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Erstes Buch.

I.

Die Frühsonne eines hellen Oktobertages lag auf dem alten Herrenhause in Groß-Salze, das im Volksmunde der blaue Hof genannt wurde. Ihre Strahlen ließen die weißgetünchten Mauern des schmucklosen Baues weit hinaus ins flache Magdeburger Land erglänzen, sie glitten wie liebkosend hin über das altersgraue, etwas verwitterte Wappen derer von Schurff über der breiten Tür, sie fluteten in mächtigen Wogen in das halbgeöffnete Fenster hinein, in dem eine schlanke Mädchengestalt lehnte und gespannt in die Ferne hinausblickte. Das freche Volk der Spatzen lärmte laut in dem dichten Epheu, der die Giebelseite des Hauses überzogen hatte, und einige der gefiederten Helden hüpften keck auf das Fensterbrett und schauten das Mädchen neugierig lauernd von der Seite an, ob ihnen nicht ihre Hand das gewohnte Frühmahl spende. Aber sie hatte heute keine Augen für ihre kleinen Kostgänger, sondern unablässig verfolgte ihr Blick einen hochbepackten Reisewagen, der von vier kräftigen Braunen gezogen sich schnell immer weiter und weiter entfernte und endlich nur noch wie ein dunkler Punkt am fernen Horizonte zu sehen war.

Mit einem tiefen Atemzuge trat das Mädchen vom Fenster zurück, und dabei fiel ihr Auge auf ein kleines Buch, das auf einem zierlichen Nachttischchen neben ihrem Bette lag. »Losungen der Brüdergemeine für das Jahr 1806« stand in feinen Goldbuchstaben auf dem schwarzen Ledereinbande. Jeder seiner drei Töchter schenkte der alte Major von Schurff dieses Büchlein in gleichem Einbande an einem jeden Neujahrsmorgen, denn er war ein frommer Mann und hielt auf Gottesfurcht in seinem Hause. Außerdem war ein kleiner Aberglaube dabei. Er sah in den Losungen der Stillen im Lande eine Art von Orakel, nach dem er die Geschäfte des Tages einrichtete, und etwas davon war auch auf seine Frau und seine Töchter übergegangen.

Heute nun hatte die Älteste es vergessen, beim Aufstehen die heutige Losung nachzulesen, was ihr seit langer Zeit nicht passiert war. Hastig griff daher jetzt ihre Hand nach dem kleinen Buche, um das Versäumte nachzuholen. Sie fand mit leichter Mühe den Spruch des Tages, des siebzehnten Oktobers. Es war das Wort des weisen Salomo: Des Menschen Herz schlägt seinen Weg an, aber der Herr allein giebt, daß er fortgehe.

Ein tiefer Ernst prägte sich, als sie das Buch wieder hinlegte, in ihren feinen Zügen aus. Es mochte wohl etwas in dem Schriftworte liegen, was sie besonders bewegte, denn ihre großen graublauen Augen wurden feucht und zwei Tränen rollten über ihre Wangen.

Aber feste Schritte, die draußen auf dem Korridore erklangen und ihrer Tür sich näherten, schreckten sie auf. Sie ergriff schnell ein Tuch und suchte die verräterischen Spuren ihrer Gemütsbewegung hastig zu tilgen, was ihr indessen in der Eile nur sehr unvollkommen gelang. Die eintretende Mutter erkannte mit ihrem scharfen Blicke sogleich, daß sie geweint hatte. Sie blieb sehr erstaunt in der Tür stehen und sah ihre Tochter fast verwirrt an. Dann drückte sie rasch die Tür hinter sich ins Schloß, trat lebhaft auf das Mädchen zu und rief mit gedämpfter Stimme: »Wie, Friederike? Du in Tränen? Das ist doch sonst deine Art ganz und gar nicht! Was ist dir denn? Was ist geschehen?«

Friederike antwortete nicht. Sie hatte sich abgewendet und war sehr rot geworden.

