Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

L

1796 – 1799

Der Weisheit erster Schritt ist: Alles anzuklagen, Der letzte: sich mit Allem zu vertragen.

*

Man wirft oft den Großen vor, daß sie sehr viel Gutes hätten tun können, das sie nicht getan haben. Sie könnten antworten: bedenkt einmal das Böse das wir hätten tun können und nicht getan haben.

*

Ist es nicht sonderbar, daß, wenn man z.B. in Sömmerrings vortrefflicher Schrift über das Organ der Seele liest, es einem nicht bekannter aussieht, als in einer über die Absichten des Rings des Saturns, und doch ist jenes, wenn man ja hier von Ort reden kann, und darf, das was uns am nächsten liegt. Aber die Nähe hilft uns nichts, denn das Ding dem wir uns nähern können ist nicht das dem wir uns nähern wollen. Wenn ich bei Betrachtung der untergehenden Sonne einen Schritt gegen sie zu tue, so nähere ich mich ihr, so wenig es auch ist. Bei dem Organ der Seele ist es ganz anders. Ja es wäre möglich, daß man sich durch allzugroße Näherung, etwa mit dem Mikroskop wieder selbst von dem entfernte, dem man sich nähern kann. Ich sehe zum Beispiel in der Ferne auf einem Berge eine seltsame Masse, ich komme näher und finde, daß es ein Schloß ist, noch näher entdecke ich Fenster und s.w. Das wäre genüg, wäre ich mit der Absicht des Ganzen unbekannt und ich untersuchte noch weiter, so würde ich in eine Analyse der Steine geraten, die mich weiter abführte. (S. unten S.46.)

*

Weder leugnen noch glauben.

*

Etwas dabei zu tun oder zu denken was noch kein Mensch in der Welt je dabei getan oder gedacht hat.

*

Da gabs allerlei zu bewundern und zu verfluchen. Das ist oft der Fall bei den berühmtesten Männern.

*

A. Sie sind ja so fett geworden. B. Fett? A. Sie sind noch einmal so dick als sonst. B. Das ist die Arbeit der ermüdeten Natur, die nicht mehr Kraft hat etwas anders zu machen als Fett, das man allenfalls, ohne der Menschheit damit zu nahe zu treten, wegschneiden kann. auf Sperma Ceti anzuspielen. Schmeisser. Fett, Fett ist weder Geist noch Körper, sondern bloß, was die müde Natur liegen läßt, für mich so gut wie für das Gras auf dem Kirchhofe, (in der Dämmerung geschrieben)

*

Wie geht es, fragte ein Blinder einen Lahmen; Wie Sie sehen, war die Antwort.

*

Marriage. Bei dem Stammbaum nicht zu vergessen, daß er bloß, durch die Weiber durchgeführt, Sicherheit gibt. Jedermann weiß, wer seine Mutter war, aber niemand weiß mit eben der Zuverlässigkeit, wer sein Vater gewesen ist.

*

Ob der Mond bewohnt ist weiß der Astronom ungefähr mit der Zuverlässigkeit mit der er weiß wer sein Vater war, aber nicht mit der womit er weiß wer seine Mutter gewesen ist.

*

Der Mensch ist von allen Seiten der Variabilität ausgesetzt. Das Tier erzeugt nur seines gleichen in den Jahren der vollen Kraft. Der Mensch ersetzt oft durch Phantasie und Wein, was ihm an Naturkräften abgeht. Das muß notwendig ganz eigene Phantasie- und Weingeschöpfe hervorbringen. Und unsere vitiosior progenies mag es wohl bloß deswegen sein weil sie öfters Produkt künstlicher Kräfte ist. So greift eins ins andere, wie bei der Vervielfältigung der Hunde.

*

Große Eroberer werden immer angestaunt werden, und die Universalhistorie wird ihre Perioden nach ihnen zuschneiden. Das ist traurig, es liegt aber in der menschlichen Natur. Gegen den großen und starken Körper selbst eines Dummkopfs, wird immer der kleine des größesten Geistes, und sonach der große Geist selbst verächtlich erscheinen, wenigstens für den größesten Teil der Welt, und das so lange Menschen Menschen sind. Den großen Geist im kleinen Körper vorzuziehn ist Überlegung, und zu der erheben sich die wenigsten Menschen. Bei einem Viehmarkt sind immer die Augen auf den größesten und fettesten Ochsen gerichtet.

*

Das Sorgenschränkchen, das Allerheiligste der innersten Seelen-Ökonomie, das nur des Nachts geöffnet wird. Jedermann hat das seinige. Der König von Preußen Friedrich II. betete (dieses steht irgendwo in meinen Büchern, in die ich mehr Ordnung bringen muß). Ein Meubel, der in allen Haushaltungen und in jedem Stande angetroffen wird. So etwas wäre einer guten und lehrreichen Darstellung fähig.

*

Man hat heutzutage mehr Magister der Rechtschaffenheit als rechtschaffene Menschen.

*

Eine Seelen-Schokolade, deren Gebrauch zum ewigen Leben führt.

*

In einem Lande N.N. müssen bei einem Kriege der Regent so wohl als seine Räte solange der Krieg währt über einer Pulvertonne schlafen und zwar in besondern Zimmern des Schlosses, wo jedermann frei hinsehn kann um zu beurteilen, ob das Nachtlicht auch jedesmal brennt. Die Tonne ist nicht allein mit dem Siegel der Volks-Deputierten versiegelt sondern auch mit Riemen an den Fußboden befestigt die wieder gehörig versiegelt sind. Alle Abend und alle Morgen werden die Siegel untersucht. Man sagt daß seit der Zeit die Kriege in jenen Gegenden ganz aufgehört hätten.

*

Eine sklavische Handlung ist nicht immer die Handlung eines Sklaven, (nicht πμ. imit.)

*

Daß in den Kirchen gepredigt wird macht deswegen die Blitzableiter auf ihnen nicht unnötig.

*

Er stieg langsam und stolz wie ein Hexameter voran und seine Frau trippelte wie ein Pentameterchen hinten drein.

*

Wenn die Nachwelt einmal einen ganz aufgetrennten Damen-Anzug fände (vielmehr, statt der Nachwelt, eine andere Klasse vernünftiger Wesen) und wollte daraus die Figur der Dame bestimmen, die damit überzogen gewesen wäre, was würde da für eine Figur herauskommen.

*

Die Griechen verdarben möchte ich fast sagen nicht die schönste Zeit ihrer Jugend mit Erlernung von toden Sprachen und so lernten (sie) die Sprachen, die sie nötig hatten, durch die Sachen und nicht wie wir umgekehrt in unzähligen Dingen die Sachen durch die Wörter. Plutarch war schon ziemlich bei Jahren, als er Latein lernte.

*

Die glücklichen Zeiten des Lebens, da man noch nicht denkt, wie alt man ist, noch kein Buch hält über die Haushaltung des Lebens.

*

Eine der seltsamsten Wortverbindungen, deren die menschliche Sprache fähig ist, ist wohl die: Wenn man nicht geboren wird, so ist man von allem Leiden frei pp.

*

Man bat jemanden (erzählt Müller in seiner ersten Anmerkung zu Kopernikus Revolution) eine Definition von Gott zu geben: Gott ist, sagte er, eine Kugel, deren Mittelpunkt überall und Oberfläche nirgends ist.

