Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Drittes Kapitel

Der Lawiner war »Reisjäger« im königlichen Revier. Er hatte die Berechtigung, Raubzeug abzuschießen, dann und wann mit Erlaubnis des Jagdverwalters, des Försters, ein Stück Wild oder ein Gams; als Gegenleistung war er zum Jagdschutz verpflichtet.

Die Vergünstigung der Reisjägerei wurde an zwei Kategorien der ländlichen Bevölkerung verliehen.

An die Großbauern mit ausschlagenden Stimmen im Gemeinderat im Fall einer Verpachtung oder irgend einer anderen jagdlichen Frage, oder an die »Kritischen«, in deren Adern das Wildererblut sich gar nicht geben wollte, an Männer von sonst unantastbarem Rufe, die aber in diesem Punkte anrüchig waren, einfach, um ihrer nie ausrottbaren Leidenschaft ein Betätigungsfeld zu geben, sie ungefährlich zu machen.

Der Lawiner gehörte zu beiden Kategorien. Er hatte eine gewichtige Stimme im Rat und soll kein Guter gewesen sein auf der Wildbahn als Junger, die Wilderei lag früher sozusagen auf dem Hause.

Doch er war schon seit Jahren behäbig geworden und machte keinen Gebrauch mehr von seinem Recht, ja, seinem Buben, dem Ambros, in dem sich auch einmal das alte Blut rührte, verbot er geradezu den Revierbegang. Die Zeiten seien endgültig herum, der Bauer habe jetzt genug mit seinem Fortkommen zu kämpfen und keine Zeit mehr für die Jägerei.

Um so mehr fiel es auf, ihn eines Morgens mit der Büchse auf der Schulter durch den fußhohen Schnee dem Berge zuschreiten zu sehen. Der Schluß war rasch fertig: die »Zigeunerische«, die er gestern als Dirne aufgenommen.

Wie ein Lauffeuer hatte sich das Gerücht von dem Ereignis auf der Sölden, verschiedenartig aufgeputzt, im ganzen Tale verbreitet. »Das wenn ein gut tät, wär' ja all's verkehrt auf der Welt.«

»Es war ihm selber nicht wohl bei der Geschicht«, d'rum ging er mit der Büchs auf den Berg, unterdes wird wohl d' Bärbl das Haus reinigen. »Die Bärbl und a fremd's Frau'nzimmer im Haus, dann fallt d' Welt ein.«

Der Lawiner ging erst planlos, den Kopf gebeugt, die Arme nach rückwärts über den Büchsenkolben gelegt.

Was war denn eigentlich g'scheh'n seit gestern so b'sonderes? – Daß er ein arm's Weib mit ihr'm Kind in sein'm Haus aufg'nomma, Arbeit geb'n hat? Hm! Es sind schon viel arme Weiber auf den Lawinerhof komma, – aber – aber keine, die sein Sohn tags zuvor aus 'n Schnee 'rausgrab'n hat, – das is do was anders! – Also weg'n dem Ambros hat er s' aufg'nomma? – Weg'n dem Ambros? Er? Er laßt sich von sein'm Sohn a Dirn' ins Haus bringa? Lüag' di' do' net so an, Lawiner! – Sie selb'r hat dir's antan, – ihr G'schau. – Scham' di' mit deine grau'n Haar. – Aber dem Bärbl hat sie's ja a antan. Also handelt sich's um ganz was anderes, – gar net um das, was er so fürcht'. – Aber sie hat's ja selb'r verzählt gestern bei der Lamp'n, kein Viech war ihr z' wild, kein Löw', kein Bär, kein Wolf, alle san's um sie herumg'leg'n wia die zahm'n Katz'n. Er hat dann g'fragt, wia ma denn das macht? Mit dem Blick, hat s' g'antwort', nur mit dem Blick! Dabei hat s' 'hn ang'schaut, daß ihm selb'r war, als müaßt' er's grad' so mach'n wie die Katzen, – als müaßt' er sich schlag'n, töt'n lass'n von ihr.

Er hatte den Hochwald betreten. Ein kristallisches Flimmern, ein bläuliches Leuchten ringsum, und das Sonnenlicht zeichnete feuriges Gezitter auf dem Schnee, ließ die Stämme der Fichten wie Feuersäulen erglühen. Feierliche Ruhe, die nicht einmal die Empfindung des Pflanzenlebens störte, dieses leise Knisten und Fühlen des sommerlichen Waldes.

Der Lawiner war schon lange nicht mehr in den Wald gekommen, die Zimmerluft hatte ihn ganz weich gemacht. Jetzt blieb er stehen, dehnte weit die Arme im wonnigen Kraftgefühl.

So an Narr, bei der Bärbl daheim sitz'n bleib'n den ganz'n Wint'r, da muaß ma sich ja selb'r alt vorkomma. – Er und alt? Mit jedem Jungen nimmt er's auf, wenn's darauf ankommt!

