Johann Nestroy
Frühere Verhältnisse
Johann Nestroy

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Zwölfte Szene

Scheitermann. Dann Muffl.

Scheitermann (allein, wartet, bis beide ab sind, dann losplatzend). Himmelkreuztausend! Wenn das Weib nicht aus einem so übertrieben guten Haus wär', der wollt' ich zeigen, was Nerven sind! Aber so, leider –! Und der niederträchtige Muffl hat sich offenbar Anspielungen erlaubt – er muß fort an der Stell' –! (Zusammenfahrend, als er Muffl eben eintreten sieht, und kleinlaut.) O je! Da is er –

Muffl (durch die Mitteltür eintretend). Was? Du bist schon wieder z' Haus?

Scheitermann. Mein Geschäft war gleich in Ordnung – aber Sie –

Muffl. Was ich derweil g'macht hab', willst wissen? Ich hab' mir mein Zimmer ang'schaut.

Scheitermann. Ihr Zimmer?

Muffl. Das heißt, wo halt dein früherer Hausknecht g'wohnt hat; is a schöne Chaluppen! Da werd'n wir uns ein anders aussuchen.

Scheitermann. In meinem Haus? – Da muß ich bedauern –

Muffl (sieht ihn mit mitleidiger Geringschätzung an). Bedauerlicher Greis!

Scheitermann (beleidigt). Greis? Was wollen Sie damit sagen?

Muffl. Nix! Mich g'freut's nur, daß es so viel schlechte Leut' gibt. (Mit tückischem Lächeln.) Tochter aus ein' guten Haus – na ja –!

Scheitermann (auffahrend). Herr Muffl, meine Frau anbelangend, dulde ich nicht –

Muffl. Ah, da g'hört sich a Geduld dazu! Grad' deine Frau anbelangend, kommt es mir vor, daß du ein Dulder bist.

Scheitermann (sich fassend und mit stolzer Ruhe). Herr Muffl, ich sehe mich genötigt, Ihnen anzukündigen, daß meine Frau den Antrag auf Ihre unmittelbare Entlassung gestellt –

Muffl. Und deine leere Kammer da oben (auf Scheitermanns Stirne zeigend) hat den Antrag durchgehen lassen. Ich geh' aber nicht, ich behaupte mich in meiner Stellung.

Scheitermann. Aber Saprament! Meine Frau will's einmal nicht, und dagegen kann ich nix machen.

Muffl (erbost). Deine Frau, die lackierte Professorstochter, will's nicht?

Scheitermann. Mein Herr! (Sich stolz aufrichtend und mit Heftigkeit.) Wenn Sie sich nochmal unterstehen –

Muffl (losbrechend). Ah, jetzt soll der Schleier des Geheimnisses einen Riß um den andern kriegen und bei jedem eine schauerliche Wahrheit herausschauen! Du bist zwar ein enormer Schafskopf, aber du bist doch teilweis' ein guter Kerl und dermalen mein Prinzipal, dem ich Hochachtung schuldig bin. (Tritt näher an ihn und sagt geheimnisvoll.) Johann, ich muß dich aufklären – Johann, zittre vor der Entdeckung!

Scheitermann. Ich? Zittern? – Meiner Seel' – mir scheint –

Muffl. Ja, ja, du fangst schon an. Also wisse, du bist betrogen! – Deine Frau is nicht das, was du meinst.

Scheitermann (verblüfft). Warum?

Muffl. Sie ist erstens keine Professorstochter.

Scheitermann. Lächerlich –

Muffl. Ich kenne deiner Josephine ihre früheren Verhältnisse.

Scheitermann (sehr herabgestimmt). Sie kennen sie?

Muffl. Genau! In einer vertrauten Stunde hat sie mir entdeckt, daß ihr Vater Kellner war.

Scheitermann (entsetzt). Kellner –!?

Muffl. Und ihre Mutter Wäscherin.

Scheitermann (wie oben). Wäscherin –!?

Muffl. Sie selbst war teils Dienstbot', teils Köchin.

Scheitermann. Schrecklich –!

Muffl. Kommt noch viel schrecklicher! Ein Agent, zugleich Dramaturg und Geheimer Talententdecker, hat Bühnenbefähigung bei ihr gefunden und sie als traurige erste Liebhaberin zum Theater gebracht.