*

Da jetzt in den Zeitungen so viel von den Spitzen der Armeen, und der Ehre der Kronen gesprochen wird, so wünscht ein wahrer Patriot und Menschen-Freund zu erfahren 1) Wo eigentlich die Spitzen der Armeen liegen, vornen oder hinten oder auf den Seiten oder in der Mitte, oder ob die Armeen ihre Spitzen, wenn sie gegen den Feind marschieren, gar nicht einmal bei sich führen, sondern als ein Heiligtum unter einer guten Eskorte zurücklassen. 2) Worin eigentlich die wahre Ehre der Kronen besteht? Darin, daß ihre Untertanen bei einem mäßigen Auskommen und bei geraden Gliedern glücklich sind, oder darin daß man Hunderttausende schlachten oder zu Krüppeln schießen läßt, um ein paar Krämer zu bereichern und von dem Abfall dieses Überflusses Edelsteine für die Krone zu kaufen? (Ist im Hogarth genützt)

*

Benvenuto Cellini macht die vortreffliche Bemerkung: Schaden mache nicht klug, weil der neue sich immer unter einer verschiedenen Form ankündige. Dieses kenne ich recht aus eigner Erfahrung. NB.

*

Ich bin längst von dem Satz überzeugt gewesen, daß es in den Familien, die zum Exempel aus Mann und Frau, 4 bis 8 Kindern, einer Kammerjungfer, ein Paar Mägden, ein Paar Bedienten, Kutscher pp bestehen, und auch kleineren, zumal wenn noch ein paar Frau Basen wenigstens toleriert werden, gerade so zugeht, wie mutatis mutandis in den größten Staaten. Es gibt da Verträge, Friedensschlüsse, Kriege, Ministerwechsel, Lettres de Cachet, Reformation, Revolution usw. Dieses nun à la spectateur mit Familien-Geschichten zu erläutern.

*

Glaubt ihr denn, daß der liebe Gott katholisch ist?

*

Man adjungiert alten Leuten junge, ich glaube es wäre in vielen Fällen besser, wenn man manchen jungen Leuten alte adjungierte.

*

Der Todenkopf eine Weltkugel.

*

Von der geheiligten Eibe des Genies diktiert.

*

Die Hochedle Wahrheit. Ew. Hochedelgeboren.

*

Die Geehrten und die Gelehrten.

*

Es geht hier wie mit dem heiligen Christ und den Oster-Eiern, so bald man erfährt, wo sie herkommen, kriegt man keine mehr.

*

Er sagte alles mit so wenig Worten als sollte er sie sich einbrennen lassen.

*

Er hatte so viel über die Sache gedacht, wenigstens geschrieben, daß man damit wo nicht ein Pferdchen doch ein mäßiges Eselchen füglich damit hätte belasten können.

*

So ist zum Beispiel das Wort unvergleichlich im Deutschen ganz unvergleichlich erbärmlich.

*

Der Deutsche liebt die scharfen Distinktionen. Warum nicht Hoch-, Höher-, Höchst-Edelgeborner, Wohl-, Besser-, Bestgeborner Herr?

*

Ob das Elend in Deutschland zugenommen hat, weiß ich nicht, die Interjektions-Zeichen haben gewiß zugenommen. Wo man sonst bloß ! setzte, da steht jetzt!!!

*

Ich werde tagtäglich mehr überzeugt daß mein Nerven-Übel von meiner Einsamkeit sehr unterhalten wird, wo nicht gar hervorgebracht worden ist. Ich finde fast gar keine Unterhaltung mehr, als durch meinen eignen Kopf, der immer beschäftigt ist, da nun meine Nerven nie die stärksten gewesen sind, so muß notwendig dadurch eine Ermüdung entstehn. Ich merke dieses sehr wohl, daß mich Gesellschaft aufheitert. Ich vergesse mich, oder vielmehr mein Kopf empfängt anstatt zu schaffen und ruht daher. Daher ist auch das Lesen schon eine Erholung für mich, allein es ist doch nicht das, was die Gesellschaft ist, weil ich das Buch immer weglege und wieder für mich handle.

*

Ein etwas vorschnippischer Philosoph, ich glaube Hamlet Prinz von Dänemark hat gesagt: es gebe eine Menge Dinge im Himmel und auf der Erde, wovon nichts in unsern Compendiis steht. Hat der einfältige Mensch, der bekanntlich nicht recht bei Trost war, damit auf unsere Compendia der Physik gestichelt, so kann man ihm getrost antworten: gut, aber dafür stehn aber auch wieder eine Menge von Dingen in unsern Compendiis wovon weder im Himmel noch auf der Erde etwas vorkömmt.

*

Das Niesen ist eine Operation wodurch große Übel entstehen können, Taubheit, Blindheit, Aderkröpfe, ja selbst der Tod. Dieses ist die Ursache warum man Prosit sagt, Gott gebe, daß dir dieses nicht schaden möge. Man könnte das Prosit bei manchen andern Dingen sagen, beim ersten Versemachen, Heiraten pp.

*

Ich habe ihm Lieder gesungen, gereimte und ungereimte, aber er hörte sie an, wie der Maikäfer den Gesang der Kinder, und tat nur bloß was ihm gefiel.

*

Diesesmal habe ich Ihnen durch meinen Bedienten sagen lassen, daß ich nicht zu Hause wäre, nach dem Billet aber, das Sie mir deswegen geschrieben haben, werde ich bei dem nächsten Besuch, womit Sie mich beehren werden, die Ehre haben es Ihnen auf der Treppe selbst zu sagen. Ich bin pp.

*

Es macht allemal einen sonderbaren Eindruck auf mich, wenn ich einen großen Gelehrten oder sonst einen wichtigen und gesetzten Mann sehe, dabei zu denken, daß doch einmal eine Zeit war, da er den Maikäfern ein Liedchen sang um sie zum Auffliegen zu ermuntern.

*

Meine Fragen über die Physik könnten vielleicht den Titul bekommen: Vermächtnisse. Man vermacht ja auch Kleinigkeiten.

*

Subjektivität. Wie viel anders sieht nicht schon der Alte die Welt an, als der Jüngling» Wahrlich eine Harmonika ist kaum mehr von einer Maultrommel unterschieden, als ein schönes Mädchen in den Augen eines gefühlvollen Jünglings, und denen eines dünnhaarigen zahnlosen Greises.

*

Ohne mündliche Inspektion, wie jenes Mädchen sagte, läßt sich hiervon nicht urteilen.

*

Eine verfängliche Frage fast wie die: ob Zwillinge Stiefgeschwister sein können.

*

Freilich wenn man die Jugend in das ungewisse Alter verlegen will, so (muß) man ganz gewiß etwas von dem Alter in die Jugend verlegen.

*

Berg-Rat; Tal-Rat könnte man einen Aufseher über die Brunnen nennen.

*

Aus dem Zittern, wenn man schwach wird, sollte man fast glauben, (daß) die Wirkung unsres Willens auf unsern Körper stoßweis geschähe, und die Stetigkeit in den Bewegungen sich zum Zittern verhalte, wie das Polygon zum Kreis oder der krummen Linie (ich verstehe mich). Man kann in jedem Alter glaube ich witzig sein, nur geht es damit nicht mehr in einem so steten Strom wie in der Jugend, man zittert auch da, sammelt man die Bemerkungen und nimmt die Zwischen-Räume weg, so kann der Leser die Abnahme der Kräfte nicht bemerken. Ich mag tun was ich will, so kann ich es ohne Zwischen-Räume nicht. Ich zittere überall. Zittern ist Anstrengung mit Ausruhen mit schnellen Abwechselungen verbunden.

