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Festspiel mit Musik in einem Akt.

Zur Feier des 90. Allerhöchsten Geburtstages
Sr. Majestät Wilhelm I.
Deutschen Kaisers und Königs von Preußen
am 21., 22. und 23. März 1887 aufgeführt im Stadttheater in Kiel.

Personen:

1. Lare.

2. Lare.

Klio.

Germania.

Borussia.

Kutschke.

Weikhmann.

Flora.

Professor.

Prediger.

Schullehrer.

1. Student.

2. Student.

Bauer.

Bauerfrau.

Bauermädchen.

Tagelöhner.

Knecht.

Matrose.

Buchhalter.

Handwerker.

Schleswig.

Holstein.

Elsaß.

Lothringen.

Der Rhein.

Polyhymnia.

Friedrich der Große.

Viktoria.

Eirene.

Dekoration:

Halle im Königlichen Schloß.

1. Auftritt.

Klio. Die Laren.

(Klio aus der letzten Kulisse von links, die Laren aus der letzten von rechts kommend. Auf- und abgetreten wird immer nur durch die beiden letzten Kulissen. Rechts und links immer vom Zuschauer aus, wenn es nicht ausdrücklich anders bemerkt ist.)

Klio.

Wer seid ihr?

Laren.

Wir?   die Laren dieses Hauses,
Und du?

Klio.

(Rolle und Griffel zeigend.)
Kennt ihr mich nicht?

Laren.

(Mit freudigem Staunen.)
Klio?!

Klio.

Ich bin's!

Laren.

So feiern auch die Musen dieses Fest?!

Klio.

Wo immer unserm Gott ein Tempel steht,
So weit Alldeutschlands Sonn' und Sterne leuchten!  
Doch komm' ich nicht allein,   gleich folgen mir,
Die mich vorausgesandt, euch zu verkünden,
Daß sie erscheinen,      

(Musik in der Ferne. Melodie: »Deutschland, Deutschland über alles«.)

Horch, da nah'n sie schon!
Germania!

Laren.

(Rasch, mit freudigem Staunen.)
Germania!

Klio.

Und ihre liebste Tochter,
Borussia!

Laren.

(Wie vorhin.)

Borussia!

Klio.

Heißt freundlich sie willkommen!

2. Auftritt.

Germania. Borussia. Die Vorigen.

(Germania und Borussia von links kommend.)

Laren.

Erhabene, seid uns gegrüßt!

Germania und Borussia.

Wir danken!

Laren.

Und herzlich uns willkommen!

Germania und Borussia.

Gleichen Dank
Für diesen Gruß!

Germania.

Was habt ihr vor!

Laren.

Ein Festspiel!

Lare I.

Zur Verherrlichung des Tages,
Der morgen aller Deutschen Lust und Freud',  
Wir und die kleine Künstlerschar, die hier
Im Dienst' Apolls die Stätte ihrer Kunst
Sich auserkor   und die als Laren wir
Von diesem Hause zu beschützen haben.

Borussia.

Und was hat diese Halle zu bedeuten?

Laren.

Hier spielt's,  

Lare II.

Sie ist im Königlichen Schloß,
Und nahe ihr die Stätte, die geheiligt
Des teuren Kaisers hohe Majestät.    
Was Ehrfurcht ihm und Dank und Lieb' will zollen,
Ihm huldigen in Treu' und Freud',   hier muß
Es erst vorüber.    

Borussia.

Aber wißt ihr nicht,
Daß die geheiligte Person des Kaisers
Durch eure Kunst, die Leben gibt dem Wort',
Nicht dargestellt darf werden?

Laren.

Eben das
Erschwerte uns das Festspiel.    

Germania.

Desto besser!
So greifen wir, euch helfend, selbst mit ein
In euer festlich Spiel für euren Kaiser.

Borussia.

Der unser liebster Sohn!

Germania.

Zugleich entscheidend,
Wer würdig sei, ihm huldigend zu nah'n.    
Nun aber geht, den Eurigen zu melden,
Was hier gescheh'n   und daß sie alle kommen!

Laren.

Wir eilen, euren Willen zu befolgen!

(Beide Laren rechts ab.)

Germania und Borussia.

(Etwas nach vorn schreitend und in gleicher Linie, erstere links, letztere rechts vom Souffleurkasten stehend, an das Publikum.)

Germania.

Ein heller Stern der Freude und der Lust
Hat euch vereint in dieser Abendstunde!

Borussia.

Euch klopft das Herz, euch hebt sich froh die Brust,
Und aller Augen glänzen in der Runde!

Germania.

Das ist das Glück!   und des euch voll bewußt,
O, danket eurem Gott aus Herzensgrunde!

Borussia.

Und seid willkommen alle, welche kamen!

Germania.

Wir grüßen euch in eures Kaisers Namen!

(Musik in der Ferne. Melodie: »Es braust ein Ruf wie Donnerhall«.)

Germania.

Wer kommt?   ich hör' Musik,   »Die Wacht am Rhein?«

Laren.

Der deutsche Wehrstand tritt herein!

Borussia.

Wollt' heut' wohl gern der erste sein!

Lare I.

(In die Kulisse rechts rufend.)

Nun schultert rasch mir das Gewehr!

Germania.

(Abwinkend.)

Schon gut, schon gut, wir danken sehr!

Borussia.

Dem Kaiser heut allein die Ehr!

Lare I.

(In die Kulisse rechts rufend.)

Ganzes Bataillon marsch!
Eins, zwei!   Eins, zwei!   Eins, zwei!

(Der Lare, indem er, rückwärts schreitend, bis an die Kulisse zurück einen kleinen Bogen durchgeht, zählt so lange, bis sich Kutschke und Weikhmann, die neben einander marschieren, in einem passenden Abstand von der Germania und Borussia befinden, dann ruft er:)

Halt!

3. Auftritt.

Kutsche. Weikhmann. Die Vorigen.

Germania.

(Nach links und rechts zeigend.)