Er stapfte durch den Schnee bergauf und freute sich, je höher er wurde; bis über die Knie, keinen Schnaufer mehr machte er deshalb. Wildbretfährten kreuzten sich, ganz neu – das Jägerblut rührte sich. Er folgte ihnen, sorgfältig pürschend. Sie fühlten ihn zu einem schmalen Schlag. Ein ganzes Rudel stand darauf und wärmte sich in der Sonne, ein starker Zehnerhirsch, zwei schwächere und Mutterwild.

Dem Lawiner schlug das Herz vor Freude! Das war einmal gewiß nicht älter, wie vor dreißig Jahren, als er den ersten heimlichen Pürschgang machte. – Wenn jetzt ein Schmalstück dabei wär'. – Er hatte noch eins gut vom Förster aus für dieses Jahr. Er ging ja keinen Schritt darum bis heut', und jetzt hätt' er, weiß Gott, was darum gegeben.

Noch einmal musterte er die Schar, irren durfte er sich nicht. Der Förster war streng und gewissenhaft. Da trat noch eines aus dem Holz – die Hand zitterte ihm – kein Kalb folgte, – ein Schmalstück'l, gerade wie er's brauchte. – Büchs au die Wang'! Jetzt stand es still. Ein Knall, vom Schnee ringsum gedämpft. Das Stück hob sich vorn; dann schlug es einen Haken und verschwand mit hohen Fluchten in den Hochwald. – Der Lawiner sprang atemlos auf die Fährte. Rote Tropfen leuchteten im Schnee. Getroffen war's. »Da wird s' schau'n, glei' den ersten Tag.« Er nannte sich selbst keinen Namen und eilte vorwärts, der Fährte nach. Zuerst zog sie durch den Hochwald. Die roten Tropfen ließen nicht aus, mehrten sich eher. Er folgte ihnen tiefgebeugt, mit gierigen Augen, wie ein Raubtier; dann führten sie in eine Dickung. Er mußte durch Schneelabyrinthe kriechen, bergauf, bergab. Die dürren Gerten der Büsche peitschten sein Gesicht. Er achtete nicht darauf, das heiße Verlangen nach der Beute wuchs in ihm. Er wußte gar nicht mehr, wo er war, so äffte ihn die Fährte.

Das kranke Stück, welches er selbst immer auftrieb, kam sichtlich nicht mehr vorwärts, breite rote Flecke zeigten die Stellen, an denen es anhielt, sie mehrten sich in immer kleineren Zwischenräumen.

Der Lawiner kannte sich aus und mäßigte seine Eile. Richtig, da stand es an einen Baum gelehnt und blickte hilflos zurück auf seinen Verfolger. Der Lawiner gab ihm den Fangschuß.

Als es stürzte, stieß er einen gellen Juchschrei aus, – jetzt schämte er sich, das tat doch nur ein ganz grüner Bursch', – dann aber sprang er zu dem gefällten Stück und knickte es. Ein warmer Blutstrom rieselte ihm zwischen die Finger.

»Da wird s' schauen!« Schon wieder der Gedanke! Die Bärbl? Zum Lachen, die Bärbl! Was kümmert sich denn die um so was: aber die andere, die Marion, die ging wohl selbst am liebsten mit.

Er sah sie deutlich vor sich stehen, das rote Tuch im Haar. »Die ganze Jagerei is nix, wenn ma' niemand hat daheim, den 's a Freud' macht, wenn ma' was mitbringt.« – Das hat's ihm auch verleid't, die Jagd; – aber jetzt!

Er versuchte das Stück auf die Achsel zu schwingen, früher war's ihm ein leichtes, aber jetzt ging's nicht mehr, obwohl er sich anstrengte, daß ihm das Blut aus der Nase floß.

In diesem Augenblicke vernahm er Axthiebe, gar nicht weit, Holzer waren in der Nähe.

»Hub!« rief der Lawiner, daß es durch den Wald hallte. »Hub!« die Antwort.

Der Lawiner machte sich daran, das Stück aufzubrechen, unterdes wird der Bursch' wohl kommen.

»Da schau', der Lawiner!« ertönte plötzlich eine Stimme neben ihm.

Der Lawiner fuhr ganz erschreckt auf, seine Stirn zog sich in Falten.

»Was führt denn di' daher, Zigarrentoni?« fragte er unwirsch.

»Mi? Die Arbet! Und di', wenn ma frag'n darf?« erwiderte der Toni lauernd. »Was i weiß, hast' scho' lang' kein Büchs mehr ang'rührt. Wird dir halt' d' Bärbl kein Ruah lass'n hab'n.«

»Is sonst keiner in der Näh', zum 'runterbringa?« fragte der Lawiner. »I möcht' di' net wied'r ans Wildbret g'wöhna,« setzte er hämisch dazu, auf die fragliche Vergangenheit Tonis anspielend.