*

Als er am Kirchhofe vorbei ging, sagte er: Die da können nun sicher sein, daß sie nicht mehr gehenkt werden, das können wir nicht.

*

Vor einigen Tagen las ich wieder, daß ein Prediger im Lüttichischen, wo ich nicht irre, der 125 Jahre alt gestorben ist, von dem Bischofe sei gefragt worden, wie er es angefangen habe so alt zu werden. Ich habe mich, sagte er, des Weins, der Weiber und des Zorns enthalten. Hier ist, wie mich dünkt, nur die große Frage: wurde der Mann so alt, weil er sich jener Gifte enthielt, oder weil (er) ein Temperament besaß, das es ihm möglich machte sich jener Gifte zu enthalten? Ich glaube es ist unmöglich nicht für das letzte zu stimmen. Daß sich mit jenen Giften jemand das Leben verkürzen kann, und zwar sehr stark, ist kein Beweis, daß man sich das Leben dadurch verlängert, daß man sich ihrem Gebrauch entzieht. Wer das Temperament nicht hat, würde, wenn er sich des andern Geschlechts enthielte, gewiß sein Leben damit nicht verlängern. Eben so ist es mit der Sage, daß die wahren Christen immer rechtschaffene Leute sind. Es hat lange rechtschaffene Menschen gegeben, ehe Christen waren, und gibt gottlob! auch da noch welche, wo keine Christen sind. Es wäre also gar wohl möglich, daß die Leute gute Christen sind, weil das wahre Christentum das heischt, was sie auch ohne dasselbe würden geworden sein. Sokrates wäre gewiß ein sehr guter Christ geworden.

*

Wir haben nunmehr 4 Prinzipien der Moral:

1) ein philosophisches: Tue das Gute um sein selbst willen, aus Achtung fürs Gesetz;

2) ein religiöses: Tue es darum, weil es Gottes Wille ist, aus Liebe zu Gott;

3) ein menschliches: Tue es weil es deine Glückseligkeit befördert, aus Selbstliebe;

4) ein politisches: Tue es, weil es die Wohlfahrt der großen Gesellschaft befördert, von der du ein Teil bist, aus Liebe zur Gesellschaft, mit Rücksicht auf dich. (Dieses alles nicht πμ Reichs-Anzeiger. № 133.1797. (Düvel)). Sollte dieses nicht alles dasselbe Prinzip sein, nur von andern Seiten angesehn? Ein Ausdruck desselben kann dasselbe besser für gewisse Klassen von Menschen repräsentieren. Ich sehe nicht ein, warum man nicht gewissen Menschen-Klassen dieselbe Sache unter einem andern Bilde verständlich machen sollte, wenn er nur bei wachsender Erkenntnis ein besseres findet, oder eines, das seinem Steigen angemessen ist. Ja es ist mir sogar ein Fall gedenkbar, da der menschliche Geist sich noch ruhig findet, und ruhig ansehen kann, daß alles nichts ist, wenn er nur durch diese Stufen der höchsten Anstrengung zu dieser Kenntnis gelangt ist. Schwache zum Nachdenken nicht aufgelegte Menschen, die solche Kenntnisse auf Treu und Glauben antizipierten, wären verloren, und daher rührt vieles Unheil in der Welt.

*

Wer willens ist seine Kinder zu Huren und Spitzbuben zu erziehen, und so etwas kann zuweilen nützlich sein (besser), der muß hauptsächlich Sorge tragen sie mit den Anfangsgründen bekannt zu machen ehe die Kinder erfahren, daß es Laster sind.

*

Die Dintenflecke flogen in seiner ganzen Stube herum, ohne sich je wegzubegeben, wenn sie sich einmal niedergelassen hatten.

*

Am 24. Julii 1797. gegen halb drei Uhr des Nachmittags wurde mir mein siebentes Kind, ein Knabe, sehr glücklich geboren. Ich war sehr bewegt. An demselben Tage erhielt ich einen Brief von meinem Bruder datiert: Gotha den 20. Julii, worin er mir von dem kleinen Knaben den er von dem Tischler Paul adoptiert hat, obgleich der Vater noch lebt, sagt daß es eines der schönsten Kinder sei, die er je gesehen habe, und er fände es, wie manche Römer, angenehmer anderer Leute Kinder zu erziehen, als sich die Mühe zu nehmen selbst welche zu machen. – Hier will ich ihn beim Wort halten. Ich will ihm Kinder genug zu erziehn geben, die er nicht gemacht hat, und gegen die er mehr Verbindlichkeiten hat, als gegen die von dem Tischler Paul, Meine eigenen, die Ich, sein Bruder, selbst gemacht habe. Meines Bruders Brief enthielt einige vortreffliche Erinnerungen an unsres unvergeßlichen Vaters Sterbe-Tag, wegen des Datums. Mein Brief an ihn, worauf der seinige die Antwort war, war den 17ten Julii, den Sterbe-Tag meines Vaters, datiert, (er starb den 17. Julii 1751.) Mein lieber Bruder wird sich meiner armen Kinder gewiß annehmen, wenn es ihm gehörig vorgestellt, und er zugleich an unsere Mutter erinnert wird.

*

An eben diesem Tage ersoff der Branntweinschenke Conradi, in Brunnenwasser. Das Wasser, das seine vermaledeite Industrie gänzlich vom Schenktisch der Musen-Söhne zu verdrängen rastlos bemüht war, hat sich an ihm gerochen.

*

Endlich wurde er in einer Schulhöhle den (wilden) Terzianern vorgeworfen, und, wie man sagt, von ihnen aufgefressen.

*

Jemanden mit einem Tränen-Fläschchen zu vergleichen.

*

Es wäre wohl der Mühe wert ein Leben doppelt oder dreifach zu beschreiben, einmal wie ein allzu warmer Freund, dann wie es (ein) Feind, und dann wie es die Wahrheit selbst schreiben würde.

*

Wollen Sie nicht Ihren wertesten Hut niederlegen? πμ

*

Man fängt seine Testamente gewöhnlich damit an, daß man seine Seele Gott empfiehlt. Ich unterlasse dieses mit Fleiß, weil ich glaube, daß solche Rekommendationen wenig fruchten, wenn sie nicht durch das ganze Leben vorausgegangen sind, solche Rekommendationen sind Galgenbekehrungen; eben so leicht als unwirksam.

*

Ich habe oft stundenlang allerlei Phantasien nachgehängt, in Zeiten, wo man mich für sehr beschäftigt hielt. Ich fühlte das Nachteilige davon in Rücksicht auf Zeitverlust, aber ohne diese Phantasien-Kur, die ich gewöhnlich stark um die gewöhnliche Brunnen-Zeit gebrauchte, wäre ich nicht so alt geworden, als ich heute bin, 53 Jahr 1½ Monat.

*

Er wollte nicht verführen, aber er verführte. Es ist sehr traurig, daß das Bestreben der Menschen Übel zu vermindern so viel neues erzeugt. Man scheint gewöhnlich die Kraft besser zu kennen, als den Stoff, auf welchen sie angewandt wird.

