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Fünfter Aufzug

Erste Szene

Vor Leonatos Hause

Es treten auf Leonato und Antonio

Antonio.
Fährst du so fort, so bringst du selbst dich um;
Und nicht verständig ist's, dem Gram so helfen,
Dir selbst zum Schaden.

Leonato.
Spare deinen Rat!
Er fällt so fruchtlos in mein Ohr, wie Wasser
Ein Sieb durchströmt. O gib mir keinen Rat!
Und keinen Tröster laß mein Ohr erquicken,
Als solchen, dessen Schmerz dem meinen gleicht.
Bring mir 'nen Vater, der sein Kind so liebte,
Des Freud an ihm vernichtet ward, wie meine,
Und heiß Geduld ihn predigen.
Miß seinen Gram nach meinem auf ein Haar,
Jeglichem Weh entsprech ein gleiches Weh,
Und hier wie dort ein Schmerz für jeden Schmerz,
In jedem Zug und Umriß Licht und Schatten;
Wenn der nun lächelt und den Bart sich streicht,
Ruft: Gram, fahr hin, und ei! statt tief zu seufzen,
Sein Leid mit Sprüchen flickt, mit Bücherphrasen
Den bittern Schmerz betäubt, den bringe mir,
Von diesem will ich dann Geduld erlernen.
Doch solchen Mann gibt's nicht. Denn, Bruder, Menschen,
Sie raten, trösten, heilen nur den Schmerz,
Den sie nicht selber fühlen. Trifft er sie,
Dann wird zur wilden Wut derselbe Trost,
Der eben noch Arznei dem Gram verschrieb,
An seidner Schnur den Wahnsinn wollte fesseln,
Herzweh mit Luft, den Krampf mit Worten stillen.
Nein! nein! Stets war's der Brauch, Geduld zu rühmen
Dem Armen, den die Last des Kummers beugt;
Doch keines Menschen Kraft noch Willensstärke
Genügte solcher Weisheit, wenn er selbst
Das gleiche duldete, drum keinen Rat;
Denn lauter schreit mein Schmerz als dein Ermahnen.

Antonio.
So hat der Mann dem Kinde nichts voraus?

Leonato.
Ich bitt dich, schweig! Ich bin nur Fleisch und Blut
Denn noch bis jetzt gab's keinen Philosophen,
Der mit Geduld das Zahnweh konnt ertragen,
Ob sie der Götter Sprache gleich geredet,
Und Schmerz und Zufall als ein Nichts verlacht.

Antonio.
So häufe nur nicht allen Gram auf dich;
Laß jene, die dich kränkten, gleichfalls dulden.

Leonato.
Da sprichst du weislich: ja, so soll's geschehn.
Mein Herz bezeugt mir's, Hero ward verleumdet,
Und dies soll Claudio hören, dies der Fürst,
Und alle sollen's, die sie so entehrt.

Don Pedro und Claudio kommen.

Antonio.
Hier kommen Claudio und der Prinz in Eil.

Don Pedro.
Ah, guten Morgen!

Claudio.
Guten Tag euch beiden.

Leonato.
Hört mich, ihr Herrn

Don Pedro.
Leonato, wir sind eilig.

Leonato.
So eilig, Herr? So lebt denn wohl, ihr Herrn;
Jetzt habt ihr Eile? Wohl, 's ist einerlei.

Don Pedro.
Nun, guter Alter, zankt doch nicht mit uns.

Antonio.
Schafft ihm ein Zank sein Recht, so weiß ich solche,
Die wohl den kürzern zögen.

Claudio.
Ei, wer kränkt ihn?

Leonato.
Ha, wahrlich du! Du kränktest mich, du Heuchler!
O leg die Hand nur nicht an deinen Degen,
Ich fürchte nichts.

Claudio.
Verdorre diese Hand,
Eh sie dem Alter so zu drohen dächte.
Die Hand am Schwert hat nichts bedeutet, wahrlich!

Leonato.
Ha, Mann! Nicht grinse so und spotte meiner!
Ich spreche nicht als Tor und blöder Greis,
Noch unter meines Alters Freibrief prahl ich,
Was ich als Jüngling tat, was ich noch täte,
Wär ich nicht alt: Nein, hör es, auf dein Haupt!
Du kränktest so mein schuldlos Kind und mich,
Daß ich ablege meine Würd und Ehrfurcht;
Mit grauem Haar und vieler Jahre Druck
Fordr' ich dich hier, als Mann dich mir zu stellen.
Ich sage, du belogst mein schuldlos Kind;
Dein falsches Zeugnis hat ihr Herz durchbohrt,
Und unter ihren Ahnen ruht sie jetzt,
Ha! in dem Grab, wo Schande nimmer schlief,
Als ihre, die dein Schurkenstreich ersann.

Claudio.
Mein Schurkenstreich?

Leonato.
Ja, deiner, Claudio, deiner.

Don Pedro.
Ihr drückt Euch unrecht aus, Signor.

