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Advent

Altbayrisch Allerseelen

 

Für Alfred Kubin und Hans Carossa

 

Da sind die Gassen deiner frommen, kirchtürmereichen Stadt, die an drei Flüssen liegt, ausgeschlagen als wie mit schwarzem Tuch, so drängt sich's von Menschen, alle in Trauerkleidern. Von Kränze tragenden Menschen. Und von Grablampen tragenden Menschen.

Über die vielen Brücken der mit »bayrisch Venedig« angeredeten Stadt – da sind die Hände keines trauernden Menschen heut leer, da sind die Hände jedes Menschen heut schwer: von Kränzen aus Immergrün und Immortellen; von künstlichen Kränzen aus wie mit rotem Wein und braunem Blut bestrichenem nachgemachtem Laub; von Grablampen und -ampeln, hinter deren dunkelblauen und dunkelroten Fenstern, die alle mit einem »eingelegten« Kreuz bemalt sind, schon das Seelenlicht angezündet scheint. Und breit gerahmte Bildnisse von teuern Verblichenen siehst du hinüberschaffen zum Friedhof, »Brustbilder«, nach einer kleinen Kabinettphotographie bis zu dreiviertel »Lebensgröße« vergrößert; und zärtlich geglättete Kopfkissen aus weißem Atlas oder schwarzem Samt siehst du tragen, Kissen, darauf – auf dem Grabhügel – die »Seele« schlummern soll heut, so leicht, so ohne auch nur so viel von den Daunen »einzudrücken«, als etwa ein Wind eindrückte ...

Und welche (von den Reichen) lassen von ihren Dienern und Dienerinnen gar Dreifüße hinüberschleppen zur ausgemauerten Familiengruft, bronzene Dreifüße, daß aus den seichten Schalen sehr magische, sehr mystische Feuer sollen lodern an diesem Tag, der allen Seelen gehört ...

Aber selbst die Hände der Ärmsten der Armen sind nicht leer heut. Viel bunt gehaltene papierene Blumen an drähternem Stiel, ein Kruzifix zwischen zwei brennenden Leuchtern aus blauem Glas, zwei winzig kleine kniende Engel aus weißem Porzellan oder ein Heiligenbild: soviel bringt selbst der Unbegütertste noch auf – ein bißchen Wachslichterglanz und ein bißchen pietätvolle Zier ... Wobei die arme Witwe von ihren vier unmündigen Kindern die zwei ältesten dann strenge anhält, ja auf das abtropfende Wachs zu achten und dieses (solang es noch warm ist) zu Kugeln zu kneten, damit man ein Jahr lang wieder für das viele Nähgarn – probatum est! – etwas zum »Einwächsen« hat!

 

Oh, und was sind die Hände alle heut weiß – die Hände wie die Stirnen, die beide tief herab zu Grabhügeln sich senken wollen an diesem Tag! Denn heute ist euer Geschäft, ihr Stirnen, dieser Erde sehr nahe zu sein – heute gilt euer Tagwerk, ihr Hände, dieses Land, das eure Toten düngen, mit der Aussaat der Trauer zu bestellen. Als wie von unsichtbaren schwarzen Floren um Hände und Stirnen scheint die Weiße der Haut noch erhöht – und als wie schon präpariert scheint die Blässe: dem Goldlicht der Kerzen, das tief aus der Erde, das wie aus dem Herzen des Toten selbst gleich einer schwankenden Blume aufbrechen will, als silberner Spiegel zu dienen.

Und vieler Augen scheinen dir, der du auf der Brücke stehst überm Inn (welcher sonst so Ungebärdige heut aber gar nicht so sehr rauschen will!) – vieler Augen scheinen dir umränderter als sonst. Und die Fältchen um die Augen aller sind so schrundig wie ein Fels, und aus manchen Stunden gleißt's wie Rinnsale eines Sturzbachs, der um diese Stunde grad ein wenig verruht – um in der kommenden um so rauschender sich herabzustürzen, in reißenden Bächen die Hänge netzend, die die Wangen sind.

Schwankt nicht die eiserne Brücke ein wenig vor all dem bluten Leid, das das Allerweltsleid ist? Singt's nicht ein wenig in den Nieten der Träger und Stützen? Die Brücke blutet: unter den breitkuppigen Nägeln hervor sickert der Rost wie Blut! – Diese Brückenbögen wissen in ihren schwingenden Lagern von der Last, die die Toten wiegen: denn ein jedes Gestorbenes muß zuletzt noch über diese Brücke ... ebenso wie sie den wie mit Gewichten sehr beschwerten Schritt kennen derer, die dem toten Vater, Geschwister oder Sohn, einer abgeschiedenen Mutter oder Tochter die letzte Ehre zu erweisen darübergehen.

