Franz Pocci
Neues Kasperl-Theater
Franz Pocci

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I.

Kasperles Heldenthaten.

Ein Ritterstück aus dem finstern Mittelalter.

(Wald)

Ein Eremit

Das seht ihr schon meiner Kutten an, daß ich ein Einsiedler bin. Ich lebe nun schon über hundert Jahre in dieser Waldeinsamkeit und habe die größte Langeweile; ja mich wundert's wirklich, daß ich nicht aus Langeweile schon gestorben bin! Ich nähre mich, wie es in meinem Stande üblich ist, nur von Wurzeln und Kräutern, und mein Getränk ist aus der Felsenquelle. Höchst selten setzt es ein Gläsl Schnaps ab von dem guten Kirschenwasser, das mir bisweilen ein Tiroler bringt, dem ich dafür die Vögel überlasse, welche ich im Wald fange. Nebenbei gebe ich mich etwas mit Guitarrespielen und Singen ab, wie zum Beispiel:

(singt zur Laute)

Ich bin ein alter Eremit
Und leb' in diesem Walde,
Im Sommer ist es oft sehr heiß,
Im Winter aber kalde!

Hab' eine braune Kutten an,
Mein Bart, der ist sehr lange,
Und weil ich bin so ganz allein,
Wird mir zuweilen bange.

Denn manchmal kommt ein wildes Thier
Ganz nah' an meine Klause;
Ich aber schrei zum Fenster 'naus:
»Der Herr ist nicht zu Hause!«

Da kehrt das wilde Thier gleich um
Und lauft als wie besessen,
Und ich dank meinem lieben Gott,
Daß ich nicht ward gefressen.

Kasperl (hinter der Scene, schreit): Heda! Niemand da?

Eremit Da kommt wieder so eine Bestie und tribulirt meine stille Einsamkeit. Diese Vieher sind höchst fatal. Geschwind lauf' ich in meine Klause und schieb' den Riegel vor. (Geht ab.)

Kasperl (mit Hellebarde und Hüfthorn.) He da! Niemand da! Was ist denn das für e Wirthschaft? Jetzt lauf ich schon drei Stunden im Wald 'rum und hab noch keine arme Seel g'seh'n, vielweniger ein menschliches Wesen auf zwei Füß! Ein dutzend wilde Bären hab ich begegnet, die sind aber gleich davon g'laufen vor mei'm Spieß. Kein Weg ist im ganzen Wald nit zu finden! Weiß der Teufel, wo ich wieder hinaus komm! Auf d' Letzt muß ich gar verhungern! Meiner Lebtag werd ich kein Schildknapp mehr; mein Ritter kann allein in der Welt 'rumreiten. Heda! Niemand da! gut Freund! gut Freund!


Kasperl. Eremit.

Eremit Was ist denn das für ein mordalisches Geschrei?

Kasperl No! Ich werd' doch einen Monolog halten dürfen?

Eremit Was? Monologisch oder mongolisch, ich will wissen, was Ihr hier wollt.

Kasperl. Nix will ich, als was zu essen, denn mich hungert's und was z' trinken, denn mich durst's.

Eremit. Und deßwegen geht Ihr in den Wald heraus, wo's eigentlich sehr wenig Eßbares gibt? Habt Ihr keine Waldbeeren gepflückt?

Kasperl. Wär nit übel! die Waldbären hätten ja mich aufgfressen, wenn ich's nit mit meinem langen Spazierspieß davongejagt hätt'.

Eremit. Freund, Du scheinst mich nicht verstanden zu haben. Doch sage mir, wer Du bist.

Kasperl. No, ich bin halt der Kasperl und Leibknapp oder eigentlich Bedienter beim Ritter Kuno von Felsenburg, der auf Abenteuer herumreist.

Eremit. Dieses ritterliche Geschlecht ist mir unbekannt.

Kasperl. Mir auch. Aber jetzt hör'n wir auf mit dem Discurs; zuerst möcht ich was zu essen, nachher muß ich meinen Herrn hercitiren. Ein Blaser in mein Hüfthorn und er wird gleich da seyn.

Eremit Rufe doch zuerst Deinen Herrn her; dann will ich Euch Beiden einen kleinen Imbiß reichen.

Kasperl Da wird nix draus. Zuerst muß ich mich stärken; denn wenn der Ritter vor mir ißt, bleibt mir gewöhnlich nix übrig, der verschlingt Riesenbissen. Heut machen wir's umgekehrt.

Eremit So komm' mit mir in meine Klause.

Kasperl So ist's recht, alter Dattel! geh'n wir! (Beide ab.)


