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Sagen der lauterberger Gegend.

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1. Lauterberg.

Lauterberg hat früher an einer andern Stelle gestanden als jetzt und lag da, wo jetzt das Försterhaus liegt, an der Straße von Lauterberg nach Andreasberg. Damals haben aber zu Lauterberg oder Lutterberg die alten Grafen von Lutterberg gewohnt, sowie in früherer Zeit auch ein Herr von Lauterberg am rehberger Graben wohnte.

Die Grafen von Lauterberg hatten einmal Besuch von den Mönchen zu Walkenried und da saßen sie zu Lauterberg und spielten miteinander Karten. Dabei entstand erst Kreiderei (Zank) und dann Schlägerei und dabei lief einer der Mönche auf den Boden und legte Feuer an. Da ist das alte Lauterberg ganz abgebrannt und das neue ist an der jetzigen Stelle wieder aufgebaut, weiter unten hinab im Thale. Die Stelle aber, wo das alte Lauterberg gestanden hat, hieß lange Zeit Mönchsbrandstelle. Der Name ist jetzt abgekommen, doch der Mönch hat lange Zeit auf jener Brandstelle umgehen müssen und ist noch nicht lange von einem armen Reisenden erlöst. Dieser vollführte die Aufgabe, durch deren Lösung der Mönch erlöst werden konnte, und wurde reichlich von ihm dafür belohnt, sodaß er hinfort nicht mehr nach Arbeit zu suchen brauchte.

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2. Die Lutterjungfer und die Frau Holle auf dem Hausberge.

Nahe bei der alten Burgstelle oben auf dem Hausberge ist der Eselsborn, von dem soll früher das Wasser auf Eseln nach der Burg geschafft sein. Zu ihm hat die Lutterberger Jungfer oder die Lutterjungfer die Schlüssel, wie man den Kindern sagt, und wenn sie aufschließt, so gehen die Leute hin und holen sich mit der Brunnenstange, woran eine Semmel gebunden wird, einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen heraus. Die Mädchen gehen deshalb auch dorthin und rufen: Schlüsseljungfer, bring uns einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen.

Wenn die Kinder unartig sind, so sagt man ihnen: Sei still oder wir bringen dich wieder hin nach dem Eselsbrunnen Ein ganz kleiner Knabe erzählte: Wenn die Kinder vor den Eselsbrunnen hinträten und sprächen »Duck, duck, duck«, so kämen Esel heraus und holten sie hinein.

Es soll auch ein Brunnen in dem alten lutterberger Schloßkeller sein. An jedem ersten Ostermorgen steigt die Jungfer vom Hausberge herunter und wäscht sich dort in der Lutter. Dabei hat sie einmal Jemand gesehen, dem hat sie eine Maulschelle gegeben, weil er sie angeredet hat. Hätte er es nicht gethan, so hätte er sie erlösen können. Im Burgkeller bewacht sie große Schätze und Manche sagen, wer sie erlösen wolle, müsse sich lange Zeit dort neben dem Brunnen verstecken.

Auch die Frau Holle sitzt oben auf dem Hausberge und wird von Einigen die Kammerfrau der Lutterjungfer genannt. Oft wäscht sie ihren Schleier drunten in der Lutter, und wenn's auch die ganze Woche regnet, hofft man doch in Lauterberg den Freitag und Sonnabend noch auf gutes Wetter und sagt: Die Frau Holle muß doch zum Sonntag ihren Schleier wieder trocken haben.

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3. Das Glockenhaus von Lauterberg.

Als die Lauterberger ihre Kirche gebaut hatten, wußten sie wie die Bewohner vieler Harzörter nicht, wo sie mit dem Glockenhause hinsollten, denn wohin sie es auch an der Berglehne ihres Thales stellten, immer konnte man doch das Läuten nicht hören. Endlich brachten sie es oben auf den Krummelberg, von wo aus allein der lange Ort zu übersehen ist, aber man hörte das Läuten noch immer nicht. Sie ließen dort das Glockenhaus die Nacht über stehen, und da trugen es in der Nacht Geister gegenüber auf den hohen Hausberg. Von dort aus konnten die Lauterberger nun das Läuten hören und das Glockenhaus hat lange dort gestanden; jetzt aber steht es nicht mehr dort.

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4. Der Schatz zu Laßfelde.