Frau von Schurff betrachtete ihre Tochter eine Weile mit mütterlich besorgtem Blick, dann schüttelte sie halb traurig, halb mißbilligend den Kopf, auf dem die Haare trotz der frühen Morgenstunde zu einem tadellosen Toupet frisiert und schneeweiß gepudert waren.

»Kind, Kind!« sagte sie, »Du bist mir ein Rätsel. Dich in Tränen zu finden – vraiment – darauf war ich am wenigsten gefaßt. Wem galten sie denn?«

»Keinem Menschen,« erwiderte das Fräulein kurz und trotzig, aber ihre Stimme klang, als ob sie ein Schluchzen unterdrücken wolle.

Die Mutter runzelte unwillig die Stirn und setzte sich resolut auf einen der zierlichen Rohrstühle, obwohl er unter ihrer Last bedenklich knackte. »So, mein Döchting,« sagte sie, »nun komm mal her. Hier, setz dich, so, mir gegenüber. Was wir zu bereden haben, läßt sich nicht im Stehen abmachen. Ich will nämlich, daß du endlich einmal Farbe bekennst. Ich verlange, daß du deiner alten Mutter das Vertrauen schenkst, auf das ich, weiß Gott, ein Recht habe. Und deshalb – ohne alle Fisematenten und Winkelzüge: warum hast du meine gute alte Krosigken so meschant behandelt?«

Friederike schlug die Augen auf und blickte der Mutter erstaunt in das erregte Gesicht. »Meschant hätte ich die liebe alte Dame behandelt? Aber bestes Mutterchen, das ist wohl ein Mißverständnis. Ich werde eine so viel ältere Dame und nun gar einen Gast unseres Hauses nie anders als mit der größten Höflichkeit, dem höchsten Respekt behandeln.«

Die Majorin richtete sich ärgerlich auf. »Du willst mich nicht verstehen und weichst mir aus. Respekt? Höflichkeit? Daran hast du es nicht fehlen lassen. Aber kühl, unnahbar, steif bist du gewesen, wie ein Eiszapfen bist du gewesen. Die gute Krosigken kam dir so freundlich, so liebevoll entgegen, aber nachher war sie ganz erkältet. Als sie ankam, sagte sie mir gleich in der ersten Stunde, wie hübsch und nett sie dich fände; als sie abfuhr, sagte sie gar nichts mehr und sah ganz traurig und bekümmert aus. Und sie fährt direkt nach Poplitz. Was wird sie ihrem Sohne von dir erzählen!«

»Das mag sie halten, wie's ihr beliebt!« sagte das junge Mädchen und erhob sich ungestüm. Aber die Mutter ergriff ihre Hand und zog sie mit festem Drucke wieder auf den Sessel nieder. »Nein, nein, Kind, jetzt weichen wir uns einmal nicht aus. Jetzt will ich klar sehen, und du sollst es auch.« Sie machte eine Pause und fuhr dann fort: »Auf dem Balle, den Prinz Louis im Juni in Magdeburg gab, hat Krosigk dich auffallend ausgezeichnet. Er soll sonst kein Mädchen ansehen, mit dir hat er dreimal getanzt. Meine alte Freundin, die Wedell von Piesdorf, war ganz aufgeregt, sie sagte, so hätte sie den Weiberfeind noch nie gesehen. Nachher ist er auch noch hierher gekommen und hat dem Vater seine Aufwartung gemacht« –

»Und ist dann nicht wiedergekommen,« warf Friederike bitter ein.

»Das ist sehr einfach zu erklären. In der Ernte konnte er von seinen großen Gütern nicht weg, da bleibt ein Landwirt zu Hause. Nachher kam der Krieg.«

»Er steht nicht mit im Felde,« sagte Friederike kurz.