Ritter Kuno (mit Schwert und Schild). (Muß in sehr erhabenem Tone gesprochen werden.) Bei allen Höllendrachen! Wo bleibt mein Knappe Kaspar? Ich habe ihn ausgeschickt, den Weg zu suchen, und nun muß ich ihn selbst suchen. Vielleicht ist die Memme von einem wilden Thiere gefressen worden, während ich in dieser Wildniß schon einen Drachen, ein Einhorn und zwei Eber erlegt habe! Jetzt bin ich aber so erschöpft, daß ich kaum mehr weiter kann. Kaspar, Kaspar! wo bist Du? (ab)


Kasperl (mit einer Flasche und einer Bratwurst). Das ist ein rechter Kalfakter, der alte Eremitaner! Zuerst sagt er, daß er nix zu essen hat als Wurzeln und Kräuteln und nach und nach hat er allerhand dahergebracht, wie ich ihm mit'm Todtschlag'n gedroht hab'; denn so macht's mein Herr auch, wann er was hab'n will und kein Geld hat und dieß geschieht ihm ziemlich oft. (Thut einen Zug aus der Flasche.) Das Kirschwasser ist aber delicat, ich hab schon einen halben Dusl. Jetzt muß ich gleich Eins singen aus Lustbarkeit, denn ich bin kreuzfidel.

Der Kasperl ist überall zu Haus,
Wo's was zu trinken gibt,
Und wenn er was zu essen hat
Er's gleich in's Maul 'nein schiebt.

Im Wald allein herumspazier'n,
Das wollt' mir gar net g'fall'n,
Denn so ein wilder Bär erwischt
Ein'n gleich mit seinen Krall'n.

Der Eremit, der brave Mann,
Der ließ mich gleich herein
Und hat in seinem Kellerloch
Den besten Brandewein!

Juhe! Juhe!


Eremit. Kasperl.

Eremit Oho! da geht's ja lustig her beim Kasperl! Nun, mich freut's, wenn mein Trunk geschmeckt hat!

Kasperl. Ja, was geht's denn Dich an, alter langweiliger Kerl, wenn ich beim Trinken mein Stückl sing.

Eremit. Ich will Dir's auch nicht verwehren!

Kasperl. Und ich will Dir's lehren. (Gibt ihm eine Maulschelle.)

Eremit. Wie, Du Undankbarer, dafür, daß ich Dich gespeist und getränkt habe, dafür schlägst Du mich?

Kasperl. Schlagst Du mich, hau ich Dich! (Schlägt ihn wieder.)

Eremit. Unverschämter! warte, ich hole meinen Prügel!

Kasperl (stößt ihn mit seinem Fuße). Undank ist der Welt Lohn! Heut' hab' ich schon so en lustigen Humor, daß ich alle Leut' aus lauter Freud' maltraittiren möcht!

Eremit Wart' Schlingel, ich komm' Dir schon und will Dich Mores lehren. (Erhebt seinen Stock.)

Kasperl Das auch noch?! Ich spieß Dich sammt Deiner Kutten an meine Hellebarden wie einen Kranawetvogel!

(Gegenseitige Prügelei und Geschrei, endlich nimmt Kasperl einen Anlauf und rennt dem Eremiten die Hellebarde durch den Leib.)

Kasperl Da hast Du's jetzt, eigensinniger Kopf! Die Heldenthat wird aber meinen Herrn freu'n. So! geh'n wir mit einander fort (nimmt den Spieß, an welchem der Eremit steckt, über die Schulter), jetzt will ich aber auch gleich Trompeten blasen, damit der Ritter Kuno weiß, wo ich bin. (Stößt in's Hüfthorn. In der Ferne ebenfalls Hornruf.) Aha! hab'n wir'n schon! Der ist auch nit weit!

Trallala, trallala (geht singend ab).


(Vor einer Höhle.)

Der Zauberer Murischuripixtimixtistopheles.

Zauberer Jetzt hab' ich schon den halben Tag gezaubert und doch noch nichts zu Stande gebracht. Ich glaub', daß die nasse Witterung mein Zauberstaberl etwas verbogen hat, weil's nicht mehr recht ziehen will! Blitzdonnerwetter, was war denn das? Und hat mich so viel Geld gekostet! Jetzt will ich einmal durch mein Zauberperspektiv schau'n, ob denn gar nichts zu machen ist. (Sieht durch ein großes Perspektiv) Oho! da kommt ja Etwas! Drei Stunden von hier seh ich einen Ritter mit seinem Knappen! Das wären so ein paar Braten für meine Hexenküch'! Ich will sie mit meinen Zauberkünsten herbeizulocken suchen. (Zaubert):

Kommt herbei,
Alle zwei;
Ritter, Knapp,
Schnell im Trapp!
Spadifankerl hilf dazu!

