Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Briefe an verschiedene und den König, ihren Gemahl

XX

An Herrn von Pibrac

Herr von Pibrac war ein Höfling, der sich mit den nicht gerade klaren Vermögensangelegenheiten der Königin zu beschäftigen hatte und dessen Beziehungen zu Reine Margot auch nicht gerade klar sind.

Ich wundere mich unendlich, mein Herr, wie unter einem so milden Äußeren sich so viel Undankbarkeit und Böswilligkeit verbergen kann. Ich weiß, daß Ihr das Gerücht verbreitet habt, ich wollte an den Hof zurückkehren. Und weil Ihr glaubtet, ich könnte es entdecken und Eure wahre Absicht durchschauen, habt Ihr dem zuvorkommen wollen und mir darum einen Brief gesandt. Ihr schreibt mir, der König habe Euch danach befragt und da hättet Ihr ihm geantwortet, wenn er mir die Kosten der Reise geben wollte, so wäre ich bereit: das tatet Ihr um mich ihm noch verhaßter und weniger erwünscht zu machen. Aber diesmal werdet Ihr Euch getäuscht haben, wenn Ihr meintet, meine Absicht zu durchkreuzen; denn Ihr seid sehr schlecht berichtet gewesen. Es ist nur zu klar, wie sehr Ihr allem dem entgegenzuarbeiten sucht, was ich – nach Eurer Meinung – wünsche und wovon Ihr glaubt, daß ich Nutzen haben könnte. Denn als Herr von Gratens da war, ließt Ihr ihn dann an den König, meinen Gemahl, schreiben, er möge sich wohl hüten mich laufen zu lassen; er könnte nichts tun, was ihm schädlicher wäre. Und mir, mir habt Ihr nichts geschrieben und nichts mitgeteilt, das mir nicht jede Hoffnung auf das Wohlwollen des Königs geraubt, das mir nicht jede Erwartung, von ihm irgend etwas Gutes zu empfangen, genommen hätte. Wiederholt schriebt Ihr, es sei nur Geld vorhanden für drei oder vier Mätressen, und alle meine Forderungen würden abgewiesen. Ich solle von ihm nur noch das Allerschlimmste erwarten. Diese Eure Worte hat mir Fredeville mitgeteilt. Durch Cambronne ließet Ihr mir sagen, der König wollte nicht einmal meinen Namen hören, und er habe Euch verboten, in meinen Diensten zu sein. Nicht bloß jetzt, auch als die Königin hier war, sagtet Ihr mir das gleiche, indem Ihr alles, was sie sprach, in diesem Sinne auslegtet; auch daß sie mich durchaus nicht so gern hätte. Aber Ihr wolltet eben nur mich und den König entzweien. Und ebenso bemühtet Ihr Euch, mich an seiner Freundschaft verzweifeln zu lassen und mich mit ihm zu verfeinden, als Ihr mir in Pau, betreffs des Streites, den wir über die katholische Religion hatten, angebliche Äußerungen von ihm hinterbrachtet, die er mir geschworen hat, nie auch nur gedacht zu haben. Wären sie wahr gewesen, so hätte ich nicht die Behandlung erfahren, die ich seither stets von ihm erfahren habe. Erinnert Euch auch an die Warnung, die Ihr mir im März vor einem Jahre zuschicktet (mit so dringenden Worten, daß Ihr sagtet, die Tränen kämen Euch beim Schreiben!): Ihr hättet meiner Nativität nachforschen lassen und erkannt, daß »er« mich in jenem Monat mit eigener Hand töten würde, und Ihr rietet mir darum und bätet mich sogar flehentlich, unverzüglich nach Agen oder einer andern mir ergebenen Stadt mich zurückzuziehen. Hätte ich das damals getan, wo er mich gerade besser behandelte, dann konnte ich nur erwarten, für mein ganzes Leben unversöhnlich mit ihm verfeindet zu sein. Und als Ihr aus meinem Antwortschreiben erkanntet, daß ich gar nicht daran dachte und Eure Intrige durchschaute, schriebt Ihr mir zwei Briefe, um Euch zu entschuldigen, (die ich noch habe).

In dem ersten schriebt Ihr: was Euch die Feder in die Hand gedrückt habe, sei die Pflicht des Gehorsams gegen die, die Euch zu befehlen hätten (darunter kann ich nur den König und die Königin verstehen, denen ich nicht zutrauen kann, Euch je einen so niedrigen Auftrag zu geben); und nur Ihnen gehorchend handeltet Ihr als ungetreuer Freund gegenüber mir, derjenigen, die Euch wie zum Vater erwählt hat. Ihr, in dessen Hände ich mein ganzes Schicksal legen wollte.

