Sebastian Sailer
Die Schöpfung
Sebastian Sailer

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Zweiter Aufzug

Adam (gähnend)
        Au, au, au – ischt mar do d'Zeit so lang;
mei' Maul gôht mar auf bei drey, vier Spang.
So gôht as, wenn ma ischt alloi' –
Gott Vatter bleibt lang dahoi'.
Wenn ar schau' käm', i hätt nuits darwider.
Gotts Nama! i leg mi a bitzle dô nieder,
daß i mi zum Schlôfa riicht';
's gilt an Batza, as g'schiicht.

 

Arie
        A Schläfle thät mar tauga,
    a Rüahle thät mar wohl.
As blinzlat meine Auga,
    dar Kopf, dear ischt mar vol.
I will mi gauh' brav schtrecka,
    Gott Vatter kommt mar z'schpôt:
Ear wead mi schau' aufwecka,
    wenn ear g'nua geassa hôt.

Dô gôht a lieblis Windle,
    dees Gräsle dô ischt lind;
wenn i gauh' schlôf' a Schtündle,
    vergôht mar d'Zeit do g'schwind.
So ka-n-i nimma wacha,
    daß i alloi' rum zuih:
Gott Vatter! theand do macha!
    I weett, as wär' schau' drui! – –

 

Gott Vater
        Dees hoißt g'schlôfa, dees hoißt g'schnarchat
Odam reißt g'waltige Löcher in Barchat.
Odam! laß dar nu' brav troma;
was moi'scht, soll dar a Weib kroma?
Adam (träumt)
        Verschaffat nu' oina,
's ischt bessar as koina.
Gott Vater
As ischt halt so a Sach:
i will gauh' dra' ganz g'mach.
Guat Ding braucht Weil;
denn wenn i eil',
so ischt as glei g'fehlt,
nôh', Odam, bischt butzat und g'schtrählt.

 

Arie
        Verschaff' am i koina, so will ar verzaga,
verschaff' am i oina, so ischt ar halt g'schlaga.
    Worum? Dôrum. Um a Weib
    schlimmars, baisars nuits auftreib'.
Freili ka's au guate gea',
dia au eaba fromm und schea'.
Adam (träumend)
Aber ai!
Geit as Mäus' im Bodasai?
Gott Vater
Mei' Odam! da weascht as wohl redli no büeßa,
wenn du so viel kaufa und zahla weascht müessa.
    Miader, Juppa, Tuach und Boy,
    Spitz und Bändel ällerloi;
Schüüz, Halstüacher, Hauba, Käppla
und au B'hänk an d'Auhraläppla;
    Roifröck wia
    dicke, broite Schweitzerküah.

Und kriagscht du a fromma, a guata, a truia,
so laß i mi do all mei' Arbat itt ruia:
    denn a guats Weib, sait dar Schwôb,
    ischt a graußa Gottasgôb.
Aber, aber, aber währli,
Odam, glaub, 's ischt ziemli g'fährli.
    Daß sui g'rôth',
    geab mar eisar Herrgat Gnôd'.

Adam (träumend)
D'Wealt ischt kugelrund.
Wia viel schlôf' i schau' Schtund'?

 

Gott Vater
        Schlôf a Gottsnama, und schwätz itt so viel!
Jetz will i gauh' a' dees sauber G'spiel.
Adam (träumend)
I schlôf jô, hau'd ar denn koine Auhra?
Gott Vater
        Jô, jô, i hair di ziemli gnaura.
So mueß as halt sei'.
Jetz ka'-n-i zua seine Rippa nei';
oina neahm' am ussam Leib
und bussier a wackers Weib.

 

Ariette
        Um an Fraunam ischt as zwôr
    gar a hoickels Ding.
Macht am Ma' oft groe Hôr'
    und in Kopf viel Sprung'.

Bald ma iahr dia Hosa lôt,
    geit sui nimma nôh.
Odam! gang wach auf, as schtôht
    grad so oina dô.