Leonato.
Mein Prinz,
An ihm will ich's beweisen, wenn er's wagt,
Trotz seiner Fechterkunst und raschen Übung,
Trotz seiner Jugend Lenz und muntern Blüte.

Claudio.
Laßt mich. Ich habe nichts mit Euch zu schaffen.

Leonato.
So willst du gehn? Du hast mein Kind gemordet;
Ermordst du, Knabe, mich, mordst du 'nen Mann.

Antonio.
Er muß uns beide morden, ja, zwei Männer,
Darauf kommt's hier nicht an: zuerst den einen;
Ja, wer gewinnt, der lacht. Mir steh er Rede!
Komm, Bursche, folge mir! Komm, folg mir, Bursch!
Herr Jung! ich haue deine Finten durch.
Ja, ja, so wahr ich Edelmann, das will ich!

Leonato.
Bruder

Antonio.
Sei du nur still! Gott weiß, das Mädchen liebt' ich.
Nun ist sie tot, von Schurken tot geschmäht,
Die wohl so gern sich einem Manne stellen,
Als ich der Schlang an ihre Zunge griffe.
Gelbschnäbel, Buben, Affen, Prahler.

Leonato.
Bruder!

Antonio.
Ei was, sei still! Was da! ich kenne sie,
Weiß, was sie gelten, bis auf Gramm und Skrupel:
Vorlaute, dreiste, modesüchtge Knaben,
Die lügen, trügen, höhnen, schmähn und lästern.
Mit bunter Narrentracht den Helden spielen,
Und ein halb Dutzend grimmer Worte lernten:
«Was sie dem Feind antäten, käm's soweit »
Und das ist alles.

Leonato.
Bruder

Antonio.
's ist schon gut,
Du kümmre dich um nichts, laß mich nur machen.

Don Pedro.
Ihr Herrn, wir wolln nicht euern Unmut wecken.
Daß Eure Tochter starb, geht mir zu Herzen;
Doch auf mein Wort, sie war um nichts beschuldigt,
Als was gewiß und klar erwiesen stand.

Leonato.
Mein Fürst, mein Fürst

Don Pedro.
Ich will nicht hören.

Leonato.
Nicht?
Fort, Bruder! Ihr sollt hören!

Antonio.
Ja, Ihr sollt!
Ja! oder einge von uns sollen's fühlen!

(Leonato und Antonio ab.)
Benedikt kommt.

Don Pedro.
Seht, da kommt der Mann, den wir gesucht.

Claudio.
Nun, Signor, was gibt's Neues?

Benedikt.
Guten Tag, mein Fürst.

Don Pedro.
Willkommen, Signor. Ihr hättet eben beinahe einen Strauß trennen können.

Claudio.
Es fehlte nicht viel, so hätten zwei alte Männer ohne Zähne unsre zwei Nasen abgebissen.

Don Pedro.
Leonato und sein Bruder. Was denkst du wohl? Hätten wir gefochten, so fürchte ich, wir wären zu jung für sie gewesen.

Benedikt.
In einer schlechten Sache hat man keinen rechten Mut. Ich kam, euch beide aufzusuchen.

Claudio.
Und wir sind schon lange auf den Beinen, dich zu suchen. Denn wir sind gewaltig melancholisch und sähen's gern, wenn uns das jemand austriebe. Willst du deinen Witz in Bewegung setzen?

Benedikt.
Er steckt in meiner Scheide, soll ich ihn ziehn?

Don Pedro.
Trägst du deinen Witz an der Seite?

Claudio.
Das tat noch niemand, obgleich wohl viele ihren Witz beiseite gelegt haben. Ich will dich spielen heißen, wie wir's den Fiedlern tun; spiel auf, mach uns lustig.

Don Pedro.
So wahr ich ehrlich bin, er sieht blaß aus. Bist du krank oder verdrießlich?

Claudio.
Mut, Freund! Wenn der Gram auch eine Katze ums Leben bringen kann, so hast du doch wohl Herz genug, den Gram ums Leben zu bringen?

Benedikt.
Signor, wenn Ihr Euern Witz gegen mich richtet, so denk ich ihm in seinem Rennen standzuhalten. Habt die Güte und wählt ein andres Thema.

Claudio.
So schafft Euch erst eine neue Lanze, denn diese letzte brach mittendurch.

Don Pedro.
Beim Himmel, er verändert sich mehr und mehr; ich glaube, er ist im Ernst verdrießlich.

Claudio.
Nun, wenn er's ist, so weiß er, wie er seinen Gürtel zu schnallen hat.

Benedikt.
Soll ich Euch ein Wort ins Ohr sagen?

Claudio.
Gott bewahre uns vor einer Ausforderung!

Benedikt (beiseite zu Claudio).
Ihr seid ein Nichtswürdiger; ich scherze nicht. Ich will's Euch beweisen, wie Ihr wollt, womit Ihr wollt und wann Ihr wollt. Tut mir Bescheid, oder ich mache Eure Feigherzigkeit öffentlich bekannt. Ihr habt ein liebenswürdiges Mädchen getötet, und ihr Tod soll schwer auf Euch fallen. Laßt mich Eure Antwort hören.

