William Shakespeare
Coriolanus
William Shakespeare

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Zehnte Szene

Das Lager der Volsker

Trompetenstoß. Tullus Aufidius tritt auf, blutend, Zwei Krieger mit ihm

Aufidius.
Die Stadt ist eingenommen.

Erster Krieger.
Sie geben auf Bedingung sie zurück.

Aufidius.
Bedingung! –
Ich wollt, ich wär ein Römer, denn als Volsker
Kann ich nicht sein das, was ich bin. – Bedingung! –
Was für Bedingung kann wohl der erwarten,
Der sich auf Gnad ergab? Marcius, fünfmal
Focht ich mit dir, so oft auch schlugst du mich,
Und wirst es, denk ich, träfen wir uns auch,
So oft wir speisen. – Bei den Elementen!
Wenn ich je wieder, Bart an Bart, ihm stehe,
Muß ich ihn ganz, muß er mich ganz vernichten;
Nicht mehr, wie sonst, ist ehrenvoll mein Neid;
Denn, dacht ich ihn mit gleicher Kraft zu tilgen
Ehrlich im Kampf, hau ich ihn jetzt, wie's kommt;
Wut oder List vernicht ihn.

Erster Krieger.
's ist der Teufel.

Aufidius.
Kühner, doch nicht so schlau. Vergiftet ist
Mein Mut, weil er von ihm den Flecken duldet,
Verleugnet eignen Wert. Nicht Schlaf noch Tempel,
Ob nackt, ob krank; nicht Kapitol noch Altar,
Der Priester Beten, noch des Opfers Stunde,
Vor denen jede Wut sich legt, erheben
Ihr abgenutztes Vorrecht gegen mich
Und meinen Haß auf ihn. Wo ich ihn finde,
Daheim, in meines Bruders Schutz, selbst da,
Dem gastlichen Gebot zuwider, wusch ich
Die wilde Hand in seinem Herzblut. Geht –
Erforscht, wie man die Stadt bewahrt, und wer
Als Geisel muß nach Rom.

Erster Krieger.
Wollt Ihr nicht gehn?

Aufidius.
Man wartet meiner im Zypressenwald,
Südwärts der Mühlen; dahin bringt mir Nachricht,
Wie die Welt geht, daß ich nach ihrem Schritt
Ansporne meinen Lauf.

Erster Krieger.
Das will ich, Herr.

(Alle ab.)


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