Und da senkst du den bislang beobachtenden Blick, da trittst du geneigten Hauptes ein in die schier ununterbrochene Reihe derer, die da hinüberwallen zum Gottesacker ... selber nur noch ein Schifflein im Strom, der zum traurigsten aller Feste trägt, bis hin vors große Tor, das mit den Zeichen des Todes geschmückt ist.

Als ob die braune Hand des Herbstes die letzten vergilbten Blätter der Kastanie aufgespart hätte bis auf diesen Tag, streut er sie als raschelnden Teppich unter die Füße hin der Prozession. Hoch im gotisch hohen Raum dieses Spätherbsthimmels schwirren Glockentöne, ein wenig verirrt schier herüber von der Stadt. Und um die Mauern des Friedhofs wogt ein niedriger Lärm, ein jahrmarkthafter: die Spatzen sind's, die einander überschreien ... ein schriller, zischender Grabgesang.

Und als wie der Brummbaß zu diesem Liede, das sonst nicht halb so sehr zerreißend wäre, fegen die Züge der Kaiserin-Maria-Theresia-Bahn über den gelben Fluß, nach Österreich ...

Wie du durchs Portal hereingehst, vermeinst du allen Lärm – den der Spatzen und den der Eisenbahnzüge, den der Glocken wie den des raschelnden Laubs – draußen gelassen zu haben in der Welt, so abrupte Stille ist hier. Als ob ungeheure Teppiche dies Herinnen steil verhängt hätten vor allem Draußen, so hellhörig in deinen Ohren ist dir. Vom Himmel hoch oben fällt zwischen den Teppichwänden das Licht ein – von unten aus der Erde steht ihm ein andres, goldeneres, wärmeres entgegen, ein wärmeres als wie an der Schlafwärme der Toten gewärmt, ein blühenderes, das wie gelbe Blumen ist, und aus jedem der gelben Kelche flackern schwarze Staubfäden. Kerzen, Kerzen, Kerzen und Kerzenschein ... süß nach Wachs riecht's hier ... und ein frommes Spiegeln der Seelenlichter in den polierten Postamenten alles Grabmarmors und feinen Granits hebt an ... und süß nach Kränzen riecht's hier ... du watest bist zu den Knien in heiligem Licht!

Und hinter jedem Grabstein und hinter jedem stirnhohen Kreuz stehen Menschen. Etwas von jenem Irrgarten, der hinter Zeltwänden mittels trügerischen Spiegeln auf der alljährlichen Maidult gestellt wird, hat das Bild jetzt: hinter jedem Kreuz hervor und hinter jedem Stein hervor treten Menschen. In solcher Zahl, in solchem Schmerz, in Gewirr und solchem Wirbel und Tanz, daß es »rundum mit dir geht«, wie man hierzuland sagt, daß alles sich dir vor den Augen dreht ... Und hinter Lichtern hervor starren sich die Bildnisse an, die du über die Brücke heut hast tragen gesehen – die Bildnisse von dem und jenem – und all sie, die sich hier abbilden auf ihrem Grab, hast du im Leben gekannt ... (sie sind ja an deiner Tür vorbeigegangen, jeder noch um seine gewisse Stunde, da sie schon sehr krank waren: der eine in die Kirche, der andre zum Doktor, der dritte von der Kirche und vom Doktor immer noch in sein geliebtes Wittelsbacher »Cafe«!) ... und unter ihren Grablampen und -ampeln auf den schwarzen Samt- oder weißen Atlaskissen ruhen unsichtbar ihre Leidensköpfe aus – wie dich dünkt: ein wenig schier mit geöffnetem Mund – und wie um ihre im Tod eingesunkene Brust flaggen die Schleifen, die so weiß herscheinen, mit den Schriften darauf: »dem Gatten«, »dem Vater« – und aber weißer noch und stolzer gar flaggen jene Ehrenschleifen, wie: »gestiftet von der kgl. bayr. Privileg. Feuerschützengesellschaft Passau«. Diese ganze Stadt ist heute mehr denn je eine einzige große Familie, denn eins streift mit den Schultern die Schultern des andern heut, so sehr nahe einander rückt Leid, so dicht aufeinander liegen sie da, die toten Töchter und Söhne der Stadt!

Und kaum daß du dir – ein wenig rücksichtslos fast – den Weg zum Grabe bahnen mußtest, das dein Verstorbenes birgt, da öffnen sich alle dichtest-bestandenen Wege wie auf eine Zauberformel: Priester im Ornat kommen geschritten, ein wenig eilig schier geschritten, geweihtes Wasser mit riesigen Weihwasserwedeln ausstreuend über die jüngstaufgeworfenen wie über die alten Gräber: die Erde wird neu eingesegnet wie alle Jahre an diesem Tag. Und ein wenig besinnungslos ist deine eigne Trauer, so sehr aus dem Tiefsten aufgerührt ward sie vom Leid aller andern. Statt zu differenziertem Gedenken der Lebenstage deines Toten so recht zu kommen, flüchtet deine Trauer lieber in stille Vaterunser und Ave Marias. – Du hast nur das eine dumpfe Gefühl: du willst hier bleiben und gar nicht wieder weggehen, wie es östlichere Brüder von dir haben mögen, im großen Rußland drüben, nordöstlicher von hier: die Tische und Gedecke und Bestecke mitbringen aufs Grab und den Samowar, die da essen und trinken über dem Hügel, aus dem gleichen, nur dumpf erahnten Gefühl: hier bleiben bei dir da unten und gar nicht wieder weggehen! ...