*

Wenn dieses Philosophie ist, so ist es wenigstens eine, die nicht recht bei Trost ist.

*

Wenn zwei Personen, die sich jung gekannt haben, alt zusammen kommen, so müssen tausend Gefühle entstehn. Eines der unangenehmsten mag sein, daß sie nun sich in so manchem betrogen finden, was sie bei ihren Hoffnungsspielen ehmals als gewiß berechnet hatten. (Ich verstehe mich.)

*

Alles, was wir als Menschen für reell erkennen müssen, ist es auch würklich für Menschen. Denn sobald es nicht mehr verstattet ist, aus jenem Naturzwang auf Würklichkeit zu schließen, so ist an ein festes Principium gar nicht mehr zu gedenken. Eines ist so ungewiß als das andere. Wem der Beweis für das Dasein eines höchsten Wesens aus der Natur (kosmologischer) zwingend ist, der bleibe dabei; eben so der, den der theoretische, oder der moralische überzeugt. Selbst die, die an neuen Beweisen gegrübelt haben, sind vielleicht durch einen Zwang dazu verleitet worden, den sie sich nicht ganz entwickeln konnten. Statt uns ihre neuen Beweise zu geben, hätten sie uns die Triebfedern entwickeln sollen, die sie nötigten sie zu suchen, wenn es anders nicht bloß Furcht vor den Konsistorien oder den Regierungen war.

*

Ach was wollten wir anfangen, sagte das Mädchen, wenn der liebe Gott nicht wäre.

*

Ist es nicht sonderbar, daß man zu den höchsten Ehrenstellen in der Welt (König) ohne Examen gelangt, das man von jedem Stadt-Physikus fordert?

*

Kaum spricht er aus: Es werde – – so brennen die Laternen auf der Erde.

*

Es geht im einzelnen wie bei der Menge, an welche Anreden gehalten werden. Es hören es nur die Nahe-Stehenden, allein die Entfernten schreien mit, wenn es zum Beifall geht. So darf nur bei mancher Überlegung eine Leidenschaft Beifall geben, so rufen alle übrige, und selbst Vernunft mit in den Haufen.

*

Es wäre eine Frage ob die bloße Vernunft ohne das Herz je auf einen Gott verfallen wäre. Nachdem ihn das Herz (die Furcht) erkannt hatte suchte ihn die Vernunft auch, so wie Bürger die Gespenster.

*

Ich glaube doch nun auch wirklich, daß die Frage, ob die Gegenstände außer uns objektive Realität haben, keinen vernünftigen Sinn hat. Wir sind unsrer Natur nach genötigt von gewissen Gegenständen unsrer Empfindung zu sagen, sie befänden sich außer uns, wir können nicht anders. Siehe unten was Kant sagt L p. XIV. Die Frage ist fast so törigt, als die: ob die blaue Farbe wirklich blau sei. Wir können unmöglich über die Frage hinausgehen. Die Dinge, von denen ich sage sie seien außer mir, weil ich sie so ansehen muß, es mag übrigens mit jenem Außer-mir-sein eine Beschaffenheit haben, was es für eine will, darüber können wir nicht richten. Hierüber doch den Theätet zu lesen.

*

Wie man sagt so sollen die Götter gewünscht haben, daß sie so schön wären, wie sie von den Griechen abgebildet worden sind. Höher läßt sich wohl das Lob der griechischen Künstler schwerlich treiben, und ein illustreres Beispiel, daß die Porträte schöner sind als ihre Originale, auch nicht geben.

*

Ist noch ein Tisch, noch ein Stuhl da, worauf dieser Reim geschrieben worden ist? Ist noch ein Pantoffel, noch ein zerrissener Schlafrock da, in welchen er geschrieben worden ist?

*

Das Wort: unvergleichlich zeigt was in der Welt aus Worten werden kann.

*

Unsere Gedichte werden gemacht, bald nach dem Herzen, bald nach dem Ohr, bald nach der Konvenienz (jedes allein NB). Es sollte aber in jedem Gedicht nur ein einziger Quell sein.

*

Der Mensch als Natur-Produkt; als Produkt seines Geschlechtes (der Gesellschaft); das Produkt seiner selbst, der gebildete, gesittete, wissende Mensch.

*

Keine Erfindung ist wohl dem Menschen leichter geworden, als die eines Himmels.

*

Ihre körperliche Reize befanden sich gerade in dem sonderbaren Zeit-Punkt, wo sie anfangen ihre anziehende Kraft mit der abstoßenden zu vertauschen.

*

Zwischen den Wendekreisen wäre der Wetterhahn kein Symbol der Unbeständigkeit. Er sieht immer denselben Weg. Barometer.

*

Wenn ich in Prosa schrieb fielen sie über mich her, und so ging es mir auch, wenn ich mich in die Höhe der Poesie begab. So wie fliegende Fische von Räubern verfolgt werden, sie mögen untertauchen oder fliegen.

*

Sind wir nicht auch ein Weltgebäude und eines, das wir besser kennen, wenigstens besser kennen sollten, als das Firmament? NB.

*

Je weiser man selbst wird, desto mehr sieht man in den Werken der Natur, warum sollte auch nicht in manchen unsrer Gedanken sehr viel mehr enthalten sein, als wir zuweilen bemerken? es sind ja auch Produkte der menschlichen Natur. Jeder Gedanke ist an sich was, der falsche so gut als der wahre. Der falsche ist nur Unkraut, das wir in unserer Haushaltung nicht gebrauchen können. So läßt sich manches entschuldigen, was ich dem Hogarth angedichtet habe. Er konnte das alles instinktmäßig hingeworfen haben ohne es zu wissen. Schnürbrust und Holzwelle, Moll Flanders und second sight auf Marriage à la mode. Pl. V.

*

Was die wahre Freundschaft und noch mehr das glückliche Band der Ehe so entzückend macht, ist die Erweiterung seines Ichs und zwar über ein Feld hinaus, das sich im einzelnen Menschen durch keine Kunst in der Welt schaffen läßt. Zwei Seelen, die sich vereinigen, vereinigen sich dennoch nie ganz so, daß nicht immer noch der beiden so vorteilhafte Unterschied bliebe der die Mitteilung so angenehm macht. Wer sich sein eigenes Leiden klagt, klagt es sicherlich vergeblich, wer es der Frau klagt (klagt) es einem Selbst das helfen kann und schon durch die Teilnahme hilft. Eben so wer gern sein Verdienst gerühmt hört findet ebenfalls in ihr ein Publikum, gegen welches er sich rühmen kann, ohne Gefahr sich lächerlich zu machen.

*

ad p. 2. L. Ist es nicht eine sonderbare Situation, in der sich die Seele befindet, wenn sie eine Untersuchung über ihr eigenes Selbst liest; also in Büchern sucht was sie selbst wohl sein möchte? Es hat einige Ähnlichkeit mit dem Hunde, dem man einen Knochen an den Schwanz gebunden hat, sagte Lion wahr, aber etwas unedel.

*

Ein Stoß auf den Magen beraubt alles Bewußtseins nicht den Magen sondern den Kopf selbst. Überhaupt wird immer von Kopf und Herz geredet und viel zu wenig vom Magen, vermutlich, weil er in den Souterrains logiert ist, aber die Alten verstunden es besser. Persius kreierte ihn bekanntlich schon zum Magister Artium, und in den 1700 (?) Jahren kann er doch wohl etwas hinzu gelernt haben.