Ein junger Bauer Namens D...... in Laßfelde träumte drei Nächte hintereinander, er solle auf eine Brücke vor Lauterberg gehen, da würde er etwas Neues erfahren. Nach der dritten Nacht ging er auf die Brücke und da kam ein Schneidermeister, der fragte, was er da säße. Da erzählte er, was ihm geträumt hatte und da sagte der Schneidermeister: bei D. in Laßfelde stände unter einem Baume ein Kessel voll Geld, das hätte der alte D. da vergraben und wenn man zwei schwarze Ziegenböcke, die ein Jahr alt wären, nähme und die auf der Stelle tanzen ließe, so könnte man erlangen, daß das Geld blos würde. Da ließ er zwei solche Ziegenböcke da tanzen und dadurch ward da ein kleiner Braukessel mit Geld los. Den hat er mit seiner Frau herausgehoben, aber sie haben immerfort dabei gesprochen und als sie es in die Stube gebracht haben, ist es von dem Schwatzen nichts als Pferdedreck gewesen. Da warfen sie den Pferdedreck auf die Mische (den Mist). Nachher aber kam eine Frau, die hielt um etwas Pferdemist an, um den Kessel damit auszukochen, da gaben sie ihr von diesem Mist und als sie damit nach Haus kam, war es Gold. Da kam die Frau wieder und wollte ihnen den ganzen Hucken (Haufen) Pferdemist abkaufen. Sie gaben ihr den ganzen Hucken hin und als sie ihn eine Zeit lang im Hause hatte, ist der Pferdemist bei ihr wieder Gold geworden. Nach kurzer Zeit wechselte die Frau bei D. Gold und sagte dabei, daß es von dem Pferdemist wäre und da hat der Bauer D. sich aus Aerger erschossen.

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5. Die Federn.

Vor zwanzig Jahren fand ein Mann Namens Bennholz in Steina zwischen Lauterberg und Sachsa auf seiner Scheune, die er am Abend vorher ganz rein abgefegt hatte, nichts als gelbe Federn. Er nahm eine Hand voll davon, ging damit zu seiner Frau und zeigte sie der. Nun nahm er einen Besen und wollte die Scheune von neuem abfegen, da lag keine einzige Feder mehr da. Die Frau aber hatte die Federn, welche ihr ihr Mann gebracht hatte, auf den Tisch gelegt, und als sie zu Mittag essen wollten, ist es Gold gewesen und hat fünfundfünfzig Thaler an Werth gehabt.

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6. Die Buche bei Osterhagen.

Vor Osterhagen ist ein Platz, wo Büsche stehen und der die Buche heißt. Dort ist ein Loch, da sitzt ein Hund mit glühender Zunge drin. Ein solcher Hund soll auch lange Zeit in einem Hause zu Osterhagen gewesen sein. Auch sollen sich aus der Buche vor Osterhagen einmal vor den Pferden eines Fuhrmanns her zur Nachtzeit zwei Knaben gebalgt haben, und sind dann plötzlich verschwunden, man weiß aber nicht, was das zu bedeuten gehabt hat.

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7. Das Grundelos bei Osterhagen.

Das Grundelos, das unweit Osterhagen nahe bei einem Walde liegt, war früher ein Garten; darin war die Eigenthümerin des nahen Hauses; da rief draußen eine Stimme. »Salz! Salz!« Da ließ die Frau ihre Kiepe stehen, eilte hinaus und wollte Salz kaufen, es war aber Niemand da. Wie sie sich noch umsah, kam auch schon ihre Kiepe auf dem Wasser des Grundelos daher geschwommen, denn der Garten hatte sich in einen Erdfall verwandelt.

Man sagt in Osterhagen den Kindern, daß aus dem Grundelos die neugeborenen Knaben, aus dem Fischloch aber die Mädchen gezogen würden.

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8. Krodenhagen.

Unweit Osterhagen liegt Krodenhagen, welches jedoch nur der Name eines Forstes sein soll. Dort in der Nähe befindet sich auch die Kreuzwiese und die »gräfliche Kuhle«; da hat sich eine Jungfer mit Schlüsseln gezeigt und angekündigt, daß dort Geld vergraben sei. Auch liegt bei Krodenhagen ein Stein, vielleicht auf der Kreuzwiese, bei dem zwei Brüder einander erschossen haben sollen.


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