Karl v. Marinelli
Dom Juan, oder Der steinerne Gast
Karl v. Marinelli

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Vierter Aufzug

1ter Auftritt.

Bauernschenke.

Wirth, Wirthin, Rose, Lenne, Käthe, Eva, Peter, Veitl, Lenz, Stephl, verschiedene Bauern, und Bäurinnen, und Spielleute.
Es wird getanzt, dazu

2ter Auftritt.

Kaspar leichtet Juan mit einer Fackl herein. Der Tanz hört auf.

Juan: Gute Leute! Last euch in eurer Lustbahrkeit nicht stöhren.

Kaspar: Endlich hat mich mein Herr einmal wo hingeführt, wo's lustig zugeht, da bin ich gern.

Rosel: Mich freuts, daß der schöne Mussie Wort halt, und uns besucht.

Lenne: Nicht wahr, wegen meiner seyn Sie da?

Juan: Ja, wegen dir, und wegen dir . . . aber was habt ihr denn da für eine Lustbahrkeit?

Lenne: Die Rosel ist eine Braut, heurathet den Petern.

Rosel: Ja, meine Eltern wollens haben, aber ich mag ihn nicht. Der Mussie wär mir lieber.

Juan: Must nicht so laut reden . . . Will dich schon aus der Verlegenheit ziehen.

Lenne: Warum redt denn der Mussie alleweil mit der Rosel, und nicht mit mir?

Juan: Ich muß ihr ja Glück wünschen. Einer Braut muß man vorzügliche Achtung erweisen. küßt ihr die Hand

Peter: herfür Langsam Mussie, nit so erhitzt, könnten ein hitziges Fieber kriegen.

Juan: stößt Petern weg Wer heißt dich dummen Kerl reden?

Peter: Ich sag, Sie sollen mein Braut nicht karessiren.

Rosel: So laß ihn nur gehn Peter.

Peter: Nein! Ich laß ihn nicht gehn. Ich will nicht, ich mag nicht.

Juan: Nur nicht grob.

Peter: Potz Klennkas! Weil Sie a Mussie seyn, sollen Sie unsre Weibsleut nit vor unsern Augen karessieren. Karessiren Sie ihre eignen.

Juan: Heh? gibt ihm eine Maulschelle.

Peter: Heh! . . . Potz Gift! das war eine . . . Ist das der Dank, daß ich eng von ersäuffen gerettet hab.

Rosel: Ärgere dich nur nicht, Peter.

Peter: Ich will mich aber ärgern, und du bist nichts nutz, weil du dir die Hand bussen last.

Rosel: Du hast's nicht recht getroffen, Peter. Der Herr will mich selbst heurathen, du darfst allso nicht grob seyn.

Peter: Was? Saperlot! du bist ja mit mir versprochen.

Rosel: Das thut nix. Wann du mich lieb hast, must froh seyn, wann ich eine Madam werd.

Lenne: heimlich zu Juan Was Sie wollten die Rosel heurathen?

Juan: heimlich zu Lenne Hab nur meinen Scherz mit Ihnen.

Peter: Nein! jezt wirds mir z' toll. Ich muß solche Reden anhören. Wann ich das gewust, hätt ich ihn freylich nit aus dem Wasser ziehen, sondern mit der Ruderstange eines aufn Kopf geben sollen.

Juan: Was sagst du? will Petern schlagen

Peter: versteckt sich hinter Rosel Potz Hagel! Ich förcht mich vor keinen Menschen.

Kaspar: der gegessen, und getrunken, geht hervor Lassen Sie doch den armen Purschen. zu Petern und du halt dein Maul, und sag nichts mehr.

Peter: Ich will aber d' Wahrheit sagen.

Juan: Und ich will dir Achtung lehren, die du mir schuldig bist. schlägt nach Petern, dieser duckt sich, und Kaspar, der in der Mitte steht, bekommt die Maulschelle

Kaspar: Haben ihm schon recht gethan. Ich bin schon getroffen?

Juan: Bist bezahlt für deine Barmherzigkeit.

Peter: Schauts nur Nachbahrn soll ich das leiden?

Alle Bauern nähern sich.

Juan: zu Petern Da, Dumrian! hast du eine Aussteuer. wirft ihm einen Beutel hin

Peter: Ich bedank mich Ihr Herrlichkeit! Habs so bös nicht gemeint.

Veit: Laß ihn gehn den gnädigen Herrn. Er spaßt nur . . .

Peter: Ich hab ihn nicht recht verstanden; aber izt versteh ich ihn gut.

Kaspar: Der taugte in die Stadt, weil er zu rechter Zeit nachzugeben weiß.

Lenne: Wollen wir uns denn nicht mehr lustig machen?

Peter: Richtig tanzen müssen wir. Führt Juan Rose zu Euer Herrlichkeit darf ich mir die Ehre ausbitten.

Juan: Nu, einer Braut pflegt man nichts abzuschlagen.

Lenne: Und mit wem soll dann ich tanzen?

Kaspar: Tanz mit mir. Ich bin auch noch zu verlassen. Heysa machen wir uns lustig. Es wird getanzt. Nach eine Weile geht Juan mit Rose fort, Wirth und Wirthin folget ihnen. Alles macht sich lustig. Mit einmal tritt Peter vor.

Peter: Wo ist denn meine Braut? Meine Rosel! Meine Braut!

