Jack London
Ein Sohn der Sonne
Jack London

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Federn der Sonne

I.

Es war die Insel Fitu-Iva – das letzte unabhängige Bollwerk Polynesiens in der Südsee. Die Unabhängigkeit Fitu-Ivas hatte drei Gründe. Erstens und zweitens ihre einsame Lage und der kriegerische Sinn ihrer Bevölkerung. Das allein würde sie aber auf die Dauer nicht gerettet haben, hätten nicht Japan, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und die Vereinigten Staaten gleichzeitig entdeckt, daß ihr Besitz erstrebenswert sei. Es war, als ob Straßenjungen sich um einen Groschen prügeln. Kriegsschiffe aller fünf Mächte füllten den kleinen Hafen Fitu-Ivas. Kriegsgerüchte schwirrten, und Kriegsdrohungen wurden ausgestoßen. Zum Morgenkaffee las die ganze Welt lange Berichte über Fitu-Iva. Wie eine amerikanische Blaujacke meinte: Sie hatten alle zugleich die Füße in einen Trog gesteckt. So kam es, daß Fitu-Iva einem Protektorat entging und König Tulifau, auch Tui Tulifau genannt, weiter das höchste Recht, und das niedrigste dazu, in dem Palast sprach, den ihm ein Sydneyer Händler aus Rotholz erbaut hatte. Tui Tulifau war nicht nur jeder Zoll ein König, er war es auch jede Sekunde seines Lebens. Als er achtundfünfzig Jahre und fünf Monate regiert hatte, war er erst achtundfünfzig Jahre und drei Monate alt, das heißt, er hatte fünf Millionen Sekunden länger regiert als geatmet, da er zwei Monate vor seiner Geburt gekrönt worden war.

Er war ein wahrer König, königlich von Gestalt, sechs und einen halben Fuß hoch und wog, ohne besonders dick zu sein, dreihundertundzwanzig Pfund. Das war jedoch nichts Außergewöhnliches für einen Polynesier von edler Herkunft. Sepeli, seine Königin, war sechs Fuß und drei Zoll groß und wog zweihundertundsechzig Pfund, während ihr Bruder Uiliami, der abwechselnd Feldherr der Armee und Ministerpräsident war, sie um einen Zoll überragte und einen halben Zentner mehr wog. Tui Tulifau war eine fröhliche Seele, ein Esser und Trinker vor dem Herrn. Und ebenso waren alle seine Untertanen fröhliche Seelen, solange sie nicht vom Zorn übermannt wurden. Dann konnten sie die, auf die sie zornig waren, mit toten Schweinen bewerfen. Nichtsdestoweniger konnten sie sich, wenn es darauf ankam, wie die Maori schlagen, was räuberische Sandelholz- und Sklavenhändler in alten Tagen zu ihrem Schaden erfahren hatten.

II.

Griefs Schoner, die Cantani, hatte vor zwei Stunden die Pfeiler-Felsen an der Einfahrt passiert und kroch jetzt vor einer schwachen, unentschlossenen Brise langsam in den Hafen hinein. Es war ein kühler, sternenklarer Abend, und die Mannschaft lungerte auf dem Deck herum und wartete darauf, daß die Schneckenfahrt sie zum Ankergrund bringen möchte. Willie Smee, der Superkargo, tauchte in einem auffallenden Strandanzug aus der Kajüte auf. Der Steuermann warf einen Blick auf sein Hemd aus feinster, weißer Seide und schmunzelte bedeutungsvoll.

»Sie wollen wohl zum Ball heute?« meinte Grief.

»Nein«, sagte der Steuermann. »Es ist wegen Taituas. Willie ist ganz verschossen in sie.«

»Unsinn«, leugnete der Superkargo.

»Dann ist sie in ihn verschossen, was auf dasselbe hinauskommt«, fuhr der Steuermann fort. »Ehe er eine Stunde an Land ist, hat er eine Blume hinterm Ohr, einen Kranz auf dem Kopf und Taitua im Arm.«

»Der reine Neid«, spottete Willie Smee. »Sie hätten sie am liebsten selber, können sie bloß nicht kriegen.«

»Ich kann keine solche Hemden finden, das ist der ganze Witz. Ich wette eine halbe Krone, daß Sie ohne das Hemd von Fitu-Iva abfahren.«

»Und wenn Taitua es nicht kriegt, dann nur, weil Tui Tulifau es für sich beansprucht«, prophezeite Grief. »Lassen Sie es ihn ja nicht sehen, sonst sind Sie es los.«

»Das stimmt«, bestätigte Kapitän Böig, der die Lichter an Land beobachtete, »als wir das letztemal hier waren, pfändete er bei einem meiner Kanaken einen bunten Gürtel und ein Griffestes.« Er wandte sich zu dem Steuermann: »Sie können den Anker fallen lassen, Herr Mash. Lassen Sie nicht zuviel Kette aus. Es sieht nicht nach Wind aus, und wir können morgen gegenüber dem Kopraschuppen umlegen.«

Eine Minute später rasselte die Ankerkette hinunter. Das Walboot, das schon vorher ausgeschwungen worden war, lag längsseits, und die Landungsabteilung sprang hinein. Außer den Kanaken, die alle darauf versessen waren, an Land zu kommen, befanden sich nur Grief und der Superkargo im Boot. Als sie die kleine Mole aus Korallenblöcken erreicht hatten, trennte sich Willie Smee, eine Entschuldigung murmelnd, von seinem Reeder und verschwand in einer kleinen Palmenallee. Grief schlug die entgegengesetzte Richtung ein und kam an der alten Missionskirche vorbei. Zwischen den Gräbern am Strande tanzten, in leichte Ahus und Lava-Lavas gekleidet, bekränzt, mit Blumengewinden geschmückt und mit großen flammenden Hibiskusblüten im Haar, Mädchen und Jünglinge. Weiter schritt Grief an dem langen, aus Gras errichteten Himinie-Haus vorbei, wo die Ältesten des Stammes, mehrere Dutzend, in einer langen Reihe saßen und alte Choräle sangen, die sie in längst entschwundenen Zeiten von den Missionaren gelernt hatten. Dann passierte er den Palast Tui Tulifaus, wo Lichter und Lärm ihm erzählten, daß wie gewöhnlich ein Fest im Gange war. Von allen glücklichen Südseeinseln ist Fitu-Iva die glücklichste. Dort schwelgen und prassen sie bei Geburten und Todesfällen, und sowohl die Toten wie die Ungeborenen erhalten ihren Anteil am Schmause.

Grief schritt weiter den Broomweg entlang, der sich durch üppige Blumen und farnartige Johannisbrotbäume hindurchwand. Die warme Luft war reich an Düften, und ihm zu Häupten zeichneten sich früchtebeladene Mangobäume, stattliche Avocadobäume und die Büschelkronen der schlanken Palmen von dem sternenübersäten Himmel ab.

Schließlich bog Grief vom Wege ab, stolperte über ein Schwein, das aufgebracht grunzte, und stand vor einer offenen Tür, durch die er einen feisten älteren Eingeborenen auf einem Stapel Matten im Dunkel sitzen sah. Von Zeit zu Zeit fuhr er sich automatisch die nackten Beine mit einem Fliegenwedel entlang. Er trug eine Brille und las in einem Buch, das, wie Grief wußte, eine englische Bibel war. Denn dies war Jeremia, der Händler, so benannt nach dem Propheten Jeremias.