Die Landmacht stell' sich hier,   die Seemacht dort,  
So sollt ihr als Vertreter der Armee
Den schönsten Ehrenposten heut' bekleiden
Und Schildwach' steh'n in eures Kaisers Näh'.

Borussia.

An eure Plätze, schnell, wie euch befohlen!

(Kutschke eilt nach links, Weikhmann nach rechts in den Vordergrund bis zur ersten Kulisse, wo sie, die Gesichter gegeneinander gekehrt, in der Nähe der Rampe stehen bleiben.)

Klio.

Die strammen Jungen! Freut mich allemal
Ins Herz hinein, wenn ich sie wiederseh'.

Germania.

(Zu Kutschke, der ihr rechts steht.)

Du rechts, wie nennst du dich?

Kutschke.

Ich heiße Kutschke!

Borussia.

(Zu Weikhmann.)

Und du mein Sohn?

Weikhmann.

Ick?   Weikhmann is min Nam!

Klio.

Sie fochten anno siebenzig schon mit.

Kutschke.

Det stimmt!

Weikhmann.

Dat stimmt!

Klio.

Es schrieb sie damals schon
Mein Griffel in die Blätter der Geschichte.

Kutschke.

Es krauchte schon Napolium
Vor mich einmal im Busch herum!

Weikhmann.

Un ick brumm all als Lichtmatros
Vun'n »Meteor« mit up em los!

Kutschke.

Na, Weikhmann, nu laß dat Ufschneiden doch man sind!

Weikhmann.

Wat?!   Obsniden?!   Uns' Kaptein-Leutnant dat weer
Knorr!   un de Franzos weer'n Aviso!   un bi Havanna herum, da weer de Slacht!   Un ick segg di, wi hebbt em verneiht!   un harr'n doch man twee Dode un een Blesseerten!

Kutschke.

Nein, mein Junge, denn kam et bei uns doch 'n bischen anders!   Man immer so die Dausende jestürzt und die Hundertdausende jefangen genommen!   und zuletzt noch den janzen Gloarr dazu!   und denn man so rin nach Paris!

Weikhmann.

Na, un bi Rügen, mit uns' Herr Kaiser sin lüttje smucke »Grill«,   hebbt wi em dar denn nich ock all mal verneiht?   un denn bi Danzig min Onkel Weikhmann mit de »Nymph«?!

Kutschke.

(Erstaunt.)

Wat? Dein Onkel?!

Weikhmann.

Ne, min Vetter wull ich seggn!

Kutschke.

(Wie vorher.)

Wat? Dein Vedder?!

Weikhmann.

Ja, tom minsten doch min Namensvedder!

Kutschke.

Au!

Weikhmann.

Wat 's dar los? Heft di stött?

Kutschke.

Ja, an dein' Kalauer!

Weikhmann.

Schadt di nix!   Na, un denn tonacher ock noch an de französche Küst!   Un wedder min Onkel,   min Vedder wull ick seggn!   dree vun de Parlevus in'n Rupps man so weggekapert!

Kutschke.

Wegjekapert?   Bist du da denn ooch schon als Seeräuber mitjewesen?

Weikhmann.

Ich weer ja mit op'n »Meteor« du Teeputt!   Un wi harrn datomal man noch keen ördentliche Flott!   Un unsen leev Herrn Prinzen un all de Torpedos harr win ock noch ni!   Awers nu schull he man mal kamn!   Junge, Junge, wat wull'n wie em Moritzen lehrn!

Kutschke.

Du und dein Onkel!

Weikhmann.

Ja! ick un min Onkel!     Awers wat versteihst du Landrött ock vun't Water?!

Kutschke.

Und du Wasserratze vons Land?!

Germania.

Nun, laßt es gut sein, Kinder,   streitet nicht!
Ihr habt doch einen und denselben Kaiser,
Der euch gemacht zu dem erst, was ihr seid,
Die Flotte schaffend und die Landarmee!
Das Landheer stürzte zwar Napoleon,
Doch trat nicht auch die deutsche Flotte schon
Für deutsches Recht und deutsche Ehre ein,
Wo nimmermehr die Landarmee konnt' sein?!

Borussia.

(Zu Kutschke.)

Und warst der Erste du, und war es ihm,
Weil er der Zweite, nicht vergönnt wie dir
Des Ruhmes grünen Lorbeer sich zu brechen,
So wird es später doch einmal gescheh'n,  
Und redlich habt ihr dann den Preis zu teilen!

Kutschke.

(Gerührt ihm die Hand hinhaltend.)

Komm, Weikhmann, deine Hand!

Weikhmann.

(Ihm die Hand gebend.)

Ja, sla man in!

Kutschke.

Zu Wasser und zu Land!

Weikhmann.

Densülwen Sinn!

Kutschke.

Und jleiche Brüder, jleiche Lieb' und Pflicht!

Germania.

So recht!   wie schwer der Stand,   ihr weichet nicht
Und holt, wenn's sein muß, neue Lorbeerreiser
Zu Wasser und zu Land für euren Kaiser!

(Musik in der Ferne. Melodie: »Seht den Himmel wie heiter.«)

Laren.

Des Frühlings holdes Schwesterlein,
Die Königin der Blumen!

Germania und Borussia.

Laßt sie ein!

4. Auftritt.

Flora. Die Vorigen.

Flora.

(Mit einem Füllhorn voll Blumen.)

Die Knospen sprangen über Nacht,  
Maikätzchen sind schon aufgewacht,  
Der Himmel blaut im Sonnenschein',  
Und grünen will der Buchenhain,  
Es schmettert schon der Finkenschlag,  
Die Stare zwitschern auf dem Dach',  
Die Lerche streuet ihre Lieder
Hoch aus dem blauen Himmel nieder,  
Ums kurze kommt auch schon Frau Nachtigall,  
Und Blumen, Blumen überall!

Die ersten hab' ich schon gepflückt,
Womit mein Bruder die Erd' geschmückt:
Märzveilchen, Primel und Anemon',
Ranunkel auch vom Wiesengrund',
Und auch ein früh Maiglöckchen schon,  
Märzkinder alle, hell und bunt!

