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Heinrich Smidt

Als Sohn eines Kapitäns am 18. Dezember 1798 zu Altona geboren, widmete sich Heinrich Smidt, wie es Brauch und Herkommen in seiner Familie war, zunächst dem Seedienst. Von der Pike auf dienend, brachte er es bis zum Steuermann erster Klasse und befuhr zehn Jahre lang alle Meere. Auf die Dauer konnte ihn dieser Beruf aber nicht befriedigen. Im Alter von 25 Jahren gab er ihn auf und begann ernste Studien zu treiben. Er besuchte eine Zeit lang das Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog dann die Universitäten Kiel und Berlin. Das anfangs erwählte Studium des Rechts verließ er bald und wandte sich, da literarische Neigungen in ihm die Oberhand gewannen, den allgemein bildenden Fächern zu. Schon 1826 trat er als Schriftsteller unter dem Namen Karl Wilhelm Danneberg hervor und hat in Berlin, wo er dauernd ansässig blieb, bald Fühlung mit den maßgebenden literarischen Kreisen gewonnen. Auch gelang es ihm, die besondere Gunst Friedrich Wilhelm IV. auf sich zu ziehen, die ihm eine Anstellung als Bibliothekar im Kriegsministerium verschaffte. Da dieses Amt nur sehr geringe Leistungen von ihm forderte (eine sehr ergötzliche Schilderung darüber gibt Theod. Fontane in seinem Buch »Scherenberg und das literarische Berlin«), so wurde er durch dasselbe in seiner literarischen und journalistischen Betätigung nicht gehemmt. Als Mitglied des bekannten Berliner Schriftsteller- und Künstlervereins »Tunnel über der Spree« hat er eine reiche Geselligkeit gepflegt, und Fontane denkt an die Nachtsitzungen, Bacchanalien beim Grog, in seiner Wohnung in der Krausenstraße, die halb Kunst- und Literaturkneipe, halb Bauernhochzeit waren, mit diabolischem Vergnügen zurück. Er war eine auffallende Erscheinung; mittelgroß, dick von Bauch und Gliedern schritt er auf kurzen Beinen einher, die nie den schwankenden Seemannsgang ganz verlernten, und trug stets einen an Seemannsart erinnernden tief ausgeschnittenen Kragen. Am 3. September 1867 ist er in Berlin gestorben. Seine literarische Tätigkeit war überaus umfangreich. Nicht ausschließlich aber doch ganz überwiegend ist es das ihm so vertraute Seeleben, das er in seinen zahlreichen Romanen und Novellen zur Darstellung bringt. Auf diesem Gebiete hat er sein Bestes geleistet, so daß er mit Recht als der Hauptvertreter des deutschen Seeromans gilt. In Smidts Seegeschichten weht eine frische, klare Luft; und doch sind sie erfüllt von einer eigentümlich poetischen Atmosphäre, bald träumerisch-seemännisch, bald wildromantisch, wie Klippengestade bei Seesturm und Mondschein. Dieser Dichter kannte die Natur mit ihren großartigen Offenbarungen und Tücken; er kannte auch das Menschenherz mit seinem Hoffen und Bangen, seinem Lieben und Hassen, mit allen seinen Leidenschaften.

 

 

Druck: Franz Weber, Berlin W 8


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