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Dritter Aufzug

Erste Szene

Es treten auf Hero, Margareta, Ursula

Hero.
Lauf, Margareta, in den Saal hinauf,
Dort findst du meine Muhme Beatrice
Mit Claudio und dem Prinzen im Gespräch:
Raun ihr ins Ohr, daß ich und Ursula
Im Garten sind und unsre Unterhaltung
Nur sie betrifft; sag, daß du uns behorcht.
Dann heiß sie schleichen in die dichte Laube,
Wo Geißblattranken, an der Sonn erblüht,
Der Sonne Zutritt wehren: – wie Günstlinge,
Von Fürsten stolz gemacht, mit Stolz verschatten
Die Kraft, die sie erschaffen. – Dort versteckt
Soll sie uns reden hören: dies besorge,
Mach deine Sachen gut und laß uns jetzt.

Margareta.
Ich schaffe gleich sie her, verlaßt Euch drauf. (Ab.)

Hero.
Nun, Ursula, wenn Beatrice kommt
Und wir im Baumgang auf- und niederwandeln,
Sei einzig nur vom Benedikt die Rede.
Wenn ich ihn nenne, sei es deine Rolle,
Ihn mehr, als je ein Mann verdient, zu loben.
Darauf erzähl ich dir, wie Benedikt
In Beatricen sterblich sei verliebt.
So schnitzt der kleine Gott die schlauen Pfeile,
Die schon durch Hören treffen. Jetz fang an:
Denn sieh nur, Beatrice, wie ein Kiebitz,
Schlüpft dicht am Boden hin, uns zu belauschen.

(Beatrice schleicht in die Laube.)

Ursula.
Die Lust beim Angeln ist, sehn, wie der Fisch
Den Silberstrom mit goldnen Rudern teilt,
Den tückschen Haken gierig zu verschlingen.
So angeln wir nach jener, die sich eben
Geduckt dort in die Geißblatthülle birgt.
Sorgt nicht um meinen Anteil am Gespräch.

Hero.
Komm näher nun, daß nichts ihr Ohr verliere
Vom süßen Köder, den wir trüglich legen.
    (Sie nähern sich der Laube.)
Nein, wahrlich, Ursula, sie ist zu stolz.
Ich kenn ihr Herz, es ist so spröd und wild
Wie ungezähmte Falken.

Ursula.
Ist's denn wahr?
Liebt Benedikt so einzig Beatricen?

Hero.
So sagt der Prinz und auch mein Bräutigam.

Ursula.
Und trugen sie Euch auf, es ihr zu sagen?

Hero.
Sie baten mich, ich mög es ihr entdecken.
Ich sprach, da Benedikt ihr Freund, sie möchten
Ihm raten, diese Neigung zu besiegen,
Daß Beatrice nie davon erfahre.

Ursula.
Warum, mein Fräulein? Sagt, verdienet er
So reiche, vollbeglückte Ehe nicht,
Als Beatrice je gewähren kann?

Hero.
Beim Liebesgott! Ich weiß es, er verdient
Soviel, als man dem Manne nur vergönnt.
Doch schuf Natur noch nie ein weiblich Herz
Von spröderm Stoff, als das der Beatrice;
Hohn und Verachtung sprüht ihr funkelnd Auge
Und schmäht, worauf sie blickt: so hoch im Preise
Stellt sie den eignen Witz, daß alles andre
Ihr nur gering erscheint; sie kann nicht lieben,
Noch Bild und Form der Neigung in sich prägen,
So ist sie in sich selbst vergafft.

Ursula.
Gewiß,
Und darum wär's nicht gut, erführe sie's,
Wie er sie liebt; sie würd ihn nur verspotten.

Hero.
Da sagst du wahr. Ich sah noch keinen Mann,
So klug, so jung und brav, so schön gebildet,
Sie münzt ihn um ins Gegenteil. Wenn blond,
So schwur sie, sollt er ihre Schwester heißen.
Wenn schwarz, hatt' Natur einen Harlekin,
Sich zeichnend, einen Tintenfleck gemacht;
Schlank, war's ein Lanzenschaft mit schlechtem Kopf,
Klein, ein Achatbild, ungeschickt geschnitzt:
Sprach er, ein Wetterhahn für alle Winde,
Schwieg er, ein Block, den keiner je bewegt.
So kehrt sie stets die falsche Seit hervor
Und gibt der Tugend und der Wahrheit nie,
Was Einfalt und Verdienst erwarten dürfen.

Ursula.
Gewiß, so scharfer Witz macht nicht beliebt.

Hero.
O nein! So schroff, so außer aller Form,
Wie's Beatrice liebt, empfiehlt wohl nie.
Wer aber darf ihr's sagen? Wollt ich reden,
Ich müßt an ihrem Spott vergehn; sie lachte
Mich aus mir selbst, erdrückte mich mit Witz.
Mag Benedikt drum wie verdecktes Feuer
In Seufzern sterben, innen sich verzehren:
Das ist ein beßrer Tod, als totgespottet,
Was schlimmer ist, als totgekitzelt werden.