Und du erinnerst dich: wie du als Kind einen schön geflochtenen »Seelenwecken« aus Eierteig von deinem Paten geschenkt bekamst an diesem Tag und ja jedes Krümchen davon aufessen mußtest, sonst hättest du ja die eine arme Seel' nicht errettet, die du mit dem völlig Garessen kraft der Legende retten konntest ...

Und nun geht's an ein Gräberbesuchen, um zu sehen, ob der andern Hügel ebenfalls »schön« dekoriert sind. Um andern Hinterbliebenen ein wenig Trost zu überbringen und ... sich selber ein wenig Trost zu holen aus andrer Leid.

 

Da bricht's mit einemmal wie Heulen ein in diese Stille: eine ganze große Familie kommt an bei einem Grab, das sich erst gestern, am Allerheiligentage, überdeckte ... melodisches Weinen von Frauen ... kurze, abgerissene Schluchzer von Männern ... Wimmern von Kinderstimmen ... So ein frischer einzelner Jammer ist allemal egoistisch genug, den stummen Schmerz aller, das beruhigte Leid einer ganzen Gemeinde laut zu überklagen ... da pflanzt sich ein Weinen durch alle Reihen ... bis vors Portal des Friedhofs.

Abend fällt ein. Rückkehr vom Friedhof. Die Wohnungen erleuchten sich. Die Wirtshäuser füllen sich; von Einheimischen wie von Zugereisten zu diesem »Fest«. Am hellsten erleuchtet vor seinen Türen aber und in seinem Innern angefüllt bis auf den letzten Platz ist heute ein Haus – »außer Abonnement« – das Stadttheater, darinnen wie alle Jahre das Rühr-, Schauer- und Trauerstück gegeben wird: »Der Müller und sein Kind« ...

Maria Schutz
oder: Das wundertätige Gnadenbild

 

Meiner zweiten Mutter Elise

 

Wir standen eben auf dem halben Wege von Oberhaus nach Ries still. Tief zu unseren Füßen lag Passau. Claudius Claudi tat seine charakteristische weitausholende Bewegung mit dem Arm und deutete hinab. »Wenn du's nicht wüßtest, könntest du es von hier aus fast am allerbesten sehen, daß Passau an drei Flüssen liegt, die hier in einem Punkt zusammentreffen, und daß die eigentliche Stadt, die sich in die Länge ausdehnt, ohne viel Mühe die Gestalt einer Insel annehmen könnte, wenn vom Inn bis zur Donau ein Graben gezogen würde, denn von einem Wasser zum anderen zählt man, uns gerade gegenüber, nicht mehr als 500 Schritte. Das Ende dieser Landzunge aber, die Passau darstellt, wird schon in alten Zeiten der Ort oder am Ort genannt. Und da lag und liegt das Kloster Niedernburg ... Siehst du es?«

»Ich kenn's, ich kenn's!«

»In diesem Kloster war lange Zeit ein wundertätiges Bild, Maria Schutz genannt. Im Jahre 1567 hatte Bernhard Schwarz, ein passauischer Domherr, dieses Marienbild in Augsburg verfertigen und auf ein Schiff bringen lassen in der Absicht, es den folgenden Tag nach Passau mitzunehmen.«

»Wer erzählt das?«

»Die Tradition, die Legende.«

»Hm.«

»Bei nächtlicher Weile aber – in Regensburg – machte sich das Schiff von selber – es befand sich damals keine lebende Seele darauf, vom Ufer los und fuhr auf der Donau herab bis nach Passau, wo es am Orttor landete.«

»Das steht heute nicht mehr, das Orttor?«

»Nein!«

»Aber sonst ist das Schiff doch wohlbehalten von Regensburg nach Passau herabgeschwommen?«

»Das Wunderbare kommt erst noch! ... Die Legende erzählt nämlich weiter, daß damals eben fremde Soldaten in Passau am Ufer gegenwärtig waren, die dieses Schiff, das sie für leer hielten, zu wiederholten Malen vom Ufer weg in die Donau hinausstießen. Das Schiff ließ sich aber dadurch nicht abhalten –«