*

Nichts verloren gehen zu lassen, ist eine Hauptregel, Papierschnitzel so wenig als Zeit. Petschafte.

*

Den gestirnten Himmel für Danziger Goldwasser ansehen, zumal in einem Tubo, wäre das sehr schicklich für einen Trinker?

*

Wenn er philosophiert, so wirft er gewöhnlich ein angenehmes Mondlicht über die Gegenstände, das im ganzen gefällt, aber nicht einen einzigen Gegenstand deutlich zeigt.

*

Ich hatte mich auf K's Anraten damals entsetzlich darüber geärgert.

*

Die Natur schafft die Generale so wie die Dichter und Maler. Erstere will man absolut aus Prinzen machen, warum nicht auch letztere?

*

Selbst die sanftesten, bescheidensten und besten Mädchen sind immer sanfter bescheidener und besser, wenn sie sich vor dem Spiegel schöner gefunden haben.

*

Es ist ein Glück, daß die Gedanken-Leerheit keine solche Folge hat, wie die Luftleerheit, sonst würden manche Köpfe, die sich an die Lesung von Werken wagen, die sie nicht verstehen, zusammengedrückt werden.

*

Es ist wohl gewiß, daß man über eine Sache sehr richtig urteilen kann und weise, und dennoch, so bald man genötigt wird seine Gründe anzugeben, nur welche angeben kann, die jeder Anfänger in der Art Fechtkunst widerlegen kann. Letzteres können oft die weisesten und besten Menschen so wenig, als sie die Muskeln kennen, womit sie greifen, oder Klavier spielen. Dieses ist sehr wahr, und verdient weiter ausgeführt zu werden.

*

Das Populär-Machen sollte immer so getrieben werden, daß man die Menschen damit heraufzöge. Wenn man sich herabläßt, so sollte man immer daran denken auch die Menschen zu denen man sich herabgelassen hat ein wenig zu heben.

*

Den eigentlichen Adel kann kein Gesetz abschaffen, es kann nur die Art vorschreiben wie und wem er mitgeteilt werden soll.

*

Seine Taten wären wahrlich über und über genug für einen Kometen-Schwanz. Kein Kometen-Schwanz dürfte sich schämen so etwas getan zu haben. Einem Kometen-Schwanz Ehre zu machen.

*

Familien-Geruch (extend).

*

Das war der Henkel (Stiel) bei dem man ihn anfassen mußte, wenn man ihn ausgießen wollte, an allen andern Stellen verbrannte man sich die Finger.

*

Wenn der Mensch sagt, Gott hört und sieht alles, warum sollte man ihn nicht mit Augen und Ohren malen, mit Pinsel oder Phantasie das ist gleich viel. Aber ob es recht ist ihn bloß mit 2 Augen zu malen glaube ich kaum, denn so könnte er unmöglich sehn was hinter ihm vorgeht. Es ist also eine Frage, wer hier am vernünftigsten malt, der der ihn wie einen Menschen darstellt oder der, (der) ihn ganz mit Augen besetzt.

*

Ich fürchte, unsere allzu sorgfältige Erziehung liefert uns Zwerg-Obst. (cum grano salis ad besser zu werden)

*

So wenig als Särge auf Jahrmärkte gebracht werden.

*

Ich glaube ein Handel würde noch einträglich sein; nämlich der mit Hunden auf Jahrmärkten, man müßte hierbei auf Künste und Schönheit sehen. Das würde aber die Hunde in der Welt sehr vermehren, auf deren Verminderung man denken sollte, wegen des Brodessens und Gefahr von der Wut.

*

Die Buchhändler sollten leinene Lumpen und Papierschnitzeln zur Bezahlung nehmen; so könnte sich noch mancher ehrliche Mann ein Werkchen anschaffen.

*

Ein Methusalem unter den Gehenkten, das Kunrädchen zu Darmstadt.

*

Über den Aberglauben ließe sich gewiß etwas sehr Gutes schreiben, nämlich zu seiner Verteidigung; auch zu zeigen, daß jedermann abergläubisch ist. Ich mit meinen Lichten. Ich glaube an diese Dinge nicht ernstlich, aber es ist mir denn doch angenehm wenn sie nicht widrig ausfallen. Nachzusehen Peucer de praecipuis divinationum generibus. Kepler Harmonices Libri V im 4 ten Buch.

*

Er wurde so von ihm bezaubert wie die Klapperschlange von den Schweinen. Er ergriff die Flucht, aus Furcht aufgefressen zu werden. Wenn dieses höchst passend gesagt wird, von Leuten, die bezaubern wollen aber von Leuten die kein Gefühl für solchen Zauber haben mißhandelt werden, so kann es gut werden.

*

Ein zahm Geborner.

*

Die kleinen Versuche die wir anstellen, und unsere Privat-Bemühungen, so unbedeutend sie öfters sind, helfen doch den großen Strom formieren, der in das Meer der Unendlichkeit (?) fließt, ob der gleich mit seinem Namen alle die kleinen Bäche verschlingt. Was würde dem Rhein bleiben, wenn ihm die kleinen Bäche das ihrige entziehn wollten?

*

Die Religion eine Sonntags-Affaire.

*

Wie herrlich würde es nicht um die Welt stehen, wenn die großen Herrn den Frieden wie eine Maitresse liebten, sie haben für ihre Person zu wenig vom Kriege zu fürchten.

*

Das größte Geheimnis, das so viele Menschen gewußt haben, und noch so viele beiderlei Geschlechts einst wissen werden, das man gewöhnlich an öffentlichen Plätzen erfährt, das aber noch nie jemand ausgeplaudert, noch je ausplaudern wird. – Die Empfindung wenn einem der Kopf abgehauen wird.

*

Bajonetten-Ruh ein Lustschloß.

*

Man rühmt sich im Alter noch einer Empfindsamkeit der Jugend, die man nie besessen hat. So entschuldigt sogar das Alter die Jugendsünden, und verbessert jene Zeiten durch Nachhelfen. So erzählte mir in diesen Tagen ein alter Mann (Chenius), er könne sich keine größere Freude denken, als im Sommer morgens um 5 oder vor 5 durch das Korn zu fahren oder zu gehen oder zu reiten; er habe in seiner Jugend da recht so seine Andacht in Bewunderung des Schöpfers gehabt. – Von allem dem war gewiß kein Wort wahr. Er fuhr und ritt durch das Korn und vergnügte sich, aber die Vergnügungen waren nicht andächtig, sondern gewiß mit Entwürfen zu Bällen u.d.gl. Jetzt korrigiert er die Zeiten, und glaubt damals empfunden zu haben, was er jetzt vielleicht empfinden würde, oder wenigstens empfinden sollte, nach seinem jetzigen Nerven-, Knochen- und Muskeln-System. – Ist das nicht sonderbar? In der Tat ist es in dem Horazischen: Laudator temporis acti – se Juvene enthalten, nur mit Nüance. Er korrigiert sogar vorwärts.

*

Sein Gewissen wurde in den Grafenstand erhoben.

*

Jeder stürzt sich mit seiner elastischen Atmosphäre in das Meer der Ewigkeit, je elastischer sie ist, desto länger sprudelt es, aber am Ende, wo es nicht mehr sprudelt, sind wir Alle, Alle vergessen.!!

*

Die Zahl der legislativen Glieder am physischen Staate werden täglich mehr, der exekutiven immer weniger.

