William Shakespeare
König Heinrich der vierte.
William Shakespeare

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Siebende und achte Scene.

Falstaff und der Prinz Heinrich.

Falstaff redt im Ton einer Memme eine kleine Weile mit sich selbst; der Prinz der dazu kommt verlangt seinen Degen von ihm; Falstaff will ihn nicht hergeben, so lange Percy noch lebe, und bietet dem Prinzen sein Pistol an; indem es der Prinz aus dem Hulfter herausziehen will, zieht er eine Flasche mit Sect heraus; ein lautes Gelächter aus dem Paradies bewillkommt diesen guten Einfall, und die Absicht dieser Scene ist erreicht.

 
Neunte Scene.

Trompeten und Feldgeschrey; Excursionen; der König, der Prinz, Lord John von Lancaster, und der Graf von Westmorland treten auf.

König Heinrich. Ich bitte dich, Harry, zieh' dich zurük, du blutest zu stark; Lord John von Lancaster, geht ihr mit ihm.

Lancaster. Nicht eher, Gnädigster Herr, bis ich auch blute.

Prinz Heinrich. Ich bitte Eu. Majestät, auszuharren, unsre Entfernung möchte unsre Freunde in Verwirrung sezen.

König Heinrich. Ich will; Milord von Westmorland, führt ihn in sein Zelt.

Westmorland. Kommt, Milord, ich will euch in euer Zelt führen.

Prinz Heinrich. Mich führen, Milord? Ich bedarf eurer Hülfe nicht. Der Himmel verhüte, daß eine Nadelrize den Prinzen von Wales von einem solchen Feld wie dieses ist, treiben soll, wo so viel Edle Männer in ihrem Blute zertreten ligen, und triumphierende Rebellen den Tod um sich her verbreiten.

Lancaster. Wir athmen hier zu lange; kommt, Vetter von Westmorland, auf diesem Weg ligt unsre Pflicht; um's Himmels willen, kommt.

Prinz Heinrich. Beym Himmel, du hast mich betrogen, Lancaster; ich dachte nicht daß du Herr von einem solchen Geiste seyst; sonst liebt' ich dich als einen Bruder, John, aber nun lieb' ich dich wie meine eigne Seele.

König Heinrich. Ich sah' ihn dem Lord Percy mit einem Muth die Spize bieten, den ich von einem so jungen Krieger nicht vermuthen durfte.

Prinz Heinrich. O, dieser Junge hat Feuer für uns alle.

(Sie gehen ab.)

König Heinrich bleibt; Dowglas tritt auf.

Dowglas. Wieder ein König? Sie wachsen wie die Köpfe der Hydra. Ich bin Dowglas, allen verderblich die diese Farbe tragen – – Wer bist du, der hier die Person eines Königs machen will?

König Heinrich. Der König selbst, Dowglas, der herzlich bedaurt, daß du schon so viele Schatten von ihm angetroffen, eh du ihn selbst gefunden hast. Ich habe zween Söhne, die dich und Percy auf dem ganzen Schlachtfeld aufsuchen; aber da du mir so glüklich in die Hände fällst, will ich's mit dir aufnehmen; vertheidige dich!

Dowglas. Ich fürchte, du bist auch nur ein Phantom; und doch trägst du dich in der That wie ein König; aber mein bist du, das bin ich gewiß, wer du auch bist, und so will ich dich gewinnen.

(Sie fechten; indem der König in Gefahr ist, kommt der Prinz von Wales dazu.)

Prinz Heinrich. Hebe deinen Kopf auf, du nichtswürdiger Schotte, oder du sollst nimmer ihn nicht wieder empor heben: die Geister von Scherley, Stafford und Blunt sind in meinen Armen; der Prinz von Wales ists, der dir dräut, und der nie verspricht, was er nicht zu bezahlen gedenkt.

(Sie fechten, Dowglas flieht.)

Munter, Gnädigster Herr! Wie befindet sich Euer Majestät? Sir Nicolas Gawsey hat um Hülfe geschikt, und das hat auch Clifton gethan. Ich will gerade zu Clifton.

König Heinrich. Bleib und athme einen Augenblik. Du hast meine verlohrne Achtung wieder erkauft, Harry, und durch diese edle Rettung bewiesen, daß dir mein Leben nicht gleichgültig ist.

Prinz Heinrich. O Himmel! das gröste Unrecht thaten die mir, die jemals gesagt haben, daß ich euern Tod wünsche. Wär' es so, so hätt ich nur Dowglassens dräuende Hand allein über euch lassen können; sie würde euer Ende schneller als alles Gift der Welt befördert, und euerm Sohn die verrätherische Mühe erspart haben.

König Heinrich. Eile du izt zu Clifton; ich will zu Sir Nicolas Gawsey.

(Der König geht ab.)


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