»Bravo!«

»– sondern schwamm immer wieder dem Ufer zu. Einige anwesende Schiffsleute, denen diese ungewöhnliche Erscheinung auffiel, untersuchten das Schiff und fanden darin eben jenes Gnadenbild, das sie sofort der Äbtissin Kunigunde von Puchberg zu Niedernburg anzeigten, zu deren Gebiet damals das Ufer am Ort gehörte.«

»Also die Soldateska war wieder einmal das Rauhbein. Das ist ein schöner Zug in deiner Legende. Und ein wahrhaft moralischer Zug.«

»Die Äbtissin hat dieses Bild gleich mit großen Freuden in ihr Kloster bringen und in der Hauptkirche oberhalb der Sakristei im Chore der Nonnen, dem Betstuhle der Äbtissin gegenüber, auf ein Gesims setzen lassen. Allein in der Nacht verschwand das Bild von seinem Platze und wurde am folgenden Tage im sogenannten Langhause, auf einer kleinen Mauer stehend, gefunden. Diese freiwillige Versetzung des Bildes wiederholte sich viermal, obschon man dabei, um sich von der Wahrheit recht zu überzeugen, Wache halten ließ ... unter großer Bewunderung und häufigem Zulauf des Volkes.«

»Im Jahre 1600 hat ein böhmischer Graf und Oberst namens Balthron durch Anrufung dieses Gnadenbildes seine Gesundheit zurückerlangt und zur Bewahrung, zu besserer Bewahrung, einen schön bemalten Kasten verfertigen lassen.«

»Einen schön bemalten Kasten zu besserer Verwahrung seiner Gesundheit?«

»Des Bildes natürlich! ... Anno 1625 ließ Adam Scheer, Ratsbürger zu Passau, einen Altar dazu verfertigen, auf welchem täglich eine heilige Messe gelesen wurde ... Auch eine fromme Dame, Katharina v. Neuhaus, geborene Gräfin v. Montfort, hat das Bild mit einer köstlichen Kleidung und vergoldeten Krone und Zepter zieren lassen ... Diese Statue ist sofort in kurzer Zeit also gewachsen, daß sie anfing, mit der Krone oben an der Decke des Kastens anzustoßen und endlich gar daraus hervorzuragen.«

»So was habe ich immer gern.«

»Was?«

»Ich rede von guten Tischlern und sehr gelungenen Tischlerarbeiten.«

»Wieso?«

»Aber der Tischler selber wäre wohl nie auf die Idee gekommen, einen neuen Kasten so anzufertigen, daß er wie alt scheint ... und als ob das Bild angefangen hätte, mit der Krone oben an der Decke des Kastens anzustoßen und endlich gar daraus hervorzuragen.«

Und mein Claudius lächelte ein zweites Mal und fuhr fort:

»Auch an Schwere hat die Statue fortwährend zugenommen. Denn als sie 1659 Graf Martiniz, Domherr zu Passau, auf einen neuen Altar stellen ließ, konnten sie mehrere Männer nur mit Mühe von der Stelle heben, während sie vor 92 Jahren eine einzige Magd mit Leichtigkeit über 300 Schritte weit vom Ufer am Ort bis ins Kloster Niedernburg getragen hatte.«

»Du verwirrst mich ganz und gar!«

»Der Klosterbeichtvater Pater Gotthard Freyd, Benediktiner von Kremsmünster, der um das Jahr 1664 ein eigenes Werkchen über dieses Gnadenbild, Maria Schutz genannt, geschrieben und es dem damaligen Fürstbischof Wenzel zu Passau dediziert hat, erzählt viele von der Statue vollbrachte Wunder.«

»Aber ... und mit diesem Aber will ich ganz an den Anfang unserer gegenwärtigen Unterhaltung anknüpfen.«

»Ach ja! An deine Vorhersagung?«

»– aber ... sieh einmal dort hinüber!«

»Wohin?«

»Über die Donau, über die Landzunge Passau und den jenseitigen Inn weg! Siehst du den Bergkeller ... der schon auf österreichischem Gebiet liegt ... und wo wir zusammen in früheren Jahren manches Seidel getrunken haben ...?«

»Ja. Am Hang des Hambergs?«

»Richtig ... Und was siehst du weiter oben auf dem Hamberg – über unserm Bergkeller?«

»Ich muß dir aufrichtig gestehen, daß da etwas mir Neues ist. Das kann voriges Jahr noch nicht gewesen sein. Ein ungeheures Haus, ganz weiß aus der Dämmerung herleuchtend ... ein großmächtiges Gebäude ... und da ein Türmchen drauf ... ist das eine Kapelle?«

»Das ist die neue Ansiedlung, das ist das Kloster der Jesuiten!«

Ich fragte weiter: »Wie stehen wohl ihre geistlichen Nachbarn zu ihnen, die Herren Kapuziner bayerischerseits, aber auf dem gleichen Berg, der da nur Mariahilfsberg genannt wird?«