»Aber er macht sich dem Vaterlande auf andere Weise nützlich und hat damit viel Mühe und Arbeit. Las nicht erst vor wenigen Tagen der Vater aus der Zeitung vor, wie sie drunten im Saalkreise auf sein Betreiben eine Landmiliz ausrüsten? Und sagte der Vater nicht: Dieser Heinrich von Krosigk ist ein Mensch, auf den der ganze preußische Adel stolz sein kann? Meinst du, ich hätte nicht gesehen, wie glücklich du dabei aussahst? Denkst du, Kind, einer Mutter bleibt es verborgen, wenn ein Mann ihrer Tochter gefällt? Ich weiß es längst, wie es um dich steht. Darum möchte ich verhüten, daß du dich aus lauter Trotz und Sprödigkeit selbst unglücklich machst! Du bist leider, leider auf dem besten Wege dazu!«

Friederike sah eine Weile starr vor sich hin, dann schlug sie plötzlich beide Hände vor ihr Antlitz und brach in ein bitterliches Weinen aus. »Ach, Mutterchen, warum rühren Sie daran?« stieß sie schluchzend hervor. »Warum quälen Sie mich damit? Es ist ja nichts. Er mag mich ja gar nicht!«

Frau von Schurff war zunächst etwas erschrocken über diesen plötzlichen Gefühlsausbruch ihrer sonst so ruhigen und etwas verschlossenen Tochter. Dann aber brach ein Strahl warmer Liebe und Zärtlichkeit aus ihren Augen. Sie stand schnell auf, legte die Arme um den Hals Friederikes und rief: »Ach Kind, endlich, endlich! Wie bin ich glücklich, daß du mich einmal in dein Herz hineinsehen läßt! Du hast mich lange warten lassen.«

»Liebste, beste Mutter, ich konnte über solche Dinge nicht sprechen, ich bin nun einmal so. Aber ich wollte auch nicht sprechen. Ich habe gewartet, Tag für Tag, ob er wohl wiederkäme. Er kam nicht. So sollte es aus sein, ich wollte vergessen. Und ich muß es ja auch! Warum nachträglich noch darüber reden?«

»Dummes Mädchen,« sagte die Mutter und drückte sie kräftig an sich. »Was soll denn aus sein? Es geht ja erst an. Meinst du etwa, die Geheimrätin, seine Mutter, führe für nichts und wieder nichts über Groß-Salze? Es liegt nicht an ihrem Wege. Die sollte das Terrain sondieren, dazu war sie da. Du hast dir freilich die Sache bös verfahren, aber das läßt sich wieder zurechtziehen.«

Friederike löste sich sanft aus der Umarmung ihrer Mutter und erwiderte mit einem ungläubigen Lächeln: »Ach, Mutter, Sie täuschen sich. Meinen Sie, Krosigk würde seine Mutter schicken, wenn er um ein Mädchen werben will? Das sähe ihm ganz unähnlich. Wenn der das wollte, der käme selbst und schickte keinen andern.«

Die alte Dame lachte laut und kräftig auf und klopfte ihre Tochter auf die Wange. »Ach, du unerfahrenes Kücken!« rief sie. »Lehre du mich die Männer kennen! In Liebessachen sind die Tapfersten feig wie die Hasen. Der liebe Schurff, dein Vater, was war das für ein wilder Draufgänger! Der fürchtete sich vor dem Teufel nicht. Aber als er um mich werben wollte, stecke er sich doch hinter die alte Tante in Erxleben, und erst als er sicher wußte, daß ich nicht abgeneigt war, erst da kam er aus seinem Verstecke hervor. So sind sie alle, und dein Krosigk wird keine Ausnahme machen. Nur müssen wir ihn ermuntern, denn seine Mutter wird ihm mit ihrem Berichte nicht gerade viel Mut machen. Ich werde mich mal hinter meine gute Trotha in Hecklingen stecken. Die ist die Schwiegermutter seiner Schwester und kommt viel mit ihm zusammen. Er soll ja häusig dort sein. Die kann ihm das Nötige beibringen.«

»Mutter, um Gotteswillen, keine Avancen!« rief Friederike mit brennenden Wangen.