In dem zweiten Brief schriebt Ihr mir eine nicht weniger unschickliche und für einen so klugen Mann auch unüberlegte Entschuldigung: es hätte Euch nur die leidenschaftlichste Liebe zu mir dazu gebracht, mir jene Warnung zu senden, und das hättet Ihr mir nicht zu enthüllen gewagt; aber jetzt sähet Ihr Euch dazu gezwungen und begehrtet mich wiederzusehen. Frau von Piquiguy, der ich den Brief zeigte, hat Euch bezeugen können, in welchem Zorn sie mich da sah. Ich wollte Euch gar nicht antworten, weil ich fürchtete, das würde Eure Feindseligkeit gegen mich, die damals nur zu sehr an den Tag trat, noch steigern: denn Ihr saht mich in der Not, in die der König mich gebracht hatte, und die mir keine andern Mittel zum Leben ließ als das Haus, das der König mir geschenkt hatte, zu verkaufen; da verhindertet Ihr, daß mehrere Leute es kauften, die das Geld bezahlen wollten, das Ihr dann eingeheimst habt, indem Ihr es teurer verkauftet, als Ihr es gekauft hattet. Und nicht zufrieden damit, mir diese Hilfsquelle genommen zu haben, – als Ihr saht, daß ich aus den Depositengeldern einige Hilfe gewinnen konnte, schaltetet Ihr so damit, daß Ihr ein Drittel davon einem Manne gabt, der mir gar keine Kündigung zugestellt hatte, und der zur Beitreibung des Geldes gar nicht berechtigt war, wobei Ihr für jedes Parlament, bei dem das Edikt nicht genehmigt wäre, einen Abzug machtet. Und um mir jede Verfügung über das Geld zu nehmen, wiest Ihr die ganze Summe nach Eurem Belieben verschiedenen Leuten zu und ließet mir nur sechstausend Taler übrig. Als ich sah, daß das von Euch verwendete Geld der Betrag einiger Renten war, über die Ihr gar nicht zu verfügen hattet, hätte ich eigentlich Euren Handel wieder rückgängig machen können. Aber um Euch nicht Lügen zu strafen, lasse ich es schon dabei und bestätige, was Ihr getan habt, wiewohl zu meinem großen Schaden. Hier folgen noch weitere Vorwürfe Margaretens an Pibrac; sie wirft ihm vor, bei Ordnung ihrer allerdings immer verworrenen Geldgeschäfte zu ihrem Nachteil gehandelt zu haben. – – – – – – – – – – – – – – – – –

*

Alle diese schlechten Dienste sind der Dank für das Vertrauen, das ich in Euch setzte, indem ich Euch alle meine Geschäfte anvertraute und nur immer Euer Wohl im Auge hatte; meiner geringen Mittel wegen konnte ich Euch das nicht so beweisen, wie ich es gewünscht hätte, aber mein möglichstes habe ich stets getan. Seitdem ich im Besitz meiner Ländereien bin, ist keine Pfründe frei geworden, die ich Euch nicht gegeben hätte. Ihr habt sie nicht annehmen wollen, um mir keinen Dank zu schulden, und habt es vorgezogen Euch von denen bezahlen zu lassen, die danach strebten, mich meines Anrechts zu berauben. Das sind sonderbare Handlungen für einen Ehrenmann, wie Ihr es seid, und es würde Euch wenig zum Vorteil gereichen, wenn sie zur Kenntnis der Leute kämen; aber das will ich nicht, obwohl ich mich nicht zu schämen brauchte, durch Eure schönen, süßen Worte betrogen worden zu sein, bin ich doch nicht die einzige auf der Welt, der es so ergangen ist. Und das liegt mir seit so lange schon auf dem Herzen (das zu sehr feind ist jeglicher Treulosigkeit oder Hinterhältigkeit, um derlei still ertragen zu können), daß ich mich nicht länger zurückhalten konnte, und mich bei Euch selbst darüber beklagen muß. Ich will nur Euer eigenes Gewissen zum Zeugen anrufen, damit Ihr angesichts Eures Ranges und Standes das Unrecht erkennt, das Ihr durch so viele Undankbarkeit und Treulosigkeit auf Euch geladen habt. Ich bitte Gott, Herr von Pibrac, er möge Euch in Zukunft einen zuverlässigeren Freund sein lassen.

Ich vergaß Euch zu sagen, daß ich erfahren habe, Ihr hättet verschiedenen Leuten erzählt: als Ihr mir jene schöne Warnung vom März schicktet, da hätte ich Euch einen Traum mitgeteilt; ich sollte geträumt haben, daß man mich töte, und davon ganz erschreckt aufgewacht sein. Ich wundere mich, wie Ihr nur solches habt erfinden können, denn Ihr wißt doch ganz genau, daß es nicht wahr ist. Und doch habt Ihr es überall verbreitet. Ich bitte Euch, laßt ab von derlei bösen Diensten; denn ich bin es überdrüssig, sie zu ertragen.

Eure beste, allein am wenigsten verpflichtete Freundin.

M.

XXI

An den König von Navarra, meinen Herrn Gemahl

1582.