»Ich kenne ein paar Herren von diesen. Und die wollen natürlich so schlau wie die anderen sein. Aber sie verrieten sich mir unfreiwillig. Um es mit einem Wort zu sagen: da ist erbittertste Konkurrenz!«

»I wo.«

»Klöster sind Reiche für sich. Und man kann nicht zwei Herren dienen. Und – das ist es, das ich dir sagen wollte, und deswegen die ganze lange Geschichte von Maria Schutz erzählte – die Kapuziner sind den anderen Herren bis auf den heutigen Tag um ein paar ganz beträchtliche Nasenlängen voraus.«

»Ich versteh' nicht.«

»Die haben ihr Wunderbild, ihr Votivbild. Gleichfalls ein sehr altes und wundertätiges, fast so – so wundertätig als jenes andere, Maria Schutz, das wir vergessen haben.«

»Ich versteh' immer noch nicht.«

»Aber ... werden sich die Jesuiten nicht nach einem gleichen umschauen? Und ... sollen sie nach dem bekannten Wort in die Ferne schweifen, wo das Gute doch so nah liegt! Da drüben! hinter uns! im Markte Hals und unterhalb der Dieterschen Raubritterburg! in der Pfarrkirche! ...«

»Wird ihnen die Pfarrkirche das Bild so ohne weiteres ablassen?«

»Ich hätte dir ungleich mehr, sagen wir, Phantasie zugetraut! ... Maria Schutz schwamm allein auf einem unbemannten Schiff von Regensburg bis Passau, wo es am Orttor anlegte. Trotzte allen fremden Soldaten, die es auf die Donau hinausstießen, und schwamm immer wieder ans Ufer. Ließ sich die Stelle dann im Chor der Nonnen nicht gefallen und versetzte sich selber viermal auf die Mauer im Langhause, bis es dort verblieb. Wuchs und wuchs mit der Krone über den Kasten hinaus und ward schließlich so schwer an Gewicht, daß es mehrere Männer nur mit Mühe tragen konnten, wo es früher eine einzige Magd mit Leichtigkeit dreihundert Schritte weit getragen hatte ... Willst du noch mehr seiner Wunder und seiner Beweglichkeit, die aus ihm selber ist? ... Ich sage dir, dieses Bild wartet nur noch bis zu diesem Winter und bis zu einer gar stürmischen Nacht. Sommers und in dem uns vorhergesagten schönen Herbst würden zuviel Menschen auf dem Wege sein – auch nachts. Mithin im Winter also, bei wütendem Schneegestöber, daß der weiße dichte Schnee ihm wie ein Mantel sein wird und mehr als ein Mantel – im Winter also und bei Schneetreiben wird das Bild den anderthalb Stunden Weg machen, vom Markte Hals und aus der Pfarrkirche zu Hals ungesehen durch Passau, über die Innbrücke und an den drei Kirchhöfen vorüber bis hinauf nach dem Hamberg. Und den nächsten Tag werden ein paar über die Maßen verwunderte Passauer Leute ein silbernes und ganz feines Klingeln zur Nacht gehört und durch den wehenden Schneemantel hindurch einen rötlichen oder gelben, aber immerhin seltsamen Schein bemerkt haben wollen, der fürbaß ging und gar nicht flackernd – – – oder –«

»Oder?« sagte ich.

»– oder ich will nimmer Claudius Claudi heißen, Amen.«

Vom Christkind

Eine Heiligabend-Betrachtung

 

Meiner Stiefgroßmutter

 

Ich denke an meine Heimat ...

In einer handschriftlichen Chronik, die aber ganz und gar verschollen ist, soll's gestanden haben: Eh' noch die Stadt staatlich geworden, alsdann wie der Bischof noch über die Stadt regierte, da soll sie quasi nach einem Plan erbaut gewesen sein, einem solchen, daß kein Haus mit seinen vier Ummauern völlig freistand, vielmehr eins mit dem andern verbunden war, so zwar, daß du von irgendeinem beliebigen Haus aus – immer wieder durch unsichtbare hohle Gänge! – bis ins Palais des Bischofs und geradeaus in dessen Arbeitszimmer gelangen konntest. Wovon aber kein Bürger etwas wußte – natürlich! – und alleinig der jeweilige Bischof geheimste Wissenschaft besaß: Recte, daß kein einziger Hausbesitzer eine leise Ahnung hatte davon, daß des Tages wie des Nachts zu jeder bewachten und unbewachten Stunde und Minute der Bischof durch eine Tapetentür von jenem Arbeitszimmer aus – ohne einen Fuß auf die freie Gasse oder auch nur auf einen unüberdeckten Hof setzen zu müssen! – durch unsichtbare Hohlwege wie eine unirdische Erscheinung plötzlich im geringsten der Häuser unvermutet auftauchen konnte.