 

        G'schwind schtand hinter mi na'!
I will aufwecka dein Ma',
und d' Schtund schreya a'.
Losat, Herr Odam! lau't ui saga,
's Glöckle dees hôt Drui g'schlaga.
Druia!
Schtand auf, nimma liega bleib',
wisch d'Auga, gugg, da hôscht a Weib.
Adam (wachend)
Bona dies, bona dies!
I moi', i häb da Krampf in de Füeß.
Wo ischt sui denn? i meecht sui hau'.
Gott Vater
Komm nu' füri, ar woißt as schau'.
Adam
Ischt dees mei' G'schpäni?
Eva
Jô Odam, dees ben i,
i moi's.
Adam
        Dees wär wohl oi's.
Grüeß mi au,
wenn du mei' Frau.
Da thuascht aber no saure G'siichter macha,
i moi', da seyascht nu' halba bacha.
Da bischt dänischt schea' und zierle.
Gott Vatter! wohear neahmatar dees Dierle?
Gott Vater
Sui ischt dei' Frau, as bleibt darbey;
i will dar gauh' saga, wia as ganga sey.

 

Ariette
        Wia du ins Gras di niederg'legt
und älle Viera vo' dar g'schtreckt,
und uffam grüena Platz
wia a Ratz
g'schlôfa-n-au,
hau-n-i hoimli mit Manier
g'schwind a Ripple g'schtohla dir
und darnôh' g'mach und schtet
usser dreht
dô dei' Frau.

 

Adam
        Wia so? sieh-n-i doch
in meiner Seita koi' Loch.
I sieh koi' Bluat, i sieh koi' Wunda;
wia hau' t ar denn dees Weib dôhinna g'funda?
Jetz beym Plunder!
nimmt's mi nimma Wunder:
itt umsau'scht hôt's mi dôhinna so klimmt,
so g'schtocha, so bläht, so gräuseli grimmt.
Wenn as mir wär g'falla-n-ei,
daß so a Wuascht sott in mer sei',
hätt i mit Flußrauch mi schau' g'räucht
oder da Beattal gar mit Pillala naus g'jaicht.
Eva
Dees seand schau' schleachte Briaf:
's wär koi' Wunder, wenn i huit no verdliaf.

 

Arie
        I komm doch ussam weißa Boi',
    hübsch, wacker und ganz g'schmeidig.
Du bischt us Leatta nu' alloi',
    gealt, gealt! da bischt mar neidig!
    Gex di! – Gex di!
Adam
Wenn i koi' Ripp' hätt' neahma lau',
    mei', sag mar, wia thät's um di schtauh'?
Da wärescht nuits, da wärescht jô
    mit Leib und Sail bey mir itt dô.
    Gex di! – Gex di!

 

Gott Vater
        Fried', Fried'! Wia, wia?
Was balgat ar schau' so früah!
Ar kommat z'weit,
wia wearat ar's aischt macha mit dar Zeit!

 

Ariett
Adam
        O wär i no ledig
    und hätt no koi' Weib,
so brucht i koi' Predig,
    i bey ar itt bleib.
O liaber Gott Vatter! Ui gib i sui hoi',
    i leg mi dô nieder, will leaba-n-alloi!
Gott Vater
        I nimm sui nimma a';
sui ischt dei' Weib und du ihr Ma'.
In Gottes Nama
gib i ui z'sama.
I wei'sch viel Glück in d' Aih
und Seaga; was weant ar maih?
Adam
        Wia hoißt denn mei' Weib, mit dear i soll leaba?
Gott Vater
Da därfscht ar nu' seall an Nama geaba.

 

Ariette
Uschel, Bäbel, Kätter, Adla,
Naisa, Luzei, Thraina, Madla,
    Jakobeia, Dorathai,
    Appel oder Salamai,
Zezill, Rausa, Lisabaitha,
Franzel, Regel oder Graitha,
Brigat, Stasla, Annamei,
hôscht a ganza Letanei.