Eben kommt Herr Montigny und versichert mich – wie auch Eure Briefe es tun – der Besserung in Eurer Gesundheit; wofür ich Gott danke. Herr von Plasac ist erst so kurze Zeit fort, und seitdem ist gar nichts Neues passiert, so daß ich nur auf Eure Briefe zu antworten brauche. Ich will Euch also sagen, mein Herr Gemahl, daß ich Eurem Auftrag folgend gleich nach meiner Ankunft nur ganz oberflächlich Euch schrieb, was ich in so kurzer Zeit eben hatte sehen und hören können; daher war es schwer irgend ein festes Urteil über so viele, verschiedene und mannigfache Dinge zu gewinnen, über die ich Euch also nur den ersten flüchtigen Eindruck mitteilte. Die Besorgnis etwas falsch zu tun, wenn ich es unterließ, ließ mich so handeln. Da Ihr es jedoch schlecht aufgenommen habt, wie Eure Briefe mir zeigen, werde ich mir diese Freiheit künftig nicht mehr nehmen. Ich tat es eben nur, weil ich mir sagte, vielleicht könnte ich Euch einen Gefallen damit erweisen. Wenn ich Euch riet, an den Hof zu kommen, so bin ich darin nur dem Rat gefolgt, den man Euch in der Versammlung von Montauban gab; und ich habe Euch darüber gesagt, was ich für Euer Bestes hielt, und nach dem Eindrucke, den ich von Euren sonstigen Handlungen hatte. Ich fürchtete nur für Eure Sicherheit, die ich damit erreicht glaubte, und auch Ihr, deucht mir, Herr, hieltet es damals für nötig, nicht weniger die Besonnenheit Eures Großvaters, des verstorbenen Königs, als die Tapferkeit des Herrn von Lautrec zum Begleiter zu wählen.

Und was »votre fille« Mademoiselle Fausseuse, eine der Mätressen Heinrichs IV. betrifft, so habe ich Euch mitgeteilt, was ich zu meinem größten Bedauern über sie gehört habe und alle Tage wieder höre. Ihr sagt, Herr, daß es nie eine Schande für mich sein wird, Euren Willen zu tun. Das glaube ich auch, Herr, weil ich Euch für so vernünftig halte, nichts von mir zu verlangen, was einer Person meines Standes unwürdig ist oder meiner Ehre, an der Ihr ja ein viel zu großes Interesse habt, schadet. Und wenn Ihr von mir verlangen wolltet, ein Mädchen bei mir aufzunehmen, dem Ihr – nach der Ansicht aller Leute – ein Kind geschenkt habt, würdet Ihr finden, daß das eine doppelte Schande für mich wäre, einmal wegen der Demütigung, die Ihr mir antut, und dann wegen des bösen Rufes, den ich mir zuziehen würde. Ihr schreibt, Herr, um dem König, den Königinnen und allen, die darüber reden sollten, den Mund zu schließen, sollte ich nur sagen: »Ihr liebt sie und deswegen liebe auch ich sie.« Die Antwort wäre gut, wenn es sich um einen Eurer Diener oder Dienerinnen handelte, aber da's Eure Mätresse ist! Wäre ich aus einem Stande geboren, der die Ehre Eure Gemahlin zu sein nicht verdiente, diese Antwort könnte mir zukommen. Aber einem Weibe aus adeligem Stande, wie ich es bin, würde sie wenig ziemen, und ich werde mich wohl hüten, sie zu geben. Ihr sagt, Herr, Ihr hättet wohl vorausgeahnt, was Ihr jetzt sähet, aber ich schulde Euch mehr Entgegenkommen als ihre Feinde. Ihr hättet überlegen sollen, daß ich sie, wo ihr Unglück so allgemein bekannt ist, nicht bei mir würde halten können – derlei ist nie geschehen. Zwar haben Königinnen Mädchen gehabt, denen dies passiert ist, aber dann haben sie sie sofort aus ihrer Nähe entfernt. Es war auch nicht ohne Grund, daß Ihr glaubtet, ich müßte Euch entgegenkommen, angesichts der Beweise, die Ihr da habt: habe ich doch geduldet, was, ich will nicht sagen, keine Prinzessin, nein, kein Mädchen je geduldet hat, indem ich ihr beistand, ihren Fehltritt verbarg und sie seitdem immer bei mir hielt. Wenn Ihr das nicht Entgegenkommen heißt, wahrlich, dann weiß ich nicht, was Ihr darunter versteht. Über ihre Eltern habe ich Euch nichts geschrieben als was sie selbst, Herr von Chastellerant und ein Onkel von ihr mir gesagt haben. Wenn sie über Euch empört sind, und wenn sie Grund dazu haben, – mich gehts nichts an, ich bekümmere mich nur um das, was jetzt ist. Sorgt Ihr nicht für sie, so werde ich es tun, um sie zu verheiraten, und werde dazu sehen, daß es ihr gut geht, und sie nicht zu leiden hat und zwar, weil es mein eigener Wunsch ist, Euch zu helfen, nicht weil ich die Drohungen Eures Briefes fürchte, in dem Ihr sagt: »Wer Eurem Mädchen Unrecht tut, tut es Euch.« Denn wenn ich meine Pflicht tue, werde ich immer auf die Wahrheit und das Recht bauen können, die auf meiner Seite sind und auch Euch einst zur Einsicht bringen werden, wie hoch Liebe und Treue, wie ich sie Euch darbringe, zu schätzen sind. Ich erkenne wohl meine Unfähigkeit, für die mein Eifer und guter Wille nicht genug Ersatz bieten können, und ich weiß, daß in der hohen Politik eine unwissende und dumme Frau wie ich viel Irrtümer begehen kann. Wenn Ihr deshalb einen von Euren Dienern hierher schicken wolltet, auf den Ihr Euch genügend verlassen könnt, würde er Eure Sache viel besser vertreten können; auch bin ich selbst sonst gehindert, auf meine eigenen Angelegenheiten Obacht zu geben, obzwar sie es sehr nötig haben. Ich küsse Euch, Herr, untertänigst die Hand.