Jeremia war von hellerer Hautfarbe als die Eingeborenen von Fitu-Iva; er war ein Vollblut-Samoaner. Von Missionaren erzogen, hatte er in ihrem Dienst als Laienprediger die Kannibalen auf den Koralleninseln im Westen besucht. Zum Lohn war er dann nach dem Paradies von Fitu-Iva gesandt worden, dessen Bewohner zwar alle schon einmal bekehrt waren, wo es aber Abtrünnige zu retten galt. Unglücklicherweise hatte Jeremia zuviel vom Baum der Erkenntnis genascht. Ein Band Darwin, der sich zu ihm verirrt hatte, eine streitsüchtige Frau und eine reizende Witwe in Fitu-Iva hatten ihn selbst in die Reihen der Abtrünnigen getrieben. Das Ergebnis der Lektüre Darwins war geistige Übermüdung gewesen. Welchen Zweck hatte es, die so komplizierte, rätselhafte Welt zu verstehen, wenn man noch dazu mit einer Xanthippe verheiratet war? Je lauer Jeremia wurde, desto mehr drohte die Missionsgesellschaft, ihn nach den Karolinen zurückzuschicken, und desto schärfer wurde die Zunge seines Weibes. Tui Tulifau war ein mitfühlender Monarch. Seine Königin hatte ihn bekanntlich gelegentlich, wenn er betrunken war, geprügelt. Aus politischen Gründen – die Königin stammte aus ebenso königlichem Geschlecht wie er selber, ihr Bruder befehligte die Armee – konnte Tulifau sich nicht scheiden lassen, wohl aber konnte er Jeremia scheiden, der sich von nun an dem Handel und der Dame seiner Wahl widmete. Als selbständiger Geschäftsmann war Jeremia pleite gegangen, hauptsächlich infolge des unseligen Umstandes, daß Tui Tulifau ihn zu seinem Hoflieferanten ernannte. Diesem fröhlichen Monarchen Kredit verweigern, hieß Beschlagnahme der Waren riskieren. Ihm Kredit gewähren, bedeutete wiederum den sicheren Ruin. Nachdem Jeremia ein Jahr lang am Strande herumgelungert hatte, war er David Griefs Händler geworden und diente ihm jetzt seit einem Jahrzehnt redlich und tüchtig, denn Grief war der erste gewesen, der dem König mit Erfolg den Kredit gesperrt hatte, und der, wenn er ihm Kredit einräumte, zu seinem Gelde kam.

Jeremia sah würdevoll über seine Brillengläser hinweg, als sein Arbeitgeber eintrat, dann tat er mit gleicher Würde ein Lesezeichen in die Bibel, legte sie beiseite und drückte ihm die Hand.

»Ich freue mich,« sagte er, »daß Sie persönlich kommen.«

»Wie sollte ich sonst kommen?« lachte Grief.

Aber Jeremia hatte keinen Sinn für Humor und überhörte die Bemerkung.

»Die geschäftliche Lage auf der Insel ist verflucht schlecht«, sagte er, indem er jedes Wort salbungsvoll durchkaute. »In meinem Hauptbuch sieht es schrecklich aus.«

»Geht der Handel so schlecht?«

»Im Gegenteil. Er ging ausgezeichnet. Die Regale sind leer, ganz ungewöhnlich leer. Aber –« – seine Augen leuchteten vor Stolz – »aber es sind noch viele Waren im Lager; ich habe sie sorgfältigst eingeschlossen.«

»Haben Sie Tui Tulifau zu großen Kredit gewährt?«

»Im Gegenteil. Es gab überhaupt keinen Kredit, und alle Außenstände sind bezahlt worden.«

»Das geht über meinen Verstand, Jeremia«, gestand Grief. »Was bedeutet das? – Die Regale sind leer, kein Kredit, alle Außenstände bezahlt, das Lager abgesperrt – wollen Sie bitte etwas deutlicher werden.«

Jeremia antwortete nicht gleich. Er griff unter die Matten und zog eine große Geldkassette hervor. Grief sah zu seinem Erstaunen, daß sie nicht verschlossen war. Sonst hatte der Samoaner sie stets aufs sorgsamste verschlossen gehalten. Die Kassette schien mit Papier gefüllt zu sein. Jeremia nahm das oberste Blatt und reichte es Grief:

»Hier ist die Erklärung.«

Grief blickte auf eine gar nicht schlecht ausgeführte Banknote. »Die Nationalbank von Fitu-Iva zahlt dem Überbringer auf Verlangen ein Pfund Sterling«, las er. In der Mitte befand sich der etwas verwischte Kopf eines Eingeborenen. Unten sah man die Unterschrift Tui Tulifaus sowie den Namenszug ›Fulualea‹ nebst der gedruckten Erläuterung ›Finanzminister.‹

»Wer ist Fulualea, zum Donnerwetter?« fragte Grief. »Das ist doch Fidschianisch, nicht wahr? Und heißt ›Federn der Sonne‹.«

»Richtig. Es heißt ›Federn der Sonne‹. So nennt sich der Gauner selbst. Er ist von Fidschi hergekommen, um in Fitu-Iva das Unterste zu oberst zu kehren – jedenfalls in allen finanziellen Dingen.«

»So ein geriebener Levuka-Bursche, nehme ich an?«

Jeremia schüttelte traurig den Kopf. »Nein, dieser gemeine Kerl ist ein Weißer und ein Schuft. Er hat den tönenden Fidschi-Namen angenommen, um seine ruchlosen Absichten damit zu decken. Er hat Tui Tulifau betrunken gemacht. Er hat ihn sehr betrunken gemacht und sorgt dafür, daß er andauernd betrunken ist. Dafür ist er Finanzminister und sonst noch eine Menge geworden. Er hat dies falsche Papier ausgestellt und die Leute gezwungen, es anzunehmen. Er hat eine Lagersteuer, eine Koprasteuer und eine Tabaksteuer ausgeschrieben. Er erhebt Hafenzölle, Abgaben und andre Steuern. Aber das Volk wird nicht besteuert – nur die Händler. Als die Koprasteuer herauskam, drückte ich den Einkaufspreis entsprechend. Da begann das Volk zu murren, und ›Federn der Sonne‹ brachte ein Gesetz ein, das den früheren Preis vorschrieb und jedem verbot, billiger zu verkaufen. Mich verurteilte er zu zwei Pfund und fünf Schweinen Strafe, weil ihm bekannt war, daß ich fünf Schweine hatte. Sie werden sie im Hauptbuch eingetragen finden. Hawkins, der Händler der Fulcrumkompanie, mußte seine Strafe zuerst in Schweinen, dann in Rum bezahlen, und als er schimpfte, kam die Armee und brannte seine Schuppen ab. Als ich mich weigerte zu verkaufen, wurde mir von diesem ›Federn der Sonne‹ nochmals eine Geldstrafe auferlegt und mir gedroht, mein Lager zu verbrennen, wenn ich mich nicht fügte. So verkaufte ich denn alles, was ich auf den Regalen hatte und bekam dafür dieses wertlose Papier. Ich würde sehr traurig sein, wenn Sie mir mein Gehalt ebenfalls in diesem Papier ausbezahlten, aber es wäre nur gerecht. Und was soll nun geschehen?«

Grief zuckte die Achseln. »Zuerst muß ich mir mal diesen ›Federn der Sonne‹ ansehen, damit ich die Situation richtig beurteilen kann.«

»Dann müssen Sie sich beeilen,« rief Jeremia, »sonst kriegen Sie massenhaft Geldstrafen. Auf die Art bekommt er das ganze Kleingeld des Reiches. Er hat schon alles, was nicht vergraben ist.«

III.