Scheitermann. Herr Muffl, wann ich alles glaub', das glaub' ich nicht.

Muffl. Wenn ich dir aber sag', sie hat mich als solche geliebt; traurig, aber wahr! Wir waren sogar verlobt.

Scheitermann. Sie mit Ihnen?

Muffl. Gegenseitig; dann hat sie es aber vorgezogen, die Treue zu brechen, und is mit einem andern fort; ich weiß nicht, war's ein Engländer oder ein Russ', weil's zwei waren. Und bei alledem hat sie mich geliebt.

Scheitermann (kleinlaut). Ihnen?

Muffl. Ich glaub' sogar, sie hat das noch in sich, diese Liebe zu mir.

Scheitermann. Noch? Das müßt' ich mir verbieten.

Muffl. Ja, wenn man die Gefühle verbieten könnt'! O, es gibt schlechte Leut', besonders unter die Holzhandlerinnen, die früher beim Theater waren. Wenn du sie vor einer halben Stund' g'hört hätt'st, dieses Bitten, diese Beschwörerei, daß ich mich retten soll vor deiner Eifersucht – wenn du's g'sehen hätt'st, wie sie mir die Locken gestreichelt, den Arm um den Nacken gelegt – du, das war a bissel a Anblick! Und wie dann –

Scheitermann (wütend). Ich bring' euch um, alle zwei!

Muffl. Aushalten, Freund! Mein Benehmen war reine Kopie des Ägyptischen Joseph, wie der zu seiner pharaonisch-bureaukratischen Verführerin gesagt hat: »Ich verwerfe dich, ein deutscher Jüngling!« Du mußt mir einen Mantel kaufen, damit er im Wiederholungsfall als Beweis meiner Unschuld in ihren Händen bleibt.

Scheitermann (grimmig). Die Elende! (Sich besinnend.) Aber eines is mir unerklärbar, es is ja doch ihre leibliche Tant' hier.

Muffl. Als ob das eine Kunst wär', eine Tant' zu haben. Ein' Gulden 's Tags und 's G'wand herleihen, zieht sich gleich eine an als Tant'.

Scheitermann. Aber ihre Manier, ihre Bildung –?

Muffl. Alles Verstellung!

Scheitermann. Es is zu arg! Fälschung der Eltern, Herbeischaffung einer künstlichen Tante, authentische Liebe zum Hausknecht –

Muffl. Schimpf' nicht! Warst selber einer!

Scheitermann (entschlossen). Ich lass' mich scheiden!

Muffl. Recht so! Fort mit Schaden!

Dreizehnte Szene

Peppi. Die Vorigen.

Peppi (kommt aus der Seitentüre links, von den beiden Anwesenden unbemerkt). Ach, da sind s' schon beisamm' –! (Verbirgt sich, um zu lauschen, hinter einem in der Nähe der Türe stehenden Fauteuil.)

Scheitermann (zu Muffl). Sie werden vor Gericht als Zeuge erscheinen müssen.

Muffl. Na ob! Schwören! Alles! Du wirst deine Freud' dran haben, wie ich zu dir halt'.

Peppi (hinter dem Fauteuil etwas hervorsehend, erstaunt für sich). Er sagt »Du« zu der gnädigen Frau ihrem Herrn –!?

Scheitermann. Wann sie aber ins klare kommt und mir vorwirft, was so fürchterlich auf mir lastet –?

Peppi (wie oben). Aha, jetzt kommt das Wahre –!

Muffl. Von mir wird sie nie was erfahren. Gegen meine Verschwiegenheit kann man das Grab eine Kaffeeg'sellschaft nennen; und sonst weiß es ja kein Mensch, daß du zuerst in der Neugassen mir als Helfer –

Peppi (wie oben). Zuerst als Helfer, dann als Helfershelfer –! (Verbirgt sich wieder.)

Muffl. Und daß du dann erst als wirklicher –

Scheitermann (ängstlich, daß es jemand hören könnte). O, ich bitt' Sie, sei'n Sie still! Erinnern Sie mich nicht daran!

Peppi (wie oben). Gräßlich! Wie er Wirklicher geworden is, hat er als Meisterstuck einen umgebracht. (Verbirgt sich wieder.)