»Meinst? No, – i reiß' mi' grad' net d'rum. Der Ambros wird eh' glei' komma.«

Da gab es dem Lawiner einen Stich. »Der Ambros? Ja, wia kummt denn der Ambros –?«

»Wir arbet'n halt' z'samm' unt'n auf'n groß'n Schlag, schau. – A net der Recht', der Ambros? Da kimmt er scho'.«

Ambros trat heran. Der Anblick des Vaters vor dem erlegten Stück verschlug ihm die Sprache. Er war nach der schlaflosen Nacht noch so erfüllt von einem Gedanken, daß er rasch die Beziehung fand zwischen dem plötzlich wieder erwachten Jagdtrieb und – Marion.

Der Lawiner wünschte in seinem Innern alle beide zum Teufel. Wie er sich die Heimkehr schön ausgemalt hat und nun – der Toni war ihm schon längst in der Seel zuwider, der falsche Tiroler, vor dem er den Förster schon lange gewarnt hat. Der Ambros aber war ihm in diesem Augenblicke erst recht unbequem.

Warum starrte er ihn denn so an, was war so besonderes daran, daß er auf die Jagd gegangen, ein Stück geschossen? Als der Junge aber sich in den Schnee kniete, mit einem Ruck ohne fremde Hilfe das Stück auf seine breite Schulter lud, da war es ganz aus.

»Hab' i' dir was g'schafft? Wenn du di' nur von der Arbet druck'n kannst. Der Zigarrentoni geht mit, laß di' net aufhalt'«.«

Ambros ließ das Stück auf den Boden gleiten. »I hätt' mi' net z' lang verhalt'n daheim. Hätst' di' net kümmern dürf'n, Vater –«

»Greif an, Toni!« befahl dieser, ohne auf den Sohn weiter zu achten.

Der Zigarrentoni ergriff das Stück bei den Hinterläufen und schleifte es im Schnee bergab, gefolgt von dem Lawiner, der keinen Blick mehr zurückwarf auf Ambros. – – –

Marion war glücklich in ihrem neuen Heim. Eine warme Stube, ein gutes Bett, kräftige Kost für die kleine Biela. Das war der Himmel nach sorgenvollen Monaten. Sie war fest entschlossen, alles zu tun, um nicht so rasch daraus vertrieben zu werden.

Das unstete Leben, das sie von Jugend auf geführt, hatte sie erfahren und scharfblickend gemacht, in dem Umgang mit den wilden Tieren hatte sie sich einen scharfen Instinkt angeeignet. Sie erkannte sofort die wahre Lage der Dinge – die Eifersucht der alten Bärbl auf sie, die Eifersucht des Bauern auf seinen Sohn. – Sie war gewohnt, heiß begehrt zu werden von den Männern, sie hatte viel gelitten darunter und war stets zur Gegenwehr bereit. Wenn sie sich halten wollte, mußte sie geschickt zwischen den zwei Klippen steuern.

Und sie wollte, sie mußte sich halten, nicht ihretwegen – sie hätte sich schon durchgeschlagen – Bielas wegen, die sie mit dem Opfermut einer Löwin liebte, die ihr alles war.

Ambros war die Gefahr. Sie dankte ihm ihr Leben. Sie war ihm mehr als gut, sie verriet es auch ihm gegenüber in ihrer Unbesonnenheit. Sie hatte ihre helle Freude an dem neuen Beweis ihrer Macht über die Männer, selbst als Bettlerin, halb verhungert und erfroren, und konnte ihr nicht widerstehen.

Im Ambros wird in den endlosen Nächten da oben der Gedanke an sie in das Unermeßliche wachsen, jeder Blick, jedes Wort wird ihn dem wachsamen Vater gegenüber verraten, wenn er wiederkommt, und dann ist es geschehen um Biela. Um Biela!

Sie mußte sprechen mit ihm, ihn warnen, aus Dankbarkeit schon. – Was wollte er von ihr, ein halbes Kind noch, ein Bauernsohn von der Heimatlosen, was wollte sie von ihm? Für Lieb und Glück war sie nicht geboren. So oft sie einer Neigung ihres Herzens nachgab, war ein Unglück geschehen.

Sie hatte nur noch die eine Aufgabe, für Biela zu sorgen. Ein glücklicher Zufall kam ihr zu Hilfe im letzten Augenblick, – er bot sich nicht zum zweiten Male. Wenn sie ihn klug benutzte, ohne Rücksicht auf sich, – wenn sie Biela für immer unter diesem Dach eine Heimat schaffen könnte.

Die Verschlagenheit der Landstreicherin und das Überlegenheitsgefühl der Tierbändigerin, die vor keinem Wagnis zurückschreckt, regte sich in ihr.