M.

XXII

An den König, meinen Herrn

Usson, 14. Oktober 1594.

Gnädiger Herr,

Mit dem Briefe, den Eure Majestät mir zu schreiben beliebt haben, habe ich die Nachricht empfangen, die Herr Erart mir überbringen sollte. Dafür kann ich Euch nicht genug Dank wissen. Nichts kann mich so sehr dazu bestimmen, mein Leben zu erhalten, als wenn ich sehe, wie Eure Majestät sich darum zu bekümmern geruhen. Mein Leben wird mir nur wert sein so lange ich glauben darf, so glücklich zu sein Eurer Majestät irgend einen, wenn auch geringen und nur bescheidenen, Dienst erweisen zu können. Das ist mein einziges Streben auf dieser Welt. Gott hat mich gnädig bewahrt vor den Anschlägen Eurer Feinde, die immer, obgleich man Euch das Gegenteil einreden will, auch die meinen gewesen sind; ich war in der höchsten Angst, weil ich fürchtete, Eurer Güte und Gnade verlustig zu gehen. Doch jetzt, wo Ihr mich dieses großen Gutes versichert, bin ich zufrieden und werde mein Leben so sehr lieben als ich es bisher verabscheute. Ich hoffe, Gott wird mir zur Seite stehen bei der großen Sorge, die ich nach Eurem Geheiß auf mein Leben verwenden werde. Indes ist das Schloß hier so fest, und ich halte mich so zurückgezogen, daß ich, selbst wenn es an der Grenze läge und nicht so weit von Euren Feinden entfernt, nichts darin zu fürchten hätte. Das einzige, was wir zu fürchten haben, ist eine Belagerung, die uns durch Aushungerung zur Übergabe zwingen wollte. Aber ich habe Lebensmittel für mehr Jahre hier als uns die Feinde Wochen belagern könnten. Und Gott wird ihnen niemals so viel Kräfte geben, daß sie dort Eurer Majestät so viel zu schaffen machen und gleichzeitig hier tief im Inneren Eures Reiches so lange sich verweilen könnten. Allem Anscheine nach ist eher zu erwarten, daß Eure Majestät sie in ihrem Lande besucht, als daß sie ein so unverdientes Glück haben. Wenn Eure Majestät diese Festung gesehen hätten sowie die Art, wie ich mich darin halte, würden Sie gewiß lachen über die meinem Geschlecht eigene Verzagtheit und nur Gott allein für mächtig genug halten, etwas dagegen auszurichten. Mit gutem Grunde habe ich diese einsame Burg für wunderbar geeignet gehalten, meine Rettungsarche zu sein. Und obwohl ich sehr einsam bin, werde ich glücklich sein, sofern Eure Majestät mir nur Ihre Freundschaft bewahren. Das ist das größte Glück, das ich mir in meinem Alter wünschen könnte, und ich bitte Eure Majestät untertänigst, es mir dauernd zu erhalten. Indem ich untertänigst Eurer Majestät die Hände küsse, bitte ich Gott, Eurer Majestät ein langes Leben und vollkommenes Glück zu gewähren. Eure sehr ergebene und gehorsame Dienerin, Frau und Untertanin,

Margaretha.

XXIII

An den König, meinen Herrn

Usson, 8. November 1594

Gnädiger Herr,

Wie ich es für das größte Glück halten würde, Euch etwas schreiben zu können, was Eurer Majestät Vergnügen bereiten könnte, so tut es mir unendlich leid, wenn ich Sie belästigen muß. Das ist in dieser Sache mein heftigster Schmerz, wenn auch das Ausbleiben Eurer Geldanweisungen, die Ihr mir zu geben versprochen hattet, mir die größten Unannehmlichkeiten und Beschwerden bereitet. Da ich aber ohne diese nicht leben kann, sehe ich mich gezwungen, mich bei Eurer Majestät zu beklagen; als Ersatz für die Pension, die mir Eure Majestät in diesem Jahre versprochen hatten, und die man mir so gut wie ganz abziehen will, bitte ich Eure Majestät mir den in Toulouse freiwerdenden Posten eines Präsidenten zu überlassen; das Geld, das sich daraus gewinnen läßt, werde ich dann als Zahlung ansehen. Und zwar bitte ich, die Stelle Herrn von Monrave zu übertragen, einem der ältesten und fähigsten Räte in Toulouse und einem der treuesten Diener Eurer Majestät. Damit, gnädiger Herr, würden Eure Majestät drei Vorteile verbinden: Die Abtei, um die jener mit Herrn Forget streitet, wird genannten Herrn Forget verbleiben; ich werde es nicht nur als Bezahlung, sondern mich tief als verpflichtet ansehen; und Eure Majestät werden die Stelle durch einen Ehrenmann besetzen, der Euch die größten Dienste leisten kann; das werden Euch Eure Leute, die Ihr nach Toulouse sendet, bezeugen. Es gibt an diesem Hofe niemanden, der mehr als er die Mittel hätte, Euch einen guten Dienst zu erweisen. Nachdem ich also Eure Majestät noch einmal ganz untertänigst darum gebeten habe, nehme ich die Kühnheit, ihr ganz untertänigst die Hände zu küssen und bitte Gott, ihr ein sehr glückliches, langes Leben und vollkommenes Glück zu geben. Eure sehr ergebene und sehr gehorsame Dienerin, Frau und Untertanin.