Wasser, Luft,
Hexenduft,
Stiefelwichs
Macht es fix!
Spadifankerl hilf dazu!

(Ein Teufels-Kopf erscheint unter Flammen.)

Mein Zauber ist gelungen, denn mein Freund und Gönner Spadifankerl ist aus der Unterwelt erschienen. Ich will mich in den Hinterhalt verstecken, um Beide zu beobachten; dann fall ich in der Gestalt eines wilden Thieres über sie her und fresse sie mit Haut und Haaren auf! (Geht ab.)


Kasperl (den Eremiten am Spieß tragend). No! jetzt hab' ich schon wieder meinen Herrn verloren. Der hat aus lauter Hunger ein Eichkätzl gefangen und hat sich's gerupft und gebraten. Bei der Kost hab' ich ihn sitzen lassen und bin nun ein Wegerl weiter voraus gangen.

Zauberer (hinter der Scene brummend). Muh, muh, brrrrr.

Kasperl. Auweh, da brummt was, wie ein wilder Ochs! Wenn der kommt, gib ich ihm mein Eremiten zu fressen, derweil kann ich davon laufen.

Zauberer (erscheint in Gestalt eines Ungeheuers). Muh, muh! brrrrr! muh! muh!

Kasperl. No, no – nur nit so grob, Monsieur! Haben's nur ein wenig Geduld. Ich werd' gleich aufwarten mit einem frischen Braten.

Zauberer. Muh, muh! brrrrr!

Kasperl. Da ist ein frischabgestochener Einsiedler, wenn's ihn gnädigst verspeisen woll'n! (Hält ihm den Eremiten am Spieß vor.)

Zauberer. Muh, Muh – (Daran schnufelnd.)

Kasperl. Nun? wie riecht der Braten?

Zauberer. Muh, muh, brrrrr!

Kasperl. Möchten's vielleicht einen Salat dazu? damit kann ich freilich nicht dienen.

Zauberer (verschlingt den Eremiten auf einen Schluck).

Kasperl. Ah das ist ein saubers Appettittl gwesen! Sie müssen schon acht Tag nix z'essen g'habt haben.

Zauberer (auf Kasperl losfahrend). Muh, muh! brrrrr!

Kasperl. Oho! Ich mein', der Bissen war doch nit schlecht! Möchten's mich auch noch als Zuspeis'. (Schlägt ihn auf's Maul.) Da ist's Voressen!

Zauberer (sperrt den Rachen auf).

Kasperl. Aber Sie hab'n ein schönes Gebiß; oder sind das vielleicht eingesetzte Zähn?

Zauberer. Muh, muh!

Kasperl. Muh, Muh, muh! gehn's mir mit dem Muhmuh! da wird mir ja angst und bang! (Schlägt ihn mit seinem Fuß, abermals Rauferei.) Wart' nur komm ich erst mit der Hellbarden; nachher ist's gleich aus! (Pufft mit dem Spieß so lange auf ihn, bis er todt hinfällt.) Numero zwei – abgemuxt! Zuerst einen sanften Eremitaner und jetzt einen wilden Drachen! Und derzeit frißt der Herr Ritter Eichkätzeln! Wer ist jetzt eigentlich der Held in der Komödie? Der Ritter oder der Kasperl?

(Man hört den Ruf des Hornes.)

So, so, jetzt kommt der Ritter. (Ruft.) Herr Ritter Kuno, Herr Ritter Kuno! da bin ich! Zu Hülfe, Hülfe, mich hat ein Drach' g'fressen! Zu Hülfe!


Kuno (stürzt mit dem Schwert in der Hand herein). Ha! wo gibt es was zu kämpfen! (Haut mit dem Schwert herum.) Ha! Drachenblut muß fließen! Mord und Tod!

Kasperl. Nur nit so hitzig! Er liegt schon lang todt da, und der Klausner liegt ihm im Magen!

Kuno. Wer hat diese Waffenthat vollbracht?

Kasperl. Ich hab' diese Waffelthat vollbracht.

Kuno. Ist das auch wahr und gewiß?

Kasperl. Ja auf ein Haar, mit diesem Spieß!

Kuno. Wie kommst Du dazu!

Kasperl. Mit lauter muh, muh!

Kuno. Bursche, Du lügst und schmückst Dich mit fremden Federn!

Kasperl. Mit Federn kann ich gar net umgeh'n, ich hab' ja's Schreiben nicht gelernt!

Kuno. Solltest Du mich wirklich nicht belügen!