Und, als der Blumen Königin,
Noch Schöneres für ihn im Sinn,
Streckt' segnend meine Hand ich auch
Schon über einen Dornenstrauch,
Daß er so früh schon vor der Zeit
Sich anzog sein duftiges Rosenkleid!    

Da hab ich denn gepflückt, gepflückt,
Und das ganze Füllhorn mir vollgedrückt,
Und brächt' nun so gern die kleine Schar
Dem teuren Heldenkaiser dar!    

Borussia.

Die Blumen hatt' er immer gern!
Geh', streu sie dem erlauchten Herrn,
Aus deinem Reiche als das Beste,
Zu seinem neunzigsten Jahresfeste!

(Flora links ab.)

(Musik in der Ferne. Melodie: »Ich hab mich ergeben.«)

Laren.

Der Lehrstand kommt!

Germania und Borussia.

Er soll willkommen sein!

5. Auftritt.

Professor. Prediger. Schullehrer. Die andern.

Professor.

Der Wissenschaft Vertreter steh' ich hier,
Der Majestät, des deutschen Volkes Kaiser,
In Ehrerbietung ihren Dank zu bringen
Für alles, alles, was er ihr getan!
Und ihren Glückwunsch zu dem selt'nen Fest'
Des einundneunzigsten Geburtstags, welchen
Er heut' mit seinem Volk' und es mit ihm
Alldeutschlands Millionen fröhlich feiern.

Germania.

Der Wissenschaft Vertreter unsern Dank!
Denn treu hat sie geholfen eurem Kaiser,
Das große Werk zu fördern, das er schuf:
Die Landarmee, die Flotte und das Reich!
Kein Reich erblüht, in welchem sie nicht blüht!
Sie muß zu jedem Bau den Grundstein legen!
Drum seid willkommen uns und geht hinein!

(Professor zurücktretend.)

Prediger.

Im Namen der Gemeinde steh' ich hier,  
Gott bittend aus des Herzens tiefstem Grunde
Mit ihr gemeinsam für das teure Leben
Des vielgeliebten Kaisers und sein Glück!
Daß Gott ausströmen lasse über ihn
All' seinen Segen!   daß er ihn behüte
Und ihn erleuchte   und ihm gnädig sei!

Borussia.

Das flehen wir mit euch!   Sein Herz ist fromm
Und demutsvoll!   und oft mit seinem Gott
Hat es in schwerer Stunde schon gerungen!  
Drum gab er auch, was immer er vollbracht,
Stets selbstlos seinem Gott allein die Ehre!

Klio.

In goldnen Lettern birgt euch die Geschichte
So manch ein frommes Wort aus seinem Munde!

Borussia.

Das Gute lieben und das Rechte tun
War allezeit sein Leben und sein Streben!  
O, betet allezeit, wie heut', für ihn
Und sorgt, daß es die andern tun wie ihr
Daheim, die eurer Predigt Worten lauschen!
Er hat es für euch alle stets getan
Und mehr als das!   gewacht, gemüht, gesorgt,
Gestritten und gelitten,   euer Kaiser,  
Ihr wißt es nicht, wie oft und viel!     Doch geht,
Um mit den andern heut' ihm nah' zu sein!

(Prediger zurücktretend.)

Schullehrer.

Ich komme für das kleine Volk der Schule;  
Sie kennen ihn und alle, die er liebt
Und seinem Herzen teuer,   auch die Toten!
Sie wissen, wer bei Fehrbellin gesiegt,
Und welch' ein Held war Friederich der Große!
Und wer, als unsre Not am höchsten war,
Auf Gott mit echter Herzensdemut bauend,
Den Aufruf an sein Volk erließ   und dann
Mit Gott für's Vaterland und für die Seinen
Getrosten Muts den Riesenkampf begann
Und in der Völkerschlacht bei Leipzig jäh
Des Korsen Macht zertrümmerte,   sie kennen
Den Vater!        

Und die Mutter, o, die Mutter!
Luise, ihres Volkes Schutzgeist nun,
Und wissen, wie sie einst so hart bedrängt,
Die Königin der Preußen, auf der Flucht
Des Dichters Worte in die Scheiben grub
Der Bauernhütte, wo sie rastete.

Klio.

Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!

Schullehrer.

Und was ein Kindesherz nur fassen kann
An süßer, reiner Lieb', das bring' ich heut'
In frommen Wünschen dem geliebten Kaiser
Und mit ihm der geliebten Kaiserin!
Gott segne und behüt' sie beid'!   und alle,
Die ihren Elternherzen sind die Nächsten:
Die Kinder   und die Kindeskinder   und
Die Kindes-Kindeskinder!      

Und der jüngst
Vom Thron' hinaus ins Reich frohlockend rief:
»Hurra! vier Kaiser!«   Trag' er ungebeugt
Noch manch ein, manch ein Jahr die goldne Last
Der Doppelkrone!   und zu jeder Zeit
Schar sich das deutsche Volk an diesem Feste
Mit gleicher Lust und Lieb' und Treu' wie heut'
Um seinen Thron und wünsche ihm das Beste!

Borussia.

Habt Dank, daß ihr der Kinder Wunsch gebracht!
Die spätre Zeit gehört der Jugend, und
Das Los der Zukunft liegt in ihren Händen,  
Mithin des Reiches Schicksal auch!   Erzieht
Zur Frömmigkeit, zur Tugend und zur Liebe
Zum Vaterland und ihrem Kaiser sie,
So wird des Reiches Wohl gesichert sein
In später Zeit, wie heute!      

Geht hinein!

(Professor, Prediger und Schullehrer links ab.)

( Musik in der Ferne. Melodie: » Gaudeamus igitur«.)

Lare I.

Da kommt ein stattliches Brüderpaar,
Vertreter einer gar lustigen Schar!
Es sind Musensöhne!

Kutschke.

Musen? Wat sagt' er Weikhmann?

Weikhmann.

Müs'!

Borussia.

Den lustigen Bruder Studio

Kutschke und Weikhmann.

A, so!

Borussia.

Verraten seines Liedes Töne.

