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Einleitung.

Henryk Sienkiewicz, der gefeiertste polnische Schriftsteller der Gegenwart, wurde 1846 in Wola Okrzeiska im Lukowschen Gouvernement in Russisch-Polen geboren. Nach Beendigung seiner akademischen Studien ging er 1876 auf längere Zeit nach Amerika und veröffentlichte nach seiner Rückkehr als literarische Frucht seines dortigen Aufenthalts ungemein fesselnde Reisebriefe (unter dem Pseudonym Litwos). Schon 1872 hatte er seine erste humoristische Novelle veröffentlicht, der er später eine Reihe anderer folgen ließ, in denen er schon seine Meisterschaft realistischer Darstellungskunst bewährte (in der Universal-Bibliothek sind davon erschienen: »Dorfgeschichten« – eigentlich »Kohlenskizzen« – [Nr. 1437]; »Zersplittert« [Nr. 1637/38]; »Die Dritte.« – » Lux in tenebris lucet« (Nr. 3053]. Seine großen historischen Romane aus der polnischen Geschichte des 17. Jahrhunderts, »Mit Feuer und Schwert,« »Die Sintflut,« »Herr Wolodyjowski,« erhoben ihn mit einem Schlage zum ersten Dichter seiner Nation und verschafften ihm infolge des glühenden Patriotismus, der in ihnen seinen Ausdruck findet, die dankbare Verehrung seiner Landsleute. 1890 erschien der Roman »Ohne Dogma,« in dem der Untergang eines reichbegabten, aber mit seiner Religion zerfallenen Mannes geschildert wird, 1894 »Die Familie Polanieckich.«

Mit » Quo vadis« (1895 erschienen) errang sich Sienkiewicz europäische Berühmtheit. Der Roman behandelt die erste Christenverfolgung unter Nero und zeichnet sich namentlich durch die darin enthaltenen glänzenden Schilderungen und die Feinheit der psychologischen Analyse aus, sowie durch die meisterhafte Gegenüberstellung des in den grauenhaftesten Lastern versunkenen Heidentums und der sittlichen Grundsätze des werdenden Christentums.

Was den historischen Kern der in dem Roman dargestellten Ereignisse betrifft, so muß allerdings hervorgehoben werden, daß vieles davon nicht unzweifelhaft feststeht. So ist die Erzählung von Petrus' Aufenthalt in Rom und seiner Kreuzigung rein legendarisch, und auch die Darstellung des Verhältnisses von Paulus zu Petrus entspricht nicht den Tatsachen, da Paulus keineswegs gewillt war, Petrus als seinen Oberhirten anzuerkennen. Auch muß erwähnt werden, daß die alte Streitfrage, ob der Brand Roms wirklich von Nero veranlaßt worden sei, gegenwärtig von einer Reihe namhafter Forscher im verneinenden Sinne entschieden wird.

Paul Seliger.


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