Peter Prosch
Der freiwillige Hofnarr
Peter Prosch

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Zwölftes Kapitel

Ich schenke Glocken und darf noch draufzahlen. – Ich kauf ein Bauerngut mit Wirtshaus. – Bin nun ein reicher Mann mit Schulden. – Die Schulden laß ich mir aber schenken. – Wieder mal Hüte voll Geld. – Das große Unwetter im Zillerthal. – Allerlei Verdruß; doch find ich Hülfe. – Mausl Tunid wird mein Schwiegersohn und erhält mein Bauerngut.

Nun war ich wieder Wirt und Brandweinbrenner, und blieb eine Weile zu Hause; ich gab mein neues Meßgewand in die Kirche. Man konnte vorher nur auf einem Altare Meß lesen, ich bekam aber vom Herrn Weihbischof zu Regensburg, Herrn von Bernklau, einen Altarstein, diesen gab ich auch dem Herrn Provisor und sagte ihm zugleich, daß mir der Fürst-Bischof von Regensburg eine Anweisung zu einer Sterbglocke gemacht habe; dieser hatte eine große Freude darüber.

Wir unterredeten uns auch, weil unsere größere Glocke schon ziemlich alt und fast unbrauchbar war, solche bei dieser Gelegenheit mit der neuen umgießen zu lassen. Ich gab 60 fl. dazu her; alles war ihm recht; ich ging also nach Innspruck, zahlte meine Handschuhe, ging zu unserm Grafen von Tannenberg, der ein eignes Kupferbergwerk in Ahren hatte; diesem erzählte ich alles, und bat ihn zugleich, weil die Kirche in seinem Gerichte liegt, mir einen Zentner Kupfer zur Glocke zu schenken, daß sie etwas größer würde, das er auch gleich tat.

Ich ging hernach zum Glockengießer Miller, und bestellte die neue vom Fürsten hergeschaffte Sterbeglocke, ließ auch die alte hinaufführen: beide wurden gegossen, und der Herr Prälat von Wildau, Herr von Spers, hatte sie geweihet; weil man aber neue Stöcke und Beschläge mit Schrauben, wobei der Kirchenprobst Bögler Riepl war, dazu hatte machen lassen, so lief der Unkosten über den Akkord um 56 fl. weiter hinaus, und da wir beim Dechant Wechselberger nicht sattsam angehalten haben, so durfte ich, zum Dank für mein Betteln bei Fürsten und Grafen, und sonst für mein Von- und Zulaufen und andere Unkösten, bei der Kirchenrechnung die 56 fl. auch noch aus meinem Beutel bezahlen.

Wir hatten aber doch itzt drei Glocken: ich, Bögler Riepl, Mäusl Hannsäl und Tunig führten sie zu uns herab, sie wurden mit schönen Rammen geziert, die ganze Gemeinde holte uns auf der Uderser-Wiese mit Kreuz und Fahnen ein, und so wurden wir mit Freude und Frohlocken unter Losbrennung der Böller in Ried einbegleitet, die Glocken wurden glücklich aufgezogen, und Anno 1780 auf dem Kirchtage das erstemal geläutet, wo alles Volk eine außerordentliche Freude bezeigte.

Vor etwelchen Jahren hatte mir Ihre Majestät die Kaiserin ein ödes Stückl Grundes mit Gutheißung der Nachbarschaft verwilliget, wenn ich für selbes 50 fl. zum Kirchenbau beitragen würde, damit ich es zu einem Anger ausreuten könnte, das auch geschehen: ich besetzte solches mit Obstbäumen. Zuvor, Anno 1778, starb im Oktober mein Gegner, Antoni Pachmayr; das untere Wirtshaus zu Jochler in Ried, wo seine Tochter Anna Pachmayrin sich befand, sollte also feilgeboten und verkauft werden, weil sie das Hauptgut zu Uders übernehmen mußte. Ich hatte mir nun in ungefähr 20 Jahren ein weniges Vermögen erspart; da ich auch ohnedem Grundherr über dieses Gut war, und das Einstandrecht hatte, bekam ich schier einen halben Lust dazu; weil es aber ganz in der Stille hergegangen, und der Bögler Riepl willens war, solches gar zu kaufen, damit es nicht an mich kommen möchte, kaufte ich von Lorenz Plattner, Müllermeister zu Ried, das sogenannte Glasergut, wobei ein sehr altes baufälliges Haus war. Ich war willens, selbes zu bauen, und meine Wirtschaft zur Kirche auf dieses Gut zu übersetzen, wozu ich von Innspruck aus die Erlaubnis schon hatte.