Sie hatte nie Liebe empfangen, außer von ihrem Jugendfreunde Sadi, dem Löwen, und den durfte sie keinen Augenblick aus dem Auge lassen, wenn sie seinen Käfig betrat; – diese frühe Gewöhnung hatte ihr Herz abgehärtet und ihrem Blick die Macht verliehen, über die sie sich so freute.

Nur die Bärbl fürchtete sie. Sie hatte sich von dem Bann, in dem sie im ersten Augenblicke stand, rasch erholt und witterte sichtlich die Gefahr.

Marion ging in aller Frühe an die Arbeit, als sei sie dabei aufgewachsen, und alles ging ihr von der Hand. Die Tiere im Stalle benahmen sich, als seien sie unter ihrer Obhut aufgezogen.

Selbst Flax, der böse Zuchtstier, vor dem Bärbl warnte, rieb freundschaftlich den Kopf an ihrer Schulter und stieß ein Gebrüll aus, so oft sie den Stall verließ. Bärbls Anweisungen kamen überall zu spät. Sie fand mit dem besten Willen keinen Anlaß zum Tadel.

Die kleine Biela aber, als wüßte sie, um was es sich handle, hielt sich mäuschenstill und nahm die Mutter nicht im geringsten in Anspruch.

Marion fragte nicht nach dem Bauern, die Bärbl machte sie erst auf das Auffallende seines Waldbeganges aufmerksam, was ganz B'sondres muß ihm im Kopf herumgeh'n, daß ihm die Jagerei noch amal einfallt.

Marion meinte, das sei ganz gut, die Männer taugten nichts, die den ganzen Tag im Hause herumschnüffelten, und wenn sie der Anlaß dazu sei, die Fremde im Hause, dann sei sie doch wenigstens für etwas gut gewesen, wenn sie weiter ziehen muß.

Bärbl fand die Äußerung ganz vernünftig, besonders die letzten Worte vom baldigen Weiterziehen, denen sie nicht widersprach. Dann streckte sie die Fühlhörner weiter aus, kam auf Ambros zu sprechen, an dem sie Mutterstelle vertreten seit fünfzehn Jahren, auf das schlimme Verhältnis zwischen Vater und Sohn, das ihr schon so viel Kummer gemacht, das nur in des Vaters frevelhafter Liebe zu dem Hof seinen Grund habe, welchen er auch nach seinem Tode niemandem gönne, – wie der Lawiner imstande sei, bei der nächsten besten Gelegenheit den armen Burschen von Haus und Hof z' jag'n, ja, da brauchat's gar net viel, setzte sie mit scharfer Betonung und ausdrucksvollem Augenspiel hinzu. Die Marion meinte darauf, da könne sie ihren schuldigen Dank nicht besser abtragen, als mit dem Bestreben, Vater und Sohn näher zu bringen, und sie habe, so jung sie sei, schon gar viel Streit und Haß geschlichtet. Auch diese Rede klang für Bärbl ganz vernünftig.

Ihr Mißtrauen verlor sich immer mehr. Bärbl war ganz stolz darauf. Sie hatte es einmal satt, immer als der Hausdrache angesehen zu werden. Jetzt war die beste Gelegenheit, sich von einer anderen Seite dem Lawiner gegenüber zu zeigen. Wer weiß, ob ihn das nicht umstimmt. Noch immer war nicht jede Hoffnung in ihr erloschen, Lawinerin zu werden.

Dem Lawiner war der helle Lebensmut gewachsen; es war ihm, als bringe er die erste Beute nach Haus. Das geschah damals heimlich in finsterer Nacht, wie ein Dieb schlich er sich in das väterliche Haus, aber jetzt so bei hellem Sonnenschein, ganz offen und frei! – – Aber das erlebte er doch nicht zum ersten Male, viele Dutzend Male. Was war denn heut' so besonderes dabei?

Er lachte in sich hinein. Er wußte es schon. Sogar mit dem verhaßten Toni schwätzte er ganz vertraut.

Sie traten dicht über dem Hofe aus dem Wald. Der Lawiner wurde absichtlich laut, stieß mit dem Bergstock auf jeden Stein. Niemand ließ sich sehen, das verdroß ihn. Er hatte sich den Empfang anders gedacht.

Vor der Haustür ließ er das Stück liegen, griff in die Tasche, nahm ein Markstückl und reichte es dem Toni.

»Da, hast a Trinkgeld, mach', daß d' wieder 'naufkommst. – Bärbl!« schrie er dann zornig, die Büchs auf die Erde stoßend.

Marion trat heraus. Sie sah mit sichtlichem Wohlgefallen auf den Mann vor ihr. Er sah jetzt um Jahre jünger aus, das kräftige Antlitz rosig gefärbt, kerzengerade, die Büchse in der Faust. Dann schweifte ihr Blick herab auf das Wild zu seinen Füßen.

