Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Drittes Kapitel. Der König von Apemama: der Palast der vielen Frauen

Der Palast, vielmehr die Fläche, die er einnimmt, dehnt sich über mehrere Acres aus. Nach der Lagune zu schließt ihn eine Terrasse ab, nach der Landseite eine Palisade mit einer Reihe von Toren. Das Ganze ist jedoch schwerlich für eine Verteidigung eingerichtet; ein kräftiger Mann könnte ohne weiteres die Rampe herunterreißen, und er brauchte auch nicht sonderlich gelenkig zu sein, um vom Strande aus die Terrasse zu erklettern. Es stehen weder Schildwachen, noch Soldaten, noch Waffen zur Schau; das ganze Arsenal wird unter Verschluß gehalten; die einzigen Posten sind ein paar unansehnliche alte Weiber, die Tag und Nacht vor den Toren herumlungern. Am Tage sind diese alten Gevatterinnen häufig mit Syrupkochen oder anderen häuslichen Arbeiten beschäftigt; nachts liegen sie im Schatten im Hinterhalt oder hocken auf der Palisade, erfüllen das Amt von Eunuchen des königlichen Harems und sind die einzigen Hüter von Tembinok's Leben.

Weibliche Wachen sind hier vor den Toren des Palastes der vielen Frauen sehr am Platze. Wieviele Gattinnen der König hat, geht über mein Schätzungsvermögen, und von ihren Funktionen habe ich auch nur eine schwache Vorstellung. Er selbst wurde verlegen, wenn man von ihnen als von seinen Ehefrauen sprach, nannte sie seine »Pamile« und setzte uns auseinander, sie wären seine »Kussinen« (Kusinen). Vier von der ganzen Schar fielen uns besonders auf: die Königinmutter, seine Schwester (eine ernste, energische Frau, die viel von ihres Bruders Intelligenz besaß) die eigentliche Königin, der (und nur der allein) meine Frau offiziell vorgestellt wurde, und die augenblickliche Favoritin, ein hübsches, graziöses Mädchen, das dauernd um den König beschäftigt war, und das ihn einmal (als er Tränen vergoß) durch ihre Liebkosungen tröstete. Allein man versicherte mir, selbst seine Beziehungen zu ihr wären rein platonisch. Im Hintergrunde betätigte sich dann noch ein ganzes Heer von Damen, magere, rundliche, mammutartige, einige in losen Gewändern, andere mit dem haarschmalen Ridi bekleidet; hochgeborene und plebejische, Sklavinnen und Gebieterinnen, von der Königin an bis zur Küchenmagd, von der Favoritin bis zu den zerlumpten Schildwächterinnen auf der Palisade. Natürlich gehörten nicht alle von ihnen zu »meiner Pamile« – viele waren nur Dienstboten, doch teilte sich eine erstaunliche Anzahl in die Verantwortlichkeit, die das königliche Vertrauen mit sich brachte. Es gab Schlüsselhüterinnen, Schatzmeisterinnen, Arsenalverwalterinnen, Wäschebewahrerinnen, Verwalterinnen der Vorräte. Jede kannte ihr Amt und verwaltete es bis zur Vollendung. Wurde irgend etwas gebraucht – ein besonderes Gewehr, oder ein spezielles Stück Stoff: stets wurde die richtige Königin gerufen; stets erschien sie mit der richtigen Kiste, öffnete sie in Gegenwart des Königs und zeigte das ihr anvertraute Gut in tadellosester Ordnung – die Gewehre gereinigt und geölt, die Stoffe hübsch sauber gefaltet. Ohne Hast und ohne jede Verzögerung und mit einem Minimum von Gerede lief dieser Riesenhaushalt lautlos wie eine gutgeschmierte Maschine. Nirgends wieder habe ich eine derart vollständige und umfassende Ordnung gesehen. Und doch mußte ich dabei fortwährend an die alten Nordlandssagen von den Trollen und Riesen denken, die der Sicherheit wegen ihre Herzen in der Erde vergraben hielten und gezwungen waren, das Geheimnis ihren Frauen anzuvertrauen. Denn das Leben Tembinok's hängt von derartigen Mitteln ab. Er trachtet durchaus nicht nach Popularität, sondern schindet und beherrscht seine Untertanen mit einer so vollkommenen Macht, daß man nicht umhin kann, ihn zu bewundern, so schwer es einem auch wird, damit zu sympathisieren. Sollte sich eine der vielen Frauen als treulos erweisen, wird insgeheim einmal das Arsenal geöffnet, nickt eine der alten Weiber vor den Toren ein und finden die Waffen unbemerkt ihren Weg ins Dorf, so ist eine Revolution, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit Tod enden würde, so gut wie sicher, und der Geist des Tyrannen von Apemama würde sich zu seinen Vorgängern von Mariki und Tapituea versammeln. Und doch sind die, denen er vertraut, nichts als Frauen und obendrein noch untereinander Rivalinnen.

