Johann Kaspar Riesbeck
Neue Briefe, für und wider das Mönchswesen - Zweiter Band
Johann Kaspar Riesbeck

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XVIII. Brief.

Antwort auf den vorhergehenden.

Was ich mit der Uebersendung der Predigt, die ich hier, als etwas nagelneues beylege, bey Ihnen für Ehre aufheben werde? – Nun das kann ich freylich jetzt noch nicht wissen. Aber redlich zu sagen, ich bin auch dißfalls unbesorgt. Werden Sie bekehrt, so habe ich meine gewiß gute Absicht erreicht. Geschieht es nicht: so können Sie mirs doch nicht übel deuten, daß ich zu Ihrer Besserung etwas beytragen wollte. Sie haben mich ja auch mit Schriften beehrt, an denen ich vieles, und alle Tage mehr, auszusetzen finde. Wir haben also einander nichts vorzuwerfen. Ihrem Urtheil will ich nicht vorgreifen. Wundern würde ich mich, wenn es günstig ausfallen sollte; das habe ich aber nicht zu erwarten. Den Reiz in der Schreibart,woran Sie durch das Lesen protestantischer Schriftsteller so viel Geschmack gefunden haben, werden Sie vergeblich suchen. Das ist ja aber auch nur ein außerwesentlicher Umstand. Und wem es um Wahrheit zu thun ist, dem gefällt sie in jedem Kleide. Es heißt auch hier: saepe est sub sordido palliolo sapientia. Ich habe die Predigt selbst gehört; und weil sie mir gefiel, mir solche schriftlich ausgebeten. Es gieng schwer her, diese Gefälligkeit zu erhalten. Der Redner, ein bescheidener Mönch, sagte mir endlich: ich möchte nur keinen üblen Gebrauch davon machen; Aufpasser auf ihn und seines gleichen gebe es gegenwärtig in der Welt genug: er wollte nicht gern unter diese Hornisse fallen; was er geprediget habe, dafür wolle er wohl haften – doch würde es ihm unangenehm seyn, mit jemand darüber in eine Controvers zu gerathen, wovon er nie kein Freund gewesen sey; ich möchte sie also nur für mich behalten, und ihm bald wieder zustellen; er wünschte mir bey nochmaliger Durchlesung derselben viele Auferbauung und Stärkung in meinem gutkatholischen Glauben; wozu allerdings auch das gehöre, daß man ehrerbietig von den Ordnungen der Kirche denke, und sich nicht jeden Wind der Lehre, den katholische und lutherische Freygeister aus allen Ecken der Welt in diesen letzten schlimmen Zeiten herbey blasen, von der uralten Wahrheit abwendig machen lasse. Ich dankte ihm für seinen wohlgemeynten Wunsch und für seine freundliche Willfährigkeit, steckte die Predigt in den Sack, und beurlaubte mich bald hernach, weil ich sie in der Schnelle abschreiben, und, meinem Versprechen zu folge, recht bald an den gehörigen Ort wieder zurück geben wollte. Hier ist sie nun, und wird hoffentlich unter uns zween bleiben. Ich muß Ihnen frey sagen, daß ich empfindlich darüber werden müßte, wenn Sie solche in Gesellschaften, in denen nach dem Ton der gegenwärtigen Zeit die Mönche allemal zuerst herhalten müßen, feil tragen, und den Spöttern preiß geben wollten.

Predigt
über den Text Büchlein Judith
im Kap. XVI. Vers 20. und 21.

Vae genti insurgenti super genus meum: Dominus enim omnipotens vindicabit in eis, in die judicii visitabit illos. Dabit enim ignem & vermes in carnes eorum, ut urantur et sentiant, usque in sempiternum.

Zu Deutsch:

Weh dem Volk, das aufsteht wider mein Geschlecht. Dann der Herr wird an ihnen rächen. Am Tag des Gerichts wird er sie besuchen. Dann er wird Feuer und Würm geben in ihr Fleisch, daß sie gebrannt werden und spüren, biß in Ewigkeit.