Sie schlug die Hände zusammen. »Der Herr – geschossen?«

Der Lawiner lehnte sich auf die Büchse und nickte wohlgefällig.

Marion kniete nieder und befühlte die Todeswunde, strich mit der Hand über die weiche Wilddecke. »Das freut mich, Herr, daß ich Glück gebracht.« Dann sah sie mit einem bewundernden Blicke zu dem Jäger aus. »Muß das schön sein, Herr, – so jagen im Wald. Möcht' wohl auch einmal mit –«

»Wirklich? Tät's dich freu'n?« fragte der Lawiner, »gleichseh'n tät's dir schon.«

Er betrachtete sie mit Wohlgefallen.

Das schwarze Haar hing jetzt in wohlgeordneten Zöpfen den Nacken herab, ihre Kleidung war einfach und rein, und alles saß ihr so gut.

Sie sah jetzt wirklich aus wie eine vom Tal, und doch wieder ganz anders. – Keine hätte man daneben stellen können weit und breit.

»Da hast a große Ehr' aufg'hob'n.«

Der Lawiner wandte sich ärgerlich. Der Toni stand noch immer da.

»Auf was wart'st denn du?« fragte er ärgerlich.

»Auf d' Bärbl«, erwiderte der Toni verschmitzt.

Da trat die Genannte schon aus dem Haus, stutzte beim Anblick des Wildes. »Was fallt denn jetzt dir no ein, d' Jagerei no amal anz'pack'n?« sagte sie, in ihren alten, mürrischen Ton verfallend.

»Bin i dir vielleicht z' alt dazua?« meinte der Lawiner. »Bin i z' alt dazua, Marion?« fragte er die Fremde selbstbewußt.

»Zu alt, – Sie? Da muß ich lachen. Gestern ja, da sahen Sie schon so aus, aber heut', wie ich eben herauskam, – nun das macht die Freude, die macht jung, Herr, die Lieb' zu einer Sache – o, das kenne ich auch – Freud' und Lieb' hält frisch und jung, darum gehen Sie nur recht oft auf die Jagd, – recht oft. Die Arbeit machen wir schon, Bärbl und ich –«

»Geschwätz, dumms«, begann jetzt die Bärbl. »Der Bauer ist der Bauer und g'hört auf'n Hof und net auf d' Jagd. Freud' und Liab, als ob der Mensch dazua auf der Welt wär'! Geh' mir weiter mit solche Sprüch' auf dem Lawinerhof.«

»So? Und i laß' 'hn über die Tür schreiben vom Lawinerhof, den Spruch. Jetzt weißt, wie's d'ran bist, Bärbl. ›Freud' und Liab macht frisch und jung‹.« Er streckte beide Hände Marion entgegen, die sie zögernd ergriff. »Recht hast, i hab's g'spürt heut', Marion, zum erstenmal in mein' Leb'n, – aber 's is no net z' spat, o nein, no lang net.« In den Augen des Lawiners blitzte es auf. Er drückte fest Marions Hand und betrat das Haus.

»Aber aufschiab'n tät i a nix mehr, Lawiner, wenn schon – denn schon.« Der Toni sprach die Worte.

Der Lawiner hatte ihn ganz vergessen in seinem Eifer. Drohend hob er jetzt die Fäuste gegen ihn. »Nimm' di in acht, Bürschl, daß i bei dir net den Anfang mach', mit dein'm nix aufschiab'n.« Es klang gar nicht so ernsthaft, als er sich den Anschein gab.

Der Toni eilte schon dem Walde zu, nicht einmal den Schnaps der Bärbl wartete er mehr ab, so eilig hatte er es.

»Nun, habe ich gesagt zu viel,« sagte Marion völlig arglos zu Bärbl. »Glauben Sie jetzt, daß ich bin für was gut im Hause?«

Das war zu viel für Bärbl's Verstand. Eben wollte sie losbrechen in hellem Zorne, der Dirne den Standpunkt klar machen, sie hatte sich schon in Position gesetzt, die Arme eingestemmt, – da tat sie sich noch etwas zu gut darauf, und kein böser Gedanke stand auf ihrer Stirn – und aus den schwarzen Augen blickte keine Spur von Falschheit, am Ende war doch sie im Unrecht! Ihr Widerstand war von neuem gebrochen.

»I glaub' all's,« sagte sie ganz verwirrt, »gar all's«, und ging kopfschüttelnd in das Haus.

In Marions Antlitz glänzte der Sieg; dann spannte sich plötzlich trotzig jeder Zug, sie machte mit dem Arme eine Bewegung fester Entschlossenheit. Jetzt stand sie fest, Biela hatte eine Heimat gefunden.