6. Auftritt.

Zwei Studenten. Die andern.

Erster Student.

Frisch, fröhlich und frei!
Und unser Höchstes das Ideal!
Und wir allzumal
Mit unserm Herzblut' schon damals dabei,
Als in bösen Tagen
Die Preußen von den Welschen geschlagen
Und in Jammer und Schmach
Luisens blaues Auge brach!

Zweiter Student.

Und auch wieder dabei, als in schwerer Not
Uns rief des Königs Aufgebot!
Das Schwert in der Hand,
Um zu rächen die Schand!
Mit Gott für König und Vaterland!

Erster Student.

Und mitgekämpft in der Völkerschlacht,
Die allem Jammer ein End' gemacht!
Unter Friedrich Wilhelm des Dritten Fahnen
Vorwärts auf ruhmreichen Siegesbahnen!
Mit Vater Blücher über den Rhein!
Und mit unserm König in Paris hinein!

Zweiter Student.

Und wieder dabei,
Frisch, fröhlich und frei,
Zur Zeit der Gefahr!
In Reih' und Glied und unter den Waffen,
Als die deutsche Einheit ein Traumbild war  
Und in Fesseln zuckte der preußische Aar,  
Als es galt, ein neues Heer zu schaffen,
Das stark genug, den Strauß zu wagen,
Um alle Ketten zu zerschlagen!

Erster Student.

Und frisch, fröhlich und frei,
Wie könnt' es anders sein?!
Nun erst recht dabei!
Über den Rhein!
Und durch Frankreich bis nach Paris hinein!

Zweiter Student.

Ha!   Nun ist es da,
Unser einiges deutsches Vaterland!
Und er schuf es ja,
Das Schwert in der Hand,
Mit seines Armes gewaltiger Kraft,
Das mächtige, herrliche, schöne!      
Und im Namen der deutschen Studentenschaft
Ihm ein donnernd Hu      

Borussia.

Sch! Sch!   sachte da!
's ist noch zu früh,     geht nur hinein,
Ihr lieben, lustigen Musensöhne,
Und wenn es Zeit ist, stimmt mit ein!

(Studenten links ab.)

Weikhmann.

Nu, Kutschke, wat weern de beiden smuck,  
Un denn so brösig!      

Kutschke.

Det kommt vom Bock
Und von der Freude ihr'n Jötterfunken!
Frisch, fröhlich und frei,
Sind ja immer mit dabei,  
Und wenn man immer mit dabei ist, wird ooch mal
een jetrunken!

(Musik in der Ferne. Melodie: »Das ist der Tag des Herrn.«)

Laren.

Der Nährstand!   Bauern sind's!

Germania und Borussia.

Laßt sie herein!

Laren I.

(In die Kulisse rufend.)

Kommt nur!   und nicht so furchtsam sein!

7. Auftritt.

Bauer. Bauerfrau. Bauermädchen. Knecht. Tagelöhner. Die andern.

Bauer.

Wi sünd ja man vun'n Lann un dumm,  
Nehmt uns de Blödigkeit ni krumm,  
To unsen leew Herrn Kaiser dreew
Vundag öck uns de Hartensleew.

(Zu Weikhmann.)

Süh, Weikhmann!   dat der Deutscher di!
Büst du denn jümmers noch dabi?!

Weikhmann.

Ich heff mal so min Lust daran
Un gah dar ock ni wedder van!

Bauer.

(Zu Kutschke.)

Un Kutschke ock?   wat mutt ick sehn!

Kutschke.

Wir tun beim Kaiser Schildwach steh'n
Als Ehrenposten vor seine Tür!

Borussia.

Ja, ja, so ist's!   doch ruhig, ihr!
Und nun, mein liebes Bäuerlein,
Was willst?   Ihr seid ja all' so fein?!

Bauer.

Ja, wie wulln ja geern mal rin na em!

(Zu seiner Frau.)

Kumm, Mudder, schast den Vörrang hemm!
Se bringt em ock en schöne Hähn!

Bauerfrau.

(Vortretend und knicksend.)

He nimmt dat doch wul fründlich up?
De Preester un de Küster sä'n:
Uns' Kaiser eet geern Höhnersupp.

Borussia.

(Zu dem Bauermädchen.)

Und du, mein Kind?

Bauermädchen.

(Vortretend und knicksend.)

Ick bring em hier
En Strusch vun Kornblom to de Fier.
Wiel' s' noch upt Feld ni wassen dei't,
Heff ick de Körns in'n Blomputt sei't
Un sülben tagn mit Luft un Fliet,
Dar wurrn se blöh'n to rechter Tid!

Bauer.

So'n Unkrut?!   Deern, wat makst, Margret?!  
Dat's leegste Tügg in unsen Weet!

Bauerfrau.

Lat ehr doch, Vadding,   lat't man we'n!
De Preester und de Küster sä'n:
De Kornblom weern sin leevsten Blöm!

Bauer.

Dat kann ick all min Dag ni löbn!

Borussia.

Und doch ist's so!   das Kind hat Recht!

Bauer.

Ja,     wenn't de Preester un Küster seggt,
Denn is't wul so!   Na, denn man los!
Doch wat'ck man seggn wull,     apropros!

(Auf die Hosentasche klopfend.)

Heff ock noch wat, un dat ni wenig,
Für unsen Kaiser un unsen König!

Borussia.

Du auch? Sieh', das ist brav!   und was?

Bauer.

Ja,       ick weet man ni recht, op em dat paßt,
Un eegntlich mag ick't knapp mal seggn!

(Einen vollen Beutel aus der Tasche ziehend.)

Ick dach: mußt in de Kant wat leggn,
Dat du en beten öwersparst
Un dat för bissen Festdag wahrst!

Wat kost em ni dat Milletär!
Un denn so'n grot Beamtenheer!
Un allens, wat dar sunst noch mehr
Ut sin Schatull privatem kehrt,
Un wat uns' Kaiser mit ernährt!  

He ward mi doch wul recht verstahn?  
Mit Dank legg ick dat in sin Hand,
För allns, wat he förn Buernstand
Un för de Landwirtschaft all da'n!