Zwar gibt es auch ein Ministerium und einen Stab von Männern: den Koch, den Hausmeister und verschiedene Superkargos: die ganze Hierarchie eines Schoners. Die Spione, »seiner Majestät Tageszeitungen«, wie wir sie nannten, kamen allmorgendlich, um ihm Bericht zu erstatten, dann aber sofort wieder zu verschwinden. Der Koch und der Hausmeister haben nur mit der Tafel zu tun. Die Superkargos, deren Pflicht es ist, für drei Pfund monatlich und gewisse Prozente die Kopra zu zählen, betreten nur selten den Palast, und zum mindesten zwei von ihnen sind auf anderen Inseln beschäftigt. Einzig der Zimmermann, der schlaue, vergnügte alte Rubam – Ruben vielleicht? – der nach meinem letzten Besuch zu der höheren Würde eines Gouverneurs aufgerückt war, ist täglich dort zu sehen und hat mit Änderungen, Erweiterungen und Verschönerungen, sowie mit der Ausführung der zahllosen Erfindungen seiner Majestät vollauf zu tun; und mitunter pflegt der König einen Nachmittag damit zuzubringen, daß er Rubam bei der Arbeit zusieht und sich mit ihm unterhält. Trotzalledem bleiben die Männer Outsiders; keiner von ihnen scheint bewaffnet zu sein, keinem wird ein Schlüssel anvertraut; noch vor der Abenddämmerung haben sie in der Regel den Palast verlassen, und die Lasten der Monarchie sowie des Monarchen Leben ruhen einzig auf den Schultern der Frauen.

Dieser Haushalt ist in der Tat völlig von den unsrigen verschieden und hat noch weniger mit einem orientalischen Harem etwas gemein: wir sehen hier einen älteren, kinderlosen Mann, der unter ständiger Bedrohung seines Lebens einsam inmitten einer Schar von Frauen jeden Alters, jeden Standes und jeder verwandtschaftlichen und persönlichen Beziehung lebt – mit Mutter, Schwester, legitimer Frau, Konkubine, Favoritin von heute und mit dem Liebling von gestern. So haust er unter ihnen, ihr alleiniger Herr, das einzige männliche Wesen, die Quelle aller Ehren, Kleider und Leckerbissen, das einzige Ziel der mannigfachsten Hoffnungen und Wünsche. Ich zweifle, ob sich in Europa ein Mann finden würde, kühn genug, um dieses Meisterstück an Takt und Regierungskunst zu versuchen. Zudem soll bei Tembinok' zu Anfang durchaus nicht alles glatt gegangen sein. Ich hörte, daß er einmal eine Frau wegen irgendeiner Leichtfertigkeit an Bord eines Schiffes eigenhändig erschossen hätte. Ein anderes Mal, als es sich um ein ernsteres Vergehen handelte, spielte er ausdrücklich den Henker, stellte den Leichnam öffentlich zur Schau und ließ ihn (um die Warnung wirkungsvoller zu gestalten) vor den Toren seines Palastes verfaulen. Zweifellos erleichtert ihm die erhöhte Zahl seiner Jahre sein Werk, denn es ist leichter in so ausgedehntem Maße, den Vater als den Gatten zu spielen. Heute ist er so weit, daß sich, wenigstens vor den Augen des Fremden, alles glatt abwickelt, und die Frauen scheinen stolz auf ihr Amt, stolz auf ihren Rang und stolz auf ihren schlauen Gebieter zu sein.