Der Lawiner war wie ausgewechselt. Er pfiff und sang im Hause herum. Die Stube kam ihm noch nie so freundlich, so sonnig vor, das Vieh im Stalle noch nie in so trefflicher Verfassung. Es stand wirklich nichts auf gegen den Hof, ein Prachtgütl, geschaffen, es sich recht wohl sein zu lassen, und gerade daran hatte er großer Narr nie gedacht, nix als Arbeit und Arbeit! – Wie ihn der eine Gang, das bißchen Jagdglück schon aufgeriegelt hat, und dann bei der Heimkehr ein freundliches Gesicht, a richtig's Wort, a Mitg'fühl, – alleweil die alte Bärbl und wieder die alte Bärbl, so a ganz's Leb'n lang. – Förmlicher Durst nach Freude, nach Leben erfaßte ihn.

Etwas mußte geschehen, heute noch. Der Tag sollte nicht so ledern enden, wie all die hunderte, die seit Jahren verflossen.

Bärbl mußte ein Stück Wildbret herrichten zum Nachtmahl, er zapfte das Faßl Tiroler an, das schon seit Jahr und Tag unberührt im Keller lag, und Marion mußte auch dabei sein. Sie gehörte jetzt zum Haus, da konnte die Bärbl nichts daran aussetzen.

So ein richtiges Jägermahl! – So wohl hatte er sich noch nie gefühlt, wie neu geboren. Marion neben ihm mit der kleinen Biela. Er war sonst gewiß kein Kinderfreund, aber das Mädel gefiel ihm, wie es sich so heimisch fühlte am Tische, als gehöre es längst hierher, ganz ohne Scheu, – wie eine wirkliche Familie saßen sie beisammen.

Und Marion erzählte Geschichten um Geschichten, so unterhaltend, wie er sie noch nie gehört, von ihren Reisen, von ihren Tieren, von ihren Abenteuern mit ihnen, von ihrem Liebling, dem Löwen, der aus ihrer Hand gefressen, ihr das Gesicht abgeleckt, von den Wölfen, die ihr gefolgt wie zahme Hunde, von den tollen Streichen der Affen, und ihre Augen leuchteten, ihr ganzer Körper erzählte mit. – Die ganze Nacht hätte er zuhören können. Bärbl selbst riß Mund und Ohren auf und vergaß das Schelten.

Der Lawiner sprach dem Tiroler tüchtig zu, auch Marions Antlitz glühte von Wein und dem erregten Gespräche.

Der Mann gefiel ihr wirklich, abgesehen von der Dankbarkeit, die sie für ihn empfand. Dazu kam eine gewisse angeborene Gefallsüchtigkeit, der starke Drang, zu unterwerfen, zu beherrschen, in ihren Bann zu zwingen, den sie sich in den Käfigen angeeignet. Ihre Augen sprachen heiße Worte, jede Bewegung hatte etwas Geschmeidiges, Umschlingendes. Dem allen war die knorrige, schlichte Natur des Lawiners nicht gewachsen, das Feuer der Jugend entzündete sich in ihm.

Bärbl hatte den Tisch abgeräumt. Die beiden achteten längst nicht mehr auf sie, sie sahen auch nicht mehr ihre drohenden Blicke, als sie unter der offenen Küchentür noch einmal stehen blieb, so ganz waren sie verloren ineinander. Bärbl konnte ihn noch immer nicht fassen, den rätselhaften Anblick. Der Unterschied der Jahre verwischte sich immer mehr. Dort saß ein Mann in der Blüte seiner Jahre, voll Kraft und Leben, neben einem reifen Weibe. Der »alte« Lawiner mit dem grauen Bart und dem gebeugten Rücken war verschwunden.

Ein teuflischer Zauber war's, nichts anderes, da half keine Gewalt, nur beten – beten –

Sie machte das Zeichen des Kreuzes auf Stirn und Mund und ging in die Küche. Der Mond warf seinen Schein durch das kleine Fenster. Es brannte kein Licht in der Küche, und auch das Feuer war schon ausgegangen.

Da huschte ein Schatten draußen über die leuchtende, flimmernde Schneedecke.

Bärbl, schon einmal in den Kreis dunkler Mächte gezogen, die ihr Spiel trieben in dem Haus, rief den Namen ihres Schutzpatrons, schlich aber doch an das Fenster. Ihr immer noch scharfes Auge entdeckte eine frische Fährte im Schnee, sie führte aus dem Walde heraus, lief hinter den Bretterschuppen in den Gemüsegarten, aber nicht mehr hervor. Dahinter steckt es also, – aber was?

Ein Dieb? – Ein Dieb kommt nicht im Schnee. Ein Dieb wird sich hüten, wenn der Bauer zu Hause, noch Licht brannte in der Stube. Es gibt auch gar keine Diebe in der Gegend.

Die Fremde! Wenn's das wär'. – Sie schleicht sich erst ins Haus, kundschaftet alles aus, dann kommt das Gesindel nach. Sie öffnet in der Nacht die Tür. –

Oft hat sie so etwas gelesen. – Jetzt fürchtet sie sich gar nicht mehr, jetzt lacht sie sogar.