Ursula.
Erzählt's Ihr doch, hört, was sie dazu sagt.

Hero.
Nein, lieber geh ich selbst zu Benedikt
Und rat ihm, seine Leidenschaft zu zähmen.
Und wahrlich, einge ehrliche Verleumdung
Auf meine Muhm ersinn ich. Niemand glaubt,
Wie leicht ein böses Wort die Gunst vergiftet.

Ursula.
Tut Eurer Muhme nicht so großes Unrecht,
Sie kann nicht alles Urteil so verleugnen,
Mit soviel schnellem, scharfem Witz begabt
(Als man sie dessen rühmt), zurückzuweisen
Solch seltnen Kavalier als Signor Benedikt.

Hero.
In ganz Italien sucht er seinesgleichen:
Versteht sich, meinen Claudio ausgenommen.

Ursula.
Ich bitt Euch, zürnt mir deshalb nicht, mein Fräulein:
Nach meiner Ansicht glaub ich, Signor Benedikt
Gilt nach Gestalt und Haltung, Geist und Mut
In unserm Welschland für den ersten Mann.

Hero.
Gewiß, er ist von hochbewährtem Ruf.

Ursula.
Den ihm sein Wert verdient, eh er ihn hatte.
Wann macht Ihr Hochzeit, Fräulein?

Hero.
Nun, allernächstens; morgen wohl. Jetzt komm,
Ich will dir Kleider zeigen, rate mir,
Was morgen mich am besten schmücken wird.

Ursula.
Die klebt am Leim: Ihr fingt sie, dafür steh ich.

Hero.
So bringt ein Zufall Amorn oft Gelingen:
Den trifft sein Pfeil, den fängt er sich mit Schlingen.

(Beide ab.)

Beatrice (kommt hervor)
Welch Feur durchströmt mein Ohr! Ist's wirklich wahr?
Wollt ihr mir Spott und Hohn so scharf verweisen?
Leb wohl denn, Mädchenstolz, auf immerdar,
Mich lüstet nimmermehr nach solchen Preisen.
Und, Benedikt, lieb immer: so gewöhn ich
Mein wildes Herz an deine teure Hand:
Sei treu, und, Liebster, deine Treue krön ich,
Und unsre Herzen bind ein heilges Band.
Man sagt, du bist es wert, und ich kann schwören,
Ich wußt es schon, und besser als vom Hören. (Ab.)

Zweite Szene

Zimmer in Leonatos Hause

Don Pedro, Claudio, Benedikt und Leonato

Don Pedro.
Ich bleibe nur noch, bis Eure Hochzeit vorüber ist, und gehe dann nach Arragon zurück.

Claudio.
Ich will Euch dahin begleiten, mein Fürst, wenn Ihr mir's vergönnen wollt.

Don Pedro.
Nein, das hieße, den neuen Glanz Eures Ehestands ebenso verderben, als einem Kinde sein neues Kleid zeigen und ihm verbieten, es zu tragen. Ich will mir nur Benedikts Gesellschaft erbitten, denn der ist von der Spitze seines Scheitels bis zur Sohle seines Fußes lauter Fröhlichkeit. Er hat Cupidos Bogensehne zwei- oder dreimal durchschnitten, und der kleine Henker wagt seitdem nicht mehr, auf ihn zu schießen. Er hat ein Herz, so gesund und ganz wie eine Glocke, und seine Zunge ist der Klöpfel, denn was sein Herz denkt, spricht seine Zunge aus.

Benedikt.
Ihr Herrn, ich bin nicht mehr, der ich war.

Leonato.
Das sag ich auch, mir scheint, Ihr seid ernster.

Claudio.
Ich hoffe, er ist verliebt.

Don Pedro.
Fort mit dem unnützen Menschen! – Es ist kein so wahrer Blutstropfen in ihm, daß er durch eine Liebe wahrhaft gerührt werden könnte; ist er ernst, so fehlt's ihm an Geld.

Benedikt.
Mich schmerzt der Zahn.

Don Pedro.
Heraus damit! – Was! um Zahnweh seufzen?

Leonato.
Was doch nur ein Fluß oder ein Wurm ist?

Benedikt.
Gut, jeder kann den Schmerz bemeistern, nur der nicht, der ihn fühlt.

Claudio.
Ich bleibe doch dabei, er ist verliebt.

Don Pedro.
Es ist kein Zeichen verliebter Grillen an ihm, es müßte denn die Grille sein, mit der er in fremde Moden verliebt ist – also z. B. heut ein Holländer, morgen ein Franzos, oder in der Tracht zweier Länder zugleich, ein Deutscher, vom Gürtel abwärts ganz Pluderhosen, und ein Spanier drüber, ohne Wams. Hätte er also nicht eine verliebte Grille für diese Narrheit (wie er sie denn wirklich hat), so wäre er kein Narr aus Liebe, wie ihr ihn dazu machen wollt.