Margaretha.

XXIV

Brief Margarethas an Sully:

Mein Vetter!

Ich fange an, gute Hoffnungen für meine Angelegenheiten zu haben, da Ihr sie in Euren Schutz nehmt. Ich wünsche Ihnen guten schleunigen Erfolg, um der Zufriedenheit des Königs und aller guten Franzosen willen, die so sehnlich wünschen, rechtmäßige Kinder des Königs zu sehen, die ihm in Frieden auf dem Throne folgten, den er mit solcher Mühe und mit so vieler Gefahr aus den Ruinen gezogen. Wenn ich bis jetzt Schwierigkeiten gemacht habe, so geschah es aus der einzigen Absicht, die Ihr auch recht gut wißt, nämlich um nicht einer solchen verlotterten Schlampen »une telle descriée bagacée« heißts im Jargon Reine Margots. (Schlegel läßt die Stelle aus.) Gemeint ist Gabrielle d'Estrées, zu deren Gunsten Margaretha sich scheiden lassen sollte. Das hatte sie nicht wollen, nun war Gabrielle gestorben, für die Margot früher allerdings einen anderen Ton gehabt hatte; »wie zu einer Schwester, dem Menschen, den ich nach dem Könige am höchsten schätze und verehre«, wolle sie ihr schreiben, hatte sie in einem Briefe an die »Schlampen«, als sie noch am Leben und als Favoritin zu fürchten war, geschrieben. meinen Platz zu überlassen, die ich nicht würdig achte, ihn zu besitzen. Die Dinge aber haben sich durch den himmlischen Ratschluß nun geändert; ich zweifle nicht an der Weisheit des Königs und seiner treuen Diener, daß sie sicher eine schickliche Wahl treffen werden. Sobald sie also meine Angelegenheiten und meine Forderungen berichtigt haben werden, (denn ich will den Rest meiner Tage in Ruhe und frei von allen Sorgen des Geistes wie des Körpers verleben,) so will ich zu allem was gefordert wird und was Ihr selber mir raten werdet, mich bereit finden lassen. Vorzüglich sichert mir meine Pension und Geld, meine Schulden zu bezahlen, damit diese mich nicht länger quälen.

Usson, den 29. Juli 1599.

Eure treue Cousine Margaretha.

(Dieser eine Brief ist zum Teil in der Schlegelschen Übersetzung gegeben.)

XXV

An den König, meinen Herrn

Usson, 1. Oktober 1599.

»Nachdem der Tod der Herzogin von Beaufort die Schwierigkeiten beseitigt hatte, die viele Leute bis dahin zurückgehalten hatten, dem König zu einer neuen Heirat zu raten – denn nur wenig Aufrichtige wollten zu ihren Gunsten sprechen, und alle fürchteten, ihre Mißgunst zu erlangen, wenn sie für eine andere einträten – da also begann jeder den König offen zu einer Heirat zu drängen. Das Parlament in corpore durch den Mund seines General-Prokurators und viele andere Körperschaften und Kollegien machten ihm diesbezüglich Vorstellungen … Und da die Königin, Herzogin von Valois, von solcher Art war, daß sie am ehesten ein so gutes Werk fördern oder hemmen konnte, … schrieb ihr der König einen Brief voller Komplimente und Höflichkeiten und sagte zum Schluß, er habe sie nicht unbenachrichtigt lassen wollen betreffs der dringenden Bitten, die man an ihn richte.« (Memoiren Sully's) – Der Brief der hier folgt, ist die Antwort Margarethas an den König.