*

Dieses ist einer von den sogenannten geflügelten Sprüchen die sich aber leider, anstatt umher zu fliegen, über die Wolken erhoben haben. So geht es mit fliegenden Dingen. Man sollte sie anzubinden wissen oder lernen.

*

Was die wahre Freiheit und den wahren Gebrauch derselben am deutlichsten charakterisiert, ist der Mißbrauch derselben.

*

Er vernünftelte mich ganz aus meiner Vernunft heraus. (pity pity)

*

Man hat auch bei Schließung der Ehen, wo allein die Leiber diktieren sollen, das Interesse zugelassen.

*

Die Vernunft sieht jetzt über das Reich der dunkeln aber warmen Gefühle so hervor wie die Alpen-Spitzen über die Wolken. Sie sehen die Sonne reiner und deutlicher, aber sie sind kalt und unfruchtbar. Brüstet sich mit ihrer Höhe.

*

Ein Gedanken-Vakuum, was für ein Glück, daß die Köpfe nicht zerdrückt werden. Wenn eine Gedanken-Leere auch um sie herum ist, so ist es nicht möglich.

*

Die kleinen Mägdchen haben ein Spiel, da sie sich schnell umdrehn und ihre Röckchen fliegen machen, alsdann schnell niederkauern, und mit allen diesen Umständen ein biß Luft unter dem Röckchen fangen, das sich sehr bald verliert. Sich brüsten um nichts zu fangen, ist oft ihr Geschäft auch in reifern Jahren, und gerade mit demselben Fang-Apparat. (besser)

*

Ein nebelartiges Schleichen.

*

Es ist eine ganz bekannte Sache, daß die Viertel- Stündchen größer sind, als die Viertel stunden.

*

Motto: die Wahrheit finden wollen ist Verdienst, wenn man auch (auf) dem Wege irrt.

*

Wo alle Leute so früh als möglich kommen wollen, da muß notwendig bei weitem der größere Teil zu spät kommen.

*

Kein Wort im Evangelio ist mehr in unsern Tagen befolgt worden, als das: Werdet wie die Kindlein.

*

Mit dem Glücks-Rad des Lotto lebendig gerädert kam er endlich hieher, kurz vor dem Gnadenstoß.

*

Deutschland hat sich gegen das unchristliche Frankreich recht christlich bewiesen. Nachdem es von demselben einen Streich auf den einen Backen bekommen hatte, so hielt es ihm den andern auch dar.

*

Das heißt hindenken, wo es keine Gedanken mehr gibt, so wie jener Junge, der Kegel in der Dämmerung aufsetzte, als er von jemanden, der vorbei geworfen hatte, aus Scherz befragt wurde, wie viel er geworfen habe, sehr naiv antwortete: Sie haben hingeworfen, wo keine Kegel waren.

*

Wenn man so widerlegt wird, so weiß ich doch auch fürwahr nicht was man mit Ehren noch tun kann, als allenfalls dem Gegner die Fenster einschmeißen. (mit Ehren replizieren als allenfalls mit Fenster einschmeißen.)

*

Die Balken von Häusern anzusehen, die Zeugen waren von Hoffnungen, die nun nach 25 Jahren nicht erfüllt sind. O Gott O Gott. Dieses ist zu fein für einen großen Teil des lesenden Publikums, aber nichts desto weniger wahr. Wie schwer ist es nicht ein Mittel zu treffen.

*

Daß wir die Sperlinge noch nicht ganz von unsern Erbsen-Feldern abhalten können, ist ein Zeichen, daß wir die Natur der Sperlinge noch nicht genug kennen. Man verfährt gegen sie wie gegen Spitzbuben, das ist wie gegen Menschen und das sind sie doch offenbar nicht. Ich wollte also auf alle Weise zur unmenschlichen Behandlung raten.

*

Es war immer auf dem Garten eine Freude so die schönen Lein-Athenienserinnen des Sonntags vorbeigehen zu sehen.

*

Die Linien der Humanität und Urbanität fallen nicht zusammen.

*

Wer Nasen malen kann, kann darum noch nicht Atlas und Samt malen, und doch verlangt man auf einem Porträt Atlas und Nase gleich gut. – Der Maler, der mir den Charakter des Menschen in den Mienen malt, ist doch fürwahr von dem Draperie-Maler so sehr unterschieden, als der Weber, der Rosen webt, von dem Leineweber.

*

Der physische Drang für Nachkommenschaft wurde immer schwächer, so wie der für Nahrungssorgen zunahm.

*

Man spricht viel von Aufklärung, und wünscht mehr Licht. Mein Gott was hilft aber alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben, oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen?

*

Ich habe alles Verbotene wieder gegessen, und befinde mich, gottlob, eben so schlecht wie vorher; (ich meine nicht schlechter.)

*

Theorie der Falten in einem Kopfkissen.

*

Er hatte seinen beiden Pantoffeln Namen gegeben.

*

Wenn man jung ist, so weiß man kaum daß man lebt. Das Gefühl von Gesundheit erwirbt man sich nur durch Krankheit. Daß uns die Erde anzieht merken wir wenn wir in die Höhe springen, durch Stoß beim Fallen. Wenn sich das Alter einstellt, so wird der Zustand der Krankheit eine Art von Gesundheit und man merkt nicht mehr, daß man krank ist. Bliebe die Erinnerung des Vergangenen nicht, so würde man die Änderung wenig merken. Ich glaube daher auch daß die Tiere auch nur in unsern Augen alt werden. Ein Eichhörnchen, das an seinem Sterbe-Tage ein Auster-Leben führt, ist nicht unglücklicher als die Auster. Aber der Mensch der an drei Stellen lebt, im Vergangnen, im Gegenwärtigen und in der Zukunft, kann unglücklich sein, wenn eine von diesen dreien nichts taugt. Die Religion hat sogar noch eine vierte hinzugefügt, die – Ewigkeit.

*

Man sieht jetzt häufig Verordnungen, daß kein Kandidat zum Predigtamt gelassen werden soll, der nicht die (orientalischen) Grundsprachen studiert habe. Du gerechter Gott, und doch läßt man täglich Leute auf Thronen steigen und in das Ministerium, die nicht einmal die Muttersprache ihres Fachs kennen!!

*

Im ganzen Zirkel von Liebe zur Veränderung, die das weibliche Geschlecht besitzt, ist wohl die zur Veränderung des Namens die vorzüglichste.

*

Wenn Not die Mutter des Fleißes oder der Erfindung ist, so ist es eine Frage, wer der Vater ist, oder die Großmutter oder die Mutter der Not ist. (gar nicht πμ)

*

Es ist möglich jemanden die Backen so zu streicheln, daß es einem Dritten läßt, als hätte man ihm eine Ohrfeige gegeben.

*

Wie viel in der Welt auf Vortrag ankömmt, kann man schon daraus sehen, daß Kaffee, aus Weingläsern getrunken, ein sehr elendes Getränke ist, oder Fleisch bei Tische mit der Schere geschnitten, oder gar, wie ich einmal gesehen habe, Butterbrod mit einem alten wiewohl sehr reinen Schermesser geschmiert.

*

Die Polizei-Anstalten in einer gewissen Stadt lassen sich füglich mit den Klappermühlen auf den Kirschen-Bäumen vergleichen. Sie stehen stille wenn das Klappern am nötigsten wäre, und machen einen fürchterlichen Lärm, wenn wegen des heftigen Windes gar kein Sperling kömmt.

