Isolde Kurz
Singende Flamme
Isolde Kurz

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Des Kindes Tagewerk

        Was hat das Kind zu tun?
Von früh, wenn kaum der Hahn gekräht,
Den langen Tag bis abends spät –
Ihr denkt, es treibe Spaß und Spiel?
Das Kind hat Mühn und Pflichten viel,
Darf rasten nicht noch ruhn.

Beim ersten Sonnenstrahl
Sein Jubel tönt durchs Schlafgemach,
Es huscht und küßt die Eltern wach.
Dann schleppt es Milch und Mehl herbei,
Kocht seinem Volk den Morgenbrei
Und teilt das Puppenmahl.

Zum Garten jetzt im Lauf!
Der Schneck bekroch des Elfen Haus,
Drum wäscht das Kind die Blätter aus.
Dort liegt ein Vöglein tot am Rain,
Man gräbt es voll Erbarmen ein
Und pflanzt ein Kreuz darauf.

Laßt mir das Kind in Ruh!
Das Abc ist viel zu schwer.
Wo nähm' das Kind die Zeit auch her?
Die Puppenwäsche muß herein,
Und bei dem letzten Tagesschein
Die Äuglein fallen zu.

 


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