Claudio (laut).
Schön, ich werde mich einfinden, wenn Eure Mahlzeit der Mühe verlohnt.

Don Pedro.
Was? ein Schmaus? ein Schmaus?

Claudio.
Jawohl, er hat mich eingeladen auf einen Kalbskopf und einen Kapaun, und wenn ich beide nicht mit der größten Zierlichkeit vorschneide, so sagt, mein Messer tauge nichts. Gibt's nicht etwa auch eine junge Schnepfe?

Benedikt.
Signor, Euer Witz geht einen guten leichten Paß, er fällt nicht schwer.

Don Pedro.
Ich muß dir doch erzählen, wie Beatrice neulich deinen Witz herausstrich. Ich sagte, du hättest einen feinen Witz; o ja, sagte sie, fein und klein. Nein, sagte ich, einen großen Witz; recht, sagte sie, groß und derb; nein, sagte ich, einen guten Witz; sehr wahr, sagte sie, er tut niemanden weh. Aber, sagte ich, es ist ein kluger, junger Mann; gewiß, sagte sie, ein recht superkluger, junger Mensch. Und was noch mehr ist, sagte ich, er versteht sich auf verschiedene Sprachen. Das glaub ich, sagte sie, denn er schwur mir Montag abend etwas zu, was er Dienstag morgen wieder verschwor; da habt Ihr eine doppelte Sprache, da habt Ihr zwei Sprachen. So hat sie eine ganze Stunde lang alle deine besondern Tugenden travestiert, bis sie zuletzt mit einem Seufzer schloß: du seist der artigste Mann in Italien.

Claudio.
Wobei sie bitterlich weinte und hinzufügte: sie kümmre sich nichts drum.

Don Pedro.
Ja, das tat sie; und doch mit alledem, wenn sie ihn nicht herzlich haßte, so würde sie ihn herzlich lieben. Des Alten Tochter hat uns alles erzählt.

Claudio.
Alles, alles! und noch obendrein, Gott sahe ihn, als er sich im Garten versteckt hatte.

Don Pedro.
Und wann werden wir denn des wilden Stieres Hörner auf des vernünftigen Benedikt Stirne sehn?

Claudio.
Und wann werden wir mit großen Buchstaben geschrieben lesen: Hier wohnt Benedikt, der verheiratete Mann?

Benedikt.
Lebt wohl, junger Bursch; Ihr wißt meine Meinung, ich will Euch jetzt Euerm schwatzhaften Humor überlassen. Ihr schwadroniert mit Euern Späßen, wie die Großprahler mit ihren Klingen, die gottlob! niemand verwunden. Gnädiger Herr, ich sage Euch meinen Dank für Eure bisherige Güte; von nun an muß ich mich Eurer Gesellschaft entziehn. Euer Bruder, der Bastard, ist aus Messina entflohen; ihr beide habt ein liebes, unschuldiges Mädchen ums Leben gebracht. Was diesen Don Ohnebart hier betrifft, so werden er und ich noch miteinander sprechen, und bis dahin mag er in Frieden ziehn. (Ab.)

Don Pedro.
Es ist sein Ernst?

Claudio.
Sein ehrsamster Ernst, und ich wollte wetten, alles aus Liebe zu Beatrice.

Don Pedro.
Und er hat dich gefordert?

Claudio.
In aller Form.

Don Pedro.
Was für ein artiges Ding ein Mann ist, wenn er in Wams und Hosen herumläuft und seinen Verstand zu Hause läßt!

Claudio.
Er ist alsdann ein Riese gegen einen Affen; aber dafür ist dann auch ein Affe ein Doktor gegen solch einen Mann.

Holzapfel, Schlehwein, Wache mit Konrad und Borachio.

Don Pedro.
Aber jetzt stille, laß gut sein, und du, mein Herz, geh in dich und sei ernst. Sagte er nicht, mein Bruder sei entflohn?

Holzapfel.
Nur heran, Herr, wenn Euch die Gerechtigkeit nicht zahm machen kann, so soll die Justiz niemals wieder ein Argelment auf ihre Waagschale legen; ja, und wenn Ihr vorher ein hippokratischer Taugenichts gewesen seid, so muß man Euch jetzt auf die Finger sehn.

Don Pedro.
Was ist das? Zwei von meines Bruders Leuten gebunden? und Borachio der eine?

Claudio.
Forscht doch nach ihrem Vergehn, gnädiger Herr.

Don Pedro.
Gerichtsdiener, welches Vergehn haben sich diese Leute zuschulden kommen lassen?

Holzapfel.
Ei, gnädiger Herr, falschen Rapport haben sie begangen; überdem sind Unwahrheiten vorgekommen; andernteils haben sie Kolonien gesagt; sechstens und letztens haben sie ein Fräulein verlästert; drittens haben sie Unrichtigkeiten verifiziert, und schließlich sind sie lügenhafte Spitzbuben.