*

Was ein bedächtliches gesetztes Verfahren in allen Vorfällen des Lebens nützlich ist, kann ich mir auch dadurch erläutern. Ich kann mir keinen schrecklichern Zufall denken, als wenn mir jemand eines meiner Kinder aus Unvorsichtigkeit erschösse, und doch kenne ich mehrere Menschen, denen ich ohne Mühe vergeben würde, andere die ich nie wieder würde vor Augen sehen können und noch andere, die ich auf der Stelle erschießen könnte, und würde, wenn ich ein Gewehr zur Hand hätte.

*

Ein Abend-Essen zu Fuß.

*

Verminderung der Bedürfnisse sollte wohl das sein was man der Jugend durchaus einschärfen sollte, und sie dazu zu stärken suchen. Je weniger Bedürfnisse desto glücklicher, ist eine alte aber sehr verkannte Wahrheit.

*

Als auf einmal ein Donnerschlag Kopfweg rief.

*

Wenn die Erinnrung an die Jugend nicht wäre, so würde man das Alter nicht verspüren, nur, daß man das nicht mehr zu tun vermag, was man ehmals vermochte, macht die Krankheit aus. Denn der Alte ist gewiß ein eben so vollkommnes Geschöpf in seiner Art als der Jüngling.

*

Man hat schon lange bemerkt, daß, wenn der Geist sich erhebt, er den Leib fallen läßt auf die Knie. (besser; not quite πμ)

*

Das Wort Entbindung ist zweideutig; es kann auch den Tod bedeuten.

*

Galgen mit einem Blitzableiter.

*

Er klagte damals sehr über Hühner-Augen auf den Ellbogen.

*

Es hatten sich eben ein Paar Fliegen in meinem Ohr gepaart.

*

Luther sagt bekanntlich:

Wer nicht liebt Wein, und Weiber und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Leben lang.

Doch muß man hierbei nicht vergessen hinzuzusetzen:

Doch ist, daß er ein Freund von Weibern, Sang und Krug ist,
Noch kein Beweis, daß er deswegen klug ist.

*

Er schliff immer an sich, und wurde am Ende stumpf, ehe er scharf war.

*

Ich wollte einen Teil meines Lebens hingeben, wenn ich wüßte was der mittlere Barometerstand im Paradiese gewesen ist.

*

Es ist in vielen Dingen eine schlimme Sache um die Gewohnheit. Sie macht, daß man Unrecht für Recht, und Irrtum für Wahrheit hält.

*

Ein von der Natur nicht sehr umwundenes Spitzbuben-Gesicht.

*

Es gibt jetzt der Vorschriften was man sein soll so mancherlei Arten daß man am besten tut, wenn man bleibt was man ist, daß es kein Wunder wäre, wenn die Menge auf den Gedanken geriete zu bleiben was sie ist.

*

Es gibt Leute, die so wenig Herz haben etwas zu behaupten, daß sie sich nicht getrauen zu sagen, es wehe ein kalter Wind, so sehr sie ihn auch fühlen möchten, wenn sie nicht vorher gehört haben, daß es andre Leute gesagt haben.

*

Es war zu Ende Septembers 1798, als ich jemanden im Traum die Geschichte der jungen und schönen Gräfin Hardenberg erzählte, die mich und überhaupt jedermann sehr gerührt hat. Sie starb im September 1797 in den Wochen, eigentlich während der Geburt die nicht zu Stande kam. Sie wurde geöffnet, und das Kind neben sie in den Sarg gelegt, und so wurden sie zusammen des Nachts mit Fackeln unter einem entsetzlichen Zulauf von Volk nach einem benachbarten Orte, wo das Familien-Begräbnis ist, gebracht. Dieses geschah auf dem Göttingischen Leichenwagen, einer sehr unbeholfenen Maschine. Dadurch wurden also die Leichname sehr durcheinander geworfen. Am Ende wollten sie, ehe sie in die Gruft gebracht wurden, noch einige Leute sehen. Man öffnete den Sarg und fand sie auf dem Gesichte liegend und mit ihrem Kinde in einen Haufen geschüttelt. Das schöne Weib, schwerlich noch 20 Jahre alt, die Krone unsrer Damen, die auf manchem Ball den Neid der schönsten auf sich gezogen, in diesem Zustande! Dieses Bild hatte mich zu der Zeit oft beschäftigt, zumal, da ich ihren Gemahl, einen meiner fleißigsten Zuhörer, sehr wohl gekannt hatte. Diese traurige Geschichte erzählte ich nun jemanden im Traume im Beisein eines Dritten, dem die Geschichte auch bekannt war; vergaß aber (sehr sonderbar) den Umstand mit dem Kinde, der doch gerade ein Hauptumstand war. Nachdem ich die Erzählung, wie ich glaubte, mit vieler Energie und Rührung dessen, dem ich sie erzählte, vollendet hatte, sagte der Dritte: Ja und das Kind lag bei ihr, alles in einem Klumpen. Ja, fuhr ich gleichsam auffahrend fort, und ihr Kind lag mit in dem Sarge. Dieses ist der Traum. – Was mir ihn merkwürdig macht, ist dieses: Wer erinnerte mich im Traume an das Kind? Ich war es ja selbst, dem der Umstand einfiel? Warum brachte ich ihn nicht selbst im Traume als eine Erinnerung bei? Warum schuf sich meine Phantasie einen Dritten, der mich damit überraschen und gleichsam beschämen mußte? Hätte ich die Geschichte wachend erzählt, so wäre mir der rührende Umstand gewiß nicht entgangen. Hier mußte ich ihn übergehn um mich überraschen zu lassen. Hieraus läßt sich allerlei schließen. Ich erwähne nur Eines, und mit Fleiß grade das, was am stärksten wider mich selbst zeugt, zugleich aber auch für die Aufrichtigkeit, womit ich diesen sonderbaren Traum erzähle. – Es ist mir öfters begegnet, daß, wenn ich etwas habe drucken lassen, erst ganz am Ende, wenn sich nichts mehr ändern ließ, bemerkt habe, daß ich alles hätte besser sagen können, ja, daß ich Haupt-Umstände vergessen hatte. Dieses ärgerte mich oft sehr. – Ich glaube, daß hierin die Erklärung liegt. Es wurde hier ein mir nicht ungewöhnlicher Vorfall dramatisiert. – Überhaupt aber ist es mir nichts Ungewöhnliches, daß ich im Traum von einem Dritten belehrt werde, das ist aber weiter nichts als dramatisiertes Besinnen. Sapienti sat.

*

Jean Paul ist doch zuweilen unerträglich, und wird noch unerträglicher werden, wenn er nicht bald dahin gelangt, wo er ruhen muß. Er würzt alles mit Cayennischem Pfeffer und es wird ihm begegnen, was ich einst Sprengeln weissagte, er wird, um sich kalten Braten schmackhaft zu machen, geschmolzenes Blei oder glühende Kohlen dazu essen müssen. Wenn er wieder von vornen anfängt wird er groß werden.

*

Er hustete so hohl, daß man in jedem Laut den doppelten Resonanz-Boden Brust und Sarg mitzuhören glaubte.

*

Er schien eher Tischler-Arbeit zu sein als ein wirklich menschliches Geschöpf.