Borussia.

's ist brav von dir!

(zum Tagelöhner.)

Un du?  

Tagelöhner.

(Stotternd.)

Ick kick kick kick wu wu wu wu wull.    

Bauer.

Is man Klaas Kick, min Arbeitsmann,
De ganz vun sülben mit uns gung,  
Sin Daglohn wennt he ock daran!  
Hett'n lütten Fehler an de Tung
Un weet ni recht sin Wör to spreken,  
(Den Beutel zeigend.)
Ick heff't mit in min Büdel steken!

Tagelöhner.

(Nach dem Beutel zeigend.)

Bü Bü Bü Bü Büdel steken!

Germania.

Ihr lieben alle, nur hinein!
Euer Kaiser wird sich euer freun!

(Alle, bis auf den Knecht, links ab.)

Knecht.

(Vorschreitend.)

Un ick bin wieder nix als Knecht!
Doch is min Sinn ni minner slecht!
Un ock min Hart ni minner warm!
(Mit der linken Hand unter den rechten Arm fassend und diesen zeigend.)
Un hier!   dat is för em!   min Arm!
(Im Abgehen zu Weikhmann.)
Du, Weikhmann, morgen schall'ck mi stell'n!

Weikhmann.

(Ihm nachrufend.)

Dat kannst de Oln man sülbn vertelln!

(Musik in der Ferne. Melodie: »Mein Schiff streicht durch die Wellen.«)

Laren.

Schiffahrt, Handel und Gewerbe!

Germania und Borussia.

Uns willkommen!

Weikhmann und Kutschke.

(Das Wort Fridolin mitsingend.)

Fridolin!

Borussia.

Ruhig da!

Weikhmann.

Dat schöne Leed!

8. Auftritt.

Matrose. Buchhalter. Handwerker. Die andern.

Matrose.

Schwarz, Weiß, Rot auf allen Meeren!

Buchhalter.

Hoch in Flor der Handelsstand!

Handwerker.

Das Gewerbe hoch in Ehren
Und der Arbeit fleiß'ge Hand!

Matrose.

Schiffe kommen,   Schiffe gehen,
Daß die See von Segeln schwärmt!

Weikhmann.

Dat stimmt!

Buchhalter.

Volle Speicher ragend stehen!
Säge, Axt und Hammer lärmt!

Kutschke.

Stimmt ooch!

Klio.

Mit dem Menschengeist' im Bunde,
Wirkt der Elemente Kraft!
Fleiß und Arbeit in der Runde!
Segen der Genossenschaft!
Brot und Fleisch in jeder Hütte!
Großer Werke schöne Zeit!
Ordnung und Gesetz und Sitte!
Milde und Gerechtigkeit!

Borussia.

Lieb' und Treu' ihm ohne Schranken!
Ruhm und Preis und Ehre sein!

Germania.

Und für alles ihm zu danken,
Ihm zu huld'gen,   geht hinein!

(Matrose, Buchhalter und Handwerker links ab.)

(Musik in der Ferne. Melodie: »Schleswig-Holstein, meerumschlungen.«)

Lare I.

Zwei blonde Jungfrau'n, von Augen blau,
Aus deutscher Nordmark fernen Gauen!  

Lare II.

Wie Rosen frisch im Morgentau!
Gar wunderlieblich anzuschauen!

Borussia.

Sie werden aus Schleswig-Holstein sein,

Germania.

Die lieben Kinder, laßt sie herein!

9. Auftritt.

Schleswig. Holstein. Die andern.

Schleswig.

Aus dem Lande, das errungen
Preußens und Alldeutschlands Aar,
Bringt des Volkes Glückwunsch dar
Schleswig-Holstein, meerumschlungen!

Holstein.

Nun ein Stück vom deutschen Reiche,
Dän'schem Übermut zum Trutz!
Sicher unter Preußens Schutz
Grünet unsre Doppeleiche!

Schleswig.

Deutsch nun wieder ihre Reiser!
Wo des dunklen Lorbeers Statt
Auch ein helles Eichenblatt
In den Kranz für unsern Kaiser!

Holstein.

Daß er uns noch lang verbliebe,

Schleswig.

Gäb' es, der die Jahre zählt!

Schleswig und Holstein.

Ihm up ewig ungedeelt
Unser Herz und unsre Liebe!

Borussia.

Dem Kaiser Liebe zu erweisen
An diesem Tag', wer blieb' zurück?!

Germania.

Geht nur hinein, ihn mit zu preisen
Und mit zu wünschen Heil und Glück!

(Schleswig und Holstein links ab.)

(Musik in der Ferne. Melodie: »O Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt!«)

Borussia.

O Straßburg, o Straßburg, du Blume am Rhein,
Bei diesem Liede gedenk ich dein!

Germania.

Wie klingt es gar so sehnsuchtsschwer!

Borussia.

Wie ragt dein Münster hoch und hehr!

Germania.

Wie bist du schön, wie bist du fein!
O Straßburg, du Rose am deutschen Rhein!

Borussia und Germania.

(Zu den Laren.)

Seht, was da komme,   und laßt es ein!

10. Auftritt.

Elsaß. Lothringen. Die andern.

Elsaß.

(Knicksend.)

Grüeß Gott! wohnt nit d'Herr Kaiser hie?
Hyt simmer ali mit derby,
Us Elsaß un Lothringe!
Der Majestät im Silwerhoor
Zuem Fest von e-n-un-nynzi Johr
E Glückwunsch an ze bringe!

Lothringen.

's het ghet mol e Zyt, no isch's nit wyt,
Do ess, womer doch dytschi Lyd,
Dät stenge d' welschi Diebe!
Doch nimmi welsch isch worre 's Herz!
Dytsch blywe däts au no im Schmerz!
Un dytsch i syner Liebe!

Elsaß.

Diß scheene Land von Iwwerrhyn,
Wie-na verhäxt Dornrösle fyn
Het's geschlofe lang verborje,
Do find's es Prinzle, gitt em e Schmatz
Un het's sich heimgfüert dnoh als Schatz
Zuem scheenste Hochzytmorje.