Da dieses die Anna Pachmayrin und der Bögler Riepl erfahren, schickten sie den Thomas Lambrecht, Schneidermeister, zu mir mit dem Auftrag, daß ich ihnen das Gut abkaufen sollte. Den folgenden Tag ließen sie mir abermals durch den Mäusl Tunig melden, ich möchte doch zu ihnen kommen, und mit ihnen handeln; sein Bruder Hannsäl war, wie ich schon gemeldet, mein Hofmeister; wir beide gingen also auf den Abend zu ihnen herab. Es waren Leute in der Stube, wir gingen also in die Stubenkammer hinauf zu handeln; ich fragte nach dem Wert, die Anna Pachmayrin antwortete: man gibt es dir, wie dem Bögler Riepl; wir wurden eins, und ich kaufte ihnen das Gut samt dem Wirtshause ab um 4540 fl. und 20 bayerischen Talern Leykauf. Der Kauf war also beschlossen, und wir zogen von Taxach mit meiner Haushaltung nach Ried herab. Jetzt war ich Bauer, doppelter Wirt, und Brandweiner; ich konnte 3 Kühe und zwei Pferde halten, und war auf meine zwei Häuser nicht mehr schuldig, als 1700 fl., mithin in meiner Nachbarschaft einer der reichsten Bauern. An Maria Lichtmesse schenkte ich das erstemal aus.

Da ich das letztemal in Anspach war, hörte ich, daß der Marggraf eine Reise nach Italien machen wollte: ich lud ihn daher in mein Haus auf Nudl und Knödl ein, wenn er durch Tyrol reisen sollte. Er sagte es mir zu, und versprach mir bei der Hand, daß ich mit ihm nach Italien und Frankreich reifen därfte. Der Kammerherr von Wellwart schrieb mir sogar, daß ich zu Venedig bei den drei Türmen auf ihn warten sollte.

Die bestimmte Zeit kam nun heran; ich bestellte meinen Knecht, den Mäusl Tunig, zur Wirtschaft und zum Keller, ich aber und sein Bruder Hannsäl traten die Reise nach Italien an. Wir gingen über Innspruck, Steinach, Brönner, Störzing nach Brixen, da nahmen wir einen fürstlichen Passeport, und speisten beim Domherrn Grafen von Lodron, einem Enkel des Fürst-Bischofen von Regensburg. Wir waren auch gesinnt, uns Pilgerkutten machen zu lassen, und eine Reise nach Rom zu tun; allein wir ließen es bleiben, bis wir wußten, wie es mit dem Marggrafen zu Venedig aussah.

Wir gingen sodann über die Klausen nach Botzen, Neumark, Selurn, welcher Ort eben vor 14 Tagen abgebrannt war, und noch rauchte; ferner über Deutsch- und Wälschmichl nach Trient, da logierten wir beim Posthalter Mamelo; kaum waren wir eine Stunde allhier, so ward die Sturmglocke geläutet, die Tore wurden gesperrt, weil in der Stadt Feuer auskam: zum Glück ward es durch gute Anstalten bald wieder gelöschet.

Dem andern Tage besahen wir die Altertümer in der Stadt: das Kruzifix im Dom, welches sich zu Zeiten des Konziliums mit dem Haupt geneiget hat; bei St. Maria Major das Konzilium in natürlichen Porträten; das große Orgelwerk jenseits der Etsch; eine alte kleine Kirche, so die erste im ganzen Land Tyrol ist, und der h. Kassianus selbst gebauet und eingeweihet hat; bei St. Peter das h. Knäblein Simonerl mit Haut und Haaren, den die Juden grausam ermordet; das fürstliche Residenzschloß, und den vor demselben gegen der Etsch aus einem großen Marmorstein gehauenen Igel, wo vor alten Zeiten der Abgott von Trient stand; die Seidenfabrik, welche gar schön anzusehen ist, wo ein Wasserrad so viel arbeitet, als tausend Paar Menschenhände Tag und Nacht verrichten könnm; das polnische Spital, welches ein König von Polen hat erbauen lassen, als er auf der Reise nach Rom zu Trient krank geworden ist. Der regierende Fürst-Bischof war der Graf v. Thun.

Von Trient gingen wir nach Roveredo, wälsch Ala, Verona, Padua, und kamen mit dem Postschiffe zu Venedig an; wir logierten beim Wirt zu den drei Türmen, und erkundigten uns wegen der Ankunft des Marggrafens, konnten aber nichts mehrers erfahren, als daß er auf den Karneval ankommen sollte. Wir besahen daselbst den Markusplatz, die Kirchen, die Residenz des Dogen, gingen um zween Siebenzehner auf den Markusturm, und sahen auf der offnen See, so weit das Aug tragen konnte, über die tausend Schiffe und Gondeln.

Der Marggraf war von Anspach in die Schweiz gereiset, und hielte sich zu Lausanne eine Zeitlang auf. Fünf Tage waren wir schon zu Venedig, und wußten nicht, wie wir daran wären, oder was wir machen sollten; zu einer Reise nach Rom erkleckte uns das Geld nicht. Endlich hörten wir, daß unsere unvergeßliche und unsterbliche Kaiserin Maria Theresia gestorben sei, und der Marggraf nicht nach Italien kommen werde, sondern von Lausanne zurück nach Hause gegangen sei.