*

Hat wohl jemand je den Einfall gehabt, die Äsopischen Fabeln durch Tier-Marionetten vorzustellen? Wenn die Tiere gut gezeichnet wären, so könnte es wohl eine herumziehende Truppe ernähren. Wenn man sie durch wirkliche Füchse vorstellen lassen wollte, so würden sogar die Hunde zugreifen. Dieses geht gegen die Ähnlichkeiten in den Karikaturen.

*

Ein wahres Steckbrief-Gesicht.

*

Wir wollen sein Leichen-Tuch nicht lüften.

*

Man ordnet nach dem Geist der Zeit. Nach dem Geist der Zeit dahin

—————— dorthin
—————— immer weiter
—————— zum Teufel.

Auf den freundschaftlichen Inseln führen die Leute beständig Krieg und fressen einander sogar. So sehr verträgt sich auch hier Artigkeit gegen Gäste mit häuslicher Abscheuligkeit. (Muß umgekehrt werden)

*

Es ist fast nicht möglich etwas Gutes zu schreiben ohne daß man sich dabei jemanden oder auch eine gewisse Auswahl von Menschen denkt die man anredet. Es erleichtert wenigstens den Vortrag sehr in tausend Fällen gegen einen.

*

Der menschliche Geist wird immer gleichförmiger, je mehr er sich über das Körperliche erhebt. Je näher er aber diesem wieder kömmt, desto häufiger werden die Abweichungen gerade so wie ich bei den Planeten gesagt habe.

*

Ich habe wohl hundertmal bemerkt, und zweifle gar nicht, daß viele meiner Leser hundert und ein oder 2 mal bemerkt haben mögen, daß Bücher mit einem sehr einnehmenden gut erfundnen Titul selten etwas taugen. Vermutlich ist er vor dem Buche selbst erfunden, vielleicht oft von einem andern.

*

Er leistete seiner Frau die eheliche Pflicht des Prahlens an jedem Abende. Er suchte ihr begreiflich zu machen, daß er der erste Mann in der Stadt oder wohl gar im Staate sei. Vertraulichkeit ist nirgends größer als zwischen rechtschaffenen Ehe-Leuten, sie gründet sich zwischen rechtschaffenen Menschen auf Aufopferung der Schamhaftigkeit in dem einzigen Falle der ehelichen Verhältnisse. Dieses vermehrt das Verbrechen des Ehebruchs gar sehr (besser). Es gibt der ehelichen Pflichten gewiß mehrere, dahin gehört auch die für die Frau, daß sie schlechterdings den Beweis von dem Wert ihres Mannes dem Manne selbst überläßt; ihm implicite glaubt, allenfalls nur mit gesundem Menschenverstand hier und da moderiert. Des Mannes Pflicht ist zu glauben, daß das Weib das treuste in der Welt sei so bald sie es sagt. Ja er muß sogar an Reservationes nicht einmal glauben. Doch wird auch hier gesunde Vernunft, wo sie statt findet, zu verbessern und nachzuholen wissen. Seine Frau mußte ihm alle Abende die eheliche Pflicht leisten seine Prahlereien anzuhören.

*

Eichen, Buchen, Birken, das Geläute in einem Besenbinder-Staat.

*

Ein geistisch-dichterisches Phantasie-Bordell.

*

Er (Lion) gestand mir, daß er nun in seinem Alter einige mutwillige Einfälle, die er hatte drucken lassen, betrachtete, wie die kleinen Kleckschen die ein geliebtes Rotkehlchen, das bei ihm herumflog, auf seine Bücher Papiere und Möbel gedruckt hatte, jetzt nachdem ihm eine Katze das Tierchen geholt habe dem er sie verzieh.

*

Man würde selbst die Sternschnuppen für Sterne halten, wenn sie nur Stand hielten.

*

Gottlob, daß wir nicht nötig haben, die Berge zu düngen, daß sie Eisenstein tragen. Wer weiß was noch in der Welt geschieht?

*

Da wo die Tugenden wild wachsen.

*

Man will wissen, daß im ganzen Lande seit 500 Jahren niemand vor Freuden gestorben wäre.

*

Die Tollheit war ein Lehn in der Familie.

*

Die Buchdruckerkunst ist doch fürwahr eine Art von Messias unter den Erfindungen.

*

Ich kann nicht sagen, daß ich das Glück hätte daran zu zweifeln.

*

Nichts muntert mich mehr auf, als wenn ich etwas Schweres verstanden habe, und doch suche ich so wenig Schweres verstehen zu lernen. Ich sollte es öfter versuchen.

*

Bei den meisten Menschen gründet sich der Unglaube in einer Sache auf blinden Glauben in einer andern (nicht πμ).

*

In Dingen, wo es vorzüglich auf lebhaften Vortrag ankömmt, sollte man, nachdem alles parat ist, was man sagen will, erst beibringen was man beibringen kann, ganz für sich, also bloß des Beibringens wegen; alsdann alles noch einmal schreiben des Weglassens wegen. Das erste ist das Dreschen, das zweite ist das Sichten und Sieben. Nun müßte noch ein Drittes kommen, das Würfeln. Ein paarmal Sichten schadet auch nicht.

*

Heautobiographia. Nicht zu vergessen, daß ich einmal die Frage, was ist das Nordlicht? auf den Graupnerschen Boden mit einer Adresse an einen Engel hinlegte und ganz schüchtern am andern Morgen nach dem Zettel hinschlich. O wäre da ein Schelm gewesen, der den Zettel beantwortet hätte!

*

Ein großes Licht war der Mann eben nicht, aber ein großer (bequemer) Leuchter. Er handelt mit anderer Leute Meinungen.

*

Der Mann hatte immer von der einen Seite ein sehr ehrliches Gesicht, wenn er einen dicken Backen hatte, und waren beide Backen geschwollen, so bekam er an den Mundwinkeln die beiden Cherubs-Fältchen.

*

Gerade wie auf meinem neuen Bibliotheks-Zimmer, sieht es in meinem Kopfe aus. Ordnungsliebe muß dem Menschen früh eingeprägt werden, sonst ist Alles Nichts.

*

Ist es nicht sonderbar, daß die Menschen so gerne für die Religion fechten, und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?

*

In der Nacht vom 9 ten auf den 10 ten Februar 99. träumte mir, ich speiste auf einer Reise in einem Wirtshause, eigentlich auf einer Straße in einer Bude, worin zugleich gewürfelt wurde. Gegen mir über saß ein junger gut angekleideter, etwas windig aussehender Mann, der ohne auf die umher Sitzenden und Stehenden zu achten seine Suppe aß, aber immer den 2 ten oder dritten Löffel voll in die Höhe warf, wieder mit dem Löffel fing und dann ruhig verschluckte. Was mir diesen Traum besonders merkwürdig macht, ist, daß ich dabei meine gewöhnliche Bemerkung machte, daß solche Dinge nicht könnten erfunden werden, man müsse sie sehen. (Nämlich kein Romanenschreiber würde darauf verfallen) und dennoch hatte ich dieses doch in dem Augenblick erfunden. Bei dem Würfel-Spiel saß eine lange, hagere Frau und strickte. Ich fragte, was man da gewinnen könnte: sie sagte: Nichts, und als ich fragte, ob man was verlieren könne, sagte sie: Nein! Dieses hielt ich für ein wichtiges Spiel.


 << zurück