Claudio.
Wenn er nicht in irgendein Frauenzimmer verliebt ist, so traut keinem Wahrzeichen mehr. Er bürstet alle Morgen seinen Hut; was kann das sonst bedeuten?

Don Pedro.
Hat ihn jemand beim Barbier gesehn?

Claudio.
Nein, aber wohl den Barbiersdiener bei ihm, und die alte Zier seiner Wangen ist schon gebraucht, Bälle damit zu stopfen.

Leonato.
In der Tat, er sieht um einen Bart jünger aus.

Don Pedro.
Und was mehr ist, er reibt sich mit Bisam; merkt ihr nun, wo 's ihm fehlt?

Claudio.
Das heißt mit andern Worten, der holde Knabe liebt.

Don Pedro.
Der größte Beweis ist seine Schwermut.

Claudio.
Und wann pflegte er sonst sein Gesicht zu waschen?

Don Pedro.
Ja, oder sich zu schminken? Ich höre aber wohl, was man deswegen von ihm sagt.

Claudio.
Und sein sprudelnder Geist! der jetzt in eine Lautensaite gekrochen ist und durch Griffe regiert wird.

Don Pedro.
Freilich, das alles kündigt eine tragische Geschichte an. Summa summarum, er ist verliebt.

Claudio.
Ja, und ich weiß auch, wer in ihn verliebt ist.

Don Pedro.
Nun, das möchte ich auch wissen. Ich wette, es ist eine, die ihn nicht kennt.

Claudio.
O freilich! Ihn und alle seine Fehler; und die demungeachtet für ihn stirbt.

Don Pedro.
Die muß mit dem Gesicht aufwärts begraben werden.

Benedikt.
Das alles hilft aber nicht für mein Zahnweh. Alter Herr, kommt ein wenig mit mir auf die Seite; ich habe acht oder neun vernünftige Worte ausstudiert, die ich Euch sagen möchte, und die diese Steckenpferde nicht zu hören brauchen.

(Benedikt und Leonato ab.)

Don Pedro.
Ich wette mein Leben, er hält bei ihm um Beatricen an.

Claudio.
Ganz gewiß. Hero und Margarete haben unterdes ihre Rolle mit Beatricen gespielt, und nun werden wohl diese Bären einander nicht beißen, wenn sie sich begegnen.

Don Juan kommt.

Don Juan.
Mein Fürst und Bruder, grüß Euch Gott!

Don Pedro.
Guten Tag, Bruder.

Don Juan.
Wenn es Euch gelegen wäre, hätte ich mit Euch zu reden.

Don Pedro.
Allein?

Don Juan.
Wenn es Euch gefällt – doch Graf Claudio mag's immer hören; denn was ich zu sagen habe, betrifft ihn.

Don Pedro.
Wovon ist die Rede?

Don Juan.
Gedenkt Ihr Euch morgen zu vermählen, edler Herr?

Don Pedro.
Das wißt Ihr ja.

Don Juan.
Das weiß ich nicht, wenn er erst wissen wird, was ich weiß.

Claudio.
Wenn irgendein Hindernis stattfindet, so bitte ich Euch, entdeckt es.

Don Juan.
Ihr denkt vielleicht, ich sei Euer Freund nicht: das wird sich hernach ausweisen, und Ihr werdet mich besser würdigen, erfahrt Ihr, was ich Euch entdecken werde. Von meinem Bruder glaube ich, daß er Euch wohlwill und aus Herzensliebe Euch dazu verholfen hat, Eure baldige Heirat ins Werk zu richten. In Wahrheit, eine schlimm angebrachte Werbung! Eine schlimm verwandte Mühe! –

Don Pedro.
Nun? was wollt Ihr damit sagen?

Don Juan.
Ich kam hieher, es Euch mitzuteilen; und um die Sache kurz zu fassen – denn es ist schon zu lange die Rede davon gewesen – das Fräulein ist treulos.

Claudio.
Wer? Hero?

Don Juan.
Eben sie; Leonatos Hero, Eure Hero – jedermanns Hero.

Claudio.
Treulos?

Don Juan.
Das Wort ist zu gut, ihre Verderbtheit zu malen: ich könnte sie leicht schlimmer nennen. Denkt nur auf die schlimmste Benennung, ich werde sie rechtfertigen. Wundert Euch nicht, bis wir mehr Beweis haben: geht nur heut abend mit mir, dann sollt Ihr sehn, wie ihr Kammerfenster erstiegen wird, und zwar noch in der Nacht vor ihrem Hochzeitstage. Wenn Ihr sie dann noch liebt, so heiratet sie morgen; aber Eurer Ehre wird es freilich besser stehn, wenn Ihr Eure Gedanken ändert.

Claudio.
Wär es möglich?