Liebes ChristenVolk. Ich hab mich schon lang besonnen, was ich euch auf den heutigen Feyertag predigen woll. Könnt viel sagen, was mir aufm Herzen ligt, und das Maul siedheiß davon überlaufen lassen, daß ihr zusammen fahren müßtet. Will euch aber dißmal noch verschonen, hoff, ihr werdet euch bessern, und die heiligen Feyertäge der Kirchen zu Ehren anderst feyren, als unterdessen. Nicht, die Alten ins Wirthshaus zu den Charten sitzen, und Weib und Kinder, Hosen und Wamms verspielen: das Weib daheim mit andern Ehebrechern buhlen und den Mann auslachen, wenn sie wieder ind Kindbett kommt: Nicht, das junge Volk zusammenlaufen, tanzen, springen, und wenns vorbey ist, huren und buben, daß die Geistlichen darob, und ob solchen ungeschliffenen Beichtkindern schwarzblütig werden möchten. Thut das nimmer, sonst bin ich nothgezwungen, schärfest zu predigen und euch nicht nur allein ins Fegfeuer, sondern gar in die Höll zu verdammen. Wann ihr darfür den Rosenkranz abbetten möget, so würden euch die Leichtfertigkeiten vergehen. Jetzt auf einen andern Apropos! Das Geschmeiß der Ketzer wird all Tag ärger. Wie aus der Büchß der Pandora, so fliegt alle Meß aus den Buchläden ein Schwarm von Büchern in die Welt hinaus, die alle den Mönchen, uns Leuten, die man doch in der christkatholischen Welt nicht entbehren kann, den förchtigen Garaus machen wollen. Gott lob, es ist noch nicht um die Zeit, daß Euer Geschwäz die erwünschliche Würkung hat. Es wird doch auch noch Erbärmd bey denen vorwalten, die Euch zu befehlen haben, ihr saubere Gesellen. Schamt euch in euer Herz, daß ihr so mit den Dienern der Kirchen umgehen mögt, und sie nicht besser traktiren, als die Hunde. Wann die Mönche nicht wären, so würde eures Gebeins nicht mehr da seyn. Doch ich verlaufe mich zu arg in meinem Eingang. Es ist Zeit, daß ich auf die Erklär= und Abtheilung meines Texts komme. Spitzet eure Ohren, und höret zu, wann ich euch eine wunderrare Predigt halte, und wortdeutlich zu bedenken gebe:

Die scharpfe Straff, die die aufstützigen Calumnianten der Gotteshäuser und der Mönchen bälder, als bald drucken wird. Das ist
I. eine wohlverdiente Straff,
II. eine scharpfe Straff, und
III. eine unabbittliche Straff.

Ehe und bevor ich Euch alles das so klar mach, als das klare Wasser, möcht ich freylich wünschen, daß ich den honigtriefenden Mund des heiligen Kirchenvaters Krisostomus hät, wie wollt ich die JudasBrüder, die so gar unter den Catholischen, wie die Blindschleichen, und wie die falschen Katzen, sich befinden, schamroth machen! Keiner von denen unverschämten Verächtern sollt mir entwischen: oder wär ich so begabt, wie der deutsche Temosthenes zu Wien, ihr werdet mirs doch an dem Maul ansehen, daß ich von den lobwürdigsten Pater Abraham von Sancta Clara meyn, wie wollt ich ihnen den Rost herunter thun. Oft und dick hab ich mir schon gewünscht, daß ich all die Lästermäuler, die Pfeilschützen wider unsere heilige Orden, die schieferichte Schmierer der MönchsPasquillen in meiner Zell bey einander hätt, keiner sollt mir ohne blaue Augen davon kommen.