Unsre Bestürzung hierüber war außerordentlich groß, wir mußten also auf dem nämlichen Wege, auf dem wir herkamen, wieder nach Haue gehen, und hatten doch bei diesem Metzgerritt 60 fl. verzehret, welche mir aber hernach der Marggraf wieder ersetzet hat. Um Ostern kamen wir von unsrer blinden Spazierreise nach Hause; ich blieb aber nicht lange daselbst. Im ganzen Lande war über den Verlust unsrer besten Kaiserin und Landesmutter eine große Trauer, und bei mir war die Hoffnung wegen des Zinsgroschen und des Handschuhehandels nach dem wienerischen Hofe verschwunden; ich ging also nach Innspruck, kaufte Handschuhe ein, und marschierte mit meinem Hofmeister und Schimmel auf das Land.

In München bedauerte mich die verwitwete Kurfürstin sehr, weil sie wußte, wie viel ich an der Kaiserin, und seit sechs Jahren verloren habe. Ich blieb eine Zeitlang bei ihr zu Fürstenried, weil sie und alle Herrschaften mich gern hatten. Die Kurfürstin gab mir auch eine gute ergiebige Beisteuer, damit ich an meinem Gut zu Hause etwas abzahlen konnte. Ich dankte tausendmal dafür, nahm Abschied, ging über Schwabhausen, Aicha, Rhain, Donauwörth, und kam zu Drießdorf beim Marggrafen an, der eine große Freude bezeigte, daß wir, anstatt zu Venedig, uns in Drießdorf einander sahen. Er lachte nicht wenig über meine Reise, zahlte mir meine Unkösten, und bedauerte mich auch sehr, daß ich meine gute Kaiserin verloren habe.

Die Marggräfin war auch meine beste Freundin; ich durfte alle Tage in der Frühe zu ihr ins Kabinett kommen, da diskurierten wir von allerhand Sachen, vorderst von Tyrol und meiner Haushaltung: ich erzählte ihr alles haarklein, wie es mit meinen Sachen stund. Einsmals fragte ich sie im Vertrauen, ob ich nicht den Marggrafen um ein Darleihen angehen därfte, damit ich zu Hause etwas von meinen Schulden abzahlen könnte: sie machte mir gute Hoffnung, und versprach mir bei der Hand, daß sie mir, so viel sie könnte, bei dem Marggrafen dazu behilflich sein wollte.

Eines Tags in der Frühe beim Koffee eröffneten wir dem Marggrafen unser Anliegen: ich bittete ihn, daß, da er öfters versprochen, mir zu helfen, und itzt die beste Gelegenheit dazu wäre, er mir einen Vorschuß von tausend Gulden, aber ohne Interessen, mit dem Beding machen möchte, daß ich ihm alle Jahre hundert Gulden heimzahlen wollte.

Der Marggraf lachte, und sagte: morgen um diese Zeit will ich dir die Antwort geben. Wir hatten gute Hoffnung, weil er so aufgeräumt war: die Marggräfin, wie er weg war, gab mir die Hand zu küssen, und tröstete mich, es werde alles gut gehen.

Ich kam zurück in mein Quartier zum Kommißbecken, und erzählte meinem Hofmeister, dem Hannsäl, mit Freuden alles, was vorgegangen war.

Am folgenden Tage sagte mir der Marggraf beim Koffee: aus deinem Begehren wird nichts daraus, ich kann dir nichts leihen. Wie vom Donner getroffen erschrak ich; der Marggraf sah mir es an, lachte, und sagte: sei wohlauf, Peterl! ich will dir helfen; auf dein ehrliches Gesicht leihe ich dir das Geld, ich verlange keine oberkeitliche Versicherung, komm du nur alle Jahre, und zahl deine 100 fl. zurück. Vor Freuden erwischte ich ihn bei der Mitte, küßte und drückte ihn; er lachte, und sagte: sei glücklich. Ich küßte der Marggräfin viermal die Hand; er aber schickte mich zum geheimen Kabinettssekretär Hasold: ich und Hannsäl gingen hin, und fanden das Geld schon in Bereitschaft liegen; wir nahmen es in die Hüte, und trugen es zur Marggräfin; in ihrem Kabinett setzten wir uns zusammen auf dem Boden, und zählten das Geld: die Marggräfin schauete uns zu, lachte, und erfreuete sich, daß sie mir hat helfen können. Ich zahlte gleich dem Marggrafen meine erste 100 fl. zurück, und so blieben mir noch 900 fl. übrig, diese trug ich zum Herrn Obermarschall von Eichler, welcher sie mir per Wechsel bei Herrn Rögl, Bankier zu Hall, anwies, von welchem ich sie auch unentgeltlich richtig empfangen habe.