»Avancen? Gott bewahre!« erwiderte Frau von Schurff behaglich lächelnd. »So etwas traust du mir doch wohl im Ernst nicht zu. Aber was sich liebt, das soll sich finden, und wenn die Männer zu blöde sind, muß man sie auf ihr Glück darauf stupsen. Paß mal auf, mein Kind, du wirst einmal später deiner alten Mutter dafür danken. Und nun mach dir mal dein Haar ordentlich, du hast dich wohl vorhin nur sehr obenhin frisiert; ich schämte mich ein bischen vor meiner guten Krosigken, wie du so strubblich am Wagen standest. Nachher komm in die Küche, es gibt heute mit den Rebhühnern viel zu tun!«

Sie gab ihrer Tochter noch einen herzhaften Kuß und verließ das Zimmer. Auch während sie den Korridor und die Treppe hinabschritt, wich das behagliche Lächeln nicht von ihrem Antlitz. Sie hatte ja nun endlich Klarheit über eine Angelegenheit, die sie sehr bewegte, und noch dazu eine erfreuliche Klarheit. Daß der junge Krosigk ein Auge oder auch zwei auf ihre Tochter geworfen hatte, das war ihr keinen Augenblick zweifelhaft. Sie hatte genug gesehen, als er hier weilte, wenn es auch seltsam war und blieb, daß er sich seitdem nicht wieder hatte sehen lassen. Aber der Besuch seiner Mutter, die da so plötzlich wie aus heiterem Himmel ins Haus geschneit war, ließ doch für eine welterfahrene Frau nur eine Deutung zu. Schade, schade, daß Friederike sich so dumm benommen hatte; es würde immerhin Mühe kosten, den fatalen Eindruck zu verwischen. Woher nur das Mädchen das herbe und kühle Wesen hatte, das manchmal geradezu abstieß? Von ihr doch sicherlich nicht und vom lieben Schurff ebensowenig, denn der war ein lebendiger, vergnügter, im festen Glauben an Gottes weise Führung allezeit fröhlicher Mensch, trotz seiner grauen Haare. Wie würde der gute Mann sich freuen, wenn aus der Sache etwas werden sollte, denn der Krosigk gehörte unter die jüngeren Leute, die er am besten leiden konnte. Auch die äußeren Verhältnisse sprachen sehr dafür. Die Schurffs waren ja nicht arm, durchaus nicht. Aber die Zeiten waren schlecht und wurden immer schlechter, der Sohn bei der Armee kostete ein Heidengeld, und es waren drei Töchter zu versorgen, von denen freilich zwei, Minette und Luise, noch halbe Kinder waren. Heinrich von Krosigk aber, der Schloßherr auf Poplitz im Saalkreise, war eine der besten Partien des Herzogtums Magdeburg. Frau von Schurff wußte gar wohl, in wie vielen Familien des Landes er als Eidam höchlichst willkommen gewesen wäre. Ein bischen wild sollte er allerdings sein, ein bischen sehr wild sogar, aber, du lieber Gott, das gab sich schon in der Ehe und mit den Jahren. Und in allen den Geschichten, die man von ihm erzählte, war zwar von Duellen, tollen Ritten und heftigen Zechgelagen die Rede, aber zweierlei schien er total zu meiden, die Weiber und die Würfel. Das war sehr viel wert, denn an diesen beiden W hatte sie schon manchen Edelmann zu Grunde gehen sehen. Das dritte W, der Wein, erschien ihr nicht so gefährlich.