Auf dem Rückwege durch die Broomstraße stieß Grief unter den brennenden Laternen am Eingang zum Palast auf einen wohlbeleibten kleinen Herrn in ungestärkten Hosen, glattrasiert und blühend. An seinem abgemessenen, selbstzufriedenen Gang war etwas, das Grief bekannt vorkam. Am Strande von mindestens einem Dutzend Südseeinseln hatte er ihn schon gesehen.

»Ausgerechnet Cornelius Deasy!« rief er.

»Wenn das nicht Grief, der alte Teufel, ist!« lautete der Gruß des andern, als sie sich die Hände schüttelten.

»Wenn Sie an Bord kommen wollen – ich habe einen exquisiten Whisky«, meinte Grief.

Cornelius wurde plötzlich förmlich und steif.

»Geht nicht, Herr Grief. Jetzt bin ich Fulualea. Die alten Zeiten sind vorbei. Durch Beschluß meines gnädigen Königs Tulifau bin ich nämlich Finanzminister und Oberrichter, wenn es Seiner Majestät nicht beliebt, selbst in die Räder der Gerechtigkeit zu greifen.«

Grief stieß einen Pfiff aus. »Sie sind also ›Federn der Sonne‹!«

»Ich ziehe die einheimische Bezeichnung vor, Fulualea gefälligst«, berichtigte der andre. »Bei der Erinnerung an unsre alte Bekanntschaft, Herr Grief, tut mir das Herz weh, daß ich Ihnen eine betrübende Mitteilung machen muß. Sie werden wie jeder andre Händler, der es auf die Beraubung der sanften polynesischen Wilden abgesehen hat, Ihre Einfuhrzölle zahlen müssen – was wollte ich doch sagen? Ach, richtig: Sie haben sich einer Verletzung der Verordnungen schuldig gemacht. In böswilliger Absicht sind Sie nach Sonnenuntergang in den Hafen von Fitu-Iva eingefahren. Unterbrechen Sie mich nicht! Ich habe es mit eignen Augen gesehen. Für dies Vergehen haben Sie eine Buße von fünf Pfund zu erlegen. Haben Sie Genever? Es ist eine ernste Geschichte. Unsre Seeleute sollen nicht leichtfertig im Hafen in Lebensgefahr gebracht werden, nur weil Sie ein bißchen Lampenöl sparen wollen. Habe ich Sie gefragt, ob Sie Genever haben? Es ist der Hafenmeister, der Sie fragt.«

»Sie haben sich ja eine schwere Menge Ämter aufgeladen«, lachte Grief.

»Das ist das Los des weißen Mannes. Diese elenden Händler haben in schändlicher Weise den armen Tui Tulifau mißbraucht, den gutherzigsten alten Monarchen, der je auf einem Südseethron gesessen und aus einer kaiserlichen Kalabasse Grog gesoffen hat. Aber ich, Cornelius –, ich meine Fulualea, ich bin jetzt hier, um Recht und Gerechtigkeit zu schaffen. So ungern ich es auch tue, ist es doch meine Pflicht als Hafenmeister, Sie schuldig zu sprechen, weil Sie die Quarantäne gebrochen haben.«

»Die Quarantäne?«

»Order vom Hafenarzt. Keine Verbindung mit dem Lande, ehe das Schiff die Erlaubnis hat. Welch ein Unglück für die armen Eingeborenen, wenn Sie Windpocken oder Keuchhusten an Bord hätten. Wer ist da, um die sanften, vertrauensvollen Polynesier zu schützen? Ich, Fulualea, ›Federn der Sonne‹, kraft meiner hohen Sendung!«

»Und wer ist der Hafenarzt, zum Donnerwetter?«

»Ich, Fulualea. Ihr Vergehen ist ernst. Betrachten Sie sich als mit einer Buße von fünf Kisten holländischen Genevers belegt.«

Grief lachte herzlich. »Wir werden ein Kompromiß schließen. Kommen Sie an Bord, und Sie sollen etwas zu trinken haben.«

›Federn der Sonne‹ lehnte die Einladung mit großer Würde ab. »Das ist Bestechung. Ich will nichts davon hören – ich halte mein Gewissen rein. Und warum haben Sie Ihre Schiffspapiere nicht vorgezeigt? Als Zolldirektor belege ich Sie mit einer Geldstrafe von fünf Pfund und weiteren zwei Kisten Genever.«

»Jetzt hören Sie aber auf, Cornelius. Witz ist Witz, aber jetzt ist es genug. Wir sind hier nicht in Levuka. Ich bekomme Lust, Sie meine Faust schmecken zu lassen. Mit mir können Sie solche Geschichten nicht machen.«

›Federn der Sonne‹ trat ängstlich einen Schritt zurück. »Keine Gewalt«, drohte er. »Sie haben recht. Wir sind hier nicht in Levuka. Und eben deshalb, und Tui Tulifau nebst der königlichen Armee hinter mir, kann ich noch mit Ihnen fertig werden. Sie werden die Strafen sofort bezahlen, oder ich beschlagnahme Ihr Schiff. Sie wären nicht der erste. Was tat dieser chinesische Perlenhändler Peter Gee anderes, als daß er sich trotz aller Verordnungen heimlich in den Hafen schlich und nachher wegen einiger elender Geldstrafen Spektakel machte? Nein, er wollte nicht bezahlen, und jetzt kann er am Strande darüber nachdenken.«

»Sie wollen doch nicht sagen – –«

»Ob ich will! In Ausübung meines hohen Amtes habe ich seinen Schoner beschlagnahmt. Ein Fünftel der königlichen Armee hat jetzt das Schiff besetzt. Heute in einer Woche wird es versteigert. Es liegen an zehn Tonnen Muscheln in der Last; vielleicht kaufen Sie sie gegen Genever. Es wäre ein glänzendes Geschäft für Sie. Was sagten Sie doch, wieviel Genever hatten Sie?«

»Was, wollen Sie noch mehr Genever haben?«

»Warum nicht? Dieser Tui Tulifau ist ein königlicher Schwamm. Es macht mir oft Kopfschmerzen, wie ich genügend Vorrat beschaffen soll, so verschwenderisch geht er damit um. Seine ganze Schmarotzerblase von Hofstaat ist andauernd voll. Es ist ein Skandal. Bezahlen Sie die Strafen, Herr Grief, oder wollen Sie mich zu schärferen Maßnahmen zwingen?«

Grief drehte sich ungeduldig auf dem Absatz um. »Cornelius, Sie sind betrunken. Besinnen Sie sich und kommen Sie zur Vernunft. Die übermütigen alten Südseetage sind vorbei. Jetzt können Sie solche Scherze nicht mehr machen.«

»Wenn Sie die Absicht haben, an Bord zu gehen, können Sie sich die Mühe sparen. Ich kenne Menschen Ihres Schlages und sah Ihren Trotz voraus. Ich habe meine Maßnahmen schon getroffen. Sie werden Ihre Mannschaft am Strande finden. Das Schiff ist bereits beschlagnahmt.«

Grief wandte sich um, immer noch in halbem Glauben, daß der Mann scherze. Fulualea trat wieder erschrocken einen Schritt zurück. Hinter ihm erschien eine hohe Gestalt aus der Dunkelheit.

