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»Alle hohe Kunst ist symbolisch.« Das Wort ist doch wohl von Goethe? Es sagt auch nichts anderes als das: »Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis«. Aber es giebt Leute, die mit Symbolen spielen. Das sind die eigentlichen Symbolisten. Ihre Kunst ist eine spielerische Kunst, sie ist mit dem Titel dieses Büchleins nicht gemeint.

Wir Schreiber über die Kunst werden gerade von den Künstlern nicht besonders hoch angeschlagen. Wir müssen es uns gefallen lassen. Die meisten unter ihnen schlagen überhaupt alles Gedruckte nicht hoch an. Und viel Dummes wird ja gedruckt. Wir überschätzen uns auch selber nicht (wenn wir keine Esel sind) und der grösste deutsche Kunstschreiber, der nebenbei auch ein wenig Künstler war, drückt sich bescheiden genug aus. »Die Kunst, sagt er, ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen; darum scheint es eine Thorheit, sie wieder durch Worte vermitteln zu wollen. Doch indem wir uns darin bemühen, findet sich für den Verstand so mancher Gewinn, der dem ausübenden Vermögen auch wieder zu Gute kommt.«

Uebrigens ist in dem folgenden nicht ausschliesslich von Kunst die Rede, sondern noch von verschiedenen anderen unzeitgemässen Dingen, z. B. »von der Freiheit eines Christenmenschen« unter dem Scepter Leo's des Zehnten und Leo's des Dreizehnten, unter der Carolina oder peinlichen Halsgerichtsordnung und der Lex Heinze.

Keinen Anspruch macht das Büchlein auf »Wissenschaftlichkeit«. »Qui sera en cherche de science, si la pesche où elle se loge; il ne rien de quoy je face moins de profession.«

Es gab schon Zeiten einer höheren Kultur in Deutschland als die heutige ist. Eine solche war die Blütezeit der Romantischen Schule. Da wurde noch, wie bei jedem Kulturvolk die schöne Litteratur höher eingeschätzt als die Wissenschaft. »So sonderbar, als es Manchen scheinen möchte, sagt Novalis, so ist doch nichts wahrer, als dass es nur die Behandlung, die Melodie des Stils ist, welche zur Lektüre uns hinzieht und uns an dieses oder jenes Buch fesselt ... Diese geistige Einheit ist die wahre Seele eines Buches, wodurch uns dasselbe persönlich und wirksam vorkommt.«


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