Don Pedro.
Erstens frage ich dich, was sie getan haben; drittens frag ich dich, was ihr Vergehn ist; sechstens und letztens, warum man sie arretiert hat; und schließlich, was ihr ihnen zur Last legt.

Claudio.
Richtig subdividiert, nach seiner eignen Einteilung. Das nenn ich mir entwirrte Verwirrung.

Don Pedro.
Was habt ihr begangen, Leute, daß man euch auf diese Weise gebunden hat? Dieser gelehrte Konstabler ist zu scharfsinnig als daß man ihn verstehen könnte. Worin besteht euer Vergehn?

Borachio.
Teuerster Prinz, laßt mich nicht erst vor Gericht gestellt werden; hört mich an, und mag dieser Graf mich niederstoßen. Ich habe Euch mit sehenden Augen blind gemacht; was euer beider Weisheit nicht entdecken konnte, haben diese schalen Toren ans Licht gebracht, die mich in der Nacht behorchten, als ich diesem Manne hier erzählte, wie Don Juan, Euer Bruder, mich angestiftet, Fräulein Hero zu verleumden; wie Ihr in den Garten gelockt wurdet und mich um Margareten, die Heros Kleider trug, werben saht; wie Ihr sie verstoßen habt, als Ihr sie heiraten solltet. Diesen meinen Bubenstreich haben sie zu Protokoll genommen, und lieber will ich ihn mit meinem Blut versiegeln, als ihn noch einmal zu meiner Schande wiederholen. Das Fräulein ist durch meine und meines Herrn falsche Beschuldigung getötet worden; und kurz, ich begehre jetzt nichts als den Lohn eines Bösewichtes.

Don Pedro.
Rennt nicht dies Wort wie Eisen durch dein Blut?

Claudio.
Ich habe Gift getrunken, als er sprach.

Don Pedro.
Und hat mein Bruder hiezu dich verleitet?

Borachio.
Ja, und mich reichlich für die Tat belohnt.

Don Pedro.
Er ist Verrat und Tücke ganz und gar
Und nun entfloh er auf dies Bubenstück.

Claudio.
O süße Hero! jetzt strahlt mir dein Bild
Im reinen Glanz, wie ich zuerst es liebte.

Holzapfel.
Kommt, führt diese Requisiten weg; unser Schreiber wird alleweil auch den Signor Leonato von dem Handel destruiert haben; und ihr, Leute, vergeßt nicht zu seiner Zeit und an seinem Ort zu spezifizieren, daß ich ein Esel bin.

Schlehwein.
Hier, hier kommt der Herr Signor Leonato und der Schreiber dazu.

Leonato, Antonio und der Schreiber kommen.

Leonato.
Wo ist der Bube? Laßt mich sehn sein Antlitz,
Daß, wenn ein Mensch mir vorkommt, der ihm gleicht,
Ich ihn vermeiden kann. Wer ist's von diesen?

Borachio.
Wollt Ihr den sehn, der Euch gekränkt? Ich bin's.

Leonato.
Bist du der Sklav, des Hauch getötet hat
Mein armes Kind?

Borachio.
Derselbe; ich allein.

Leonato.
Nein, nicht so, Bube, du verleumdest dich.
Hier steht ein Paar von ehrenwerten Männern,
Ein Dritter floh, des Hand im Spiele war:
Euch dank ich, Prinzen, meiner Tochter Tod,
Den schreibt zu euern hohen, würdgen Taten,
Denn herrlich war's vollbracht, bedenkt ihr's recht.

Claudio.
Ich weiß nicht, wie ich Euch um Nachsicht bäte,
Doch reden muß ich. Wählt die Rache selbst,
Die schwerste Buß erdenkt für meine Sünde,
Ich trage sie. Doch nur im Mißverstand
Lag meine Sünde!

Don Pedro.
Und meine, das beschwör ich.
Und doch, dem guten Greis genugzutun,
Möcht ich mich beugen unterm schwersten Joch,
Mit dem er mich belasten will.

Leonato.
Befehlen kann ich nicht: «Erweckt mein Kind»,
Das wär unmöglich. Doch ich bitt euch beide,
Verkündet's unsrer Stadt Messina hier,
Wie schuldlos sie gestorben. Wenn Eur Lieben
Ein Lied der Trauer Euch ersinnen läßt,
So hängt ein Epitaph an ihre Gruft
Und singt es ihrer Asche, singt's heut nacht.
Auf morgen früh lad ich Euch in mein Haus,
Und könnt Ihr jetzt mein Eidam nicht mehr werden,
So seid mein Neffe. Mein Bruder hat 'ne Tochter,
Beinah ein Abbild meines toten Kindes,
Und sie ist einzge Erbin von uns beiden;
Der schenkt, was ihre Muhm erhalten sollte,
Und so stirbt meine Rache.

Claudio.
Edler Mann!
So übergroße Güt entlockt mir Tränen.
Mit Rührung nehm ich's an: verfügt nun künftig
Nach Willkür mit dem armen Claudio.

Leonato.
Auf morgen denn erwart ich Euch bei mir,
Für heut gut Nacht. Der Niederträchtige
Steh im Verhör Margreten gegenüber,
Die, glaub ich, auch zu dem Komplott gehörte,
Erkauft von Euerm Bruder.