Ich hatte sogar den Eindruck, daß sie mit dem Mann Heldenkult trieben. Ein beliebter Lehrer in einer Mädchenschule vermittelt vielleicht am ehesten noch einen Begriff von Tembinok's Rolle. Aber ein Lehrer ißt, schläft, wohnt nicht und wäscht auch nicht seine schmutzige Wäsche inmitten seiner Verehrerinnen; er entgeht ihnen von Zeit zu Zeit, besitzt sein eigenes Zimmer und führt ein Leben für sich, ja, selbst wenn ihm nichts anderes bleibt, hat er doch seine Ferien. Der unglückliche Tembinok' dagegen befindet sich stets auf der Bühne und in Spannung.

Während all meines Kommens und Gehens habe ich ihn kein einziges Mal grob werden oder das geringste Mißfallen ausdrücken hören. Ein ausgesprochenes, etwas schwerfälliges Wohlwollen – das Wohlwollen eines Menschen, der des Gehorsams sicher ist – zeichnete ihn in allen Dingen aus, so daß ich manchmal an Samuel Richardson und seinen Kreis bewundernder Frauen erinnert wurde. Die Gattinnen sagten auch ganz offen ihre Meinungen, wie die Ehefrauen bei uns daheim – oder sagen wir, wie blind anbetende, aber durchaus zu verehrende Tanten. Im großen und ganzen bin ich daher der Ansicht, daß er sein Serail weit mehr durch List als durch Gewalt beherrscht. Wer eine andere Auffassung vertritt (ohne die Möglichkeiten zur Beobachtung gefunden zu haben, die mir zur Verfügung standen), wird vielleicht nicht die nötigen Rangunterschiede zwischen »meine Pamile« und den Gefolgsfrauen, Wäscherinnen und Prostituierten bemerkt haben.

Eine wichtige Rolle spielt die abendliche Runde Karten, wenn die Lampen auf die Terrasse gebracht werden und »ie und meine Pamile« stundenlang um Tabak spielen. Es ist für Tembinok' überaus charakteristisch., daß er sich bemüßigt fühlte, ein eigenes Spiel zu erfinden; nicht minder charakteristisch, daß sein bewundernder Familienkreis auf diese lächerliche Erfindung schwört. Sie basiert auf Poker, wird mit den Trümpfen aus mehreren Pack Karten gespielt und ist unendlich langweilig. Nun hege ich aber eine leidenschaftliche Vorliebe für alle Spiele, studierte dieses genau und galt daher als der einzige Weiße, der auch nur annähernd das Prinzip begriffen hatte: eine Tatsache, die die Gattinnen (bei denen ich sonst nicht beliebt war) glühend bewunderten. Unmöglich konnte man die Frauen mißverstehen: ihre Freude war echt; sie waren stolz auf ihr Privatspiel, hatten sich über den Mangel an Interesse der anderen bis ins Innerste verletzt gefühlt und sonnten sich nun geschmeichelt in meiner Aufmerksamkeit. Tembinok' setzt dabei stets den doppelten Einsatz und erhält dafür auch doppelt so viel Karten, von denen er wählen kann: ein höchst durchsichtiges Kunststück, das die Frauen indes in all den Jahren nicht durchschaut haben. Er selbst machte mir gegenüber privatim nicht das geringste Geheimnis daraus, daß er gewinnen mußte; so erklärte er auch seine Großzügigkeit auf der »Äquator«. Er läßt seine Frauen ihren eigenen Tabak kaufen, was ihnen im Augenblick höchlichst gefällt. Diesen nimmt er ihnen aber beim Kartenspiel wieder ab, wodurch Tembinok' ohne jede Unkosten wieder zu dem wird, was er sein will – zu dem alleinigen Spender aller Freuden. Kurz, er faßte den Fall in jener Phrase zusammen, mit der er jede Schilderung seiner Politik zu beenden pflegt: »Vie bessah' so.« Der Palasthof ist ganz mit zerstampfter Koralle gepflastert, die sowohl für Augen als auch für nackte Füße qualvoll ist, und wird stets tadellos geharkt und von Unkraut frei gehalten. Einige zwanzig Gebäude liegen an einer Art Straße entlang der Palisade oder verstreut am Rande der Terrasse. Es sind die Behausungen der Ehefrauen und Dienerinnen, Lagerhäuser für die Schätze und Sammlungen des Königs, geräumige Maniapen für Gelage und Ratsversammlungen, einige davon auf Holzsäulen, andere auf einem festen Fundament errichtet. Das eine war noch in Arbeit; es stellte die neuste Erfindung des Königs dar, sein letztgeborenes Kind: ein europäisches Fachwerkhaus, das um der Kühle willen im Inneren einer luftigen Maniap' gebaut war, und dessen flaches, schiffsdeckähnliches Bretterdach als hochgelegene, schattige Privatpromenade dienen sollte. Hier pflegte der König stundenlang mit Rubam zu verweilen; hier gesellte ich mich mitunter zu ihnen. Der Ort hatte ein sehr seltsames Aussehen; ich war, das muß ich offen eingestehen, von der Idee sehr entzückt und gab den Architekten gegenüber mit Behagen meinen fachmännischen Rat zum Besten.