»Bist du es, Uiliami?« fragte Fulualea kläglich. »Hier ist wieder ein Seeräuber. Leihe mir die Stärke deines Armes, o mein herkulischer Bruder.«

»Ich grüße dich, Uiliami«, sagte Grief. »Seit wann wird Fitu-Iva von einem Levuka-Strandräuber regiert? Er sagt, mein Schoner sei beschlagnahmt. Ist das wahr?«

»Es ist wahr«, sprach Uiliami dröhnend aus der Tiefe seiner gewölbten Brust. »Hast du noch mehr seidene Hemden wie das von Willie Smee? Tui Tulifau hätte gern ein solches Hemd. Er hat davon gehört.«

»Das kommt auf eins hinaus«, unterbrach Fulualea ihn. »Hemd oder Schoner, der König bekommt alles.«

»Das ist reichliche Willkür, Cornelius,« meinte Grief, »der reine Raub. Sie haben meinen Schoner weggenommen, ohne mich zu benachrichtigen.«

»Ich sollte Sie benachrichtigen? Aber haben Sie sich nicht hier auf diesem Fleck vor fünf Minuten geweigert, die Strafen zu bezahlen?«

»Aber da war das Schiff ja schon beschlagnahmt.«

»Gewiß. Ich wußte ja, daß Sie sich weigern würden. Es ist alles in schönster Ordnung und nicht die geringste Ungerechtigkeit begangen. Die Gerechtigkeit hat keinen größeren Verehrer als Cornelius Deasy – oder Fulualea, was auf dasselbe herauskommt. Und jetzt machen Sie, daß Sie fortkommen, Herr Händler, oder ich hetze die Palastwache auf Sie. Uiliami, dieser Händler ist ein ganz gefährlicher Mensch. Rufe die Wache.«

Uiliami pfiff auf einer Flöte, die ihm an einer Schnur aus Kokosfasern auf der breiten nackten Brust hing. Grief langte zornig nach Cornelius aus, der sich hinter der massigen Gestalt Uiliamis versteckte. Ein Dutzend stämmiger Polynesier, keiner unter sechs Fuß groß, kamen den Weg vom Palast angerannt und stellten sich hinter ihren Anführer auf.

»Machen Sie, daß Sie fortkommen, Herr Händler«, wiederholte Cornelius. »Die Audienz ist beendet. Morgen früh werden wir Ihre Angelegenheit verhandeln. Erscheinen Sie pünktlich um zehn Uhr im Palast, um sich gegen folgende Anklagen zu verteidigen: Landfriedensbruch; aufrührerische und verräterische Reden; tätlicher Angriff gegen die höchste Obrigkeitsperson in der Absicht, zu verwunden, zu verstümmeln und zu zerschmettern; Bruch der Quarantäne; Übertretung der Hafenverordnungen und Steuergesetze. Morgen früh, mein Junge, morgen früh wird der Gerechtigkeit Genüge geschehen, während die Brotfrüchte fallen. Und dann gnade dir Gott!«

IV.

Es glückte Grief, eine Stunde vor dem Verhör in Begleitung Peter Gees Zutritt zu Tui Tulifau zu erhalten. Der König lag, von einem halben Dutzend Häuptlingen umgeben, auf Matten im Schatten der Avocadobäume im Hofe des Palastes. So früh am Tage es auch war, reichten Sklavinnen doch schon fleißig Genever. Der König freute sich, seinen alten Freund Davida zu sehen, und bedauerte, daß er mit den Gesetzen in Konflikt geraten war. Darüber hinaus jedoch vermied er es standhaft, auf die Sache einzugehen. Alle Proteste des beraubten Händlers wurden mit der Einladung zu einem Glase Genever hinweggeschwemmt. »Trink«, sagte er immer wieder zu ihm, aber einmal ließ er sich doch zu der Erklärung herbei, daß ›Federn der Sonne‹ ein wunderbarer Mann sei. Noch nie hatten die Geschäfte der Krone so geblüht. Noch nie war soviel Geld in den Schatzkammern, soviel Genever unter dem Volke gewesen. »Ich bin sehr zufrieden mit Fulualea«, schloß er. »Trink ein Glas.«

»Wir müssen sehen, hier wegzukommen,« flüsterte Grief kurz darauf Peter Gee zu, »sonst werden wir bös gerupft. In ein paar Minuten stehe ich vor Gericht, angeklagt wegen Mordbrennerei, Ketzerei, Aussatzes oder Gott weiß was, und da gilt es, den Kopf klarzuhalten.«

Als Grief sich zurückzog, bemerkte er Sepeli, die Königin. Sie beobachtete ihren königlichen Gemahl und seine Schnapsbrüder, und ihr Stirnrunzeln gab Grief eine Idee. Wollte er etwas ausrichten, so konnte er es nur durch ihre Hilfe.

In einer andern schattigen Ecke des Hofes hielt Cornelius Gericht. Er war früh erschienen, denn vor Grief sollte schon Willie Smee abgeurteilt werden. Die ganze königliche Armee mit Ausnahme des Teiles, der die beschlagnahmten Schiffe besetzt hielt, war zur Stelle.

»Der Angeklagte trete vor«, sagte Cornelius, »und höre das gerechte und milde Urteil des hohen Gerichts für sein schimpfliches, zügelloses, einem Superkargo nicht ziemendes Benehmen. Der Angeklagte behauptet, kein Geld zu haben. Nun wohl. Der Gerichtshof bedauert, nicht über ein Gefängnis zu verfügen. Mangels eines solchen und mit Hinblick auf die Vermögenslage des Angeklagten wird der Angeklagte verurteilt, ein weißseidenes Hemd wie das, welches er trägt, zu erlegen.«

Cornelius gab den Soldaten ein Zeichen, und sie führten Willie Smee hinter einen Avocadobaum. Kurz darauf tauchte er, um das besagte Kleidungsstück ärmer, wieder auf und setzte sich neben Grief.

»Was haben Sie ausgefressen?« fragte Grief.

»Keinen blassen Schimmer. Und welches Verbrechen haben Sie begangen?«

»Der nächste Fall«, rief Cornelius barsch. »David Grief, Angeklagter, stehen Sie auf. Der Gerichtshof hat nach Erwägung des Falles oder vielmehr der Fälle folgendes Urteil gefällt – Halten Sie den Mund!« donnerte er Grief an, der Miene machte, ihn zu unterbrechen. »Ich sage Ihnen, daß der Beweis erbracht, voll erbracht ist. Der Gerichtshof hegt nicht den Wunsch, unnötig hart gegen den Angeklagten vorzugehen, muß aber die Gelegenheit wahrnehmen, ihn vor einer Verächtlichmachung des Gerichts zu warnen. Wegen leichtfertiger Übertretung der Hafenverordnungen und Gesetze, Bruchs der Quarantäne und Mißachtung der Schiffahrtsgesetze wird sein Schoner Cantani hiermit als von der Regierung von Fitu-Iva beschlagnahmt erklärt und soll heute in zehn Tagen mit allem Zubehör nebst der gesamten Ladung in öffentlicher Versteigerung meistbietend verkauft werden. Für die persönlichen Verbrechen des Angeklagten, bestehend aus heftigem, aufrührerischem Benehmen und grober Mißachtung der Gesetze des Landes, wird ihm eine Buße von hundert Pfund Sterling und fünfzehn Kisten Genever auferlegt. Ich frage nicht, ob Sie dazu etwas zu bemerken haben, sondern lediglich, ob Sie bezahlen wollen. Das ist die Frage.«

Grief schüttelte den Kopf.