»Na wart', dir wird'n wir scho' heimleicht'n, dir und ihr. – Das wär' a Spaß, – der verliabte Alte und die Diebin, – dann wär' ja all's, all's wieder guat. Grad' lachen wollt' sie –«

Jetzt wich sie nicht mehr von ihrem Posten. Ihr Glaube wurde immer mehr zur Gewißheit. Das Flüstern, das heimliche Lachen, das herausdrang aus der Stube, berührte sie gar nicht mehr.

Nur zu! Die Schand', die er sich selber antuat, wird nur immer größer.

Plötzlich löst sich etwas los vom schwarzen Schuppen, – ein Mann! Noch blieb er im Schatten, dann schlich er, den Rücken gekrümmt, gegen das Fenster, aus dem ein breiter, gelber Lichtschein fiel.

Bärbl stockte der Atem. Sollte sie Lärm machen? Wenn ein Unglück geschähe. – Jetzt hatte er das Fenster erreicht, drückte sich an die Wand, hob den Kopf bis zu der Scheibe.

Bärbl konnte einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken, – Ambros war's!

Zuerst war es ein Gefühl der Enttäuschung, das sich ihrer bemächtigte, sie hatte sich schon ganz in den Dieb hineingedacht, dann aber leuchtete es in ihr blitzartig auf, – die Lösung! Der Diebin hätte er am Ende auch noch verziehen, der verliebte Narr, der Geliebten des Sohnes verzeiht er nie.

Ambros schlich gebückt über den Hof. Bärbl folgte der dunklen Gestalt, welche einen grotesken Schatten über den Schnee hinwarf, mit gierigem Blick. Sie schlüpfte in den Stall.

Das hatte sie erwartet. Er wußte, daß Marion durch den Stall auf ihre Kammer ging.

Bärbl betrat möglichst unbefangen die Wohnstube; trotzdem schrak das Paar am Tische sichtlich auf, wie über Unrechtem ertappt.

»Die Fleck blärrt so schiach. Was wohl hat?« bemerkte die Bärbl, sich am Tische zu schaffen machend.

Marion ergriff sichtlich froh die Gelegenheit, sich zu entfernen. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Züge in starker Erregung. »Werde gleich schauen.« Schon war sie draußen.

Der Lawiner goß ein volles Glas Roten hinunter und stieß das leere Glas zornig auf die Tischplatte zurück.

»Natürli – das häst net d'erlitt'n, grad' g'wart' hab' i d'rauf.«

Bärbl sprach kein Wort. Das reizte ihn noch mehr. »Nutzt dir aber nix, ja, i sag's grad' 'raus, sie g'fallt ma, die Dirn. No mehr, wenn du 's hören willst, i könnt' ma den Hof gar net mehr denken ohne die Marion.« Sein Zorn wuchs gegen die immer noch schweigende Bärbl. »Und wenn die ganze Welt sich aufricht' dagegen, i halt's.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, »gegen dich, gegen den Pfarrer, gegen den Ambros – all's gleich –«

»Gegen den Ambros!« Bärbl lachte hämisch.

Der Lawiner verstand sie wohl, trotz des kleinen Schwipses, den er sich angetrunken. »Was hast da schon wieder mit dem Ambros?« fragte er.

»Wo sie nur bleibt!« bemerkte diese, ohne auf seine Worte zu achten. »D' Fleck is ja längst stad.«

»Antwort gib!« drängte der Lawiner, »was is mit dem Ambros?«

Bärbl hatte plötzlich ihre Ruhe verloren, sie war vorgetreten, hatte den Arm des Bauern ergriffen, Haß und Freude leuchteten aus den grauen Augen.

»Geh in den Stall und schau selber, was is mit dem Ambros.«

Der Lawiner fuhr auf, »Mit dem Ambros – im Stall? Bärbl, gib' Obacht, was d' red'st. Der Ambros is ja auf der Sölden. Net auf der Sölden?« Er ergriff Bärbls Arm, daß sie aufschrie, »net auf der Sölden, der Ambros?«

Bärbl bereute fast ihren Verrat. »Er wird halt z' red'n hab'n mit dir –« wich sie aus.

Der Lawiner stutzte einen Augenblick, dann ging er zur Türe, zögerte noch einmal, verschwunden war er, die Tür fiel hinter ihm in das Schloß.

»Ganz recht, s' g'hört ihm net anders. Wenn er's net mit eigenen Augen sieht, – und er wird's seh'n mit eig'nen Aug'n –« Bärbl öffnete die Tür, horchte. Jetzt mußte er schon im Stalle sein. Sie schlich auf den Gang – alles still! Wenn der Ambros am Ende doch nicht – dann hat sie's nur schlimmer gemacht. Angst befiel sie, als ob in der Stille irgend etwas Unheilvolles sich vollziehe.