Borachio.
Bei meiner Seele, nein, so war es nicht;
Sie sprach mit mir, nicht wissend, was sie tat;
Stets hab ich treu und rechtlich sie gefunden
In allem, was ich je von ihr erfahren.

Holzapfel.
Anbei ist noch Meldung zu tun, gnädiger Herr, obgleich es freilich nicht weiß auf schwarz dasteht, daß dieser Requisit hier, dieser arme Sünder, mich einen Esel genannt hat. Ich muß bitten, daß das bei seiner Bestrafung in Anregung kommen möge. Und ferner hörte die Wache sie von einem Mißgestalt reden; er leiht Geld um Gottes willen und treibt's nun schon so lange, und gibt nichts wieder, daß die Leute anfangen, hartherzig zu werden und nichts mehr um Gottes willen geben wollen. Seid von der Güte und verhört ihn auch über diesen Punkt.

Leonato.
Hab Dank für deine Sorg und brav Bemühn.

Holzapfel.
Eur Wohlgeboren reden wie ein recht ehrwürdiger und dankbarer junger Mensch, und ich preise Gott für Euch.

Leonato.
Da hast du für deine Mühe.

Holzapfel.
Gott segne dieses fromme Haus.

Leonato.
Geh, ich nehme dir deine Gefangenen ab und danke dir.

Holzapfel.
So resigniere ich Eur Wohlgeboren einen infamen Spitzbuben, nebst untertänigster Bitte an Eur Wohlgeboren, ein Exempel an sich zu statuieren, andern dergleichen zur Warnung. Gott behüte Eur Wohlgeboren; ich wünsche Euch alles Gute; Gott geb Euch gute Beßrung, ich erlaube Eur Wohlgeboren, jetzt alleruntertänigst nach Hause zu gehn; und wenn ein fröhliches Wiedersehn zu den erwünschten Dingen gehört, so wolle Gott es in seiner Gnade verhüten. Kommt, Nachbar. (Gehn ab.)

Leonato.
Nun bis auf morgen früh, ihr Herrn, lebt wohl.

Antonio.
Lebt wohl, ihr Herren, vergeßt uns nicht auf morgen.

Don Pedro.
Wir fehlen nicht.

Claudio.
Heut nacht wein ich um Hero.

(Don Pedro und Claudio ab.)

Leonato.
Schafft diese fort: jetzt frag ich Margareten,
Wie sie bekannt ward mit dem schlechten Menschen. (Ab.)

Zweite Szene

Leonatos Garten

Benedikt und Margareta, die sich begegnen

Benedikt.
Hört doch, liebe Margareta, macht Euch um mich verdient und verhelft mir zu einem Gespräch mit Beatricen.

Margareta.
Wollt Ihr mir dafür auch ein Sonett zum Lobe meiner Schönheit schreiben?

Benedikt.
In so hohem Stil, Margareta, daß kein jetzt Lebender, noch so Verwegner sich daran wagen soll, denn in Wahrheit, das verdienst du.

Margareta.
Daß keiner sich an meine Schönheit wagen soll?

Benedikt.
Dein Witz schnappt so rasch wie eines Windspiels Maul; er fängt auf.

Margareta.
Und Eurer trifft so stumpf wie eines Fechters Rapier; er stößt und verwundet nicht.

Benedikt.
Lauter Galanterie, Margareta, er will kein Frauenzimmer verwunden. Und nun bitte ich dich, rufe mir Beatrice, ich strecke die Waffen vor dir.

Margareta.
Nun, ich will sie rufen, ich denke, sie hat ihre Füße bei der Hand.

Benedikt.
Wenn das ist, so hoffe ich, kommt sie.
(Singt.)

Gott Amor droben
Kennt meinen Sinn,
Und weiß aus vielen Proben,
Wie schwach ich bin.

Ich meine im Singen; aber in der Liebe – – Leander, der treffliche Schwimmer; Troilus, der den ersten Pandarus in Requisition setzte, und ein ganzes Buch voll von diesen weiland Liebesrittern, deren Namen jetzt so glatt in der ebenen Bahn der fünffüßigen Iamben dahingleiten, alle diese waren nie so ernstlich über und über in Liebe versenkt, als mein armes Ich. Aber wahrhaftig, ich kann's nicht in Reimen beweisen; ich hab's versucht; ich finde keinen Reim auf Mädchen als Schäfchen, ein zu unschuldiger Reim; auf Zorn, als Horn, ein harter Reim; auf Ohr, Tor, ein alberner Reim sehr verfängliche Endungen; nein, ich bin einmal nicht unter einem reimenden Planeten geboren, ich weiß auch nicht in Feiertagsworten zu werben.
Beatrice kommt.
Schönste Beatrice, kamst du wirklich, weil ich dich rief?

Beatrice.
Ja, Signor, und ich werde gehn, wenn Ihr mir's sagt.

Benedikt.
Oh, Ihr bleibt also bis dahin?