In einer andern, gedruckten Chronik freilich, da steht es schier Seite auf Seite zu lesen, in welch fortwährendem Krieg die freche Bürgerschaft mit dem frommen Bischof gelegen – und dieses wäre ja ein möglicher Beleg für jenes obige. Indes, so verlockend es an und für sich sein muß, an einen solchen echt mittelalterlich anmutenden Stadtbebauungsplan zu glauben, so tut man doch gut daran, ein wenig skeptisch zu sein und lieber zu vermuten, daß, selbst wenn die bischöfliche Gewaltherrschaft über der Stadt von allem Anfang an ein Ähnliches beabsichtigt und auch betrieben hätte, daß selbst dann noch wohl manchesmal es beim bloßen Plan hätte verbleiben müssen. – Ich für meine Person mutmaße heute sogar, daß das alles nur eine Legende ist, die sich spät bildete, darum weil die Stadt früh schon und auch weiterhin immer so aussah, gerade als ob sie nach einem ebensolchen Grundriß hätte aufgebaut sein können! – Gleichviel aber ging dies Märlein zu meiner Kinderzeit noch sehr um, und – wie es gar nicht anders zu erwarten stand! – sonderlich um die herannahende heilige Weihnachtszeit sahen wir in dunkeln Winkeln unsrer dunkeln Häuser aus den unheimlich dicken Mauern das dem Bischof vorausleuchtende mystische Licht bereits deutlich durch die Fugen der Quadern scheinen, die sich im nächsten Augenblick in unsäglich verborgenen Scharnieren drehen und öffnen wollten ...

Die Stadt gleicht von oben, vom Oberhauserberg etwa gesehen, heute noch in ihren Linien – so geheimnisvoll wie die Linien deiner Hand – einer wahren Magie.

Und da bin ich wieder in unserm »Wohnzimmer« und stehe an einem unsrer Fenster ...

Den rätselhaft dicken Mauern entsprechend, gehen auch alle Fensternischen so eines alten Hauses gar tief. Ja, sie bilden wahre Erker, vorausgesetzt, mein' ich, daß du sie dir – umgekehrt nach innen gerichtet denken kannst. Und auch ist es hier immer so ein bißchen erkerlich kühl. Da mag's im mächtigen Kachelofen zuhinterst förmlich mit Peitschen knallen: hier vorne ist schier nur was wie das Echo von derselbigen lauten Wärme. – Dabei liegt's zwischen den Doppelfenstern höher als mannesfausthoch aufgeschichtet von Sägespänen, und darüber breitet sich, gleichermaßen zum Schmuck als zur Warmhaltung, noch dazu eine völlige Decke Moos, darinnen die kleinen holzgeschnitzten und grün angefärbten Jäger unter den stilisierten Baumkronen das Gewehr auf viel springende braune Hirsche und Rehböcke anlegen ... und dennoch, und dennoch bleibt einem immerdar ein leises Frösteln in so einer Ecke.

Aber schließlich müssen diese vielleicht nur eingebildeten kleinen Frostschauer den kindlichen Rücken hinab nun einmal sein, sonst wär's doch wohl nicht das ganz Richtige! Das sind eben die nötigen schauerlich-schönen Stimulantia, ohne die der starrende Winter da draußen kein Winter wär' und der große, eisschollentreibende Fluß kein winterlicher Fluß.

Wann übrigens mag dieser eine Jäger da im Moos denn umgefallen sein, daß er, auf dem Rücken liegend, mit immer noch gezücktem Gewehr, gerade wie nach einem hoch in der Höh' gedachten schwebenden Luftballon zielt? – Ob das gar wohl 's Christkindl war? Ei ja! 's Christkindl wird's gewesen sein – wie's gestern am Abend vorbeiflog – und mit dem blitzenden Widerschein vom goldenen Saum seines Gewandes den Jäger leicht anstreifte.

Selbstverständlich hat das heilige Christkind den Jäger nur ganz leicht, eben nur mit jenem Widerschein vom Goldsaum angestreift! Aber das genügte ja auch schon reichlich! Bei so einem hölzernen Jäger, der ja gar kein richtiger Jäger ist!

Das Christkind!

Das ist der Wallfahrtsort, zu dem hin alle kindlichen Wünsche reisen! – Das ist das wundertätige Gnadenbild, das selbst vermessenes Begehren stillen soll, sowie »Maria Hilf« eine schlimme Hand heilt!