Ich fertigte dem Marggrafen mit meiner eigenen Handschrift und Petschaft einen Schuldenschein aus, mit welchem er zufrieden war. Ich blieb noch eine Weile bei ihm, nahm Abschied, und ging mit meinem Hofmeister und Schimmel von Anspach über Nürnberg nach Regensburg, wo mich der Fürst-Bischof mit Freuden empfing, und mir sagte: Nun mußt du eine längere Zeit bei mir bleiben, ausruhen, und dich recht herausfüttern; aber trinken darffst du nicht zu viel, und deswegen mußt du allemal Wasser unter den Wein schütten. Ich versprach es ihm; weil aber der Fürst blind war, und es nicht sah, schüttete ich nur ein und den andern Tropfen Wassers unter den Wein.

Der Fürst hatte auch schon ehevor aus Tyrol Nachricht erhalten, wie sich meine Vermögensumstände zu Haus befänden: es reuete auch die Anna Pachmayrin sehr, daß sie mir das Wirtshaus zu kaufen gegeben; sie suchte also mich wieder davon zu verdrängen, und setzte mir vermög eines oberkeitlichen Befehls zur Bezahlung einen so kurzen Termin, daß ich natürlicherweise unmöglich beihalten könnte. Der Fürst, der wohl einsah, daß man mich mit Gewalt drücken wollte, lieh mir also 1000 fl. ohne Interesse, und wies mir solche beim Herrn Landsindikus von Egger an, der sie auch der Anna Pachmayrin bei der Oberkeit auszahlte: von diesem Kapital mußte ich alle Jahre des Fürsten Schwester zu Innspruck 100 fl. heimzahlen.

Nun war ich von meinen großen Klagschuldnern bis auf etwas weniges frei; ich blieb beim Fürsten zu Regensburg sechs Wochen lang, denn er war in Wahrheit mein guter Freund und Patron; ich bekam noch überdies meine Pension, und mein Hofmeister Hannsäl zween bayerische Taler Trinkgeld. Wir bedankten uns, nahmen Abschied, und gingen über Freysing und München nach Haus.

Wir kamen dieses Mal zum allerglücklichsten bei Weib und Kindern an; ich hatte noch über die zu machende Bezahlung etwas Geld in Händen, und, weil das Haus sehr nieder war, ließ ich es abtragen, und um vier Ringe höher bauen, sechs neue Böden einlegen, dreizehn neue reguläre Fensterstöcke einsetzen, und einen neuen Dreschtennen machen: ich kaufte mir auch sechs schöne Kühe, wie auch Wägen und andern Hausrat; denn, da dieses Gut über 40 Jahre verpachtet war, und die Bestandsleute niemals etwas angeschafft haben, so war im ganzen Hause nicht soviel Hausrat, daß man drin hätte kochen können. Ich mußte mir dann alles bauen, Kuchel- und Kellergeschirr, Betten, Tische, Stühle und Bänke aufs neue machen lassen, welches mir auch große Unkosten verursachte.

Hingegen hatte ich itzt eine rechtschaffene und gut eingerichtete Wirtschaft; das Gries und Schmiedfeldl hatte ich auch frisch ausreuten lassen, so, daß ich schöne Felder hatte, und gewiß ein wohlhabender Wirt und Bauer in unserm Ort war; denn, wenn ich wollte, konnte ich alle Tage für mein Vermögen 5000 fl. haben, worauf ich nur mehr 800 fl. schuldig war. Dieses stach der Anna Pachmayrin sehr in die Augen, und der Kauf reute sie immer mehr; sie hatte auch den Herrn Pfleger, und unsere geistliche Herren auf ihrer Seite; zudem, da ich für alle meine Bemühung und Unkösten bei dem Kirchenbau nicht einmal einen eigenen Sitz in der Kirche bekam, zertrug ich mich mit den geistlichen Herren, und gab zur Frühemesse und sonst nichts, oder wenig her, wollte auch nichts mehr opfern, und einen Betbruder konnte ich auch nicht machen.

Man gab also auf meine Lebensart und Aufführung genaue Obacht, und man weiß ohnehin, daß ein Pfarrhof und Wirtshaus nicht wohl zusammen taugen. Sogar wurden durch den Meßmer die Nachbaren in den Pfarrhof berufen, und darin über mich ein Protokoll verfaßt, auch den Nachbaren wegen den Hochzeiten und Spielleuten ins Gewissen geredet, daß diese widerrufen sollten, was sie erst vor 14 Tagen bei dem Gerichtsadvokaten di Rossi attestiert haben.

Dieses geweihte Protokoll wurde hernach zum Kreisamt nach Schwatz eingeschickt, von welchem mir die Hochzeiten und Spielleute rundum verboten wurden, mit dem Auftrage, nichts mehr darwider einzugeben; und, wiewohl mir von unserm Grafen von Tannenberg und dem Pfleger selbst vorher aufgetragen worden, ich sollte um die Erlaubnis, Hochzeiten und Spielleute zu halten, einlangen, so wurde dennoch die Sache unter der Hand wider mich abgekartet, und half alles nichts mehr. Die Nachbaren, welche beim Gerichtsadvokaten mir zum besten attestiert haben, sollte ich mit Getränk abgeschmiert, und fälschlich dazu beredet haben. Ich wurde dann abgewiesen, und als ein niederträchtig- und verlogener, liederlicher Wirt beschrieben.