Gnädiger Herr,

Ich hätte nie gedacht, daß meine gramerfüllte Seele einer so großen Freude fähig wäre, wie sie mir der Brief geschaffen hat, mit dem Ihr mich beehrtet. Schon vorher war ich Euch, gnädiger Herr, aus Pflicht und eigenem Willen ergeben; jetzt aber bin ich Euch so sehr und eng verbunden, daß ich Euch untertänigst bitte zu glauben, daß nichts auf der Welt Euch so viel Untertänigkeit, Gehorsam und Treue entgegenbringt als mein Wille, der nie ein anderes Ziel haben wird, als Euch dienstbar und gefällig zu sein. Wenn mein sehr bescheidener Dienst der Förderung Eurer Wünsche und der Befestigung Eurer Größe ebenso nützlich zu sein vermöchte, als er voll Ergebenheit und Eifer ist, dann würde Euer Glück, gnädiger Herr, so vollkommen sein und so viel Neider finden wie der Ruhm Eurer Siege. Obgleich das Gut, das ich hingebe aus reiner Hochachtung vor Eurem Verdienst, unermeßlich ist, halte ich mich schon für zu reichlich entschädigt durch die Versicherung Eures Wohlwollens und Schutzes, ohne die ich mein Leben hassen würde, mit denen aber ich es glücklich preise. Möchte es nur zu jenem einzigen Dienste nützlich sein, dem ich es, nächst dem Dienst Gottes, weihe. Von dieser einzigen Absicht geleitet, werde ich, gnädiger Herr, dem Verlangen nachkommen, das Ihr durch den Brief des Herrn Erart an mich gerichtet habt. In einem Brief, den ich ihm schreibe – aus Furcht, Euch selbst damit zu lästig zu fallen – teile ich ihm mit, welcher Weg meines Erachtens am besten einzuschlagen ist. Ich bitte Euch untertänigst, seid gewiß, daß ich mehr Eifer darauf verwenden werde, als wenn es sich um die Ruhe meines eigenen Lebens handelte, die doch, nächst der Ehre Eurer Freundschaft, mein sehnlichstes Verlangen ist. Wenn ich auch weiß, daß andere fähigere Leute Euch hierbei helfen könnten, so wage ich doch zu behaupten, daß keiner die Erfüllung so sehr wünscht wie ich. Das werden Euch hoffentlich die Tatsachen beweisen und nicht bloß in diesem einen Punkt, sondern in allem, was Ihr geruhen werdet von mir zu verlangen. Zugleich danke ich Euch untertänigst für Eure Güte, daß Ihr mir gewährt habt, worum ich Euch in dem durch Herrn Erart übermittelten Schreiben ersuchte. Ich erlaube mir, gnädiger Herr, auf die Versicherung Eures Wohlwollens hin die ganz untertänige Bitte, mir eine Pension in der gleichen Höhe gewähren zu wollen, wie ich sie immer von meinen königlichen Brüdern erhalten habe. Der augenblickliche Abzug, der sie auf zwölftausend Taler schmälert, beträgt nur viertausendsechshundert Taler, eine Kleinigkeit für Euch, aber sehr viel für mich. Da durch den Rückfall der pikardischen Besitzungen an Euch mein Einkommen sich um zwanzigtausend Taler verringert, würde ich ja nicht imstande sein, meinen Hofhalt weiter zu führen so wie es meinem Stande entspricht, in dem Gott mich hat zur Welt kommen lassen, und in dem Ihr mich, wie Ihr versichert, erhalten wollt. Ich bitte Euch untertänigst darum und zugleich um die Erlaubnis, Euch, gnädiger Herr, untertänigst die Hände küssen zu dürfen. Der liebe Gott möge Euch, gnädiger Herr, Ruhm und Glück spenden. Eure sehr ergebene und sehr gehorsame Dienerin, Frau und Untertanin,

Margaretha.

XXVI

An den König, meinen Herrn und Bruder

Usson, 17. März 1600.

Gnädiger Herr, die freudige Nachricht von der Schwangerschaft der Königin, mit der mich Eure Majestät beehrt hat, wird von keiner Frau mit so viel Freude und Genugtuung wie von mir aufgenommen werden; denn ich habe mit am meisten zu solchem Geschehen beigetragen. Auch habe ich am meisten Ursache und Verpflichtung über Euer Majestät Glück und Zufriedenheit mich zu freuen und ihr zu wünschen, was aller Untertanen Herzen ihr wünschen; nämlich Nachkommen, die Stütze und Hoffnung aller derer, die, wie ich, nur von Eurer Majestät abhängen; denn dadurch ist das Leben Eurer Majestät und die Dauer ihrer Herrschaft gesichert und der Plan törichter Heissporne wird vereitelt. Auch danke ich Eurer Majestät untertänigst für die Nachricht, die mir durch Herrn von Rieux übermittelt ist, über die schlimmen Absichten meines schlimmen Neffen. Karl von Valois, Graf von Auvergne, Sohn Karls IX. und Marie Touchet. Margaretha hatte viele Gründe, ihn »ihren schlimmen Neffen« zu nennen; vor allem war sie von ihrer Mutter auf Drängen Heinrichs III. enterbt worden, und zwar zugunsten eben dieses Neffen, der jetzt die ungeheuren Besitzungen Katharinas besaß.