Ich wollte diesen gewissenlosen und zimmerklugen Ehrabschneidern den Balg ausklopfen, daß sies gern hätten. Doch mit nichten! Allermaßen sich daß für mich nicht schicken thäte. Lieber will ich sie durch die kernhafte Beweißthümer, wider die der helle Tag nichts einwenden wird, in die Pfann hauen. Also zum ersten Stuck meiner Predigt, daß die Straff so die aufstützigen Calumnianten der Gotteshäusern und Mönchen bälder, als bald drucken wird, eine wohlverdiente Straff ist. Gott selber wird sie diesen Hohlhippern andiktirn, wie die fürtrefliche Princeß Judith in meinem Text sagt: Weh dem Volk, das aufsteht, wider mein Geschlecht. Niemand kann das Weh über einen Menschen aussprechen, als Gott der Herr selber. Und was er den Menschen für Strafen anthut, das ist alles wohlverdient. Daran kann niemand, als nur ein Erzketzer zweifeln. Und weil das just unsere Feinde nicht glauben wollen, so kann ich ihnen nicht helfen; und ob sie auch schon mitten im Schooß unserer Mutter der Kirche drinnen sind, ich muß sie Ketzer heißen. Sie meynen zwar, es werd kein Hahn darnach krähen, was man den Mönchen, und verstehts wohl, die sind eben das Geschlecht Gottes, für Unbild anthut. Aber gscheide Leute meynen nicht. Sie meynen zwar, wir Mönche habens wohl verdient, daß man so viel gefährliche Anschläg wider uns macht, und uns entweder in Weltgeistliche, oder gar in Layen überstalten will. Männiglich will uns beschmitzen, und sich an uns reiben, als ob wir Tagdieb wären, und das Brod mit Sünd fräßen; da wir doch so viel beten und singen, so viel Frost und Hitz ausstehn, unsern Leib so casteyen, so viel fasten, so viel gute Werk thun, so viel an dem Seelenschnitt arbeiten. Ach, wann keine Münch mehr wären, wie giengs der katholischen Welt, alles gieng zu Grund und Boden. Wir hebens noch, daß der Himmel nicht einfällt, und alle die Sünder, die, wie die Heuschrecken, die Erd überschwemmen, nicht niederschlägt. Aber wart't nur, ihr Lügenmäuler, die wohlverdiente Straf wird euch treffen, daß ihr uns Mönchen so viel aufschultert, das verlogen ist. Sie hat den Holefernes auch troffen, der wunder gemeynt hat, wie wohls die Juden verdient haben, daß er so mit ihnen umgesprungen ist. Aber umkehrt ist auch so. holofernes und sein Heer habens verdient, daß ihm der Kopf abgehauen worden und das Heer um seinen Anführer kommen ist. So wird's auch mit unsern Feinden gehen. Schreyet nicht so laut, ihr ihr Widersacher, ihr Holofernes der Kirch, der Mönchen und Gotteshäuser. Ihr meynet, ihr habt uns schon im Sack. Aber das Widerspiel wird sich zeigen, eh ihr nungucket. Die derbeste Unbild, die ihr uns drohet, wird auf euren Kopf kommen, und ihr werdt nicht darwieder muchsen därfen. Dann, daß ihrs wißt: wir seynd das Gschlecht Gottes, so gut, als die Juden zu Bethuljah; Gott wird sein Ziel erzwecken, aber ihr nicht. Wann ihr uns schon spinnen feind sind, so schadt das nichts. Gott ist euch auch spinnenfeind, weil ihr seinem Gschlecht spinnenfeind sind, und er wird euch zeichnen, daß ihr gezeichnet sind. Das ist eine wohlverdiente Straf. Die Trüb= und Drangsaalen, die ihr uns anthut, seynd unverdient, das wissen wir am besten. Aber ihr machet aneinander fort, man mag euch warnen, wie man will. Wir seynd in unsern Zellen anfangen nimmer sicher, man will uns naustreiben, wie man die Kinder Israel aus Egypten naustrieben hat.Kinder Israel ... – hier verwechselt der Gotteskämpfer etwas: Die Juden sind aus Ägypten geflohen, sie wurden nicht vertrieben. Daß Gott erbarm! Wir unschuldigen Leut! so unschuldig, als die Kindlein in der Wiegen. Aber just deßwegen wird die Plag, die euch feindselige Köpf verschlagen wird, gar wohl verdient seyn. Was thun wir denn? Nichts: und doch thut man uns so viel. Ich hab vor 8. Tagen einen liederlichen Kerl von Politicus sagen hören, daß man uns Mönchen grad darum nimmer dulden sollt, weil wir nichts thun, nehmlichen, als dem lieben Gott den Tag abstehlen, essen und trinken, rumlaufen, betteln, und mit aberglaubischem Geschäft umgehen. Ich hätt dem ungehobelten Pursch den Grind abschaben mögen. Ja freylich, Nichts thun, daß ist, nichts böses thun wir, aber lauter gutes. Solche Sachen müßen wir uns in den Bart sagen lassen. O tempera, o mores. Wir sind die rechte Geduldspiegel, wie die Judith und ihr Volk. Mittagshell kann mans erwahren, daß uns Unrecht geschieht. Unsere Klöster will man uns nehmen, und uns draus jagen, daß wir verhungern und verdursten müßen. Eitel Armseligkeit soll unser Speiß seyn. Ists nicht genug, daß der Schmalhans unser Küchenmeister all Mittag und Nacht ist, daß wir so viel fasten; daß wir betteln müßen, wann wir nicht mit billendem Magen uns auf unser elendes Stroh hinlegen wollen. Und doch ist des feindseligen Wesens kein End und kein Ort. Nun wir sollen zwar unsere Feinde lieben. Ist wahr. Das hat die liebe Judith auch gewußt. Doch hat sie sich auch drauf verlassen, daß Gott die Straf, die wohlverdiente Straf über die Feind nicht sparen werd. Und so verlaß ich mich darauf, und weiß gewiß, ich werd nicht zu schanden.

