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Mädche, Mäusche, goldig Krott
Uff' em Dunnersberg hockt de Zackerlott
Un blast dir uff ner Zwiwwelschott
Schlaf du goldig Krott.
Apfelbäckche Meisespeckche
Butterzweckche Herzigschneckche
Rosensteckche, Herzgoldsäckche
Im Himmel wacht der liebe Gott
Und duld net daß mer Kinner spott.
Kinnekinnekogel,
Kleiner Bub im Bett,
Wenn ein Ochs auch Flügel hätt,
Wer er doch kein Vogel,
Nein, er war ein Flederochs,
Kinnekinnekogel,
Aber sonst wie jeder Ochs
Und war doch kein Vogel.
Ich lade dich ein:
Wir wollen im Wald, wo Finken schlagen,
Vorm Dorf in Wiesen, in Hecken, am Rain,
Falter fangen, Vögel jagen,
Bogen schießen, Bälle schlagen,
Zum Sommer wollen wir Bruder sagen ...
Eitel Freud soll dein Herz sein.
Im Goldgestäng deiner Wiege sitzen
Silberne Vögel,
Pfeifen:
Lullezu, der Ruhrufer,
Rollefort, die Holdtolle,
Schneileis, der Reihreif.
Alle Dächer blendet Mond,
Engel werfen sich Sternchen zu,
Blütenschlachten.
Klinglicht, singt der Wind,
Tragsanft, sagt der Bach,
Blauen Traum, rauscht der Baum.
Zehn gehn im Klee,
Sandmännchen sinds, kommen
Segen säen.
Wo sie gesät, da schießt um dein Bett
Baldachinbusch Schlummer bald,
Wunderwald Schlaf.
Glockenblumen pfadlang läuten
Hummeln herbei, Bläulinge,
Den weißen Zaunkönig zärtlich zu dir.
Der Frühling ist ein Zauberer
Ein wundersamer sauberer
Mit Blüten viel geschmückter Fant –
Ihm ist die Erd ein liebend Weib
Die Kurzweil oder Zeitvertreib
Umbuhlt die Sonne ihren Leib
Und lächelt lang dem Land.
Ich glaub der Knabe spielt noch gern
Mit seinem gülden Wetterring
Mit rot Geknosp und Blätterding
Mit Schmetterling und Blütenstern
Der macht die Tage klar wie Glas
Daß hell des Finks Geschmetter kling
Es [treibt] die Zeit in Gott dem Herrn
Und freut mich ohne Maß.
Der Herbst das ist ein Sonderling
Das Färben ist sein Sach und Ding
Er fährt aus Wolkenwerften
Bracht er die süßen Früchte mild
Behagt ihm Jagd im Waldhag wild
Es kracht und lacht im Blachgefild
Er fährt mit dem verschärften
Mordmesser das heißt: Schneidewind
Das bunte Laub vom Baum, der kaum
Entbrannt in Todesfiebertraum.
Und doch ist er ein Kärtner
Der hat er einmal ausgebraust
Fromm in der Himmelsklause haust,
Stilldienend Gott, dem Gärtner.
Ich wollt, ich wüßt wie das Ding aussieht,
Das man ein Grunzelchen nennt.
Ich such es nun schon dreißig Jahr
Und traf keinen Koch, der es kennt.
Oft stell ich mir vor, ich wär ein Tor
Und führte zu einem Haus,
Und jemand kam und schlösse mir auf,
Und das Grunzelchen träte heraus.
Und sagte zu mir: Du Tor, du Tor!
Und dann wüßt ich wie töricht ich bin;
Doch das wunzlige Grunzelchen ist nur ein Wort
Und schwunzlig schwindets mir hin. –
Es war einmal ein Besser,
Der stand an einem Gewässer
Und sah tatlos zu, wie das Gute ertrank
Und sich wehrte und doch in den Fluten versank.
Das Besser – ach! – es hat gemeint,
Das Beßre sei des Guten Feind.