Der hauptsächlichste Grund, weshalb ich dieses Schloß befestigt halte, ist, es Eurer Majestät bei meinem Hinscheiden als Geschenk zu lassen. Majestät habe ich es vermacht und will, bis ich scheide, nur der Schloßhauptmann und Hüter für Eure Majestät sein. Dieser übelgesinnte Bursche nun besitzt mehrere Schlösser in diesem Lande, Häuser, die er sich widerrechtlich aus der Erbschaft der verstorbenen Königin, meiner Mutter, angeeignet hat; diese sind beinah ebenso stark wie dieses hier, Burgen, Felsen, Mauern, die in Anbetracht seiner schönen Dienste lieber dem Erdboden gleichgemacht werden sollten. Was aber das Schloß hier betrifft, kann Eure Majestät versichert sein, daß er, mit Gottes Hilfe, nie seinen Fuß darein setzen wird; er rühmt sich, Eure Majestät hätte es ihm versprochen, sobald ich es verlasse; ich bitte Sie untertänigst mir den Schmerz zu ersparen, daß ein Ort, auf dessen Verschönerung ich so viel Mühe verwendet habe, in solche Hände komme. Eure Majestät dürfen es nicht tun! Ich muß Ihr auch noch danken, daß sie mir die Andauer ihres Wohlwollens durch die Bewilligung der Geldanweisungen für dieses Jahr bezeugt haben. Eure Majestät wird nie einen mit der gleichen Gunst ehren, der ihr untertänigere und treuere Ergebenheit gelobte als Eure sehr ergebene und sehr gehorsame Dienerin, Schwester und Untertanin,

Margaretha.

XXVII

An den König, meinen Herrn und Bruder

19. November 1603.

Am Rande des ersten Blattes finden sich die Worte: »Ich bitte Eure Majestät beim Namen Gottes diesen Brief zu lesen.«

Gnädiger Herr, Euch allein als meinem Vorgesetzten, dem ich alles verdanke, habe ich alles geopfert; meinen Untergebenen, denen ich nichts verdanke, opfere ich nichts. Ich habe Eurer Majestät das Beste und Herrlichste geopfert, was die Menschen kennen: die Größe; nicht aus Mangel an Mut oder Erkenntnis, sondern um der großen Neigung willen, die ich dem Dienste Eurer Majestät und ihrem Wohlergehen entgegenbringe. Aber Eines werde ich nie opfern. Als Zeugnis des Wohlwollens Eurer Majestät ist mir nur die Erklärung geblieben, die Sie an Stelle meines Heiratsvertrages abgegeben hat; darin ist mir die Mitgift, welche meine königlichen Vorfahren und Brüder mir hinterlassen haben, in einer meinem Range entsprechenden Weise weiter zugesichert. Keine Macht der Welt, auch die Eurer Majestät nicht, für die ich doch mein Blut und Leben herzugeben nicht zögern würde, wird mich zwingen können, davon etwas zu opfern. Das wäre für mich eine unaustilgbare Demütigung und ein Zeichen der Ungnade Eurer Majestät; denn bei der kleinsten Verletzung der genannten Erklärung, die mir einen Heiratsvertrag ersetzt, würde sie vollständig ungültig, und somit wäre das wenige Gut, das meine königlichen Vorfahren und Brüder mir als Mitgift gelassen haben – es macht in Landbesitz nur vierundvierzigtausend Livres Rente aus – dem Verluste ausgesetzt, ohne daß mir von Seiten Eurer Majestät irgend eine Sicherheit bliebe, die mir die Nutznießung sichert: eine Demütigung und Grausamkeit also, die ebenso unerhört ist für eine Person meines Ranges als unziemlich bei der gewohnten Güte Eurer Majestät und der Achtung, die Eure Majestät dem Hause der Könige entgegengebracht hat, von denen ich abstamme, und von denen Eure Majestät wie ein Sohn und ein Bruder geliebt und geehrt worden sind. Ihre Stelle jetzt einnehmend, schuldet mir Eure Majestät Schutz, wie ich ihn bisher erfahren habe, und wie er mir, wenn Gott mir gnädig ist, bewahrt bleiben wird.