Sie begab sich sofort mit aller Eile, die ihre Würde als Edelfrau und Mutter ihr gestattete, in das Untergeschoß des Hauses, um den lieben Schurff mit der frohen Botschaft zu überraschen. Der saß um diese Tageszeit behaglich bei einem Schälchen Kaffee und studierte die Magdeburgische Zeitung. Zuweilen ließ er sie sich auch von seiner Lieblingstochter, dem braunlockigen Minettchen, vorlesen. Er konnte sie ganz ruhig in des Kindes Hand legen, denn in einem wohlregierten Staate merzte eine weise und fürsorgliche Zensur aus den Zeitungen alles aus, was dem Seelenheile eines sechzehnjährigen Mädchens allenfalls hätte Gefahr bringen können. Dazu pflegte er gewöhnlich seine kurze Pfeife zu schmauchen, in deren Tabak er des Wohlgeruches wegen stets einige getrocknete Wacholderbeeren mischte.

Heute aber fiel das Auge der eintretenden Gattin nicht auf das gewohnte Bild häuslicher Behaglichkeit. Von den Töchtern war keine im Zimmer, die Pfeife lag auf dem Erdboden, und ihr Mann saß in seinem Lehnstuhle, das Haupt zurückgelehnt und mit einem Ausdruck des Schreckens und des Schmerzes, den seine Frau noch niemals an ihm wahrgenommen hatte.

Aufs höchste bestürzt eilte sie auf ihn zu. Sie dachte an einen Schlagfluß. »Mein Gott, Mann, was ist dir!« rief sie und faßte seine Hand.

Der Major richtete sich auf, und eine große Träne rann über sein braunrotes Gesicht in den eisgrauen kurzen Schnurrbart. »Da lies selbst,« sagte er mit dumpfer Stimme und schob ihr mit zitternder Hand das Blatt hin. »Es hat dem Publikum nun nach sechs Tagen doch nicht mehr verheimlicht werden können,« setzte er bitter hinzu.

Die Zeitung brachte unter Trauerrand in kurzen Worten die Nachricht, daß am 11. Oktober Prinz Louis Ferdinand von Preußen bei einem unglücklichen Gefechte in der Gegend von Saalfeld gefallen sei.

Frau von Schurff war zunächst so erschrocken, daß sie gar nichts sagte. Dann fiel sie ihrem Manne um den Hals. Zu weinen vermochte sie nicht, die Tränen kamen ihr zu schwer, aber sie war aufs tiefste erschüttert. »Unser Prinz!« sagte sie leise. »Noch vor sechs Wochen habe ich in Magdeburg auf dem breiten Wege mit ihm gesprochen. Nun ist er tot! Der schöne, ritterliche Mann!«

Der Major fuhr sich über die Augen. »Er war mehr als das. Er war der Liebling des gemeinen Mannes, das glänzende Vorbild des Offizierkorps, alle Welt erwartete große Taten von ihm, und man durfte sie auch erwarten. Sein Tod wird lähmend, niederschmetternd wirken auf das Heer. Ach Frau, Frau, wie fängt dieser Feldzug an! Gott schütze Preußen!« Er erhob sich schwerfällig, stülpte die Mütze auf und ergriff den Krückstock. »Laß mich jetzt. Ich muß erst ruhiger werden, kann jetzt nicht darüber sprechen. Ich gehe in den Ellernschlag.« Und indem er ihr über das Haar strich und sich, zur Tür wandte, seufzte er noch einmal aus tiefster Brust: »Gott der Herr schütze Preußen!«

Frau von Schurff sah ihm vom Fenster aus nach, wie er, von seinen Hunden gefolgt, über die Stoppelfelder hinschritt. Es war nicht ihre Art, zu sinnen und zu grübeln, aber jetzt kam sie in ihrem Innern nicht los von der Frage, warum dieser bittere Wermutstropfen in den Freudenkelch gefallen sei, den sie ihrem lieben Manne hatte kredenzen wollen. War das eine Vorbedeutung? Jagte sie einem Traumbilde nach? Sollte aus der Verbindung, die sie wünschte, nichts werden, oder sollte ihre Tochter darin kein Glück finden?

Lange stand sie in tiefem Nachsinnen. Dann sprach sie leise vor sich hin: »Wie Gott will,« und ging, wenn auch noch mit bekümmerter Miene, doch mit erhobenem Haupte an ihre Arbeit.


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