Beatrice.
Dahin habt Ihr jetzt eben gesagt, also lebt nun wohl. Doch eh ich gehe, sagt mir das, weshalb ich kam; laßt mich hören, was zwischen Euch und Claudio vorgefallen ist.

Benedikt.
Nichts als böse Reden, und demzufolge laß mich dich küssen.

Beatrice.
Böse Reden sind böse Luft, und böse Luft ist nur böser Atem, und böser Atem ist ungesund, und also will ich ungeküßt wiedergehn.

Benedikt.
Du hast das Wort aus seinem rechten Sinn herausgeschreckt, so energisch ist dein Witz. Aber ich will dir's schlechtweg erzählen. Claudio hat meine Forderung erhalten, und ich werde jetzt bald mehr von ihm hören, oder ich nenne ihn öffentlich eine Memme. Und nun sage mir, in welche von meinen schlechten Eigenschaften hast du dich zuerst verliebt?

Beatrice.
In alle auf einmal; denn sie bilden zusammen eine so wohlorganisierte Republik von Fehlern, daß sie auch nicht einer guten Eigenschaft gestatten, sich unter sie zu mischen. Aber um welche von meinen schönen Qualitäten habt Ihr zuerst die Liebe zu mir erdulden müssen?

Benedikt.
Die Liebe erdulden! Eine hübsche Phrase! Freilich erdulde ich die Liebe, denn wider meinen Willen muß ich dich lieben.

Beatrice.
Wohl gar deinem Herzen zum Trotz? Ach, das arme Herzchen! Wenn Ihr um meinetwillen trotzt, will ich ihm um Euretwillen Trotz bieten, denn ich werde niemals das lieben, was mein Freund haßt.

Benedikt.
Du und ich sind zu vernünftig, um uns friedlich umeinander zu bewerben.

Beatrice.
Das sollte man aus dieser Beichte nicht schließen: unter zwanzig vernünftigen Männern wird nicht einer sich selbst loben.

Benedikt.
Ein altes, altes Sprichwort, Beatrice, das gegolten haben mag, als es noch gute Nachbarn gab: wer in unserm Zeitalter sich nicht selbst eine Grabschrift aufsetzt, ehe er stirbt, der wird nicht länger im Gedächtnis leben, als die Glocke läutet und die Witwe weint.

Beatrice.
Und das wäre?

Benedikt.
Ihr fragt noch? Nun, eine Stunde läuten und eine Viertelstunde weinen. Deshalb ist der beste Ausweg für einen Verständigen (wenn anders Don Wurm, sein Gewissen, ihn nicht daran hindert), die Posaune seiner eigenen Tugenden zu sein, wie ich's jetzt für mich bin. Soviel über mein Selbstlob (und daß ich des Lobes wert sei, will ich selbst bezeugen); nun sagt mir aber, wie geht es Eurer Muhme?

Beatrice.
Sehr schlecht.

Benedikt.
Und wie geht es Euch selbst?

Beatrice.
Auch sehr schlecht.

Benedikt.
Seid fromm, liebt mich und bessert Euch; und nun will ich Euch Lebewohl sagen, denn hier kommt jemand in Eil.

Ursula kommt.

Ursula.
Mein Fräulein, Ihr sollt zu Euerm Oheim kommen, es ist ein schöner Lärm da drinnen! man hat erwiesen, unser Fräulein Hero sei böslich verleumdet, die Prinzen und Claudio mächtig betrogen, und Don Juan, der Anstifter von dem allem, hat sich auf und davon gemacht. Wollt Ihr jetzt gleich mitkommen?

Beatrice.
Wollt Ihr diese Neuigkeiten mit anhören, Signor?

Benedikt.
Ich will in deinem Herzen leben, in deinem Schoß sterben, in deinen Augen begraben werden, und über das alles will ich mit dir zu deinem Oheim gehn. (Ab.)

Dritte Szene

In der Kirche

Don Pedro, Claudio, Gefolge mit Musik und Fackeln

Claudio.
Ist dies des Leonato Grabgewölb?

Diener.
Ja, gnädger Herr.

Claudio (liest von einer Rolle).
Schmähsucht brach der Hero Herz
Hier schläft sie im Jungfraunkranz.
Für der Erde kurzen Schmerz
Schmückt sie Tod mit Himmelsglanz;
Leben mußt in Schmach ersterben,
Tod ihr ewgen Ruhm erwerben.
(Hängt die Rolle auf.)
Häng an ihres Grabmals Steinen,
Wenn ich tot, sie zu beweinen.

Nun stimmet an und singt die Todeshymne.

Gesang.
Gnad uns, Königin der Nacht,
Die dein Mägdlein umgebracht;
Trauernd und mit Angstgestöhn
Um ihr Grab wir reuig gehn.
Mitternacht, steh uns bei!
Mehr' unser Klaggeschrei!
Feierlich, feierlich!
Gräber, gähnt weit empor!
Steig auf, o Geisterchor,
Feierlich, feierlich!

