William Shakespeare
Antonius und Cleopatra
William Shakespeare

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Vierte Szene

Athen. Zimmer in Antonius' Hause

Antonius und Octavia treten auf

Antonius.
Nein, nein, Octavia; 's ist nicht das allein;
Das wär verzeihlich.- das und tausend andres
Von gleicher Art. Doch neuen Krieg begann er
Wider Pompejus; las sein Testament
Dem Volke vor;
Sprach leicht von mir, und mußt er mein durchaus
Ruhmvoll erwähnen, tat er's doch nur kalt
Und matt und brauchte höchst verkleinernd Maß.
Den nächsten Anlaß nahm er nicht, und mußt er,
Geschah's nur nebenher.

Octavia.
O teurer Gatte,
Glaub doch nicht allem oder, mußt du glauben,
Nimm's nicht als Kränkung. Unglückselger stand
(Trennt ihr euch jetzt) kein Weib je zwischen zweien,
Für beide betend;
Die guten Götter werden meiner spotten,
Fleh ich zu ihnen: Schützet meinen Bruder,
Und widerruf es gleich mit lautem Flehn:
Schützt den Gemahl! Mag Gatte, Bruder siegen,
Zerstört Gebet das Beten; kein Vermitteln
Liegt zwischen diesem Äußersten.

Antonius.
O Teure,
Schenk deine beste Liebe dem, der ihr
Den besten Schutz verheißt. Die Ehre missen,
Heißt alles missen. Besser, nicht der deine,
Als dein so schmuckberaubt, doch, wie du's batest,
Sei Botin zwischen uns; derweil, Octavia,
Rüst ich zu einem Krieg, der deinen Bruder
Verdunkeln soll. Sei eilig nur, und so
Wird dein sein, was du wünschest.

Octavia.
Dank, mein Gatte!
Der Weltregierer mache mich, die Schwächste,
Euch zur Versöhnerin! – Krieg zwischen euch,
Das wär, als spaltete die Welt, und Leichen
Füllten die weite Kluft! –

Antonius.
Wenn du es einsiehst, wer den Zwist begann,
Lenk dorthin deinen Tadel: – Unsre Schuld
Kann nicht so gleich sein, daß sich deine Liebe
Gleichmäßig teilte. Nun betreib die Reise,
Wähl dein Gefolge selbst und wieviel Aufwand
Dir irgend nur beliebt. (Gehn ab.)


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