»In der Zwischenzeit«, fuhr Cornelius fort, »betrachten Sie sich als auf freiem Fuß belassenen Gefangenen. Es gibt leider kein Gefängnis, um Sie einzusperren. Schließlich ist es noch dem Gerichtshof zu Ohren gekommen, daß der Angeklagte heute morgen seine Kanaken heimtückisch nach dem Riff geschickt hat, um sich Fische zum Frühstück fangen zu lassen. Das ist ein offener Bruch der Rechte Fitu-Ivas. Die heimischen Berufe müssen geschützt werden. Das Auftreten des Angeklagten in diesem Falle muß streng gerügt werden; im Wiederholungsfalle werden er und seine aufrührerischen Organe sofort zu schwerer Arbeit – Ausbesserung des Broomweges – verurteilt. Das Gericht ist geschlossen.«

Als sie den Palasthof verließen, stieß Peter Gee Grief heimlich an, um ihn auf Tui Tulifau aufmerksam zu machen, der auf den Matten ruhte. Das Hemd des Superkargo strammte sich bereits über dem königlichen Fett.

V.

Die Geschichte ist ganz klar«, sagte Peter Gee während einer Besprechung im Hause Jeremias. »Deasy hat alles Geld zusammengescharrt, was auf der Insel zu finden war. Unterdessen hält er den König unter dem Genever, den er von unsern Schiffen genommen hat. Sobald er kann, wird er sich mit der Kasse auf einem unsrer Schiffe aus dem Staube machen.«

»Er ist ein gemeiner Kerl«, erklärte Jeremia und putzte seine Brille. »Er ist ein Schuft, ein Lümmel. Er müßte mit einem toten Schwein geprügelt werden, mit einem besonders toten Schwein.«

»Sehr richtig«, sagte Grief. »Er soll mit einem toten Schwein geprügelt werden, und, Jeremia, es sollte mich nicht wundern, wenn gerade Sie der Mann wären, ihn mit einem toten Schwein zu prügeln. Vergessen Sie nicht, ein besonders totes auszusuchen. Tui Tulifau ist am Bootshaus unten, um meinen schottischen Whisky zu probieren, und ich werde jetzt zur Königin gehen, um ein bißchen Küchenpolitik mit ihr zu betreiben. Unterdessen können Sie ein paar Waren auf die Regale legen. Ich leihe Ihnen welche, Hawkins. Und Sie, Peter, gehen nach dem deutschen Laden. Verkauft darauflos – verkauft gegen Papiergeld. Ich komme für jeden Verlust auf. Wenn ich mich nicht täusche, haben wir binnen drei Tagen eine Nationalversammlung oder eine Revolution. Sie, Jeremia, schicken zu allen Fischern und Bauern auf der Insel, zu allen, selbst zu den Ziegenhirten in den Bergen, und lassen ihnen sagen, daß sie sich in drei Tagen im Palast versammeln sollen.«

»Aber die Soldaten«, wandte Jeremia ein.

»Mit denen werde ich schon fertig werden. Sie haben seit zwei Monaten keine Löhnung erhalten. Außerdem ist Uiliami der Bruder der Königin. Legt nicht zuviel auf einmal auf die Regale. Sobald die Soldaten sich zeigen und für ihr Papiergeld kaufen wollen, weigert ihr euch.«

»Dann werden sie die Lagerschuppen anzünden.«

»Laßt sie nur. Wenn sie es tun, wird König Tulifau es bezahlen.«

»Wird er mir auch mein Hemd bezahlen?« fragte Willie Smee.

»Das ist eine Privatsache zwischen Ihnen und Tui Tulifau«, antwortete Grief.

»Es beginnt schon im Rücken zu platzen«, klagte der Superkargo. »Das sah ich heute morgen, als er es noch keine zehn Minuten anhatte. Es hat mich dreißig Schillinge gekostet, und ich habe es erst ein einziges Mal getragen.«

»Wo soll ich ein totes Schwein hernehmen?« fragte Jeremia.

»Eins totschlagen natürlich;« antwortete Grief, »nehmen Sie eins, das nicht zu groß ist.«

»Ein kleines kostet zehn Schillinge.«

»Dann tragen Sie es im Hauptbuch unter Geschäftsunkosten ein.« Grief schwieg einen Augenblick. »Wenn Sie ein besonders totes haben wollen, wäre es gut, wenn Sie es gleich töteten.«

VI.

Du hast gut gesprochen, Davida«, sagte die Königin. »Dieser Fulualea hat Tollheit mitgebracht, und Tui Tulifau ertränkt sich in Genever. Wenn er nicht darauf eingeht, die Nationalversammlung einzuberufen, verabreiche ich ihm eine Tracht Hiebe. Er ist leicht zu prügeln, wenn er betrunken ist.«

Sie ballte die Fäuste, und so imposant wirkten ihre Amazonengestalt und der entschlossene Gesichtsausdruck, daß Grief von der Einberufung der Versammlung überzeugt war. Er sprach die Sprache von Fitu-Iva, die dem Samoanischen sehr ähnlich ist, wie ein Eingeborener.

»Und du, Uiliami,« sagte er, »sagst, daß die Soldaten richtiges Geld verlangen und sich weigern, das Papiergeld, das Fulualea ihnen geben will, anzunehmen. Sage ihnen, sie sollen das Papiergeld nehmen, sorge dafür, daß sie es morgen erhalten.«

»Wozu das alles?« wandte Uiliami ein. »Der König lebt in glücklicher Trunkenheit. Es ist viel Geld in der Schatzkammer. Und ich bin zufrieden. In meinem Hause stehen zwei Kisten Genever und viele Waren von Hawkins Lager.«

»Du bist ein großes Schwein, mein Bruder!« rief Sepeli. »Hat Davida nicht gesprochen? Hast du keine Ohren? Wenn der Genever und die Waren in deinem Hause aufgebraucht sind, keine Händler mehr mit Genever und Waren kommen und ›Federn der Sonne‹ mit allem Geld von Fitu-Iva wieder nach Levuka gegangen ist, was wirst du dann tun? Silber und Gold, das ist Geld, aber Papier ist nur Papier. Ich sage dir, das Volk murrt. Jamswurzeln und Bataten sind von der Erde verschwunden. Die Bergbewohner haben seit einer Woche keine Ziege mehr geschickt. ›Federn der Sonne‹ zwingt zwar die Händler, Kopra zum alten Preise zu kaufen, aber das Volk verkauft nicht, denn es will das Papiergeld nicht haben. Erst heute habe ich in zwanzig Häuser nach Eiern geschickt. Es gibt keine Eier. Hat ›Federn der Sonne‹ die Pest über die Hühner gebracht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß es keine Eier gibt. Gut, daß wer viel trinkt, wenig ißt, sonst würde Hungersnot im Palast herrschen. Sag' deinen Soldaten, daß sie ihre Löhnung in Papiergeld nehmen sollen.«

»Und vergiß nicht,« warnte ihn Grief, »daß man in den Läden zwar verkauft, aber wenn die Soldaten kommen, ihr Papiergeld zurückweist. In drei Tagen findet die Nationalversammlung statt, und dann ist ›Federn der Sonne‹ tot wie ein totes Schwein.«

VII.