Drum streckte es den Arm nicht aus
Und zog das Gute aus dem Wasser nicht 'raus.
Nun laß dir sagen, was geschah:
Das Besser stand plötzlich nicht mehr da!
Mich deucht, das Gute hat beim Ertrinken,
Das Bessre gezwungen auch mitzusinken.
Und wenn du glaubst, das wäre nicht wahr,
Dann tust dus auf deine eigne Gefahr.
Schacker Jacker, alte Schuh
Auf dem Maingrund findet Ruh
Geb ich euch ein Wellengrab
Schacker Jacker, ach ich hab
Euch getragen sieben Jahre,
Eh ich wieder weiterfahre
Werf ich euch ins Wellengrab.
Schacker Jacker eures Leistens
Einst vollkommne Abgestalt
Ward – so gehts mit Schuhen meistens –
Nun für weitern Dienst zu alt.
Alles Leder muß auf Erden
Schließlich morsch und Moder werden,
Seehundtran und Fettglanzwichs
Nützen letzten Endes nix.
Schacker Jacker sieben Lenze
Wart ihr gut. Ich hab geschickt
Manchmal euch zu eurer Gänze
Ordentlich am Zeug geflickt.
Doch aus Lappen ward Geläpper
Schusters Rappen werden Klepper,
Ahle und gespickter Draht
Rütteln nicht am schlichten Rat.
Welcher ist, das man Vernutztes
Wegschmeißt, wenn die Stunde schlug,
Armes Schuhwerk, niemand putzt es,
Selbst nicht der, der's lange trug.
Wenn die Sohlen hungrig gähnen,
Hilft kein Weinen, hilft kein Wähnen,
Weder Blick noch Fleck mehr frommt
Und der bittre Abschied kommt.
Scheiden meiden werd' ihr müssen,
Die mir lieb und teuer sind,
Über Flüßchen, über Flüssen
Weht ein kalter Schneidewind.
Die sich herzlich kennen, trennen
Sich in Wehmut und mit Flennen.
Schacker Jacker, oh ihr wißts
Trauriger als traurig ists.
Schacker Jacker, jedem Seines
Wie es sich gehört soll sein
Drunten auf dem Bett des Maines
Sollt ihr nun bestattet sein.
Hätt ich Geld, ich gäb euch stolz,
Einen Sarg aus Ebenholz,
Daß der Krebs mit seiner Scher
Euch nicht zwicke und verzehr.
Euer Los beklag ich sehr,
Schwerer fällts mir noch als schwer.
Steine Steine nicht zu kleine
Nicht zu große und auch keine
Groben ungeschliffnen Stücke
Sinds um die ich mich hier bücke.
Sondern schöne glatte feine
Klarbeschaffne kantenlose
Nicht zu kleine nicht zu große
Rieselrunde Kieselsteine.
Groß genug daß ihr nicht leer seid
Wohlgeformt daß euch nichts drücke
Schwer genug auf daß ihr schwer seid
Und der Fluß euch nicht verrücke
Von der Ruhstatt weiterstoße.
So lebt wohl, ihr alten Schuh
Auf dem Maingrund findet Ruh.
Was bringt die Zeit den Kindern all?
Das Jettchen kriegt ein Kettchen,
Mit einem feinen Ührchen dran.
Das Lorchen kriegt ein Mohrchen,
Das zappelt wie ein Hampelmann.
Der Peter kriegt 'ne Feder,
Damit er fleißig schreiben kann.
Das Lenchen kriegt ein Puppenhaus
Mit lauter Rauch zum Schornstein 'raus.
Der Paul kriegt einen Schaukelgaul
Mit einem goldnen Zaum im Maul,
's Mariechen kriegt ein Kämmchen,
Ein Lämmchen,
Ne Kuh und drei Paar Schuh.
Das bringt die Zeit den Kindern all
Und den Mut dazu.
Was bringt die Zeit den Kindern all?