Aber, geltet, liebe Zuhörer, ich mach euch die Zeit zu lang. Jetzt bin ich erst mit dem ersten Theil fertig. Wems zu lang ist, der kann gehen. Gescheide Leut werden mir gern noch lang zuhören. Ich hab euch noch viel zu sagen, das ihr nicht wisset, und das euch freuen wird, wenn ichs euch sag. Ich muß jetzt im zweyten Theil euch lehren, daß die Straf, so die aufstützige Calumnianten der Gotteshäuser und der München bälder als bald drucken wird, ein scharpfe Straf seyn werd. Die München seynd keine so liederliche Leut, als viel Narren meynen, das höret ausm Text. Er wird Feuer und Würm geben in ihr Fleisch, daß sie brennt werden und spüren bis in Ewigkeit. In was für Fleisch soll Feuer und Würm kommen? Geltet, in der München Fleisch? Meynet ihr? das hättet ihr gern, ihr Gaudieb. Aber es ist anderst gemeynt. Die Mönchen essen nicht viel Fleisch, manche gar keins. Also können keine Würm und kein Feuer drein kommen. Wider diesen sonnenhellen Beweißthum müßen all unsre Feind erstummen. Aber der Calumnianten ihr Fleisch, das muß erfahren, wie das Feuer brennt, und wie die Würm beißen und nagen. O schröckliche Straf, o scharpfe Straf. Probirets nur mit eurem Finger, oder mit eurer Nas, ihr giftige Schreiber, wanns wieder die München geht, ihr nasweise Philosophi, wann ihr Nonnen, all Klöster und Gotteshäuser, all Messen und Wallfahrten, all Fest= und Feyertäg, all Marianische Bittgäng und Tagzeiten, all Gottesheilige und Fronaltär, all Kirchen und Christenlehr aus der Welt hinaus philosophiren wollt. Probirts mit euren nasweisen Fingern, und hebet sie mir samt der Nas nur zwo Stunden ins Feuer, was gilts, es wird euch brennen, daß euch gesalzene Thränen über die Backen laufen werden. Aber, wann das Feuer in euer ganz Fleisch kommt, daß ihr braten müßt; wenn die Würm hinten drein kommen, wies im Text lautet, und euch Haut und Bein abnagen, denn wird das Lachen gar aus seyn, und ihr werdet wünschen, wann wir nur die unschuldigen München ungeschoren gelassen hätten. O scharpfe Straf, die ihr euch nicht eingebildet hättet. Aber so ists, wann man drauf hineinhaußt, und nichts glauben will, als was die Ketzer und Freygeister sagen. Ich bitt euch jetzt, lasset ab, bevor die scharpfe Straf kommt: sie wird gewiß kommen, so gewiß es in meinem Text steht, daß sie auf die Münchsfeind kommen werd. Lasset die guten München in Ruh. Glaubets, daß sie gottsförchtige, unschuldige, heilige Leut seynd. Sie erretten euch ja durch ihr Gebet und heilige Messen aus den brasselnden Fegflammen. Seyd nicht so heikel, wann sie zu euch in die Häuser kommen. Gebet ihnen fein erklekliche Allmosen, wann sie bey euch terminiren, vermachet den Gotteshäusern auch etwas auf euren Todbettern, damit ihr desto bälder aus dem reinigenden Feuerkerker erlößt werdet. Lüget nimmer über sie: lasset ihre Güter unbetastet: Kauffet ihnen ihre heilsame Mittel wider den Teufel, alle Hexen und Unholde ab: Nehmet ein Exempel an ihrem auferbaulichen Leben und Wandel, an ihrer Kasteyung des Leibs, an ihrer Engelreinen Keuschheit; Habet Mitleiden mit ihnen, wann man sie verlästert und verfolget: zwacket ihnen nichts diebisch ab, auf daß es euch nicht einmal auf der Seel brenn. Richtets ihr, die ihr meinen Ermahnungen und Warnungen zuhöret, den andern aus, daß sie sich darnach richten.