Als der Tag der Nationalversammlung kam, drängte sich die Bevölkerung der ganzen Insel in der Hauptstadt zusammen. In Kanus und Walbooten, zu Fuß und auf Eselsrücken waren die fünftausend Bewohner von Fitu-Iva erschienen. Die drei letzten Tage waren reich an Ereignissen gewesen. Zu Beginn hatten die Händler viel verkauft, als aber die Soldaten kamen, hatte man sie wieder weggeschickt mit der Weisung, sich erst richtiges Geld von Fulualea geben zu lassen.

»Steht nicht auf dem Papier,« fragten die Händler, »daß es gegen Münze eingelöst wird?«

Nur die Autorität Ui Kamis hatte verhindert, daß die Häuser der Händler niedergebrannt wurden. Immerhin wurde eines von Griefs Kopralagern in Brand gesteckt und von Jeremia pflichtschuldig dem König in Rechnung gestellt. Jeremia selbst war übel behandelt und seine Brille zerbrochen worden. Willie Smees Knöchel zeigten Hautabschürfungen. Die Schuld daran trugen drei zu ungestüme Soldaten, die sich in rascher Folge heftig ihre Kinnladen daran gestoßen hatten. Kapitän Böig war in ähnlicher Weise verletzt worden. Peter Gee war unbeschädigt davongekommen, weil er das Glück hatte, daß seine Fäuste mit Brotkörben und nicht mit Kinnladen zusammengestoßen waren.

Tui Tulifau saß auf dem Hochsitz in der Nationalversammlung, neben ihm Sepeli und rings um ihn seine fröhlichen Häuptlinge. Sein rechtes Auge und seine Backe waren geschwollen, als wäre auch er mit einer Faust zusammengestoßen. Palastgeschwätz wollte wissen, daß er am Morgen eine eheliche Auseinandersetzung mit Sepeli gehabt hatte. Jedenfalls war ihr Ehegemahl nüchtern, und sein Fett quoll mutlos durch die Risse in Willie Smees Seidenhemd. Sein Durst war unlöschbar, und man brachte ihm unablässig frische Trinknüsse. Vor dem Hofe stand, von der Armee in Schach gehalten, das gemeine Volk. Nur Häuptlinge, Dorfschöne, Stutzer und Wortführer sowie die Hofbeamten wurden hereingelassen. Cornelius Deasy saß, wie es einem hohen, begünstigten Beamten zukam, auf der rechten Seite des Königs. Links von der Königin, Cornelius gegenüber und in der Mitte der weißen Händler, die er vertrat, saß Jeremia. Seiner Brille beraubt, schielte er kurzsichtig nach dem Finanzminister hinüber.

Der Reihe nach sprachen die Wortführer von der Luvküste, von der Leeküste und von den Gebirgsdörfern, dann die Häuptlinge und andere, geringere Persönlichkeiten. Alle sagten ungefähr dasselbe. Sie murrten über das Papiergeld. Die Geschäfte gingen nicht. Es wurde keine Kopra mehr getrocknet. Das Volk war argwöhnisch geworden. Und die Dinge hatten sich so zugespitzt, daß jeder Schulden bezahlen und keiner Geld nehmen wollte. Die Gläubiger flohen vor den Schuldnern. Geld war billig. Alle Preise stiegen, und die Waren wurden knapp. Ein Huhn kostete dreimal soviel wie früher, und dann sah es aus, als müsse es jeden Augenblick vor Altersschwäche sterben, wenn man es nicht sofort verkaufte. Die Zukunft sah trübe aus. Es gab böse Zeichen. In mehreren Distrikten herrschte Rattenplage. Die Ernte war eine schlechte. Die Zimtäpfel waren klein. Der fruchtbarste Avocadobaum an der Luvküste hatte auf geheimnisvolle Art und Weise alle Blätter verloren. Die Mangos schmeckten nach nichts. Der Pisang wurde vom Wurm gefressen. Die Fische hatten das Meer verlassen, und große Mengen von Tigerhaien erschienen an ihrer Stelle. Die wilden Ziegen waren in unzugängliche Höhen geflohen. Die Poi-Pits waren bitter geworden. In den Bergen polterte es, Geister gingen nachts um. Eine Frau in Punta-Punta hatte plötzlich die Sprache verloren, und in dem Dorfe Eiho war eine Ziege mit fünf Beinen geboren. Und an alledem war nur das merkwürdige Papiergeld Fulualeas schuld, das war die feste Überzeugung der ganzen Versammlung.

Uiliami sprach für die Armee. Seine Leute waren unzufrieden und drohten zu meutern. Obgleich den Händlern durch eine königliche Verordnung befohlen war, das Geld anzunehmen, hatten sie es doch zurückgewiesen. Er wollte es nicht behaupten, aber es sähe so aus, als wäre das merkwürdige Geld Fulualeas schuld daran.

Als nächster redete Jeremia, als Wortführer der Händler. Als er sich erhob, bemerkte man, daß er mit gespreizten Beinen über einem großen Bambuskorb stand. Er sprach von den Stoffen der Händler, ihrer Verschiedenartigkeit, Schönheit und Haltbarkeit im Vergleich zu dem durchlässigen, brüchigen und rauhen Tapa. Niemand trüge mehr Tapa. Aber alle hätten Tapa und nichts als Tapa getragen, bis die Händler gekommen waren. Moskitonetze, wie sie die geschicktesten Weber auf Fitu-Iva in tausend Jahren nicht nachmachen könnten, seien fast verschenkt worden. Er verbreitete sich über die unvergleichlichen Vorzüge von Gewehren, Äxten und stählernen Angelhaken und kam auf dem Wege über Nadel, Faden und Angelschnur zu Mehl und Petroleum. Mit vielen »erstens« und »zweitens« und unzähligen Finessen sprach er schließlich von Organisation, Zivilisation und Ordnung. Er bewies, daß der Händler Träger der Kultur sei, und daß er in seinem Handel geschützt werden müsse, sonst käme er nicht wieder. Im Westen gab es Inseln, auf denen die Händler keinen Schutz genossen. Was war die Folge? Die Händler kamen nicht, und die Eingeborenen waren wie wilde Tiere! Sie trugen keine Kleider, keine seidenen Hemden – hier blinzelte er bedeutungsvoll zum König hinüber – und fraßen sich gegenseitig auf. Das merkwürdige Geld von ›Federn der Sonne‹ sei gar kein Geld. Die Händler wüßten, was Geld ist, wollten es nicht nehmen. Wenn Fitu-Iva darauf beharre, daß sie es nehmen sollten, dann würden sie fortgehen und nie wiederkommen. Und dann würden die Einwohner von Fitu-Iva, die verlernt hätten, Tapa zu machen, nackt herumlaufen und sich gegenseitig auffressen. Noch viel mehr sagte er in der vollen Stunde, die seine Rede dauerte, und immer wieder kam er auf die heikle Lage zu sprechen, in die das Volk von Fitu-Iva geraten würde, wenn die Händler nicht mehr kämen. »Und was wird man draußen in der Welt von Fitu-Iva sagen?« fragte er zum Schluß pathetisch. »Kai-Kanak wird man seine Bewohner nennen, Kai-Kanak, Menschenfresser!«