Dem Franz 'ne Mühl samt Wasserfall,
Dem Hannjer einen Pferdestall
Und sieben schöne Schimmel,
Das Ännchen kriegt ein Ringelein
Mit einem echten Edelstein,
Der blaublitzt wie der Himmel.
Das Fritzchen kriegt ein Spitzchen,
Daß er sich nachts nicht fürchten tut.
Das Lottchen kriegt 'nen Federhut
Auf seinen Lockenkopf,
Dazu 'nen ellenlangen Zopf
Und Truhn voll Siebensachen.
Das bringt die Zeit den Kindern all,
Da haben sie zu lachen.
Was bringt die Zeit den Kindern all?
Der Kaspar kriegt ein Horn mit Schall
Samt Postillon und Wagen.
Der Gustav kriegt ein Kegelspiel,
Dazu ein Schiff mit Segel viel,
Das Bärbelchen ein Lesebuch,
Ein wunderhübsches Spitzentuch
Und ein brokaten Band.
Der Ferdnand kriegt zwölf Morgen Land,
Drauf kann er Hasen jagen.
Das Röschen kriegt ein rot Gewand
Aus Samt, das darf sie sonntags tragen.
Der Schambs darf ins Schlaraffenland
Und kriegt 'nen zweiten Magen;
Den braucht er dort auf jeden Fall.
Was bringt die Zeit den Kindern all?
Es ist ja nicht zu sagen!
Ein Fellchen fürs Babettchen,
Ein Schnällchen fürs Lisettchen,
Ein Bällchen für den Hannibal
Und ein seiden Bettchen.
Und jedes kriegt 'nen schönen Schatz
Der hat in seinem Herzen Platz.
Lirum, lautrum, leisrum,
Dreht euch all im Kreis rum!
Ein Wichtelmännchen hat gelockt
Die Igelmutter und die beiden Jungen
Sind schnell zum Milchnapf hingesprungen
Die Waldohreule im Geäst der Arve hockt
Da schläft sichs gut bis an die nächste Nacht
Ein zarter Falter aber kommt ganz sacht
Vom Honig der Kamille angezogen
Dem kleinen Tierfreund auf die Hand geflogen
Mit sehr viel Würde hält das Eichhorn Wacht
Der Tannenzapfen dient als Wappenschild
Ein Wichtelmann tut wichtig. Mit Bedacht
Grüßt er sein wichtelmännisch Ebenbild ...
Einst schlugen vier Pfauen je ein Rad,
Die nahm ich an meinen Wagen;
Ich saß auf dem Bock und hielt mich grad
Und ließ mich nach Bibrach fahren ...
Herr Winzig aus Wunzig im Wichtelhaus
Tritt alle Frühmorgen zur Tür heraus.
Wenn Schönwetter ist, sagt er: fein.
Wenn Schlechtwetter ist, sagt er: nein.
Geht schleunigst wieder ins Wichtelhaus rein.
Zum Pfleidler kam der Zeidler:
»Fünf Pfund Honig für den Rock!«
»Kein Geschäft pardautz«, rief der Pfleidler
Hab selbst einen Bienenstock
Am Hintergärtchen steht er
Und sind die Waben schwer
Da kommt der schwarze Peter
Mein Sohn und macht sie leer.
Junikäfer flieg
Dein Vater fiel im Krieg
Dein Vater ist geblieben tot
Mit Hunderttausend Andern
Davon steht Mond so rot
Auf dem Feld in Flandern.
kommt ein Sturm mit Gebrumm
Im Garten des Herrn von Geschwindikus
Stürzen die Purzelbäum um.
Ein Schlafdieb floh im Schweinsgalopp
[Ein rechter Sündikuß.]
Cupido, Freund Fährtefinder,
Fröhlichstes der Götterkinder,
Feinster Finder, schlauster Winder,
Quälgeist arger, ungelinder,
Komm geschwinder,
Mutterwitzig Bübchen du,
Säume nicht, so weitvertummelt –
Tags verschäckert, nachts verträumt,
Läßt du doch sonst mir nicht Ruh.