Aus Verdruß bestellte ich meinen Hofmeister, den Johann Ram, zum Kellner und Haushalter, kaufte in Innspruck Handschuhe ein, und ich und sein Bruder, Anton Ram, oder Mäusl Tunig genannt, gingen mit unsrer Lederware aufs Land: mir kamen nach München und Fürstenried, wo sich Ihro Durchlaucht die verwitwete Frau Kurfürstin aufhielt. Diese empfing mich und den Tunig recht gnädig; denn sie ist die gnädigste Frau, und sie war immer bedacht, mir zu helfen.

Mein Sohn ist unterdessen vom Schulmeister zum Silberdiener in die Kost gekommen; er studierte und lernte Sprachen, und die Kurfürstin bezahlte für ihn alles. Wir logierten in Fürstenried bei Hof, es ging uns wohl, und wir waren ganz lustig und aufgeräumt.

An einem Sonntag, es war der 8. Juli Anno 1781, auf den Abend sah man von weitem gegen die Tyrolerberge ein grausam schwarz dunkles Gewitter; wir waren zwar deswegen in Ängsten, doch wußte man noch nicht, wo solches ausgebrochen wäre. Nach 8 oder 10 Tagen kamen von Fügen aus dem Zillerthal etwelche Ölträger nach München; ich traf solche beim Birnbaumbräu in der Schwabingergasse an, grüßte und fragte sie, wie es zu Haus aussähe. Diese erzählten mir, daß ein Wolkenbruch und die davon aufgeschwollenen Bäche im Zillerthal alles verwüstet, und alle meine schöne Felder mit Steinen und Bäumen überschüttet haben.

Wie sehr ich hierüber erschrocken, kann sich ein jeder leicht einbilden; ich ging gleich wieder nach Fürstenried, und schnurgerad in die Vorzimmer der Kurfürstin. Die Kammerdienerinnen sagten mir, daß die Kurfürstin schon im Bette wäre: sie hörte mich aber weinen, fragte, was es wäre, und kam im Schlafzimmer bis unter die Tür hervor; ich erzählte ihr mit Wehmut, daß, wie mir meine Landsleute gesagt haben, mein ganzes Vermögen zugrunde gerichtet, und meine Felder gänzlich verwüstet wären. Die Kurfürstin hatte mit mir ein so großes Mitleid, daß sie selbst zu weinen anfing; sie sprach mir zu, ich sollte alles Gott heimstellen, itzt könne ich doch nicht mehr helfen; ich sollte mich heut schlafen legen, morgen früh wolle sie mit mir von der Sache reden, und sie werde mich nicht verlassen.

Ich küßte ihr die Hand, und benetzte solche mit meinen Tränen. Sie ging in ihr Bette, und ich in mein Zimmer, wo ich aber die ganze Nacht hindurch schlaflos war.

Dem folgenden Tage unterredete ich mich mit der Kurfürstin, was zu tun wäre. Sie gab der Gräfin Seefeld den Auftrag, daß sie an meine Oberkeit schreiben sollte, damit diese einen ausführlichen Bericht erteile, wie es mit meinen Sachen stehe: die Gräfin Seefeld war so gut, und schrieb sogleich meinetwegen an den Hrn. Pfleger.

Ich hatte aber keinen ruhigen Augenblick mehr: ich erzählte mein Unglück der durchlauchtigsten Herzogin, welche zum Speisen nach Fürstenried kam; diese wurde so sehr zum Mitleid bewogen, daß sie mir sogleich etwas schenkte, so ich nach Haus schicken sollte, damit meine armen Leute Getreide, Schmalz und andre Notwendigkeiten einkaufen könnten. Ich dankte ihr tausendmal; auch die Kurfürstin sprach mir zu, ich sollte nur ruhig und aufgeräumt sein, sie werde mir auch gewiß helfen.

Endlich nach drei Wochen kam an die Gräfin von Seefeld die Antwort von unserm Pfleger, daß ein mit außerordentlichem Schauer vermischtes Hochgewitter die ganze Gemeinde Ried heimgesucht habe; daß sie nun ohne Brot, ohne Geld, ohne Kredit, ohne Hülfe dastünde, der Schaden des Peter Prosch nach der Schätzung des verpflichteten Taxators sich auf 1500 fl. belaufe.

