet er i d’Gäged vom Lager zrück. Der Claudius het sys Roß pariert und still gha, bis di hinderschte Glider an ihm vorby gsi sy. Du isch er abgsässe, het ds Roß eim vo de nächschte Manne gä, er söll ihm’s hinder em Heer nache füehre. Druuf het er sech dem Huuffe nah vüre gschliche, bis er ändlech i di vorderschte Reie cho isch. Im Vüreschlyche het er gseh, daß der Herr Manuel, e Spieß uf der Achsle, emel o amene Fähnli vo Stadtbärner sech het agschlosse gha.

Im erschte Glid vorne sy fascht luter Houptlüt gsi und alli Fahne.

Bim letschte Halt isch z’vollem ufgschlosse worde. Di Vorderschte hei vo wytem scho der Park vo Bicocca vor sech gseh, wo’s drinne vo Waffe glänzt und glitzeret het. Da isch es en Ougeblick still worde. Der ganz Huuffe, hundert Glider tief, isch uf d’Chnöi gfallen und het es Paternoster bättet. Druuf het der Herr Albrächt vom Stein drei Hampfele Härd über e Lanzewald zrück gworfen und derzue mit syr mächtige Stimm grüeft: «Im Name Gottes des Vaters — des 246 Sohnes — und des Heiligen Geischtes!» Du het er kommandiert: «Uuf! — Vorwärts! Uf se!» und sech sälber z’mitts i di vorderschti Reie gstellt. Mit schwärem Tritt isch di ganzi achttuusedchöpfigi Masse vorwärts marschiert. Der Huuffe vo de Länder isch linggs voruus gsi, und d’Franzose sy hinde rächts nache grückt. Jitz hätti der Gwalthuuffe sölle zrückblyben und d’Länder z’erscht la agryffe. Erscht, wenn sech der Find i Vortrupp hätti verbisse gha, wär ihm de der Huuffe vo de Städter i d’Syte gfalle. Aber das hei weder d’Städter no d’Länder welle begryffe. Gäb wi d’Füehrer probiert hei, der Gwalthuuffe z’hinderha, het alles vüre drückt und isch wi länger descht gschwinder gloffe. Und wo d’Länder das gmerkt hei, sy si o nümme gsi z’bha. Kei Huuffe het’s dem andere gönnt, der erscht am Find z’sy. So sy d’Rotte lugg worde, d’Lüt sy vo Ate cho, und d’Stoßchraft isch verlore gange, no gäb si ds cheiserlech Gschütz hei underloffe gha. Wi neecher me cho isch, descht minder het me zsämegha, statt daß alles ei einzige stachlige viltuusedfüeßige Lyb blibe wäri.

Da — e Blitz hinder em Wall — e Dampfwulken uf der ganze Linie. Und mit dem Donner prallet der Masseruef vom Vortrupp zsäme. Me ghört’s chrachen und chrose. Im glyche Momänt fahrt wi ne Windsbrut der Schlachtruef o dür e Gwalthuuffe. Di vordere Spießreie gange nider, und mit furchtbarem Brüele rönne di vorderschte 247 Glider, halb ufglöst, gäge Wall a, alles andere chunnt verzatteret hindedry. Aber jitz chlepft’s vo linggs und rächts hässig us em höche Mais use. D’Fäldstück donnere. Schwallswys brandet der Schlachtruef i de Böume vom Park. — Aber, was isch das? — Undereinisch sy alli Fahne wi im Bode verschwunde. D’Reie versinke. Me ghört Wasser gluntsche. Zyleten über Zylete verschwindet i mene tiefe Grabe, di vorderschte chlätteren änenachen am Wall ufe; aber si falle z’huuffeswys i Grabe zrück. Vo hinde drücke si nache, me het chuum meh Platz, sech z’rüehren und d’Waffe z’bruuche. Und da dry haglet’s Gschoß vo dreine Syte, chrisdick. Wär vüre chunnt, watet im dampfige Bluet, und Bluet sprützt nen i ds Gsicht, über d’Hälmen und d’Rüschtunge.