Muffl. Und das weiß auch niemand als ich, daß du beim Bankier Reichenbach die Schreibstuben und die Kassa –

Scheitermann (wie oben). Ums Himmels willen still! Wenn jemand –

Peppi (wie oben). Herr Gott! Die haben die Reichenbachschen Gelder in Kompagnie ,g'stohlen! – Eine ganze Bande! (Entweicht schnell durch die Seitentüre links.)

Scheitermann (in der Meinung, Muffl habe gesprochen). Was haben Sie gesagt?

Muffl (laut). Gar nix!

Scheitermann (ängstlich). Schreien Sie nicht so, die Wände haben Ohren.

Muffl. Ach, schieb's nicht auf die Wänd'; du hast Ohren, die alles zehnmal so stark hören; das is schon bei manche Menschen, daß sich gerade auf dieses Organ die ganze Entwicklung schlagt. – Jetzt ruf sie her, ich geh' derweil hinaus, du halt'st ihr die früheren Verhältnisse vor, und wie sie leugnet, läut'st du; da erschein' ich dann als Posaunenengel, und wir halten in verjüngtem Maßstab ein Jüngstes Gericht, welches sich von dem wirklichen nur durch Ausschließung der Öffentlichkeit unterscheiden soll! (Geht durch die Mitteltüre ab.)

Vierzehnte Szene

Scheitermann. Dazu Josephine und Peppi.

Scheitermann (allein, in heftiger Aufregung). Ja, entlarven will ich sie! Ein junger Nero will ich sein, der falschen Fälscherin gegenüber!

(Josephine und Peppi kommen aus der Seitentüre links, ohne Scheitermann zu bemerken.)

Josephine (ängstlich). Unglaublich! Es kann nicht sein, sag' ich dir!

Peppi. Aber, Gnädigste, ich hab's ja ganz deutlich gehört.

Scheitermann (für sich). Sie is da – mein Zorn wachst und ersetzt die Einbuß' an Kurasche. (Vortretend, laut.) Peppi, gehe Sie hinaus, ich hab' mit meiner Frau zu reden.

Josephine. Peppi, du bleibst!

Scheitermann (auf Peppi zugehend). Na, wird's bald?

Peppi (sich ängstlich retirierend). Ums Himmels willen, Euer Gnaden –! (Für sich.) Man weiß nicht, wem man folgen soll.

Josephine (zu Scheitermann). Was soll das heißen?

Scheitermann. Das wirst du erfahren, europäische Krokodilie! (Geht, sich immer mehr ermannend, heftig auf und nieder.)

Peppi (für sich). Ich geh' zum Muffl, wenn ich dem schmeichel und schön tu', g'steht er mir alles. (Eilt durch die Mitteltüre ab.)

Fünfzehnte Szene

Josephine. Scheitermann.

Josephine. Mann, du wirst mir eine Frage beantworten.

Scheitermann. Weib, du wirst mir Rede stehn.

Josephine. Eins nach dem andern.

Scheitermann. Insofern Mann und Weib ein Leib sind, können auch beide zugleich reden.

Josephine. Vor allem – kennst du den Bankier Reichenbach? (Fixiert ihn scharf bei dieser Frage.)

Scheitermann (heftig erschreckend, beiseite). Reichenbach –? Sie weiß alles, ich bin matsch!

Josephine. Mann, deine Verlegenheit – deine Verwirrung – Unglücksmensch! Warst du's wirklich –? Sprich!

Scheitermann (kleinlaut). Wenn du's schon einmal weißt – na ja – ich bin's gewesen; ich hab' Ängsten g'nug ausg'standen.

Josephine. Es ist also wahr!? O, ich unglückliches Weib! (Bricht in Tränen aus.)

Scheitermann (sich ermannend). Was is denn aber im Grund gar so Entsetzliches dran? –

Josephine (empört). Was Entsetzliches dran ist? Frecher Mensch! Und früher auch schon einmal – (ihn wieder scharf fixierend) in der Neugasse –

Scheitermann (wie oben). Na ja, da auch –! (wird, nachdem er volle Fassung errungen, immer wütender.) Aber – hast du mich weniger betrogen? Man kennt dich durch und durch, (sie scharf fixierend) Kellnerabkömmling, Wäscherinsprosse, nervöse Kuchelgrazie, ambulante Komödiantin! (Immer näher auf sie zugehend.) Such' s' heraus jetzt aus deinem reichhaltigen Repertoire, die Griseldis, und spiel' s', bis sich die Ewigkeit zu Tod ennuyiert! Ich lass' mich scheiden, jetzt gleich auf der Stell'!