Nehmen wir an, wir hätten bei Tage mit seiner Majestät zu sprechen: dann schlendern wir über den Sand an den Zwergpalmen vorbei, tauschen ein »Konamaori« mit dem alten Weiblein aus, das gerade Posten steht, und betreten den Hof. Die weite Korallenfläche liegt in blendender Einsamkeit da; jeder hat sich vor dem Riesenraum in schützendes Dunkel geflüchtet. Ich habe mitunter das ganze große Labyrinth nach dem König absuchen müssen und fand dann, wenn ich unter den Giebel einer Maniap' spähte, als einziges Lebewesen irgendeine der Frauen vor, eine braune, nackte Amazone, deren sehniger Körper in regungslosem Schlummer lag. Ist es noch die Stunde der »Morgenzeitungen«, so werden wir nicht so lange zu suchen brauchen, denn dann verrät ihn die Gegenwart eines halben Dutzends schlauer, unterwürfiger Kerle, die vor irgendeinem Hause hocken, so eng wie möglich in den schmalen Schattenstreifen gedrängt, und dem König eine Reihe grinsender Gesichter zukehren. Tembinok' sitzt währenddessen drinnen, die Seitenwände sind zurückgeklappt, der Passat durchfächelt den Raum, und der König nimmt die Berichte entgegen. Und genau wie die Journalisten in den Europa näher gelegenen Ländern schmücken auch diese Neuigkeitskrämer ihre Reden um so mehr aus, je weniger sie zu berichten haben. Ja, ich habe erlebt, wie sie einen ganzen, ereignislosen Morgen mit einer imaginären Unterhaltung zwischen zwei Hunden ausfüllten. Manchmal läßt der König sich herbei, zu lachen, manchmal richtet er auch an sie Fragen oder scherzt mit ihnen, und immer tönt seine Stimme schrill aus dem Inneren heraus. Ihm zur Seite kauert vielleicht der präsumptive Thronerbe, sein Neffe und Adoptivsohn Paul, ein splitternacktes, sechsjähriges Bürschchen, ein Idealbild menschlicher Schönheit. Und stets wachen die Favoritin und zwei oder drei Frauen bei ihm, während vier andere wie leblos unter Matten in den Armen des Schlafes liegen. Vielleicht kommen wir aber auch erst später, zu einer intimeren Stunde, und finden Tembinok' allein mit seiner Favoritin, einem tönernen Spucknapf, einem bleiernen Tintenfaß und einem großen Kontobuch. In dieses trägt er, auf dem Bauche liegend von Tag zu Tag die Geschichte seiner an Ereignissen armen Regierung ein. Wenn er so beschäftigt ist, verrät er eine Spur Ärger über die Unterbrechung, den ich ihm durchaus nachzufühlen vermag. Einmal las der königliche Chronist mir eine Seite vor, indem er Satz für Satz übersetzte; da jedoch die Stelle ausschließlich von Genealogie handelte und der Autor sehr häufig über seine Version stolperte, muß ich gestehen, daß ich mich manchmal schon besser unterhalten habe. Auch beschränkt er sich durchaus nicht auf Prosa, sondern schlägt in den Stunden seiner Muße noch die Leier und gilt als der beste Barde seines Reiches, ebenso wie er dessen einzige öffentliche Persönlichkeit, führender Architekt und alleiniger Kaufmann ist. Seine Begabung reicht jedoch nicht bis an das Musikalische heran, sondern seine Verse werden nach ihrer Vollendung beruflichen Musikern eingetrichtert, die sie dann komponieren und dem Chor eindrillen. Auf die Frage, wovon die Verse denn handelten, erwiderte Tembinok': »Vom Liebchen, von Bäumen und der See. Niß alle wah', alle seh vie' Lüge.« Ich kenne keine präzisere Zusammenfassung des Inhalts der lyrischen Poesie (höchstens hat er die Sterne und die Blumen noch vergessen). Diese vielfältigen Beschäftigungen zeugen indes (für einen eingeborenen, absoluten Fürsten) von ungewöhnlicher Regsamkeit des Geistes.

