Ferdinand Raimund
Der Bauer als Millionär
Ferdinand Raimund

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Erster Aufzug

Erster Auftritt

Großer Feensaal, mit magischen Lampen von verschiedenen Farben hell beleuchtet, welche, auf Kandelabern angebracht, die Kulissen zieren. Im Hintergrunde die Öffnung eines großen Bogentores, welches durch einen schalartigen, mit Gold verbrämten Vorhang verdeckt ist.

In der Mitte des Theaters spielen zwei Furien, ein Triton und der kleine Borax ein Quartett von zwei Violinen, Viola und Violoncello. Die Stimmen des Quartetts wechseln mit Solo. Die Instrumente sind von Gold, die Pulte ideal. Im Kreise sitzen: Bustorius, Zenobius, Antimonia, Selima, Zulma, Lira, der Morgen, die Nacht, der Abend, der Blödsinn und mehrere andere allegorische Personen, Zauberer und Feen, die von Zeit zu Zeit von vier Genien, welche als geflügelte Livreebediente gekleidet sind, auf silbernen Tassen mit Konfekturen bedienet werden. Das Ganze wird von folgendem Chor begleitet.

Chor.
Welch ein herrliches Konzert,
Wo sich hoch die Kunst bewährt.
Was ist Amphions Geklimper?
Selbst Apollo ist ein Stümper,
Wenn man solche Künstler hört.
Bravo! Bravo! O vortrefflich!
Bravo! Bravo! (Verhallend.) Bravo – Bravo –

(Allgemeiner Applaus. – Alles erhebt sich von den Sitzen, die Spielenden legen ihre Instrumente weg und verneigen sich).

Zenobius.
Bravissimo, meine Herren! das haben Sie gut gemacht, (zu dem Triton) besonders Sie.

Bustorius (tritt vor, einen Csakan in der Hand, im ungarischen Dialekt).
Isten utzék! ist das schönes Quartett, von wem ist das komponiert?

Zenobius.
Das Adagio ist von einem Delphin.

Bustorius.
Und das Furioso?

Zenobius.
Von einer Furie.

Bustorius.
Das ist schön, Furie kann am besten machen Furioso.

Borax.
Aber Mama, mich loben s' gar nicht.

Antimonia.
Sei nur still!

Bustorius.
Das kleine Bübel greift aber manchmal ein bissel falsch.

Antimonia (die währenddem ihrem Sohn immer den Schweiß von der Stirne gewischt hat).
Mein Herr! das könnte mich beleidigen. Er ist der erste Violinspieler im ganzen Feenreich, er hat einen englischen Meister, der für jede Lektion zweihundert Schillinge bekommt.

Zenobius.
Ganz gut, aber überlassen Sie sein Lob andern Leuten.

Antimonia.
Wer kann ihn unparteiischer beurteilen als ich, seine Mutter? (Eitel.) Obwohl mirs, meiner Jugend und meiner Reize wegen, niemand ansieht, daß ich seine Mutter bin.

Bustorius.
Nein, hätt ich Ihnen für seine Großmutter gehalten.

Antimonia.
O Sie einfältiger Zauberer! (Borax weint laut.) Pfui! mein Boraxi, mußt nicht weinen. Hörst! mußt gar nicht aufmerken auf die abscheuligen Leute da.

Borax. (weinerlich).
Freilich, was liegt denn mir an den Leuten, die können alle weniger als ich.

Antimonia.
Ja mein Bubi, so ists recht! Jetzt bist brav!

Zenobius (lachend).
Bravissimo!

Bustorius (lachend).
Das ist gute Erziehung. Buben tut sie schön, und Meister gibt sie Schilling.

Antimonia.
Beleidigen Sie mich nicht länger, oder ich verlasse die Gesellschaft – (Will fort.)

Zenobius.
Bleiben Sie. Hat Lakrimosa Sie darum zu sich gebeten, um zu streiten? Sie wird den Augenblick erscheinen, sie empfängt nur ihren Vetter, den sie aus Donau-Eschingen erwartet hat und der wie Sie alle im Hexengasthof abgestiegen ist, weil im Palast hier niemand wohnen darf.

Antimonia.
Gut, aus Höflichkeit will ich bleiben, aber schweigen kann ich nicht, durchaus nicht!

Bustorius.
Das ist liebenswürdige Frau, wenn ich einmal heirate, nimm ich keine andere, aber sie auch nicht.

Zweiter Auftritt

Ein Feendiener. Vorige.

Diener.
Die Fee.

Bustorius.
Sie sieht noch gut aus vom weiten.

Zenobius.
Das Schicksal hat sie mit ewiger Jugend beschenkt, darum hat der Gram ihre Reize geschont.


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