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Am Kolke

Die Nacht ist stumm, die Nacht ist schwül,
Es rauschet der Mühlbach sein unstetes Spiel
Und kann nicht schweigen, nicht schweigen;
Ich lehne in Gedanken am Mühlenwehr,
Es grollen die Wasser so dumpf und so schwer,
Sie wandern und rauschen – wohin und woher?
»Komm mit uns, wir wollens dir zeigen!«

Durchs Ellerndickicht der Nachtwind pfeift
Und flüsternd die glühende Stirne mir streift,
Er kann nicht schweigen, nicht schweigen;
O sage mir, sage, was ist das Glück,
Der Wonne zerstiebender Augenblick?
Da rauschts aus den Ellern vernehmlich zurück:
»Komm zu mir, dann will ich's dir zeigen!«

Es stöhnt im Röhricht und ächzt an dem Teich,
Dort wallet ein Schemen, wie Nebel so bleich,
Er kann nicht schweigen, nicht schweigen;
O sage mir, all', die ertranken hier,
Ob Ruhe und Frieden sie fanden bei dir?
Da schallt es verlockend herauf zu mir:
»Komm zu mir, ich will es dir zeigen!«

Vom Grunde da lacht es und winkt es mir zu:
»In unseren Armen ist wonnige Ruh,
So komm doch, wir wollens dir zeigen!«
Doch sagt mir, was wird aus der Seele mein,
wenn ich schon längst werd' zerflossen sein,
Geht sie auch zum ewigen Schlafe dann ein?
Da nicken die Schatten und schweigen.


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