Don Pedro.
Ich will es nicht glauben.

Don Juan.
Habt Ihr nicht Mut, zu glauben, was Ihr seht, so bekennt auch nicht, was Ihr wißt. Wollt Ihr mir folgen, so will ich Euch genug zeigen. Wenn Ihr erst mehr gehört und gesehn habt, so tut hernach, was Euch beliebt.

Claudio.
Sehe ich diese Nacht irgend etwas, weshalb ich sie morgen nicht heiraten könnte, so will ich sie vor der ganzen Versammlung, wo sie getraut werden sollte, beschimpfen.

Don Pedro.
Und so wie ich für dich warb, sie zu erlangen, so will ich mich nun mit dir vereinigen, sie zu beschämen.

Don Juan.
Ich will sie nicht weiter verunglimpfen, bis ihr meine Zeugen seid. Seid nur ruhig bis Mitternacht, dann mag der Ausgang sich offenbaren.

Don Pedro.
O Tag, verkehrt und leidig!

Claudio.
O Unglück, fremd und seltsam!

Don Juan.
O Schmach mit Glück verhütet:
So sollt ihr sagen, saht ihr erst den Ausgang.

(Alle ab.)

Dritte Szene

Straße

Holzapfel, Schlehwein und Wache treten auf

Holzapfel.
Seid ihr fromme, ehrliche Leute und getreu?

Schlehwein.
Ja; sonst wär's schade drum, wenn sie nicht die ewige Salvation litten an Leib und Seele.

Holzapfel.
Nein, das wäre noch viel zuwenig Strafe für sie, wenn sie nur irgendeine Legitimität an sich hätten, da sie doch zu des Prinzen Wache inkommodiert sind.

Schlehwein.
Richtig. Teilt ihnen jetzt ihr Kommando aus, Nachbar Holzapfel.

Holzapfel.
Erstens also. Wer meint ihr, der die meiste Unkapazität hätte, Konstabler zu sein? –

Erste Wache.
Veit Haberkuchen, Herr, oder Görge Steinkohle, denn sie können lesen und schreiben.

Holzapfel.
Kommt her, Nachbar Steinkohle. Gott hat Euch mit einem guten Namen gesegnet. Ein Mann von guter Physiognomik sein, ist ein Geschenk des Glücks; aber die Schreibe- und Lesekunst kommt von der Natur.

Zweite Wache.
Und beides, Herr Konstabler – –

Holzapfel.
Habt Ihr, ich weiß, daß Ihr das sagen wolltet. Also dann, was Eure Physiognomik betrifft, seht, da gebt Gott die Ehre und macht nicht viel Rühmens davon; und Eure Schreibe- und Lesekunst, damit könnt Ihr Euch sehn lassen, wo kein Mensch solche Dummheiten nötig hat. Man hält Euch hier für den allerstupidsten Menschen, um Konstabler bei unsrer Wache zu sein; darum sollt Ihr die Laterne halten. So lautet Eure Vorschrift: Ihr sollt alle Fragebunten irritieren; Ihr seid dazu da, daß Ihr allen und jedem zuruft: Halt! in des Prinzen Namen.

Zweite Wache.
Aber wenn nun einer nicht halten will?

Holzapfel.
Nun, seht Ihr, da kümmert Euch nicht um ihn, laßt ihn laufen, ruft sogleich die übrige Wache zusammen und dankt Gott, daß Ihr den Schelm los seid.

Schlehwein.
Wenn man ihn angerufen hat, und er will nicht stehn, so ist er keiner von des Prinzen Untertanen.

Holzapfel.
Richtig. Und mit solchen, die nicht des Prinzen Untertanen sind, sollen sie sich gar nicht abgeben. Dann sollt Ihr auch keinen Lärm auf der Straße machen, denn daß eine Wache auf dem Posten Toleranz und Spektakel treibt, kann gar nicht geduldet werden.

Zweite Wache.
Wir wollen lieber schlafen als schwatzen, wir wissen schon, was sich für eine Wache gehört.

Holzapfel.
Recht. Ihr sprecht wie ein alter und tranquiller Wächter; denn ich sehe auch nicht, was im Schlafen für Sünde sein sollte. Nur nehmt Euch in acht, daß sie Euch Eure Piken nicht stehlen. Ferner! Ihr sollt in allen Bierschenken einkehren, und den Besoffenen sollt Ihr befehlen, zu Bett zu gehn. –

Zweite Wache.
Aber wenn sie nun nicht wollen. –

Holzapfel.
Nun, seht Ihr, da laßt sie sitzen, bis sie wieder nüchtern sind. Und wenn sie Euch dann keine bessere Antwort geben, da könnt Ihr ihnen sagen, sie wären nicht die Leute, für die Ihr sie gehalten habt.

Zweite Wache.
Gut, Herr.

