Viktor von Scheffel
Der Trompeter von Säkkingen
Viktor von Scheffel

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Aus den Liedern Margaretas.

I.

      Wie stolz und stattlich geht er!
Wie adlig ist sein Mut!
Er ist nur ein Trompeter,
Und doch bin ich ihm gut.

Und hätt' er sieben Schlösser,
Er säh' nicht schmucker drein,
Ach Gott, und doch wär's besser,
Er würd' ein andrer sein!

Ach wär' er doch ein Ritter,
Ein Ritter vom goldnen Vlies!
– O Lieb', wie bist du bitter,
O Lieb', wie bist du süß!

II.

        Ach, nun sind es schon zwei Tage,
Daß ich ihn zuerst geküßt,
Und seit jener bösen Stunde
Alles wie verzaubert ist.

Meine Stube, drin so zierlich
Und so nett ich einst gehaust,
Steht in wirrem Durcheinander,
Daß mir vor mir selber graust.

Meine Rosen, meine Nelken,
Schauen welk und traurig drein,
Ach, ich glaub', ich goß seit gestern
Statt mit Wasser sie mit Wein.

Meine gute weiße Taube
Hat kein Futter, hat kein Brot,
Und der brave Distelfink liegt
In dem Käfig schon halbtot.

Und mit blau und weißer Wolle
Ist am weißen Netz gestrickt,
Und mit weißem Garn ist in die
Bunte Stickerei gestickt.

Und wo sind die schönen Bücher,
Parzival und Theuerdank?
Glaub' beinah', ich warf die guten
Sänger in den Küchenschrank.

Und die Küchenteller stehen
Auf dem schmalen Bücherpult,
– Ach, an all dem großen Unglück
Ist die Lieb', die Liebe schuld!

III.

            Jetzt ist er hinaus in die weite Welt,
Hat keinen Abschied genommen,
    Du frischer Spielmann in Wald und Feld,
    Du Sonne, die meinen Tag erhellt,
    Wann wirst du mir wieder kommen?

Kaum daß ich ihm recht in die Augen geschaut,
So ist der Traum schon beendet,
    O Liebe, was führst du die Menschen zusamm',
    O Liebe, was schürst du die süße Flamm',
    Wenn so bald und traurig sich's wendet?

Wo zieht er hin? die Welt ist so groß,
Hat der Tücken so viel und Gefahren,
    Er wird wohl gar in das Welschland gehn,
    Und die Frauen sind dort so falsch und schön!
    O mög' ihn der Himmel bewahren!


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