Lothringen.

Un kennt err's Prinzle au?   fürwohr!
's isch gsin d'Herr Kaiser Jubilor
Wo's Maidli dät erleese!
Un wie - n er's geschmuzt   bumm! bumm! hets gknallt,
Daß 's Door von Straßburj z'samme fallt
Un frai isch d' Stadt gewese!

Elsaß.

Un het au Metz mit gbracht an's Rych,
Un gflennt for Fraid het d' Mueder glych
Um's Maidli un em Sohne.
Dnoh isch er au nach Paris marschiert
Un het inne d' Fridde do diktiert
Un geholt sich d' Kaiserkrone!

Lothringen.

Jez wollet au ze güeti sin
Un loßt ess beidi zue - n im nyn,
Imm unsri Wünschli z' bringe,
Imm unser Liedel zu deklamier',
Ze danke - n em un gratulier'
Vun Elsaß un Lothringe!

Kutschke.

Du, Weikhmann, haste wat verstanden?

Weikhmann.

Ne!

Kutschke.

Esel!

Weikhmann.

Du?

Kutschke.

Ne!

Borussia.

Was ihr verlangt, wie könnten wir's verwehren,
Geschieht es doch zu eures Kaisers Ehren!

Germania.

Geht nur hinein und freut euch seiner beide!
Er sieht euch gern, euer Glück ist seine Freude!

(Elsaß und Lothringen links ab.)

(Musik in der Ferne. Melodie: »Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben.«)

Kutschke und Weikhmann.

(Bei dem »da wachsen« mitsingend.)

Da wachsen unsre Reben!

Germania und Borussia.

Wollt ihr mal ruhig sein!.

Laren.

(In die Kulisse sehend, freudig.)

Fürwahr! er ist es selbst, der alte Rhein!

Germania und Borussia.

Geschwind, laßt ihn herein!

(Laren rechts ab.)

11. Auftritt.

Der Rhein. Die Laren (gleich hinter ihm). Die andern.

Der Rhein.

Ich bin der altersgraue Vater Rhein;
Habt Dank dafür, daß ihr mich ließet ein!
Vom Felsgeklüft des Gotthards plätschert munter
Mein erster Quell ins grüne Tal hinunter,  
Dann bad' ich mich im blauen See und walle
Hinab, hinab mit lautem Jubelschalle
Durch mein geliebtes deutsches Heimatland,
Die Menschen segnend bis zum Meeresstrand!
Im Sonnenlichte reifen süße Reben!
Um hohe Burgen prangen grüne Wälder!
Um Blumengärten goldne Ährenfelder!
Und rechts und links Lust, Freude, Lieb' und Leben!
Dem deutschen Volk' gehört das Herz des Alten!
Wem wär' auf dieser Welt ich mehr ergeben,
Als denen, die mich deutschem Reich erhalten?!

Borussia.

Nach deinen Schätzen lüstern, überzogen
Dich früher schon mit wildem Krieg' die Franken,
Und, wenn du deutsch bliebst, hast du es zu danken
Wie keinem, ihm! dem ich zumeist gewogen!

Klio.

Ein Hohenzoller schlug den Franzmann nieder,
Vergeltend ihm mit königlichem Lohne,  
Und Friedrich Wilhelm überschritt den Rhein!
Und als der Feind erschien aufs neue wieder,
Zog König Wilhelm nach Versailles hinein
Und holte die verlorne Kaiserkrone!

Germania.

Geh' nur hinein, du alter, lieber Rhein,
Und wie am Vater, freu' dich an dem Sohne!

(Der Rhein links ab.)

(Musik in der Ferne. Melodie: »Der frei'sten Mutter freie Söhne.« Aus dem Gesang »An die Künstler« von Mendelssohn.)

Laren.

(In die Kulisse sehend, freudig.)

Ha! eine wunderschöne Frau!
Da ist sie schon!

12. Auftritt.

Polyhymnia. Die andern.

Polyhymnia.

Polyhynmia bin ich!

Klio.

Meine Schwester!

Germania und Borussia.

Sei uns willkommen!

Polyhymnia.

Und es hat mich gesandt
Apollon Musagetes

Kutschke.

Musa? Musa?

Polyhymnia.

Unser Führer und Herr

Kutschke.

Aha, 'n Jeneral!

Polyhymnia.

Daß ich erschiene
Im Namen der Musen.

Kutschke.

Schon wieder die Musen!

Weikhmann.

All wedder de Müs'!

Polyhymnia.

Dem zu danken,
Welchen die Parzen,
Spinnend der Sterblichen
Lebensfaden,
Lieben, wie keinen!  
Der uns geehrt und geliebt,
Beschützt und geschirmt,
Wie oft auch die Schlacht ihn gerufen!

All' unsre Söhne,
Fördernd das Schöne,
Ob der Thalia,
Oder Melpomene,  
Oder mir
Sie dienen,      
Ob sie, der Farben
Liebliche Töne
Harmonisch mischend,
Schaffen das Bild,      
Ob sie,   den Marmor
Meißelnd,   dasselbe
Plastisch gestalten,
Ob sie in Mörtel und Stein
Bannen der Schönheit
Erhabne Gedanken,      
Alle, alle,
Jubeln sie heute,
Wünschend und hoffend für ihn,
Und freu'n sich des herrlichen Tages!

Borussia.

Ja, er liebet die Kunst
Und erweiset ihr Gunst!
Wohl mögt ihr ihn preisend erheben!

Germania.

Und was gewünschet ihr heut'
Ihm in dankender Freud',
Fleht die Götter an, daß sie es geben!

(Polyhymnia links ab.)

(Musik in der Ferne. Melodie: »Der Hohenfriedberger Marsch.«)

Borussia.

Ha, Wie wird mir?! Wunderbar
Fesselt mich ein Ahnen!

Germania.

Auch mich! Auch mich!

Borussia.

Rauschen hör' ich Preußens Aar!
Flattern seine Fahnen!