Kaspar: für sich Die hat sich gewiß mit meinem Herrn verlohren.

Alle. Die Braut, die Braut ist weg.

3ter Auftritt.

Wirth und Wirthin mit Rosel.

Wirth: Ey das heißt nix. Eine Braut darf nit von Tanzboden kommen.

Wirthin: Du wilds Madl! Du hast ja durchgehen wollen?

Rosel: Warum nicht gar. Eine vornehme Frau will ich werden.

Peter: Und mich willst vergessen, das ist schlecht.

Alle: Ja, ja, das ist schlecht für ein Bauernmädl.

Rosel: Machts nur keinen Lärm! Das geschieht ja beyn Stadtmadln auch.

Veit: So an denen willst dir ein Beyspiel nehmen. An dir werden wir uns schon recht verschaffen . . . aber . . . da ist ja noch ein übermüthiger Kerl, an dem wollen wir uns kühlen.

Kaspar: der indessen seine Fakel angezunden Seyd so gut, und last michs entgelten, so leicht ich euch mit der Fackel hinaus. dazu

4ter Auftritt.

Juan mit entblößten Degen.

Juan: Zurück ihr Bestien! der sich mir widersetzt muß sterben.

Alle Bauern: springen auf die Seithe

Juan: Kaspar! leichte mir zur verheissenen Visite!

Kaspar: Könnt unmöglich will lieber beyn Bauern bleiben.

Juan: Mord, Tod! Donner! Teufel! Hölle! leichte mir! bin ohnehin bey verdrüßlicher Laune.

Kaspar: Ja! Sie haben nur zu befehlen . . . weinend Gute Nacht, lieben Leute! mit Juan ab

Wirth: Dem vornehmen Herrn trau ich nicht viel gutes zu. Er geht herum, als wenn er kein guts Gewissen hätt.

Wirthin: Was braucht er denn ein guts Gewissen. Er ist ja ein vornehmer Herr. Und alles, was er thut, ist ein lauterer Spaß.

Lenne: Nein! das bitt ich mir aus. Hat mir ja d' Eh' versprochen.

Veit: Wünsch dir Glück dazu. Wann du dem traust, behaltest den Titel, als ewige Jungfer. Nachbahrn tanzt's in mein Hauß: da seyd's ruhiger.

Wirth: Wir gehen selbst mit und kosten ein Glaßl fremden Wein.

Peter: zu Rosel Und soll ich dich noch führen, du . . .

Rosel: Laß bleiben! für dich bin ich zu gut . . . Mir ist noch immer vor den schönen Mussie leid.

Spielleute machen einen Marsch, wobey alle mitziehen, und Sessel u. s. w. wegtragen.

5ter Auftritt.

Nacht. Kirchhof.

Piedro am Tisch, mit Feuer beleuchtet und mit verschiedenen Därmen zum aufblaßen besetzt. Hernach Juan und Kaspar der ihm leichtet.

Kaspar: Mein Herz ist so klein, wie ein Spennadelkopf, und meine Füsse wackeln, wie die Endtenfüsse. Ich glaub immer: die Erd verschluckt mich.

Juan: Narr! was hast du zu förchten. Wort geben, macht halten. Ich dein Herr befehl dirs, und du mußt mich begleiten.

Kaspar: Lieber noch zu einer Bauernhochzeit, und wann ich 100 Prügel kriegte, als zu einem traurigen Nachtmahl.

Juan: Ha! Da sind wir schon . . . Piedro! bist du bereit mich zu bewirthen?

Piedro: Wie du's verdienst.

Juan: Was Teufel sind das für Speißen? wer wird die fressen? Hab dich mit guten Gerichten, und Wein versehen, und du gibst mir so graußliches Zeug.

Kaspar: Bin froh, daß ich nicht eingeladen bin, fress keinen Bissen.

Piedro: Juan hat noch einen Augenblick übrig, sich die Barmherzigkeit Gottes zu erbitten, noch eine Sekunde später . . . ist sein Verderben gewiß.

Kaspar: Herr! Herr! bessern Sie sich.

Juan: Nein! nichts ist vermögend mir Schreck einzujagen. Mit dem Degen will ich eine Probe machen, ob es ein Körper, oder ein Geist seye.

Piedro: Halt! Juan! Dein Maaß ist voll. Hast mir versprochen bey mir zu speißen.

Juan: Ja!

Piedro: Gib mir deine Hand!

Juan: wirft den Degen weg Hier ist Sie.

Piedro: Ha! so komme dann Geist der Rache, und des Verderbens! Stürze ihn! du Beyspiel verruchter Jugend hast alle Gnade des Himmels verscherzt. Sein Blitz muß über dich losbrechen.

Juan: Was fühl ich. Mich verbrennet ein unsichtbahres Feuer. Es ist aus mit mir! Hu welche Marter!

Piedro: übergiebt Don Juan einem Gespenst, daß mit ihn fort flieht. Piedro versinket.

Kaspar: fällt zu Boden Auweh! auweh! das ist mein erster und letzter Dienst bey einem liederlichen Herrn. Viel lieber will ich rechtschafenen Leuten um zwey Kreutzer nach Hauß leichten.

Ende des Lustspiels.

Wird mit correcturen paßirt. Hägelin

Marinelli

Wien den 12ten Weinmonats 1783.


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