Claudio.
Nun ruh in Frieden dein Gebein!
Dies Fest soll jährlich sich erneun.

Don Pedro.
Löscht eure Fackeln jetzt, schon fällt der Tau,
Der Wolf zieht waldwärts, und vom Schlaf noch schwer,
Streift sich der Osten schon mit lichtem Grau,
Vor Phöbus' Rädern zieht der Tag einher.
Euch allen Dank! verlaßt uns und lebt wohl.

Claudio.
Guten Morgen, Freunde, geh nun jeder heim.

Don Pedro.
Kommt, laßt zum neuen Feste jetzt uns schmücken,
Und dann zu Leonato folgt mir nach.

Claudio.
Und Hymen mög uns diesmal mehr beglücken,
Als an dem heut gesühnten Trauertag.

(Alle ab.)

Vierte Szene

Zimmer in Leonatos Hause

Leonato, Antonio, Benedikt, Beatrice, Ursula, Mönch und Hero treten auf

Mönch.
Sagt ich's euch nicht, daß sie unschuldig sei?

Leonato.
Wie Claudio und der Prinz, die sie verklagt
Auf jenen Irrtum, den wir jetzt besprochen.
Doch etwas ist Margret im Fehl verstrickt,
Zwar gegen ihren Willen, wie's erscheint
In dem Verlauf der ganzen Untersuchung.

Antonio.
Nun, ich bin froh, daß alles glücklich endet.

Benedikt.
Das bin ich auch, da sonst mein Wort mich band,
Vom jungen Claudio Rechenschaft zu fordern.

Leonato.
Nun, meine Tochter und ihr andern Fraun
Zieht in das nächste Zimmer euch zurück,
Und wenn ich sende, kommt in Masken her.
Der Prinz und Claudio wolln um diese Stunde
Mich hier besuchen. Du, Bruder, kennst dein Amt,
Du mußt der Vater deiner Nichte sein
Und Claudio sie vermählen.

(Die Frauen ab.)

Antonio.
Das tu ich dir mit fester, sichrer Miene.

Benedikt.
Euch, Pater, denk ich auch noch zu bemühn.

Mönch.
Wozu, Signor?

Benedikt.
Zu binden oder lösen, eins von beiden.
Herr Leonato, so weit ist's, mein Teurer,
Mit günstgen Augen sieht mich Eure Nichte.

Leonato.
Die Augen lieh ihr, wahrlich, meine Tochter.

Benedikt.
Und ich vergelt es mit verliebten Augen.

Leonato.
Den Liebesblick habt Ihr von mir erhalten,
Von Claudio und dem Prinzen. Doch, was wollt Ihr?

Benedikt.
Die Antwort, Herr, bedünkt mich problematisch.
Mein Wille wünscht, daß Euer guter Wille
Sich unserm Willen fügt und dieser Tag
Uns durch das Band der heilgen Eh verknüpfe
Und dazu, würdger Mann, schenkt Euern Beistand.

Leonato.
Mein Jawort geb ich gern.

Mönch.
Ich meinen Beistand.
Hier kommt der Prinz und Claudio.

Don Pedro und Claudio mit Gefolge.

Don Pedro.
Guten Morgen diesem ganzen edlen Kreis!

Leonato.
Guten Morgen, teurer Fürst, guten Morgen, Claudio!
Wir warten Euer; seid Ihr noch entschlossen,
Mit meines Bruders Kind Euch zu vermählen?

Claudio.
Ich halte Wort, und wär sie eine Mohrin.

Leonato.
Ruf, Bruder, sie, der Priester ist bereit.

(Antonio ab.)

Don Pedro.
Ei, guten Morgen, Benedikt, wie geht's?
Wie kommt Euch solch ein Februarsgesicht,
So voller Frost und Sturm und Wolkenschatten?

Claudio.
Ich denk, er denkt wohl an den wilden Stier.
Nur still! dein Horn schmück ich mit goldnem Knopf,
Und ganz Europa soll dir Bravo rufen,
Wie einst Europa sich am Zeus erfreute,
Da er als edles Vieh trug Liebesbeute.

Benedikt.
Zeus brüllt' als Stier ein sehr verführend Muh,
Und solch ein Gast kirrt' Eures Vaters Kuh,
Und ließ ein Kalb zurück dem edlen Tier,
Ganz so von Ansehn und Geblök wie Ihr.

Antonio kommt wieder, mit ihm die Frauen maskiert.

Claudio.
Das zahl ich Euch; doch jetzt kommt andre Rechnung.
An welche Dame darf ich hier mich wenden?

Antonio.
Hier, diese ist's, nehmt sie von meiner Hand.

Claudio.
So ist sie mein! Zeigt mir Eur Antlitz, Holde.

Leonato.
Nicht so, bevor du ihre Hand erfaßt
Vor diesem Priester und ihr Treu gelobt.

Claudio.
Gebt mir die Hand vor diesem würdgen Mönch,
Wenn Ihr mich wollt, so bin ich Euer Gatte.

Hero.
Als ich gelebt, war ich Eur erstes Weib;
Als Ihr geliebt, wart Ihr mein erster Gatte.

