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KArte

Der westliche Teil des Großen Ozeans

Karte

Die Palau-Inseln

Zur Einführung

Als ausgangs des 18. Jahrhunderts die Rousseau, Forster, Cook, von jener eigentümlichen Krankheit des Zivilisationsüberdrusses ergriffen, von neuen Menschen und einem neuen Paradiese träumten, als den Kulturübersättigten der Wilde, mit Seume zu reden, der »bessere«, der wahre Mensch erschien, da flogen ihre buntbeschwingten Phantasien zu jenen eben erst entdeckten, paradiesischen Gefilden der Südsee, darüber ewig ein strahlender Himmel blaute, zu jenen braunen Naturkindern, deren »zephyrleichtes Leben ewig klar und spiegelrein und eben« dahinzufließen schien, zu jenen Gestaden, wo der Mensch noch mehr zu finden erhoffte als Gold und Edelstein, wo er »Menschen« und ein sonnenheiteres Glück erwartete. Die Reiseliteratur der Kulturvölker weist keine anmutigeren, man darf geradezu sagen poetischeren Werke auf als die Schilderungen der Südsee-Entdecker und -Erforscher, von James Cook und den beiden Forster angefangen bis zu Otto Ehlers und Augustin Krämer in unseren Tagen. Und mitten zwischen den Gelehrten stehen als begeisterte Verkünder von so viel Schönheit reinblütige Dichter von Adalbert Chamisso bis zu Laurids Bruun.

Eines der köstlichsten, zu klassischer Berühmtheit gelangten Südseebücher sind »Die Palau-Inseln«, ein Werk, das, nun gerade fünfzig Jahre alt, noch nicht das Allergeringste an Frische und buntem Falterglanz eingebüßt hat. Der Zoologe Karl Semper, der es schrieb, hatte von Manila (auf den Philippinen) aus nur einen kurzen Ausflug zu jenen noch wenig bekannten Inseln geplant: das Schicksal hielt ihn dort länger fest, so lange, daß er in seinem Äußern schließlich fast einem der braunen Südseeinsulaner glich. Reiseerlebnisse erzählt er in schlichten Berichten, und aus diesen Tagebucheintragungen ist ein Südsee-Idyll entstanden, wie es schöner und liebenswürdiger kein Dichter hätte schreiben können. Das Buch ist längst eine Seltenheit für Sammler geworden; ich denke, der Leser dieser um nur weniges gekürzten Neuausgabe wird gern auf diesem Wege seine Bekanntschaft machen.

Vielleicht sind dem Leser auch noch ein paar kurze Bemerkungen über die Inseln selbst nicht unwillkommen. Die Palaugruppe, östlich der Philippinen, und nördlich von Neuguinea gelegen (vgl. die Karte), wurden im Jahre 1524 durch den Spanier Ruy Lopez de Villalobos auf der Fahrt von Mexiko nach den Philippinen entdeckt. Diese Kenntnis ging aber, wie die der meisten Entdeckungen in der Südsee, zunächst wieder verloren: war doch das Streben jener Jahrhunderte nur auf die Auffindung wertvoller Schätze und hohen Handelsgewinn gerichtet. Erst ein Zufall, der Schiffbruch der »Antelope«, eines Seglers der Ostindischen Kompanie, führte 1783 unter dem Engländer Wilson zu ihrer Wiederentdeckung. Es ist interessant, daß Semper noch die Erinnerung an jene Tage unter den Palauern nach fast hundert Jahren lebendig fand. Die Inseln haben insgesamt einen Flächenraum von rund 450 qkm (414 = Staat Hamburg); ihre Bewohner gehören zur Gruppe der sogenannten Mikronesier und sind den Westkaroliniern nahe verwandt. Durch einen Kaufvertrag erwarb Deutschland am 30. Juni 1899 von Spanien mit den Marianen und Karolinen auch die Palau-Inseln, die durch den Versailler Vertrag dann in japanische Verwaltung übergingen.

Karl Semper (1832-1893) hat sich auf zoologischem Gebiet, namentlich durch zahlreiche Studien über die in den Tropen lebenden niederen Tiere, verdient gemacht, die er durch seinen langjährigen Aufenthalt in der Südsee kennengelernt hatte. Sein Werk über die Palau-Inseln ist bis heute für die Kenntnis dieser Gruppe und des Lebens ihrer Bewohner grundlegend.

Dr. A. Heilborn


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