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Zwischen Morgen und Abend
dehnt sich ein schweres Joch;
und wenn die Schatten steigen,
flammen die Gipfel noch.
Die Hohen, die Stolzen, die Letzten,
des leuchtenden Tages Erben – –
auf dieser Gipfel höchstem,
Ewiger, laß mich sterben!
Reich mir den Kelch! Und deine Hand!
Und komm! Das Dunkel bricht herein.
Die Blätter schauern kühl und krank;
noch wehn sie nicht in unsern Wein.
Kein Auge sieht bei Nacht uns nach
und weint um uns bei Morgenschein –
Reich mir den Kelch! Und deine Hand!
Und komm! Wir werden selig sein.
Der Sturm erstarb. Die Woge singt
ihr zitternd Lied dem Abendrot.
Ueber die dunkle Düne klingt
ein Schluchzen wie aus letzter Not …
Der kühle Hauch des Wassers streift
mich scheu wie ein verstoßner Schmerz,
– und spukhaft aus dem Dämmer greift
mir eine blasse Hand ans Herz.
Und nimmst du gleich die Welt zum Raub,
durch deine Reiche schreit ich;
über das fallende Lindenlaub
und meiner Ahnen wehenden Staub
die segnenden Hände breit ich!
Du bist der finstere Sieger nicht;
du dienst dem lachenden Leben!
Aus deinen Tiefen keimt und bricht
und muß zum flammenden Sonnenlicht
die junge Saat sich heben.