Die Tür, welche von der Küche in den Stall führte, stand offen. Die erblindete Laterne an dem spinnenumwobenen Querbalken ergoß ihr mattes Licht über die fleckigen Rücken der Kühe und auf die auf den Balken der Decke schlafenden Hühner. Schwerer Stallgeruch erfüllte den Raum. Über den breiten Rücken des Flax, des Zuchtstieres, der sein Genick, mit der Kette rasselnd, am Barren rieb, erblickte sie Marion. Sie sprach heftig, offenbar mit Ambros, den Bärbl nicht sehen konnte. Erst war kein Wort zu vernehmen vor dem Lärm des Flax, dann traute die Bärbl ihren alten Ohren nicht. »Ich will aber nicht, nein, ich will nicht!« klang es energisch. Dann sprach wohl er, sie aber schüttelte das Haupt. »Das ist nicht wahr, ihm bin ich Dank schuldig, der mich aufnahm mit meinem Kinde, der mir ein Dach bot und Brot, mir und Biela. Nie werde ich ihn verraten – niemals!«

Die Bärbl hätte in den Boden sinken mögen vor Scham. Deshalb ließ sich der Lawiner nicht sehen, er lauschte wohl irgendwo im Dunkel und konnte sich nicht satt hören, und sie achtete es wohl, die schwarze Hexe, und sprach ihm jedes Wort zu Gefallen, und sie, die Bärbl, war die gehässige Verleumderin für alle Zeit.

Jetzt tauchte der Kopf des Ambros auf. »Hast ihn gar gern, den Alten?« Das junge Antlitz, auf das jetzt das volle Licht der Laterne fiel, erschien um Jahre gealtert, ganz verzerrt.

Eine lange Pause. – Bärbl drückte den Daumen fest in die Faust. Jetzt galt's! Sie, oder Marion!

Ambros flüsterte wohl eine zweite Frage. Marions Haupt hob sich energisch. »Wenn Sie es denn wissen müssen – Ja! Ja!«

Ambros stieß ein gellendes Hohngelächter aus, dann sah Bärbl nur noch seinen Kopf sich dem Marions nähern, zwei ringende Arme –

Flax brüllte laut – dann tauchte plötzlich der Lawiner aus dem Dunkel auf – er faßte Ambros, der Marion in seinen Arm gezwungen, – ein dumpfer Schlag – noch einer – ein zornerstickter, stöhnender Aufschrei – Ambros taumelte zu Boden.

Da hielt es Bärbl nicht länger; sie eilte vor und trat zum Lawiner. »Schandmensch! Rabenvater! Von wegen so einer abg'feimt'n Dirn. – Merkst denn nix? – Daß all's für dich gered't hat, – verliabter Narr!«

Der Lawiner machte Miene, sich auch an Bärbl zu vergreifen, sein Antlitz war aschfahl, und die Augen leuchteten unheimlich darin, da prallte er vor Ambros zurück, der sich dicht vor ihm erhoben, das Gesicht blutüberströmt. Er hatte die Hand wie zum Schwur erhoben.

»Vater!« lallte er mit dumpfer Stimme. »Das werd' i dir net vergess'n. I bin dein Sohn net mehr – von heut' an – net mehr.«

Der Lawiner lachte gezwungen auf.

»Das kannst halt'n, wia d' magst. Kannst a bleib'n, o ja, hat keine G'fahr mehr. Grad' für heut geh' mir aus d' Aug'n – und vor allem der Marion,« setzte er, von neuem in Zorn geratend, hinzu, »die an Ekel hab'n muaß vor deiner Frechheit.«

»Is das wahr, Marion?« fragte Ambros die Fremde, welche mit seltsam lauerndem Blick den Auftritt angesehen, als ob sie in ihrem Käfig stände und den rechten Augenblick abwartete, einzugreifen in den Kampf ihrer Zöglinge, »Grad' a Wort, Marion – und i geh'.«

»I danke dir für alles, was du an mir getan, ich werde es nicht vergessen; mehr verlange nicht von mir,« erwiderte sie ohne jede Wärme, ganz mechanisch.

Ambros trat, von Bärbl begleitet, in die Winternacht hinaus, erst am Waldsaum trennten sie sich. Da kam es über ihn; schluchzend warf er sich an die Brust der alten Bärbl.

»Kümmer' di net, i wach' über den Lawinerhof, und wenn ma glei' 's Herz d'rüb'r bricht.« So tröstete sie ihn.

Als sie allein zurückkehrte, war das Licht erloschen im Wohnzimmer. Sie betrat das finstere Haus. Etwas Unheimliches, Drohendes kroch darin umher, die leibhafte Sünde.

Sie sprengte Weihwasser aus, bekreuzigte sich und schloß die Tür ihrer Kammer hinter sich zu.


 << zurück weiter >>