Johann Kaspar Riesbeck
Neue Briefe, für und wider das Mönchswesen - Zweiter Band
Johann Kaspar Riesbeck

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XXI. Brief.

Antwort auf den vorhergehenden.

Damit Sie nicht glauben, Sie haben das letzte Wort deßwegen behalten, weil das Recht auf Ihrer Seite sey; und ich seye so widerlegt, daß mir der Gedanke in meinem Leben nicht mehr kommen werde, nur ein Wort wider die Mönche zu sagen, so sollen Sie noch dieses von mir lesen, worinn ich mir die Freyheit nehme,nur einiges aus Ihrem letzten Briefe, der mit äußerst hitziger Feder geschrieben worden, ganz kurz zu berühren; übrigens Sie aber theuer versichere, daß ich, trotz aller Ihrer für die Mönche so trostvollen Hofnungen, den Wunsch, diese der katholischen Welt so lästige Nation bald begraben zu sehen, bis in meinen letzten Athemzug nicht aufgeben werde.Näheres s. Joseph II. im Dictionnaire Personen. Ich weiß, warum ich das wünsche; ich weiß auch, daß ich nicht vergeblich wünsche. Sollte ich mich aber betrügen, so gönnen Sie mir doch den angenehmen Irrthum, den süßen Traum, und glauben, daß ich nicht der einzige sey, dem es von dem träumt, womit er den ganzen Tag umgeht. Diese Träume können unvermuthet in die Erfüllung gehen; aus dem, was Sie jetzt für einen ausgemachten Irrthum halten, kann eine Wahrheit werden, die Sie und Ihres gleichen in Verwunderung und Erstaunen setzet. Wie kommen Sie doch dazu, Ihren Brief mit einem Seufzer aus einem lutherischen Kirchengesang zu beschließen? Vielleicht wußten Sie es nicht einmal; sonst würde es gewiß unterblieben seyn. Ich mußte herzlich lachen, als ich mir Ihre Erröthung darüber im Geist vorstellte, daß Sie sich den Eifer für die Mönche und ihre Aufrechterhaltung so weit verleiten liessen, dem Luther, einem Mann, der schon vor dritthalbhundert Jahren zum Sturz der Mönche einen so guten Grund gelegt hat (denken Sie, wie unparteyisch! er war selbst ein Mönch!) etwas aus seinen ketzerischen Liedern abzuborgen! Darüber stünde Ihnen gewiß keine unfeine Lauge von Ihrem Beichtvater aus dem FranciscanerOrden bevor, wenn er es erführe. Vielleicht müßten Sie gar ein ansehnliches Kapital zum Kloster stiften, um diese Todsünde abzubüßen; und wenn Sie nicht auf Ihrem Todtenbette Anstalt zu etlich 100. Seelenmessen machten, so könnte die Quaal des Fegfeuers auch ein paar hundert Jahre länger dauren. Das sollte Ihnen nicht geschehen seyn! Das ganze Lied ist Ihnen ohne Zweifel gar nicht bekannt. Um Ihre Buße über diese schwere Vergehung recht groß und lebhaft zu machen, will ich Ihnen solches abschriftlich zusenden. Wie werden Sie erstaunen, wenn Sie finden, daß der Pabst, auf dessen Allmacht Sie sich bey der Erhaltung der Mönche so steif und vest verlassen, und der Türk, gleich im ersten Vers, als zween Brüder, zusammengejocht sind! In der that, durch diesen Einzigen Gedanken, so gewiß er Ihnen wider Ihr Wissen und Wollen entfahren ist, haben Sie bey mir vieles wieder gut gemacht, womit ich in Ihrem Brief sonst gar nicht zufrieden seyn konnte; und Sie sollen von nun an keine Vorwürfe mehr von mir hören. – Geben Sie sich nur zu Ruhe, ich bitte Sie. Ihr Winseln wird nichts helfen. Die Mönche sind, was sie sind. Thut man ihnen Unrecht, wenn man sie für das hält, was sie sind? Wenn man sie nach ihrem wahren Werth schätzt? Lassen Sie die Großen der Erde, die es angeht, diese Sache ausfechten. Nimmt sich der Himmel ihrer an – wenn sie beybehalten werden, so glauben Sie meinetwegen getrost, das komme von oben – so werden alle Versuche, ihnen zu schaden, verlohren seyn. Geht es aber mit ihnen der Zernichtung, oder der Verwandlung zu, so geschieht ja auch das nicht von ungefehr; und wir sind die Leute nicht, die dawider murren können. – Meine Reise hat wieder auf etliche Tage Aufschub erhalten. Deswegen konnte ich Ihnen noch einmal schreiben. Wenn ich wieder zurück komme, so werde ich Ihnen viel Wichtiges sagen können, wenn Sie es gern hören möchten. Wie gefällt Ihnen dann, was der Erste Geistliche Churfürst in seiner Residenz mit ein paar Klöstern zum Besten seiner Universität zu Maynz gethan hat? Glauben Sie nicht, daß das ein Beyspiel für andre seyn könnte? Doch Sie haben ohne Zweifel meiner, wie Sie es nennen werden, unaufhörlichen Zudringlichkeiten satt.

Ich wünsche Ihnen die Gemüthsruhe, die ich bey allen Vorfällen von dieser Art genieße, und bin etc. etc.


 << zurück weiter >>