Josephine (sich retirierend). Himmel, er ist verrückt geworden! – Hilfe! Hilfe! (Vor seiner Wut sich flüchtend.) Er will mich umbringen –! Hilfe! Hilfe! (Lauft durch die Seitentüre links ab.)

Scheitermann (allein). Die Entlarvung im großartigsten Maßstab' wäre vollzogen. – Der Muffl hat recht, 's gibt schlechte Leut'! – Mir disputieren s' auf der Welt keine Professorstochter mehr auf.

Sechzehnte Szene

Scheitermann. Muffl.

Muffl (durch die Mitteltüre eintretend). Hörst, Johann, alles, was recht is – aber wie mir deine Frau zusetzt!

Scheitermann (ohne besondere Notiz von Muffl zu nehmen, mehr für sich). So niedergeschmettert sind noch wenige word'n!

Muffl. Es ist unangenehm, wenn einem eine so verfolgt mit die Zärtlichkeiten. Geheimnisse will s' allweil von mir wissen, die ich selber nicht weiß.

Scheitermann. 's gibt kein Geheimnis mehr, ich hab' ungeniert alles gestanden.

Muffl. Was?

Scheitermann. Meine früheren Verhältnisse, daß ich Hausknecht war.

Muffl. Sonst nix?

Scheitermann. Was denn sonst noch?

Muffl. Hausknecht, das wär' das Geringste. Sie hat dich in Verdacht – man kann's gar nicht sagen, 's is zu dumm, und die Leut' sind zu schlecht –

Scheitermann. Heraus damit, ohne –!

Muffl. Ich käm' da auch mit ins Spiel – sie glaubt – man sagt so was schwer ohne Umschreibung – sie glaubt, daß wir beim Bankier Reichenbach auf Teilung Mammonpossessunegalitätsapplanierungsexperimente gemacht haben.

Scheitermann. Sie halt't mich für einen Spitzbuben?!

Muffl. 's is gar arg! So Menschen wie du müssen doch wenigstens ehrlich sein.

Scheitermann. Zweiter Scheidungsgrund!

Muffl. Ich hab' ihr deine ganze Biographie als Skizze mitgeteilt, deine frühere Gemeinheit, dein späteres Narrenglück –

Scheitermann. Und sie?

Muffl. Sie is immer zärtlicher word'n, ich hab' schon völlig glaubt, daß ich mich nicht derretten kann.

Scheitermann (wütend). Millionhimmeltausend jetzt hört sich alles auf! Ich bin Tiger, grimmig g'schecketer Tiger! (Stürzt außer sich durch die Seitentüre links ab.)

Muffl (allein, ihm nachsehend). Jetzt wird der ein Tiger! Das is noch der größte Übergriff, zu dem je die Gewerb'freiheit verleitet hat. Tiger! Da gibt's doch Tiere, die ihm näher liegen; wozu in die Ferne schweifen –

Siebzehnte Szene

Muffl, Josephine. Scheitermann.

Scheitermann. Heraus, elende Heuchlerin! (Zieht Josephine an der Hand aus der Seitentüre links.) Heraus! Da, (auf Muffl zeigend) schau dir 'n an, diesen Mann, und erblasse!

Josephine (sehr böse). Aber was soll es denn schon wieder?!

Muffl (für sich). Was will er denn mit der G'statzten da?

Scheitermann (grimmig). Muffl, reden Sie! Weib, gestehe! Hast du diesen da mit Liebe verfolgt?

Josephine (verzweifelt, beiseite). Er ist übergeschnappt!

Muffl (zu Scheitermann). Aber du, du irrst di, du! Dö? Dö da, die is ja gar nit dö!

Scheitermann (wie oben). Geständnis, Weib! Kennst du diesen Menschen? (Auf Muffl zeigend.)

Muffl (besorgt zu Scheitermann). Aber, Johann, du phantasierst dir ja das Restl Verstand aus 'n Kopf! Dös is ja gar nicht deine Frau.