Da die Gräfin von Seefeld mir den Brief vorlas, und solchen der Kurfürstin übergeben hat, sagte diese zu mir: Sei getrost, und überlaß dich Gott; du mußt aufs neue zu handeln und zu hausen anfangen, Gott wird dir auch wieder seinen Segen verleihen; denk nur, daß du Anfangs auch nichts gehabt hast. Sie schenkte mir eine ergiebige Beisteuer, und versprach mir, noch weiters zu helfen. Ich dankte ihr tausendmal, und, nachdem sie mir einen Brief an ihre Schwägerin, die Erzherzogin Christina, nach Brüssel mitgegeben, ging ich über Augsburg nach Anspach.

Der Marggraf hatte mein Unglück schon ehevor erfahren; er ließ mir daher schreiben, ich sollte zu ihm kommen. Als ich zu ihm ins Zimmer trat, um seine Hand zu küssen, sagte er mir: Grüß dich Gott, Peterl! du bist unglücklich gewesen, nun hab ich eine gute Gelegenheit, dir zu helfen: wir sind quitte, du darfst mir nichts mehr bezahlen, und deine jährliche Pension hast du dennoch zu genießen.

Vor Schrecken und Freude machte ich ihm einen Fußfall, nahm ihn bei der Mitte, küßte, drückte, und dankte ihm. Die Marggräfin, so gegenwärtig war, zeigte eine solche Freude darüber, als wenn er ihr selbsten dieses Geld geschenket hätte.

Wir blieben noch eine Zeitlang da, weil es der Marggraf also haben wollte, damit ich mein Unglück desto eher vergessen sollte. Hernach nahmen wir Abschied, gingen über Würzburg, Aschaffenburg, Hanau, nach Frankfurt, und fuhren auf dem Marktschiffe nach Mainz, von da aus fuhren wir auf dem Rhein über Bingen, Koblenz, Andernach, Bonn, Köln und Neys bis Düsseldorf, und, weil wir viele Handschuhe bei uns hatten, gingen wir in Westfalen nach Essen und Toren von da wieder zurück nach Gülich, Aachen, Lüttich, Herrschebell, Türlemon und Löwen nach Brüssel und zurück nach Mainz. Manchesmal ging es uns sehr übel, weil wir weder Französisch noch Flammännisch verstunden.

Itzt einen Sprung nach Haus. Als unser Herr Graf von Tannenberg und der Herr Pfleger nach Ried kamen, um den Augenschein von dem Wasserschaden einzunehmen, stiegen sie in dem Pfarrhof ab; sie bezeigten ein großes Mitleid, und der Graf versprach, so viel er könnte, der Nachbarschaft zu helfen. Die geistlichen Herren müssen mich aber bei ihm und dem Pfleger so stark rekommandiert haben, daß ich über zwei Jahre daran zu lecken hatte. Dieses gehört aber nicht hieher. – –

Meine Felder waren zugrunde gerichtet, einiges Vieh mußte mit Schaden verkauft werden, mein Kellner Johann Ram mußte aus fälschlich vorgegebener Ursache einer gar zu starken Bekanntschaft mit meinem Weibe das Haus räumen, Getreid, Schmalz, und alle notwendige Lebensmittel mußte man kaufen, und ich war meiner Handelschaft wegen in weit entfernten Landen, konnte also zu Hause nicht helfen. Dieses war nun für die Pachmayrischen gutes Wasser auf ihre Mühl, und die beste Gelegenheit, mich vom Haus und Hof zu verdrängen, um es wieder an sich zu bringen. Sie klagten mich dann wiederholtermalen bei der Oberkeit um die Bezahlung des ruckständigen Kapitals von 840 fl.: sie fanden auch Gehör; mein Vermögen wurde untersucht, es kamen 3000 fl. Schulden zum Vorschein, da ich doch nachgehends alle meine Schulden mit 840 fl. bezahlte. Ich wurde ausgeschätzet, und mein Haus auf öffentlichen Kirchgassen feilgeboten.

Ich war auf dem Land, und wußte von allem diesem nicht das mindeste, bis ich endlich zu Mainz von meinem Schwager, welcher sich bei diesen Umständen aus gewissen Ursachen um meine Haushaltung eigenmächtig angenommen hat, einen Brief erhielt.

Nachdem ich diesen gelesen, wußte ich nicht mehr, wie mir war: Wut und Verzweiflung schlugen mich vollends nieder, weil ich einerseits in etwelchen Jahren große, gute Freunde, und mächtige Stützen in fremden Ländern verloren hab, andererseits aber in meinem Vaterlande, wo man sonst dem Unglücklichen unter die Arme greifen sollte, ich anstatt des Mitleids bei meinem Unglück Haß und Verfolgung fand. Ich sah, daß ich von meinen Kreditoren keine Nachsicht zu hoffen habe, sondern daß ich in dem bestimmten kurzen Termin die 840 fl. bezahlen sollte, nehme ich sie her, woher ich wollte. In diesen betrübten Umständen wußte ich mir nicht anders zu helfen, als daß ich mich an meine Oberkeit selbst wendete; weil ich gewiß wußte, daß sie mit falscher Vorgebung der vielen Schulden, so man mir aufbürdete, hintergangen worden. Ich schrieb also meinem Herrn Pfleger folgenden Brief:

Hochedelgebohrner, gestrenger, Hochgeehrtester Herr Pfleger!