Holzapfel.
Wenn Ihr einem Diebe begegnet, so könnt Ihr ihn kraft Eures Amts in Verdacht haben, daß er kein ehrlicher Mann sei; und was dergleichen Leute betrifft, seht Ihr, je weniger Ihr mit Ihnen zu verkehren oder zu schaffen habt, je besser ist's für Eure Repetition.

Zweite Wache.
Wenn wir's aber von ihm wissen, daß er ein Dieb ist, sollen wir ihn da nicht festhalten?

Holzapfel.
Freilich, kraft Eures Amts könnt Ihr's tun; aber ich denke, wer Pech angreift, besudelt sich: der friedfertigste Weg ist immer, wenn Ihr einen Dieb fangt, laßt ihn zeigen, was er kann und sich aus Eurer Gesellschaft wegstehlen.

Schlehwein.
Ihr habt doch immer für einen sanftmütigen Mann gegolten, Kamerad.

Holzapfel.
Das ist wahr, mit meinem Willen möcht ich keinen Hund hängen, wieviel mehr denn einen Menschen, der nur einige Redlichkeit im Leibe hat.

Schlehwein.
Wenn Ihr ein Kind in der Nacht weinen hört, so müßt Ihr der Amme rufen, daß sie's stillt.

Zweite Wache.
Wenn aber die Amme schläft und uns nicht hört?

Holzapfel.
Nun, so zieht ihn Frieden weiter und laßt das Kind sie mit dem Schreien wecken. Denn wenn das Schaf sein Lamm nicht hören will, das da bäh schreit, so wird's auch keinem Kalb antworten, wenn's blökt.

Schlehwein.
Das ist sehr wahr.

Holzapfel.
Dies ist das Ende Eurer Destruktion: Ihr, Konstabler, sollt jetzt den Prinzen in eigner Person präsentieren: wenn Ihr dem Prinzen in der Nacht begegnet, könnt Ihr ihn stehen heißen.

Schlehwein.
Nein, mein Seel, das kann er doch wohl nicht.

Holzapfel.
Fünf Schillinge gegen einen: jedermann, der die Konstipation dieser Bürgerwache kennt, muß sagen, er kann ihn stehn heißen: aber zum Henker, versteht sich, wenn der Prinz Lust hat: denn freilich, die Wache darf niemand beleidigen, und es ist doch eine Beleidigung, jemand gegen seinen Willen stehn zu heißen.

Schlehwein.
Sapperment, das denk ich auch.

Holzapfel.
Ha, ha, ha! – Nun, Leute, gute Nacht. Sollte irgend eine Sache von Wichtigkeit passieren, so ruft nach mir. Wahret das Amtsgeheimnis, jeder für alle; und so schlaft wohl. Kommt, Nachbar.

Zweite Wache.
Nun, Leute, wir wissen jetzt, was unsres Amtes ist – kommt und setzt euch mit auf die Kirchenbank bis um zwei Uhr, und dann zu Bett.

Holzapfel.
Noch ein Wort, ehrliche Nachbarn. Ich bitte euch, wacht doch vor Signor Leonatos Türe, denn weil's da morgen eine Hochzeit gibt, so wird heut abend viel Spektakel sein. Gott befohlen! Nun, gute Addition! das bitte ich euch.

(Holzapfel und Schlehwein ab.)
Borachio und Konrad kommen.

Borachio.
He, Konrad.

Erste Wache.
Still! rührt Euch nicht. –

Borachio.
Konrad, sag ich!

Konrad.
Hier, Mensch! ich bin an deinem Ellbogen.

Borachio.
Zum Henker, mein Ellbogen juckte mir auch, ich wußte wohl, daß das die Krätze bedeuten würde.

Konrad.
Die Antwort darauf will ich dir schuldig bleiben; nun nur weiter in deiner Geschichte.

Borachio.
Stelle dich nur hart unter dieses Vordach, denn es fängt an zu regnen; und nun will ich dir, wie ein redlicher Trunkenbold, alles offenbaren.

Erste Wache.
Irgendeine Verräterei, Leute! Steht aber stockstill!

Borachio.
Wisse also, ich habe tausend Dukaten von Don Juan verdient.

Konrad.
Ist's möglich, daß eine Schurkerei so teuer sein kann?

Borachio.
Du solltest lieber fragen, ob's möglich sei, daß ein Schurke so reich sein könne: denn wenn die reichen Schurken der armen bedürfen, so können die armen fordern, was sie wollen.

Konrad.
Das wundert mich.

Borachio.
Man sieht wohl, du bist noch kein Eingeweihter, du solltest doch wissen, daß die Mode eines Mantels, eines Wamses oder eines Huts für einen Mann soviel als nichts ist.

Konrad.
Nun ja, es ist die Kleidung.

Borachio.
Ich meine aber die Mode.

Konrad.
Ja doch, die Mode ist die Mode.

Borachio.
Ach was, das heißt ebensoviel als ein Narr ist ein Narr. Aber siehst du denn nicht, was für ein mißgestaltet Schelm diese Mode ist?