Scheitermann. Was!?

Muffl. Diese Dame is mir im höchsten Grad unbekannt.

Josephine. Auch ich habe dieses Individuum nie gesehn.

Muffl (beleidigt). Individuum? Keine Schimpfworte! Ich war (auf Scheitermann deutend) dem sein Herr.

Scheitermann (entrüstet zu Muffl). Also hat Er mich foppen wollen!? (Packt ihn.) Elender Wicht, hinaus!

Muffl. Aber, Johann, sei doch g'scheit!

Scheitermann. Sag' Er nicht »Du« zu mir! (Hält ihn fest.)

Muffl. Laß mich los, sonst erwacht die Erinnerung, daß du mein Hausknecht warst, und wann solche Bilder lebendig werd'n, (drohend) dann –!

Scheitermann (ihn loslassend). Es ist eine heillose Konfusion!

Achtzehnte Szene

Peppi. Die Vorigen.

Peppi (durch die Mitteltüre eintretend). Himmel, was für ein G'schrei –!?

Muffl (ihr entgegeneilend und sie in den Vordergrund ziehend). Das is die Pompadour! Das is die Aufdringliche! Das ist die Kellnerstochter! (Zu Scheitermann.) Das is deine Frau!

Josephine. Die Peppi!?

Scheitermann. Unsre neue Köchin!?

Muffl (verblüfft). Köchin –!?

Peppi. Ich muß nur alles aufklären. Ich hab' mich beim Herrn Muffl für die gnädige Frau ausgegeb'n, damit er nicht merkt, wie ich herabgestiegen bin aus der Sphäre, in der er mich hat kennen und lieben gelernt.

Muffl (beiseite). Ich hab' ihr »lieben« gelernt?

Scheitermann (zu Josephine). Gattin, Engel, kannst du mir verzeihn?

Josephine. Zurück! Denk' an die Kassa bei Reichenbach –!

Muffl. Die hat er alle Tag' auskehren müssen sowie die Schreibstuben.

Peppi (zu Josephine). Das Verhältnis des Herrn Gemahls zu Bankier Reichenbach war nur ein dienstliches.

Muffl. So wie das frühere bei mir in der Neugassen.

Scheitermann (zu Josephine). So ist es, Engel, ich war –

Josephine. Ich hab' es längst gewußt, was du früher warst, aber nie darüber gesprochen – aus Delikatesse.

Scheitermann. O delikates Weib! (Küßt ihr entzückt die Hand und spricht mit ihr im stillen weiter.)

Muffl (für sich). Jetzt hat der sich umsonst hinunterg'martert – nein, was es für Leut' gibt unter die Leut' –!

Peppi (zu Muffl). Und lassen Sie jugendlichen Leichtsinn für keine Entschuldigung gelten –?

Muffl. Pompadour, komm' ich dir nicht vor, als ob ich dein Narr-ziß wär'?

Scheitermann (zu Josephine, welche ihm im stillen ihren Plan mitgeteilt). Ob ich einverstanden bin! Du grundg'scheiter Engel, du!

Josephine (zu Muffl und Peppi). Ihr beide werdet begreifen, daß ihr früherer Verhältnisse wegen nicht im Hause bleiben könnt.

Muffl. Das begreif' ich nicht.

Josephine (zu Muffl). In einem etwas fern gelegenen Städtchen werden Sie ein Handelsgeschäft beginnen; die Herbeischaffung des hiezu nötigen Kapitals wird meine und meines Mannes Sache sein.

Muffl (freudig überrascht). Jetzt begreif' ich!

Josephine (zu Scheitermann). Nur so bist du sicher, daß nichts unter die Leut' kommt.

Muffl. Ich bin wieder eigener Herr, und das (auf Peppi deutend) wird meine eigene Frau, wenn sie einen Einäugigen nehmen will.

Josephine, Scheitermann, Peppi. Einäugig –?

Muffl. Offenbar, denn das andere muß ich zudrucken über die früheren Verhältnisse.

Scheitermann. Das is die Hauptsach'!

Muffl. Nein, die Hauptsach' is, (mit Bezug auf das Publikum) daß auch sonst niemand die »früheren Verhältnisse« uns übelnimmt.

Der Vorhang fällt.


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