Kasperl. Nu, Sie seh'n ja den Drachen liegen!

Kuno. Das war eine Heldenthat, sonder Gleichen! Ich werde Dich dafür zum Ritter schlagen!

Kasperl. Nein, hörn's auf mit dem Schlagen; ich hab' heut' schon genug Schläg' bekommen bei meinen Heldenthaten!

Zauberer (erscheint in seiner wirklichen Gestalt). Nichts da! Du hast nur ein Scheinbild getödtet! Ich bin der Zauberer Murischuripixtimixtistopheles.

Kasperl. Was wär denn das für eine Neuigkeit? Ja, und wo ist denn der Eremit hingekommen?

Zauberer. Den hab ich verschlungen und verdaut!

Kasperl. Ach! Sie müss'n aber en guten Magen haben!

Zauberer. Lassen wir diese absurden Bemerkungen bei Seite! Ihr seid meine Gefangenen.

Kuno. Ha! das kann ein Ritter nicht ertragen! (Lauft davon.)

Kasperl. Halt, halt! Lassen's mich auch mit! (will fort.)

Zauberer. Nein, Bursche! So leicht läßt sich der große Zauberer Murischuripirtimirtistopheles nicht abfinden.

Kasperl. Erlaub'n's, verzeih'n's, aber Sie hab'n en kuriosen Namen. Mit dem wär die Polizeidirektion weiter nit in Verlegenheit! Gehn's, sagen Sie mir noch einmal, wie Sie heißen.

Zauberer. Ja, ich bin der große Magicus Murischuripixtimixtistopheles.

Kasperl. Der große Tragikus Knurifuri – –

Zauberer. Murischuri –

Kasperl. Schnuriburi –

Zauberer. Murischuripixtimixti –

Kasperl. Schuriburistrixtiwixti –

Zauberer. Murischurimixtipixtistopheles.

Kasperl. Schuriburistrixtiwixtikropfeles.

Zauberer. Esel – Du kannst die großartige Idee meines magischen Namens nicht in Dich aufnehmen.

Kasperl. Ich kann den moosbartigen Piké Deines tragischen Namens nicht in mich aufnehmen!

Zauberer. Einerlei – Du bleibst jetzt da! Eine Beute muß ich haben.

Kasperl. Ich bin aber keine Beute, ich bin ja der Kasperl!

Zauberer. Was Kasperl! Ich brauche einen Braten in meine Zauberküche, in der täglich einige Zentner Menschenfleisch gekocht werden, damit ich die berühmte Lebenstinktur bereiten kann.

Kasperl. Ja was ist denn das für ein Getränk!

Zauberer. Die tinctura Theophrastica.

Kasperl. Die tinctura Gummielastica.

Zauberer. Weißt Du, Esel, denn nichts vom Steine der Weisen?

Kasperl. Ich weiß nur was vom Wein und von Speisen!

Zauberer. Kennst Du nicht den lapis philosophorum?

Kasperl. Tapis asinorum?

Zauberer. Das aurum potabile! Die Panakée!

Kasperl. Was? Ein Kanapee?

Zauberer (bei Seite). Dieser Bursche ist so tölpelhaft, daß ich ihn als Gehülfen brauchen könnte; er würde meine Zaubergeheimnisse nicht ausplaudern. (Laut.) Heda! Bursche!

Kasperl. No, was woll'n S' denn?

Zauberer. Höre ein gescheidtes Wort.

Kasperl. No – da bin ich aber begierig d'rauf.

Zauberer. Willst Du mein Diener werden?

Kasperl. Ich hab' schon ein' Herrn. Zwei zugleich kann ich nit Stiefel wichsen und Kleider ausbürsten.

Zauberer. Dessen bedarf ich nicht. Ich frage Dich: willst Du mein Famulus werden?

Kasperl. Was ist denn das für ein Thier auf »us«?

Zauberer. Du bekommst gut Essen und Trinken und hast nichts zu thun, als Feuer schüren und Kessel rühren!

Kasperl. Was? Sessel rühren?

Zauberer. Verstehst Du denn gar nichts richtig? – Versuch's einmal und komm mit mir in mein Laboratorium.

Kasperl. In's Schnabulatorium? Das laß ich mir gefall'n; da bin ich gleich dabei; denn da gibt's was zu Schnabuliren.

(Ein großer Kessel, Feuer darunter, steigt aus dem Boden.)

Kasperl. Ach! was ist denn das für eine Punschbodali?

Zauberer. Jetzt merk auf: laß das Feuer nicht ausgehen und rühre fleißig den Brei um, bis er siedet, dann rufe mich. Rufe nur »Meister erscheine.« (Ab.)