Eure Majestät wird erkennen, daß jene Ratgeber Ihre Feinde sind: sie wollen, daß Ihr das Unerhörte begeht, Euer Wort zu brechen, und Treu und Glauben zu verletzen, wenn Ihr nämlich eine so authentische Erklärung, die einer französischen Prinzessin als Heiratsvertrag gilt, annulliert und die an Euren Parlamentshöfen Paris, Toulouse und Bordeaux ausgefertigten Bestätigungen für ungültig erklärt. Und warum? Um auf Eure Majestät die Schmach einer so ungerechten Gewalttätigkeit zu lenken und ihr die Liebe ihrer ergebensten und treuesten Untertanin zu rauben. Aber jene arbeiten umsonst daran; denn die Liebe, die ich Eurer Majestät geweiht habe, ist so fest in mein Herz gewachsen, daß sie dauern wird, so lange es schlägt, und ich kann es Eurer Majestät nicht nachtragen, daß Sie, von falschen Ratgebern geleitet, mir jenen Brief geschrieben hat, in dem Sie mich aufforderten, mich besser über die Tatsachen zu unterrichten. Die aber liegen nun so: wenn ich das Glück habe, daß Eure Majestät bis hierher meinen Brief gelesen hat, so bitte ich Sie untertänigst noch die wenigen folgenden Zeilen zu lesen. Die Herzogtümer können nicht bestehen ohne Gerichtshöfe; alle Gerichtshöfe des Herzogtums Esguillon, auch der der Stadt Esguillon, von der es den Namen hat, gehören mir. Das erhellt aus der Bestätigungsurkunde, die der Parlamentshof von Bordeaux über die Begründung dieses Herzogtums ausgestellt hat, wo es heißt: ›Die Gebiete von Esguillon, Montpesat, d'Olmerac, Madallan, Granges, Sainte-Liverade und anderen Ortschaften, die genanntem Herzogtum zugehören, sollten immer in Agen prozessieren, wie sie es jederzeit getan hätten, bis ich eine Entschädigung dafür erhalten hätte, die festzusetzen Eurer Majestät überlassen werde.‹ Nun aber will und darf Eure Majestät, die nie einem ihrer Untertanen Gewalt angetan hat, mir nicht Gewalt antun, in Anbetracht meines Ranges und der genannten Erklärung, die meinen Heiratsvertrag vertritt, wo es heißt: ›So lange ich lebe, könne mir nichts entzogen noch eingeschränkt werden von meinen Ländern, Gerichtsbarkeiten und was mir sonst als Mitgift überlassen worden sei …‹ Aus diesen Gründen also will ich nicht zugeben, und kann mich Eure Majestät nicht zwingen, meine genannten Rechte auf die Gerichtsbarkeit abzugeben oder zu verkaufen an Herrn Du Maine; ich erkläre Eurer Majestät mit diesem Brief wie ich es in allen andern getan habe, daß ich auf keinen Fall meine besagten Rechte weder verkaufen noch eintauschen will, denn sie gehören zu meiner Mitgift und können mir nicht genommen werden, außer mit Gewalt, was unwürdig ist gegenüber einer Person meines Ranges und eines Königs mächtig und gerecht, wie Eure Majestät es sind. Ich erkläre Eurer Majestät noch einmal, daß es nichts auf der Welt, gibt, worin ich ihr nicht gehorchte, selbst mit Lebensgefahr, außer in diesem Punkte; diese Demütigung wäre eine zu bittere Kränkung für mich und ein zu schmerzliches Zeichen der Ungnade Eurer Majestät. Sie kann es mir nicht abschlagen im vollen Genuß meiner Mitgift zu verbleiben, wozu oben genannte Gerichtsbarkeiten gehören, wie es auch besagte Erklärung enthält, die die Überlassung durch den verstorbenen König, meinen Bruder, bestätigt. Eure Majestät können einem Herzogtum nicht die Gerichtsbarkeit nehmen, und also kann Herr Du Maine nicht das Unmögliche von Eurer Majestät verlangen; denn von ihr muß Herr Du Maine erwarten, was er erhoffen kann, erhoffen kann von einem König und nicht einem Tyrannen; denn Eure Majestät kann einen freien Menschen nicht zwingen, sein Gut zu verlassen oder zu verkaufen. Was die Bestätigungsurkunde betrifft, die er sich durch List verschafft hat, so sind die Bestätigungen jener genannten Erklärung, die meinen Heiratsvertrag vertritt, älter und zu authentisch, um für die Errichtung eines Herzogtums hingegeben zu werden. Und außerdem seht Ihr, gnädiger Herr, daß die Urkunde von Bordeaux bedingt ist. Sie befiehlt, daß ich vor der Errichtung des Herzogtums entschädigt werde für meine Gerichtsbarkeiten, das sind eben gerade diejenigen, die ihm zuerkannt worden sind, wie ich gesagt habe. Und da ich erkläre, keine Entschädigung annehmen zu wollen, kann mich Eure Majestät nicht dazu zwingen, und Herr Du Maine muß die Unerfüllbarkeit seiner törichten Wünsche einsehen. Eure Majestät kann ja irgend einem seiner sonstigen Gebiete den nur äußerlichen Titel eines Herzogtums geben, dessen Grundlage meine Gerichtsbarkeiten sein sollten. Da ich diese daraus für mich in Anspruch nehme, woran Eure Majestät mich nicht hindern wollte und könnte, muß Herr Du Maine notgedrungen nachgeben. Aber Eure Majestät kann ihn in einem seiner sonstigen Gebiete erhöhen, wo er mir nichts fortnimmt; ich will nur von meiner Mitgift nichts verkaufen oder vertauschen. Er muß schon froh darüber sein, daß Ihr mir zu seinen Gunsten über die Sache geschrieben habt; das hätte die Zuneigung und Dienstwilligkeit jedes andern erschüttert. Aber ich habe in diesem unverdienten Martyrium immer den lieben Gott gebeten – was ich auch jetzt noch tue – um ein recht glückliches und langes Leben Eurer Majestät. Ich bin, was auch meine Feinde sich zu tun bemühen, auf ewig, mehr als jede andere, Eure sehr untertänige, sehr gehorsame und treue Schwester und Untertanin

Margaretha.

P. S. Um das Blatt nicht umzuwenden, begehe ich diesen Verstoß. In dem Postskriptum bittet Margaretha zu entschuldigen, daß sie den Schluß des Briefes auf den Rand der dritten Seite quer geschrieben hat.


 << zurück weiter >>