Ach! Wer Weihnachten sich nie viel Dinge gewünscht hat, von denen er von Anfang an genau wußte, daß er sie sämtlich niemals erhalten würde, und wer nie aus diesem Widerstreit heraus und wie sieghaft darüber dennoch für sich erhoffte, daß das allmächtige Christkind diesmal vielleicht ein einzig-einziges Mal eine Ausnahme von der sonst durchgängigen leise-linden Enttäuschung vorbereiten würde, der kennt eine (von mystischen Schatten erfüllte!) Falte am Silberkleid des Christkinds nicht ... doch dafür hat Gott bei uns Kindern schon gesorgt, daß vor die feine und leichte Karosserie unsers Herzens die nie aussetzenden Motoren der Phantasie gespannt sind ... und höchstens Kindern von Multimilliardären, die so fabelhaft sind, daß sie überhaupt in keine bestehende Steuerklasse mehr taugen, ist da ein Radschuh lähmend untergelegt ... aber solche Multimilliardärssprößlinge hinwiederum wissen wohl erst gar von keinem Christkind nicht ...

 

Es mag ja – überm großen heidnischen Teich – ein paar Kinder geben, die – mögen sie auf ihren Wunschzettel hinschreiben, was sie auch wollen – immer wieder nur treffen, was innerhalb der Grenzen des Erreichbaren liegt ... aber du mein Gott! Was denn liegt beispielsweise für einen Jungen, der nur ein wenig hellhörig für die häuslichen sorgenvollen Erörterungen zwischen Vater und Mutter ist, denn nicht ganz außerhalb der unerschütterlichen Marksteine des Niezuverwirklichenden? Und so vertraut dieser seinem zittrig geschriebenen »Brief ans Christkind« den Wunsch nach einer ganz, ganz kleinen Dampfmaschine überhaupt erst gar nicht an und hofft aber desto mehr, daß das Christkind »zwischen den Zeilen lesen« möge.

 

Und so kommt das so: daß der Junge in seinem »Brief«, den er am Abend ins Fenster legt und der dann beim Erwachen nicht mehr da ist, immer ein wenig sehr notgedrungener Materialist bleibt, um sich in seinen Träumen aber um so inbrünstiger dem Christkind gerade wie immerfort zu Füßen zu werfen.

Und so beginnt denn – in dieser von religiösen Legenden wahrhaft unterminierten Stadt – ein Kult, der in gleicherweis religiöse Ekstasen ausartet ... und der sich vor Wünschen verkrampfende Herzmuskel des Knaben bewirkt, daß die Augen wie halluzinieren, die ohnehin durch das brennende Starren ins Schneelicht verwirrt und geblendet werden ... und zumindest bei jedem viertelstündlichen Glockenton hoch vom nahen Turm scheint die tief graue Luft wie von lichtgolden blitzenden Streifen durchquert ... und viele Engel vom Himmel eilen dem göttlichen Christkind am hellichten Tage zur Hilfe herbei ... und tief bis in seine Träume hört der Knabe Surren und Rauschen von großen und strahlenden Flügeln ...

Und als ob ich – im selben unsrigen Wohnzimmer in derselbigen alten Stadt – wieder unter all meinen Geschwistern wäre, geradeso ist mir ...

Oh! Und da gab es ein sehr Kurioses, das – also gesteigert – gleichfalls nur um die vorweihnachtliche Zeit der Fall war ...

In andern, zumal in nördlicheren Gegenden, glaube ich, ist das lange nicht mehr so sehr im Schwang oder bestand diese uraltbayerische patriarchalische Sitte überhaupt nie: daß es bestenfalls dem jeweils kleinsten von den Kindern – und auch ihm nur, solange es halt noch ganz und gar nicht vernünftig sprechen kann – verstattet sein mag, zu Mutter und Vater du zu sagen. Bei uns wie bei den unsrigen Nachbarn aber war es von jeher so, daß von dieser Vergünstigung selbst das »Kleine« so gut wie keinen Gebrauch machte. Und das ist leicht erklärlich. Nämlich indem es von uns »Größeren« fortwährend nichts als das ihm weit seltsamere, schon weil weit scheuer hingeredete Sie zu den Eltern hörte und die Auszeichnung, als alleiniges Drauflos-duzen-zu-dürfen, ja noch nicht im geringsten zu würdigen verstand, setzte es vielmehr etwas wie einen gar heftigen Eifer darein, es uns im förmlichen Siezen gleichzutun.

Und war dies das ganze Jahr über von seiten des jeweiligen Kleinsten (der allerkleinste Nachfolger, der lag meist schon in der Wiege) mehr als ein purer kindlicher Nachahmungstrieb – ein wenn auch nur unbewußtes, doch bereits fleißig beobachtetes Distanzinnehalten (welches später zur obersten Forderung wird) zwischen Eltern und Kind: um noch wieviel mehr fiel das dann erst um die heilige Weihnachtszeit auf!

Denn zu Weihnacht, da mußten uns ja die Eltern schier noch um einen Kopf größer und fremder erscheinen. Genau so wie uns der Brunnen vorm Haus erhöhter und unnahbarer erschien, seit er, von Stroh umgürtet, hochauf eine Schneekappe trug. Ja, also um Weihnacht mußten uns die Eltern doch noch ragender und ferner vorkommen – wie wir es nämlich täglich und täglich vernahmen, daß sie mit dem Christkind »direkt persönlich« verkehrten!

