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Henriette Sontag. Als Donna del Lago

»Henriette Sontag.
Als Donna del Lago.«


O Nordens Harfe! modernd hingst du lang
Am Zauberulmenbaum an Fillans Wogen,
Der Lüfte Hauch entlockte deinen Klang,
Bis neidisch Epheuranken dich umzogen,
Sich wuchernd Grün um deine Saiten schlang –
Soll immer fruchtlos bleiben unser Sehnen?
Und willst du, Harfe, immer stumm und bang,
Beim Quellgeriesel an den Strauch dich lehnen,
Nie weckend Kriegers Lust, nie mehr der Jungfrau Thränen?

Nicht so in Caledonia's alten Tagen
Schwiegst du, wenn sich zum Fest die Gäste drängen.
Dort sank der Stolz, und wurden kühn die Zagen,
Bei Minneliedern und bei Kriegsgesängen.
[6]Wenn Alles schwieg, so tönten hoch getragen
Zum Himmel deine Töne, rein und klar.
Wohl hörten Fürst und Damen deine Sagen,
Denn was du stets besungen hast, es war:
Der Schönen blaues Aug, der Ritter edle Schaar.

Noch einmal wach! so ungewohnt und neu
Auch meine Hand die Zaubersaiten rührt;
Und wenn sie auch nur Schatten, zitternd scheu,
Aus voriger Welt vor eure Augen führt,
Wenn schwach der Sang und bald verhallend sei,
Und ganz unwürdig jener frühern Lieder,
Wenn eine Brust nur höher schlägt dabei,
Nahm ich zum Spiel dich nicht vergebens nieder.
Dann schweige du nicht mehr, erwache, Zaubrin, wieder!



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