Tui Tulifau faßte sich kurz. Nun hätten, so sagte er, das Volk, die Armee und die Händler ihre Meinung gesagt. Jetzt sei es Zeit, daß ›Federn der Sonne‹ seinerseits die Sache beleuchte. Niemand könne leugnen, daß sein Finanzsystem Wunder getan hätte. »Oft hat er mir sein System erklärt«, schloß Tui Tulifau. »Es ist sehr einfach. Und jetzt wird er es euch erklären.«

Es handle sich hier um eine Verschwörung der weißen Händler, behauptete Cornelius. Jeremia habe recht in dem, was er vom Segen des Mehls und Petroleums sagte. Fitu-Iva wolle nicht »Kai-Kanak« werden. Fitu-Iva wolle die Zivilisation; es wolle immer mehr Zivilisation. Aber darum drehe es sich eben, und man solle genau zuhören, was er sage. Papiergeld sei ein Zeichen höherer Zivilisation. Deshalb habe er, ›Federn der Sonne‹, es eingeführt. Und deshalb seien die Händler dagegen. Sie wollten nicht, daß Fitu-Iva zivilisiert würde. Warum kämen sie von weither über das Meer mit ihren Waren nach Fitu-Iva? Er, ›Federn der Sonne‹, wolle es ihnen vor der ganzen Nationalversammlung ins Gesicht sagen. In ihren eignen Ländern seien die Menschen zu zivilisiert, als daß sie so ungeheuer verdienen könnten wie in Fitu-Iva. Würden die Fitu-Ivaner ebenfalls so zivilisiert, dann wäre es mit dem Geschäft der Händler aus. Dann könne jeder Fitu-Ivaner selbst Händler werden, wenn er nur Lust dazu hätte.

Dies sei der Grund, warum die weißen Händler das Papiergeld bekämpften, das er, ›Federn der Sonne‹, eingeführt hätte. Warum werde er ›Federn der Sonne‹ genannt? Weil er das Licht aus einer andern Welt bringe. Das Licht sei das Papiergeld. Die räuberischen weißen Händler könnten in dem Licht nicht gedeihen. Daher bekämpften sie es.

Das würde er dem guten Volk von Fitu-Iva beweisen, und er würde es durch den Mund seiner Feinde beweisen. Es sei eine wohlbekannte Tatsache, daß alle hochzivilisierten Völker das Papiergeldsystem anwendeten. Er frage Jeremia, ob dem nicht so sei. Jeremia antwortete nicht.

»Ihr seht«, fuhr Cornelius fort, »er antwortet nicht. Er kann nicht leugnen, daß es wahr ist. England, Frankreich, Deutschland, Amerika, alle die großen Papalangiländer haben das Papiergeldsystem. Und es bewährt sich. Seit Jahrhunderten hat es sich bewährt. Ich frage dich, Jeremia, als ehrlichen Mann, der einst ein eifriger Arbeiter im Weinberg des Herrn war, ich frage dich: »Leugnest du, daß das System sich in den großen Papalangiländern bewährt hat?«

Jeremia konnte es nicht leugnen, und seine Finger spielten nervös mit den Schnüren um den Korb, den er auf den Knien hielt

»Ihr seht, es ist, wie ich sage«, fuhr Cornelius fort. »Jeremia gibt zu, daß es wahr ist. Daher frage ich euch alle, ihr guten Leute von Fitu-Iva: Warum sollte für Fitu-Iva nicht taugen, was für die Papalangiländer taugt?«

»Das ist nicht dasselbe!« rief Jeremia. »Das Papier von ›Federn der Sonne‹ ist anders als das Papier der großen Länder.«

Auf diesen Einwand war Cornelius vorbereitet gewesen. Er hielt eine Fitu-Iva-Note hoch, die alle erkannten.

»Was ist das?« fragte er.

»Papier, nichts als Papier«, lautete die Antwort Jeremias. – »Und das?«

Diesmal hielt Cornelius eine Note der Bank von England hoch.

»Das ist Papiergeld von England«, erklärte er der Versammlung, indem er Jeremia die Note zur Untersuchung reichte. »Stimmt das nicht, Jeremia, ist das nicht Papiergeld von England?«

Jeremia nickte widerstrebend.

»Du hast gesagt, daß das Papiergeld von Fitu-Iva nur Papier sei, aber wie steht es nun mit dem von England? Was ist das? . . . Antworte mir ehrlich . . . Alle warten auf deine Antwort, Jeremia.«

»Das ist – das ist –« begann Jeremia verwirrt, blieb aber rettungslos stecken. Der Trugschluß überstieg sein Fassungsvermögen.

Auf allen Gesichtern stand zu lesen, daß sie überzeugt waren. Der König klatschte voller Bewunderung in die Hände und murmelte: »Das ist klar, ganz klar.«

»Ihr seht, daß er es selbst zugibt.« Cornelius konnte seinen Triumph nicht verbergen. »Er kennt den Unterschied nicht. Es gibt nämlich keinen Unterschied. Es ist ein Ersatz für Geld. Es ist selbst Geld.«

Unterdessen hatte Grief Jeremia etwas ins Ohr geflüstert, und der nickte und begann zu sprechen:

»Aber allen Papalangi ist bekannt, daß die englische Regierung gemünztes Geld für das Papiergeld bezahlt.«

Jetzt war Deasys Sieg entschieden. Er hielt eine Fitu-Iva-Note hoch.

»Steht nicht dasselbe auf diesem Papier geschrieben?«

Wieder flüsterte Grief etwas. – »Daß Fitu-Iva gemünztes Geld bezahlt?« fragte Jeremia.

»So steht es geschrieben.«

Ein drittes Mal flüsterte Grief.

»Auf Verlangen«, fragte Jeremia.

»Auf Verlangen«, versicherte Cornelius.

»Dann verlange ich jetzt gemünztes Geld«, sagte Jeremia und zog ein kleines Päckchen Banknoten aus dem Gürtel.

Cornelius schätzte das Päckchen mit einem raschen Blick ab.

»Schön«, stimmte er zu. »Ich werde dir das gemünzte Geld jetzt geben. Wieviel ist es?«

»Jetzt werden wir sehen, wie das System arbeitet!« rief der König, der den Triumph seines Ministers teilte.

»Ihr habt gehört! – Er will jetzt gemünztes Geld geben!« rief Jeremia mit lauter Stimme der Versammlung zu. Gleichzeitig tauchte er seine beiden Hände in den Korb und zog eine Menge Pakete heraus. In diesem Augenblick verbreitete sich ein furchtbarer Gestank in der Versammlung.