Der Herr Albrächt vom Stein het erscht im letschten Ougeblick der Grabe gseh, wo scho vo allne Syte di spanische Büchsechuglen us em Mais pfiffe hei. Es isch keis Halte, keis Umchehre, kei Schwänkung meh müglech gsi, der Möntschestrom isch wi ne risigi Wälle hinder em Füehrer här cho — zum letschtemal blind i syne Fueßspure! Jitz het’s nume no eis gä: graduus und düre. Der Ritter het schon es paar Schütz im Lyb gha. Me gseht ne-n-am andere Graberand sech zum Wall ufen arbeite. Ds Bluet isch ihm bachwys under der Rüschtung vüre gloffe; aber er het nid nahgä. Mit der letschte Chraft het er sech am Wall ufe zwängt. Da touchet hert hinder ihm der Junker Chlous uuf, 248 für ihm byz’stah; aber im glychen Ougeblick streift e Stückchugle der Oberscht und verryßt dem Junker sy breiti Bruscht. Ohni ne Ton vo sech z’gä, fallt er i Grabe zrück und uf ihn mit ganz verlöcheretem Lyb der Herr Albrächt vom Stein.

Jitz wage sech di findleche Lanzchnächte vüre. Scho probiert eine, sech über e gfallenen Oberscht här z’mache; aber das het nid sölle gscheh. Wi vo Sinne vor Wuet falle di nächschte Bärner über ihn här. Hieb chrachet über Hieb, Stich gäge Stich. Me fasset sech a de Gurgle, bi de Haar. Mit brochene Waffen und mit Dölch houe si ufenand los, und ds Bluet sprützt und rünnt, daß me d’Ouge nümme cha uftue. Chuum ghört me no ne Brüel. Alles wälzt sech in ere stumme Wuet im Sumpf, Dräck und Bluet, bis me vor Lychname niene meh weiß, wo abtrappe.

Underdesse het a der Spitzi vom Vortrupp der Arnold von Winkelried mit dem Georg von Frundsberg e prachtvolle Zwöikampf Bruscht a Bruscht usgfochte, und er wär derby Meischter worde, hätte ne nid di spanische Büchsechuglen im letschte Momänt nidergstreckt. Um ihn umen isch es glych gange wi vor em Gwalthuuffe. Dreituused Eidgenosse, drunder fascht alli Füehrer, sy a däm Sumpfgraben i ihrem Bluet gläge, und der Uristier het mit längzogene gruusige Töne zum Rückzug grüeft. Wohl sy jitze d’Heerschaare vom Marschall Foix i ds findlech Lager ybroche; aber di mailändischi Rüterei isch dem französische Fueßvolk 249 uf em Fäld ussen i d’Syte cho und het dröit, dem ganze Heer der Rückzug abz’schnyde.

Langsam und trotzig wi z’Marignano sy d’Eidgenosse zrück gange bis derthi, wo si der Alouf zum Sturm hei gno gha, und wo so mänge sys letschte Paternoster bättet het. Mänge het uf em Rüggen e halbtote Kamerad mitgno, und anderi hei ihri toten Offizier zrück treit, damit ihri Rüschtunge nid dem Find i d’Händ falle. Di dütsche Lanzchnächte hei sech nid us de Schanze vüre gla, so daß me d’Glider wider het chönne rangiere. Jitz isch der Marschall Lautrec über ds sunnig heiße Schlachtfäld cho z’ryten und het de Schwyzer befole, si sölle no einisch agryffe. Aber niemer het meh ne Wank ta. Und wo-n-er ne ds Blaue vom Himmel abe versprochen und der Gottswillen aghalte het, si sölle’s no einisch probiere, hei si, ohni sech z’rüehre, uf dä Walm vo Tote hienache dem Grabe zeigt. Da het der Marschall befole, syni beschten und nobelschte gharnischte Rüter söllen absitzen und vora gah. Das het aber d’Schwyzer nume toub gmacht. Es bruuchi niemer vor ne här z’gah, hei si gseit. Am Muet fähl’s ne nid; aber dert vorne ligen alli ihri Houptlüt, und wenn die nid über e Wall uuf cho syge, so chömm niemer drüber. Alles Zuereden und Verspräche het nüt meh ghulfe. D’Eidgenosse hei nümme welle, und dermit isch d’Schlacht verlore gsi.