 

Adam
        Wenn i sui därf daifa,
so hoiß i sui Aifa.
Aifa, Weible! ischt dei' Nam; denk fei' dra',
daß da seyascht g'namsat von am Ma',
itt ear vo' dir.
Gott Vatter! gealtet Ihr?
Gott Vater
Jô, jô, da hôscht d' Wôhret g'sait,
dear Nama sey ar aufg'lait.
Eva
Ma'le! schla' nu' ei'!
Mar weand jetz Boide eisar sey'.
Gott Vater
Aber, ihr Leutla, jetz' lau't ui saga,
i will ui mei' Gebott nôh der Länge und Broite vortraga.
Odam! da bischt dar Ma',
di gôht as z'aischta a'.

 

Arie
            A G'späßle, a Ruah,
    älls lass' i ui zua,
koi' Dingle dôhinna verbiata ui thua.
    Nu' oi's will i hau':
    dees Bömle lau't schtauh',
suscht müeßat ar alle boid 's Leaba glei' lau'.

    Gib Achting uf mi,
    dees Bömle dô sieh,
dees trait baise Äpfel und Früchta für di.
    Gang itt darzua na',
    und greif mar's itt a',
suscht gôht dar's hundsübel, und endli muascht dra'.

    Suscht älls i dir schenk,
    an meine Woat denk,
merk's Bömle, an dees i an Schtrauhwisch jetz henk.
    Denk du und dei' Frau:
    Dett ischt dar Wau Wau,
dett ischt für ui Boide a bannater Hau.

    So lang du itt daud,
    hôscht, Odam, koi' Naut,
hôscht Milcha, hôscht Käsla, hôscht Butter ufs Braut.
    Lieg nieder und schlôf,
    da bischt wia a Grôf:
hôscht Küehla, hôscht Kälbla, hôscht Öchsla und Schôf.

    Sey, Odam, sei' g'scheit,
    dees Bömle wohl meid
und gang us di Zähna des Luzifers Neid:
    Ar ischt ziemli schlau,
    dear Tuifel ihm trau',
ar möcht di gean macha zuer Oichalasau.

    Spricht ear dir viel zua
    und lôt dar koi' Ruah,
so sag am nu' keackli: »I bi' dar koi' Bua!«
    Geit ear itt viel drum,
    so kaihr' di g'schwind um
und sag nu': »Los', Tuifel! uf Kirbe mir kumm!«

    Dar Äpfel ischt süeß,
    doch macht ar dir 's Grieß,
im Bauch macht ar's Rumpla, und Schmeatza in d' Füeß.
    Sobald da ihn frischt,
    hôscht's Gift schau' verdwischt,
darnôh' deiner Lebtig a Himpalar bischt.

    Probier's nu' und beiß,
    glei' muascht's Paradeiß
uff ewig quittiera; nôh fressat di d'Läus.
    I seall füehr di naus
    bey deiner Kartaus
und leid di koi' Schtund maih im hoiliga Haus.

    Wo witt darnôh' hi',
    dei' Weib, deine Sih,
wenn i dir aufsetzig und g'hässig au' bi'?
    Da ka'scht no zum Lauh'
    deam Beattel nôh' gauh?
I bitt di dur' s jüngscht G'riicht, da-n-Äpfel laß schtauh'.

 

Adam
        Gealt, Aifie, dees lau' t mar wohl bleiba,
eh mar is liessat da-n-Abschied schreiba.
Eva
Ewig soll dees Ding itt g'scheah!
Gott Vater
Aber i will geara seah!
Adam
A Woat, a Woat, a Ma', a Ma',
Äpfel hi', Äpfel hear, i gang g'wiß itt dra'.
Gott Vater
Wenn ar g'scheit und koine Narra seand,
lau't d'Äpfel schtauh', suscht theand, was ar weand.
Laß di fei' vo' neamad locka.
Adam
I schab liaber a Rüab oder will Erbbala brocka.
Gott Vater
Odam! halt di wohl, suscht wead ma dar zwacka.
Adam
Ar theand dees Ding au so oft saga.
I bi' jô schau' bey meine Jôhr:
Gauh't a Gottsnama, as haut koi' G'fôhr.

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