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In der Praxis.

Die Anwendung des Heißluftbades ist außerordentlich einfach. Und doch ist einige Belehrung unerläßlich. Statt trockener Erläuterungen will ich zu diesem Zwecke ein paar Fälle aus meiner Praxis erzählen, aus denen man alles Nötige entnehmen kann.

Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen ersten Versuch mit der Heißluftbehandlung. Den direkten Anlaß hierzu gab der Fall des gichtkranken Ministerialrates, dessen Vorgeschichte ich schon an früherer Stelle des Buches erzählt habe.

Da er meine Mahnungen, den Fleisch-, Alkohol- und sonstigen Reizmittelkonsum einzuschränken und mehr körperliche Bewegung zu treiben, nicht beachtet hatte, so geschah das Unausbleibliche, ein zweiter Anfall stellte sich ein.

Er ließ mich bei Nacht rufen. Ich machte zur Linderung der Schmerzen alles, was in solchen Fällen getan werden kann. Ich verfuhr nach allen Regeln der Kunst, bettete den erkrankten Fuß hoch, umhüllte ihn mit Watte, ordnete schmerzstillende Salbe an und gab auch Medikamente.

Ich gestehe offen, daß ich alle äußeren und inneren Mittel angewendet habe, welche in solchen Fällen in Frage kommen. Ich versuchte äußerlich: Belladonna, Chloroform, Äther, Hyosciasmusöl; innerlich: salyzilsaures Natrium, Aspirin, Phenacetin, Opium und Chinin. Während des Anfalles war ich mit der Ernährung sehr vorsichtig. Ich gestattete nur schwachen russischen Tee und Milch und verbot strengstens Delikatessen, Süßigkeiten und geistige Getränke.

Mit Bedauern mußte ich konstatieren, daß meine medikamentöse Intervention gar keinen Erfolg hatte. Wie es so oft vorkommt, ließen mich die Medikamente auch diesmal im Stich.

Damals fuhr es mir zum erstenmal durch den Kopf, mit dem Zimmerschwitzapparat »Kreuz-Thermalbad«, welcher mir von Kollegen empfohlen wurde, einen Versuch zu machen. Ich kannte den Apparat nur dem Namen nach und hörte mitunter etwas davon, doch schenkte ich der Sache keine Beachtung. Im Prinzip befolgte ich die Lehre eines hervorragenden Mediziners, wonach wir die neuen Medikamente und Heilverfahren so lange nicht akzeptieren sollen, als wir mit den alten erprobten Mitteln zufrieden sind. Und ich war mit den bisherigen Verfahren im großen und ganzen nicht unzufrieden.


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