Mit dem wytere Rückzug uf Monza het’s niemerem pressiert, wil sech der Find niene meh 250 z’grächtem vüre gla het. Z’reietewys hei sech di erlächnete Soldate näbe de Verwundeten und Toten i ds Gras gstreckt. Si sy jitze, wo se kei Kampf meh im Gusel bhalte het, so müed und muetlos gsi, daß si sech lieber uf em Platz hätte la z’totschla, als regelrächt ihre Dienscht wyter z’tue. Und o under de wenige Füehrer, wo no überblibe sy, isch chuum eine gsi, wo sech hätti mögen ufchlepfe, für syni Lüt zrück z’füehre.

Z’mitts i däm Jammer isch der Niklaus Manuel gstande, mit verrissnen und bluetig versprützte Chleider. Fascht het er’s verwünscht, daß grad ihn kei Chugle troffe het, und es isch ihm gsi, wi wenn er das de Gfallene, wo da zu syne Füeße gläge sy, müeßti säge. Da isch, der Harnisch verlöcheret wi ne Schuumchelle, der Albrächt vom Stein glägen und nid wyt von ihm der Junker Claudius mit sym schöne mannhafte Gsicht. Fascht het er’s nid mögen erlyde, di beiden az’luege. Wi het er daheim Freud gha, se z’male, so schöni chächi Manne syn es gsi, so vil Chraft, so vil Füür hei si i ihrnen Ouge gha! I syr allerverwägenschte Phantasie hätt er sech bim Male vom Totetanz nie chönne vorstelle, was der würklech Tod de einisch us ne machi. Er het sech abgchehrt und doch geng wider müeße luege. Lang, lang isch er vor dene Lychname gstanden und het de Gedanke gwehrt, wo-n-ihm dür e Chopf welle hei. Es isch ihm i der Seel z’wider gsi, sich sälber rächt z’gä und z’säge, so heig’s müeße cho. Verirret hei si sech in ihrem Läbe gha, das het ja 251 der Stein sälber no ygseh; aber niemer het’s chönne lougne, daß si ufrächt blibe sy und der Muet gha hei, bis zum letschten Atezug usz’mache, was si sech sälber hei agrichtet gha.

Nah-ti-nah hei sech du no nes paar Houptlüt und Ratsmanne zueche gla, hei di Tote gschouet und afa chlage, wi schad es um di Lüt sygi. Da het se der Maler nid wyter la rede. «Manne», het er gseit, «mer wein is nid mit Jammere versuume. Ds Unglück isch gscheh. So het’s müeßen ändige; aber jitze warte daheim besseri Ufgaben uf üs. Mer wein is derhinder mache! Schad, daß nid die alli, wo da lige, mit ihrer Chraft und ihrem Geischt is no chönne hälfe; aber descht meh müeße mir is rüehre. Will’s Gott, hei mer zum letschtemal mit üsem Fleisch und Bluet frömde Herren ihri Sach gmacht. Jitz wei mer üsem Vatterland ufhälfe!» Es hei ne nid alli verstande, wo’s ghört hei, aber alli hei g’ahnet, daß er ds Rächten im Sinn heig, und sy froh gsi, daß eine der Muet gfunde het, der Zoum wider i d’Händ znäh. Gärn hei si-n-ihm ghulfe, d’Mannschaft wider ufjagen und zsämestelle. Me het di Toten und Verwundete wider ufgno, isch zrück marschiert und het i der glyche Nacht no di Gfallene bi Monza begrabe.


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