Jenes Decretum vom 19 ten des abgewichenen Monats August, welcher Euer Hochedelgebohrn dem zu Besorgung meines Hauswesens aufgestellten Haushalter gefällig insinuiren lassen, ist mir erst mittels vom gedachten Haushalter an mich unter dem 21 ten selbigen Monats erlassenen Schreibens dem 2 ten dieses, besag des in Originali hier anliegenden Attestats, zu Mainz wissend geworden, wo ich gedachtes Schreiben nach meiner Rückkehr aus den Niederlanden erhalten habe.

Gegen dieses harte Verfahren erlauben Euer Hochedelgebohrn mit Beybehaltung des schuldigen Respects meine bestgegründete Vorstellungen zu machen: daß

Erstens die anberaumte Zahlungsfrist erst von dem Tage, wo mir solche wissend geworden, zu laufen anfangen könne, somit mir noch immer nützlich fortlaufe, indem der Andrä Gaßner nur zur Besorgung des Oeconomiewesens auch nicht einmal von mir selbst aufgestellet ist, und nicht dieser, sondern ich die Zahlung zu leisten habe, und hierzu die Mittel ausfindig machen muß. Daß sodann

Zweytens der in diesem Decret mir angesetzte Termin von 30 Tagen für einem in fremden Landen seiner Nahrung und Handelschaft nachgehenden Manne viel zu enge sey, und wenigstens eine weitere Zahlungsfrist bis Lichtmeß künftigen Jahres gestattet werden müsse, wo zumalen Drittens der mir ertheilte Zahlungsbefehl der erste, und mein Gläubiger gar nicht gefährdet ist, anerwogen nach eigener bey der anmaßlich vorgenommenen Vermögensinventirung gemachten Rechnung mir noch 1000 fl. nach Abzug der Schulden übrig verbleiben, auch

Viertens hinzu kommet, daß mein Gut durch das unglückliche Schicksal der erlittenen Ueberschwemmung so sehr herunter gesetzet worden, und wenn dieses Gut, welches ich vor kurzem um 4540 fl. gekaufet, itzt verkaufet, und so schnell dahin geschleudert werden sollte, ich in den empfindlichsten, unwiederbringlichen Schaden versetzt würde, da vielmehr

Fünftens eben dieses ohne meinem Verschulden erlittene harte Unglück einen Maaßstand ausmachte, nach welchem mir dem bekannten Rechte und aller Billigkeit nach ein fünf- und mehr- jähriges Moratorium gestattet werden sollte; ich verlang aber keineswegs eine so lange Nachsicht, sondern bitte nur, daß im Anbetracht solcher Rechts gegründeten Umständen itzt mit der Verkaufung meines Hauses und meiner Güter (die ohnehin, da ich hievon zugleich der Grundherr bin, ohne meinem Wissen und Einwilligung mit Rechtsbestand nicht beschehen kann) zurücke gehalten, und die gebethene Zahlungsfrist bis Lichtmeß verstattet werden möge, bis wohin ich unfehlbar die schuldigen 840 fl., auch wo möglich noch eher abführen werde. Und da mir sonst von einem dringenden Gläubiger nicht das mindeste bekannt ist, so muß ich zugleich gegen die nur durch falsche Vorspieglungen meiner Feinde, zu Schwächung meines Credits, und durch die in neidischer Absicht, mir das erworbene Gut wiederum hinweg zu reissen, geschehene falsche Vergebungen erschlichene gerichtliche Vermögensinventirung feyerlichst protestiren, und mir wegen des andurch zugegangenen Schadens alles nöthige vorbehalten.

Von Euer Hochedelgebohren und Dero Gerechtigkeitsliebe erwarte ich die Gewährung meiner Bitte, daß Dieselben nicht nur mit dem Verkauf zurücke halten, sondern auch mir die gebethene Zahlungsfrist gestatten werden. Sollte aber gegen Vermuthen der Verkauf schon geschehen seyn, oder gegen Verhoffen meinem rechtlichen Gesuch keine Statt gegeben werden, so muß ich mir in dem ersteren Fall mit feyerlichster Protestation gegen alles widerrechtlich Unternommene die Ausführung meines Rechtes und der Nullitätsklage vor unserer gnädigsten Landesregierung und dem höchsten Richter, auch die Regreßklage gegen Euer Hochedelgebohren ausdrücklich: in dem zweyten Falle dahingegen die Appellation rechtlich vorbehalten, welche auf zu erhaltenden solchen widrigen Bescheid einzulegen ich dem Andreas Gaßner den ausdrücklichen Auftrag ertheilet habe. Auf allem widrigem Fall, wenn das Gut wirklich verkauft wäre, will ich mir auch weiterhin, mit Vorbehalt meiner Nullitäts- und Regreßklage, und ohne mir hierinnfalls etwas zu begeben, das Einstandsrecht vorbehalten, mir solches hiemit ausdrücklich gebethen haben.