»Ich habe hier«, verkündete Jeremia, »eintausendundachtundzwanzig Pfund, zwölf Schillinge und sechs Pence. Und hier ist ein Sack, um das gemünzte Geld hineinzutun.«

Cornelius erschrak. Eine solche Summe hatte er nicht erwartet, und ringsum sah er zu seinem Schrecken Häuptlinge und Wortführer Bündel von Papiergeld hervorholen. Die Armee drängte sich, die Löhnung von zwei Monaten in den Händen schwenkend, heran, und hinter ihr kam die ganze Bevölkerung in den Hof geströmt.

»Sie haben einen Run auf die Bank gemacht«, sagte Cornelius vorwurfsvoll zu Grief.

»Hier ist der Sack für das gemünzte Geld«, drängte Jeremia.

»Wir müssen es aufschieben«, sagte Cornelius verzweifelt. »Jetzt ist keine Bureauzeit.«

Jeremia schwang ein Geldpaket. »Hier steht nichts von Bureauzeit drauf. Hier steht ›auf Verlangen‹, und ich verlange es jetzt.«

»Lasse sie morgen kommen, o Tui Tulifau«, flehte Cornelius den König an. »Morgen soll ausbezahlt werden.«

Tui Tulifau zögerte, aber seine Gattin fixierte ihn scharf, ihr brauner Arm straffte sich, und sie ballte vielsagend die Faust. Tui Tulifau versuchte fortzusehen, aber es gelang ihm nicht. Er räusperte sich. »Wir wollen sehen, wie das System arbeitet«, entschied er. »Das Volk ist von weit her gekommen.«

»Sie verlangen gutes Geld von mir«, flüsterte Deasy dem König zu.

Sepeli fing die Worte auf und knurrte so wild, daß der König unwillkürlich von ihr fortrückte.

»Vergessen Sie das Schwein nicht«, flüsterte Grief Jeremia zu, der sofort aufstand.

Mit einer abwehrenden Handbewegung brachte er das Stimmengewirr, das sich erhoben hatte, zum Schweigen.

»Es gab einen alten, ehrwürdigen Brauch in Fitu-Iva«, sagte er, »daß einem Manne, der überführt wurde, ein Bösewicht zu sein, die Gelenke gebrochen und er bis an den Hals in seichtes Wasser gestellt wurde, um lebendig von den Haien gefressen zu werden. Diese Tage sind leider vorbei. Aber einen andern alten, ehrwürdigen Brauch gibt es noch bei uns. Ihr alle wißt, was ich meine. Wenn ein Mann überführt ist, ein Dieb und Lügner zu sein, wird er mit einem toten Schwein geprügelt.«

Seine Rechte griff in den Korb, und trotzdem er seine Brille nicht hatte, landete das tote Schwein, das er herausholte, gerade auf Deasys Nacken. Mit solcher Kraft war es geschleudert, daß der Minister auf der Stelle, wo er saß, zu Boden stürzte. Ehe er wieder auf die Füße kommen konnte, sprang Sepeli mit einer Leichtigkeit, die man ihren zweihundertsechzig Pfund nicht zugetraut hätte, zu ihm hin. Ihre eine Hand packte ihn am Hemdkragen, die andre schwenkte das Schwein, und so gab sie ihm unter dem Jubel ihrer versammelten Untertanen eine königliche Tracht Prügel.

Tui Tulifau blieb nichts übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich in den Fall seines Günstlings zu finden. Er warf seinen Fettberg auf die Matten zurück und schüttelte sich vor Lachen. Als Sepeli Schwein und Finanzminister fallen ließ, hob ein Redner von der Luvseite den Kadaver auf. Cornelius hatte sich erhoben und wollte fortlaufen, als das Schwein ihn zwischen die Beine traf, so daß er wieder stürzte. Volk und Armee beteiligten sich lachend und schreiend an dem Vergnügen. Wohin sich der Exminister auch drehte und wandte, überall traf ihn das fliegende Schwein. Wie ein furchtsamer Hase rannte er zwischen Avocadobäumen und Palmen hin und her, keiner legte die Hand an ihn, ja, man machte ihm sogar Platz, aber immer wieder traf ihn das Schwein, das so oft flog, wie die Hände es wieder aufheben konnten.

VIII.

In der milden Kühle der Dämmerung paddelte ein Mann aus einer kleinen Dschungel auf die Cantani zu. Es war ein leckes, längst nicht mehr benutztes Kanu. Der Mann mußte immer wieder schöpfen und kam nur langsam vorwärts. Die Kanaken lachten lustig, als er endlich längsseits kam und sich mühsam über die Reling zog. Er war über und über besudelt und schien halb betäubt zu sein.

»Könnte ich ein paar Worte mit Ihnen sprechen, Herr Grief?« fragte er mutlos und demütig.

»Ja, aber setzen Sie sich auf die Leeseite und ein bißchen weiter weg«, antwortete Grief. »Noch ein bißchen weiter. So ist's recht.«

Cornelius setzte sich auf die Reling und ließ den Kopf in die Hände sinken.

»Ja,« sagte er, »ich dufte wie ein frisches Schlachtfeld. Mein Kopf platzt bald. Mein Hals ist wie zerbrochen. Alle meine Zähne sitzen lose im Mund. Ich hab ein Wespennest in den Ohren. Mein Rückgrat ist verrenkt. Mir ist, als hätte ich Pest und Erdbeben hinter mir, und als hätte es tote Schweine geregnet.« Mit einem Seufzer, der in einem Stöhnen endete, hielt er inne. »Ich habe einem furchtbaren Tod ins Auge geschaut, einem Tod, so schrecklich, wie kein Dichter ihn ausdenken könnte. Von Ratten gefressen, in siedendem Öl gekocht, von wilden Pferden zerrissen zu werden, das muß sicher unangenehm sein. Aber mit einem toten Schwein zu Tode geprügelt zu werden« – ihn schauderte bei dem Gedanken –, »das übersteigt die wildeste Einbildungskraft!«

Kapitän Boig schnaubte deutlich, rückte seinen Deckstuhl weiter in den Wind und setzte sich dann wieder.

»Wie ich höre, wollen Sie nach Jap fahren, Herr Grief«, fuhr Cornelius fort. »Und da möchte ich Sie um zweierlei bitten: erstens um freie Überfahrt und zweitens um einen Schluck von dem alten Whisky, den ich an dem Abend, als Sie landeten, ausschlug.«

»Gehen Sie erst mal nach vorn und schrubben Sie sich gründlich ab, Cornelius«, sagte Grief, klatschte in die Hände und befahl, Seife und Handtücher zu bringen. »Der Boy wird Ihnen ein Paar Arbeitshosen und ein Hemd geben. Aber ehe Sie gehen, müssen Sie mir noch eines sagen: Wie kommt es, daß wir in Ihrer Schatzkammer mehr Bargeld gefunden haben, als Sie in Papier ausstellten?«

»Das war mein eigener Einsatz, den ich in das Abenteuer gesteckt hatte.«

»Wir haben beschlossen, Tui Tulifau mit allen Unkosten und Verlusten zu belasten«, sagte Grief. »Ihr Überschuß wird Ihnen also ausbezahlt werden. Aber zehn Schilling müssen wir abziehen.«

»Wofür?«

»Glauben Sie, daß tote Schweine auf den Bäumen wachsen? Zehn Schilling gehen zu Ihren Lasten.«

Schaudernd gab Cornelius seine Einwilligung.

»Ich freue mich nur, daß es kein Schwein für fünfzehn oder zwanzig Schilling war.«

 


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