Komm geschwinder, komm geschwinder,
Komm geschwinder auf mich zu!
Ha! Die Lockung hat gezogen,
Schon bist du hereingeflogen,
Süßes Wichtchen, muntres Ding,
Ich erhasch dich, ich faß dich,
Du entschlüpfst nicht, du entwischst nicht,
Übermütger Schmetterling!
Ha! Schon hab ich dich am Kragen,
Gut hab ich dich abgepaßt,
Nun wirst du am Ohr gefaßt.
Kerlchen, sollst mir manches sagen,
Meiner Seele
Nichts verhehlen, treu berichten,
Nichts von putzigen Geschichten,
Schlingel, Bengel, Queruläntchen,
Du Hans-Dampf in allen Gassen,
Könnt ich mich auf dich verlassen.
Leichtsinnsfäntchen
Voll graziöser Clownerie,
Ungezogner,
Viel Verlogner,
Spielverbogner,
Reine Wahrheit sagst du nie.
Stets betrügst du mich ein Quäntchen,
Stets hast du die List am Händchen
Schlitzohr, du der ohne Heil,
Ungerührt,
Als wär's sein Teil,
Teils die Leut am Narrenseil,
Teils an ihrer Nas rumführt.
Ha, nun hab ich dich am Kragen,
Her mit dir, setz dich aufs Knie.
Heute, Bürschchen, will ich Klarheit,
Reine unverpanschte Wahrheit.
Heute wird da nichts geräkelt,
Nichts gefockelt, nichts gehauckelt,
Nichts geschaukelt, nichts gegaukelt,
Nicht ein Träumchen ausgehäkelt.
Nein, mit ernstem Angesicht,
So, als ging es um dein Leben,
Sitzt du mir zum Strafgericht.
Knirps, vor dem die Götter beben.
Gehst du sonst mit deiner Goschen
Gern in schlickernden Galoschen,
Fälschst gar und beschönigst viel,
Spitzbub! Heute hilft kein Spiel.
Trügst du süßer kleiner Flaps,
Wir dir stracks der Sitz verdroschen,
Klaps für Klaps
Schimmert es auch rosenhold,
Wehr dich, denn es geht im Nu,
Und ich bin kein Edelbold.
So, nun bist du ausgescholten,
All dein Schalk sei nun vergolten.
Doch halt still und höre zu.
Noch ist nicht mein Zorn erloschen,
Ruhig, Freund, drum, ohne Scherz,
Höre zu,
Mutterwitzig Bübchen du.
Sagst du wahr und bist gefällig,
Zeig ich auch mich dann gesellig,
Hätschelt, tätschelt dich mein Herz.
Hat das Schicksal eine Wiege
Vor des Frühlings Tür gestellt,
Daß das Kindchen lieblich liege
Und als ersten Gruß der Welt
Sonne, süße Sonne kriege,
Daß das Kindchen in der Stelle
Gleich den jungen Gott erblickt,
Der von schon verklärter Schwelle,
Herr des Lichts, der Herzenshelle,
Welt zu walten sich beschickt
Und mit Jubelruf die Gegend
Weckend leicht im Tänzerschritt,
Winterwolkenwust zerfegend,
Blustbewegend, lusterregend,
Sieghaft in sein Zeichen tritt,
Der, sobald sein Aug das kleine
Zarte Menschenwesen schaut,
Lächelnd weiß, daß dies vermeine,
Daß der Sternbeschluß, der reine,
Ihm ein Pflegekind vertraut.
Und im Nu ist es ihm teuer,
Reich bedenkt er es mit treuer
Sorge wachbewußtem Walten,
Leiht das flüssig-goldne Feuer
Seines Geists zum Ich-entfalten.
Und als Ammen zum Geschäfte
Heischt er stille Heiterkeit,
Fleißig-feine Aufbaukräfte,
Dienlich-reine Wachstumskräfte,
Daß das Kleine wohlgedeiht.