Ich hoffe immittels das Bessere, und in dieser tröstlichen Zuversicht harre ich mit schuldigem Respecte

Euer Hochedelgebohren

Mainz den 3ten Sept. 1782.

Gehorsamster
Peter Prosch.

Auf dieses Schreiben wurde mit dem Verkauf meines Hauses und Hofs innegehalten, und weiter nichts mehr unternommen. Wir gingen geschwind auf dem Marktschiff nach Frankfurt, Hanau, Aschaffenburg, Würzburg, Kitzingen, Nürnberg und Regensburg. Wir kamen beim geistl. Fürst-Bischof an, welcher froh war, daß ich von dieser weiten Reise glücklich bei ihm angekommen.

Ich blieb noch eine Zeit zu Regensburg; weil aber der Fürst Taxis noch mit seinem Hofstaat in Schwaben war, litt ich in meinen Revenüen einen Abgang. Eines Tags erzählte ich dem Hofrat Depras, daß ich zu Hause von meinen Gläubigern sehr geplagt würde, meine Schuld von 840 fl. bäldest zu bezahlen: wir beratschlagten uns, weil wir wußten, daß der Fürst allzeit bedacht war, mir zu helfen. Er hinterbrachte es dem Fürsten, und der Fürst lieh mir so viel, als ich brauchte; er gab mir noch dazu meine Pension, und, weil er wußte, daß ich eilen mußte, ließ er mich gehen, mit dem Befehl, daß, wenn ich meine Schulden bezahlt hätte, ich wiederkommen sollte. Ich bedankte mich; der Fürst ließ uns auf dem Postwagen nach München führen.

Auf dieser ganzen Reise hatte ich mir etwas erspart, der Fürst hat mir was geliehen, und bei der Gräfin Seefeld, als meiner Säcklmeisterin zu München, lag auch etwas für mich in Verwahrung: so konnte ich meine Schuld bezahlen.

Wir kamen nach München; mein Weib wartete schon beim Birnbaumbräu auf mich; ich übergab also meinem Weib und meinem Tunig, als künftigen Schwiegersohne, die 840 fl., damit sie die Pachmayrischen zu Haus ganz bezahlen sollten, welches auch bei Gericht geschehen ist. Ich befahl meinem Weibe und Tunigen die Haushaltung und Wirtschaft an; sie gingen miteinander von München nach Haus, und bezahlten die Schulden: nun war wieder Fried und Ruhe.

Unter dieser Zeit hat mein Haushalter, Kellner, und ehemaliger Hofmeister, Anton Ram, oder Mäusl Tunig, mit meiner Tochter eine vertrauliche Bekanntschaft gemacht, und zeigte eine Lust, sie zu heuraten: als Kellner und Haushalter wollte er nicht länger bei mir bleiben, weil er und mein Weib nicht recht gut zusammen sahen; dabei litt aber niemand mehr, als ich, so, daß mein Hauswesen in diesen zweien Jahren ein schlechtes Aussehen gewann, und ich mich nicht mehr erschwingen konnte. Wollte ich auch selbst zu Haus bei der Wirtschaft bleiben, konnte ich nichts bessers hoffen; denn, wenn ich meine Pensionen nicht selbst alle Jahre abholen wollte, würde man mir solche gewiß nicht überschicken, zudem könnte ich meinem Handel und Wandel, durch welchen ich doch immer was gewann, nicht mehr nachgehen.

Ich ließ sie also in Gottes Namen zusammen heuraten; er war ein bildschöner Mensch, konnte gut lesen, schreiben und rechnen, war auch schon fünf Jahre bei mir, sowohl auf dem Land als zu Hause, und führte sich allzeit gut und brav auf, so, daß ich mir dachte, er wird so bleiben, und immer noch besser und gescheiter werden. Er hatte auch ein weniges Vermögen; ich hoffte also, daß meine Tochter einen vernünftigen, schönen, und braven Mann, und ich in meinen alten Tagen einen guten Freund, schönen Schwiegersohn und Gehülfen haben würde. Aber –

Wir wurden durcheinander einig, und die Hochzeit ging mit beiderseitigem Vergnügen vorbei: sie war die erste, die in unserm Hause gehalten wurde. Ich übergab ihnen um einen gewissen Preis mein Gut und die Wirtschaft zu Jochler, doch blieb ich Grundherr, und war der einzige Kreditor: ich gab ihnen Vieh, und was sonst zur Bauernschaft gehört, und schenkte ihnen noch darzu auf die Hochzeit das Schuldenbuch. Sie fingen an zu Hausen, und es ging anfangs ganz gut; denn sie hatten einander lieb.

Ich aber zog mit meinem Weib und Kindern in das Zapflhaus ins Taxach hinauf, und lebte mit meinen Geistlichen und der Oberkeit in Friede und Ruhe.


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