Germania.

Auch ich! Auch ich!

Borussia.

(Zu den Laren.)

Eilt von dannen! seht, wer da!

Laren.

(Rasch ab.)

Germania.

Großes kommt und ist schon nah!

Laren.

(Zurückkommend.)

Er ist's! Er ist's!

Borussia und Germania.

Wer?!

Laren.

Der alte Fritz!

Borussia und Germania.

Er?!

Kutschke.

Wat? der olle Fritz?! Weikhmann ufjepaßt!   Schultert's Gewehr!

(Beide schultern.)

Präsentiert's Ge        

13. Auftritt.

Friedrich der Große. Die andern.

Friedrich der Große.

Schon gut! merci pour l'honneur!

(Zu Kutschke.)

Wie heißt Er?

Kutschke.

Kutschke, Majestät!

Friedrich der Große.

(Zu Weikhmann.)

Und Er?

Weikhmann.

Weikhmann, Majestät!

Friedrich der Große.

Schon Bataille mitgemacht?

Kutschke und Weikhmann.

Zu Befehl, Majestät!

Friedrich der Große.

(Zu Kutschke.)

Er, wo?

Kutschke.

Anno siebenzig gegen Napolium.

Friedrich der Große.

(zu Weikhmann.)

Un Er?

Weikhmann.

Bi Havanna herum, gegn de Franzosen.

Kutschke.

(Schnell, indigniert.)

Det is stark!

Friedrich der Große.

Charmant!   Aufgepaßt!   Kopf gerade! Brust heraus!     Über das Gewehr!

(Kutschke und Weikhmann werfen das Gewehr über.)

Gut exekutiert!  

(Borussia und Germania gewahrend.)

Ah, mes dames, pardon! pardon!       (verwundert) Doch, was seh' ich? (gerührt) Borussia!!    

Borussia.

(Gerührt.)

Geliebter Sohn!

Friedrich der Große.

(Ihr Gewand küssend.)

Gott segne dich! (Zu Germania, ihr das Gewand küssend.) Und auch dich, gewaltige Germania!   Bei Gott! Dein Feind war ich nie!   nur der Feind deiner Feinde!

Borussia und Germania.

Das wissen wir!

Germania.

Meine Fahnen wehten schon zur Zeit des Großen Kurfürsten im Lager der Hohenzollern und nicht der Hohenstaufen!

Borussia.

Und nicht mehr für Preußen allein, sondern für Alldeutschland fochten schon meine Preußen unter Friedrich dem Großen!

Friedrich der Große.

Assurément! Ja freilich! freilich!   Wo immer sich die Feinde gegen mich erhoben, stießen sie ja auf Deutsche!   So mußten wir wohl die Sache Deutschlands führen! (Auf Kutschke und Weikhmann zeigend.) Hübsche Kerle die!   Hab' immer meine Freude dran, wenn sie so an mir vorbei marschieren zur Parade vor ihrem Kaiser!   Sind ja Nachbarn, er und ich!   Sehn uns täglich!   Lug' ihm vom Pferde herab in sein Fenster,   und er salutieret von da unten herauf mit seinen freundlichen Augen!

Germania.

Kaiser Wilhelm, der Siegreiche!

Borussia.

Und Friedrich, der Einzige!

Germania und Borussia.

Mit die größten Fürsten aller Zeiten!

Friedrich der Große.

Ah, zu viel! zu viel! Doch beide nur die ersten Domestiken im Staate!   Schon am glorreichen Tage von Sedan wär' vor lauter Freuden gern einmal vom Pferd gesprungen; aber da kabbelten ja die verdammten Rangen auf mir herum. Heute bin nun mal heruntergestiegen,   und heute muß ich ihm nahe sein, ganz nahe meinem geliebten Ur-Großneffen! Der Nächsten einer von all den Glücklichen, welche ihm gratulieren! Vivat, vivat Guilelmus primus!   Vivat Augustus Victor!

(Links ab.)

Borussia und Germania.

Vivat Guilelmus primus! Vivat Augustus Victor!

Kutschke und Weikhmann.

Vivat! Hurra!

Kutschke.

Na, Weikhmann, det war aber jut!

Weikhmann.

Wa so?! Wat denn?!

Kutschke.

Von wegen deine Seeschlacht bei Havanna!

Weikhmann.

Hest denn ni hört, wat he seggt hett?
Charmant! hett he seggt!

Kutschke.

Damit meint er mich!

Weikhmann.

Ne, mi!

Kutschke.

Nein mir!

Borussia und Germania.

Stille da!

(Musik in der Ferne. Melodie: Aus der Siegeshymne aus »Egmont.«)

Laren.

(In die Kulisse rufend.)

Sieh da!
Hurra!
Da kommt sie selber,
Die Göttin Viktoria!

Kutschke und Weikhmann.

Hurra!

14.Auftritt.

Viktoria. Die andern.

Viktoria.

(Mit einem Lorbeerkranz in der Linken.)

Ich bin es, ja!
Die Göttin des Sieges!
Und meine Freunde
Die Helden des Krieges!
Um die Stirn' ihnen wind' ich
Den Lorbeerkranz!
Und der Welt verkünd' ich
Ihres Ruhmes Glanz!
Und ihr wißt es, einen,
Den lieb' ich, wie keinen!

Borussia.

Meinen Sohn!

Germania.

Und den meinen!

Klio.

Heil seinem Thron'!

Viktoria.

In jeglichem Kriege,
Der bestimmt war für ihn,
Einen jeden der Siege
Hab' ich ihm verlieh'n!
Schritt am Alsensunde
Zum blutigen Strauß
In der Morgenstunde
Seinen Fahnen voraus!
Und im Dampfe hoch drüben
Sah sein Heer mich steh'n!
Mir nach all' die Braven, die Lieben,
So todesmutig, so begeist'rungsschön!
Bis erstürmt die Sieben
Auf Düppels Höhn!

Klio.

Und sein Fritz
Mit dazwischen, wie der Blitz!

Borussia und Germania.