Ach! Wenn da Vater oder Mutter von einem Geschäft, von dem wir nichts erfahren durften, nach Hause kamen, dann war uns der Schnee auf ihren Schultern oder in ihrem Haar nicht Schnee – sondern der aus himmlischen Wolken gradaus herabgesandte Beweis dafür, daß sie soeben direkt mit dem Christkind persönlich gesprochen!

Nein – und ich möchte diese heiligen Schauer nicht missen, die uns da selbst unsre leiblichen Erzeuger einflößten. – Und es ist vielleicht nicht zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß unsre jungen Leiber wohl schier ein wenig asketisch abmagerten vor all den inneren Gesichten, die keine andre Kirchenfestzeit des Jahres in solcher beziehungsreichen Fülle aus unserm Blut aufstehen zu machen vermochte. So wie jenem Mann in der Mythe erging es uns: alles um und um, was unser aufgeregter Atem auch nur von fern anhauchte, verwandelte seinen Sinn sogleich in einen goldenen weihnachtlichen.

 

Und dann endlich war Heiligerabend da ...

Der Vater solle die Kinder doch in Gottes Namen auf die Eisbahn ziehen lassen, bittet die Mutter ein soundsovieltes Mal. Und auf dem Weg mögen sie dann in der Klosterkirche die von dem Englischen Fräulein wunderbar aufgebaute große Krippe ansehen. Nur daß sie mit Gottes Hilfe von hier zu Haus weggebracht sind, indem doch das Christkind noch mindestens zweimal herkommen muß mit allerlei ...

Die Straße, die wir trippeln, tanzt von allerlei Leuten. Von jungem Volk, das gleich uns zur Eisbahn geschickt wird. Und von Erwachsenen, die – als ob die ganze Straße lauter Wetterhäuschen wären und in einem fort gar große Witterungsumstürze stattfänden – zur einen Tür herauslaufen und in eine andre schon wieder hinein!

Mitten auf dem Weg aber stehen da einmal zwei Uniformierte. Der eine – ein Vizefeldwebel vom Oberhaus, der Militärstrafgefangenenanstalt; der andre – ein Gefängniswärter von der städtischen Fronfeste. Beide – ebenfalls »Christkindl«; militärisch und polizeilich angestellte Christkindl. Und der eine hat für die eingesperrten Soldaten auf Oberhaus, was auf den Wunschzetteln stand, besorgt: Schnupftücher nämlich und Brasiltabak. Während der andre für die Gerichtsgefangenen in der Fronfeste die Weihnachtswünsche einkaufte: nämlich Brasiltabak und Schnupftücher ...

In der Klosterkirche der Englischen Fräulein knien wir vor der großen, großen Krippe. Der erbärmliche Stall. Die heilige Familie. Das Christkindl! Herbeieilend die Hirten, von einem Engel gewiesen. Engel in der Höh'. Und über den Berg hinten nahend schon die heiligen drei Könige, von ihrem Stern geleitet. – Bis zum Dreikönigstag rücken die zentimeterweise mit Dienerschaft und Kamelen und den noch wohlverpackten Schätzen immer näher – am Dreikönigstag selber endlich sind sie ganz nah und treten in die Hütte ein und haben dann auch ihren Weihrauch, Gold und Myrrhen schon ausgepackt ... Wunderschön! ...

Und wieder geht durch die vexierten Straßen dieselbige Legende von den Bischöfen mit uns mit ... und auf der Eisbahn selber kommt heut' keine rechte Freude am Sport auf ... ein paar richtige Gassenjungen ausgenommen, die da herumlärmen ...

Ich laufe in einem fort nur in einem Kreis, und der Kreis wird immer enger und enger ... und all wir Geschwister bleiben auf der spiegelnden Fläche einander ganz nah, fiebrig wartend, daß endlich das Älteste das Wort sprechen möge, daß es Zeit sei, zu gehen ... Und wie einer von den rohen Gassenbuben hellauf schreit: Haha! Es gäbe überhaupt gar kein Christkindl nicht! da ringen wir all unsre schwisterlichen Hände ineinand' ob solchem Frevel und fliehen, fürchtend, das berstende Eis möchte auch uns Unschuldige sonst mitstrafen ...

Und wie sich zu Haus endlich die seit vielen Tagen verschlossen gewesene Tür vom »schönen Zimmer« (mit dem von innen all die Zeit zugedeckt gewesenen Schlüsselloch) auftut, da vermein' ich es heute zu sehen: unterm Tannengrün im Lichterglanz zwischen spiegelnden Kugeln – sind da nicht flammend schier zwei blutrote Herzen aufgehängt – unsrer Eltern Herzpaar – mit vor Liebe zitternden Fingern aus der Brust genommen und an den Baum getan –?


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