Die karge Zeit mahnt mich daran, daß ich hurtig machen soll. Ich mags doch nicht gar zu lang machen, ihr möchtets sonst vergessen. Höret also nur voll geduldig zu; es soll bald aus seyn. Dritter Theil. Die Straff, so die aufstützigen Calumnianten der Gotteshäuser und der München und Nonnen bälder als bald drucken wird, ist auch eine unabbittliche Straff. Ho, ihr denket, es wird nicht so arg seyn, es wird gnädig ablauffen, mit der Straff: es ist nicht so ernst. Wir wollen uns halt schon helffen. Geltet, ich hab eure leichtfertigen Gedanken haarklein verrathen. Ihr lachet in die Faust, wann ihrs den München noch so arg machet. Ihr erdemüthiget euch nicht, ihr wollet eure Sünden nicht abhalsen durch Reu und Buß: ihr wollet, wenn das Feuer und die Würm anfangen kommen, das Haberstroh eures Gebets in dem Strudel, in dem ihr seyd, als einen Nothhelfer brauchen. Aber gebet acht, was ihr für einen Bock schiessen werdet. Die München und Nonnen werden euch brav auslachen, wann euer schüchternes Hasenherz ganz und gar erdattert seyn wird. Ihr meinet, wenn ihr schlimme Gesellengewesen seyd, so därfet ihr nur das Maul wischen, und hinter der Thür Abschied nehmen, und euren Trapp straks fortlauffen, ohne daß man euch ein Haar krümmen thät. Aber gmach. Die Gnad und Erbarmniß geht derley dreustige Sündenböck, als ihr seyd, nichts an. Die Straff, die euch bälder, als bald drucken wird, die scharpfe Straff, die zu eurer Erstaunung über euch kommen wird; die förchtige Eräugniß, die auf das Geheiß des grechten Richters über euch ausbrechen wird, ist eine unabbittliche Straff. Ich sags mit Fleißabermal, auf daß ihr nicht meynet, es sey vexirt. Sie wird euch so lang drucken, biß ihr den Leib ausgeistert, in welchem eine so gottlose Seel gehaußt hat. Da wird's zu spat seyn, wann ihr euch an Gott henken wollt. Euer Stutz wider die München, und wider die Gottesheilige wird unter den Strengheiten der Straff aus dampfen. In eurem Sinn sind ihr thurnhoch gewesen, wann ihr jene gute Leut mit euren Lästerzungen abgekämmt habt. Aber um dieselbe Zeit wird euer Herz grundtief seyn, und nimmer aufhüpfen, wann ihr vor eure höllische Boßheiten unvergleichlich büßen müßt. Ich sags euch noch einmal: unvermeidentlich müßt ihr büßen: die Straff wird euch, wann ihr schon betet und schreyet: Verschon mir, verschon mir, auf dem Fuß nachlauffen, und wann ihr all eure gute Werk zusammenziffert, so werdet ihr keins herausbringen: lauter böse Werk, die nicht schlimmer seyn könnten. Eure Augen werden erblinden, und eure Mäuler erstummen, weil ihr mit den Augen scheel darzu geguckt habt, wanns den München gut gegangen ist, und weil ihr mit den Mäulern sie verlästert habt. Ihr habt glaubt, ihr habt Fug dazu, alles mit den unschuldigen Leuten anzufangen, was euch in euer tückisches Herz komm: ihr habet einen Freybrief zu allen Unthaten, grad wie in alten Zeiten die Juden es auch nach dem Gezeugnuß der Evangelien mit unserm Herrn Gott gemacht, da sie nicht geruht haben, biß er an den Creuzgalgen kommen ist, und sich viel drauf einbildt haben. Aber ihr werdets erfahren, zu eurem Schrecken, wann ihr dem Bußgeist nicht Platz gebet, daß es euch geht, wie jenen Schälken, die mit dem unschuldigen Christ so gottlos umgesprungen seynd. Und jetzt will ich ein End machen. Wann das nichts hilft, so hilft mehr auch nichts. Ich hab euch herzrührend alles gsagt, was ich gewußt hab,. Ich habs euch staffelweiß bewiesen, und alles ausgeknotet. Die Worten, die ich euch predigt hab, werden euch verdammen, wann ihr euch nicht bessert. Ich hab euch das Gewissengschärpft, und zeigt, daß euer Gscheidheit Narrheit ist. Dem Gegenwurf meiner Predigt hab ich gnüge thun. Verstreuet die Worten nicht, die ihr jetzt ghört habt, sie sollten euch immer in Ohren sausen, daß ihr euren Boßheiten den Korb geben, und ihr euch nur auf gute Ueb= und Handlungen, und Tugendakten legen thätet. Euer SeelenHeil ist mir so ans Herz gwachsen, daß ich nicht davor schlaffen kann. Anstatt eurer Gassenhauer thut fleißig Bittseufzer zu dem heiligen Joseph, daß die erfrostete Lieb gegen die München in euch wieder auflodere, und ihr nimmer Grißgramm gegen ihnen sehen, sondern süß lächeln möget, wenn euch ein Münch oder Nonne unters Gsicht kommt; so könnet ihr wohlgemuthet seyn, und dürfet euch nimmer vor der Straff förchten. Amen.


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