Erste Wache.
Ei! den Herrn Mißgestalt kenne ich: der hat nun an die sieben Jahr das Schelmenhandwerk mitgemacht und geht jetzt herum wie ein vornehmer Herr; ich besinne mich auf seinen Namen.

Borachio.
Hörtest du nicht eben jemand?

Konrad.
Nein, es war die Fahne auf dem Hause.

Borachio.
Siehst du nicht, sag ich, was für ein mißgestalter Schelm diese Mode ist? Wie schwindlicht er all das hitzige, junge Blut zwischen vierzehn und fünfunddreißig herumdreht? Bald stutzt er sie dir zu, wie Pharaos Soldaten auf den schwarzgeräucherten Bildern, bald wie die Priester des Baal zu Babel auf den alten Kirchenfenstern, bald wie den kahlgeschornen Herkules auf den braunen, wurmstichigen Tapeten, wo sein Hosenlatz so groß ist wie seine Keule.

Konrad.
Kann sein, ich sehe auch, daß die Mode mehr Kleider aufträgt als der Mensch. Aber hat sie dich denn nicht auch schwindlicht gemacht, daß du von deiner Erzählung abgekommen bist, um mir von der Mode vorzufaseln?

Borachio.
Nicht so sehr, als du denkst. Wisse also, daß ich diese Nacht mit Margareten, Fräulein Heros Kammermädchen, unter Heros Namen ein Liebesgespräch geführt; daß sie sich aus ihres Fräuleins Fenster zu mir heruntergeneigt und mir tausendmal gute Nacht gewünscht hat: oh, ich erzähle dir die Geschichte erbärmlich: – ich hätte vorher sagen sollen, wie der Prinz, Claudio und mein Herr, gekörnt, gestellt und geprellt von meinem Herrn Don Juan, von weitem im Garten diese zärtliche Zusammenkunft mit ansahen.

Konrad.
Hielten sie denn Margarete für Hero?

Borachio.
Zwei von ihnen taten's, der Prinz und Claudio; aber mein Herr, der Teufel, wußte wohl, daß es Margarete sei. Teils seine Schwüre, mit denen er sie vorher berückt hatte, teils die dunkle Nacht, die sie täuschte, vor allem aber meine künstliche Schelmerei, die alle Verleumdung des Don Juan bekräftigte, brachten's so weit, daß Claudio wütend davonging und schwur, er wolle morgen, wie es verabredet war, in der Kirche mit ihr zusammenkommen, sie dann vor der ganzen Versammlung durch Entdeckung von dem, was er in der Nacht gesehn, beschimpfen und sie ohne Gemahl nach Hause schicken.

Erste Wache.
Wir befehlen euch in des Prinzen Namen, steht!

Zweite Wache.
Ruft den eigentlichen Herrn Konstabler; wir haben hier das allergefährlichste Stück von liederlicher Wirtschaft decoffriert, das jemals im Lande vorgefallen ist.

Erste Wache.
Und ein Herr Mißgestalt ist im Spiel, ich kenne ihn, er trägt eine Locke.

Konrad.
Liebe Herren...

Zweite Wache.
Ihr sollt uns den Herrn Mißgestalt herbeischaffen, das werden wir Euch wohl zeigen.

Konrad.
Meine Herren – –

Erste Wache.
Stillgeschwiegen! Ihr sollt wissen, daß wir Euch gehorchen, mit Euch zu gehn.

Borachio.
Wir werden da in eine recht bequeme Situation kommen, wenn sie uns erst auf ihre Piken genommen haben.

Konrad.
O ja, eine recht pikante Situation. Kommt, wir wollen mit euch gehn.

(Alle ab.)

Vierte Szene

Zimmer in Leonatos Hause

Hero, Margareta, Ursula

Hero.
Liebe Ursula, wecke doch deine Muhme Beatrice und bitte sie, aufzustehn.

Ursula.
Sogleich, mein Fräulein.

Hero.
Und hieher zu kommen.

Ursula.
Sehr wohl. (Ab.)

Margareta.
Ich dächte doch, Eure andre Palatine sei noch schöner.

Hero.
Nein, liebes Gretchen, ich werde diese tragen.

Margareta.
Sie ist wahrhaftig nicht so hübsch, und ich stehe Euch dafür, Eure Muhme wird Euch dasselbe sagen.

Hero.
Meine Muhme ist eine Närrin, und du bist die zweite; ich werde keine andre als diese nehmen.

Margareta.
Euern neuen Aufsatz finde ich allerliebst, wenn das Haar nur um einen Gedanken brauner wäre; und Euer Kleid ist nach der geschmackvollsten Mode, das ist gewiß. Ich habe das Kleid der Herzogin von Mailand gesehn, von dem man soviel Wesens macht.

Hero.
Das soll ja über alles gehn, sagt man.