Bis die teuren Lande im Norden
Unsre Kinder für immer geworden!

Kutschke.

Det stimmt!

Weikhmann.

Dat stimmt!

Viktoria.

Und im Böhmerlande,
Welche Freud', welche Lust,
Als gesprengt er die Bande,
Die ihm umschnürte die Brust!
Gesprengt den verrotteten Bund
In entscheidender Stund'!

Und ob Brüder auch gegen Brüder,  
Seine Schuld war es nicht!
Mit dem Feind' ins Gericht!  
Und er und sein Fritz
Wieder drein, wie der Blitz!
Und daran und darauf und darüber!
Und in sieben Tagen
Österreich von Preußen geschlagen!
Und die Preußen vor Wien!

Klio.

Und das alles durch ihn!

Kutschke.

Det stimmt!

Weikhmann.

Dat stimmt!

Borussia.

Seine Heere siegend, wie Friedrichs Heere!

Germania.

Und er selber ein Friedrich im Felde der Ehre!

Viktoria.

Und zum drittenmale,
Als von Bergen zu Tale
Erscholl der Ruf: »An den Rhein! An den Rhein!
Und Alldeutschland nach Frankreich hinein!«  

Noch kein Cäsar der Welt
Flocht im Ruhmesglanz'
Sich auf blutigem Feld'
Einen Lorbeerkranz
Mit so vielen Blättern des Sieges!

Weißenburg! Wörth! und die Spicherer Höh'n!
Mit Sturm genommen im Weitergeh'n!

Klio.

Und er und sein Fritz
Wieder darein wie der Blitz.

Viktoria.

Colombey!   Vionville und Mars la Tour!  
St. Privat und Gravelotte!

Klio.

Mit den Deutschen ihr Gott!
Und in vierzehn Tagen
Schon sechs Schlachten geschlagen!

Germania und Borussia.

Und weiter, immer weiter
Die todesmutigen Streiter!

Viktoria.

Beaumont!   Sedan!
Noisseville!   Metz und Orleans!
Am Bache Lisain! und Le Mans!
Und St. Quentin!

Kutschke.

Det stimmt!
Und Napolium jefangen uf Wilhelmshöh'!

Weikhmann.

Dat stimmt!
Un in'n Buddel de ganze französche Armee!

Kutschke.

Det stimmt!

Klio.

Und nach Paris marschiert
Und den Frieden diktiert!

Germania.

Und die ich verloren,
Lothringen und Elsaß mir wiedergeboren!

Borussia.

Und die Kaiserkrone
Dem Sieger zum Lohne!

Viktoria.

(Mit Pathos, den Lorbeerkranz hebend.)

Und wer zu vergleichen
Kaiser Wilhelm dem Siegesreichen!

(Links ab.)

(Musik in der Ferne. Melodie: »Nun danket alle Gott.«)

15. Auftritt.

Sirene. Die andern.

Sirene.

(In der Hand eine Friedenspalme.)

Sirene bin ich,   Zeus und der Themis Kind,  
Der Siegesgöttin folg' ich   und bringe dem,
Der ihren Lorbeerkranz errungen,
Lächelnd die grünende Friedenspalme!

Auch jene Braven, welche den süßen Tod
Fürs Vaterland gestorben, empfangen sie,  
Und wo sie unter Ruhmeskränzen
Schlafen, da leg' ich sie trauernd nieder!

Nicht tobt der Krieg mehr,   und die ihm nachgeweint,
Die Tränen alle,   goldener Friede hat
Sie sanft getrocknet   und die Herzen
Wieder der Freud' und dem Glück erschlossen!

Ein einig Deutschland, größer denn je zuvor
An Macht und Anseh'n, wie auf der Erde Rund
Von allen Reichen, die es hatte,
Keines ihm könnte verglichen werden!

Und dem wir's danken, welchem die Parzen schon
Der Jahre einundneunzig im Flug' der Zeit
Verlieh'n, dem nah' auch ich zum Feste,
Wünschend mit allen das Allerbeste!

Daß er uns bleibe bis in die spät'ste Zeit,
Und fern ihm bleibe, was ihm brächte Leid!
Daß seinen Pfad, ihn zu beglücken,
Stets nur die Rosen der Freude schmücken!

Daß ob dem Haupte, welches so lorbeerreich,
Nie fehlen mög' mein grünender Friedenszweig!
Das wollen alle Götter walten.
Die mich gesandt, ihm die Palme zu halten!

(Links ab.)

Borussia.

(Etwas weiter nach vorn schreitend, rechts vom Souffleurkasten, in gleicher Linie mit der auf der andern Seite befindlichen Germania stehend.)

(An das Publikum.)

Daß er uns bleib' noch viele, viele Jahre,
Wie hoch er steht, wie strahlend und wie hehr!
Wie kurz die Zeit vom Alter bis zur Bahre,
Wie weiß sein Haupt und wie so lorbeerschwer!
Daß oft, noch oft sein Volk sich um ihn schare,
Wie heut', zu dieses Tages Wiederkehr!
Das laßt uns wünschen, hoffen, bitten, flehen!
Zu aller Freude möge das geschehen!

Germania.

(An das Publikum.)

Und möchtet ihr, die hier zu dieser Stunde
Im flücht'gen Spiel ihr saht vorübergeh'n,
Auf deren Worte in des Hauses Runde
Ihr still gelauscht, nun gern noch einmal seh'n,  
Wohlan!   sie haben sich zu schönem Bunde
Vereinigt alle,   mag es denn gescheh'n!
Hinweg die Hülle,   euch das Bild zu geben!
Eu'r Kaiser grüßt euch, jubelnd laßt ihn leben!

(Der Hintergrund geht in die Höhe.)

(Großes Gruppenbild in bengalischer Beleuchtung.)

(Dreimaliger Tusch vom ganzen Orchester, in die Melodie: »Heil dir im Siegerkranz« übergehend, worauf der vordere Vorhang langsam fällt. Bei wiederholtem Aufgehen desselben wiederum bengalische Beleuchtung und vom Orchester Tusch und Melodie wie vorher.)


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