Kasperl (allein). Na, das is eine saubere G'schicht! Jetzt bin ich – ich weiß gar net wie – auf einmal ein Kuchelmensch g'word'n. Woll'n wir's halt probiren! (Schaut in den Kessel hinein.) Pfuiteufel, das stinkt. Ich muß das Umrühren ein bißl probiren. (Rührt, Flammen spritzen aus dem Kessel.) Oho! die Suppen ist aber heiß! (Rührt und singt monoton.)

Lirum, larum Löffelstiel,
Rührum, rarum Besenstiel,
Steht die Köchin an dem Heerd
Nimmt den Löffel umgekehrt!
    (Rührt immer fort.)

Lirum, larum Besenstiel,
Mahlt der Müller in der Mühl',
Köchin, koch mir einen Strud'l,
Oder eine Kirchweihnud'l!

Das Rühren macht aber curios müd! Jetzt muß ich einmal die Suppen kosten. (Nimmt einen Löffel voll, Flammen sprühen auf und der Teufel schaut aus dem Kessel.) Auweh, auweh! das ist eine curiose Dampfnud'l!

Teufel. Prrrrrrrrrr. (Stößt mit den Hörnern.)

Kasperl. Wart, Du verflixter Leberknöd'l. (Stößt ihn hinein. Teufel fährt wieder heraus und packt den Kasperl.) Auweh, auweh! – Meister, erschein, erschein!

Zauberer. Kasperl.

Zauberer. Ha! ich merke, Du hast die Probe nicht bestanden!

Kasperl. Freilich hab' ich nix verstanden, was der Kerl da drin g'wollt hat.

Zauberer. Wenn Du mir nicht besser dienst, so werde ich Dich selbst in diesem Kessel sieden.

Kasperl. So? mich, in dem Suppenhafen da?

Zauberer. Ja! Allein zuvor ist es nöthig, daß ich Dich in einer Retorte zersetze.

Kasperl. Was? in einer Rehtorten zersetzen? Was ist denn das? da war mir doch lieber, wenn S' mich in ein' Punschtorten stecken wollten.

Zauberer. Weißt Du nicht, was eine Retorte ist?

Kasperl. Nein!

Zauberer. Ein Gefäß, meistens aus Glas, in welchem die Chemiker ihre Analysen machen.

Kasperl. Gehn's, hörn's auf mit dem dummen Zeug.

Zauberer. Kurz und gut. Auch ohne Retorte; in diesem Kessel wirst Du versotten.

Kasperl. Da hätt' ich ja nicht einmal Platz drin!

Zauberer. Du, nicht Platz darin? D'rinnen habe ich schon die größten Riesen verkocht!

Kasperl. Ich bin aber kein Ries. Steck'n S' nur selbst die Nasen hinein. Die Maschin ist ja schon ganz voll.

Zauberer. Ei was, das kann nicht seyn; denn es fehlen noch dreitausend Ingredenzien zur Mixtur. (Schaut in den Kessel, indem er sich hinüberbeugt.)

Kasperl. So, nur recht hineing'schaut! Geben's Acht, daß Sie sich die Nasen nit verbrennen. (Stößt ihn von rückwärts in den Kessel. Explosion, wobei Kasperl in die Luft fliegt und nach einiger Zeit wieder herabfällt.) Auweh, auweh! das war aber eine Luftfahrt! bis an den Mond hinauf! No! aber da schaut's aus in dem Mond d'rin! Das ist gar kein Spaß da oben. Erstens gibt's nix als mondsüchtige Leut und Mondkälber. Es ist nur ein Wunder, daß mich die nit g'fressn haben. Aber vor den Wirthshäusern hab' ich allen Respekt. Ich bin in drei Gasthöfen eingekehrt: Zuerst im silbernen Mondhörnl. Prächtig! – Nachher im goldenen Mondschein! Ach! da wär' ich bald nimmer herausgekommen! Und zuletzt in der schwarzen Mondsfinsterniß, das ist eigentlich ein gemeines Bierhaus! Da hat mich der große Mann im Mond gleich 'nausg'worfen und so bin ich auf die geschwind'ste Manier wieder auf die Erden herunter gefall'n. Aber jetzt hab ich en g'waltigen Durst! wo ist denn das nächste Wirthshäusl! Na ich geh' gleich zum »Abenthum« oder zum »blauen Stern« da drüben. Vielleicht sitzt der Ritter Kuno auch schon beim Bier.

Und Ihnen, meine großen und kleinen Herrschaften habe ich die Ehre eine recht gute Nacht zu wünschen. Juhe! Und jetzt ist die Comödie aus!


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