Margareta.
Auf meine Ehre, es ist nur ein Nachtkleid im Vergleich mit dem Eurigen. Das Zeug von Goldstoff und die Aufschnitte mit Silber garniert und mit Perlen gestickt; niederhängende und Seitenärmel, und Garnierungen unten herum, die mit einem bläulichen Lahn unterlegt sind. Was aber die schöne, ausgesuchte, gefällige und ganz besondere Mode betrifft, da ist Eures zehnmal mehr wert.

Hero.
Gott gebe, daß ich's mit Freuden tragen möge, denn mein Herz ist erstaunlich schwer.

Margareta.
Es wird bald noch schwerer werden, wenn es erst das Gewicht eines Mannes tragen soll.

Hero.
Pfui doch, schämst du dich denn nicht? –

Margareta.
Warum denn, mein Fräulein? Daß ich von Dingen in Ehren rede? Ist nicht eine Heirat ein Ding in Ehren, auch bei Bettlern? Ist nicht Euer Herr ein Ehrenmann auch ohne Heirat? Ich hätte wohl sagen sollen – haltet mir's zu Gnaden – das Gewicht eines Gemahls? Wenn nicht schlimme Gedanken gute Reden verdrehen, so werde ich niemanden Ärgernis geben. Ist wohl irgendein Anstoß darin, wenn ich sage: schwerer durch das Gewicht eines Gemahls? Nein, gewiß nicht, wenn es nur der rechte Mann und die rechte Frau sind, sonst freilich hieße das, die Sache leicht nehmen und nicht schwer. Fragt nur Fräulein Beatrice, hier kommt sie.

Beatrice kommt.

Hero.
Guten Morgen, Muhme.

Beatrice.
Guten Morgen, liebe Hero.

Hero.
Nun, was ist dir? Du sprichst ja in einem so kranken Ton?

Beatrice.
Mich dünkt, aus allen andern Tonarten bin ich heraus. – Es ist gleich fünf Uhr, Muhme, es ist Zeit, daß du dich fertig machst. – Mir ist ganz krank zu Mut, wahrhaftig! – Ach!

Margareta.
Nun, wenn Ihr nicht eine Renegatin geworden seid, so kann man nicht mehr nach den Sternen segeln.

Beatrice.
Was meint die Närrin damit?

Margareta.
Ich? O gar nichts, aber Gott schenke jedem, was sein Herz wünscht.

Hero.
Diese Handschuhe schickte mir der Graf, es ist der lieblichste Wohlgeruch.

Beatrice.
Der Sinn ist mir benommen; ich rieche nichts.

Margareta.
Benommen? Oder eingenommen? je nun, man erkältet sich wohl.

Beatrice.
O Gott steh uns bei, Gott steh uns bei! Wie lange ist's denn, daß du Jagd auf Witz machst?

Margareta.
Seitdem Ihr es aufgegeben habt, mein Fräulein. Steht mein Witz mir nicht vortrefflich?

Beatrice.
Er scheint noch nicht genug ins Feld, du solltest ihn an deiner Kappe tragen. – Aber auf mein Wort, ich bin recht krank.

Margareta.
Euer Gnaden sollten sich abgezogenen Kardobenedikt holen lassen und ihn aufs Herz legen; es gibt kein beßres Mittel für Beklemmungen.

Hero.
Da stichst du sie mit einer Distel.

Beatrice.
Benedikt? Warum Benedikt? Soll vielleicht eine Moral in dem Benedikt stecken?

Margareta.
Moral? Nein, mein' Treu, ich meinte nichts Moralisches damit, ich meinte natürliche Kardobenediktendistel. Ihr denkt vielleicht, ich halte Euch für verliebt. Nein, beim Himmel, ich bin nicht solch eine Närrin, daß ich alles denken sollte, was mir einfällt, und es fällt mir auch nicht ein, zu denken, was ich könnte. Denn wenn ich mir auch den Kopf ausdächte, so kann ich mir's nicht denken, daß Ihr, mein Fräulein, verliebt seid, oder jemals sein werdet, oder jemals sein könnt. Und doch war Benedikt auch so einer, und ist jetzt ein Mensch wie andre. Er schwur, er wolle nie heiraten, und jetzt, trotz seinem hohen Sinn, verzehrt er sein Essen ohne Murren. Ob Ihr noch zu bekehren seid, weiß ich nicht; aber mir scheint, Ihr seht auch schon aus den Augen wie andre Mädchen.

Beatrice.
Was ist das für eine Art von Gang, den deine Zunge nimmt?

Margareta.
Kein falscher Galopp.

Ursula (kommt zurück).
Gnädiges Fräulein, macht Euch fertig, der Fürst, der Graf, Signor Benedikt, Don Juan und alle jungen Kavaliere aus der Stadt sind da, um Euch zur Kirche zu führen.

Hero.
Helft mir mich ankleiden, liebe Muhme, liebes Gretchen, liebe Ursula.