(Nimmt die Maske ab.)

Claudio.
Noch eine Hero?

Hero.
Nichts ist so gewiß.
Geschmäht starb eine Hero; doch ich lebe,
So wahr ich lebe, bin ich rein von Schuld.

Don Pedro.
Die vorge Hero! Hero! die gestorben!

Leonato.
Sie lebte wieder, als Verleumdung starb.

Mönch.
All dies ' Erstaunen bring ich zum Verständnis.
Sobald die heilgen Bräuche sind vollbracht,
Bericht ich jeden Umstand ihres Todes.
Indes nehmt als Gewöhnliches dies Wunder
Und laßt uns alle zur Kapelle gehn.

Benedikt.
Still, Mönch, gemach! Wer ist hier Beatrice?

Beatrice.
Ich bin statt ihrer da. Was wollt Ihr mir?

Benedikt.
Liebt Ihr mich nicht?

Beatrice.
Nein, weiter nicht als billig.

Benedikt.
So sind Eur Oheim und der Prinz und Claudio
Gar sehr getäuscht; sie schwuren doch, Ihr liebtet.

Beatrice.
Liebt Ihr mich nicht?

Benedikt.
Nein, weiter nicht als billig.

Beatrice.
So sind mein Mühmchen, Ursula und Gretchen
Gar sehr getäuscht; sie schwuren doch, Ihr liebtet.

Benedikt.
Sie schwuren ja: Ihr seid fast krank um mich.

Beatrice.
Sie schwuren ja: Ihr seid halbtot aus Liebe.

Benedikt.
Ei, nichts davon, Ihr liebt mich also nicht?

Beatrice.
Nein, wahrlich, nichts als freundliches Erwidern.

Leonato.
Kommt, Nichte, glaubt mir's nur, Ihr liebt den Herrn.

Claudio.
Und ich versichr' es Euch, er liebt auch sie:
Seht nur dies Blatt, von seiner Hand geschrieben,
Ein lahm Sonett aus seinem eignen Hirn
Zu Beatricens Preis.

Hero.
Und hier ein zweites
Von ihrer Schrift, aus ihrer Tasch entwandt,
Verrät, wie sie für Benedikt erglüht.

Benedikt.
O Wunder, hier zeugen unsre Hände gegen unsre Herzen. Komm, ich will dich nehmen, aber bei diesem Sonnenlicht, ich nehme dich nur aus Mitleid.

Beatrice.
Ich will Euch nicht geradezu abweisen; aber bei diesem Tagesglanz, ich folge nur dem dringenden Zureden meiner Freunde, und zum Teil, um Euer Leben zu retten; denn man sagt mir, Ihr hättet die Auszehrung.

Benedikt.
Still! ich stopfe dir den Mund. (Küßt sie.)

Don Pedro.
Wie geht's nun, Benedikt, du Ehemann?

Benedikt.
Ich will dir etwas sagen, Prinz: eine ganze hohe Schule von Witzknackern soll mich jetzt nicht aus meinem Humor sticheln. Meinst du, ich frage etwas nach einer Satire oder einem Epigramm? Könnte man von Einfällen beschmutzt werden, wer hätte dann noch einen saubern Fleck an sich? Mit einem Wort, weil ich mir's einmal vorgesetzt, zu heiraten, so mag mir die ganze Welt jetzt vorsetzen, was sie an Gegengründen weiß, mir soll's eins sein; und darum macht nur keine Glossen wegen dessen, was ich ehmals dagegen gesagt habe; denn der Mensch ist ein wandelbares Geschöpf, und damit ist's gut. Was dich betrifft, Claudio, so dachte ich dir, eins zu versetzen; aber da es den Anschein hat, als sollten wir jetzt Vettern werden, so lebe fort in heiler Haut und liebe meine Muhme.

Claudio.
Ich hatte schon gehofft, du würdest Beatricen einen Korb geben, damit ich dich aus deinem einzelnen Stande hätte herausklopfen können und dich zu einem Dualisten machen, und ein solcher wirst du auch ohne Zweifel werden, wenn meine Muhme dir nicht gewaltig auf die Finger sieht.

Benedikt.
Still doch, wir sind Freunde. Laßt uns vor der Hochzeit einen Tanz machen, das schafft uns leichtere Herzen und unsern Frauen leichtere Füße.

Leonato.
Den Tanz wollen wir hernach haben.

Benedikt.
Nein, lieber vorher; spielt nur, ihr Musikanten. Prinz, du bist so nachdenklich, nimm dir eine Frau! nimm dir eine Frau! Es gibt keinen ehrwürdigern Stab, als der mit Horn beschlagen ist.

Ein Diener kommt.

Diener.
Mein Fürst, Eur Bruder ward im Fliehn gefangen;
Man bracht ihn mit Bedeckung nach Messina.

Benedikt.
Denkt nicht eher als morgen an ihn; ich will unterdes schon auf derbe Strafen sinnen. Spielt auf, Musikanten!

(Tanz. Alle ab.)


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