Zur Mittagszeit, wenn man über die losen Steine stolpert, ist der Palasthof ein Ort, an den man sich nur mit Ehrfurcht als an einen glanzvollen Alpdruck von Licht und Hitze erinnert. Doch fegen ihn die Winde von Fliegen und Moskitos rein, und bei Sonnenuntergang wird er zu einer himmlischen Labe. Am liebsten aber erinnere ich mich seiner mondlosen Nächte. Die Luft ist dann wie ein Bad von Milch. Zahllose Sterne scheinen am Himmel, und die Lagune ist mit ihnen besät. Heere von Frauen hocken gruppenweise auf dem Kies und schwatzen leise miteinander. Tembinok' pflegt dann seinen Rock auszuziehen und nackt und schweigend dazusitzen, vielleicht in die Konzeption eines neuen Gedichtes versunken. Inzwischen wird in der Mitte des Hofes ein Regiment von Lampen angezündet und am Boden aufgereiht – sechs bis acht Quadratmeter werden von diesen Lichtern bedeckt, ein Anblick, der uns einen recht seltsamen Begriff von der Größe »meiner Pamile« vermittelte und ein Schauspiel bot, wie um die Dämmerzeit ein Winkel aus irgendeinem großen Bahnknotenpunkt daheim. Bald jedoch wandern die Lampen nach allen Ecken und Richtungen auseinander, um über den letzten Arbeiten des Tages zu erstrahlen und einer nach der anderen aus der unendlich großen Schar der Frauen in ihr Bett zu leuchten. Nur wenige verweilen noch in der Mitte des Hofes, um über dem Kartenspiel zu erglänzen. Dort sehen sie zu, wie die Trümpfe gemischt und ausgeteilt werden, wie Tembinok' aus seinen zwei Blatt das Beste herauswählt, und wie die Königinnen ihren Tabak verlieren. Dann werden auch sie ausgelöscht und fortgetragen, und an ihre Stelle tritt ein großes Feuer, die Nachtlampe des Palastes. Wenn auch diese ausgebrannt ist, werden vor den Toren kleinere Feuerchen angezündet, die von den unsichtbaren, nimmermüden, doch nicht immer stummen Gevatterinnen genährt werden. Für den Fall, daß sich jemand in tiefster Nacht der Residenz nähert, macht eine Wache die Runde um den Ort, wobei jeder Posten seine Gegenwart dem Nachbarn durch das Werfen eines Steins ankündigt. Das Rattern der Kiesel stirbt dahin und verklingt, und wieder kauern die Wächterinnen Tembinok's schweigend an ihren Plätzen.


 << zurück weiter >>