(Alle ab.)

Fünfte Szene

Anderes Zimmer in Leonatos Hause

Leonato, Holzapfel, Schlehwein treten auf

Leonato.
Was habt Ihr mir zu sagen, mein ehrlicher Nachbar?

Holzapfel.
Ei, gnädiger Herr, ich möchte gern eine Konfidenz mit Euch haben, die Euch sehr introduziert.

Leonato.
Macht's kurz, ich bitt Euch: Ihr seht, ich habe viel zu tun.

Holzapfel.
Ja, gnädiger Herr, so ist es.

Schlehwein.
Ja, wahrlich, so ist es.

Leonato.
Was ist denn, meine guten Freunde?

Holzapfel.
Der gute, liebe Schlehwein, mein gnädiger Herr, bleibt nicht recht bei der Sache. Ein alter Mann, gnädiger Herr! Und sein Verstand ist nicht so konfus, wie ich's ihm mit Gottes Hilfe wünschen möchte. Aber, das muß ich sagen, ehrlich! ehrlich! wie die Haut zwischen seinen Augenbraunen!

Schlehwein.
Ja, gottlob! ich bin so ehrlich, als irgendein Mann auf der Welt, der ein alter Mann ist, und nicht ehrlicher als ich.

Holzapfel.
Korporationen sind odorös, palabras, Nachbar Schlehwein!

Leonato.
Nachbarn, ihr seid mir nachgrade ennuyant!

Holzapfel.
Das sagen Euer Gnaden nur so aus Höflichkeit, denn wir sind des armen Herzogs Gerichtsdiener. Aber wär ich auch so ennuyant als ein König, so wollt ich's mich nicht dauern lassen und alles auf Euer Gnaden wenden.

Leonato.
Dein ganzes Talent zu ennuyieren auf mich?

Holzapfel.
Ja, und wenn's noch tausendmal mehr wäre, als es schon ist; denn ich höre eine so gute Exklamation von Euer Gnaden, als von irgend jemand in der Stadt; und obgleich ich nur ein armer Mann bin, so freut's mich doch, es zu hören.

Schlehwein.
Und mich auch.

Leonato.
Wenn ich nur wüßte, was ihr mir denn zu sagen habt.

Schlehwein.
Seht Ihr, Herr, unsre Wache hat diese Nacht, immer in Exzeption von Eurer höchsten Gegenwart, ein paar so durchtriebne Spitzbuben aufgefangen, als nur in Messina zu finden sind.

Holzapfel.
Ein guter, alter Mann, gnädiger Herr! Er muß immer was zu schwatzen haben; wie man zu sagen pflegt: Wenn das Alter eintritt, geht der Verstand zu Ende. Gott steh mir bei! Man sollt's nicht glauben! Brav, meiner Treu, Nachbar Schlehwein! Seht Ihr, der liebe Gott ist ein guter Mann; wenn ihrer zwei auf einem Pferde reiten, so muß schon einer hinten aufsitzen. Eine ehrliche Seele, meiner Treu! Ja, gnädiger Herr, das ist er, so gut als einer, der Brot ißt. Aber was Gott tut, das ist wohlgetan. Die Menschen können nicht alle gleich sein. Ja, ja! der liebe, gute Nachbar!

Leonato.
In der Tat, Nachbar, er reicht doch nicht an Euch.

Holzapfel.
Gaben, die von Gott kommen.

Leonato.
Ich muß gehn.

Holzapfel.
Ein einziges Wort, gnädiger Herr: unsre Wache hat wirklich zwei perspektivische Kerls imitiert, und wir möchten, daß Euer Gnaden sie noch heut morgen exanimierten.

Leonato.
Übernehmt dieses Examen selbst und bringt mir das Protokoll. Ich bin jetzt sehr eilig, wie ihr wohl seht.

Holzapfel.
Das soll aufs komplottste besorgt werden.

Leonato.
Trinkt ein Glas Wein, ehe ihr geht, und so lebt wohl!

Ein Diener kommt.

Diener.
Gnädiger Herr, man wartet auf Euch, um Euer Fräulein Tochter zur Trauung zu führen.

Leonato.
Ich komme gleich, ich bin fertig. (Ab.)

Holzapfel.
Geht doch, lieber Kamerad, geht doch zum Görge Steinkohle, sagt doch, er soll seine Feder und Tintenfaß mit ins Gefängnis nehmen. Wir sollen jetzt hin und diese Kerls exanimieren.

Schlehwein.
Und das muß mit Verstand geschehn.

Holzapfel.
An Verstand soll's nicht fehlen, darauf verlaßt Euch. Hier sitzt was (an die Stirn deutend), das soll einen oder den andern schon zur Konfektion bringen. Holt Ihr nur den gelehrten Schreiber, um unsre ganze Exkommunikation zu Papiere zu liefern, und kommt dann wieder zu mir ins Gefängnis.

(Gehn ab.)


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